Fußball in Buenos Aires

Fußball ist der weltweit populärste Sport, das ist ein Gemeinplatz. Umso mehr ist man in verschiedenen Städten bestrebt, den eigenen oder gar die eigenen Klubs, als die besten der Welt darzustellen und sich damit als Fußballhauptstadt der Welt zu präsentieren. Besonders europäische Städte tun sich dabei gern hervor, seien es nun Manchester, Mailand oder Madrid, Glasgow, Barcelona, London oder Lissabon. Es gibt viele Gründe, die eine oder andere Stadt hervorzuheben und sicherlich gibt es noch viel mehr Städte, welche für den Fußballfan von Welt, ein hervorragendes Ziel darstellen.
Buenos Aires jedoch scheint im Grunde jede europäische Stadt – und eigentlich jede andere Stadt ebenso – fußballerisch in den Schatten zu stellen. Natürlich, so könnte man als stolzer Europäer einwenden, liegt Buenos Aires in Südamerika und die argentinische Liga hat nicht die Qualität wie die europäischen Topligen in Spanien, England oder Deutschland, aber immerhin muss man feststellen, dass beim letzten Finalspiel einer Fußballweltmeisterschaft (2014) zum Anstoß der Partie 6 Spieler auf dem Platz standen, die ihr Profi-Debüt bei einem Klub aus Buenos Aires gaben (zwei davon wurden sogar in Buenos Aires geboren). Aber auch die Erfolge der Klubmannschaften sind gewaltig: 20 von 57 Titeln der Copa Libertadores, der südamerikanischen Champions League (auch hier muss man bemerken, dass die europäische Variante etwas hochwertiger ist), gingen an Mannschaften aus Buenos Aires. Den Weltpokal, also das Duell der besten Mannschaften der Kontinente, wurde achtmal in die argentinische Hauptstadt geholt, was einer 20% Quote entspricht. Selbstverständlich ist es da schon fast, dass die argentinische Liga von Mannschaften aus Buenos Aires dominiert wird. Wobei hier gleich eine kleine Einschränkung gemacht werden muss. Buenos Aires wird in diesem Artikel als das Ballungsgebiet Gran Buenos Aires betrachtet, dem urbanen Großraum von 12 Millionen Einwohnern, der die eigentliche Hauptstadt Ciudad Autónoma de Buenos Aires und die Vorstädte mit einschließt (von oben, oder mit dem Stadtplan betrachtet, ist Gran Buenos Aires sowieso nur ein großes Gebilde).
Hier trifft man auf 14 Stadien, die ein Fassungsvermögen von 30.000 Zuschauern und mehr haben. In der ungewöhnlich großen argentinischen Liga, der Primera Division, bestehend aus 30 (!) Mannschaften (die jeweils nur ein Spiel gegeneinander austragen + eines einzigen Rückspiels gegen den Erzrivalen, somit kommt man auf 30 Spieltage) kommen 16 Teams aus Gran Buenos Aires und die größten fünf Traditionsvereine des Landes sind natürlich auch alle von dort (River Plate, Boca Juniors, Racing, Independiente und San Lorenzo). In der folgenden ausführlichen Liste sind die wichtigsten Vereine der Stadt aufgeführt, geordnet nach Erfolgen (hier nach argentinischen Meisterschaften, wobei man bedenken muss, dass es zeitweise zwei Meisterschaften pro Jahr im argentinischen Fußball gab). Gern würde ich auch angeben, wie populär die Vereine bei Stadionbesuchern sind, aber eine Angabe der durchschnittlichen Stadionbesucher scheint in Argentinien nicht geführt zu werden und lässt sich so leider nicht verlässlich angeben.

