HafenCity und Speicherstadt Hamburg

Die Umnutzung bzw. Wiederbelebung von urbanen Räumen spielt sich heutzutage gern am Wasser ab. Was läge da näher als alte ungenutzte und zumeist heruntergekommene Hafenanlagen in neue blühende Stadtviertel umzugestalten, neue attraktive Wohnungen und Büros zu bauen und einer Stadt so ein neues Gesicht zu geben.

Das erste und wohl prominenteste Beispiel dafür sind die Docklands in London. Dort wurde aus Teilen des einstmals größten Hafens der Welt, ein neues Geschäfts- und Wohnviertel gebaut. Auch in Deutschland sind solche Projekte bekannt und laufen mehr oder weniger erfolgreich, so wie in Düsseldorf mit dem Medienhafen, dem Frankfurter Westhafenprojekt oder dem Duisburger Innenhafengelände. Eines der größten dieser Stadtentwicklungsvorhaben ist die Hamburger HafenCity.

Auf der ehemaligen, zum Freihafen gehören Insel, Großer Grasbrook entstand und entsteht ein 156ha großer neues Quartier, das seit 2008 gemeinsam mit der Speicherstadt sogar ein eigener Stadtteil Hamburgs ist. In diesem sollen bis Mitte der 2020er Jahre 12.000 Bewohner ihr Quartier beziehen können und 45.000 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Die HafenCity soll die Stadt Hamburg an die Elbe erweitern, weshalb der sehr niedrig gelegene Stadtteil auch nicht eingedeicht wurde und um einen Meter nach oben gehoben wurde. Jedes Bauwerk ist dabei aber selbst für entsprechenden Schutz verantwortlich.

Die ersten Pläne für die HafenCity reichen zurück in die 1990er Jahre, als der damalige Bürgermeister Voscherau eine erste Machbarkeitsstudie präsentierte. Doch dem voraus, gingen geheime Vorarbeiten der Stadt, die sich zahlreiche Grundstücke auf diesem Gebiet sicherte. Der erste Spatenstich fiel am 9. April 2001 und bis heute sind laut Stadt Hamburg schon rund 60% des Gebiets bebaut, werden gerade gebaut oder befinden sich in Bauvorbereitung. Trotzdem wohnten zum 31.12.2013 erst weniger als 2.000 Menschen in den Neubauten, die zumeist nur ein finanzkräftiges Publikum anziehen, was im Übrigen ein Hauptkritikpunkt am gesamten Projekt darstellt (zum Beispiel waren nur 0,2% der Bewohner der HafenCity ALG II Bezieher, im Vergleich zum Hamburger Durchschnitt von 10,2%). Architektonisch wird kritisiert das zumeist Solitäre das Bild des Stadtteils ausmachen, was gerade im Vergleich zur direkt nebenan liegenden Speicherstadt natürlich auffällt. Allerdings sollte man hier erst die weiteren Ausbauarbeiten beobachten, bevor man all zu schnelle Urteile fällt.

Zusammen mit der Speicherstadt bildet die HafenCity eine neue Attraktion für Hamburger und Gäste. Die Speicherstadt wiederum wurde vor rund 140 Jahren erbaut und war in gewisser Weise eine Konsequenz aus der Reichseinigung. Da Hamburg seine Zollprivilegien nicht verlieren wollte, wurde ein Freihafen erbaut in welchem die Deutschen Zollreglungen nicht gelten sollten. Um die Privilegien der Hamburger Kaufleute nicht zu stören, wurde 1883 ein Bezirk errichtet, in welchem die Kaufleute ihre Waren zollfrei Lagern und weiterverarbeiten konnten. Unter Bauleitung von Franz Andreas Meyer wurden zwei alte Wohnviertel abgerissen, deren Bewohner in die neu entstehenden Vorstädte umgesiedelt und die Speicherstadt mit ihren neogotischen Lagerhäusern in Backsteinarchitektur samt verbindenden Kanälen errichtet. Seit 2003 ist die Speicherstadt nicht mehr Freihafenzone und damit zolltechnisch gesehen Inland geworden. Heute wird sie neben Teppichhändlern und Agenturen hauptsächlich von Museen genutzt, wie das Miniaturwunderland oder das Gewürzmuseum.

So bietet dieser „neue“ Stadtteil für Besucher eine Menge Attraktionen an. Die Wichtigste ist dabei noch im Bau, die Elbphilharmonie der Schweizer Architekten Herzog & deMeuron. Sicherlich trug der mehrfach verschobene Fertigstellungstermin und die ausuferenden Kosten wenig zur positiven Wahrnehmung dieses Bauwerk bei, aber schon jetzt zieht das, mit 110m höchste Haus der Stadt, die Blicke an und man darf gespannt sein, wenn ihre Tore für Besucher geöffnet werden. Aber die HafenCity ist nicht nur Elbphilharmonie. Wir finden innovative Bürobauten, wie das neue Unileverhaus von Behnisch Architekten, das Kühne + Nagel Center von Jan Störmer oder das Spiegel-Gebäude (benannt nach der Zeitschrift, die in ihm produziert wird) von Henning Larsen Architects. Auch zeitgenössische Wohnbauten kann man finden, wie den Marco-Polo Tower, der auch von Behnisch-Partner erdacht wurde. Noch wirkt die HafenCity nicht wirklich eingebunden in das Hamburger Leben, auch wenn seit 2012 eine eigene U-Bahn Linie (U4) hier hält. Aber vielleicht braucht auch das nur noch etwas mehr Zeit.