Naxos

Daten

Größe: 429 km² |
Nord-Süd Ausdehnung: 32km |
Ost-West Ausdehnung: 23km |
Küstenlinie: 148 km |
höchster Punkt: Zaz (1002m) |
17.900 Einwohner | Hauptort: Chora |
Teil des Archipels der Kykladen | Entfernung nach Athen: 185 km Luftlinie

Naxos ist die größte Insel des Archipels der Kykladen, welche sich im Ägäischen Meer befinden und zu Griechenland gehören. Naxos steht etwas im Schatten von Mykonos und Santorini, den bekanntesten Inseln der Kykladen, was den großen Vorteil hat, dass es hier weitaus ruhiger zugeht als im eher hektisch touristischen Mykonos beispielsweise. Zwar kann auch das Leben in Naxos sprudeln, hauptsächlich in der Chora, der Hauptstadt der Insel, mit ihren engen weißen Gassen an den Hängen der Burganlage. Sobald man jedoch nur einige Kilometer davon entfernt ist, transformiert sich Naxos schnell in eine sehr entspannte Insel mit vielen Facetten. Es kann teilweise sehr rau werden, wie im Bergland, um den Zaz (den Zeus), der mit 1001m immerhin der höchste Berg der gesamten Kykladen ist, wo nach sich sowohl alte Anlagen des Schmiergelbergbaus finden, als auch verträumte Dörfchen, wie Aparathos, oder alte Kirchenbauten. Auch der Strand- und Meerestourist trifft in Naxos sowohl auf gut ausgebaute Badestrände, wie in Plaka, aber auch auf abgelegene Buchten, wie in Ormos Kalandou, wo man teilweise über schlimme Schotterpisten zum nächsten Strand preschen muss. Wer dazu noch nach einer weit in die Vergangenheit reichende Geschichte sucht, die man an einigen Stellen noch nachvollziehen kann, wie bei den drei Kourosfiguren oder in den Tempelanlagen Iria oder Dymitra, der kann auf Naxos einiges erleben.

Naxos als Teil der Kykladen

Naxos ist nur als Bestandteil der Inselkette der Kykladen wirklich zu verstehen. Wie an einer Perlenschnur in der Ägäis aufgereiht (die Nachbarinsel Paros zum Beispiel an der engsten Stelle nur 5km weit von Naxos entfernt) liegen die insgesamt 220 Inseln (wobei wirklich bedeutend nur knapp 30 sind und beim antiken Autor Strabon nur 12 Inseln zu den Kykladen gezählt wurden) und schon der Name des Archipels weist auf einen gemeinsamen Zusammenhang hin. Dafür entscheidend ist die in der Antike wichtigste Insel der Kykladen, Delos. Seit vielen Jahrhunderten verlassen, ist das heute unbewohnte Eiland ein Freilichtmuseum. In der Antike aber war es mit seinem Apollonheiligtum ein blühender Ort der Heiligenverehrung und des Handels, der als Geburtsort von Artemis und Apollon eine hohe mythische Bedeutung besaß. Delos galt als Mittelpunkt der griechischen Inselwelt, weshalb die Kykladen auch als der Kreis (kyklos = Kreis) um Delos angesehen wurden und so das Archipel zu seinem Namen kam.

