Die Skyline der Stadt

Historie der Skyline | Elemente der Skyline | Städte und ihre Skylines

Die Silhouette einer Stadt ist so etwas wie ihre optische Zusammenfassung oder vielleicht besser ihr Erkennungszeichen. Heute wird gern von der Skyline gesprochen, auch wenn das ein Begriff ist, der erst mit den Hochhäusern, den Skyscrapern, entstanden ist und vor 1890 eigentlich nicht auftaucht. Für diese kleine Abhandlung über die Ansicht einer Stadt, werden wir die beiden Wörter Skyline und Silhouette gleichbedeutend benutzen, auch wenn sie unterschiedliche Herkünfte und auch Bedeutungen haben.

Auf dieser Seite soll ein Blick auf die Skylines von Städten gerichtet werden. Wie sind sie historisch einzuordnen, nach welchen Elementen fügt sich eine Skyline zusammen und wie kann man unterschiedliche Stadtsilhouetten kategorisieren und was sagt das über die jeweilige Stadt aus.

Historie der Skyline

Eine Skyline lässt eine vertraute Ansicht der Stadt für die Bewohner entstehen. Gleichzeitig ist sie so etwas wie eine Zusammenfassung für Besucher des Ortes. Städte einzuordnen und ihren Inhalt, daher ihre Wahrzeichen zu unterscheiden ist kein zeitgenössisches Phänomen, so war schon das Erkennen der Bestandteile der Silhouette für den Rom-Reisenden zu einer Art von Ritual (das Unterscheiden und Benennen aller Kuppeln) geworden. Heute fungieren die bildlichen Abbildungen der Skylines als Label für die jeweilige Stadt, als Einladung, Versprechen und Erkennungszeichen.

