Hochhäuser in Warschau
Warschau gehört zu den wenigen Städten in Europa die mit einer Hochhausskyline aufwarten können. Sechs Häuser erreichen die Wolkenkratzer-Marke von 150m, womit man sich in Europa schon hinter London, Paris, Moskau, Frankfurt und Istanbul einreiht. Nach einem kurzen historischen Überblick sollen hier die wichtigsten und höchsten Gebäude vorgestellt werden.
Historischer Überblick
Der Hochhausbau in Warschau geht bis in die 1930er Jahre zurück und beginnt mit dem Prudential Hochhaus, dass 1934 schon ein stattliche Maße von 66m erreichte. Nach der verheerenden Zerstörung des 2.Weltkrieges, konnte das Haus in den 1950er wieder aufgebaut werden. Weitaus wichtiger war zu jener Zeit aber ein anderer Bau für die weitere Entwicklung der Hochhausstadt Warschau. Historischer Ausgangs- und in gewisser Weise Inspirationspunkt ist der Kulturpalast. Dieser Kollos der modernen sozialistischen Architektur wurde in den 1950er Jahren als Geschenk der Sowjetunion, in der Stadtmitte erbaut. Mit seinen 231m überragte er damals den Rest des Stadtbildes um ein Vielfaches und wurde zu einem Wahrzeichen Warschaus, das bei vielen Einheimischen allerdings zu missfallen führte. Um die solitäre Wirkung dieser Landmarke zu mildern, wurden schon in den 1970er Jahren weitere Hochhausbauten geplant und auch ausgeführt. Diesen waren schon stilistisch dem Internationalen Stil der Architektur verpflichtet. Für die damalige Zeit war das im Ostblock einzigartig und recht ungewöhnlich. Warschau hatte damit schon vor der politischen Wende 1989 vier weitere Hochhäuser, welche die Marke von 100m übersprangen. In den 1990er Jahren und insbesondere nach der Jahrtausendwende kam es zu einem regelrechten Hochhausboom in der Stadt, die das wirtschaftliche Zentrum Polens ist und das, trotz vieler Freiflächen, auch in der Höhe zeigen möchte. Dabei finden sich architektonisch der zeitgenössischen, dekonstruktiven Formensprache gehuldigte Bauwerke, wie beim Złota 44 Wolkenkratzer von Daniel Libeskind zu sehen. Noch ist ein Ende des Hochhausbooms in Warschau nicht abzusehen. Allein zwei Wolkenkratzer sind im Bau und auch wenn keiner die Höhe des Kulturpalastes überragt, scheint das doch nur eine Frage der Zeit zu sein.
Fotos und tabellarische Aufstellung der wichtigsten Hochhäuser
Name | Strukturelle Höhe | Höhe mit Antenne | Jahr | Architekt |
Kulturpalast | 231m | 237m | 1955 | Lew Rudnew |
Złota 44 | 192m | 192m | 2015 | Daniel Libeskind |
Warsaw Trade Tower | 184m | 208m | 1999 | Wyszyński, Majewski, Hermanowicz & RTKL |
Rondo 1B | 164m | 194m | 2005 | SOM |
Hotel Inter-Continental | 164m | 164m | 2004 | Tadeusz Spychała |
Cosmopolitan Twarda 2/4 | 160m | 160m | 2014 | Helmut Jahn |
Warsaw Financial Center | 144m | 165m | 1998 | A. Epstein & Sons International und Kohn Pedersen Fox |
Oxford Tower | 140m | 150m | 1979 | Jerzy Skrzypczak, H. Świergocka-Kaim, Wojciech Grzybowski |
Centrum LIM | 140m | 170m | 1989 | Jerzy Skrzypczak, Andrzej Bielobradek und Krzysztof Stefański |
Twarda Tower | 128m | 128m | 2002 | Apar-Projekt and Arca A&C |
ORCO-Tower | 115m | 115m | 1996 | Lorenzo Martinoia, Jacek Sokalski und Amadeo Strada |
Millennium Plaza | 112m | 122m | 1999 | Vahap Toy |
Intraco I | 107m | 138m | 1975 | Byggnadsproduktion AB |
Łucka City | 106m | 112m | 2004 | Maria Berko-Sas und Marek Sedzierski |
Novotel Warszawa Centrum | 106m | 111m | 1974 | Sten Samuelson |
Złote Tarasy | 105m | 105m | 2007 | The Jerde Partnership |
Blue Tower Plaza | 100m | 120m | 1991 | Lech Robaczyński und Marzena Leszczynska |
