Geschichte Zaragozas

Caesaraugusta und das maurische Sarakusta

Die Gegend des heutigen Saragossa am Ebro-Fluss gelegen war schon vor den Römern besiedelt gewesen. Damals waren es wohl die Sedetanier, ein Stamm der Iberer, die in jenen Gefilden lebten. Unter anderem gründeten sie einen Ort namens Salduie, einem sehr frühen Vorläufer der heutigen Stadt. Später, im Jahr 25 v.u.Z. ließ der römische Kaiser Augustus hier eine Stadt gründen und auch gleich nach sich benennen; Caesaraugusta war entstanden. Vor allem ehemalige Soldaten, die in den Schlachten mit den Iberiern kämpften, ließen sich hier nieder. Es entwickelte sich ein nicht unbedeutender Ort mit allen für eine römische Stadt notwendigen Einrichtungen, wie dem Forum oder einem Amphitheater. Auch heute noch sind zahlreiche antike Ruinen in der Stadt zu bewundern, die von Saragossas langen Geschichte zeugen. Die Westgoten übernahmen nach den Römern, in der Spätantike die Stadt, die nicht in einer Schlacht überrannt, sondern einfach übergeben wurde, was ihr natürlich zugute kam.

Wie fast alle Teile der iberischen Halbinsel, fiel auch Saragossa nach der muslimischen Invasion in maurische Hände. Mit dem Zerfall des Kalifats von Cordoba 1013, entstanden viele kleinere muslimische Reiche. Eines der bedeutendsten dieser kleinen Königreiche war das Taifa Zaragoza, das endgültig 1018 entstand. Dessen Hauptstadt war Sarakusta, der maurische Name für das alte Caesaraugusta. Es wurde erst von der Familie der Tudschibiden regiert, nach drei Dekaden dann aber von den Banu Hud, die sich versuchten mit zahlreichen Allianzen (unter anderem mit dem legendären El Cid) an der Macht zu halten. Obwohl das Taifa eine beachtliche Größe hatte und bis weit an die levantinische Küste reichte zerfiel es recht bald wieder, da es von allen Seiten attackiert wurde. Unter anderem auch von Norden her, von den neu entstehenden christlichen Königreichen.

Saragossa im Königreich und unter der Krone Aragóns

Die Geschichte der Stadt Zaragoza ist eng verbunden mit der des Königreiches Aragón. Der Name Aragón stammt von einem Fluss, der von den Pyrenäen in den Ebro fließt. Das frühe Königreich Aragón, ist eines der kleinen christlichen Reiche, im Norden der iberischen Halbinsel, schon früh als Grafschaft mit Navarra vereinigt. 1035 erbte Ramiro I. von Aragon, nach dem Tod seines Vaters Sancho III. eine kleine Region und es entstand das Königreich Aragon, was sukzessive durch Rückeroberung von maurischen Gebieten vergrößert werden konnte. Schon gegen Ende des 11.Jahrhunderts wurde die Grenzlinie bis an den Ebro gezogen und um 1118 gelang unter König Alfonso I. die Einnahme von Saragossa.
Das die Stadt schon unter den Mauren bedeutend war wurde sie gleich zum neuen Königssitz ernannt. Die maurischen Einwohner durften in der Stadt leben bleiben, mussten aber einen steuerlichen Tribut bezahlen. So entkamen die neuen christlichen Könige dem Problem, keine Einwohner für die neue Metropole zu haben und generierten gleichzeitig vermehrte Steuereinnahmen. Gleichzeitig wurden künstlerische Traditionen beibehalten. Die Christen waren durchaus begeistert von den Kunstwerken und den Häusern des Islam und im Stil des Mudejar ließen sie sich neue Bauwerke errichten, oder veränderten Bestehendes nach ihren Wünschen. So wurde die große maurische Burganlage, die Aljaferia, zu einem neuen Palast umgebaut. Auch andere Kirche, wie die Kathedrale Seo, die später zur Krönung des Königs benutzt wurde ist ein gelungenes Beispiel für Mudejar-Architektur in Saragossa, der übrigens heute unter UNESCO-Weltkulturerbeschutz steht.

