Geschichte von Cádiz

Cádiz in der Antike | Cádiz von den Westgoten bis Franco | Cádiz heute

 

Cádiz in der Antike

Die Geschichte von Cádiz ist für eine Stadt mit gerade einmal 120.000 Einwohnern herausragend. Sie geht zurück bis ins Jahr 1104 vor unserer Zeitrechnung. Der Legende nach soll sie Herakles gegründet haben. Noch bis heute findet sich diese Sage im Stadtwappen wieder. Auch wenn archäologische Nachweise für Besiedlung erst aus dem 8.Jahrhundert vor unserer Zeit stammen, bleibt sie eine der ältesten Städte Europas (und hat sich auch einem gleichnamigen Netzwerk angeschlossen). Die Römer behaupteten, dass die Phönizier aus Tyros eine Handels- und Militärsiedlung aufbauten und auch wenn sie mit dem Datum wohl rund 300 Jahre falsch lagen, so gilt es als gesichert, dass die Gründerväter von der anderen Seite des Mittelmeeres, der Levante kamen. Die Stadt lag sehr günstig auf einer Insel nahe einer Bucht. Dies entsprach den Vorlieben der Phönizier für Neuansiedlungen. Obwohl Cádiz westlich der Säulen des Herakles liegt (die Säulen des Herakles ist eine antike Darstellung der Straße von Gibraltar, zu ihr gehören der Felsen von Gibraltar auf europäischer als auch der Berg Jbel Musa auf afrikanischer Seite), also der Scheide zwischen Mittelmeer und Atlantik, ist seine Geschichte doch bis in die Neuzeit mit dem Mittelmeere verbunden, bevor mit der Entdeckung der Seewege über den Atlantik genau dies wieder zu einem neuen Vorteil für Cádiz wurde. Gadir, so der erste phönizische Name (wahrscheinlich für „Festung“) bekam einen Melqart-Tempel, der nicht nur Kultstätte war, sondern auch als Lager für kostbare Objekte diente. Man muss sich das Lager als gut gefüllt vorstellen, denn das sagenumwobene Reich Tartassos lag in der Nähe der Stadt. Auch wenn der genaue Standpunkt dieses Gebietes, schon seit seiner ersten Erwähnung durch Herodot, immer wieder Anlass zu Streit und Diskussionen bietet, so scheint doch klar, das es sich um ein iberisches Königreich gehandelt haben musste, dass reich an Silbervorkommen war und im heutigen Südspanien lag. Die Phönizier, traditionell ein geschäftstüchtiges Seefahrervolk, handelten mit dem Silber und brachten im Austausch Olivenöl und Schmuck in die Region. Das jemals Olivenöl nach Südspanien importiert wurde, mag man sich heute kaum vorstellen, wenn man sieht das Oliven das wichtigste Produkt der hiesigen Landwirtschaft sind. Ein kultureller Austausch setze ein, der Cádiz Stellung wirtschaftlich stärkte. Der Höhepunkt des Tartassischen Reiches reicht wohl bis in das Jahr 500 vor unserer Zeit zurück, als schon die Karthager in Cádiz an der Macht waren. Sie errichteten an der spanischen Küste eine Art von Monopol, so untersagte sie beispielsweise in einem Vertrag von 509, den Römern weite Teile des westlichen Mittelmeers zu befahren. Cádiz war für die Karthager ein sehr wichtiger Stützpunkt und der Ausgangspunkt für weitere Unternehmungen auf dem Atlantik (natürlich blieb es bei recht Küstennahen Unternehmungen). 237 v.u.Z. nutzte Feldheer Hamilkar Barkas die Stadt als Ausgangspunkt für Feldzüge auf der iberischen Halbinsel, sein Sohn Hannibal soll vor seinem Zug über die Alpen, um Rom zu zerstören, den berühmten Melqart-Tempel besucht haben. Doch, wie bekannt, verloren die Kathager den 2.Punischen Krieg gegen Rom und diese besetzten um 200 v.u.Z. die Stadt, deren lateinischer Name daraufhin Gades lautete. Auch unter römischer Herrschaft war Cádiz ein prosperierender Ort, Caesar verlieh ihr das römische Bürgerrecht. Unter  Augustus erhielt die Stadt den Namen Augusta Urbs Iulia Gaditana  und wurde im Kaiserreich zu einer sehr wohlhabenden Stadt, in welcher übrigens die Via Augusta endete, welche die wichtigsten Städte Iberiens verband.