Die Mythenwelt auf Naxos

Naxos hat in der mythischen Götterwelt der Antike als Jugendort von Zeus Bedeutung, der hier eine Liebesnacht mit der Sterblichen Sémeli verbrachte, was diese mit Schwangerschaft und Tod bezahlen musste, denn kein Sterblicher konnte den Anblick der Götter überleben. Zeus jedoch nahm sich des Fötus an und pflanzte ihn sich in den Schenkel. Nach seiner „zweiten“ und nun richtigen Geburt bekam das göttliche Wesen den Namen Diónysos. Der Zögling wurde auf dem Berg Nysa von drei Nymphen aufgezogen (wobei je nach Zuschreibung der Berg Nysa auch an einem völlig anderen Orten der Antike liegen könnte und nicht zwangsläufig auf Naxos). Heute als Weingott bekannt, feierte Diónysos auf der Insel Naxos seine orgiastischen Feste. Die Gestalt des Diónysos inspirierte noch viele Jahrhunderte lang Künstler und Denker, sein Mythos findet sich auf zahlreichen Gemälden wieder und Friedrich Nietzsche beschreibt die menschliche Existenz aus dem Gegensatz des rauschhaft Dionysischen und dem ästhetisch kontemplativen Apollinischen. Nicht zuletzt auf der Dresdner Semperoper thront er zusammen mit Ariadne als Figur der Panther-Quadriga. Eben jene Ariadne ist ebenfalls mit Naxos verbunden. 
Die als Fruchtbarkeitsgöttin verehrte Ariadne ist ein gleichfalls ein noch heute gern genutztes Sujet. Über 40 Opern, Balladen und Dramen wurden um und über ihre Figur geschrieben. Die mythologische Geschichte der Antike beschreibt wie Theséus aus Kreta zurückkehrt, wo er mit dem Stiermenschen Minotaurus rang und ihn schließlich tötete, aber auch seine Geliebte Ariadne zurückließ. Warum, das ist Bestandteil vieler unterschiedlicher Erzählungen. In der Odyssee wird beschrieben, wie die Tier und Todesgöttin Artemis Ariadne tötete, weil diese ihrem verbundenen Diónysos untreu wurde. In der Zeit des Hellenismus wurde die Geschichte jedoch anders erzählt, hier verließ Theséus die Ariadne, mal wegen eines geheimen Zaubers, mal wegen einer anderen Geliebten oder aber weil Diónyseus Ariadne begehrte und beide sich verheirateten. Er ließ ihr ein prächtiges Tor bauen, wo heute das Tempeltor in Naxos steht. Theséus jedenfalls nahm der Verlust von Ariadne ziemlich mit und segelte zerknirscht nach Athen, wo er kurz vor seiner Ankunft jedoch vergaß weiße Segel zu hissen. Diese wären für seinen Vater das Zeichen gewesen, dass sein Sohn wohlbehalten in die Heimat zurückkäme. Der Vater jedoch sieht das Schiff, aber nicht die weißen Segel und vor lauter Kram, das sein Sohn vermeintlich beim Kampf mit Minotaurus gestorben sei, stürzte sich Aigéus ins Meer, was seit jenem Tagen nach ihm benannt ist, das Ägäische Meer.