Verein Gegründet Wichtigste Erfolge Stadion
River Plate (aus Núñez bzw. Belgrano in NW von BA; Kurzform: CARP) 1901 36xMeister
1xCopa Argentina
3xCopa Libertadores
1xWeltpokal
1xCopa Sudamericana
2xRecopa
1xSupercopa Sudamericana
Estadio Monumental Antonio Vespucio Liberti; 62.000 Plätze; eröffnet 1938, letzter Umbau: 2013; Stadion hat weithin sichtbare runde Kreisform und ist das größte Stadion des Landes
Bemerkungen: River Plate ist Argentiniens populärster Verein, Rekordmeister und hat das größte Stadion im Lande. Die Duelle gegen den Erzrivalen Boca Juniors gelten als „Superclásico“ und werden im ganzen Lande verfolgt (eine Karte im freien Verkauf für dieses Spiel wurde mir für 250€ angeboten!). Das Spiel gehört zu den prestigereichsten Derbys des Weltfußballs. Der Spitzname des Klubs ist „Los Millionarios“ da der Club schon in den 1930er Jahren sehr finanzkräftig war. Er dient heute auch zur Abgrenzung gegenüber dem Rivalen Boca Juniors aus dem armen Stadtteil La Boca. Gegründet wurde River Plate aber in La Boca, zog jedoch 1938 in den Norden der Stadt nach Núñez bzw. Belgrano (wo das Stadion steht) um. 1909 soll es ein inoffizielles Spiel gegen die Boca Juniors gegeben haben, der Gewinner durfte weiterhin die Farben Rot-Weiß tragen. Offensichtlich gewann River das Spiel, denn auch heute noch trägt man ein weißes Shirt mit quer liegendem rotem Strich. Bemerkenswert ist der Abstieg 2011 aus der höchsten argentinischen Fußballliga (nach 80 Jahren ununterbrochener Zugehörigkeit!), verbunden mit dem sofortigen Wiederaufstieg, sowie 2014 dem Gewinn der Copa Sudamerikana (vergleichbar der Europa-League), der argentinischen Meisterschaft und ein Jahr später dem Gewinn der Copa Libertadoras.
Boca Juniors
(aus La Boca im S von BA; Kurzform: CABJ)
1905 31xMeister
3xCopa Argentina
6xCopa Libertadores
3xWeltpokal
2xCopa Sudamericana
4xRecopa
1xSupercopa Sudamericana
Estádio Alberto J. Armando oder im Volksmund“ La Bombonera“ (=die Pralinenschachtel); 57.395 Plätze; 1940 eröffnet, letzter Umbau 1996, durch Platzmangel hat eine Gerade nur eine sehr kleine Tribüne mit VIP-Plätzen
Bemerkungen: Die Boca Juniors gelten als der Arbeiterverein Argentiniens und folgen in der nationalen Beliebtheit gleich an 2.Stelle hinter River Plate (es gibt auch Statistiken die das Gegenteil behaupten!). Die Boca Juniors sind mit 17 internationalen Titeln hinter Real Madrid und dem AC Mailand eine der erfolgreichsten Vereine der Welt überhaupt. Gegründet wurde der Verein 1905 von Einwohnern von La Boca, hauptsächlich Immigranten aus Genua, noch heute nennen sich die Fans „Xeneizes“, was als „Bewohner Genuas“ übersetzt werden kann. Da man das Entscheidungsspiel um die Vereinsfarben gegen River Plate verlor, entschied man sich danach gelb und blau zu tragen, die Legende besagt, dass man sich von einem schwedischen Schiff, dass im Hafen lag, inspirieren ließ. Bocas wohl bekanntester Spieler war Diego Maradona, der hier aber nur 1981/82 und von 1995 bis 97 spielte.
Racing Club
(aus dem Vorort Avellaneda S von BA)
1903 17xMeister
1xCopa Libertadores
1xWeltpokal
1xSupercopa Sudamericana
Estadio Presidente Perón auch genannt „El Cilindro“ (= der Zylinder) oder „El Coliseo“ (Das Kolosseum); 51.389 Plätze; 1950 eröffnet, Renovierung 1995-97
