Yosemite

Nationalpark in der Sierra Nevada | Größe: 3081 km² | vollständig in Kalifornien gelegen | etabliert seit dem 1.10.1890

Die Sierra Nevada ist das höchste Gebirge im kontinentalen Gebiet der USA (also außerhalb Alaskas) und wächst am Mt.Whitney auf immerhin 4421m an. Es ist rund 650km lang und zieht sich von Nord nach Süd, zum überwältigenden Teil in Kalifornien. Noch bekannter als das gesamte Gebirge, das einen Namensvetter im Süden Spaniens hat, ist ein verhältnismäßig kleiner Teil des Höhenzugs, der Nationalpark Yosemite.
Der Yosemite war 1890 der erste von der Bundesregierung in Washington anerkannte Nationalpark überhaupt, der noch dazu 1984 zusätzlich unter UNESCO-Weltkulturerbe gestellt wurde. So kommen über vier Millionen Besucher jedes Jahr in den Park, um sich seine wundervolle Landschaft anzuschauen.

1855 waren mit James Mason Hutchings und Thomas Ayres die ersten Besucher da, die auf ihrer „Tour“ diese Region der Sierra Nevada besuchten und danach in Artikeln darüber berichteten. Damit sprach sich die Naturschönheit des Yosemite herum und die neuere Geschichte des heutigen Parks begann. Jedoch waren schon viel früher die ersten Menschen hier. Indianerstämme lebten wohl schon seit rund 4000 Jahren in den Tälern der Sierra und als die ersten Europäer in Kalifornien landeten, waren es die Ahwahneechee-Indianer, die im heutigen Yosemite-Tal siedelten. 1851 führte die US-Army ein Bataillon ins Tal und es kam zum Mariposa-Krieg mit den Ahwahneechee, wobei erstmals „Weiße“ die Gegend zu gesicht bekamen. Ein Arzt der Streitkräfte berichtete später über die wundervolle Landschaft und gab ihr den Namen Yosemite, der übrigens der Name des Indianerstamms ist, so sie von Nachbarstämmen genannt wurde. Mit den ersten Gästen wurden bald Stimmen laut, die Gefahren sahen in der kommerziellen Ausbeutung der liebreizenden Landschaft. Schon 1864 wurde per Gesetz der Yosemite Grant geschaffen, ein Schutzgebiet, welches das zentral gelegene Tal Yosemite und die Mariposa-Grove unter Schutz stellte. 1876 wurde mit der Wawona Lodge eines der ersten Hotels in den Bergen Kaliforniens gebaut. Es lag am schon erwähnten Mariposa Grove, einem Gebiet mit gewaltigen Sequoia Bäumen. Hier stand auch der Wawona Tree, ein 69m hoher Baum durch dessen 29m großen Stamm ein Tunnel ausgeschnitten wurde, welcher zu einer ersten Touristenattraktionen wurde (nach 2.300 Jahren Lebenszeit fiel der Baum übrigens 1969 unter einer Schneelast zusammen).
John Muir, ein schottischer Geologe, erkundete den Yosemite und veröffentlichte zahlreiche Schriften darüber. Er war einer der Gründerväter des 1892 erschaffenen Sierra Clubs, der ältesten und größten Naturschutzorganisation der USA. Schon zwei Jahre zuvor konnte Muir mit dazu beitragen, dass der Yosemite zum Nationalpark erhoben wurde, für den anfangs US-Army zuständig war. Das damalige Problem der Überweidung durch Schafe in den Hochlagen ging innerhalb weniger Jahre zurück. Muir war ein Pionier des Naturschutzes und campte drei Tage lang im Jahr 1903 mit dem US-Präsidenten Theodore Roosevelt im Park unter der Klippe des Glacier Points. Er überzeugte dabei den Präsidenten, dass die endgültige Kontrolle Yosemites voll bei der Bundesregierung liegen müsse. 1916 wurde letztendlich daraus der National Park Service gegründet, der die Verwaltung aller mittlerweile 50 Nationalparks der USA obliegt. Im selben Jahr wurde auch der Tioga Pass als Straße ausgebaut, der einzigen Verbindung in West-Ost Richtung über die Berge der Sierra Nevada. Durch den langen Winter in den Höhenlagen ist die Straße aber auch noch heute nur vom Frühsommer in den Spätherbst geöffnet. Eine empfindliche Niederlage mussten die Naturschützer und letztendlich auch die Natur 1913 ertragen, als mit dem Raker Act das Hetch Hetchy Projekt gestartet werden konnte. Dabei wurde im Hetch Hetchy Tal, das am nördlichen Ende des Yosemite-Parks liegt ein Stausee gebaut, der das Tal, dass mit seiner Schönheit dem Yosemite-Tal Konkurrenz machen konnte, unter Wasser setzte (und noch heute 80% der Bay Area mit Wasser versorgt). So fahren die überwiegende Mehrheit der Touristen heute ins rund 18km² großen Yosemite-Tal, dass besonders im Sommer zu einem absoluten Hotspot wird und wo sich Auto an Auto durch das Tal schlängeln. Hier befinden sich viele der bekanntesten Sehenswürdigkeiten, wie die Wasserfälle des Yosemite Falls oder die Granitfelsen des Capitans und des Half Domes, die sich bis zu 1500m über das Tal erheben und seit neuestem auch ein Starbucks, was zu einigen Diskussionen führte, ob multinationale Kaffeehausketten unbedingt in Nationalparks errichtet werden müssen [hier ein Link zum Thema].
Eine lange Tradition im Park besitzt das Klettern. John Salathé startete hier ab 1945 mit dem Bigwall-Klettern, daher dem Besteigen einer so hohen Bergwand, dass dieser normalerweise nicht an einem Tag durchklettert werden kann und man mit speziellen Zelten, den Portaledges, zwischendurch biwakieren muss (meines erachtens ist dabei ein ruhiger Schlaf absolut erforderlich). In den 1960er Jahren war die Besteigung der Route Nose am El Capitan weltweit verfolgt wurden, während sich in den 1970er Jahren das Freiklettern in immer höhere Schwierigkeitsgrade fortentwickelte und die weltweit schwersten Routen hier besteigen wurden. Aber ob man nun klettern möchte, oder den 358km langen John Muir Trail in Angriff nimmt, mal schnell auf den Half Dome sportelt, gemütlich durch das Yosemite-Tal wandert oder einfach nur einen Kaffee trinkt, der Yosemite mit seiner wundervoll reizvollen Landschaft bietet jedem etwas.

Geschichte Kaliforniens

Entdeckung und erste Besiedlung | Kalifornien in Mexiko| Kalifornien als 31. Staat der USA | Kalifornien im 20. Jahrhundert | Kalifornien vom 2.Weltkrieg bis heute | Literatur zur Geschichte Kaliforniens

Die Geschichte Kaliforniens ist nach europäischen Maßstäben, eine kurze Angelegenheit. Das liegt an zwei Sachverhalten, der Eine ist, dass eine Geschichtsschreibung erst mit der europäischen Eroberung der Region beginnt, die im 16. Jahrhundert einsetzt, aber eigentlich bis zum späten 18. Jahrhundert nicht wirklich bemerkenswert ist. Der andere Grund ist, dass die Geschichte der Ureinwohner Kaliforniens, der Indianer der zahlreichen Stämme der Region, der Yuki, Kumasch, Hoopa, Miwok, Pomo, Yokut, Panamint, Yuman, um nur sehr wenige Beispiele zu nennen, eine weniger berücksichtigte Vorgeschichte darstellt. Das ist damit begründbar, dass die Indinanerstämme keine Aufzeichnungen ihrer Historie hinterlassen haben, was dann wieder dazu führt, dass die Geschichte Kaliforniens eine Erzählung ist, die aus der Perspektive der Neusiedler, also der ehemaligen Europäer geschrieben wurde. Vernachlässigt man also die zahlreichen indianischen Einwohner, die auf dem Gebiet des heutigen Kaliforniens leb(t)en – und dabei soll es sich bei großzügigen Schätzungen, um rund ein Drittel aller Ureinwohner Nordamerikas gehandelt haben- so beginnt Kaliforniens Geschichte mit spanischen Kolonisatoren.

