Hochhäuser in Warschau

Warschau gehört zu den wenigen Städten in Europa die mit einer Hochhausskyline aufwarten können. Sechs Häuser erreichen die Wolkenkratzer-Marke von 150m, womit man sich in Europa schon hinter London, Paris, Moskau, Frankfurt und Istanbul einreiht. Nach einem kurzen historischen Überblick sollen hier die wichtigsten und höchsten Gebäude vorgestellt werden.

Historischer Überblick

Der Hochhausbau in Warschau geht bis in die 1930er Jahre zurück und beginnt mit dem Prudential Hochhaus, dass 1934 schon ein stattliche Maße von 66m erreichte. Nach der verheerenden Zerstörung des 2.Weltkrieges, konnte das Haus in den 1950er wieder aufgebaut werden. Weitaus wichtiger war zu jener Zeit aber ein anderer Bau für die weitere Entwicklung der Hochhausstadt Warschau. Historischer Ausgangs- und in gewisser Weise Inspirationspunkt ist der Kulturpalast. Dieser Kollos der modernen sozialistischen Architektur wurde in den 1950er Jahren als Geschenk der Sowjetunion, in der Stadtmitte erbaut. Mit seinen 231m überragte er damals den Rest des Stadtbildes um ein Vielfaches und wurde zu einem Wahrzeichen Warschaus, das bei vielen Einheimischen allerdings zu missfallen führte. Um die solitäre Wirkung dieser Landmarke zu mildern, wurden schon in den 1970er Jahren weitere Hochhausbauten geplant und auch ausgeführt. Diesen waren schon stilistisch dem Internationalen Stil der Architektur verpflichtet. Für die damalige Zeit war das im Ostblock einzigartig und recht ungewöhnlich. Warschau hatte damit schon vor der politischen Wende 1989 vier weitere Hochhäuser, welche die Marke von 100m übersprangen. In den 1990er Jahren und insbesondere nach der Jahrtausendwende kam es zu einem regelrechten Hochhausboom in der Stadt, die das wirtschaftliche Zentrum Polens ist und das, trotz vieler Freiflächen, auch in der Höhe zeigen möchte. Dabei finden sich architektonisch der zeitgenössischen, dekonstruktiven Formensprache gehuldigte Bauwerke, wie beim Złota 44 Wolkenkratzer von Daniel Libeskind zu sehen. Noch ist ein Ende des Hochhausbooms in Warschau nicht abzusehen. Allein zwei Wolkenkratzer sind im Bau und auch wenn keiner die Höhe des Kulturpalastes überragt, scheint das doch nur eine Frage der Zeit zu sein.

Fotos und tabellarische Aufstellung der wichtigsten Hochhäuser

Name Strukturelle Höhe Höhe mit Antenne Jahr Architekt
Kulturpalast 231m 237m 1955 Lew Rudnew
Złota 44 192m 192m 2015 Daniel Libeskind
Warsaw Trade Tower 184m 208m 1999 Wyszyński, Majewski, Hermanowicz & RTKL
Rondo 1B 164m 194m 2005 SOM
Hotel Inter-Continental 164m 164m 2004 Tadeusz Spychała
Cosmopolitan Twarda 2/4 160m 160m 2014 Helmut Jahn
Warsaw Financial Center 144m 165m 1998  A. Epstein & Sons International und Kohn Pedersen Fox
Oxford Tower 140m 150m 1979 Jerzy Skrzypczak, H. Świergocka-Kaim, Wojciech Grzybowski
Centrum LIM 140m 170m 1989 Jerzy Skrzypczak, Andrzej Bielobradek und Krzysztof Stefański
Twarda Tower 128m 128m 2002  Apar-Projekt and Arca A&C
ORCO-Tower 115m 115m 1996 Lorenzo Martinoia, Jacek Sokalski und Amadeo Strada
Millennium Plaza 112m 122m 1999 Vahap Toy
Intraco I 107m 138m 1975 Byggnadsproduktion AB
Łucka City 106m 112m 2004 Maria Berko-Sas und Marek Sedzierski
Novotel Warszawa Centrum 106m 111m 1974 Sten Samuelson
Złote Tarasy 105m 105m 2007  The Jerde Partnership
Blue Tower Plaza 100m 120m 1991 Lech Robaczyński und Marzena Leszczynska
Prudential Tower 66m 66m 1934 Marcin Weinfeld, Stefan Bryła und Wenczesław Poniż
In Bau:
Warsaw Spire 220m 220m ???? Jaspers & Eyers Partners

