Essen und Trinken in Madrid

Allgemeiner Überblick: Essen in Spanien | Madrider Eigenheiten | Orte 2015 | Orte 2016 | Orte 2017 | 2018

Essen in Spanien

Spanien ist ein Land, in dem man ausgezeichnet Essen kann und das von Region zu Region sehr unterschiedlich, aber zumeist immer sehr gut. Dabei ist das Essen gehen nicht unbedingt so zu verstehen, wie in Deutschland. Auf den ersten (und in einigen Fällen auch auf den letzten) Blick wirken spanische Kellner (und diese sind hier eindeutig in der Mehrheit gegenüber weiblichen Kollegen) recht unfreundlich, der Service kann gern mal dauern und an manchen Gläsern haben die Spülmaschinen ihre graumelierten Spuren hinterlassen. Nun kann man dagegen halten, dass man in Spanien dafür kein Trinkgeld gibt (bzw. nur wenn der Besuch richtig gelungen ist, wobei ich glaube, von Ausländern erwarten Spanier schon ein kleines Extra) und dass das Essen in der Regel sehr gut schmeckt. Doch um in Spanien richtig zu essen, sollte man vorher einiges wissen.

Das geht los mit den Essenszeiten. Alles ist etwas später (aber auch hier gilt, von Region zu Region sind sogar die Zeiten unterschiedlich, so erlebt eine Bar um Valencia um 15:30 ihrer Hochzeit, im Baskenland herrscht da aber schon an vielen Orten Küchenschluss). Mittagessen geht ab 13 Uhr los und kann sich bis nach 16 Uhr ziehen. Abendbrot gibt es nicht vor 20:30 Uhr und bis 23:30 Uhr sollte man dann eine Bar gefunden haben, wo man Speisen möchte, wenn man nicht hungrig zu Bett gehen will.

Typischerweise isst man in Spanien in einer Bar, diese kann sich auf das Ein oder Andere spezialisiert haben (oder auch nur so tun, als ob) und nennt sich dann je nachdem Cerverceria (Bier), Mariscoceria (Meeresfrüchte), Carneceria (Fleisch) oder wie auch immer. Essen im Restaurant funktioniert genauso, ist normalerweise etwas teurer, aber im Allgemeinen auch besser. Manche Einrichtungen haben aber auch zwei separate Teile, einen Restaurantbereich und einen Barbereich. In einer Bar ist man für gewöhnlich nie allein (sieht man eine leere Bar, sollte man vorsichtig sein) und so gestaltet sich dann auch der Lärmpegel. Ein weiterer Unterschied ist das Vorhandensein von Fernsehern. Ich kenne fast keine Bar ohne laufenden Bildschirm. Gerade bei Fußballspielen, die nur im Pay-TV ausgestrahlt werden, verwandelt sich so eine Bar auch gern zu einem kleinen Stadion. Auf Tischdekoration wird nicht viel Wert gelegt, die typische deutsche Kneipenkerze ist hier eher selten zu finden. Sattdessen wird der Tisch direkt vorm Gast eingedeckt, zumeist mit einem Papiertischtusch. Dadurch ist man nicht gezwungen den Tisch säuberlich zu verlassen, was auch gar nicht so einfach ist, denn gern isst man „para picar“, was nichts anders heißt als, dass eine Reihe von Tapas (bezeichnet nur die Darreichungsgröße der Gerichte, also in etwa „kleine Teller“) in der Tischmitte stehen und sich jeder davon nimmt. Das bringt, gerade in größeren Gruppen, den angenehmen Vorteil, dass man alles mal probieren kann.  Mittags bieten alle Gaststätten „Menu del Dia“ an (eine Erfindung aus der Franco-Zeit, was deshalb aber nicht automatisch schlecht ist). Für einen festgesetzten Preis (in Madrid angefangen von 9€ bis zu 15€, wobei die Grenzen da eigentlich nach oben offen sind) bekommt man ein Getränk nach Wahl, einen ersten Gang, einen zweiten Gang (pro Gang reicht die Auswahl zumeist zwischen 3 bis 5 Gerichten), Brot und eine Nachspeise und/oder Kaffee. Damit ist man normalerweise ausreichend gesättigt. Wie überall ist es so; in der einen Bar kann man viel Glück haben und es ist absolut vorzüglich, in einer anderen muss dem aber nicht so sein.