Historisch entstehen die ersten Stadtansichten im Mittelalter. Im 12. Jahrhundert wird damit begonnen, das königliche Siegel mit der Ansicht von Städten des Herrschaftsgebietes zu verzieren. Später, ab der Renaissance, gibt es solche Stadtbilder auch auf Münzen und Medaillen, heute finden wir sie hauptsächlich auf T-Shirts, Postkarten oder auf den Seiten der Präsentationsmedien der Orte. Bis in die Renaissance hinein, handelte es sich bei den Stadtansichten aber zumeist um ideale Bilder, die aber gewisse Realitätsbezüge aufwiesen. Deren Sinn bestand weniger in einer genau perspektivischen Darstellung der Stadt als in einer funktionalen Schau. In der Weltchronik von Hartmann Schedel aus dem Jahr 1493 etwas wurden für die Städte Mainz, Neapel, Aquileia, Lyon und Bologna dasselbe Bild genommen (was noch dazu eine Vorlage einer älteren Darstellung der Stadt Candia, dem heutigen Heraklion war). Ziel war nicht die exakte Wiedergabe der Stadt, sondern das Aufzeigen einiger Charakteristika, wie den Reichtum der Stadt, die günstige Lage am Ufer eines Gewässers und die sichere Stadtbefestigung, welche Ruhe und Ordnung verlieh.
Das Panorama der Stadt, das Aufzeigen der repräsentativen Elemente des Ortes – ihrer Schauseite war das Anliegen der frühen Stadtdarstellungen. Das geht zurück auf die Malerei des 14. und 15. Jahrhunderts, welche im Bildhintergrund historische Ereignisse und auch Städte dokumentierte. Reiche Bürger oder ganze Städte bzw. deren Administrationen konnten aus Lokalpatriotismus selbst ein eigenes Portrait bestellen, dass dann im Hintergrund den Ort abbildete.
Ein erster Versuch sich ganz, auf eine möglichst realistische Abbildung der Stadt zu beschränken, ist das wunderbare Buch, die „Städte der Welt“ von Georg Braun und Franz Hogenberg.  In diesem 6-bändige Werk (welche nacheinander von 1572 bis 1617 veröffentlicht wurden) das im lateinischen Original „Civitas Orbis Terrorum“ heißt, finden sich 250 Kupferstiche mit kolorierten Tafeln, die versuchten eine realistische Perspektive auf eine Ansammlung von Städten zu geben. Dabei wurde jede Ansicht auch mit einer Beschreibung der Stadt versehen und der Autor Georg Braun lud Leser dazu auf, ihm Ansichten ihrer Städte zu senden, damit er diese in späteren Auflagen verwenden konnte. Es war diese frühe Form der „Kunst des Städtelobs“ (S. Füssel S.9), welche das Stadtmarketing unserer Zeit vorbereitete.
Ebenfalls in der Zeit der Renaissance entstanden die ersten Stadtsillhouetten, beginnend mit der Ansicht von Florenz  aus dem Jahr 1480. Die wichtigsten Gebäude der Stadt wurden dabei als Silhouette gegen den leeren Himmel dargestellt. Heute sind Stadtsilhouetten eher als eine Auswahl der wichtigsten Gebäude gebräuchlich, die zumeist zweifarbig, vor einem Hintergrund als eine Anzahl von Wahrzeichen platziert werden. Sie besitzen weder einen einheitlichen, oder gar natürlichen Standpunkt, noch sind die abgebildeten Gebäude in einem realistischen Maßstab zueinander angeordnet (ein Beispiel, die offizielle Stadtsilhouette, die von der Stadt Dortmund herausgegeben wird: http://www.dortmund.de/media/p/lokalpolitik/grafikstadtsilhouette.pdf).
Mit der Entstehung der militärischen Artillerie und von komplizierten Verteidigungsanlagen,  wuchs auch ein politisches und militärisches Interesse an Stadtansichten und damit auch ein genaueres und maßstabsähnliches Bild von der Stadt. Im 17. und 18. Jahrhundert betonten Ansichten, die Verteidigungsgürtel eines Ortes. Eine erste systematische Dokumentation ließ der spanische König Philip II. (1556-98) von den wichtigsten Städten seines Landes einrichten. Dies waren weniger Pläne, als perspektivische Ansichten oder Vogelperspektiven, die einen Überblick über die jeweilige Stadt boten. Im Vordergrund jener Abbildungen stand zumeist der Teil der Stadt, der mit der souveränen Herrschaft identifiziert wurde (Paläste oder Rathäuser).
Heute in Zeiten von google Maps, wo sich Stadtplan und fotografische Aufnahme von Wahrzeichen treffen sind die Möglichkeiten der Darstellung von Städten, ihres Anblicks, höchst vielfältig und schwankt zwischen Marketing, Ästhetik und Genauigkeit. Die hier vorliegende Darstellung hat sich zum Ziel gemacht, nicht willkürliche Zusammensetzung von Wahrzeichen aufzuzeigen (diese finden sich dann eher in den Fotogalerien der Städte), sondern tatsächliche Perspektiven, die fotografisch aufgenommen wurden, zu präsentieren. Dieser vermitteln ein viel besseres Bild, was eine Stadt ausmacht, wie sie sich wirklich für Besucher und Einheimische zeigt und auch was sie nach alle den Jahrhunderten ihrer Geschichte, heute präsentieren oder auch nicht verbergen kann.