Geschichte Naxos: Von der Kykladenkultur bis in die späte Antike

In jenes Meer also, wo auch Naxos zu finden ist. Die ältesten Spuren tatsächlich existierenden Lebens auf der Insel gehen zurück ins 4.Jahrtausend v. Chr.  Bei vielen archäologischen Fundstücken handelt es sich um Marmor-Idole, die der Zeit der sogenannten Kykladenkultur zugerechnet werden. Anfangs entstanden geigenförmigen Figuren, die im Laufe der Jahrtausende (!) sich zu Figuren wandelten, die Menschen mit gekreuzten Armen zeigten und immer größere Dimensionen erlangten. In der Mitte des 2. Jahrhunderts v.Chr. erreichten sie die Größe von damaligen Menschen (ca. 1,50m). In diesem sehr langen Zeitraum (wir sprechen hier über eine Periode die länger ist als vom Leben Jesus Christus bis heute) wechselten sich Siedler und Herrscher auf den Kykladen ab. Erst sollen die Thraker vom Festland eingewandert sein, ihnen folgte die Karer, nach deren ersten Anführer die Insel Naxos ihren Namen hat, dann Phönizier und danach Minoer, schließlich die Mykener.
Ab dem Jahr 1000, wohlgemerkt weiterhin vor unserer Zeitrechnung, kann man konkretere Aussagen zur Geschichte machen. In jener Zeit lebten die Ionier auf vielen Kykladeninseln. Da Naxos nicht nur die größte Insel des Archipels ist, sondern auch Bodenschätze wie Marmor und Schmiergel besaß, entwickelte sich die Insel wirtschaftlich gut. Die griechische Bildhauerkunst der klassischen Antike erfährt große Einflüsse von Naxos aus. Das kann man tatsächlich heute noch sehen. Auf der Insel liegen drei Kouros-Statuen. Es handelt es sich dabei um monumental große (6-8m) Figuren von jungen Männern, die in der archaischen Zeit (also von ca. 700- 500 v. Chr.) aus Stein gehauen worden. Auf Naxos kann man drei dieser Jünglingsstatuen entdecken. Das sie überhaupt heute noch sichtbar sind, ist dem Umstand geschuldet, dass sie zur Zeit ihrer Produktion Ausschuss darstellten. Alle drei hatten einen Fehler und wurden deshalb nicht weiterbearbeitet. Am Beispiel des Kouros von Flerió kann man noch heute sehen, dass bei seiner Herstellung wohl das rechte Bein abbrach, weshalb man das angefangene Kunstwerk liegen ließ. So liegt er noch heute da, nun von einer kleinen Mauer vom Wind abgeschirmt und unter dem kühlenden Schatten der Bäume (nicht das er etwas davon wirklich bräuchte). Nur 15 min Fußweg von ihm findet man einen zweiten Kouros, relativ frei an einem Hang liegend. Im Norden der Insel ist sogar ein 10m hoher Kouros zu finden, ebenfalls rund 2500 Jahre alt. Seine Größe ist beeindruckend, dafür ist er jedoch ein recht unfertiger Klotz, bei dem man nur Konturen erkennen kann. Es ist wahrscheinlich, dass es bei diesem Kouros beim Herauslösen des Gesteins Probleme gab und man ihn hier deshalb so liegen ließ. Wären diese Figuren nicht misslungen, wären sie wohl weiter verfrachtet wurden. Entweder auf die heilige Insel Delos, wo die Naxioten zahlreiche Bauwerke errichten ließen (natürlich auch um politischen Einfluss zu gewinnen), oder aber in Délphi oder Athen, wo ebenfalls sehr häufig die gefragten Steinprodukte aus Naxos aufgestellt wurden.
In jener Zeit war der Einfluss, den die Insel in der antiken Welt des Mittelmeeres ausübte gar nicht mal klein. In Sizilien gründeten einige Naxianer sogar eine Kolonie (unter dem heutigen Namen Giordani Naxos). Das Wahrzeichen von Naxos, das Tempel Tor am Hafen stammt ebenfalls aus jenen Tagen. Es wurde wohl vom Tyrannen Lygdamis erbaut, gemeinsam mit einem riesigen Tempel. Naxos war politisch eng mit Athen verbunden (Lygdamis war ein enger Freund des athenischen Tyrannen Peisistratos), litt dabei aber gleichfalls unter den Perserkriegen 490 v. Chr., gewann aber im attisch-delischen Seebund (ab 477 v. Chr.) wieder an Einfluss in der Inselwelt, um aber schließlich gemeinsam mit Athen im peloponnesischen Krieg 404 v. Chr. zu verlieren.
Die Insel fiel darauf erst an die Mazedonier (338 v. Chr.), später an die ägyptischen Ptolemäer und danach an die Römer. Als das römische Reich in Ost und West geteilt wurde, kamen die Kykladen zum byzantinischen Reich, dass vom damalig so genannten Konstantinopel aus regiert wurde. Diese Einflüsse sind auch heute noch sehr gut zu sehen auf Naxos, am eindrucksvollsten an der Panagia Drosiani, einer orthodoxen Kirche, die im 6. Jahrhundert erbaut wurde.