Entdeckung und erste Besiedlung

Der Name Kalifornien tauchte als erstes in der Alten Welt auf und reicht wohl mindestens zurück auf ein Stück spanische Prosa von Garci Ordóñez de Montalvo, in welchem es um die Belagerung von Kostantinopel geht. Unter den beteiligten Akteuren waren auch schwarze Amazonen, die von einer Königin des namens Califa angeführt wurden und die eigentlich auf einer entfernten, aber wohlhabenden Insel lebten. Die Annahme das Kalifornien eine Insel war und es gegebenenfalls etwas Gold zu finden gäbe, trug auch den (von den Ureinwohnern) gefürchteten Eroberer Mexikos Hernán Cortès und seine Soldaten an. Als sie auf der Halbinsel des heutigen Niederkaliforniens ankamen, glaubten sie auf einer Insel zu sein und gaben ihr den Namen California, woraus man schlussfolgern kann, dass das eigentliche Kalifornien, das heutige „Baja California“ ist. Francisco de Ulloa fand nur wenig später heraus, dass Kalifornien durchaus keine Insel war und eine Landverbindung hatte. Heute ist der Teil der Halbinsel Kaliforniens mexikanisches Staatsgebiet und wird als Niederkalifornien bezeichnet (lange hielt sich für den heutigen US-Staat die Bezeichnung „Alto California“, also Ober-Kalifornien). 1542 wurde eine Expedition unter Juan Rodríguez Cabrillo entsandt, welche am 28. September in der heutigen San Diego Bay enterte und damit als erster Europäer den Boden des heutige US-Bundesstaates Kalifornien betrat. Die Expedition setzte ihren Weg nach Norden fort. Cabrillo verstarb an den Folgen eines Unfalls, doch seine Crew zog bis zum 42.Breitengrad weiter und erreichte damit die heutige Grenze Kaliforniens mit Oregon (die tatsächlich nur ein gerader Strich ist). Doch es sollte für einige Zeit die letzte Expedition der Spanier in dieser Region gewesen sein.
Tatsächlich war es 1577 der britische Seefahrer und Pirat Francis Drake, der sich in der Region wiederfand, als er die zweiten Weltumseglung der menschlichen Geschichte unternahm. Zwei Jahre nachdem Start 1579, kam er an den Gestaden des heutigen Nordkaliforniens an und blieb hier für 5 Wochen, bevor er und seine Crew nach Westen hin seine Reise fortsetzten, nicht ohne vorher das Land „Nova Albion“ (Neues England) zu taufen und es für die Krone seiner Königin Elisabeth zu reklamieren. Aber für die Ureinwohner und ebenso die Spanier bleib das vollkommen folgenlos.
Für Spanien wurde Kalifornien am Ende des 16. Jahrhunderts wieder etwas interessanter, da man herausfand das der günstigste Seeweg von Japan über den Pazifik, hier wieder auf Land stieß. So konnte man entlang der kalifornischen Küste weiter nach Süden reisen, wo man nach Mexiko gelangte, der wirklich bedeutenden Kolonie des spanischen Weltreiches. 1602 startete eine weitere Expedition unter der Leitung von Sebastian Vizcaíno, der die Monterey Bucht erreichte, welche er nach dem Vizekönig benannte und fuhr weiter nördlich am Golden Gate vorbei, wobei er die bis dahin weitreichendsten Aufzeichnungen der Küste vornahm. Trotzdem verpasste er die Einfahrt zur San Francisco Bucht, welche von den Europäern bis dato immer noch nicht entdeckt worden war. Tatsächlich sollte dies noch lange so bleiben, denn in mehr als 150 darauffolgenden Jahren wurde Alta California mehr oder weniger ignoriert. Der spanische Staat hatte einfach nicht die Ressourcen weitere Unternehmungen in der Region vorzunehmen, geschweige denn hier eine Zivilgesellschaft aufzubauen. So wurde es den Jesuiten-Orden vorbehalten, die Region zu zivilisieren, was diese auch taten, wenngleich erst in Niederkalifornien, wo sie zahlreiche Missionen aufbauten. Nachdem die Jesuiten unter der Regentschaft von Carlos III. von Spanien als zu mächtig angesehen wurden, vergab der spanische Staat dem Franziskaner-Orden die Aufgabe, neue Missionen in Nordkalifornien zu erbauen. Unter dem Franziskaner Junípero Serra wurde die Kolonisierung von Alto California geplant und eine „heilige Expedition“ vorbereitet. Zur See und zu Land sollten vier Gruppen nach Norden vorstoßen. An der Bucht von San Diego sollte ein Basiscamp erbaut werden. Die Expedition hatte jedoch weitaus größere Probleme als erwartet und als man sich 1769 in der Bucht von San Diego traf, waren nur noch die Hälfte der Teilnehmer am Leben. Doch die Gruppen fuhren nach Norden fort und tatsächlich schaffte es eine Landexpedition die Bucht von San Francisco zu entdecken, wenngleich nicht gleich deren Zugang zum Meer. Am 16. Juli 1769 gründete man die erste Mission im heutigen Kalifornien, in San Diego. Von hier aus sollten je eine Tagesreise entfernt 20 weitere Missionen folgen und so ein zivilisatorisches Netz bilden. Diese ersten Stationen waren jedoch alles andere als sich gut entwickelnde Orte, sondern zumeist nur kleine Bretterhütten als Vorposten im Nichts. In jener Zeit war Kalifornien eher ein Gebiet in das man gezwungen werden musste zu gehen, als dass man hier freiwillig hinkam. Erst 1775 wurde letztendlich der Eingang zur Bucht von San Francisco gefunden und dort eine Mission gegründet, die nach dem heiligen Franz von Assisi benannt wurde und damit die Keimzelle der heutigen Stadt ist. Gleichfalls wurde an der Einfahrt der Bucht, am Golden Gate, eine Militärbasis gebaut, deren Nachfolger auch heute noch besichtigt werden kann.
Tatsächlich hatte die Errichtung des Missionsnetzes zwei Folgen für die weitere Geschichte. Zum einen ist es der Startpunkt einer gezielten europäischen Besiedlung der Region und gleichzeitig der Niedergang der indianischen Ureinwohner, die in den folgenden Jahrzehnten fast bis zur Bedeutungslosigkeit verschwand.

Kalifornien in Mexiko

Im Jahr 1822 machte sich Mexiko von Spanien unabhängig und wurde 1824 zu einem Bundesstaat, zudem nun auch (ganz) Kalifornien gehörte. Im neuen Staat wurden die Missionen säkularisiert und (sehr langsam) eine Zivilgesellschaft aufgebaut. Die Missionen blieben als Gebäude bestehen und in einigen von ihnen wurden auch weiterhin Gottesdienste abgehalten (heute übrigens ist nur noch die Mission Santa Barbara im Besitz der katholischen Kirche). Mit der Aufteilung des kirchlichen Besitzes entstand eine Gesellschaft der Rancheros, die das weite Land zu landwirtschaftlichen Zwecken benutzen, nicht ohne dabei auf indianische Arbeit zurückzugreifen. So konnten sich einige wohlhabende Familien etablieren, auf Kosten der unter schwierigen Bedingungen arbeitenden Menschen.
Von Nicht-Mexikanischer Seite her erwuchs immer mehr Interesse an der Region, die in den 1830er Jahren nicht mehr als 7.000 Nicht-Indianische Einwohner hatte. Als erstes waren es die Russen, die 1808 schon einen Stützpunkt im nördlichen Fort Ross etablierten, um in der Bodega Bay Pelze zu gewinnen. Der junge Staat der USA sendete die Hudson Bay Company, welche ebenfalls den Handel in Kalifornien aufnahm. 1826 kamen erstmals Amerikaner nach Kalifornien, angeführt von Jedediah Smith, der ein Gruppe von 17 Trappern anführte. Obwohl nicht viele der Teilnehmer im Westen ankamen, waren es nun die immer wieder aufziehenden amerikanischen Expeditionen, die langsam das kalifonische Land mit dem weit entfernten Osten verbanden. Ab den 1840er Jahren wandelte sich der Zuzug nach Kalifornien. Immer mehr Familien kamen mit den Tracks aus dem Osten um sich hier ein neues Leben aufzubauen, die meisten erreichten ihr Ziel mit dem Schiff, ein geringerer, aber sich zunehmend verstärkender Teil zu Land. Mit den hierhin ziehenden amerikanischen Yankees, sah sich der mexikanische Staat immer mehr der Gefahr ausgesetzt, dass sein Territorium in Kalifornien unterwandert würde. Tatsächlich verbanden die neuen Siedler viele Sympathien mit der jungen USA und diese wiederum sah mit Kalifornien die Möglichkeit ein Staat zu werden, der vom Atlantik bis zum Pazifik reicht. So folgte schließlich der Mexikanisch-Amerikanische Krieg der im Vertrag von Guadelupe Hidalgo endete, der ein rund 1,3 Millionen km² Gebiet von Mexiko an die USA abtrat (die heutigen Staaten Nevada, Utah, Kalifornien, sowie Teile von Colorado, New Mexico und Wyoming). Schon zu Beginn des Krieges gab es freiheitliche Bestrebungen der Kalifornier, am besten in Erinnerung im Bear Flag Revolte. Unbemerkt vom einsetzenden Krieg erlangte die Idee eines eigenen Republik Kalifornien Popularität. Auch wenn die Idee dazu eigentlich vom Entdecker John Charles Frémont kam, waren es 33 wahrscheinlich leicht angetrunkene Siedler im Norden Kaliforniens, die in Sonoma eine mexikanische Kaserne übernahmen und eine eigens kreirte Flagge mit Bären und Stern hissten. 25 Tage lang hielt sich die unabhängige Bear Flag, bevor sie von der Amerikanischen ersetzt wurde, aber noch heute lebt sie in der Flagge des kalifornischen Bundesstaats weiter.
1849 trafen sich in Monterey 38 Mitglieder einer verfassungsgebenden Versammlung und erarbeiteten eine erste Konstitution, in welcher Sklaverei verboten wurde und die Grenzen des freien Staates festgelegt wurden. Tatsächlich waren diese viel kleiner, als die 1,3 Millionen km², welche die USA von Mexiko erwarben. Denn einen solchen Riesenstaat, soviel war klar, würde der US-amerikanische Kongress nicht bewilligen und dieser musste der Aufnahme eines neuen Bundesstaates zustimmen.

