Literatur über Madrid

Gisela Noehles-Doerk „Madrid und Zentralspanien. Kunstdenkmäler und Museen“ aus der Reihe Reclams Kunstführer; 1986

Gisela Noehles Doerk gibt einen sehr fundierten Überblick über die Kunstschätze in und um Madrid. Sie behandelt ausführlich die Museen der Stadt Madrid und des Umlandes (bis hin nach Salamanca und Toledo), sie stellt übersichtlich die Geschichte Kastiliens und der beschriebenen Ortschaften dar und sie sammelt sehr viele nützliche Informationen zu Gebäuden und kleineren Ortschaften, welche nicht zum Standard „normaler“ Reiseführer gehören. Natürlich bleibt sie eng am Thema Kunst verhaftet und trifft keinerlei Aussagen zum Thema Essen, Übernachten, Shopping oder ähnliches. Wer diesbezüglich Informationen benötigt sollte sich unbedingt noch andere Lektüre besorgen. Jedoch habe ich noch keinen Führer über Madrid in deutscher Sprache gesehen, der über so viele Ecken in Madrid eine kurze und interessante Erklärung liefern kann. Einzig das Alter des Buches und die nicht vorhandene Neuauflage stören, da sich Madrid in den letzten 30 Jahren doch erheblich entwickelt hat.

 

Baedeker Reiseführer Madrid  (9.Auflage 2007; ISBN: 978-3-8297-1060-2)

Der Baedeker Madrid ist ein Reiseführer der insbesondere für den kulturell und kunstinteressierten Besucher der spanischen Hauptstadt gedacht ist. Dabei wird durchaus eine Menge geboten. Nach einem Überblick über die spanische Geschichte unter besonderer Betrachtung der Stadt Madrid finden sich weiterhin nützliche Tipps und viele Hintergrundinformationen (z.B. Wirtschaft, Berühmte Persönlichkeiten). Alphabetisch sind die Höhepunkte der Stadt aufgenommen, was nicht immer beste Übersichtlichkeit ermöglicht, denn es wird nicht zwischen Destinationen in und außerhalb der Stadt unterschieden. Jedoch sind die aufgenommenen Sehenswürdigkeiten und anderen Städte in  der Umgebung (wie Toledo oder Alcalá) gut beschrieben und man hat das Gefühl ausreichend informiert worden zu sein. Für eine Kurzreise ist auch die Anzahl der dargestellten Ziele absolut ausreichend. Allerdings sind verschiedene Sachen negativ zu bemängeln. Zum einen ist dies, ein recht arrogant klingender Unterton, welcher sich am deutlichsten bei politischen Beschreibungen wiederspiegelt. Den zum Zeitpunkt des Erscheinens amtierenden spanischen Ministerpräsidenten Zapatero als „hemdsärmelig“ zu bezeichnen ist nicht gerade feiner Stil, ich würde selbiges auch nur ungern in einem spanischen Reiseführer über Frau Merkel lesen, egal ob ich nicht ihre politische Richtung vertrete.
Zusammenfassend bietet der Baedeker einen sehr guten Überblick, der sich zwar nicht mit den sehr detaillierten Ausführungen des Reclam Kunstführers in puncto Sehenswürdigkeiten messen kann, aber lokale Besonderheiten wie Essen, Übernachten und Ausgehen beleuchtet, wenngleich immer unter der Prämisse einen gefüllten Geldbeutel zur Verfügung zu haben. Der etwas arrogante Tonfall und der ein oder andere Fehler fallen jedoch negativ auf. Der Preis von 17,95€ ist okay, jedoch sollte man auf Ausverkäufe älterer Auflagen achten, bei denen man kaum veränderte Führer schon für 5€ bekommt.

 

Barbara Borngässer, David Sánchez und Felix Scheffler „Madrid und der Prado. Kunst und Architektur“

 

Ein informativer und wunderbar bebilderter Band über die Geschichte Madrids ist „Madrid und der Prado. Kunst und Architektur“ aus dem Postdamer Verlag H.F. Ullmann. Das zweisprachige in Deutsch und Englisch vorliegende Buch versucht die Geschichte der spanischen Hauptstadt insbesondere anhand seiner Bauwerke zu erzählen. Das gelingt dem Buch wirklich sehr anschaulich, insbesondere die vorhandenen Fotografien sind auf einem hohen Niveau und der Text liest sich sehr informativ. Einen besonderen Platz findet das Museum des Prados im Buch, das ein eigenes rund 100 seitiges Kapitel bekommt und die wichtigsten Werke beschreibt. Mittlerweile ist das rund 400 Seiten starke Werk auch im Softcover erschienen und mit 12€ nicht nur jeden Cent wert, sondern wegen der verkleinerten Form auf Reisen tatsächlich transportabel. Im Umfang und seinem Detailreichtum ist es sicherlich nicht an Gisela Noehles-Doerk Buch heranreichend, aber es ist der beste aktuelle Kunst und Architekturreiseführer, der in deutscher Sprache momentan über Madrid vorliegt.

Pedro López Carcelén „Illustrated Atlas of the History of Madrid“

 

Wer sich für die Geschichte Madrids interessiert der wird bei Pedro López Carcelén Atlas zur Stadtgeschichte fündig. Leider liegt dieses rund 80 Seiten starke Werk nur in spanischer oder englischer Sprache. Dafür findet man aber ein wunderbar gezeichnetes Buch, dass schon in der Ur- und Frühgeschichte anfängt, in welcher es Madrid noch gar nicht (oder nur der Legende nach) gab. Zahlreiche Stadtzeichnungen erläutern die Anfänge der Stadt, insbesondere in arabischer Zeit und im Mittelalter und geben Aufschluss darüber wie und in welche Richtung sich die Stadt entwickelt hat. Das ist sehr indormativ, aber nicht Detailversessen und man bekommt einen sehr guten Einblick, wie sich dieser eher kleine Marktflecken zu einer der größten Städte Europas gemausert hat.