Avila

58.083 Einwohner | 231km² | 250 Einwohner pro km² | Hauptstadt der gleichnamigen Provinz | seit 1985 UNESCO Weltkulturerbe | 110km NO von Madrid

 

Neben Toledo und Segovia gehört Avila zu den drei historischen Städten in der Umgebung von Madrid. Wie Segovia ist es durch die Berge von der rund 110km südöstlich liegenden spanischen Hauptstadt getrennt. Wenn man von Madrid kommend das iberische Scheidegebirge überschreitet, das Kastilien in zwei Teile trennt, gelangt man in die Weiten der nördlichen Meseta: Noch ganz an dessen Rand, auf über 1100m Höhe (und damit die höchstgelegene Provinzhauptstadt Spaniens), liegt Avila, in den eher unbesiedelten Weiten am Rande der Sierra.

Avila ist eine der ältesten Städte Kastiliens, aber wirklich bekannt ist die Stadt heute, weil sie sich ein historisches Erbe erhalten hat, die in fast keiner anderen europäischen Stadt mehr so zu finden ist. Avila hat noch eine durchgehende, die Altstadt umschließende Stadtmauer, die sich mit 88 Türmen auf rund 2500m Länge zieht. Sie entstand vom 11. bis ins 14. Jahrhundert und ist der wichtigste Grund, warum Avila schon 1985 zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Tatsächlich reicht die Geschichte der Stadt weit zurück. Das iberische Volk der Vettonen soll die Stadt gegründet haben, später eroberten die Römer den Ort, den sie Abila nannten. Zur damaligen Zeit scheint Avila auch den typisch römischen Grundriss gehabt zu haben, mit zwei sich rechtwinklig kreuzenden Hauptstraßen und einem Forum. Wie überall sonst auf der iberischen Halbinsel beendeten die Westgoten die römische Vorherrschaft und wurden dann von den Mauren vertrieben. Diese mussten im 11. Jahrhundert den christlichen Heeren die Stadt überlassen. Doch wie auch Toledo, lag Avila in jenen Jahren im Grenzgebiet zwischen Christentum und Islam, was dazu führte, dass die Stadt keine wirkliche wirtschaftliche Blüte erlebte. Ihre Randlage im Reich der Krone Kastiliens führte auch dazu, dass erstes eine Befestigungsanlage ab 1090 erbaut wurde. Die Bauarbeiten zogen sich bis in das 14. Jahrhundert hinein. Interessanterweise wurden die Anlagen dann aber nicht substantiell erweitert, so dass einige bedeutende Bauwerke, wie die Basílica de San Vicente schon zu ihrem Baustart außerhalb der umschlossenen Stadt lagen. Avila entwickelte sich im späten Mittelalter zu einer Stadt der Ritterschaft, die hier Häuser und Paläste bauen ließ. Mit der Vereinigung Spaniens unter den katholischen Königen gelang Avila der Aufstieg zu einer wichtigen Stadt im neu entstehenden Weltreich. Diese Bedeutung für die spanische Krone, die sich auch in wirtschaftlicher Prosperität niederschlug versiegte im 17. Jahrhundert. Erst die Eisenbahn brachte wieder etwas mehr Leben zurück nach Avila, da eine wichtige Verbindung von Madrid in den Norden Spaniens durch die Stadt führte. Im spanischen Bürgerkrieg wurde Avila schnell von franquistischen Truppen eingenommen und nach dem Ende des Krieges und in den Jahren der Diktatur Francos wuchs das Provinzstädtchen, wenngleich nicht außerordentlich schnell. Trotzdem scheint die zeit in Avila noch stehen geblieben zu sein, waren doch hier noch bis vor wenigen Jahren Plätze nach dem alten Regime benannt oder Büsten von Franco auf den Straßen zu sehen. Das ist umso erstaunlicher als der erste frei gewählte Präsident Spaniens, Adolfo Suárez doch in der Stadt aufwuchs.
Heute ist Avila ein Magnet für Besucher, welche neben der etwas rauen Landschaft des bergigen Kastiliens hier eine ziemlich gut erhaltene mittelalterliche Stadt vorfinden können. Gleichfalls strömen katholische Pilger gern in die Stadt, hat doch die Heilige Teresa von Avila hier gewirkt.