Kalifornien als 31. Staat der USA

Der Weg, ein US-amerikanischer Bundesstaat zu werden, war tatsächlich gar nicht so einfach. Zwar konnte Kalifornien die Kriterien für die Aufnahme erfüllen, aber zwischen den bisherigen 30 Staaten gab es einen Patt zwischen Nord und Süd. Unterschiedliche Sichtweisen zur Sklavenfrage waren 1850, rund 10 Jahre vor dem Bürgerkrieg, schon die entscheidenden innenpolitischen Fragen und die Aussicht die USA mit der Einverleibung Kaliforniens zum Pazifik hin auszudehnen stand das Problem gegenüber, dass eine der beiden innenpolitischen Seiten eine Übermacht innerhalb der USA bekommen würde, wobei Kalifornien sich gegen die Sklaverei aussprach, sich sonst aber dem Süden gegenüber aufgeschlossen zeigte. Am 18.Oktober 1850 wurde nach längeren Verhandlungen Kalifornien der 31. Staat der USA.
Die erfreuliche Nachricht ging etwas in den Turbulenzen jener Tage unter, denn besonders Nordkalifornien war in jenen Jahren dem Goldrausch erlegen, der eine radikale Umwälzung der Region vollzog und mit dem Jahr 1849 verbunden ist (das American Football Team San Francisco 49ers ist danach benannt). Tatsächlich wurde am 24. Januar des Jahres 1848 von James Wilson Marshall erstmals Gold gefunden und das rein zufällig, denn das Team um Marshall war eigentlich bestrebt Holz zu roden und nach San Francisco zu flössen. Schon im Frühjahr sprach sich herum das sich am American River, einem Nebenfluss des in die Bucht von San Francisco fließenden Sacramento Rivers, Gold finden ließ und als die Nachricht im Dezember 1848 im Kongress in Washington besprochen wurde und Präsident Polk es offiziell machte, das man in Kalifornien Gold gefunden hatte setze ein in der Geschichte einmaliger Run von Glückssuchern ein. In den folgenden zwei Jahren fand der „California Gold Rush“ statt, welcher nicht nur dem Staat seinen noch heute gebräuchlichen Spitznamen verschaffte, sondern seine Stellung und Bedeutung sprunghaft veränderte. Waren es vor Jahrhunderten die spanischen Träume auf ein „El Dorado“, die Menschen antrieb schwierigste Verhältnisse auf sich zu nehmen, so war es nun ein amerikanischer Traum nach (schnellem) Geld, der Menschen aus Nah und Fern antrieb nach Kalifornien zu kommen. Zumal der Abbau nicht auf privaten Feldern stattfand, sondern auf staatlichem Territorium! Jeder der wollte, konnte sein Glück versuchen, musste aber gewisse Regeln beachten. Später wurde dann aber festgelegt, dass nur noch Amerikaner nach Gold suchen durften. Tatsächlich war es ein nicht ungefährliches Unternehmen, jeder 12. Goldsucher verlor dabei sein Leben; Unfälle und Krankheiten machten ebenso die Runde wie Mord und Totschlag. Die Kriminalitätsrate erreichte Rekorde, die hoffentlich nie wieder erreicht werden (in Sonora z.B. lag die Mordrate 1850 bei 506 Fällen auf 100.000 Einwohnern, was das 50-fache des nicht gerade geringen Durchschnitts der USA von 1999 ist). Lynchjustiz war ein häufig anzutreffendes Phänomen und die Opfer stammten zumeist nicht aus der weißen Schicht der Amerikaner.
Die sogenannten 49ers strömten in die Region und machten fast über Nacht San Francisco zum neuen Zentrum der Westküste, während die indianische Urbevölkerung massiv schrumpfte. San Franciscos Aufstieg zur Metropole war rasend, schon 1870 war es die 10.größte Stadt der USA. Gleichzeitig lösten die vielen neuen Siedler eine Urbanisierungswelle in der Region aus, aus den beispielsweise Stockton (heute fast 300.000 Einwohner) oder Sacramento (heute Hauptstadt Kaliforniens mit rund 470.000 Einwohnern) entstanden.
In den 1850er Jahren konnte man Kalifornien so grob in vier Bereiche aufteilen; die urbanisierte Bay Area um San Francisco und die Minen der Goldabbaugebiete, den weiten und fast unbesiedelten Norden, das Central Valley mit seiner Landwirtschaft und den ebenfalls spärlich besiedelten Süden. Bald schon waren mehr Menschen in der Landwirtschaft beschäftigt als im Bergbau und Kaliforniens Ruf als gutes Anbaugebiet, dass sich heute insbesondere mit dem hießigen Wein weltweit widerspiegelt, begann zu gedeihen. Als der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, war die Stimmung in Kalifornien pro-Unionistisch, jedoch war das Kriegsgebiet so weit weg, dass es keinen größeren Einfluss im Westen hatte, so wie Kalifornien keine Bedeutung für den Kriegsverlauf hatte.
Die Anbindung an den Rest des Landes erfolgte durch die erste transkontinentale Eisenbahn, welche 1869 eröffnet wurde. Durch staatliche Subventionierung wurden die beiden Eisenbahnunternehmen Central Pacific und Union Pacific zu den bedeutendsten Landbesitzern im Westen der USA. Die kalifornische Central Pacific Railroad wurde getragen von vier Unternehmern; Collins P. Huntington, Mark Hopkins, Leland Stanford und Charles Crocker, welche später als die Big Four in die Geschichte Kaliforniens eingehen werden und außergewöhnliche Profite aus der Unternehmung gewannen. Bedeutend beim Bau der Eisenbahnlinie war ein großer Import an Fachkräften und Arbeitern. Zahlreiche Chinesen wurden angeworben, welche zumeist die körperlich sehr harte Arbeit vollbringen mussten, dass Gebirge der Sierra Nevada zu durchkreuzen. Spätestens seit jenen Tagen war Kalifornien immer auch ein Platz für Menschen aus dem Reich der Mitte, wenngleich diese sich immer wieder rassistischen Verfolgungen ausgesetzt sahen. Für die wirtschaftliche Entwicklung nicht nur des amerikanischen Westens, sondern ganz Amerikas war dieser Eisenbahnbau von enormer Bedeutung.
Bis weit in die 1870er Jahre hinein blieb der Südteil Kaliforniens fast unbesiedelt, während der Norden kräftig wuchs, doch bis zur Jahrhundertwende setzte auch hier eine verstärkte urbanistische Entwicklung ein. Getragen wurde diese zumeist von der Mittel- und Oberklasse, die in den günstigen klimatischen Bedingungen ein lohnenswertes Ziel sahen. Von San Diego bis Santa Barbara schossen Kureinrichtungen, erste Hotels und neue Wohnanlagen aus dem Boden, die insbesondere in den warmen Wintermonaten von Menschen aus dem Midwest besucht wurden. Ein mediterranes Empfinden wurde beworben, dass an die koloniale Vergangenheit erinnerte und dabei half, das Südkalifornien seine eigene Identität entwickelte. Am eindrücklichsten ist dies noch heute in Santa Barbara zu sehen, wo die von einem Erdbeben zerstörte Stadt 1925 ganz im spanischen Kolonialstil wieder errichtet wurde.
Währenddessen spezialisierte sich die Landwirtschaft weiter heraus. Während das Central Valley so etwas wie die Kornkammer Kaliforniens wurde, baute man im Süden zumeist Zitrusfrüchte und Wein an. Gegen Ende des Jahrhunderts erreichte der Bundesstaat die Einwohnerzahl von rund 1,5 Millionen, wobei die Hälfte der Einwohner allein in der Bay Area zu finden waren, wo gleichzeitig auch das kulturelle und industrielle Herz schlug. Das Wachstum Los Angeles setzte erst jetzt ein und verdankte sich dem schnellen Ausbau von elektrischen Bahnlinien.