1137 machte der damalige König Ramiro II. eine Hochzeit seiner Tochter Petronella mit dem Grafen von Barcelona Raimond Berengar IV. aus (Petronella war da 1 Jahr alt!), woraus sich letztendlich 1164 das neue Territorialgebilde der „Krone von Aragón“ ergab. Die Krone von Aragón ist allerdings etwas anderes als das Königreich Aragón, das weiter bestehen blieb. Das Gebiet der Krone beinhaltete anfangs (später mehr) zwei unterschiedliche Länder mit ungleichen Verwaltungs- bzw. Rechtsformen, nämlich die Grafschaft Barcelona (oder auch Katalonien) und das Königreich Aragon. Beide einte lediglich der gemeinsamen Herrscher. 1317 schließlich legte Jaume II. fest,  dass die Königreiche Aragón, Valencia (sein Vater, Jaume I. eroberte weite Teile der Levante und gründete daraufhin das Königreich Valencia) und Katalonien immer von gleichen König regiert werden sollten, intern aber durchaus unterschiedliche Vertretungen und Rechtssysteme haben konnten. Insofern war die Krone Aragóns kein einheitlicher Staat, sondern vielmehr ein Territorialkonglomerat, in welchem das Königreich Aragón ein Teil war. Niemand nahm sich innerhalb der Krone Aragóns als ein gemeinsames Volk war, so wurden Aragonesen in Katalonien als Ausländer gesehen und umgekehrt natürlich genauso. Lediglich die Person des Königs war ein verbindendes Glied. Der erste König der Krone Aragons war Alfons II. Die Cortes in Saragossa ließen es sich auch nicht nehmen, formell dem König die Macht zu übertragen, wenngleich dieser seine Nachfolge selbst festlegte. Und so musste der neue Herrscher seinen Eid in der Kathedrale in Saragossa, der Seo, ablegen. Dies in einer 2-tägigen Prozession von der Aljaferia zur Seo und wieder zurück. Erst nach dem Eid, konnte der König offizielle Amtshandlungen vornehmen (dieser Eid musste natürlich auch in Katalonien und nochmals in Valencia abgelegt werden, obwohl die Krone von Aragón später weitere Teile des Mittelmeers, wie die Balearen oder Neapel beherrschte, blieben die drei Königreiche das Kernland der Krone).
Innerhalb der Krone kam es durchaus auch zu Spannungen zwischen den Königreichen. Aragón wurde wirtschaftlich schnell von Katalonien abgehängt und nach der Gründung des Königreichs Valencia hatte Aragón auch keine Möglichkeit mehr territorial zu expandieren (und beispielsweise wieder Meereszugang zu erhalten, wie noch das Taifa Zaragoza besaß). Als König Martin I. 1410 in Barcelona kinderlos starb (er überlebte alle seine vier Nachkommen) wurde lange um die Nachfolge zwischen Aragón, Valencia und Katalonien gerungen, wobei im Kompromiss von Caspe 1412, schließlich Fernando I. aus dem kastilischen Herrschaftshaus der Trastamara zum neuen König ausgerufen wurde. Hier setzten sich nicht nur die aragonesischen Interessen (gemeinsam mit den Valencianischen, beide Länder sahen in einer Annäherung zu Kastilien wirtschaftliche Vorteile) durch, gleichfalls kam es zu einer Annäherung der Krone Aragons mit Kastilien. Dies führte später, 1469 dazu, dass der König von Aragon Fernando II., Isabella von Kastilien heiraten und damit den Weg bereitete, für ein vereinigtes Spanien.
Auch im vereinigten Spanien, dass ab dem 16.Jahrhundert von den Habsburgern regiert wurde, behielt das Königreich Aragon, wie auch die anderen Mitglieder der Krone, seine Eigenständigkeit. Weiterhin bestanden die eigenen Cortes (Ständeversammlungen) weiter, wie auch die Selbstverwaltung Aragóns von Zaragoza ausging. Erst mit dem Spanischen Erbfolgekrieg (1700-1714) und dem Sieg der Bourbonen über die Habsburger, sollte das Königreich Aragón zerfallen. Der neue spanische König Philipp V. gestaltete den spanischen Staat in zentralistischer Art um (1707 mit den sogenannten „Decretos de Nueva Planta“). Auch wenn es innerhalb des Krieges, 1710 noch einmal in der Schlacht von Zaragoza einen Sieg der pro-habsburgischen Truppen gab, welche die Eigenständigkeiten bewahren wollten, sollte der Krieg aus dem Königreich Aragón eine Provinz Kastiliens machen und Saragossa zur Provinzhauptstadt. Nur in der heutigen spanischen Königstitulatur findet sich noch ein Hinweis auf die ehemalige ruhmvolle Krone, denn der spanische Monarch bezeichnet sich immer noch unter anderem als König von Aragón.

Krieg mit den Franzosen

Ein weiteres noch heute in Saragossa besonders betontes Ereignis, waren die Kämpfe innerhalb der napeolonischen Kriege auf der iberischen Halbinsel,  insbesondere der Kampf um die Stadt im Januar 1809. Sowohl die spanische Armee, als auch die einheimische Bevölkerung nahm den Kampf mit den französischen Besatzertruppen auf. In einem typischen Guerilla-Krieg wurden Häuser und sogar einzelne Stockwerke zäh verteidigt und sogar Zivilisten sollen versucht haben die Angreifer mit kochendem Wasser oder Steinen abzuwehren. Letztendlich siegten die Franzosen am 22. Januar 1809 und besetzten eine fast völlig zerstörtes Saragossa. Die Geschichte der heldenhaft kämpfenden Einheimischen jedoch, in jener Schlacht mit über 50.000 Toten, ist in der spanischen Geschichte unvergessen und gilt als heldenhafter Aufstand vor dem Feinde.

Das 20.Jahrhundert

Saragossas entscheidendes Wachstum setze erst im 20.Jahrhundert ein, als sich die Bevölkerung mehr als versechsfachte. Die Industrialisierung setzte ein und machte die Stadt zu einem wirtschaftlichen Zentrum in einer eher strukturschwachen Region, gleichzeitig wuchs die Stadt nicht nur an Einwohnern, sondern auch flächenmäßig stark an, wobei die meisten Bürger auch heute noch in der Nähe des Stadtzentrums wohnen. Saragossa wurde ebenfalls zu einem Zentrum der Armee, denn 1940 eröffnete hier die Generale Militärakademie, eine Ausbildungsstätte für höhere Armeeränge. Auch der Flughafen Saragossa hat noch eine hohe Militärische Bedeutung und wird auch von den US-Streitkräften genutzt. Traurige Bekanntheit erlangte Stadt durch den vermutlich von der ETA eingeleiteten Brand im Corona Hotel mit 80 Toten im Jahr 1979 (was allerdings niemals gerichtlich Bewiesen wurde) und den Bombenattacken 1987, bei welchen ebenfalls 11 Menschen starben.
Eine entscheidende Erneuerung Saragossas sollte mit der Expo 2008 eingeleitet werden, die der Stadt ein neues Gesicht verleihen sollte, so ist die Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft Aragón heute eine Stadt mit einer Vielzahl interessanter zeitgenössischer Bauten.