Bemerkungen: Der Racing Club aus Avellaneda gewann 15 seiner 17 Meisterschaften in zwei großen Glanzperioden, zwischen 1913 und 25 und 1949 und 66. Es war der erste argentinische Verein, der den Weltpokal gewinnen konnte. In den 1980er Jahren stieg man für 2 Jahre in die 2.Liga ab und 1999 musste man Konkurs anmelden und wurde als erster argentinischer Verein in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt. Racings Hauptrivale ist Independiente, dessen Stadion nur 300m Luftlinie entfernt liegt. 1967 (nach dem Gewinn des Weltpokals von Racing) sollen Fans von Independiente sieben schwarze Katzen im Stadion Presidente Perón vergraben haben, um Racing Unglück zu bringen. Tatsächlich dauerte es bis 2001, als erstmals wieder eine Meisterschaft gewonnen wurde. Im gleichen Jahr wurde angeblich der letzte Kadaver der Katzen ausfindig gemacht. Racing war übrigens die erste Trainerstation von Diego Simeone.
CA Independiente (aus dem Vorort Avellaneda S von BA; Kurzform: CAI) 1905 16xMeister
7xCopa Libertadores
2xWeltpokal
1xCopa Sudamericana
2xSupercopa Sudamericana
1xRecopa
Estadio Libertadores de América , bekannt auch als „La Doble Visera“ (das Doppelvisier); 50.655 Plätze; eröffnet 1928, 2006 Abriss und bis 2009 kompletter Neubau
Bemerkungen:  CA Independiente ist der Rekordgewinner der Copa Libertadores, in den 1960/70er Jahren feierte man sechs Titelgewinne, wobei die „roten Teufel“ für ihre raue Gangart bei den Gegnern gefürchtet waren. Gegen den Erzrivalen Racing Club spielt man das Avellaneda-Derby aus, nach dem Superclásico, das zweitwichtigste Derby Argentiniens, bei dem Independiente bisher mehr Spiele gewinnen konnte als Racing. Leider sind damit auch gewalttätige Ausschreitungen verbunden, wie 2006, als Independiente Fans im Stadion von Racing randalierten, was dazu führte, dass im argentinischen Fußball keine Auswärtsfans mehr zugelassen werden. Independiente ist der Heimatverein von Sergio Agüero.  
San Lorenzo de Almagro
(aus Almagro in der geografischen Stadtmitte von BA; Kurzform: ASLA)
1908 15xMeister
1xCopa Libertadores
1xCopa Sudamericana
Estadio Pedro Bidegain auch bekannt als „El Nuevo Gasómetro“; eröffnet 1993; 43.494 Plätze 
Bemerkungen: Der CA San Lorenzo de Almagro wurde 1908 im Stadtteil Almagro gegründet und zu Ehren des Priesters Lorenzo Massa benannt, da dieser Fußballspiele im Hinterhof seiner Kirche erlaubte. Im Jahr 1946 tourte der Verein über die iberische Halbinsel und hinterließ dort einen großartigen Eindruck. Ende der 1960er Jahre und in den frühen 1970er Jahren war die Mannschaft bestimmend in der argentinischen Liga, gewann vier Meisterschaften und bekam den Spitznamen „Los Matadores“, wobei noch weitere Bezeichnungen wie: El Ciclón oder Los Santos de Boedo gern verwendet werden. Den Glanzzeiten folgten aber schwierige Jahre, 1979 musste das Stadion „El Gasómetro“ verkauft und abgerissen werden, erst 1993 konnte man ein Neues bauen, dass im angrenzenden Stadtteil Nueva Pompeya liegt. Der Erzrivale von San Lorenzo ist Huracán.
Vélez Sársfield
(aus Liniers im W von BA)
1910 10xMeister
1xCopa Libertadores
1xWeltpokal
1xSupercopa Sudamericana
1xRecopa
Estadio José Amalfitani auch bekannt als  „El Fortín“; eröffnet 1951; Renovierung 1978; 49.540 Plätze; auch Heimspielort der argentinischen Rugby-Nationalmannschaft