Kalifornien im 20. Jahrhundert

Das Erdbeben von 1906 zerstörte zwar weite Teile San Franciscos, konnte aber dem Wachstum der Stadt insgesamt nichts anhaben, obwohl rund 3.000 Menschen dabei ihr Leben verloren. Die ersten Jahrzehnte des neuen – 20. Jahrhunderts – waren geprägt von einem infrastrukturellen Ausbau Kaliforniens. Dabei war ein Hauptproblem die Verteilung des Wassers, dass im Norden reichlich vorhanden, im Süden aber sehr knapp ist. Zwei Drittel des gesamten Jahresniederschlages fallen im nördlichsten Drittel des Staates, während ein Großteil des Südens Wüstenland ist. So wurde Wasser ins Central Valley geleitet, dessen landwirtschaftliche Nutzbarkeit damit rapide Anstieg. Im tiefen Süden Kaliforniens wurde das Wasser des Colorados angezapft und nach Westen geleitet, wobei das fruchtbare Imperial Valley entstand, aber auch der Salton Lake, ein See der durch einen gewaltigen Leitungsbruch entstand und der zwei Jahre lang unbeabsichtigt geflutet wurde (der See ist noch heute rund doppelt so groß wie der Bodensee!). Los Angeles hätte ohne das 1913 eingeweihte LA Aqueduct mit einer Länge von 235 Meilen an Kanälen, Tunneln und Aquädukten niemals sein gewaltiges Wachstum beginnen können, so wie auch San Francisco durch den O’Shaughnessy Damm mit frischen Wasser versorgt wurde. Tatsächlich wurden jedoch viele dieser neuen Projekte ohne jede Rücksicht auf die Umwelt durchgeführt und führten zu noch heute sichtbaren Zerstörungen. Für das Wachstum Kaliforniens jedoch, war die infrastrukturelle Verbesserung der Wasserversorgung und die Stadtplanung, die in San Francisco oder San Diego groß angelegt wurde maßgebend. 1910 hatte der Bundesstaat bereits 2,3 Millionen Einwohner und bis 1940 sollten schon fast 7 Millionen Einwohner in Kalifornien leben. In jenen Jahren entwickelten sich insbesondere Los Angeles und San Diego zu lebhaften Metropolen (LA wuchs von 100.000 auf 1,2 Millionen Einwohnern von 1900 bis 1940). Die Mehrheit der neuen Bewohner zogen aus dem Mittleren Westen her, aber es gab weiterhin eine Menge Japaner und Chinesen die in Kalifornien ihr Glück suchten, wobei diese sich immer noch starken rassistischen Problemen ausgesetzt sahen (für eine längere Zeit war es Chinesen verboten nach Kalifornien einzureisen, was dazu führte das die schon hier beheimateten Chinesen, die zumeist als Arbeiter beschäftigt waren zu einer Gruppe einsamer alter Männer wurden). Die Anziehungskraft Kaliforniens lag aber nicht nur beim freundlichen Wetter, sondern insbesondere bei seiner boomenden Ökonomie, die nun verstärkt auch den Süden des Landes betraf. Los Angeles wuchs zu einer Stadt des Autos heran, die auf den neu erschaffenen Boulevards brausten. Auch San Francisco erlebte mit dem Bau der Bay Brücken einen infrastrukturellen Ausbau, maßgeblich mit der Bay Bridge und als besonderes Zeichen mit der Golden Gate Bridge aus dem Jahr 1936, die zu einem der bekanntesten Symbole Kaliforniens wurde.
Die Große Depression der 1930er Jahre erreichte Kalifornien leicht verzögert. Aus den wirtschaftlich gebeutelten Gebieten der Great Plains wanderten zahlreiche Menschen ein und verringerten so innerhalb von kurzer Zeit das Lohnniveau nach unten. Die Neuankömmlinge wurden abwertend „Okies“ genannt, da viele von ihnen aus Oklahoma kamen. Auch diese Gruppe, zumeist verarmter amerikanischer Migranten musste sich mit erheblichen Vorurteilen herumplagen. Durch die schlechteren Lebensbedingungen der Krise nahmen Streiks zu, gleichfalls Gewalt und Vorurteile, die sich besonders gegen Minderheiten richteten.