Geschichte Naxos: Vom Mittelalter bis heute

1207 eroberte das Königreich Venedig, die aufstrebende Seemacht im Mittelmeer, Naxos. Die Venezianer hatten es dabei nicht wirklich schwer, denn immer wieder wurden die Kykladen von Piraten heimgefallen und hatten eine nur unzureichende Verteidigung. So wurde das Herzogtum Naxos gegründet, dass aus 17 Inseln bestand. Bis weit in das 16. Jahrhundert hinein behielt Venedig die Oberhoheit über die Ägäis. Insbesondere auf Naxos sind davon noch oftmals Einflüsse zu bewundern. Dazu gehört die Festung, die heute noch die Altstadt überragt und als zentraler Herrschaftsort des lokalen Herzogtums galt. Weiterhin entstanden zahlreiche Pýrgi, Wohntürme mit stattlichen Wehranlagen, in welchen venezianische Siedler wohnten. Diese Häuser wurden vom 13. – 17. Jahrhundert gebaut. Naxos ist so etwas wie die Insel der Pýrgi, denn es gibt auf der Insel außergewöhnlich viele zu entdecken. Diese zumeist freistehenden Häuser haben dicken Mauern, Zinnen und Schießscharten und sehen aus und funktionierten wie kleine Burgen, weshalb sie an gut zu verteidigenden Punkten gebaut wurden, statt in urbaner Besiedlung. Ebenfalls wie bei Burgen, waren ihre Bewohner und Besitzer Feudalherren, welche das umliegende Territorium als Lehen übertragen bekamen. Lediglich die Zuflucht zu einem Pýrgos gab den Bewohnern genügend Schutz, wenn Piraten die Inseln enterten. Heute finden sich noch 30 erhaltene Wohntürme, vom komplett restaurierten Bazeos / Timos Stavrós, der als Kunstmuseum dient bis zum verfallenen bis zum zerfallenen Agia.           
1537 eroberten die Osmanen die Insel, waren aber eigentlich nur an sprudelnden Steuerabgaben interessiert, wodurch die venezianischen Familien größtenteils an der Macht blieben. Die türkische Macht wurde als Fremdherrschaft empfunden, gegen die sich die Bevölkerung zeitweise auflehnte. So nahm auch Naxos am griechischen Unabhängigkeitskrieg ab 1821 teil und bekam 1830 seinen Platz im neu gegründeten griechischen Staat, zudem es bekannterweise auch heute noch gehört.
In den turbulenten Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Insel, wie fast der gesamte Kontinent, Zeuge von Flucht und Vertreibung (wie beim großen Bevölkerungsaustausch in den 1920er Jahren, als Millionen Griechen aus der Türkei und Bulgarien nach Griechenland umsiedeln mussten und Türken und Bulgarien in ihre Nationen verfrachtet wurden, geregelt wurde dies in den Verträgen von Neuilly und Lausanne) oder Krieg (Naxos war im 2. Weltkrieg erst von 200 italienischen, später von 70 deutschen Soldaten besetzt gehalten wurden).
Eine weitreichende Veränderung brachte der einsetzende Tourismus ab den 1990er Jahren mit sich. Viele neue Häuser wurden bis zur Griechenland-Krise 2008 gebaut, jedoch keine hohen Hotelburgen, sondern zumeist kleinere Anlagen, die sich eher im Westen und Süden der Insel befinden. Viele einheimische Familien haben mittlerweile ihren Haupterwerb im Tourismus gefunden. 2018 hat man als Gast das Gefühl der Tourismus-Sektor habe sich auf Naxos erholt. Viele Übernachtungsmöglichkeiten sind neu, aber insbesondere im Vergleich zu Mykonos weitaus preiswerter. So stellt Naxos heute sich als Insel dar, in der man Strand, höhere Berge, erlebbare Geschichte, gutes Wetter, freundliche Menschen, gutes Essen, enge und verschlungene Gassen mit sprudelnden urbanen (und stark touristisch gefärbten) Leben, aber auch einsame Bergdörfer und scheinbar verlassene Buchten finden kann.