Beschreibung der Hochhäuser

Der Kulturpalast oder auf polnisch (Pałac Kultury i Nauki) ist das dominanteste und höchste Gebäude der Stadt Warschau und gleichzeitig auch das Höchste Polens. Zu seiner Einweihung 1955 war er mit 231m Höhe der zweithöchste Wolkenkratzer Europas. Architekt Lew Rudnew war schon verantwortlich für den Bau des Hauptgebäudes der Lomonossow-Universität in Moskau, dem damals höchsten Haus Europas. Da der Kulturpalast ein Geschenk der Sowjetunion an Polen war, wurde er auch mit den Planungen des Kulturpalast beauftragt. Auch hier orientierte sich Rudnew am damaligen Baustil des sozialistischen Realismus, der im Hochhausbau Ähnlichkeiten zu amerikanischen Hochhäusern der 1930er Jahre aufweist. Der Kulturpalast, der nur 9m kleiner als das Hauptgebäude der Lomonossow ist, wurde anfangs sogar nach dem sowjetischen Diktator Josef Stalin benannt. So wurden neben ästhetischen Bedenken insbesondere sein symbolischer Gehalt zum Grund, warum das Bauwerk nie sonderlich populär bei den Einheimischen wurde. Auf den 123.000m² Nutzfläche fanden und finden sich noch heute einige bemerkenswerte Einrichtungen, wie Kinos, Theater und Museen. In der 30.Etage ist eine Aussichtsetage eingerichtet, von der Warschauer sagen, dass sie den schönsten Blick auf die Stadt ermöglichen, insbesondere weil man von dort nicht den Kulturpalast sehen könne. Tatsächlich ist die Auffahrt jedoch äußerst populär und gerade am Wochenende mit einiger Wartezeit verbunden. Architekturgeschichtlich und Städteplanerisch ist der Einfluss des Kulturpalastes auch nicht zu unterschätzen, denn fast alle weiteren Hochhausbauten  versuchen seine Dominanz im Stadtbild einzudämmen. So liegen die meisten Hochhäuser der Stadt in unmittelbarer, allerdings stadtauswärtsgerichteter Nachbarschaft zum Kulturpalst.

Złota 44 ist Warschaus neuestes Hochhaus und gleichzeitig der erste Wolkenkratzer des in Lodz geborenen Stararchitekten Daniel Liebeskind in seinem Geburtsland. Das in der Formensprache des Dekonstruktivismus gehaltene 192m hohe Bauwerk ist ein reiner Wohnturm, der nach seiner Adresse benannt wurde und in unmittelbarer Nachbarschaft des Kulturpalastes steht. Seine Form ergibt sich aus einem nach oben gezogenen Würfel mit einer Glasfassade, welche die Form eines Segels annimmt. Die Bauarbeiten, die 2007 begannen, wurden von zahlreichen finanziellen Schwierigkeiten begleitet. 2009 wurden die Bauarbeiten gestoppt und erst ein Jahr später wieder aufgenommen. Auch der beabsichtigte Fertigstellungstermin 2012 konnte nicht gehalten werden und so ist für 2015 die Eröffnung geplant.