Bemerkungen: Der Verein wurde nach Vélez Sársfield benannt, einem Stadtteil, der wiederum den Namen eines Anwalts und Politikers trägt, der das bürgerliche Gesetzbuch des Landes verfasste. Interessanterweise liegt das Vereinsgelände aber heute im Stadtteil Liniers, der etwas weiter südlich liegt. Vélez wichtigster Rivale ist Ferro Carril Oeste gegen die man den „Clásico del Oeste“ spielt, was aber seit 2000 wegen des sportlichen Abstiegs des Gegners nicht mehr ausgetragen wurde. Eine Vereinslegende von Vélez ist José Luis Chilavert, der torgefährlichste Torhüter der Welt, der mehr als 60 Tore in seiner Karriere erzielte.
CA Huracán
(aus Parque Patricios S der Innenstadt von BA)
1908 5xMeister
1xCopa Argentina
Estadio Tomás Adolfo Ducó; 48.314 Plätze; erbaut 1948; Stadion steht unter Denkmalschutz
Bemerkungen: Huracán war insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein erfolgreicher Fußballverein. Der große Alfredo Di Stéfano wurde mit 18 Jahren von River Plate an Huracán ausgeliehen, wo er seine erste volle Profisaison spielte. 2014 gelang dem Club eine Wiederkehr auf die Erfolgsspur, als man den argentinischen Pokal gewann.
Argentinos Juniors
(aus La Paternal im W von BA)
1904 3xMeister
1xCopa Libertadores
Estadio Diego Armando Maradona; 24.800 Plätze; eröffnet 2003
Bemerkungen: Die Argentinos, wie der Verein aus La Paternal genannt werden (ein weiterer Spitzname ist „El Bicho“), sind ein erst in jüngerer Vergangenheit ein erfolgreicher Club, wobei insbesondere ihre Jugendarbeit herausragend ist, denn hier lernten Diego Maradona, Juan Román Riquelme, Esteban Cambiasso oder Fernando Redondo das Fußball spielen.
CA Lanús
(aus dem Vorort Lanús; S von BA)
1915 2xMeister
1xCopa Sudamericana
1xCopa Conmebol
 Estadio Ciudad de Lanús – Néstor Díaz Pérez; 47.027 Plätze; 1929 eröffnet, letzte Renovierung 2003
Bemerkungen: Nach großen finanziellen Schwierigkeiten Ende der 1970er Jahre, wurde der Verein um die Jahrtausendwende erfolgreich und gewann 1996 die Copa Conmebol, den damals zweitwichtigsten Wettbewerb in Südamerika. In den letzten Jahren folgten noch zwei Meisterschaften und eine Copa Sudamericana, dem heutigen zweitwichtigsten internationalen Cupwettbewerb in Südamerika. Erzfeind ist der heute eher unbedeutende Club CA Talleres.
Quilmes AC
(aus dem Vorort Quilmes SO von BA)
1887 2xMeister Estadio Centenario Dr. José Luis Meiszner; 30.200 Plätze; eröffnet 1985
Bemerkungen:  Quilmes AC ist einer der ältesten Fußballvereine der Welt. Gegründet von britischen Einwanderern als Rovers Club wurde er 1900 zum Quilmes Athletic Club umbenannt (erst seit 1950 wurde dies in den spanischen Namen Atlético Club umgewandelt). Der Verein hört auch auf den Spitznamen „El Cervecero“ (=der Braumeister) und trägt damit dem langjährigen lokalen Sponsor des bekanntesten argentinischen Biers Rechnung.
Arsenal F.C.
(aus dem Vorort Avellaneda S von BA)
1957 1xMeister
1xCopa Argentina
1xCopa Sudamericana
Estadio Julio Humberto Grondona; 18.300 Plätze; 1964 erbaut, 2004 renoviert
Bemerkungen: Alle Erfolge des Vereins stammen aus den letzten 10 Jahren. Der Vereinsname ist eine Reminiszenz an den Londoner Club Arsenal.
CA Banfield
(aus dem Vorort Banfield S von BA)
1896 1xMeister Estadio Florencio Sola; 34.901 Plätze, eröffnet 1940, renoviert 2006
Bemerkungen: Als Cricketverein gegründet, erst ab 1900 mit Fußballmannschaft. Über die Jahrzehnte eher eine Fahrstuhlmannschaft zwischen erster und zweiter Liga, gelang 2009 die erste Meisterschaft im Torneo Apertura. 
           

