Neue Hochhäuser in Frankfurt

Der Hochhausbau in Frankfurt scheint kein Ende zu finden. Die Skyline wird immer dichter, ältere Gebäude müssen Neuen weichen, wobei die neuen Wolkenkratzer nicht immer gleich den Charakter von Landmarken haben (wie auch, wenn um sie herum genügend etwa gleich hohe Häuser stehen). Im mittlerweile 5.Teil unserer Serie zu „Wolkenkratzern und Hochhäusern in Frankfurt“ widmen wir uns nun neuen und neueren Gebäuden, der letzten 20 Jahre, die bildlich gesprochen: neue Bäume im Großstadtdschungel der Metropole am Main sind. Zweifellos ist dies ein Artikel, der fast jedes Jahr erneuert werden müsste, denn allein dieses Jahr (2014) eröffnen Taunusturm und Neue EZB, im nächsten Jahr sollen der neue Henninger Turm und spätestens 2016 das WinX folgen. In der folgenden Zusammenstellung sind nur Häuser mit einer Bauhöhe von über 100m berücksichtigt.

Das älteste der hier aufgeführten neuen Hochhäuser ist das zum Forum Frankfurt gehörende Pollux – Haus. Das Forum Frankfurt entstand bis 1997 in direkter Nachbarschaft zum Messeturm und besteht aus zwei Hochhäusern, dem 130m hohem Pollux und dem 94m hohen Kastor. Die Namensgebung bezieht sich auf die griechische Sagenwelt. Dort waren Pollux und Kastor Söhne des Zeus, wobei Letzterer innerhalb eines Streits tödlich verwundet wurde und der Erstere ein Halbgott war, der seinen Vater nach Kastors Tod darum bat, auch sterblich zu werden, um nicht von seinem Bruder getrennt existieren zu müssen. In Hochhausform gegossen ließ sich das Büro Kohn Pedersen Fox zwei unterschiedlich hohe Türme einfallen, welche jeweils einander eine glatte Glasfassade zuwenden und von einem öffentlichen Platz getrennt werden. Die beiden Außenseiten jedoch sind gewölbt, wohl um ein Symbol für die geschäftliche Drehscheibe des Ortes zu sein.

Das Japan-Center ist eines der ungewöhnlichsten Hochhäuser der Stadt. Das 1996 fertiggestellte mit rotem Granit verkleidete Haus misst 114m und könnte schnell übersehen werden, wenn es nicht so ganz anders als die anderen Wolkenkratzer des Finanzviertels aussehen würde. Das Büro Ganz + Rolfes orientierte sich an einer japanischen Steinlaterne, mit einem tieferen Gestaltungsmuster von Quadratrastern. So wiederholt sich die genaue Größe einer Tatami-Matte, die in der Fassade immer wieder kehrt. Die Fensteröffnungen verweisen auf Einzel- (kleine Lochfenster) und Großraumbüros (nebeneinanderliegende Fenster) im Inneren des Hauses. Die so entstehenden Bürozonen wechseln sich im 90 Grad Winkel nach oben hin ab, wobei das Hochhaus oben von der gleichen Form wie unten bei den Arkaden, durch lange horizontale Fensterreihen abgeschlossen wird. So kann man unter dem auskragenden Flachdach ein Panoramarestaurant finden, das auch japanische Gärten beherbergt.

Das Eurotheum ist ein eher unscheinbares Hochhaus der Neuen Mainzer Straße. Wie sein weitaus höherer Nachbar, der MainTower, entstand das Haus 1996-99. Mit 110m ist das Hochhaus, das von Novotny Mähner und Assoziierte geplant. Äußerlich besteht es aus einem eingeschnittenen runden Fahrstuhlturm, der etwas nach oben hin verlängert ist, gegenüber der glatten Glasfassade. Dahinter befinden sich auf 21. Etagen Büros. Der 22. Stock ist eine öffentliches Restaurant und ab dem 23. Stockwerk erstrecken sich, und das ist eine Besonderheit in Frankfurt, Wohneinheiten.

Das Gallileo hat seinen Namen aus einer etwas eigenwilligen Kombination der Adresse Gallusanlage und dem Physiker Galilei. Gebaut wurde das von Novotny Mähner und Assoziierte geplante Bürohaus 2002 bis 2003 und diente der Dresdner Bank als Erweiterungsbau ihrer damaligen Konzernzentrale im Silberturm, der sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet. Das Haus besteht aus zwei Glastürmen mit 130 bzw. 113m Höhe und einem Verbindungsgebäude. Bei der Glasfassade setzte man schon damals auf eine hohe Wärmeschutzfunktion. Im Inneren ist das Haus nach einem künstlerischen Konzept eingerichtet, dem Gallileo-Art-Tower. So finden sich zahlreiche Kunstwerke, die bei Führungen besichtigt werden können. Im Untergeschoß sitzt das „English Theatre“, die größte englischsprachige Theaterbühne des europäischen Festlands.