Madrider Eigenheiten

Madrid ist die Stadt nach Tokio mit dem höchsten Fisch und Meeresfrüchteverbrauch pro Person. Deshalb kann man selbige Speisen immer problemlos in der Stadt essen, obwohl diese mindestens 350km vom Meer entfernt ist. Allerdings ist das traditionelle Madrider Essen eher Fleisch basiert, zumeist auch recht kräftig. Es gibt weiterhin viele Bars, die auf Essen aus den zahlreichen spanischen Regionen spezialisiert sind, man bekommt daher also fast alles. Will man ein Bier bestellen, so hat man in Madrid die angenehme Eigenart, dass man (fast) immer mit dem Bier eine kleine Tapa serviert bekommt (meist Oliven oder Chips, aber auch mal ein kleines Montadito, also eine Scheibe Baguette mit Wurst). Mit Glück findet man eine Bar, die schon mal eine ganze Tortilla (spanisches Eieromelette)serviert, wenn man drei große Bier bestellt. Hier sind wir auch schon bei der Größe des Gerstensaftes. Prinzipiell ist das Glas Bier, nicht mit deutschen Maßstäben zu vergleichen. Möchte man ein gezapftes Bier, bestellt man eine „caña“ oder ein „doble“, eine „caña“ kann auch schon mal so klein wie ein Senfglass sein, ein „doble“ erreicht zumeist schon 0,3l. Bestellt man nur „Cerveza“ (spanisch für „Bier“) gibt es vielmals nur ein „tercio“, also ein Flaschenbier mit 0,33l. Wenn man – gerade auf Veranstaltungen – mal mehr trinken möchte, empfiehlt sich ein „Mini“. Hier ist der Name aber nicht Programm, denn das „Mini“ hat nach meinen Schätzungen einen Inhalt von 0,7l bis 1l, kostet dann aber auch entsprechend mehr.

In der folgenden Darstellung sollen einige besondere Bars erwähnt werden. Da Madrid als Metropole dauernd neue Reizpunkte setzt und gerade im Gastrobereich in der Stadt sich dauernd Änderungen ergeben, wird hier nach Jahren der Beobachtung eingeteilt.

2015…

.. scheint sich der Trend Burger zu essen in Madrid noch zu verstärken. Bestellte man vor 10 Jahren noch „Hamburgesa“ bekam man meistens ein Stück Hackfleisch, ohne Brötchen auf den Teller. Vor 5 Jahren eröffneten die ersten sehr amerikanisch gehaltenen Diner, die schnell zu sehr erfolgreichen Ketten wurden. Heute bekommt man – besonders in neu eröffneten Bars und Restaurants –sehr häufig Burger. Zumeist sind diese recht ausgefeilt und nicht gerade billig, aber teilweise auch eine Entdeckung.
Desweiteren scheinen sich immer mehr, besonders an das jüngere Publikum gerichtete neue Bars und Restaurants zu etablieren. Diese unterscheiden sich zumeist in zwei Bereichen, von einer traditionellen Bar. Sie sind entweder sehr preiswert (wie zum Beispiel die Ketten „La Sureňa“ oder „Mercado Provincal“) oder sie versuchen eine besondere, meist trendige und schicke Atmosphäre dem Gast anzubieten.
Im Folgenden ein paar Orte, die durchaus weiterempfohlen werden können:

Bar / Restaurant Adresse (dahinter Homepagelink) Empfehlung für: Bemerkungen
Madriz Hop Republic C/ del Cardenal Cisnero 21 Bier Recht kleine, aber feine Bierbar, 8 unterschiedliche Fassbiere aus alternativen Brauereien, eigenes Bier im Angebot
Carmencita C/ San Vincente Ferrer 51 Tostas Kleine Bar in der man gut und preiswert essen kann, besonders: Tostas
Goiko Grill 3xmal in Madrid Burger Der Burgerladen in Madrid, recht preisintesive Burger, aber die besten die man bekommen kann; jederzeit voll, am besten reservieren
Van Gogh Cafe C/ de Issac Peral 4 Gute Atmosphäre Traditionsreicher Laden in Moncloa, überall hängen Van Gogh Kopien an den Wänden, abwechslungsreiche und leckere Küche

2016…

…. ist für Bierliebhaber ein gutes Jahr. Immer mehr Bars bieten die unterschiedlichsten Biersorten an. Zumeist werden dabei Sorten von Mikro-Brauereien angeboten und eine gute Bar hat mindestens 6 unterschiedliche und teilweise wechselnde Biere vom Fass im Angebot. Ein IPA ist meistens zu finden.