Der Warsaw Trade Tower gilt für viele als zweithöchstes Gebäude der Stadt, erreicht seine 208m aber nur mit einer Antenne, was für Warschauer Hochhäuser nicht untypisch ist. Die strukturelle Höhe beträgt 184m. Die polnischen Architekten Wyszyński, Majewski, Hermanowicz & RTKL schufen einen Bau mit 43 Geschossen der im aufstrebenden Stadtteil Wola liegt. Nach oben hin verjüngt sich der Turm, ebenso verändert sich seine quadratische Steinfassade in eine geschwungene Glashaut. Es erinnert damit, an die noch bis in die 1990er Jahre hin beliebte Form, die an die Postmonderne anknüpft und verschiedene Stilformen und Verkleidungen in einem Haus vereinigt. Heutiger Hauptmieter des 1999 eröffneten Bauwerks ist der Versicherungskonzern AXA.

Das Rondo 1B wurde 2006 eröffnet, nach rund 3 Jahren Bauzeit. Geplant wurde es vom renommierten amerikanischen Büro SOM. Bei SOM war Larry Oltmanns für den Bau verantwortlich. Auf 40 Etagen erschließen sich 70.000m² Nutzfläche bei einer strukturellen Höhe von 164m, mit Antenne misst der Bau 194m.

Das Hotel Intercontinental ist das dritthöchste Hotel Europas und erreicht 164m, Das 5-Sterne Haus der Intercontinental Gruppe wurde 2004 eröffnet und hat 326 Gästezimmer, 77 Suiten und 12 Konferenzräume sowie diverse Serviceeinrichtungen wie Spa, Sauna, Restaurants und als Highlight einen Pool in 150m Höhe mit Blick über die Stadt. Es soll sich dabei um das höchste Schwimmbad Europas handeln. Die Pläne für das Haus stammen von Tadeusz Spychała, einem polnisch-österreichischen Architekten, der die Eröffnung des Hotels leider nicht mehr miterlebte. Die äußerliche Besonderheit des Hauses, die freistehende Nordostecke wurde auf Drängen der Anwohner eingesetzt, da diese vorher massiv gegen eine Verschattung ihrer Wohnungen protestierten.

Das Cosmopolitan Twarda 2/4 ist ein Nobelwohnhochhaus, das ebenso zum Hochhausbezirk der Stadtmitte von Warschau gehört. Es erreicht eine Höhe von 160m und wurde im Sommer 2013 fertiggestellt. Das Projekt geht bis in das Jahr 2006 zurück, als der polnische Architekt Stefan Kuryłowicz für die Fundation Shalom ein Wohnhochhaus entwarf. Nach einem Projektpartnerwechsel wurde Helmut Jahn beauftragt den Wohnhochhausturm neu zu planen, der dann ab 2010 in Bau ging. Das Haus bietet Platz für 252 Wohneinheiten und vier Penthäuser in den obersten Etagen.

Das Warsaw Financial Center steht an der Kreuzung von Emilii Platter und Swietokrzyzka und liegt damit an der Ecke des Hochhausblockes der Emilii Plater Straße. Das Stahlbeton Bürohochhaus wurde 1998 fertiggestellt. Zwei Büros zeichneten sich verantwortlich für den Entwurf, A. Epstein & Sons International und Kohn Pedersen Fox. Sie schufen ein 144m hohes Haus, dass mit dem aufgesetzten Mast sogar eine Höhe von 165m erreicht. Das Gebäude besteht aus einem 6-geschossigen Sockel, der in etwa die Höhe der umliegenden Nachkriegshäuser hält und einem aufgesetzt wirkenden Turm. Der verglaste Turmschaft schießt rechteckig in die Höhe und wird von einem bogenförmigen Grantteil quasi eingerahmt.

Der Oxford Tower gehört zu den Hochhäusern im Internationalen Stil, die noch vor der politischen Wende 1989 gebaut wurden, hier genauer gesagt in den 1970er Jahren. Die Pläne von Jerzy Skrzypczak, H. Świergocka-Kaim und Wojciech Grzybowski wurden von einer schwedischen Baufirma ausgeführt, die das Haus 1979 übergab. Südlich des Zentralbahnhofes sollten noch weitere Hochhäuser entstehen, wie das nur 150m entfernte Centrum LIM, um die Dominanz des Kulturpalastes in der Stadtsilhouette abzuschwächen, letzteendlich blieb es aber bei den beiden Häusern, insbesondere weil die Mittel begrenzt waren. Das 140m hohe Bürohaus trägt noch eine 10m hohe Antenne und erlebte nach seiner Eröffnung zahlreiche Namenswechsel. Heute steht eine Sanierung des Gebäudes an, gleichzeitig soll in unmittelbarer Nachbarschaft ein weiteres Hochhaus, quasi als Zwillingsturm, das Oxford II entstehen.

