Guardamar del Segura

15.589 Einwohner | 35km² | 35km S von Alicante | an Mündung des Segura ins Mittelmeer gelegen

In der langen Linie von Küstenorten die sich an Spaniens Mittelmeerküste entlang ziehen, ist Guardamar del Segura tatsächlich etwas Besonderes. Das liegt weniger daran, dass das Städtchen der südlichste Punkt Spaniens ist, wo noch Katalanisch bzw. seine Sprachform Valencianisch gesprochen wird, sondern an seiner – insbesondere für spanische Urlaubsorte – Eingebundenheit in die Natur. Höhere Häuser finden sich hier nicht am Strand (allerdings schon in einigen Urbanisationen im Umland), vielmehr ist Guardamar eingebettet in zahlreiche Grünanlagen in den Dünen. Wie fast überall an der Küste steigt die Einwohnerzahl der regulären 15.000 Bewohner im Juli und August auf rund 45.000.

Diese können dann einen etwas anderen Urlaubsort genießen. Zwar gibt es auch in Guardamar eine Strandpromenade, aber diese ist nicht wirklich durchgehend und unterhalb der Innenstadt befindet sich nur eine einzige Häuserreihe am Meer. Dahinter stehen aber nicht die üblichen quadratischen Reihen von Wohn- und Hotelhochhäusern, sondern es erstreckt sich eine Parklandschaft in den Dünen. Interessanterweise ist diese Naturbelassenheit, aber erst rund 100 Jahre alt. Damals stand das Örtchen vor einem großen Problem. Die Anlagerungen des Meeres und der Schwemmsand des gleich in Stadtnähe mündenden Segura-Flusses, sowie die Erosion des Bodens, der jahrhundertelang seiner Bäume beraubt wurde und nicht zu vergessen, der teilweise stark auftretende Ostwind, ließen die Dünen immer größer vor den Häusern auftürmen und es bestand die Gefahr, dass das Guardamar irgendwann einmal im Sand begraben würde. Also wurde der Plan gefasst, einen Park zu errichten. Francisco Mira y Botella, ein Landschaftsarchitekt aus der Region Alicante, begann um 1900 mit den ersten Baumpflanzungen, um die Bodenerosion zu stoppen und den Ort zu schützen. Pinien, Palmen und Zypressen wurden aufgeforstet und mit den Jahren entstanden die beiden Parks Alfonso XIII. und Reina Sofia, welche die 800 Hektar große Dünenlandschaft Pinada de Guardemar ausmachen. Heute kann man die beiden Parks wunderbar für Spaziergänge nutzen, um zu radeln oder zu joggen. Auch wird dieser Küstenschutz gegenwärtig weiter betrieben, so zu sehen an den direkt am Strand gebauten älteren Häusern, welche langsam vom Meer aufgefressen werden, wobei sich die Stadt hier an das spanische Küstenschutzgesetz hält und die Eigentümer sogar enteignet werden können.

Auch wenn der augenscheinlichste Teil Guardamars die begrünte Dünenlandschaft ist, muss wie in so vielen Orten am Mittelmeer auch darauf hingewiesen werden, dass das Gebiet der heutigen Stadt schon seit Jahrtausenden besiedelt wurde. Schon die Phönizier siedelten hier und Reste ihrer Kolonie „Alonis“ aus dem 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung wurden bei archäologischen Grabungen gefunden. Nicht zu vergessen ist der bedeutendste Fund, welcher 1987 gemacht wurde, die „Dama de Guardamar“, eine Frauenbüste der Iberer, die rund 2300 Jahre alt ist und der noch bekannteren „Dama de Elche“ ähnelt. Heute ist sie im Archäologischen Museum in Alicante zu sehen.
Die Araber nannten die Gegend um die Mündung des Segura später: „Guald-al-ramal“ (=“Sandfluss“), was ein Ursprung des heutigen Ortsnamen wäre. Arabische Grenzbefestigung in Küstennähe wurde bei Ausgrabungen nachgewiesen, an denen nicht nur Soldaten, sondern wohl auch Gelehrte lebten. Um 1245 eroberte Alfonso X. das Gebiet der heutigen Stadt von den Mauren, für die Krone Kastiliens. Nach einem Aufstand ließ er 1265 die islamische Bevölkerung vertreiben und 1277 die rein christliche Siedlung Guardamar del Segura auf dem heutigen Schlossberg errichten. Dabei wurden Menschen aus den Regionen Valencia und Barcelona angesiedelt, was erklärt, dass Guadamar heute der südlichste Zipfel ist, in dem noch katalanisch gesprochen wird. Am 21.März 1829 führte ein schweres Erdbeben zu großen Zerstörungen und zahlreichen Todesfällen. Der mittelalterliche Ort auf dem Schlosshügel und die Burganlage wurden nahezu komplett zerstört. Beim Aufbau der neuen Stadt wurde darauf geachtet, niedrige Häuser mit großen Innenhöfen zu erbauen, die eine möglichst hohe Erdbebensicherheit ermöglichen. Weiterhin wurde die Stadt neoklassisch angelegt, mit einem strikten Grundriss nach Nord-Süd Richtung und drei exponierten Plätzen. Neben dem schon erwähnten Pinadar de Guadamar kam 1962 ein weiteres weithin sichtbares, aber kaum bemerktes Detail etwas außerhalb des Ortes hinzu, der Toretta de Guardamar, ein 370m hoher, abgespannter Stahlfachwerksendemast des US-Militärs. Seine Antenne dient der Übermittlung von Meldungen an abgetauchte US U-Boote und wird mittlerweile auch von der spanischen Marine betrieben. Er ist damit nicht nur die höchste gebaute Struktur auf der iberischen Halbinsel, sondern sogar in der Europäischen Union.