Kalifornien vom 2.Weltkrieg bis heute

Der 2.Weltkrieg, an dem die USA seit 1941 teilnahm, hatte für Kalifornien besondere Bedeutung. Jedoch nicht als Kriegsschauplatz, sondern als Ausgangspunkt amerikanischer Operationen im Pazifik und einer massiven staatlichen Investition in die neu entstehende Rüstungsindustrie. Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour fanden sich besonders die japanischen Einwohner Kaliforniens unter Generalverdacht wieder und getrieben durch einen schon seit Jahrzehnten herrschenden Rassismus kam es zu Reglungen wie der „Proclamation Number One“ aus dem Jahr 1942, die vorsah das in den westlichen Staaten der USA keine Japaner bzw. japanisch stämmigen Amerikaner mehr leben durften und in Internierungslager geschafft wurden. Rund 110.000 Menschen wurden daraufhin aus ihrer Heimat vertrieben. Eine weitere Konsequenz des Krieges im Pazifik war, das die San Francisco Bay zu einem Umschlagplatz für Truppen wurde, die von hier in den Krieg zogen oder aus diesem zurück kamen. Während in San Francisco die Truppen der Army stärker präsent waren, waren es in Los Angeles und besonders San Diego, die der Navy. Allein das Golden Gate sollen während der Kriegszeiten mehr als 1,6 Millionen Soldaten passiert haben.
Einen noch wichtigeren Nebeneffekt stellte die kriegsbedingte Industrialisierung dar. Fast aus dem nichts wurden Werften erbaut. Die an der gesamten Westküste verbreitete „Kaiser shipyards“ bauten 30% aller amerikanischen Kriegsschiffe. Los Angeles entwickelte sich zu einem Zentrum der Luftfahrt, die schon seit 1910 hier beheimatet war und solche Unternehmer wie John Northrop, Glenn Martin, Donald Douglas oder die Brüder Loughead (besser bekannt als Lockheed) hervorbrachten. Diese Industriezweige blieben auch die Wachstumsmotoren nach dem Ende des Krieges und förderten in der Stadt und in ihrem Umland eine Bevölkerungsexplosion noch größeren Ausmaßes, als bisher erlebt. Viele Kriegsveteranen ließen sich nun in Kalifornien nieder und konnten mit staatlichen Subventionen Eigenheime errichtet, die wie Pilze aus dem Boden sprießten. Beispielhaft ist dies an der Entwicklung der Metropolregion Los Angeles zu sehen. Im San Fernando Valley kam es nach dem Krieg zu einem Bauboom. Allein dort wurden im Jahr 1947 die Anzahl der Häuser verdoppelt und vollkommen neue Städte erschienen plötzlich auf der Landkarte, während durch die massenhaft einströmenden Zuwanderer sogar noch von einer Häuserknappheit ausgegangen werden musste. Das 1955 eröffnete Disneyland mit seiner Familienorientierung und seinem unbändigen Fortschrittsglauben wurde zu einem Symbol für das neue Kalifornien, dass besonders im Süden immer weiter ausufernde Vorstadtsiedlungen bekam, die mit Autobahnen zu einem riesigen Verkehrsnetz verbunden wurden. Ein weiterer Pluspunkt für die kalifornische Entwicklung war das die kriegsbedingte Emigration zahlreicher – besonders deutscher – Wissenschaftler, die eine neue wissenschaftliche Elite in die Region brachte. Mit den beiden bundesstaatlichen Systemen,der University of California und der California State University, sowie der Stanford University wurde Kalifornien zu einem weltweit führenden Wissenschaftsstandort. Gleichfalls machte sich die Region einen Ruf darin, neue Ideen zu fördern und fortschrittliche Utopien auszuleben. San Diego entwickelte sich zu einem Zentrum der Biotechnik. Das südlich von San Francisco gelegene Palo Alto wurde zu einem Zentrum der Mikroelektronik, besonders da der geistige Einfluss der Stanford University deutlich war. Hier gründeten in den 1930er Jahren David Packard und William Hewlett ihre Firma in einer Hütte im Hinterhof. Eine Geschichte die sich in den 1970er Jahren ganz ähnlich mit Apple wiederholte. Heute liegt das Herz des Sillicon Valleys immer noch in der südlichen Bay Area, dem weltweit bedeutendsten Standort der IT- und High-Tech Industrie, dessen Produkte das Leben der gesamten Menschheit veränderte (denken sie einfach mal an ihr Handy).
Auf ganz andere Weise für die globale Kultur bedeutungsvoll war die Entwicklung der Filmindustrie. Tatsächlich waren die ersten amerikanischen Filmstudios nicht in Los Angeles, aber die gute Wettersituation und kostengünstige Ausgangsbedingungen förderten die Ansiedlung von Studios in den 1910er und 20er Jahren, wobei die meisten Produktionen sich am Fuße der Santa Monica Berge befanden, im rund 8km von Downtown LA entfernten Hollywood. Nach einem nationalen Aufstieg folgte in den 1940er Jahren der globale Aufstieg Hollywoods zum Zentrum des Films, das wiederum davon profitierte, dass in Europa der 2.Weltkrieg herrschte und zahlreiche Künstler an die Westküste immigrierten.
Die literarische Szene in Kalifornien brachte zahlreiche weltbekannte Schriftsteller hervor. Autoren wie John Steinbeck oder Raymond Chandler schrieben hier. In den 1950er Jahren entstand das Beat Movement in San Francisco (im City Lights Bookstore) mit so bekannten Persönlichkeiten wie Jack Kerouac oder Allen Ginsberg. Henry Miller siedelte sich in der Einsamkeit von Big Sur an und San Francisco wurde eine bevorzugte Destination, der seit den 1960er Jahren erscheinenden Hippies. Gleichzeitig wurde die Metropole zu einem liberalen Zentrum für Homosexuelle. Im Castro Viertel entwickelte sich eine bunte und lebendige Szene und die Stadt hatte dem ersten offen schwulen Stadtvertreter in den USA mit Harvey Milk, der – und das ist vielleicht auch irgendwie amerikanisch – 1978 erschossen wurde. Im Bereich der Malerei lebten und arbeiten Größen wie Diego Rivera und Frida Kahlo in San Francisco und die Malereien im Foyer des Coit Towers zeigen noch heute den eindrucksvoll lebendigen Stil der 1930er Jahre. Nicht zu vergessen ist auch die architektonische Vielfältigkeit und die innovative Kraft, besonders der Moderne in Kalifornien, beispielsweise bei den Case Study Häusern in Los Angeles.
In der 2.Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Kalifornien zum meist bevölkerten Staat der USA mit heute knapp 40 Millionen Einwohnern und wäre die 7. größte Volkswirtschaft der Welt, wenn es ein eigener Staat wäre. Kalifornien war schon immer ein Einwanderungsland und ist geprägt durch eine einzigartige ethnische Diversität, die sich in den letzten Jahrzehnten noch verstärkt hat. Doch das Zusammenleben war (und ist) nie frei von Konflikten und von fairer Behandlung aller Seiten, was wiederum zu einigen größeren Auseinandersetzungen führte. So geschehen bei den Watts Riots 1965 in Los Angeles bei dem 34 Menschen getötet wurden, oder 1992 als vier Polizisten frei gesprochen wurden, die den Afroamerikaner Rodney King ein Jahr zuvor auf offener Straße misshandelten. Die darauffolgenden Unruhen kosteten 53 Menschen das Leben und zählte weit über 1000 Verletzte. Auch die illegale Einwanderung wird in Kalifornien als (großes) Problem wahrgenommen und führte sogar zur Abstimmung der Proposition 187 im Jahr 1996, die vorsah, illegalen Einwanderern von Sozialhilfen auszuschließen, eine Entscheidung, die so aber nie realisiert wurde. Tatsächlich ist der Anteil, besonders von aus Mexiko eingewanderten Menschen in Südkalifornien hoch und nicht wenige Wirtschaftszweige sind von diesen billigen Arbeitskräften abhängig. Immer mehr ethnische Gruppen vermischen sich miteinander, jedoch bestehen weiterhin große Unterschiede nicht nur im ökonomischen Bereich, sondern auch im Miteinander der Bewohner Kaliforniens. Ebenfalls Teil der jüngeren Geschichte ist der Pleitegeier, der seit der Jahrtausendwende über dem Staat schwebt und der nicht ganz unverschuldet seine Runden zieht, denn es war die Politik, die versuchte mit der Öffnung des Energiemarktes billigeren Strom zu erhalten, tatsächlich aber in kürzester Zeit das Gegenteil schuf. Das Platzen der Dotkom Blase führte erschwerend dazu, dass der Bundesstaat in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geriet und so zu dem etwas paradoxen Phänomen, dass eine der wirtschaftsstärksten Regionen der Welt nur einen bitterarmen Staatshaushalt vorfindet. Doch auch wenn Kaliforniens Probleme nicht gering, klein oder einfach zu lösen sind, es bleibt nicht nur in Amerika das Land der Träume mit seinen wundervollen Landschaften, seinen einzigartigen Metropolen und seinen Menschen, die so vieles hier erschufen und weiter erschaffen werden.

Literatur zur Geschichte Kaliforniens

Selbstverständlich gibt es über Kalifornien eine große Auswahl von Büchern. Dieser Artikel wurde maßgeblich geleitet durch: Kevin Starr „California – a history“, das vielleicht beste, aber nur in englischer Sprache erschienene Standartwerk zur Geschichte der Region. Gleichfalls erwähnt werden soll Mike Davis „City of Quartz“, das auch auf Deutsch erschienen ist, sich vorrangig aber mit der Geschichte Los Angeles beschäftigt, dies aber nicht nur sehr innovativ, sondern auch sehr kritisch und lesenswert.

Kalifornien

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Der Goldene Staat liegt hinter den Bergen, wo es nicht mehr weiter westlicher geht und die Sonne abends im Meer so schön verglüht, dass man meinen könnte, die Atmosphäre wäre hier eine andere, weil sie noch kräftiger in die Farbschatulle gegriffen hat, um mit einer besonders großen Portion kitschigen Sonnenuntergang anzugeben. Kalifornien ist das Ziel von großen Hoffnungen und nicht gerade kleinen Erwartungen und vielleicht die Region in der Welt von der sich die meisten Menschen weltweit „das gute Leben“ versprechen. Ein bisschen so, wie die letzte und krönende Szene der Serie „Godless“: der Cowboy reitet durch die Ewigkeit des amerikanischen Festlandes, erklimmt einen letzten Berg und es eröffnet sich die Sicht auf den Ozean und die untergehende Sonne. Er ist da, im gelobten Land, in Kalifornien. Ich habe diese Szene erst gestern gesehen und ich bin mir sicher, sie haben ähnliches über Kalifornien auch schon gelesen, gesehen oder gehört. Es ist nicht zu verleugnen, da ist ein Reiz, der sich mit dem Thema Kalifornien auflädt, etwas Kitschiges, etwas Fernes, etwas Beginnendes und doch auch etwas Finales.