 

Essen und Trinken in Madrid

Allgemeiner Überblick: Essen in Spanien | Madrider Eigenheiten | Orte 2015 | Orte 2016 | Orte 2017 | 2018

Essen in Spanien

Spanien ist ein Land, in dem man ausgezeichnet Essen kann und das von Region zu Region sehr unterschiedlich, aber zumeist immer sehr gut. Dabei ist das Essen gehen nicht unbedingt so zu verstehen, wie in Deutschland. Auf den ersten (und in einigen Fällen auch auf den letzten) Blick wirken spanische Kellner (und diese sind hier eindeutig in der Mehrheit gegenüber weiblichen Kollegen) recht unfreundlich, der Service kann gern mal dauern und an manchen Gläsern haben die Spülmaschinen ihre graumelierten Spuren hinterlassen. Nun kann man dagegen halten, dass man in Spanien dafür kein Trinkgeld gibt (bzw. nur wenn der Besuch richtig gelungen ist, wobei ich glaube, von Ausländern erwarten Spanier schon ein kleines Extra) und dass das Essen in der Regel sehr gut schmeckt. Doch um in Spanien richtig zu essen, sollte man vorher einiges wissen.

Das geht los mit den Essenszeiten. Alles ist etwas später (aber auch hier gilt, von Region zu Region sind sogar die Zeiten unterschiedlich, so erlebt eine Bar um Valencia um 15:30 ihrer Hochzeit, im Baskenland herrscht da aber schon an vielen Orten Küchenschluss). Mittagessen geht ab 13 Uhr los und kann sich bis nach 16 Uhr ziehen. Abendbrot gibt es nicht vor 20:30 Uhr und bis 23:30 Uhr sollte man dann eine Bar gefunden haben, wo man Speisen möchte, wenn man nicht hungrig zu Bett gehen will.

Typischerweise isst man in Spanien in einer Bar, diese kann sich auf das Ein oder Andere spezialisiert haben (oder auch nur so tun, als ob) und nennt sich dann je nachdem Cerverceria (Bier), Mariscoceria (Meeresfrüchte), Carneceria (Fleisch) oder wie auch immer. Essen im Restaurant funktioniert genauso, ist normalerweise etwas teurer, aber im Allgemeinen auch besser. Manche Einrichtungen haben aber auch zwei separate Teile, einen Restaurantbereich und einen Barbereich. In einer Bar ist man für gewöhnlich nie allein (sieht man eine leere Bar, sollte man vorsichtig sein) und so gestaltet sich dann auch der Lärmpegel. Ein weiterer Unterschied ist das Vorhandensein von Fernsehern. Ich kenne fast keine Bar ohne laufenden Bildschirm. Gerade bei Fußballspielen, die nur im Pay-TV ausgestrahlt werden, verwandelt sich so eine Bar auch gern zu einem kleinen Stadion. Auf Tischdekoration wird nicht viel Wert gelegt, die typische deutsche Kneipenkerze ist hier eher selten zu finden. Sattdessen wird der Tisch direkt vorm Gast eingedeckt, zumeist mit einem Papiertischtusch. Dadurch ist man nicht gezwungen den Tisch säuberlich zu verlassen, was auch gar nicht so einfach ist, denn gern isst man „para picar“, was nichts anders heißt als, dass eine Reihe von Tapas (bezeichnet nur die Darreichungsgröße der Gerichte, also in etwa „kleine Teller“) in der Tischmitte stehen und sich jeder davon nimmt. Das bringt, gerade in größeren Gruppen, den angenehmen Vorteil, dass man alles mal probieren kann.  Mittags bieten alle Gaststätten „Menu del Dia“ an (eine Erfindung aus der Franco-Zeit, was deshalb aber nicht automatisch schlecht ist). Für einen festgesetzten Preis (in Madrid angefangen von 9€ bis zu 15€, wobei die Grenzen da eigentlich nach oben offen sind) bekommt man ein Getränk nach Wahl, einen ersten Gang, einen zweiten Gang (pro Gang reicht die Auswahl zumeist zwischen 3 bis 5 Gerichten), Brot und eine Nachspeise und/oder Kaffee. Damit ist man normalerweise ausreichend gesättigt. Wie überall ist es so; in der einen Bar kann man viel Glück haben und es ist absolut vorzüglich, in einer anderen muss dem aber nicht so sein.

