Lisboa (Lissabon)
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Ganz im Südosten Europas, dort wo gleich danach die Weiten des Atlantiks beginnen, liegt die westlichste Großstadt des Festlandkontinents: Lissabon. Je nach Perspektive liegt die Stadt am Ende, oder aber am Anfang von Europa. Klar erscheint aber, dass dieser Ort etwas besonderes hat, was man so nicht wieder findet, ein Flair, dass es zu einem der aufregendsten und schönste Städte macht. Was macht diese besondere Atmosphäre aus?
Es ist zum einen die geographische Lage. Lissabon liegt am nördlichen Ufer des Flusses Tejo (im Deutschen kann genauso die spanische Bezeichnung Tajo verwendet werden). Auf seinem 1000km weiten Weg, vergrößert sich der längste Fluss der iberischen Halbinsel, östlich der Stadt zu einer großen, mehrere kilometerbreiten Bucht, die sich aber südlich der Stadt wieder auf rund 2km verengt und kurz danach letztendlich in den Atlantik mündet. Lissabons Lage war für den Bau eins Hafen von großem Vorteil, weshalb wohl schon die Phönizier hier erstmals siedelten und eine äußerst abwechslungsreiche Geschichte der Stadt beginnen lassen sollten.
Die Geografie Lissabons selbst ist ein einziges Auf und Ab. Lissabon soll an 7 Hügeln liegen, man kann sich aber des Eindrucks nicht erwehren, es müssten eigentlich mehr sein. Diese Berge sind zwar nicht allzu hoch (226m ist die höchste Erhebung), aber sie sind kurz und teilweise äußerst steil. Wer einmal „Erklärt Perreira“ von Antonio Tabucchi gelesen hat und von der Mühe, die der etwas fettleibige Perreira hat, die sommerheißen Straßen hoch und runter zu laufen, der kann sich sein verschwitztes Hemd besonders gut vorstellen, wenn er selbst von der Baixa in die Chiado laufen muss. Überhaupt ist Lissabon ein Quell an literarischer Inspiration. Nicht nur ist es die Stadt von Fernando Pessoa, einer der großen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts oder des Nobelpreisträgers José Saramago, es ist auch Handlungsort vieler literarischer Werke, sei es nun auf der Reise dahin in einem Nachtzug (von Pascal Mercier), Todesfall (von Robert Wilson) oder weil es ein Hoffnungsort für Flüchtlinge gewesen ist (von Erich Maria Remarque). Weitere Beispiele ließen sich problemlos finden.
Lissabon inspiriert noch immer und zieht Millionen von Touristen pro Jahr an. Allerdings hat die Hauptstadt Portugals ein massives Wohnungsproblem, dass aber schon so lange besteht, dass es zum Stadtbild dazugehört. Rund 40.000 Wohnungen sollen in Lissabon leer stehen und verfallen und das fällt jedem Besucher schnell auf. Ursache dieses Problems ist eine schon in der Salazar-Diktatur eingeführte Mietpreisbremse, die es bis in die Gegenwart ermöglichte, dass einige eingesessene Mieter noch immer für wenige Euro im Monat wohnen können. Dies führt zu einem Verfall der Bausubstanz, da der Vermieter kein Geld in die Häuser investiert und diese langsam verfallen. Wohnungen die aber frei auf den Markt kommen sind entweder teuer, oder aber ihr Geld nicht wert. Das alles führt zu einer starken Suburbanisierung von Lissabon. Obwohl die Stadt mit Umland nördlich des Tejos, als Grande Lisboa stetig wachsend rund 2 Millionen Einwohner hat (nimmt man noch die Vorstädte südlich des Tejos dazu kommt man auf fast 3 Millionen Einwohner, was 30% von ganz Portugal sind) verliert die eigentliche Stadt stark an Einwohnern. So ist sie von 1980 bis in die ersten Jahre des neuen Jahrhunderts von über 800.000 auf unter 500.000 Bewohner geschrumpft). Als Besucher gewöhnt man sich schnell an die vielen leer stehenden Häuser, teilweise noch mit einer beeindruckenden Ausstrahlung, man empfindet sie hier sogar weniger als störend und mehr als prägend für den Charakter der Stadt. So hat man in Lissabon das Gefühl an einem Ort zu sein, wo die Zeit auf eine eigenartige Weise langsamer zu laufen scheint, wo man immer noch auf wunderbar alte Läden treffen kann, die noch Seifen oder Konserven verkaufen und wo noch uralt, aber wunderschön gelbe Straßenbahnen sich mühevoll den Berg hochquälen, vollgestopft mit Touristen, ohne diese es aber die Straßenbahnen wohl schon gar nicht mehr geben würde. Oder man sitzt an einem der zahlreichen Kiosks, in den vielen Parks der Stadt, oder an einem der zahlreichen Ausichtsspunkten und schaut auf den Tejo, der den Atlantik schon erahnen lässt, auch weil die Möwen kreischen und hofft, das die startenden Flugzeuge, die über den Menschen lautstark Richtung Himmel fliegen noch recht lange auf einen warten können.
Lissabon erfreut sich einer wachsenden Beliebtheit, insbesondere bei Besuchern und es fällt nicht schwer zu prophezeien, dass diese Stadt mehr als nur ein touristischer Geheimtipp ist und zu den Top-Destinationen in Europa gehört. Wie das die Stadt verändert, wird sich zeigen und obwohl man Lissabon bessere Straßen und ein paar mehr gemachte Häuser wünschen würde, hofft man auch, dass in dieser Stadt die Zukunft nicht ganz so schnell zur Gegenwart wird, wie in anderen Orten unseres Kontinents.