Es gibt nur einen einzigen amerikanischen Ort in der deutschen Sprache der hierzulande noch einen eigenen Eigennamen hat und nicht dem englischsprachigen Namen entspricht und das ist Kalifornien (gehen sie es ruhig durch geneigte Leser: New York, Florida, New Orleans…). Warum das so ist und wir nicht auch einfach California sagen ist mir nicht bekannt, aber die Tatsache hinterlässt ein Gefühl der Einzigartigkeit und tatsächlich ist dieser, der 31. Bundesstaat der USA etwas (ganz) Besonderes. In vielerlei Hinsicht.
Seine Naturschönheiten sind atemberaubend. Von den Redwoodbäumen an der nördlichen Pazifikküste über die hoch aufragende Sierra Nevada, die nicht nur den ersten Nationalpark der Welt, den Yosemite beinhaltet, sondern auch die gigantischen Sequoia-Bäume, hin zur Mojave Wüste im Süden mit dem Death Valley oder dem Joshua Tree. Und dabei darf man die Einsamkeit der Big Sur Küste nicht vergessen oder die Lebhaftigkeit von San Francisco und der Bay Area und natürlich nicht den eigenwilligen Glanz der Megacity Los Angeles.
Kalifornien hat eine sehr junge Geschichte, doch ist es tatsächlich dieser Region gelungen, ein elementarer Bestandteil unserer alltäglichen Lebenswelt zu werden. Nicht nur tragen wir Jeans, die hier patentiert wurden, wir schauen Filme und Serien, welche die Städte und Landschaften Kaliforniens zeigen, sondern auch einen Einblick geben, wie das Leben an der pazifischen Küste ist (oder vielleicht auch nur sein soll). Die unsere Körper und unseren Geist mit der Welt verbindenden Smartphones, die Geisel und die Inspiration der letzten 15 Jahre Lebenswelt wurden hier erfunden. Es ist tatsächlich schwer, sich eine andere Region auf der Welt vorzustellen, die auf unser tägliches Leben so viel Einfluss hat wie Kalifornien.

Fakten

Fläche: 423.970 km² (3. größter Bundestaat der USA)
Einwohner: 39.536.653 (2017) (Bevölkerungsreichster Bundestaat der USA)
Zeitzone: Pacific Standard Time (UTC -8)
Spitzname: The Golden State

Hauptstadt: Sacramento 495.234 (1,7 Mio,)
wichtigste Städte:
Los Angeles 3.976.322 (12,1 Mio.),
San Diego 1.406.630 (2,9 Mio.),
San Jose 1.045.785 (1,89 Mio.),
San Francisco 870.887 (4,6 Mio.),
Fresno 522.053 (972.297)
Sprachen: Englisch, Spanisch

Geschichte Kaliforniens

Eine kurze Geschichte Kaliforniens (4.269 Wörter) finden Sie hier.

Kalifornien in der Kunst

Unser Bild des Lebens in der ersten Welt ist maßgeblich geprägt von Bild was uns direkt oder indirekt aus Kalifornien erzählt wird. Direkt spielt dabei Kalifornien eher die Rolle der sonnenbeschienen, ewigen Sommer habenden Strandgegend, wo Surfer Wellen reiten (wie in „Gefährliche Brandung“), gut gebaute Körper bräunen („Baywatch“) oder das leichte und angenehme Leben genießen (wie beispielsweise in „Two and a half Man“ oder noch witziger in „Arrested Development“). Dabei steht zumeist ein eher weißes Kalifornien im Mittelpunkt, was sich aber nicht mehr mit den demographischen Realitäten deckt, denn Kalifornien gehört zu den vier Majority-Minority-Staaten in welchen nicht-spanischsprachige Weiße, sogenannte „Caucasians“ mittlerweile nicht mehr 50% der Bevölkerung stellen (in Kalifornien waren es im Jahr 2000 rund 40%). Doch Hollywood, das bekanntlich in Los Angeles liegt, schafft es einen Glanz in Dinge zu bringen, die viel weniger glänzend schimmern, wenn man vor Ort ist. Bestes Beispiel ist Los Angeles selbst, dass wahrlich nicht zu den schöneren Städten auf unserem Planeten gehört. Die Patina der filmischen Inszenierung beflügelt eine Vorstellungswelt, welche die tatsächlichen Orte nicht mehr erbringen können. Wer die Watts Towers in „La La Land“ oder „In Search for a Kiss before Midnight“ gesehen hat, der kann bei einem Besuch vor Ort schnell ernüchtert sein und meinen sich im hintersten Viertel der Stadt wiederzufinden (was allerdings ein schnelles und falsches Urteil ist) und wer das wunderbar verlassene Griffith-Observatorium von „Am Ende der Gewalt“ kennt, der ist von den Menschenmassen die den Aufstieg auf den Berg, auf welchem es steht, auf sich nehmen, bestenfalls überrascht. Selbst der szenische Mullholland Drive, der über die Hügel West LAs führt, kann in der Realität mit seinen zahlreichen Hollywood Tour-Bussen nie an das ästhetische Traumbild in Wim Wenders Film heranreichen, der nach der Straße benannt ist.
Das soll aber keineswegs die Leistungen der hiesigen Filmindustrie schmälern. Ganz im Gegenteil ist es ein Verdienst unsere Vorstellungswelt zu aktivieren und uns (wenn auch gern in einer, wie eben versucht zu zeigen, Überspitzung der tatsächlichen Gegebenheiten) über Geschichten zu berichten. Es gibt einfach zu viele Filmproduktionen die sich die Historie, oder das aktuelle Leben in Kalifornien zum Thema machten, aber in filmischen Meisterwerken wie „There Will Be Blood“ kann man sich ein Bild von der frühen Ölindustrie in Südkalifornien machen, während Filme wie „American Beauty“ oder Serien wie „Six Feet Under“ zwar nicht explizit kalifornischen Alltag porträtieren, uns aber eine Reflexion erlauben, wie unser Sinn des Lebens aussehen kann und uns damit indirekt mit einem Bild von Kalifornien füttern.

Aber Kalifornien ist nicht Hollywood und die Region findet sich gleichfalls in anderen künstlerischen Produkten wieder, deren Einfluss allerdings weniger massenhaft konsumiert wurden und werden. John Steinbecks Roman „Früchte des Zorns“ ist sicherlich ein wundervolles Zeugnis über Flucht, Einwanderung und das Gefühl der Zweitklassigkeit,so das es heute zu einer Art Standartwerk über kalifornische Geschichte geworden ist. Eine interessante Version der 1990er Jahre über diesen Themenbereich bietet T.C. Boyles „América“, während Thomas Pynchon beispielsweise in „Vineland“ die gesellschaftlichen Veränderungen in Kalifornien bis in die 1990er Jahre beschreibt.

Doch auch in der Musik beschallt uns reichlich kalifornische Musik und das nicht nur wenn der Songtitel, wie bei „California Dreaming“ von The Mama & the Papas oder bei „California Here we come“ von Phantom Planet (beide Bands kommen übrigens aus Los Angeles) davon künden. In den 1930er Jahren war LA eine Stadt im Fieber von Lindy Hop und in den 40er Jahren etablierte sich der West Coast Blues Sound und mit dem Namen Dave Brubeck ist der Jazz der Westküste verbunden. In den 1960er Jahren schappten die psychodelischen Rocksounds von Jefferson Airplane durch die Bucht von San Francisco, während die Beach Boys sich gern am Strandleben „abpopten“. Als in den 1980er Jahren der Punk aufkam gründeten sich in LA Bad Religion und ebenfalls von hier eroberten Guns n‘ Roses die Bühnen der Welt, während Bands wie Green Day, No Doubt, The Offspring, Black Eyed Peas und natürlich die Red Hot Chilli Peppers seit den 1990er Jahren auch aus europäischen Radios erklingen. Nicht zu vergessen ist der West Coast Rap und Hip-Hop, der Szenehelden wie Snoop Dogg oder Dr. Dre hervorbrachte. Die folgenden 15 Songs sollen einen kleinen Überblick geben, wobei nur das erste Lied eines der vielen Beispiellieder ist für einen Song über Kalifornien, während die restlichen 14 Videos von kalifornischen Künstlern stammen:

Living in California

Ob Filme, TV-Serien, Bücher oder Musik. Sie lassen uns ein Bild Kaliforniens vorstellen in welchem Surfer Wellen reiten und Rettungsschwimmer vom Strand aus auf diese Aufpassen (die Surfer und Badegäste, nicht die Wellen), während auf der Promenade der nächste Arnold Schwarzenegger seine Muskeln aufpumpt und Musik hört, die über die gewalttätigen Nachbarschaften kündet und dazu tendiert Konfrontationen mit Waffen zu heroisieren. Derweil macht seine Freundin Joga-Übungen, um sich für potentielle Hollywood Agenten auch mental frisch zu halten. Zur selben Zeit brühten die nerdigen Erfinder des Sillicon Valley schon am nächsten Gadget das unser Leben revolutionieren wird und im Norden des Landes bewirten Winzer ihre gutsituierten Gäste mit köstlichem Wein aus dem Napa-Valley.