Der Westhafen Tower ist der Eingang des umgebauten ehemaligen Handelshafengeländes. Bis ins Jahr 2004 wurde an dieser Stelle der 1886 eröffnete Westhafen umgebaut, zumeist mit exklusiven Büros und Wohnungen. An beiden Seiten des 560m langen Hafenbecken wurden Luxuswohnungen mit eigenem Bootssteg und spektakulärem Blick auf den Main errichtet, dahinter folgen Bürogebäude. Der Westhafen Tower von Schneider + Schumacher fungiert dabei als Eingangstor und Landmarke. Seine 109m hohe zylindrische Gestalt kommt ohne Sockel und Krone aus und wird nach außen strukturiert durch dreieckigen Fassadenelemente, die den Turm an ein riesiges Ebbelweiglas erinnern lassen. Daher trägt das Haus auch den Namen das „Gerippte“. Das Innere des Hauses fungiert nach dem Motto der Quadratur des Kreises, denn die quadratische Grundfläche geht in den Leerräumen des zylindrischen Grundrisses in Wintergärten über, der gleichzeitig für die Belüftung des Bürohauses sorgt.

Verlässt man die Innenstadt von Frankfurt Richtung Westen auf der Theodor-Heuß-Allee, so fallen dem interessierten Beobachter noch weitere Hochhäuser auf, die zwar nicht mehr große Höhen erreichen, aber teilweise eine recht interessante Architektur haben. Das Höchste von ihnen ist das IBC. Wofür diese Abkürzung genau steht ist nicht wirklich klar, da die Namen mehrmals verändert wurden. Das 2003 beendete IBC vom Büro Köhler Architekten erreicht eine Höhe von 113m.

Der Skyper ist wie ein 154m hoher verspiegelter Ring, nur das man Dreiviertel des Rings quasi vergessen hat zu bauen. 2004 wurden die Planungen von JSK Architekten in die Tat umgesetzt. Trotz seiner Höhe, die ihn zum momentan 14. höchsten Haus der Stadt macht, wirkt er in der Nachbarschaft von Silberturm und Galileo etwas zurückgezogen. Im gläsernen Stahlskelettbau sitzt nach zahlreichen Besitzerwechseln momentan die Allianz Versicherung. Zum Areal gehören auch weitere kleinere und teilweise historische Gebäude, wie die neoklassizistische Villa Holzmann, die seinerzeit (1915) Sitz des gleichnamigen Baukonzern wurde.

Der Opernturm steht auf historischen Hochhausgrund, denn hier Stand das heute fast schon zur Legende gewordene Zürich-Hochhaus von Werner Stüchli und Udo von Schauroth. Dieses zu den Gründervätern der Frankfurter Skyline gehörenden Bauwerk musste 2002 weichen. Heute steht hier der Opernturm des Frankfurter Architekten Christoph Mäckler, der sich zu 170m Höhe aufschwingt und durch Höhe und Lage weithin identifizierbar ist. Der Hochhausblock wirkt durch seine gelbbeige Steinverkleidung und seiner Lochfassade edel, wobei der vertikal mittig angelegte Schlitz, sogar die Ästhetik eines Doppelhochhauses suggeriert. Das Haus wird durch ein 18m hohes Foyer erschlossen, das wiederum mit einem Bild des New Yorker Julian Schnabel dekoriert ist. Dem Wolkenkratzer vorgelagert ist eine Blockrandbebauung in Traufhöhe der Nachbarhäuser, der für die Einbindung des Ensembles vor Ort zuständig ist. Auch wenn der Wegfall des Zürich-Hauses Schade ist, so muss man feststellen, dass der Opernturm zweifellos eines der schöneren Hochhäuser der Stadt ist.

Der Nextower ist eingebettet in das Palais Quartier, einem nicht unumstrittenen Projekt in Frankfurt. Besonders diskutiert wurde dabei der Nachbau des ehemaligen – und im Krieg größtenteils zerstörten Thurn & Taxis Palais, das in einem verkleinerten Maßstab und mit einigen Änderungen wieder aufgebaut wurde und heute als Veranstaltungsgebäude dient. Dahinter erstreckt sich neben der MyZeil Einkaufsgalerie die beiden Hochhäuser Nextower und Jumeirah Hotel. Sie wurden, wie der gesamte Komplex 2010 fertig gestellt und stehen auf dem Gelände des ehemaligen Fernmeldehochhauses. Die von KSP Engel und Zimmermann entworfenen Hochhäuser wirken wie fließende dekonstruktivistische Skulpturen aus Aluminium und Glas. Mit 135m ist der Nextower rund 40m höher als das Hotelgebäude. Noch wirkt das Hochhaus nicht so, als seien viele Etagen bereits vermietet, es bietet auf seinen 48.000m² ausreichend Platz, der momentan teilweise von Anwaltskanzleien und Unternehmensberatungen gemietet wird.

Das neuste Frankfurter Hochhausprojekt, neben der neuen EZB, ist der Taunusturm, der seit Februar 2014, die ersten Mieter empfängt. Der 170m hohe Büroturm, ausgearbeitet vom Büro Gruber + Kleine-Kraneburg hat eine weiße Stein und Glasfassade, die minimalistisch elegant eine vertikale Grundausrichtung aufzeigt. Über 40.Stockwerke stehen für Büroflächen zur Verfügung. Zwar wurde das Bauprojekt mehrfach umgeplant und ohne Vormieter umgesetzt, durch seine zentrale Lage in der Innenstadt scheint es aber ein realistisches wirtschaftliches Unterfangen zu sein. Die nach der Frankfurter Bauordnung obligaten Wohnungen sind in einem 63m hohen Seitenturm untergebracht.