Cádiz von den Westgoten bis Franco

Mit dem Untergang des römischen Reiches verlor Cádiz massiv an Bedeutung. Die Westgoten zerstörten die Stadt und erst die Mauren, die 711 die Insel einnahmen, bauten Djesirat Kadis, wie sie den Ort nannten, wieder auf, wobei sie allerdings 1146 auf der Suche nach einem Goldschatz den Melqart-Tempel zerstörten. Da Cádiz sich um einen wichtigen strategischen Punkt handelte, war der Ort umkämpft. 843 griffen die Normannen die Stadt an, 1262 schließlich eroberte Alfonso X. von Kastilien die Stadt, im Zuge der Requoncista und gliederte sie in sein Reich ein. Das war für Cádiz nicht zum Nachteil. Die atlantischen Eroberungen der spanischen Krone, die gegen Ende des 15.Jahrhunderts begannen, sollten seine strategische Bedeutung noch erhöhen und die Stadt wurde Hafen für die spanische Silberflotte, die ihren erbeuteten Reichtum aus Amerika hierher brachten. Doch damit wurde Cádiz auch zum Ziel von Angriffen. Barbareskenpiraten aber auch die Engländer attackierten sie. Francis Drake zerstörte 1587 große Teile der im Hafen befindlichen spanischen Armada. Weniger als 10 Jahre später, plünderten die Engländer wiederum die Stadt, machten wertvolle Beute und brannten die Schiffe nieder. Überhaupt lag Cádiz für viele Jahrzehnte im Brennpunkt englisch-spanischer Rivalität. 1625, als auch 1655 bis 57 und 1702 kreuzten die Engländer wieder vor und in der Stadt auf. Zu jenem letzten Datum, in welchem in Spanien der Erbfolgekrieg tobte, überlegten die Briten eine Basis an der wichtigen Straße von Gibraltar zu erobern. Zwar war Cádiz reicher als Gibraltar, aber letztendlich entschieden sich die Briten für die Einnahme der strategisch wichtiger gelegenen Stadt Gibraltar, die seit 1704 unter britische Flagge weht, woran man sich in Spanien bis heute nicht gewöhnen kann. Der spanische Erbfolgekrieg allerdings begünstigt auch einen weiteren Aufstieg der Stadt in Spanien, da sich Cádiz schnell zu den später siegreichen Bourbonen bekannte, während Sevilla dies nicht tat. Dadurch, und durch die zunehmende Versandung des Guadelquivir, an dessen Ufern Sevilla liegt, wurde von nun an Cádiz der wichtigere Atlantikhafen Spaniens. Daran änderte auch nicht das katastrophale Erdbeben von 1755 mit dem anschließenden Tsunami, der ja bekanntlich Lissabon in Schutt und Asche legte, in Cádiz aber weniger Schaden anrichtete. Während der napoleonischen Besatzung Spaniens und des spanischen Unabhängigkeitskrieges, blieb Cádiz der einzige Ort in Spanien, der nicht von den Franzosen okkupiert wurde. Die Zentraljunta der Aufständigen gegen Napoleon residierte in Cádiz. Obwohl die Franzosen die Stadt belagerten konnten sie sie nicht einnehmen, auch weil die Briten, einstmals schlimmster Feind, die Seeseite der Stadt schützten. In der Stadt wurde die Zeit genutzt und seit 1810 die erste spanische Verfassung ausgearbeitet, welche am 19.März 1812 veröffentlich wurde. Da dies der Tage des Josef von Nazareths ist, im spanischen Pepe benannt, wurde die Verfassung nur Pepa genannt. Nach der Restauration unter den Bourbonen wurde sie 1814 von Ferdinand VII. wieder außer Kraft gesetzt. 1820 revoltierten die Spanier und setzten die Verfassung wieder ein, welche bis 1823 wieder in Kraft trat, doch nach einer französischen Intervention, welche die Regierung, wiederum erst zur Flucht nach Cádiz und dann zur Aufgabe zwang, wurde sie wieder außer Kraft gesetzt und die absolute Monarchie wiederum etabliert. Auch wenn die Stadt politisch immer mal wieder im Mittelpunkt stand, so brach mit dem Verlust der spanischen Kolonien zum Jahrhundertwechsel für sie eine schwere Zeit an, denn die Geschäfte im Hafen von Cádiz liefen damit immer schlechter. Allerdings wurde dieser Hafen noch einmal wichtig, als 1936 die Truppen Francos im spanischen Bürgerkrieg die Stadt eroberten und sie zum wichtigsten Umschlagplatz der aus Marokko kommenden faschistischen Armee machten.

Cádiz heute

Heute ist Cádiz eine Stadt, die erfolgreich versucht sich für Touristen attraktiv zu zeigen. In den letzten Jahren wurden Sehenswürdigkeiten wieder aufgefrischt, oder im Fall des römischen Amphitheaters aufbereitet und für Besucher geöffnet. Obwohl die Stadt eine rund 3000 Jahre alte Geschichte hat, ist außer jenem Theater aus römischer Zeit, fast nichts mehr in Erinnerung, was antiken Ursprung hat, weshalb Cádiz nicht mit Städten wie Tarragona oder Cartagena mithalten kann, die reichhaltige Ruinen aus der Antike beheimaten. Das macht Cádiz aber keinesfalls unattraktiv oder weniger interessant, denn die komprimierte Lage an der Bucht, der Hafen, dass fast an allen Seiten zu findende Meer, die engen Gassen und kleinen Plätze und der Mix aus Besuchern und Einheimischen machen Cádiz zu einer äußerst sehenswerten, hübschen und lebenswerten Stadt.