Prudential Tower | 66m | 66m | 1934 | Marcin Weinfeld, Stefan Bryła und Wenczesław Poniż |
In Bau: | ||||
Warsaw Spire | 220m | 220m | ???? | Jaspers & Eyers Partners |
Beschreibung der Hochhäuser
Der Kulturpalast oder auf polnisch (Pałac Kultury i Nauki) ist das dominanteste und höchste Gebäude der Stadt Warschau und gleichzeitig auch das Höchste Polens. Zu seiner Einweihung 1955 war er mit 231m Höhe der zweithöchste Wolkenkratzer Europas. Architekt Lew Rudnew war schon verantwortlich für den Bau des Hauptgebäudes der Lomonossow-Universität in Moskau, dem damals höchsten Haus Europas. Da der Kulturpalast ein Geschenk der Sowjetunion an Polen war, wurde er auch mit den Planungen des Kulturpalast beauftragt. Auch hier orientierte sich Rudnew am damaligen Baustil des sozialistischen Realismus, der im Hochhausbau Ähnlichkeiten zu amerikanischen Hochhäusern der 1930er Jahre aufweist. Der Kulturpalast, der nur 9m kleiner als das Hauptgebäude der Lomonossow ist, wurde anfangs sogar nach dem sowjetischen Diktator Josef Stalin benannt. So wurden neben ästhetischen Bedenken insbesondere sein symbolischer Gehalt zum Grund, warum das Bauwerk nie sonderlich populär bei den Einheimischen wurde. Auf den 123.000m² Nutzfläche fanden und finden sich noch heute einige bemerkenswerte Einrichtungen, wie Kinos, Theater und Museen. In der 30.Etage ist eine Aussichtsetage eingerichtet, von der Warschauer sagen, dass sie den schönsten Blick auf die Stadt ermöglichen, insbesondere weil man von dort nicht den Kulturpalast sehen könne. Tatsächlich ist die Auffahrt jedoch äußerst populär und gerade am Wochenende mit einiger Wartezeit verbunden. Architekturgeschichtlich und Städteplanerisch ist der Einfluss des Kulturpalastes auch nicht zu unterschätzen, denn fast alle weiteren Hochhausbauten versuchen seine Dominanz im Stadtbild einzudämmen. So liegen die meisten Hochhäuser der Stadt in unmittelbarer, allerdings stadtauswärtsgerichteter Nachbarschaft zum Kulturpalst.
Złota 44 ist Warschaus neuestes Hochhaus und gleichzeitig der erste Wolkenkratzer des in Lodz geborenen Stararchitekten Daniel Liebeskind in seinem Geburtsland. Das in der Formensprache des Dekonstruktivismus gehaltene 192m hohe Bauwerk ist ein reiner Wohnturm, der nach seiner Adresse benannt wurde und in unmittelbarer Nachbarschaft des Kulturpalastes steht. Seine Form ergibt sich aus einem nach oben gezogenen Würfel mit einer Glasfassade, welche die Form eines Segels annimmt. Die Bauarbeiten, die 2007 begannen, wurden von zahlreichen finanziellen Schwierigkeiten begleitet. 2009 wurden die Bauarbeiten gestoppt und erst ein Jahr später wieder aufgenommen. Auch der beabsichtigte Fertigstellungstermin 2012 konnte nicht gehalten werden und so ist für 2015 die Eröffnung geplant.
Der Warsaw Trade Tower gilt für viele als zweithöchstes Gebäude der Stadt, erreicht seine 208m aber nur mit einer Antenne, was für Warschauer Hochhäuser nicht untypisch ist. Die strukturelle Höhe beträgt 184m. Die polnischen Architekten Wyszyński, Majewski, Hermanowicz & RTKL schufen einen Bau mit 43 Geschossen der im aufstrebenden Stadtteil Wola liegt. Nach oben hin verjüngt sich der Turm, ebenso verändert sich seine quadratische Steinfassade in eine geschwungene Glashaut. Es erinnert damit, an die noch bis in die 1990er Jahre hin beliebte Form, die an die Postmonderne anknüpft und verschiedene Stilformen und Verkleidungen in einem Haus vereinigt. Heutiger Hauptmieter des 1999 eröffneten Bauwerks ist der Versicherungskonzern AXA.