Elemente der Skyline

Die städtische Skyline ist, wie gerade erwähnt, das Ergebnis eines kumulativen historischen Prozesses. Dabei spielen hohe Bauwerke eine besondere Rolle, denn ihre Sichtbarkeit in der Masse der Gebäude einer Stadt sticht heraus. Sie bedienen sich daher des Vorteils ihrer besseren Sichtbarkeit. Früher hatten hohe Gebäude zumeist den Aspekt, eine symbolische Funktion zu besitzen. Sie sollten – zumeist als öffentliche Gebäude – die Bedeutung und die Selbstdarstellung des Ortes verkünden und eine Hierarchie der öffentlichen Institutionen augenfällig machen. Jedoch gab es auch schon im Mittelalter private Bauten, die in die Höhe wuchsen, obwohl dies eher selten war. Ein Beispiel sind die Geschlechter-Türme, wie der Asinelli-Turm, aus dem frühen 12. Jahrhundert in Bologna. Diese hohen privaten Bauten wurden aber von der Öffentlichkeit mit ebenso hoher Skepsis gesehen und deshalb war es zumeist den Gotteshäusern und etwas weniger emporragend, den Rathäusern vorbehalten, markant hervorzutreten, denn welchem Individuum oder welcher Familie sollte es vorbehalten sein sich über die Gemeinschaft zu stellen? Vor der Säkularisierung der westlichen Welt beherrschten daher zumeist sakrale Gebäude die Stadtsilhouette, im europäischen Regelfall waren dies Kirchtürme. Diese standen seit dem 9. Jahrhundert in Italien eher frei neben den Kirchen, während nördlich der Alpen vermehrt Kirchen mit zwei Türmen gebaut wurden, die sich direkt der Basilika anschlossen. Auffällige und gewaltige Kuppeln gab es seit Brunellschis Kuppel für den Dom in Florenz seit der Renaissance. Im orthodoxen Osten sind sie schon eher vorhanden, besonders in Byzanz schon im 6. Jahrhundert, man denke nur an die Hagia Sophia. Nimmt man nun die markante Stadttore, überragende Stadtmauern oder Türme von Rathäusern sowie georgafische Faktoren wie Gewässer oder Berge hinzu, hat man schon die grundlegenden Elemente einer Skyline bis zur Industrialisierung aufgezählt.
Die Industrialisierung wandelte die Skyline dann aber maßgeblich. Schornsteine, Wassertürme, später Sende- oder Fernsehtürme und natürlich Hochhäuser tauchten neu im Bild auf. Und mit dieser Umwandlung entstand auch eine Privatisierung der Skyline, denn die wachsenden Wolkenkratzer waren zumeist auf private Initiativen hin gebaut wurden. In den USA wurden die neuen Hochhäuser zum Monument von kommerziellen Erfolg und Reichtum. Moderne amerikanische Unternehmen sahen den Büroturm als Symbol für Wohlstand und so wurde der Wolkenkratzer zum Zeichen der Großstadtambitionen. Die Existenz des Hochhaus hatte und hat aber auch funktionale Zwänge und war nicht eine rein symbolische Protzerei, wobei die Unterschiede fließend waren und sind. In den Innenstädten wurden und werden Grundstücke immer wertvoller (gerade auch nach der historisch einsetzenden funktionalen Teilung der Stadt, in Wohngebiete, Gewerbegebiete und einem innenstädtischen Geschäfts- und Tourismuskern, der insbesondere eine starke Wertsteigerung erfahren hat), was das Ausnutzen der vorhandenen Fläche in die Höhe geradezu notwendig macht. Dergleichen hat die mit der Industrialisierung verbundene Urbanisierung eine gewaltige flächige Ausbreitung ehemals übersichtlicher Orte hervorgerufen. Städte sind nun kaum mehr in ihrer Gesamtheit auszumachen und wenn dann nur aus großer Entfernung. Und auch dabei besteht das Problem, dass durch den Prozess der Suburbaniserung, also dem Wegziehen in die Vorstädte, die Stadt zu einem urbanen Komplex wird, der über die eigentlichen verwaltungstechnischen Grenzen hinaus geht.

Die Abbildung der Skyline wird daher zu einem Suchen in der Vielzahl der Möglichen Blicke, Anblicke und Perspektiven, die auf die Stadt möglich sind. Daher ist eine kurze theoretische Übersicht nicht unangebracht, um vier gestalterische Elemente der Skyline zu unterscheiden, welche nach Spiro Kostoff (in „Das Gesicht der Stadt“), aufgezählt werden können:

