Hochhäuser in Düsseldorf
Düsseldorf als eine Hochhausstadt zu bezeichnen wäre sicherlich übertrieben, dennoch prägen einige Gebäude von nicht unerheblicher Höhe das Stadtbild. Unter den Top 100 Deutschlands der höchsten Häuser befinden sich nur 4 in Düsseldorf, dennoch reicht diese Zahl aus, um den 7.Platz im Hochhaustädteranking einzunehmen.
Kein Wolkenkratzer, aber die Höhendominante in Düsseldorf ist der Rheinturm, der mit 240m fast doppelt so hoch, wie das höchste Haus der Stadt ist. Dieses ist mit 125m Höhe der ARAG-Tower, der den Zweitplazierten, das LVA-Hauptgebäude gerade mal um 2m übersteigt. Auffällig ist dabei das Düsseldorf kein zusammenhängendes Hochhausgebiet hat, sondern diese zumeist als Monolithen und Landmarken einzelner Stadtteile das Bild der Stadt prägen. Lediglich im Medienhafen befinden sich mehrere höhere Gebäude, wobei das SIGN! Mit 76m auch schon am meisten Richtung Himmel ragt.
Historisch gesehen ist zu bemerken, dass schon in den 1920er Jahren mit dem Wilhelm-Marx Haus ein damaliger Riese in Europa entstand, der immerhin 57m Höhe erreichte und ein wundervolles Beispiel der Backsteinarchitektur der 1920er Jahre ist. Noch bemerkenswerter ist jedoch das Dreischeibenhaus aus dem Jahr 1960. Es ist nicht nur ein Paradebeispiel für die moderne Architektur des „Internationalen Stils“, sondern ist gleichzeitig ein Symbol für den wirtschaftlichen Aufschwung Nachkriegsdeutschlands. Ikonenhafte Gebäude wie diese wurden, was den Bau von Hochhäusern betrifft nicht nachgelegt (im Gegensatz zum vieldiskutierten deskonstruktivistischen „Neuen Zollhof“ von Frank Gehry). Trotzdem sind die Höchhäuser Düsseldorfs einen näheren Blick wert.
Die Landmarke Düsseldorfs ist der Rheinturm von Harald Deilmann aus dem Jahr 1982. Er ist damit der letzte Fernsehturm (und damit natürlich kein Hochhaus), der in Deutschland gebaut wurde und gleichzeitig der 10. höchste des Landes. Er liegt am Rheinufer zwischen dem Parlamentsgebäude Nordrhein-Westfalens und dem Medienhafen und ist damit fester Bestandteil der Silhouette der Stadt. Das Vorhaben einen Rheinturm zu bauen ist schon älter. Schon zu Beginn des 20. Jahrhundert gab es Pläne einen gusseisernen Turm zu errichten. Ähnlich konstruiert wie der Eiffelturm, sollte er aber sogar 500m Hoch werden. Die Pläne wurden letztlich verworfen. Die Notwendigkeit einen Fernmeldeturm zu bauen wurden in den 1970er Jahren wieder aktuell. Der Turm sollte dem Fernsprechverkehr dienen, gleichzeitig aber auch ein Wahrzeichen der Stadt werden und Publikumsverkehr anziehen. Die Bauarbeiten begannen 1979, schon Ende 1981 konnte die Bundespost einziehen und am 1.März 1982 wurde der Rheinturm für Besucher geöffnet. Anfangs war der Rheinturm ein Solitär am Ufer, später entstanden aber der Landtag (1988) und die Gehry Bauten des Neuen Zollhofes im neu entstehenden Medienhafen und das Stadttor, die nun allesamt Nachbarn sind.
Das Bauwerk beginnt mit einem Turmfuß, in welchem sich der Empfangsbereich für die Besucher befindet. Darüber startet der Turmschaft, welcher Anfangs einen Durchmesser von 17,4m hat und sich bei 150m Höhe schon auf 8,6m verjüngt. In einem 60 Grad Winkel schließt sich der Turmkorb an, der an seinem Dach auf 179m Höhe immerhin einen Durchmesser von 35m erreicht. Im Turmkorb befinden sich eine offene Aussichtsplattform, eine geschlossene Aussichtsplattform und ein Drehrestaurant, sowie zwei von außen nicht sichtbare Betriebsgeschosse. Über dem Korb befinden sich noch drei Antennenplattformen (eine ist auf dem Dach des Korbes untergebracht). Damit bekommt der Turmkorb seine Form eines Kelches.
Eine weitere Besonderheit des Rheinturms ist die Lichtskulptur, die an der Nordseite des Schaftes angebracht ist. Es handelt sich dabei um eine vom Künstler Horst H. Baumann erdachte Uhr, die laut Guinness-Buch die größte dezimale Zeitskala der Welt ist. Sie besteht aus 39 übereinander liegenden Bullaugen-Lampen, die sich durch rote Flugsicherungslampen getrennt in drei Gruppen (Stunden, Minuten, Sekunden) aufteilen Es gehört zu einer Düsseldorfer Tradition, Gäste der Stadt dort die Zeit ablesen zu lassen.
