København – Kopenhagen

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Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen ist mir schon seit meiner Kindheit vertraut, war es doch die Stadt der Olsenbande und ihrer großen Pläne. Diese dort dargestellte Stadt der besonders in der DDR sehr populären Filmreihe war ein bürgerliches Pflaster, das gerne die Unterschiede zwischen (zumeist adliger) Oberklasse und nach Reichtum strebender Unterklasse beschrieb. In den Filmen lernte man die Rathausuhr der Stadt ebenso kennen, wie die Oper, oder das Magasin du Nord, den Einkaufstempel der Stadt. Nur modern wirkte Kopenhagen in den Filmen aus den 1970er und 80er Jahren eigentlich nie und vielleicht war es das zu jener Zeit auch nicht.

Besucht man heute Kopenhagen, so erlebt man eine ganz andere Stadt – eine hochmoderne Metropole Nordeuropas. Kopenhagen scheint im Bauboom zu leben. Gerade am Wasser, wovon man hier genug hat, geht in Kopenhagen ein massiver Stadtum- und Ausbau von statten. Hochmoderne Bauwerke schießen in die vom Øresund getränkte frische Luft. Ziel der zahlreichen Neubauten ist nicht in erster Linie eine ästhetische Verführung der Betrachter, sondern die funktionale Gebrauchsfähigkeit für die Benutzer. Ist man in Deutschland stolz auf Hamburgs Hafencity oder den Düsseldorfer Medienhafen, so sind diese geradezu winzig im Vergleich mit dem was hier an den Kanälen und dem Ufer des Øresunds passiert. Und noch Einiges ist schnell augenfällig. Wie überall in Skandinavien ist Kopenhagen eine teure Stadt, wobei man für die hohen Preise allerdings einen entsprechenden Gegenwert bekommt. Überhaupt ist Kopenhagen die Stadt mit der Liebe zu Detail, insbesondere um den Einwohnern der Stadt das Leben leichter und besser zu machen. Öffentliche Toiletten sind häufig zu finden, sie sind kostenlos, sauber und teilweise haben sie auch Duschen. Kopenhagen ist gleichfalls eine – wenn nicht sogar die – Fahrradstadt. Tausende radeln täglich durch die Stadt auf extra eingerichteten Fahrradwegen. Diese sind extra breit und von der Straße getrennt, um den tatsächlich großen Ansturm zu bewältigen, denn an vielen Orten gibt es mehr Räder auf der Straße als Autos oder Fußgänger. Rund 36% des Pendelverkehrs der Stadt wird mit dem Fahrrad absolviert und die Stadt steht regelmäßig auf den Spitzenplätzen zur fahrradfreundlichsten Metropole der Welt. Im Englischen hat sich dabei sogar das Wort „copenhagenize“ verbreitet, das bedeutet, dass in einer Stadt der Fahrradverkehr bevorzugt wird.
Kopenhagen ist aber auch eine historisch bedeutende Stadt, als Hauptstadt Dänemarks, einem Land das nie zu den ganz großen Mächten des Kontinents gehörte, zweifellos aber nie zu den Kleinen.Das lässt sich an den zahlreichen Schlössern in der Stadt, aber auch im Umland ablesen, dessen größtes und bekanntestes Beispiel sicherlich Schloss Fredericksborg im rund 30km entfernten Hillerød ist. Wirtschaftlich ist Kopenhagen nicht nur das Schwergewicht Dänemarks, sondern auch ein Standort mit Strahlkraft in ganz Nordeuropa. Dazu trägt auch die gute Vernetzung der Stadt bei, die eigentlich am äußersten östlichen Rand des Landes liegt. Aber mit zahlreichen Brückenschlägen ist Kopenhagen zu einem Verkehrsdrehkreuz von Mitteleuropa nach Skandinavien geworden. Bekanntestes Beispiel ist sicherlich die Öresundbrücke, welche es ermöglicht, auf dem Landweg nach Schweden zu gelangen (daher per Bahn oder Auto), ohne das Dänemark und Schweden eine gemeinsame Landgrenze haben. Gleichzeitig ist der Kopenhagener Flughafen das Drehkreuz in Skandinavien.
Trotzdem ist die Stadt nicht spektakulär in einem monumentalen Sinn. Die Stadtsilhouette der Innenstadt ist von historischen Bauwerken geprägt und die Türme der Kirchen, von Schloss Christiansborg und des Rathauses ragen heraus. Hochhäuser, welche jedoch die 100m Marke nicht übersteigen, finden sich eher am Rand der Stadt, wo zahlreiche neue Stadtgebiete entstehen, wie zum Beispiel die Ørestad im Süden Kopenhagens. Im Osten der Innenstadt liegt eine weitere Besonderheit, die Freistadt Christiana, eine ehemaliges Marinegelände, was in den 1970er Jahren als alternatives Wohnquartier entdeckt wurde. Noch heute leben die 800 Einwohner auf dem Fleckchen Erde, dass in unabhängiger Verwaltung operiert, sich als vehement anders definiert und auf dessen Straßen so einiges zum Kauf angeboten wird, was überall in Europa sonst maximal in holländischen Coffeeshops erworben werden kann. Kopenhagen mag auf dem ersten Blick vielleicht etwas unspektakulär wirken, aber ganz schnell erkennt man als Besucher die Vielfältigkeit dieser wunderschönen Stadt Skandinaviens, die zwischen Fahrrädern, hohen Preisen, dänischer Freundlichkeit und Toleranz und einem ungeheuren Sinn für eine funktional-ästhetische Stadt einen in seinen Bann zieht und in der man jederzeit merkt, dass diese Stadt eines, wenn vielleicht nicht die Wichtigste aller städtischen Aufgaben erfüllt, lebensfreundlich zu sein.