Das tatsächliche Leben in Kalifornien ist vor allem eins, es ist teuer! Acht von zehn Gebieten mit den höchsten Häuserpreisen der USA befinden sich in Kalifornien. Die Millionenstadt San Jose, am Rande des Sillicon Valley, gilt als überteuertste Stadt Nordamerikas und Häuser in Palo Alto kosten durchschnittlich 1,5 Millionen Dollar (wir reden nicht von Villen!). Die enormen Preise für Immobilien fördern natürlich auch die Obdachlosigkeit und es wird geschätzt das 20% aller Amerikaner, die auf der Straße übernachten müssen, in Kalifornien leben. Gleichzeitig ist Kalifornien der am schnellsten wachsende Bundesstaat der USA, der erst 1962 New York als bevölkerungsreichsten Staat ablöste, heute aber schon mehr als doppelt so viele Einwohner wie der Ostküstenstaat hat. Um rund 300.000 Menschen wächst Kalifornien pro Jahr (als der Bundesstaat in die USA aufgenommen wurde, hatte er nicht mal 100.000 Einwohner) und er hat mittlerweile rund 40 Millionen Einwohner (ungefähr soviel wie Argentinien). Jeder vierte Kalifornier ist nicht in den USA, jeder Zweite nicht im Bundesstaat geboren worden. Kalifornien ist ein klassisches Einwanderungsland! Und das quasi von Geburt an, denn indigene Ureinwohner bilden nicht mal mehr 2% der Gesamtbevölkerung ab. Das heutige Kalifornien ist ein ethnisch stark gemischter Staat, bei dem, wie schon erwähnt, die nicht-spanischsprachigen Weißen nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen. Tatsächlich sprechen 40% der Einwohner zu Hause nicht englisch miteinander. Eine besonders stark vertretene Bevölkerungsgruppe sind die lateinamerikanischen Kalifornier, die vor allem in Südkalifornien wohnen, was selbstverständlich mit der Nähe Mexikos zu tun hat. Im Norden, besonders in San Francisco, fallen zumeist die asiatisch-stämmigen Einwohner auf, denn mit rund 5,5 Millionen Einwohnern leben rund ein Drittel aller asiatisch-stämmigen US-Amerikaner im Golden State. Das Zusammenleben in Kalifornien war dabei nie sorgenfrei und stets von Auseinandersetzungen geprägt, angefangen beim Schwund der Indianer mit der ersten europäischen Besiedlung bis zur Proposition 187 im Jahr 1996. Trotzdem gilt Kalifornien als toleranteste Region der USA, nicht nur in religiöser Hinsicht (wenngleich sich hier gern auch religiöse Gruppen formieren, die das Gegenteil von tolerant sind), sondern gleichfalls in lebensweltlicher Sicht, wie bei der Behandlung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, oder aber auch bei der Legalisierung von leichten Drogen.

Karte und Themen bei tommr.net über Kalifornien

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Städte: Los Angeles | San Francisco | Santa Barbara | Palm Springs
Natur: Big Sur | Yosemite | Death Valley | Joshua Tree | Sequoia National Forrest
 

Sequoia National Forest (Sierra Nevada, CA)

Der Sequoia National Forest ist ein Staatsforst in Kalifornien. Er gehört zum Gebirge der Sierra Nevada, der höchsten Bergkette im kontinentalen Teil der USA (mit dem Mt. Whitney und einer Höhe von 4421m). Im südlichen Teil des über 600km langen Gebirgszugs der Sierra, der sich fast ausschließlich in Kalifornien befindet, kann man sowohl den Sequoia National Park, als auch den Sequoia National Forest besuchen. Beide Schutzgebiete haben ihren Namen von den Riesenmammutbäumen, den Sequoiadendron giganteum, die auf Englisch einfach nur Big Tree genannt werden. Diese Bäume sind außergewöhnlich beeindruckend, nicht nur wegen der enormen Höhe die sie erreichen können (bis zu 95m), sondern fast noch mehr wegen ihres Stammumfanges, der über 30m betragen kann (hier können ganze Schulklassen einen Ring um den Schaft bilden). Der Riesenmammutbaum kommt an den Westhängen der Sierra Nevada in Höhenlagen von 1350m bis 2500m vor. Er wächst dort in Hainen, von denen es in der Sierra Nevada noch 72 gibt (hier eine Liste). Leider ist dieser Baum vom Aussterben bedroht. Einige Exemplare sind weit über 2000 Jahre alt, manche sollen sogar ein Alter von 3900 Jahren erreicht haben. Diese „Naturwunder“ kann man im Yosemite Nationalpark, als auch im Kings Canyon und dem Sequoia Nationalpark, aber auch im Sequoia National Forest antreffen. Dieser letztgenannte Forst erstreckt sich über 4.829 km² in fast unbesiedelter Natur und reicht vom Fuße des Sierra Nevada Westhangs (bei rund 300m) bis auf 3000m Höhe. Eine der Hauptattraktionen ist hier der Hain des Long Meadow Grove mit dem Trail of 100 Giants. Dieser steht im nochmals extra geschützten Bereich des Giant Sequoia National Monuments, das im Jahr 2000 von US-Präsident Bill Clinton erhoben wurde.
Schon eine kurze Wanderung auf dem nicht mal 2km langen Pfad lässt den Besucher zutiefst beeindruckt zurück, denn die Natur hat diesen gigantischen Bäumen Dimensionen gegeben, die einen Menschen klein und ehrfürchtig zurücklassen, nicht nur was seine eigene Größe betrifft, sondern auch sein Wimpernschlag kurzes Leben im Vergleich zu diesen Giganten der Zeit, der Masse und der Höhe.

Big Sur

In meinen Vorstellungswelten der unberührten Küstenabschnitte der nordamerikanischen Pazifikküste gibt es den Ozean und in ihn fallende Berge, einsame Straßen und wenige Einwohner, welche dir Ruhe und Abgeschiedenheit stören. Am ehesten diesen Imaginationen entsprechend ist Big Sur in Kalifornien, eine Landschaft die sich südlich der Monterey Bay über mehr als 100 Kilometern nach Süden erstreckt. Big Sur ist keine Verwaltungseinheit, sondern ein Landstrich, somit ist auch nicht vollkommen klar, wo genau seine Grenzen verlaufen, aber wichtig ist es auch nicht wirklich.
Der Name stammt noch aus der Zeit der spanisch-sprachigen Besiedlung und wurde ursprünglich „el pais grande del sur“ genannt, woraus heute der Sprachmix „Big Sur“ geworden ist. Tatsächlich war selbst nach dem Bau der ersten Missionen in Kalifornien, das Gebiet mehr oder weniger unbekannt, da der Camino Real, also der Weg der die 21 kalifornischen Missionen verband im Landesinneren verlief. Erschlossen wurde Big Sur durch den Bau des Highway 1, der auch unter dem Namen California State Route 1 bekannt ist. Dieser wurde als Konjunkturprogramm des New Deals in den 1930er Jahren erbaut und erschloss damit nicht nur die fast unbesiedelte Region, in welcher die wenigen Bewohner bisher im Winter und bei schlechtem Wetter mehr oder weniger abgeschnitten waren, sondern er schuf damit auch eine atemberaubende Küstenstraße.

