Death Valley

Das Death Valley, das „Tal des Todes“, hat einen verheißungsvoll abenteuerlichen Namen, ziemlich gefährlich muss es sein da unten! Berüchtigte Hitze, kaum Vegetation, Fehlen von Wasser, nicht wirklich lebenswert, könnte man meinen, was ja keinesfalls heißt nicht besuchenswert. Das Death Valley zieht durch seine Unwirklichkeit und Lebensfeindlichkeit an. Tatsächlich entstammt der Name einer Gruppe Pioniere, die mit rund 100 Wagen im Jahr 1849 hier unterwegs waren. Sie fuhren entlang des Old Spanish Trails der von New Mexiko aus nach Kalifornien führte. Die Gruppe, die sogenannte Bennett-Arcane Party (oder auch die Death Valley 49ers) wollte ihr Glück im (Wilden) Westen finden, angezogen vom Goldrausch der Kalifornien als ein neues El Dorado erscheinen ließ. Um schneller ans Ziel zu gelangen, suchte man eine Abkürzung und geriet ins Death Valley, konnte aber keinen geeigneten Ausgang mehr aus ihm finden. So irrte man wochenlang durch das Tal und war gezwungen, die eigenen Fuhrochsen zu verspeisen, da natürliche Nahrung hier kaum zur Verfügung stand. Um die Ochsen zu braten musste man das Holz der Wagen als Brennholz benutzen. Ohne die Wagen gelang es schließlich, über den Wingate Pass das Tal zu verlassen. Nach den wochenlangen Strapazen drehte sich eine Frau auf dem Pass um und richtete ihren Blick zurück und rief abschließend „Goodbye Death Valley“ ins Tal hinein. Dies notierte William Lewis Manly, ein Teilnehmer der Pioniergruppe, und schrieb es in seiner Autobiographie „Death Valley in ˈ49“ nieder und so bekam das Tal seinen Namen. Übrigens starb niemand der Pioniere im Tal, wie man eigentlich hätte erwarten können.

Tatsächlich waren die Pioniere von 1849 nicht die ersten Besucher im Tal. Die amerikanischen Ureinwohner sollen schon vor rund 9000 Jahren in der Region gelebt haben. Damals gab es im Death Valley noch einen kleinen See und das Klima muss milder gewesen sein änderte sich aber in den nächsten Jahrhunderten. Neue Stämme zogen in die Region, die sich den schwieriger werdenden Bedingungen anpassen mussten. Vor rund 2000 Jahren siedelten sich dann die Koso hier an, ein westlicher Stamm der Gruppe der Shoshone-Indianer. Je nach Jahreszeit lebten sie entweder im Tal (im Winter, wenn sich unten etwas Wasser sammelte) oder auf den benachbarten Bergen (wo sie im Sommer Nahrung fanden und selbst anbauten).
Nach den bereits erwähnten, durchstreifenden, Pionieren wurde in den 1880er Jahren Erze und Mineralien im Tal gefunden, was zur kommerziellen Nutzung des Death Valleys führte. Besonders begehrt waren Borax-Kristalle, welche beschwerlich ins rund 260km entfernte Örtchen Mojave gebracht wurden. Da die eingesetzten Eseltracks nicht mehr als 3 km/h erreichten, dauerte ein Trip rund 30 Tage lang. So baute man eine Eisenbahnlinie, die allerdings erst 1913 fertig gestellt wurde, dass Death Valley jedoch in den 1920er Jahren zum weltweit größte Abbauort für Borax machte. Zwar wurde immer wieder gleichfalls versucht Erze abzubauen, aber die ungünstigen klimatischen Bedingungen und die wenig ergiebigen Funde, machten solche Unternehmungen schnell zunichte.
Seit den 1930er Jahren setzte ein erster touristischer Impuls im Valley ein, der besonders im Winter wegen des dann angenehm warmen Klimas kam. 1933 erklärte US-Präsident Herbert Hoover das Death Valley zu einem geschützten „National Monument“ und förderte damit einerseits den Tourismus, verhinderte anderseits eine Ausweitung des Bergbaus im Tal. Nachdem die Regeln für den weiteren Abbau immer weiter verschärft wurden, war die Schließung der Billie Mine im Jahr 2005 das Ende des Abbaus in Death Valley. Zu jener Zeit war das Tal schon ein Nationalpark. 1994 wurde ein 5.300 km², später auf 13.650 km² ausgeweitetes, Gebiet dazu ernannt (und damit zum größten Nationalpark der USA außerhalb Alaskas) und seit 2013 ist es ebenso ein Lichtschutzgebiet in welcher der nächtliche Lichtsmog auf einem Minimum gehalten wird und man hervorragend Sterne beobachten kann. Heute strömen über eine Millionen Gäste pro Jahr durch das weite Tal.

Diese werden nicht nur vom Titel des Nationalparks und dem bedrohlichen Namen angezogen. Ein Faktor ist sicherlich auch die klimatische Situation des Parks, der im Sommer zu einer bedrohlichen Herausforderung werden kann, denn das Death Valley ist einer der heißesten Orte unseres Planeten. Am 10.Juli 1913 wurden hier 56,7ᵒC gemessen, was der höchste Messwert ist, der jemals erzielt wurde. Tageshöchstwerte von über 49ᵒC (oder 120ᵒ Fahrenheit) sind im Sommer keine Seltenheit. So wurde im Death Valley auch das höchste jemals gemessene Minimum einer Nacht gemessen, nämlich am 12. Juli 2012 als das Thermometer nicht unter 41,7ᵒC fiel. Im Winter jedoch können die Nachttemperaturen auch durchaus unter den Gefrierpunkt fallen, so liegt die niedrigste gemessene Temperatur im Tal bei -9,4ᵒC.
Gleichzeitig ist das Death Valley auch eines der trockensten Orte Amerikas, was überrascht, weil es nur wenige hundert Kilometer vom Pazifischen Ozean entfernt liegt. Jedoch regnen die feuchten Winde sich zuvor an fünf Bergrücken ab, bevor sie das Gebiet des Nationalparks erreichen. Der höchste Punkt der USA, außerhalb Alaskas, der Mt. Whitney (mit 4421m) ist tatsächlich nur 137km Luftlinie entfernt, was umso erstaunlicher ist, da im Tal das Badwater Basin liegt, das mit 86m unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkte der USA ist.
Tatsächlich war bis vor rund 10.000 Jahren hier noch Wasser vorhanden, in Form eines Sees. Dieser, heute ausgetrocknete, See geht auf den Lake Manly zurück (benannt nach dem oben erwähnten Pionier), der vor ca. 150.000 Jahren seine größte Ausdehnung im Tal gefunden haben muss, bei einer Länge von 150km und einer Tiefe von 180m. Der Lake Manly trocknete aus, durch Klimaschwankungen entstanden aber immer wieder kleinere Seen bis vor 10.000 Jahren die Zufuhr von Schmelzwasser aus der Sierra Nevada vollkommen abgeschnitten wurde und nur noch die Salze und Mineralien übrig blieben, die man heute noch im Badwater Basis sehen kann. Damit gehört das Death Valley zur Landschaft des Great Basins, oder auch des „Großen Beckens“, einer etwa 500.000km² großen Großlandschaft östlich der Sierra Nevada, in welcher zwar Flüsse hineinfließen, aber alle Gewässer letztendlich vertrocknen und das Basin mit seinen zahlreichen Tälern und Gebirgsketten nicht mehr verlassen können und vertrocknen.