Das Rondo 1B wurde 2006 eröffnet, nach rund 3 Jahren Bauzeit. Geplant wurde es vom renommierten amerikanischen Büro SOM. Bei SOM war Larry Oltmanns für den Bau verantwortlich. Auf 40 Etagen erschließen sich 70.000m² Nutzfläche bei einer strukturellen Höhe von 164m, mit Antenne misst der Bau 194m.
Das Hotel Intercontinental ist das dritthöchste Hotel Europas und erreicht 164m, Das 5-Sterne Haus der Intercontinental Gruppe wurde 2004 eröffnet und hat 326 Gästezimmer, 77 Suiten und 12 Konferenzräume sowie diverse Serviceeinrichtungen wie Spa, Sauna, Restaurants und als Highlight einen Pool in 150m Höhe mit Blick über die Stadt. Es soll sich dabei um das höchste Schwimmbad Europas handeln. Die Pläne für das Haus stammen von Tadeusz Spychała, einem polnisch-österreichischen Architekten, der die Eröffnung des Hotels leider nicht mehr miterlebte. Die äußerliche Besonderheit des Hauses, die freistehende Nordostecke wurde auf Drängen der Anwohner eingesetzt, da diese vorher massiv gegen eine Verschattung ihrer Wohnungen protestierten.
Das Cosmopolitan Twarda 2/4 ist ein Nobelwohnhochhaus, das ebenso zum Hochhausbezirk der Stadtmitte von Warschau gehört. Es erreicht eine Höhe von 160m und wurde im Sommer 2013 fertiggestellt. Das Projekt geht bis in das Jahr 2006 zurück, als der polnische Architekt Stefan Kuryłowicz für die Fundation Shalom ein Wohnhochhaus entwarf. Nach einem Projektpartnerwechsel wurde Helmut Jahn beauftragt den Wohnhochhausturm neu zu planen, der dann ab 2010 in Bau ging. Das Haus bietet Platz für 252 Wohneinheiten und vier Penthäuser in den obersten Etagen.
Das Warsaw Financial Center steht an der Kreuzung von Emilii Platter und Swietokrzyzka und liegt damit an der Ecke des Hochhausblockes der Emilii Plater Straße. Das Stahlbeton Bürohochhaus wurde 1998 fertiggestellt. Zwei Büros zeichneten sich verantwortlich für den Entwurf, A. Epstein & Sons International und Kohn Pedersen Fox. Sie schufen ein 144m hohes Haus, dass mit dem aufgesetzten Mast sogar eine Höhe von 165m erreicht. Das Gebäude besteht aus einem 6-geschossigen Sockel, der in etwa die Höhe der umliegenden Nachkriegshäuser hält und einem aufgesetzt wirkenden Turm. Der verglaste Turmschaft schießt rechteckig in die Höhe und wird von einem bogenförmigen Grantteil quasi eingerahmt.
Der Oxford Tower gehört zu den Hochhäusern im Internationalen Stil, die noch vor der politischen Wende 1989 gebaut wurden, hier genauer gesagt in den 1970er Jahren. Die Pläne von Jerzy Skrzypczak, H. Świergocka-Kaim und Wojciech Grzybowski wurden von einer schwedischen Baufirma ausgeführt, die das Haus 1979 übergab. Südlich des Zentralbahnhofes sollten noch weitere Hochhäuser entstehen, wie das nur 150m entfernte Centrum LIM, um die Dominanz des Kulturpalastes in der Stadtsilhouette abzuschwächen, letzteendlich blieb es aber bei den beiden Häusern, insbesondere weil die Mittel begrenzt waren. Das 140m hohe Bürohaus trägt noch eine 10m hohe Antenne und erlebte nach seiner Eröffnung zahlreiche Namenswechsel. Heute steht eine Sanierung des Gebäudes an, gleichzeitig soll in unmittelbarer Nachbarschaft ein weiteres Hochhaus, quasi als Zwillingsturm, das Oxford II entstehen.
