Formentera

Größe: 82km² | Länge: 19km | Küstenlinie: 69km | Einwohner: 12.124 (2016) | Hauptort: San Francesc de Formentera (1.091 Einwohner) | gehört zu den Balearischen Inseln | höchster Punkt: 192m üNN auf der Hochfläche La Mola | Klima: Regenmenge: 417mm; Regentage: 109; Sonnenstunden: 2738

Nur etwa zwei Stunden Fährfahrt vom valencianischen Denia aus, liegt die Insel Formentera. Sie ist das zweitkleinste bewohnte Eiland der Balearen Inselgruppe im Mittelmeer, deren berühmteste Insel sicherlich Mallorca ist. Gemeinsam mit Ibiza, das nur wenige Kilometer nördlich der Nordspitze Formenteras liegt bilden die beiden Inseln die Gruppe der Pityusen, die den westlichen (und auch den südlichen) Abschluss der Balearen ausmachen.

Formentera ist anders als das viel berühmtere Mallorca, Ibiza oder Menorca zwar vom Tourismus geprägt, hat aber keinen Charme des Massentourismus, sondern ganz im Gegenteil, bietet eher ein exklusives Vergnügen. Ohne eigenen Flughafen, müssen Reisende eine kurze Fährfahrt von Ibiza (oder eine längere von Denia auf dem Festland) auf sich nehmen und erstaunlicherweise machen dies am meisten Italiener, die hier auffällig viele Gäste stellen.
Auf Formentera verweilt man dann auch meistens zum Baden und Entspannen. Eine spezielle Algenart, die allerdings in ihrem Bestand abnimmt, sorgt dafür, dass das Mittelmeer hier glasklar ist. Dabei ist Formentera so beliebt, dass die Insel im Juli und August fast zu 100% ausgebucht ist und es erheblich Mühe kostet in dieser Zeit eine Unterkunft zu bekommen. Glücklicherweise hat man auf der kleinen Insel daher nicht den Rückschluss gezogen, endlos große Hotel und Appartmenthochhäuser bauen zu müssen.

Bewohnt ist Formentera schon seit ungefähr 4000 Jahren, so zeigen es die ältesten Funde in der Höhle Cova des Fum. Interessanterweise wurde in phönizischer Zeit die Insel nicht erobert, obwohl das naheliegende Ibiza ein wichtiger Ort im westlichen Mittelmeer in jenen Tagen war. Erst die Römer führten dann zu einer nennenswerten Besiedlung der Insel. Sie nannten das Eiland „Frumentaria“, Weizeninsel, was die Quelle des heutigen Namens ist und auch auf die Nutzung der Insel Rückschlüsse zulässt. Nach der römischen Epoche wechselten sich die Machthaber hier in schneller Folge ab, erst die Vandalen, dann das byzantinische Reich, später plündernde Wikinger und schließlich die Mauren. 1235 eroberte der Katalane Jaume I. die Pityusen. Damit verbunden ist die Herausbildung einer katalanischen-balearischen Identität, denn noch heute spricht man hier, wie auf den ganzen Balearen eine Form des Katalanischen. Die wirtschaftliche Bedeutung ging jedoch immer weiter zurück bis im 16. Jahrhundert die Besiedlung vollkommen aufgegeben wurde. Erst 200 Jahre später kamen neue Bewohner auf Formentera. Ein weiteres wichtiges Datum stammt aus unser heutigen Zeit. 2007 nämlich trat erstmals ein Inselrat zusammen, der eigene Entscheidungen treffen konnte und so der Insel erstmals eine gewisse administrative Unabhängigkeit gab.
Das heutige Aussehen der Insel ist natürlich dem Tourismus geprägt, der aber wie schon erwähnt, hier nicht in seiner radikalen Form der Massenunterkünfte daherkommt. In den 1960er Jahren entdeckten Hippies die Insel und bis in die 1970er Jahre war Formentera in gewisserweise eine alternative Hippie-Insel. So sollen auch berühmte Musiker hier zeitweise gelebt haben. Von Bob Dylan sagt man, dass er gar ein halbes Jahr zurückgezogen in einer Mühle lebte. Chris Rea drehte auf Formentera das Video zu seinem seinen bekannten Song „On the Beach“. Immer wieder wurde die Insel als Kulisse verwendet, so wie später auch in Julio Medems Film „Lucia y el sexo“.
Seitdem Touristen die Insel entdeckt haben, stieg die Einwohnerzahl Formenteras fast explosionsartig an, wenn man zusätzlich bedenkt bedenkt, dass das Eiland ohne Tourismus von 1930 bis 1970 eine leicht rückläufige Zahl an Bewohnern hatte. Waren es anfangs Festlandspanier, die hier Arbeit fanden, so sind es in den letzten beiden Jahrzehnten Ausländer, zumeist aus der Europäischen Union, die sich auf der Insel niederlassen. Lag der Ausländeranteil 1991 noch bei 5,3% ist er 2008 schon auf 30,8% gestiegen.
Formenteras eher kleine Fläche lässt die Insel bequem auch mit Motorrollern oder Fahrrädern erkunden, wozu man überblickartig nicht mal einen ganzen Tag benötigt. Richtig schön wird es hier aber erst, wenn man sich etwas mehr Zeit nimmt und die kleinen Calas (Buchten) erkundet, welche Formentera zur wohl beeindruckendsten Badeinsel Europas machen.