Das ARAG Hochhaus ist das höchste Haus Düsseldorfs und misst 125m. Das 2001 eröffnete Haus wurde vom Büro Norman Foster in Zusammenarbeit mit Rhode Kellermann Wawrowsky geplant. Es umfasst 32 Etagen und bietet Platz für 950 Personen. Trotz vier Gartenetagen und Doppelfassade, welche die Frischluftversorgung bedienen soll, ist auch im ARAG-Tower eine Klimaanlage notwendig, jedoch ist der Primärenergieverbrauch im Vergleich zu anderen Hochhäusern sehr sparsam. Der ARAG Tower liegt rund 4km nördlich der Innenstadt am Mörsenbroicher Ei und taucht daher im Stadtbild eher am Rande auf.
Das LVA Hauptgebäude liegt im südlich der Innenstadt befindlichen Stadtteil Friedrichstadt. Mit 123m ist es nur zwei Meter kleiner, als der ARAG-Tower. 1978 eröffnet, ist es der Sitz der Deutschen Rentenversicherung Rheinland, die früher Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz hieß und dem Gebäude seinen Namen gab. Architekt Harald Deilmann schuf vier Bürotürme, die aneinander liegen, wobei der Niedrigste 78m misst. Da es in der Nähe des GAP 15 liegt, ist der monolithische Charakter des LVA Hauptgebäude weniger gegeben wie beim ARAG-, oder Victoria-Hochhaus.
Das Victoria-Haus misst 108m und ist damit Düsseldorf dritthöchstes Gebäude. Es liegt im Stadtteil Pempelfort, nicht weit entfernt vom Rheinufer und beherbergt auf 29 Etagen den Hauptsitz der ERGO Versicherung. Das von 1994 bis 98 gebaute Haus wurde von HPP Hentrich-Petschnigg & Partner entworfen und sticht aus einem Gebäudekomplex heraus in welchem insgesamt 4.500 Menschen arbeiten. Der zylindrische Turm mit seiner Doppelverglasung lässt es, dass keine Klimaanlage zum Einsatz kommen muss. Eine Besonderheit ist die wie ein Pfeil wirkende Solaranlage auf dem Dach des Hauses.
Das Dreischeibenhaus ist eine der Ikonen des internationalen Stils in Europa und ein Leitbild für modernes Bauen. Die Düsseldorfer Architekten Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg lieferten zusammen mit den jungen Architekten Fritz Eller, Erich Moder und Robert Walter ein Gebäude das an drei parallel zueinander aufrechtstehenden Brammen erinnert. Obwohl im amerikanischen Hochhausbau der Modernismus des International Syle schon seinen Höhepunkt überschritten hatte, ist das Dreischeibenhaus für den europäischen Bau der Moderne beispielhaft. Bauherr war die Phoenix Rheinrohr AG vereinigte Hütten- und Röhrenwerke, die 1964 von der Thyssen AG übernommen wurde, welche 1999 wiederum mit dem Krupp-Konzern fusionierte. Dementsprechend veränderte sich immer wieder die Namensgebung des Hauses, welches nach dem Auszug des Konzerns (da er in Essen ein neues Hauptquartier bauen ließ) nun nach seiner Form benannt ist.
Die mittlere Scheibe ist mit 96m der höchste Gebäudeteil und gibt 26 Etagen Platz. In den Fugen der Scheiben befinden sich die Serviceeinrichtungen des Skelettbaues, dessen Fassade aus Edelstahl, Aluminium und Glas besteht. Durch diesen Grundriss erlebt das Haus funktionale Defizite, die schon damals bemängelt wurden. Gleichneben dem Hochhaus steht das Schauspielhaus Düsseldorf, dass architektonisch das Gegenteil der rationalen Eleganz des Dreischeibenhauses ist und ein sehr gelungenes Beispiel für die Architektur des organischen Bauens darstellt. Heute wird das Gebäude für neue Mieter wiederum vom Büro HPP umgebaut.
Das GAP 15 verdankt seinen Namen seiner Adresse, denn es steht am Graf-Adolf-Platz 15. Es liegt auf dem ehemaligen Areal der Post und besteht aus einem 24 geschossigen Hochhaus und einem 5 geschossigen historischen Flachbau, die durch ein Glasdach miteinander verbunden sind. Der Grundriss des Hochhauses besteht aus der Form zweier ineinander verschränkter Ellipsen. Der Entwurf stammt vom Düsseldorfer Büro JSK und wurde von 2003 bis 2005 erbaut.