Das Centrum LIM ist das jüngere der beiden südlich des Zentralbahnhof errichteten Hochhäusern. Es wurde 1989 eingeweiht und erreicht ebenso eine Höhe von 140m, hat allerdings eine größere Antenne, die bis zu einer Höhe von 170m aufragt. Die Architekten Jerzy Skrzypczak, Andrzej Bielobradek und Krzysztof Stefański ließen einen dunkelgrün verglasten Turm bauen, der 42 Etagen enthält und aus einem dreigeschossigen Flachbau aufragt, dass ein Einkaufszentrum beherbergt. Der Name LIM setzt sich übrigens aus den drei Gesellschaftern des Hauses zusammen, der polnischen Airline LOT, dem Baukonzern Ilbau und der Hotelkette Marriott, welche in den oberen 20 Stockwerken ein Hotel betreibt.

Der Twarda Tower der Büros Apar-Projekt and Arca A&C weißt einige bauliche Besonderheiten auf, besonders der an der Südfassade entlang gehende schräg verlaufende Aufzug. Der für Warschau typische Aufbau einer Antenne wurde zugunsten eines Hubschrauberlandeplatzes eingespart. Kurios ist auch, dass es keine 13.Etage gibt, sondern dem 12. gleich das 14.Stockwerk folgt. Der 128m hohe Bau bietet insgesamt 42.000m² Nutzfläche. Eine auf dem Dach geplante öffentliche Aussichtsterrasse wurde allerdings nicht baulich umgesetzt.

Der ORCO-Tower liegt offiziell schon im Stadtteil Ochota, befindet sich aber noch an der Kreuzung Jerozolimskie und Chalubinskiego auf der anderen Straßenseite des Centrums LIM. Der 1996 abgeschlossene Bau von Lorenzo Martinoia, Jacek Sokalski und Amadeo Strada ist im postmodernen Glasbaustil der verschachtelten geometrischen Elemente gehalten. Der 115m hohe Büroturm gehört der ORCO Gruppe, welche auch Namensgeber des Gebäudes ist.

Der Millennium Plaza liegt schon etwas weiter westlich der Warschauer Innenstadt in etwa in einer Höhe mit dem Warsaw Trade Tower und der neu entstehenden Warsaw Spire. In einem eher durch 6-geschossige Häuser bebauten Gebiet ragt der 112m (mit Aufbauten 122m) Büroturm heraus. Der Investor war ein türkisches Unternehmen, das die 45 Millionen Baukosten stemmte und der erste Namensgeber des Hauses war (nach der Firma Reform Investment wurde es Reform Tower benannt). Architekt Vahap Toy ließ einen stark an türkische Traditionen orientierten Bau projektieren, mit zahlreichen Orientalen Zierelementen. Bis zum 6.Geschoss befinden sich ein Einkaufszentrum und eine Konferenzetage. Obwohl 1999 fertiggestellt wurde es 2002 schon an eine niederländische Firma verkauft, die dem Haus den neuen Namen Millenium gaben.

Das Intraco I ist eines der ersten Hochhäuser Warschaus und wurde schon 1975 fertiggestellt. Seine Architektur im Stile des damals dominanten Internationalen Stils stammt vom schwedischen Architektur- und Bauunternehmen Byggnadsproduktion AB. Das schlichte aber sehr elegante Haus erreicht 107m, mit Antenne sogar 138m. Anfangs war es ähnlich dem etwa gleichaltem Novotel verkleidet und erhielt 1999 eine komplett neue Vorhangfassade. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch ein 39.Stockwerk aufgesetzt, dass aber nur über eine Treppe erreichbar ist, da die Aufzuganlagen nicht weiter ausgebaut werden konnten.