Die bekannteste Konstruktion dieses bemerkenswerten Bauprojekts ist sicherlich die Bixby Creek Bridge. Die Bogenbrücke mit ihren 92m aus Stahlbeton war eine der längsten und höchsten ihrer Art. Bei ihren nicht risikoarmen Bau halfen auch Gefängnisinsassen mit, die mit einer Verkürzung ihrer Haftzeit belohnt wurden. Mit der Fertigstellung der Straße setzte allerdings keine verstärkte Besiedlungstätigkeit ein und in den 1960er Jahren wurde sogar ein Gesetz erlassen, dass es verbot weitere Häuser in Sichtweite des Straße zu bauen. So etablierte sich Big Sur ab den 1950er Jahren als Aussteigergegend, die besonders Künstler und Schriftsteller anzog. Unter ihnen war beispielsweise Henry Miller, der von 1944 an, 18 Jahre hier lebte. Aber auch Jack Kerouac verbrachte hier einen Sommer und verfasste danach seinen letzten Roman „Big Sur“. Auch die Filmindustrie fand hier Motive, so spielten so unterschiedliche Filme wie „Lassie“ oder „Basic Instinct“ in Big Sur. Die preisgekrönte HBO-Serie „Big Little Lies“ spielt ebenfalls hier.
Heute wohnen nicht mal 1000 Menschen in Big Sur, trotzdem fühlt sich die Gegend nie wirklich leer an, was hauptsächlich an den Touristen liegt, welche entlang des Highways die Landschaft mit ihren Mietwagen befahren. Durch die zahlreichen State Parks und endlosen Aussichtspunkte verläuft sich der Andrang in der teilweise schroffen und rauen Landschaft, die immer wieder gleichfalls leibliche Abschnitte hervorbringt und wohl zu den schönsten Gegenden Kaliforniens gezählt werden kann.

Death Valley

Das Death Valley, das „Tal des Todes“, hat einen verheißungsvoll abenteuerlichen Namen, ziemlich gefährlich muss es sein da unten! Berüchtigte Hitze, kaum Vegetation, Fehlen von Wasser, nicht wirklich lebenswert, könnte man meinen, was ja keinesfalls heißt nicht besuchenswert. Das Death Valley zieht durch seine Unwirklichkeit und Lebensfeindlichkeit an. Tatsächlich entstammt der Name einer Gruppe Pioniere, die mit rund 100 Wagen im Jahr 1849 hier unterwegs waren. Sie fuhren entlang des Old Spanish Trails der von New Mexiko aus nach Kalifornien führte. Die Gruppe, die sogenannte Bennett-Arcane Party (oder auch die Death Valley 49ers) wollte ihr Glück im (Wilden) Westen finden, angezogen vom Goldrausch der Kalifornien als ein neues El Dorado erscheinen ließ. Um schneller ans Ziel zu gelangen, suchte man eine Abkürzung und geriet ins Death Valley, konnte aber keinen geeigneten Ausgang mehr aus ihm finden. So irrte man wochenlang durch das Tal und war gezwungen, die eigenen Fuhrochsen zu verspeisen, da natürliche Nahrung hier kaum zur Verfügung stand. Um die Ochsen zu braten musste man das Holz der Wagen als Brennholz benutzen. Ohne die Wagen gelang es schließlich, über den Wingate Pass das Tal zu verlassen. Nach den wochenlangen Strapazen drehte sich eine Frau auf dem Pass um und richtete ihren Blick zurück und rief abschließend „Goodbye Death Valley“ ins Tal hinein. Dies notierte William Lewis Manly, ein Teilnehmer der Pioniergruppe, und schrieb es in seiner Autobiographie „Death Valley in ˈ49“ nieder und so bekam das Tal seinen Namen. Übrigens starb niemand der Pioniere im Tal, wie man eigentlich hätte erwarten können.

Tatsächlich waren die Pioniere von 1849 nicht die ersten Besucher im Tal. Die amerikanischen Ureinwohner sollen schon vor rund 9000 Jahren in der Region gelebt haben. Damals gab es im Death Valley noch einen kleinen See und das Klima muss milder gewesen sein änderte sich aber in den nächsten Jahrhunderten. Neue Stämme zogen in die Region, die sich den schwieriger werdenden Bedingungen anpassen mussten. Vor rund 2000 Jahren siedelten sich dann die Koso hier an, ein westlicher Stamm der Gruppe der Shoshone-Indianer. Je nach Jahreszeit lebten sie entweder im Tal (im Winter, wenn sich unten etwas Wasser sammelte) oder auf den benachbarten Bergen (wo sie im Sommer Nahrung fanden und selbst anbauten).
Nach den bereits erwähnten, durchstreifenden, Pionieren wurde in den 1880er Jahren Erze und Mineralien im Tal gefunden, was zur kommerziellen Nutzung des Death Valleys führte. Besonders begehrt waren Borax-Kristalle, welche beschwerlich ins rund 260km entfernte Örtchen Mojave gebracht wurden. Da die eingesetzten Eseltracks nicht mehr als 3 km/h erreichten, dauerte ein Trip rund 30 Tage lang. So baute man eine Eisenbahnlinie, die allerdings erst 1913 fertig gestellt wurde, dass Death Valley jedoch in den 1920er Jahren zum weltweit größte Abbauort für Borax machte. Zwar wurde immer wieder gleichfalls versucht Erze abzubauen, aber die ungünstigen klimatischen Bedingungen und die wenig ergiebigen Funde, machten solche Unternehmungen schnell zunichte.
Seit den 1930er Jahren setzte ein erster touristischer Impuls im Valley ein, der besonders im Winter wegen des dann angenehm warmen Klimas kam. 1933 erklärte US-Präsident Herbert Hoover das Death Valley zu einem geschützten „National Monument“ und förderte damit einerseits den Tourismus, verhinderte anderseits eine Ausweitung des Bergbaus im Tal. Nachdem die Regeln für den weiteren Abbau immer weiter verschärft wurden, war die Schließung der Billie Mine im Jahr 2005 das Ende des Abbaus in Death Valley. Zu jener Zeit war das Tal schon ein Nationalpark. 1994 wurde ein 5.300 km², später auf 13.650 km² ausgeweitetes, Gebiet dazu ernannt (und damit zum größten Nationalpark der USA außerhalb Alaskas) und seit 2013 ist es ebenso ein Lichtschutzgebiet in welcher der nächtliche Lichtsmog auf einem Minimum gehalten wird und man hervorragend Sterne beobachten kann. Heute strömen über eine Millionen Gäste pro Jahr durch das weite Tal.

Diese werden nicht nur vom Titel des Nationalparks und dem bedrohlichen Namen angezogen. Ein Faktor ist sicherlich auch die klimatische Situation des Parks, der im Sommer zu einer bedrohlichen Herausforderung werden kann, denn das Death Valley ist einer der heißesten Orte unseres Planeten. Am 10.Juli 1913 wurden hier 56,7ᵒC gemessen, was der höchste Messwert ist, der jemals erzielt wurde. Tageshöchstwerte von über 49ᵒC (oder 120ᵒ Fahrenheit) sind im Sommer keine Seltenheit. So wurde im Death Valley auch das höchste jemals gemessene Minimum einer Nacht gemessen, nämlich am 12. Juli 2012 als das Thermometer nicht unter 41,7ᵒC fiel. Im Winter jedoch können die Nachttemperaturen auch durchaus unter den Gefrierpunkt fallen, so liegt die niedrigste gemessene Temperatur im Tal bei -9,4ᵒC.
Gleichzeitig ist das Death Valley auch eines der trockensten Orte Amerikas, was überrascht, weil es nur wenige hundert Kilometer vom Pazifischen Ozean entfernt liegt. Jedoch regnen die feuchten Winde sich zuvor an fünf Bergrücken ab, bevor sie das Gebiet des Nationalparks erreichen. Der höchste Punkt der USA, außerhalb Alaskas, der Mt. Whitney (mit 4421m) ist tatsächlich nur 137km Luftlinie entfernt, was umso erstaunlicher ist, da im Tal das Badwater Basin liegt, das mit 86m unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkte der USA ist.
Tatsächlich war bis vor rund 10.000 Jahren hier noch Wasser vorhanden, in Form eines Sees. Dieser, heute ausgetrocknete, See geht auf den Lake Manly zurück (benannt nach dem oben erwähnten Pionier), der vor ca. 150.000 Jahren seine größte Ausdehnung im Tal gefunden haben muss, bei einer Länge von 150km und einer Tiefe von 180m. Der Lake Manly trocknete aus, durch Klimaschwankungen entstanden aber immer wieder kleinere Seen bis vor 10.000 Jahren die Zufuhr von Schmelzwasser aus der Sierra Nevada vollkommen abgeschnitten wurde und nur noch die Salze und Mineralien übrig blieben, die man heute noch im Badwater Basis sehen kann. Damit gehört das Death Valley zur Landschaft des Great Basins, oder auch des „Großen Beckens“, einer etwa 500.000km² großen Großlandschaft östlich der Sierra Nevada, in welcher zwar Flüsse hineinfließen, aber alle Gewässer letztendlich vertrocknen und das Basin mit seinen zahlreichen Tälern und Gebirgsketten nicht mehr verlassen können und vertrocknen.