Bordeaux

Urban facts | Geschichte der Stadt Bordeaux

Bordeaux gehört zu den Städten, die ich bereits vielmals überflogen habe, niemals aber aus Augenhöhe sah. Beim Stadtnamen fallen den meisten Menschen sofort Rotweine ein, wenn sie an die südwestfranzösische Stadt denken. Mir übrigens nicht, denn ich hörte als erstes von Bordeaux als der dortige Fußballverein Girondins im Europapokal der Pokalsieger im Halbfinale 1988 gegen Lok Leipzig scheiterte und Rene Müller seineszeichens Torhüter der Messestädter im Rückspiel im ausverkauften Zentralstadion den entscheidenen Elfmeter einnetzte, weshalb jedes Kind meiner Schulklasse so werden wollte wie Rene Müller (die lebendigste Erinnerung an ihn ist der Jubel nach dem Tor, das ist insofern recht überraschend, als Müller später Torwart bei „meinem Verein“ Dynamo Dresden wurde und ich mich trotz zahlreicher Spiele da an rein gar nicht mehr erinnere).

Bordeaux gilt als heimliche Hauptstadt Frankreichs, was zum einen wohl daran liegt, dass sie drei Mal tatsächlich Hauptstadt des Landes wurde, nämlich 1870/71, 1914 und 1940, also jeweils als Deutsche ins Land einfielen und Paris als Regierungsort nicht funktionierte. Vielmehr ist sie jedoch ein Ort französischem Lebensgeistes und Genusses, etwas was man in Deutschland so schön: „Leben wie Gott in Frankreich nennt“. Der Wein der Region ist Weltbekannt und hat in der Stadt ein sehr eindrucksvolles neues Museum bekommen, auch die Küche der Stadt ist weit über die Landesgrenzen beliebt. Tatsächlich gesellt sich dazu ein eher unvergleichliches bauliches Erbe der Stadt, dessen Anlage so einheitlich gestaltet ist, wie man es in Europa sonst kaum sieht. Besonders die Schauseite zur Fluss Garonne hin ist sehr beeindruckend. Mit einer Einwohnerzahl von unter einer Millionen ist die Stadt auch als Metropole überschaubar, wirkt im Sommer aber sehr angenehm lebendig ohne überfüllt zu erscheinen. In den Cafes finden sich noch Plätze während man auf einigen Plätzen Konzerte von Bands belauschen kann, oder auf den neu geschaffenen Freiflächen am Flussufer getanzt werden kann. So scheint Bordeaux eine sehr lebenswerte Stadt zu sein (wenngleich sie im dafür eingerichteten Mercer-Ranking nicht auftaucht).

Bordeauxs Geschichte geht zurück in die Antike und mit dem Palais Gallien ist sogar noch ein Bau aus jenen Tagen zu besichtigen. Danach folgten zwei wechselvolle Jahrhunderte, die immer davon geprägt waren dass man als Handelsstadt einen Hafen hatte und mit dem Rotwein ein allgemein sehr begehrtes Produkt herstellte, dass sich sehr gut verkaufen lies. Heute ist Bordeaux auch dank vieler Studenten eine sehr junge Stadt und mit der wieder eingeführten Straßenbahn hat man sich ein sehr erfolgreiches Vorzeigeobjekt für den Öffentlichen Nahverkehr geschaffen.

Egal ob man sich einen Wein zum guten Essen einschenken lässt, oder durch die Straßen und Gassen der Altstadt flaniert, Bordeaux ist eine sehr interessante und vor allem eine wunderschöne Stadt im Südwesten Frankreichs.

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