  • Die Höhe: diese ist zumeist relativ im Kontrast mit der Umgebung. Städtische Verordnungen können beispielsweise Höhen von Bauwerken beschränken, wie dies schon im augusteischen Rom oder im elisabethanischen London der Fall war. Aber es kann auch da wiederum Ausnahmen geben. So durfte beispielsweise das Rathaus von Los Angeles dreimal höher werden, als die angesetzte Maximalhöhe der restlichen Gebäude von 46m. (LA hatte bis 1956 diese Höhenbeschränkung, was erklärt, dass die Stadt heute nur eine sehr junge Hochhausskyline hat. Washington hat noch heute eine Begrenzung der Bauwerke auf 39,6m, wobei natürlich einige historische Monumente, die entsprechend zur Geltung kommen sollen höher sind)
  • Die Form: hier spielt der Umfang von hohen Gebäuden eine Rolle, welche dann die Stadt Silhouette formen, ein Fernsehturm nimmt eine vollkommen andere Form in der Skyline ein, als eine gewaltige Kuppel oder aber ein mehrstufiges Hochhaus.
  • Die Annäherung oder Perspektive: wo steht man wenn man auf die Skyline blickt? Bei kleineren Städten gab es früher drei Möglichkeiten: die Ansicht von einer Landstraße aus, Ansicht vom Fluss oder Meer aus oder die Ansicht von einem Aussichtspunkt.
    Überhaupt hat sich mit der flächenmäßigen Vergrößerung der Städte das Problem aufgetan, dass die gewählte Perspektiven zumeist nur Ausschnitte erlauben. Die Stadtsilhouette verliert daher den Anspruch einen Zusammenfassung zu sein und ist dann mehr eine Kenntlichmachung eines Teilaspektes. Valencia zum Beispiel hat sich neben dem historischen Stadtkern, der zumeist Kirchen und Häuser des Mittelalters und der Neuzeit beherbergt, ein zweites Viertel, die Stadt der Wissenschaft und Künste, vom heimischen Architekten Santiago Calatrava anlegen lassen, was etwas außerhalb der Innenstadt steht und ein vollkommen anderes Bild abgibt, denn es handelt sich hier um ein neues eigenes Viertel mit öffentlichen Einrichtungen, dass eine ganz andere, eher der Zukunft zugewandte Facette darstellen möchte, das moderne Valencia von morgen, schon heute. Interessanterweise gibt es aber keine Perspektive, keinen Ort, der beide Viertel bildlich vereinen könnte.
  • Städte können eigene farbliche Gesamtwirkung haben, aber die Ausbreitung der Elektrizität machte eine neue nächtliche Skyline sichtbar, welche wiederum die Ansicht auf die Stadt ändert. So ist Dubai ein buntes Farbenmeer in der Nacht, während Edinburgh bei Tage eine graue, aber erhabene Wüste an den Hügeln und Ufern des Firth of Forth ist.

Städte und ihre Skylines

Wie schon beschrieben geht es uns auf dieser Seite nicht um eine Aneinanderreihung von Wahrzeichen der Stadt, sondern auf den Blick auf eine solche. Dieser soll von einem Standort gewählt und fotografiert werden, der eine An- bzw. Ein-sicht auf die betreffende Stadt möglich macht. Wie präsentieren sich Städte heute und was sagt dies über sie aus.
Dabei kann man verschiedene Formen der Skylines unterscheiden. So können entweder Hochhäuser den Blick auf die Stadt dominieren, oder es wurde versucht den Bau dieser zu beschränken und bewusst den Blick auf historische Gebäude zu lenken. Natürlich kann auch die Industrialisierung an sich ihre Spuren hinterlassen, in Form von großen und kaum übersehbaren Fabriken mit ihren Schloten. Zumeist sehr pittoreske Silhouetten bieten sich bei herausragender geografischer Beschaffenheit, so wie es beispielhaft bei Rio de Janeiro zu nennen ist, wo sich Berge und Meer scheinbar malerisch in das Bild der Stadt Mengen.

Nach allen theoretischen und historischen Betrachtungen, nun ein konkreter Blick auf die Skylines einiger Städte, die bei tommr.net Beachtung finden. Damit soll sich auch zeigen, wie unterschiedlich mit diesen Schauseiten, den Visitenkarten der Städte verfahren wird, wie unterschiedlich als Städte aussehen können. Kurz zusammengefasst kann man neben traditionellen Silhouetten, auch dynamische Silhouetten unterscheiden. Traditionelle Skylines versuchen ihre historischen Ansichten zu schützen und Hochhäuser nicht zentral oder gar nicht bauen zu lassen. Das Gegenteil dazu wären dynamische Skylines, die besonders in den letzten 100 Jahren eine erhebliche Veränderung erfahren haben. Zuerst wurden Kirchtürme von Hochhäusern abgelöst und diese dann von höheren Wolkenkratzern und so weiter. Anders als eine geschützte Silhouette ist eine Dynamische stets der Erneuerung unterworfen, ganz dem modernen Motto von schneller, höher weiter. Die meisten Städte versuchen aber einen Mittelweg zu wählen, wo die Skyline punktuell weitert wird und in einen gewissen Einklang mit der historischen Bausubstanz gestellt wird, was in manchen Ecken zweifellos mehr gelingt als in anderen.  In der folgenden Fotoschau werden wir dies mit einigen Aufnahmen aufzeigen.