Bar / Restaurant Adresse (dahinter Homepagelink) Empfehlung für: Bemerkungen
Taproom C/ Guzman el Bueno 52 Bier 24 unterschiedliche Sorten Bier vom Fass! Obwohl kein Essen im Angebot zur Abendbrotzeit stark gefüllt, da der benachbarte Mexikaner  Fast Food anbietet, das auch hier verspeist werden kann. Sonst gute Hintergrundmusik und entspannte Stimmung.
Tuk Tuk C/ del Barquillo 26 Asiatisches Essen Hier wird asiatisches Streetfood serviert! Sehr interessante und leckere Gerichte von 8-13€; Reservierung erforderlich (auch in den drei anderen Filialen in M/Bilbao, C/Alcála und M/Santiago Bernabeu)
Vega C/ de la Luna 9 Vegan Wenn mal keine Tiere auf dem Teller sein sollen, dann ist das Vega eine der besten Adressen für vegane Küche in Madrid. Ausgesprochen leckere und innovative Speisen.
Morikaen C/Hiarión Eslava 17 Sushi Wirklich sehr leckeres Sushi und weitere japanische Speisen gibt es im Morikaen, wo sogar der König mal mit Freunden gegessen haben soll.

2017…

…ist das Jahr der ständigen Veränderung. Schon seit 2016 deutet sich ein großes Kommen und Gehen in der Madrider Restaurant und Bar Szene an. Momentan scheint an jeder Ecke eine neue Bar, ein Cafe, eine Bäckerei oder ein Restaurant zu öffnen. Leider schließen dafür aber auch zahlreiche Orte, denen man gern ein längeres Verweilen gewünscht hätte. Einen klaren Trend, welche Geschäfte schließen kann man noch nicht erkennen, aber die Schließungen machen nicht mal vor traditionsreichen Restaurants wie der Kette „Nebraska“ halt.

Bar / Restaurant Adresse (dahinter Homepagelink) Empfehlung für: Bemerkungen
SB Gastrobar C/San Bernado 115 Abendessen Die Gastrobar wirkt immer voll, hat aber ein schön dekoriertes und weiträumiges Obergeschoss, dass viel Platz bietet. Freundliche Bedienung serviert wohlschmeckendes Essen zu günstigen Preisen.

 

2018…

… wird zum Jahr in welchem die ständigen Veränderungen ziemlich unangenehm werden. In der Innenstadt von Madrid ist mittlerweile (fast) jedes Restaurant Produkt irgendeiner Restaurantkette, was zur immer-wieder-kehr von einer reiner Restaurants führt, wenn man nur mehr als 5min durch die Stadt schlendert. Selbst innerhalb der Resturantketten wird ziemlich gnadenlos alles auf effektiver und gewinnbringender getrimmt. Schön zu sehen ist das an der Kette der Kaffeehäuser Starbucks, die entweder zu kleinen take-away Bars umgebaut oder ganz geschlossen werden, weil man wohl erkannt hat, dass mit langem Sitzen, Plaudern oder Studieren ein zu geringer Profit gemacht wird. Dadurch verliert die Stadt wundervolle Cafes wie das Starbucks auf der Calle de las Infantas, wo man nicht nur ab und und an einen Prominenten sah, sondern auch wundervoll im ruhigen Kellergeschoss verweilen konnte. In diese Lücke scheinen neue Konzerne und ihre Marken zu springen, wie die kanadische Brand Tim Horton’s, bei der man meint, sie eröffne jede Woche eine neue Filiale in Madrid. Das alles wäre nicht weiter schlimm, wenn es nicht gerade diese überall aus den Häuserwänden schießenden Ketten wären, die traditionsreiche Einrichtungen verdrängen. So wurde das wunderbare Van Gogh Cafe (siehe Tipp 2015) von einem Taco Bell ersetzt (was umso mehr erstaunt, denn Taco Bells gibt es in Madrid nun bald an jeder Ecke, ohne das man je besonders viele Kunden darin entdecken würde).