Die Łucka City gilt als Warschaus hässlichstes Hochhaus. Tatsächlich ist man erstaunt, dass dieser Koloss erst 2004 eröffnet wurde und nur etwas mehr als 10 Jahre alt ist. Die Architekten Maria Berko-Sas und Marek Sedzierski lieferten einen monumentalen 106m (mit Antenne 112m) Bau, der 342 Wohnungen beinhaltet, sowie Serviceeinrichtungen, Büros und unterirdische Parkplätze. Kritisiert an diesem sehr uninspiriert wirkenden Haus werden besonders die fehlende Filigranität und Leichtigkeit.

Das Novotel Warszawa Centrum war das erste Hochhaus in Warschau, dass dem Kulturpalast folgte. Die staatliche Touristikagentur Orbis beauftragte die schwedische Firma Skanska mit dem Bau eines Hotelhochhauses. Architekt Sten Samuelson lieferte einen modernen Zweckbau, der sich 106m in die Höhe schraubte, 1974 eröffnet wurde und eines der ersten Hotels der Stadt mit westlichen Standards war. Wegen seiner dunkelgelben Fassade hatte man aber schnell den Eindruck, dass diese stark verschmutzt sei. Das Ganze änderte sich mit einer grundlegenden Sanierung 2002, als die französische Kette Novotel das Haus übernahm und dem Haus einen weißen Anstrich verpasste.

Die Złote Tarasy (die „Goldenen Terrasen“) sind ein Multifunktionskomplex mit zwei Bürogebäuden und einem Einkaufszentrum. Das Architekturbüro The Jerde Partnership entwickelte auf 225.000m² Grundfläche ein 200 Shops und Restaurants umfassendes Einkaufszentrum und ein Multisaal Kino. Abgerundet wird dieser Teil von einer spektakulär gewölbten Glaskuppel. Die zwei zum Komplex gehörenden Bürotürme Lumen und Skylight schließen sich in nördliche Richtung an und stehen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Złota 44. Mit einer Höhe von 105m scheinen sie aber in der dominanten Nachbarschaft fast unterzugehen. Insgesamt kostete das Projekt rund 500 MillionenEuro und war die teuerste Baustelle der jüngeren Stadtgeschichte.

Das Blue Tower Plaza befindet sich auf historischen Grund, denn bis 1944 stand hier die Große Synagoge Warschaus, die nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto von den deutschen Besatzern dem Erdboden gleich gemacht wurde. Die ersten Planungen für die Neubebauung entstanden schon in den 1950er Jahren, eigentliche Bauarbeiten für ein 80m hohes Haus wurden 1965 aufgenommen. Es entstand ein Bauwerk mit goldeloxierter Aluminiumfassade, dass jedoch nie fertiggestellt wurde, weil es Probleme mit dem Fundament gab. Die Warschauer nannte die Baustelle scherzhaft, das „Goldene Hochhaus“, der Weiterbau verzögerte sich, da es neben Eigentumsstreitigkeiten auch Diskussionen gab, ob man auf dem Gelände der Synagoge ein Hochhaus bauen sollte. Nach erneutem Anfang der Arbeiten 1974 und einem weiteren Stopp 1980 übernahmen 1986 die Architekten Lech Robaczyński und Marzena Leszczynska von der Firma Wadeco die Arbeiten. Die Fassade wurde in ein verspiegeltes Himmelblau verändert, um das Bild in der Skyline der Stadt zu mäßigen, denn der Blue Tower Plaza kommt von allen Hochhäusern der historischen Altstadt am nähsten. 1991 waren die Bauarbeiten fertiggestellt.