Das Vodafone Hochhaus war das erste Hochhaus das nach dem 2. Weltkrieg erbaut wurde und es ist gleichzeitig das einzige Hochhaus was innenstädtisch direkt am Rheinufer steht. Es wurde 1956 bis 1958 erbaut, nach den Plänen der Architekten Egon Eiermann und Paul Schneider-Esleben. Der Bauherr war die Mannesmann AG, nach der das Haus benannt wurde (nach deren Übergang in den vodafone Konzern, wurde auch der Name des Hauses verändert). Das 88,5m hohe Gebäude war eines der ersten Hochhäuser nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland und gilt neben dem Dreischeibenhochhaus als ein Symbol des Wirtschaftswunders. Es ist eine Stahlskelett-Konstruktion mit einem massiven Stahlbetonkern. Gleich neben dem Gebäude steht das (alte) Mannesmann-Haus von Peter Behrens aus dem Jahr 1911.
Das Sky Office gehört zu den neuesten Düsseldorfer Hochhausbauten. Das Bürogebäude wurde 2009 eröffnet und erreicht 89m Höhe. Der Entwurf stammt von Ingenhoven Architekten, die einen elegant geschwungenen Baukörper entwarfen. Laut Architekten ist das Haus dafür gedacht zwei Adressen in einem Solitär zu vereinigen.
Das SIGN! ist das höchste Haus im Gelände des Medienhafens. Es wurde 2010 eröffnet und misst 76m. Architekt Helmut Jahn plante einen verglasten 20-Geschosser, der in der Eigenwerbung selbstbewusst davon spricht, ein neues Landmark der Stadt zu sein. Dafür ist er allerdings zu niedrig und auch innerhalb des Medienhafens zu randseitig.
Das Architektenbüro Petzinka, Overdiek und Partner entwarfen das Stadttor, dass nicht nur dafür bekannt ist, dass in der oberen Etage des 72m hohen Bürohauses der Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens mit seiner Staatskanzlei residiert. Gleich neben dem Rheinturm gelegen ist das Stadttor, dass 1998 eingeweiht wurde, ein wirklicher Hingucker. Das Grundriss entspricht einem Parallelogramm, mit einem 65m hohen Atrium das von drei Attikkageschossen nach oben hin begrenzt wird und dem Bürogebäude durch die Gläserne Fassade auch von außen her den Charakter eines Tores gibt. Verstärkt wird dieser Eindruck vom unmittelbar in der Nähe beginnenden Rheintunnel, der unterhalb des Bauwerkes entlang führt und zum Teil als Fundament genutzt wird. Das Haus hat eine Doppelfassade. Zwischen innerem und äußerem Fassadenteil besteht ein 1,4m breiter Korridor, der ein begehbarer Klimapuffer ist und zur natürlichen Belüftung des Hauses beiträgt.
Das Hochhaus der Stadtsparkasse Düsseldorf entstammt eigentlich aus dem Jahr 1964 von den Architektenbüros Pfennig & Sieverts, Roskotten & Kraemer. Im Jahr 2000 bauten aber Ingenhoven Architekten das Haus in seiner heutigen Form um und schufen72m hohen Büroturm.
Im Medienhafen finden sich weitere Hochhäuser. So wie die Hafenspitze 1 und 2, zwei um 180 Grad gedrehte Zwillingstürme, die von der Hotelkette Hyatt genutzt werden. Die 2010 fertiggestellten 65m hohen 19-Geschosser stehen auf einem umlaufenden Sockel, welcher öffentlich begehbar ist und die Spitze des westlichen Teils des Medienhafens darstellen, auf welchem sich vor der Bebauung noch der Club „Monkey Island“ befand. Das DOCK misst eine Höhe von 63m und stammt vom niederländischen Architekten Jo Coenen. DOCK steht im Übrigen für Düsseldorf Office Center Kaistraße. Auch das Colorium des Briten William Allen Aslop ist im Medienhafen kaum zu übersehen, was aber nicht an der Höhe von 62m liegt, sondern an der farbenfrohen Fassade und dem roten auskragenden Technikgeschoss. Obwohl 2001 als Bürohaus eröffnet wurde es 2013 zu einem Hotel umgebaut.
Das Wilhelm Marx Haus war das erste Hochhaus der Stadt Düsseldorf und erreichte im Jahr 1924 immerhin stattliche 57m Höhe. In den 1920er Jahren wollte man auch in Düsseldorf ein neuartiges Hochhaus bauen, was die wirtschaftlichen Ambitionen der Stadt unterstreichen sollte. Wilhelm Kreis setzte sich in einem Wettbewerb mit einem 12 geschossigen Turmbau und zwei sechsgeschossigen Seitenflügelns durch. Der Stahlbetonbau wurde bis in die 2.Etage mit Muschelkalk verkleidet, darüber liegend, mit dem zeitgenössisch geschätzten roten Ziegeln. Benannt wurde es nach dem Düsseldorfer Bürgermeister Wilhelm Marx, der übrigens nicht mit dem dreimaligen Reichskanzler der Weimarer Republik verwechselt werden sollte.