Madrider Eigenheiten

Madrid ist die Stadt nach Tokio mit dem höchsten Fisch und Meeresfrüchteverbrauch pro Person. Deshalb kann man selbige Speisen immer problemlos in der Stadt essen, obwohl diese mindestens 350km vom Meer entfernt ist. Allerdings ist das traditionelle Madrider Essen eher Fleisch basiert, zumeist auch recht kräftig. Es gibt weiterhin viele Bars, die auf Essen aus den zahlreichen spanischen Regionen spezialisiert sind, man bekommt daher also fast alles. Will man ein Bier bestellen, so hat man in Madrid die angenehme Eigenart, dass man (fast) immer mit dem Bier eine kleine Tapa serviert bekommt (meist Oliven oder Chips, aber auch mal ein kleines Montadito, also eine Scheibe Baguette mit Wurst). Mit Glück findet man eine Bar, die schon mal eine ganze Tortilla (spanisches Eieromelette)serviert, wenn man drei große Bier bestellt. Hier sind wir auch schon bei der Größe des Gerstensaftes. Prinzipiell ist das Glas Bier, nicht mit deutschen Maßstäben zu vergleichen. Möchte man ein gezapftes Bier, bestellt man eine „caña“ oder ein „doble“, eine „caña“ kann auch schon mal so klein wie ein Senfglass sein, ein „doble“ erreicht zumeist schon 0,3l. Bestellt man nur „Cerveza“ (spanisch für „Bier“) gibt es vielmals nur ein „tercio“, also ein Flaschenbier mit 0,33l. Wenn man – gerade auf Veranstaltungen – mal mehr trinken möchte, empfiehlt sich ein „Mini“. Hier ist der Name aber nicht Programm, denn das „Mini“ hat nach meinen Schätzungen einen Inhalt von 0,7l bis 1l, kostet dann aber auch entsprechend mehr.

In der folgenden Darstellung sollen einige besondere Bars erwähnt werden. Da Madrid als Metropole dauernd neue Reizpunkte setzt und gerade im Gastrobereich in der Stadt sich dauernd Änderungen ergeben, wird hier nach Jahren der Beobachtung eingeteilt.

2015…

.. scheint sich der Trend Burger zu essen in Madrid noch zu verstärken. Bestellte man vor 10 Jahren noch „Hamburgesa“ bekam man meistens ein Stück Hackfleisch, ohne Brötchen auf den Teller. Vor 5 Jahren eröffneten die ersten sehr amerikanisch gehaltenen Diner, die schnell zu sehr erfolgreichen Ketten wurden. Heute bekommt man – besonders in neu eröffneten Bars und Restaurants –sehr häufig Burger. Zumeist sind diese recht ausgefeilt und nicht gerade billig, aber teilweise auch eine Entdeckung.
Desweiteren scheinen sich immer mehr, besonders an das jüngere Publikum gerichtete neue Bars und Restaurants zu etablieren. Diese unterscheiden sich zumeist in zwei Bereichen, von einer traditionellen Bar. Sie sind entweder sehr preiswert (wie zum Beispiel die Ketten „La Sureňa“ oder „Mercado Provincal“) oder sie versuchen eine besondere, meist trendige und schicke Atmosphäre dem Gast anzubieten.
Im Folgenden ein paar Orte, die durchaus weiterempfohlen werden können:

Bar / Restaurant Adresse (dahinter Homepagelink) Empfehlung für: Bemerkungen
Madriz Hop Republic C/ del Cardenal Cisnero 21 Bier Recht kleine, aber feine Bierbar, 8 unterschiedliche Fassbiere aus alternativen Brauereien, eigenes Bier im Angebot
Carmencita C/ San Vincente Ferrer 51 Tostas Kleine Bar in der man gut und preiswert essen kann, besonders: Tostas
Goiko Grill 3xmal in Madrid Burger Der Burgerladen in Madrid, recht preisintesive Burger, aber die besten die man bekommen kann; jederzeit voll, am besten reservieren
Van Gogh Cafe C/ de Issac Peral 4 Gute Atmosphäre Traditionsreicher Laden in Moncloa, überall hängen Van Gogh Kopien an den Wänden, abwechslungsreiche und leckere Küche

2016…

…. ist für Bierliebhaber ein gutes Jahr. Immer mehr Bars bieten die unterschiedlichsten Biersorten an. Zumeist werden dabei Sorten von Mikro-Brauereien angeboten und eine gute Bar hat mindestens 6 unterschiedliche und teilweise wechselnde Biere vom Fass im Angebot. Ein IPA ist meistens zu finden.