Warschaus erstes Hochhaus war das Prudential Hochhaus, das 1934 eröffnet wurde und 66m Höhe erreichte, eine für die Zwischenkriegszeit in Europa nicht zu unterschätzende Höhe. Die Architekten  Marcin Weinfeld, Stefan Bryła und Wenczesław Poniż erdachten einen Stahlskelettbau, der im Stil des Art Déco geformt wurde. Auftraggeber war die polnische Dependance der britischen Versicherung Prudential. Schon 1936 wurde auf dem Dach, die erste experimentelle Fernsehantenne Europas installiert, die immerhin 15m maß. Die Kämpfe des 2.Weltkriegs führten fast zur vollständigen Zerstörung des Hauses, das mehr oder weniger nur noch als Stahlgerüst existierte. Nach dem Krieg wurde es zu einem Symbol der Zerstörung der Stadt Warschau. Man beschloss den Wiederaufbau, der 1954 fertiggestellt wurde. Wieder war Architekt Marcin Weinfeld federführend beim Aufbau beteiligt. Aus dem Bau wurde nun ein Hotel, das nach der Stadt benannt war und eine neue Verkleidung im Stil des sozialistischen Realismus bekam. 2003 wurde der Hotelbetrieb eingestellt und zur Zeit wird das Haus umgebaut, um wieder die alte Art-Decó Fassade wieder zu bekommen.

Die Warsaw Spire ist momentan Warschaus höchste Baustelle und beinhaltet einen Komplex aus drei Häusern, dessen höchstes Bauwerk 220m Hoch sein und von 55m hohen Seitentürmen eingerahmt wird. Das belgische Büro Jaspers & Eyers plante die Bauwerke die 2015 oder 2016 fertiggestellt werden sollen.

urban facts Warszawa

Allgemeine Daten:

Einwohner: Stadt / Ballungsraum / Metroregion 1.764.651 / 2.325.000 / 3.100.844
Einwohnerentwicklung 2010-2014: +1,1%
Fläche: Stadt / Ballungsraum / Metroregion 517 km² / 932 km² / 6.100 km²
Bevölkerungsdichte: Stadt / Ballungsraum / Metroregion 3.343 / 2.494 / 509
Koordinaten 52° 13′ N – 21° 2′ O
Geographische Höhe 100m üNN
Niederschlagsmenge /Regentage / Sonnenstunden pro Jahr 521mm / 96 / 1569
Fluss Weichsel (mit 1047km, der längste Fluß Polens)
KfZ-Kennzeichen WA, WB, WD, WE, WF, WH, WI, WJ, WK, WN, WT, WU, WW, WX, WY

 

 

Infrastruktur:

Bürgermeister Hanna Gronkiewicz-Waltz (parteilos, unterstützt von liberal-konservativer Bürgerplattform)
Verwaltungstechnische Bedeutung Hauptstadt Polens
Platz in der Mercer-Studie 84. Platz
Flughafen Chopin-Flughafen Warschau (WAW; eröffnet 1934; 10,5 Mio; PAX 2014; größter Flughafen Polens ; 2 Landebahnen, 2 Terminals; 10km SW der Innenstadt)
Flughafen Warschau-Modlin (WMI; eröffnet 2012; 1937 für Militär; 1,7 Mio. PAX 2014; 1 Landebahn, 1 Terminal; 40km N der Innenstadt)
ÖPNV Metro (seit 1995 mit 2 Linien auf 29,2km bei 28 Stationen)
Straßenbahn (27 Linien auf 121km Streckennetz, eröffnet 1866, seit 1908 elektrifiziert)
Bus (219 Linien auf zusammengerechnet über 2600km Streckenlänge)
S-Bahn (4 Linien auf 45 Stationen, seit 2006 als S-Bahn in Betrieb, 2.Linie erst 2010)
ÖPNV Preis Tagesticket Tagesticket Zone Warschau 15Zł (3,60€) Stand: 2014
Entfernung nach… Breslau 350km (Auto: 3h30min; Bahn: 3h40min)
Danzig 340km (Auto: 3h25min; Bahn: 2h55min)
Berlin 575km (Auto: 4h55min; Bahn: 5h20min)
Kiew 780km (Auto: 8h25min; Bahn: 16h42min; nur ein Nachtzug täglich)
Dresden 625km (Auto: 5h30min; Bahn: 8h5min)
nächster Ort über 500.000: Lodz 130km
nächster Ort über 1.000.000: Minsk 540km

