Cartagena
Das erste Mal über Cartagena hörte ich bei einer Quizsendung im Radio. Bei der Frage, wo Hannibal seinen berühmten Feldzug gegen die Römer startete (sie wissen schon, der karthagische Feldherr, der mit Soldaten und Elefanten über die Alpen marschierte) war die mir unbekannte Antwort, Cartagena. Seit diesem Moment ist mir die Existenz der Stadt bewusst und für immer mit großen weit zurückliegenden historischen Ereignissen verbunden. Ein Blick in die Geschichte der Stadt scheint sich also zu lohnen.
Um das Jahr 230 v.u.Z. gründeten die Karthager an der Küste Iberiens, die sie – wenig einfallsreich – auch Karthago nannten und entwickelten sie innerhalb kürzester Zeit zur bedeutendsten Siedlung auf der ganzen iberischen Halbinsel. 218 v.u.Z. startete hier, der eben erwähnte, Hannibal seinen Feldzug, der als zweiter punischer Krieg in den Geschichtsbüchern genauer beschrieben ist. 209 v.u.Z. eroberten die Römer die Stadt und nannten sie von nun an Carthago Nova. Der Ort hatte hohe wirtschaftliche Bedeutung und wurde zur größten Silberabbauregion des gesamten Römischen Reiches. Gehörte die Stadt erst zu den Provinzen Hispania citerior bzw. Tarraconensis wurde sie 297 zur Hauptstadt der nach ihr benannten Provinz Carthaginensis. 425 fielen die Vandalen in die Stadt ein und in den nächsten Jahrhunderten erlebte man vor Ort zahlreiche Herrscherwechsel, ab 475 westgotisch, 554 dann oströmisch, ab 625 wieder westgotisch. Ein Ende hatte dies mit dem Untergang des Westgotenreiches. Ab 756 gehörte Cartagena nach der maurischen Eroberung zum Emirat von Cordoba. Erst Jaume (Jakob) I. eroberte die Stadt 1269 zurück und schloss sie Aragon an. Unter dem Spanier Philip II. wurde die strategisch günstige Lage Cartagenas für einen Militärhafen genutzt und in der Folgezeit kam es immer wieder zu Seeschlachten im Küstenstreifen um die Stadt (so unter anderem im Spanischen Erbfolgekrieg, im Siebenjährigen Krieg, in der ersten spanischen Republik). Die industrielle Revolution brachte einen weiter verstärkten Bergbau in und um Cartagena, das damit einigen Reichtum anhäufte. Noch heute sind einige der Villen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert ein Zeichen dieses Wohlstandes. In diese Zeit fällt auch der Ausbau der Stadt nachdem die Stadtmauern geschliffen und die umliegende Lagune trocken gelegt wurde. Die neuen Teile von Cartagena erheben sich im quadratischen (aus New York bekannten) grid Muster. Im spanischen Bürgerkrieg war Cartagena nicht nur der Hauptmarinehafen der republikanischen Truppen, es war auch die Stadt die als eine der Längsten den Truppen Francos standhielt. Sie fiel erst am 31.März 1939.
Auch heute ist Cartagena noch ein Militärhafen. Wichtiger aber scheint der etwas östlich der Stadt gelegenen Ölhafen Escombreras zu sein. Touristisch versucht sich die Stadt in den letzten Jahren zu etablieren. Sie hat den Ruf, ärmlich und hässlich zu sein und beides kann man nicht unbedingt abstreiten, aber sie hat eine sehr lebendige Historie, die an vielen Orten wunderbar sichtbar ist. Zahlreiche Museen wurden errichtet (die man unmöglich alle an einem Tag sehen kann), um das riesige Erbe der Stadt weiterzugeben.