Das Centrum LIM ist das jüngere der beiden südlich des Zentralbahnhof errichteten Hochhäusern. Es wurde 1989 eingeweiht und erreicht ebenso eine Höhe von 140m, hat allerdings eine größere Antenne, die bis zu einer Höhe von 170m aufragt. Die Architekten Jerzy Skrzypczak, Andrzej Bielobradek und Krzysztof Stefański ließen einen dunkelgrün verglasten Turm bauen, der 42 Etagen enthält und aus einem dreigeschossigen Flachbau aufragt, dass ein Einkaufszentrum beherbergt. Der Name LIM setzt sich übrigens aus den drei Gesellschaftern des Hauses zusammen, der polnischen Airline LOT, dem Baukonzern Ilbau und der Hotelkette Marriott, welche in den oberen 20 Stockwerken ein Hotel betreibt.
Der Twarda Tower der Büros Apar-Projekt and Arca A&C weißt einige bauliche Besonderheiten auf, besonders der an der Südfassade entlang gehende schräg verlaufende Aufzug. Der für Warschau typische Aufbau einer Antenne wurde zugunsten eines Hubschrauberlandeplatzes eingespart. Kurios ist auch, dass es keine 13.Etage gibt, sondern dem 12. gleich das 14.Stockwerk folgt. Der 128m hohe Bau bietet insgesamt 42.000m² Nutzfläche. Eine auf dem Dach geplante öffentliche Aussichtsterrasse wurde allerdings nicht baulich umgesetzt.
Der ORCO-Tower liegt offiziell schon im Stadtteil Ochota, befindet sich aber noch an der Kreuzung Jerozolimskie und Chalubinskiego auf der anderen Straßenseite des Centrums LIM. Der 1996 abgeschlossene Bau von Lorenzo Martinoia, Jacek Sokalski und Amadeo Strada ist im postmodernen Glasbaustil der verschachtelten geometrischen Elemente gehalten. Der 115m hohe Büroturm gehört der ORCO Gruppe, welche auch Namensgeber des Gebäudes ist.
Der Millennium Plaza liegt schon etwas weiter westlich der Warschauer Innenstadt in etwa in einer Höhe mit dem Warsaw Trade Tower und der neu entstehenden Warsaw Spire. In einem eher durch 6-geschossige Häuser bebauten Gebiet ragt der 112m (mit Aufbauten 122m) Büroturm heraus. Der Investor war ein türkisches Unternehmen, das die 45 Millionen Baukosten stemmte und der erste Namensgeber des Hauses war (nach der Firma Reform Investment wurde es Reform Tower benannt). Architekt Vahap Toy ließ einen stark an türkische Traditionen orientierten Bau projektieren, mit zahlreichen Orientalen Zierelementen. Bis zum 6.Geschoss befinden sich ein Einkaufszentrum und eine Konferenzetage. Obwohl 1999 fertiggestellt wurde es 2002 schon an eine niederländische Firma verkauft, die dem Haus den neuen Namen Millenium gaben.
Das Intraco I ist eines der ersten Hochhäuser Warschaus und wurde schon 1975 fertiggestellt. Seine Architektur im Stile des damals dominanten Internationalen Stils stammt vom schwedischen Architektur- und Bauunternehmen Byggnadsproduktion AB. Das schlichte aber sehr elegante Haus erreicht 107m, mit Antenne sogar 138m. Anfangs war es ähnlich dem etwa gleichaltem Novotel verkleidet und erhielt 1999 eine komplett neue Vorhangfassade. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch ein 39.Stockwerk aufgesetzt, dass aber nur über eine Treppe erreichbar ist, da die Aufzuganlagen nicht weiter ausgebaut werden konnten.
Die Łucka City gilt als Warschaus hässlichstes Hochhaus. Tatsächlich ist man erstaunt, dass dieser Koloss erst 2004 eröffnet wurde und nur etwas mehr als 10 Jahre alt ist. Die Architekten Maria Berko-Sas und Marek Sedzierski lieferten einen monumentalen 106m (mit Antenne 112m) Bau, der 342 Wohnungen beinhaltet, sowie Serviceeinrichtungen, Büros und unterirdische Parkplätze. Kritisiert an diesem sehr uninspiriert wirkenden Haus werden besonders die fehlende Filigranität und Leichtigkeit.