Bar / Restaurant Adresse (dahinter Homepagelink) Empfehlung für: Bemerkungen
Taproom C/ Guzman el Bueno 52 Bier 24 unterschiedliche Sorten Bier vom Fass! Obwohl kein Essen im Angebot zur Abendbrotzeit stark gefüllt, da der benachbarte Mexikaner  Fast Food anbietet, das auch hier verspeist werden kann. Sonst gute Hintergrundmusik und entspannte Stimmung.
Tuk Tuk C/ del Barquillo 26 Asiatisches Essen Hier wird asiatisches Streetfood serviert! Sehr interessante und leckere Gerichte von 8-13€; Reservierung erforderlich (auch in den drei anderen Filialen in M/Bilbao, C/Alcála und M/Santiago Bernabeu)
Vega C/ de la Luna 9 Vegan Wenn mal keine Tiere auf dem Teller sein sollen, dann ist das Vega eine der besten Adressen für vegane Küche in Madrid. Ausgesprochen leckere und innovative Speisen.
Morikaen C/Hiarión Eslava 17 Sushi Wirklich sehr leckeres Sushi und weitere japanische Speisen gibt es im Morikaen, wo sogar der König mal mit Freunden gegessen haben soll.

2017…

…ist das Jahr der ständigen Veränderung. Schon seit 2016 deutet sich ein großes Kommen und Gehen in der Madrider Restaurant und Bar Szene an. Momentan scheint an jeder Ecke eine neue Bar, ein Cafe, eine Bäckerei oder ein Restaurant zu öffnen. Leider schließen dafür aber auch zahlreiche Orte, denen man gern ein längeres Verweilen gewünscht hätte. Einen klaren Trend, welche Geschäfte schließen kann man noch nicht erkennen, aber die Schließungen machen nicht mal vor traditionsreichen Restaurants wie der Kette „Nebraska“ halt.

Bar / Restaurant Adresse (dahinter Homepagelink) Empfehlung für: Bemerkungen
SB Gastrobar C/San Bernado 115 Abendessen Die Gastrobar wirkt immer voll, hat aber ein schön dekoriertes und weiträumiges Obergeschoss, dass viel Platz bietet. Freundliche Bedienung serviert wohlschmeckendes Essen zu günstigen Preisen.

 

2018…

… wird zum Jahr in welchem die ständigen Veränderungen ziemlich unangenehm werden. In der Innenstadt von Madrid ist mittlerweile (fast) jedes Restaurant Produkt irgendeiner Restaurantkette, was zur immer-wieder-kehr von einer reiner Restaurants führt, wenn man nur mehr als 5min durch die Stadt schlendert. Selbst innerhalb der Resturantketten wird ziemlich gnadenlos alles auf effektiver und gewinnbringender getrimmt. Schön zu sehen ist das an der Kette der Kaffeehäuser Starbucks, die entweder zu kleinen take-away Bars umgebaut oder ganz geschlossen werden, weil man wohl erkannt hat, dass mit langem Sitzen, Plaudern oder Studieren ein zu geringer Profit gemacht wird. Dadurch verliert die Stadt wundervolle Cafes wie das Starbucks auf der Calle de las Infantas, wo man nicht nur ab und und an einen Prominenten sah, sondern auch wundervoll im ruhigen Kellergeschoss verweilen konnte. In diese Lücke scheinen neue Konzerne und ihre Marken zu springen, wie die kanadische Brand Tim Horton’s, bei der man meint, sie eröffne jede Woche eine neue Filiale in Madrid. Das alles wäre nicht weiter schlimm, wenn es nicht gerade diese überall aus den Häuserwänden schießenden Ketten wären, die traditionsreiche Einrichtungen verdrängen. So wurde das wunderbare Van Gogh Cafe (siehe Tipp 2015) von einem Taco Bell ersetzt (was umso mehr erstaunt, denn Taco Bells gibt es in Madrid nun bald an jeder Ecke, ohne das man je besonders viele Kunden darin entdecken würde).