Das Novotel Warszawa Centrum war das erste Hochhaus in Warschau, dass dem Kulturpalast folgte. Die staatliche Touristikagentur Orbis beauftragte die schwedische Firma Skanska mit dem Bau eines Hotelhochhauses. Architekt Sten Samuelson lieferte einen modernen Zweckbau, der sich 106m in die Höhe schraubte, 1974 eröffnet wurde und eines der ersten Hotels der Stadt mit westlichen Standards war. Wegen seiner dunkelgelben Fassade hatte man aber schnell den Eindruck, dass diese stark verschmutzt sei. Das Ganze änderte sich mit einer grundlegenden Sanierung 2002, als die französische Kette Novotel das Haus übernahm und dem Haus einen weißen Anstrich verpasste.
Die Złote Tarasy (die „Goldenen Terrasen“) sind ein Multifunktionskomplex mit zwei Bürogebäuden und einem Einkaufszentrum. Das Architekturbüro The Jerde Partnership entwickelte auf 225.000m² Grundfläche ein 200 Shops und Restaurants umfassendes Einkaufszentrum und ein Multisaal Kino. Abgerundet wird dieser Teil von einer spektakulär gewölbten Glaskuppel. Die zwei zum Komplex gehörenden Bürotürme Lumen und Skylight schließen sich in nördliche Richtung an und stehen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Złota 44. Mit einer Höhe von 105m scheinen sie aber in der dominanten Nachbarschaft fast unterzugehen. Insgesamt kostete das Projekt rund 500 MillionenEuro und war die teuerste Baustelle der jüngeren Stadtgeschichte.
Das Blue Tower Plaza befindet sich auf historischen Grund, denn bis 1944 stand hier die Große Synagoge Warschaus, die nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto von den deutschen Besatzern dem Erdboden gleich gemacht wurde. Die ersten Planungen für die Neubebauung entstanden schon in den 1950er Jahren, eigentliche Bauarbeiten für ein 80m hohes Haus wurden 1965 aufgenommen. Es entstand ein Bauwerk mit goldeloxierter Aluminiumfassade, dass jedoch nie fertiggestellt wurde, weil es Probleme mit dem Fundament gab. Die Warschauer nannte die Baustelle scherzhaft, das „Goldene Hochhaus“, der Weiterbau verzögerte sich, da es neben Eigentumsstreitigkeiten auch Diskussionen gab, ob man auf dem Gelände der Synagoge ein Hochhaus bauen sollte. Nach erneutem Anfang der Arbeiten 1974 und einem weiteren Stopp 1980 übernahmen 1986 die Architekten Lech Robaczyński und Marzena Leszczynska von der Firma Wadeco die Arbeiten. Die Fassade wurde in ein verspiegeltes Himmelblau verändert, um das Bild in der Skyline der Stadt zu mäßigen, denn der Blue Tower Plaza kommt von allen Hochhäusern der historischen Altstadt am nähsten. 1991 waren die Bauarbeiten fertiggestellt.
Warschaus erstes Hochhaus war das Prudential Hochhaus, das 1934 eröffnet wurde und 66m Höhe erreichte, eine für die Zwischenkriegszeit in Europa nicht zu unterschätzende Höhe. Die Architekten Marcin Weinfeld, Stefan Bryła und Wenczesław Poniż erdachten einen Stahlskelettbau, der im Stil des Art Déco geformt wurde. Auftraggeber war die polnische Dependance der britischen Versicherung Prudential. Schon 1936 wurde auf dem Dach, die erste experimentelle Fernsehantenne Europas installiert, die immerhin 15m maß. Die Kämpfe des 2.Weltkriegs führten fast zur vollständigen Zerstörung des Hauses, das mehr oder weniger nur noch als Stahlgerüst existierte. Nach dem Krieg wurde es zu einem Symbol der Zerstörung der Stadt Warschau. Man beschloss den Wiederaufbau, der 1954 fertiggestellt wurde. Wieder war Architekt Marcin Weinfeld federführend beim Aufbau beteiligt. Aus dem Bau wurde nun ein Hotel, das nach der Stadt benannt war und eine neue Verkleidung im Stil des sozialistischen Realismus bekam. 2003 wurde der Hotelbetrieb eingestellt und zur Zeit wird das Haus umgebaut, um wieder die alte Art-Decó Fassade wieder zu bekommen.
Die Warsaw Spire ist momentan Warschaus höchste Baustelle und beinhaltet einen Komplex aus drei Häusern, dessen höchstes Bauwerk 220m Hoch sein und von 55m hohen Seitentürmen eingerahmt wird. Das belgische Büro Jaspers & Eyers plante die Bauwerke die 2015 oder 2016 fertiggestellt werden sollen.