 

Kultur / Geschichte:

Universitäten insgesamt rund 220.000 Studenten unter anderem in:
Universität Warschau (gegründet 1816 mit 53.000 Studenten [2013]
Technische Universität Warschau (gegründet 1826 mit 32.700 Studenten [2011])
Warschauer Medizinische Universität (gegründet 1950, aber Wurzeln gehen zurück auf die Ärztliche Akademie von 1809; 10.000 Studenten)
Kardinal-Stefan-Wyszynski-Universität (gegründet 1999 mit 19.000 Studenten)
Warschauer Naturwissenschaftliche Universität (gegründet 1816 mit 30.000 Studenten
Anzahl Museen 60 (laut wikipedia)
Sportvereine der Stadt Legia Warschau (gegründet 1916; 10xLandesmeister; 17xpoln.Pokalsieger; 2xEC HF; Ø-Zuschauer: 16.125@Stadion Wojska Polskiego)
Polonia (gegründet: 1911; 1xLandesmeister; 1xpoln.Pokalsieger; nach Lizenzentzug nur in 4.Liga)
Tageszeitung der Stadt (Auflage) Rzeczpospolita (gegründet 1920; Auflage: 94.000; liberal-konservativ)
Gazeta Wyborcza (gegründet 1989; Auflage: 190.000; sozial-liberal)
Dziennik Polska-Europa-Świat (geründet 2006; Auflage: 160.000; liberal-konservativ; im Stil der deutschen „Die Welt“)
Erste urkundliche Erwähnung Zwischen 1281 und 1321
Großstadt seit Um 1770
Das entscheidende Jahr 1945: Warschau wurde von den Deutschen fast vollständig zerstört
Meisten Einwohner im Jahr heute
City Branding „Phönix Stadt“, da es aus so vielen Zerstörungen wieder auferstand

 

 

Wirtschaft / Attraktivität:

Sehenswürdigkeit Nr.1 Altstadt
Architektonisches Highlight Museum der Geschichte der polnischen Juden ( Rainer Mahlamäki and Ilmari Lahdelma)
Höchstes Gebäude Kulturpalast (231m)
Meist fotografiertes Gebäude Kulturpalast
Anzahl Starbucks 13
Arbeitslosenquote 4% (1.2015)

 

Bevölkerungsentwicklung:

 

1700- 1925

 

1700 1792 1800 1830 1850 1882 1901 1909 1925
30.000 120.000 63.000 139.700 163.600 383.000 711.988 764.054 1.003.000

 

1933 – 2010

1933 1939 1945 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010
1.178.914 1.300.000 422.000 803.800 1.136.000 1.315.600 1.596.500 1.655.700 1.672.200 1.720.393

Warszawa

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Warschau (auf polnisch: Warszawa) ist Hauptstadt Polens und eine der bedeutendsten Metropolen Osteuropas. Mit 1,7 Millionen Einwohnern ist die Stadt an der Weichsel die 10. größte Stadt der Europäischen Union. Als einige der wenigen Städte in der Gemeinschaft hat Warschau eine bemerkenswerte Hochhausskyline und ist ebenso wirtschaftlicher und natürlich politischer Mittelpunkt des Landes. Nebenher bietet die Stadt eine aufregende Geschichte, die neben zahlreichen Höhepunkten auch geprägt ist von den Niederlagen und Zerstörungen die der polnische Staat erleiden musste. Noch heute prägen die Wunden des 2.Weltkrieg das Bild der Stadt. Dabei wurde aber schon gleich nach dem Krieg begonnen die Stadt wiederaufzubauen. Großartige Sachen sind dabei entstanden. So wurde die vollkommen zerstörte Altstadt, die einst Canaletto in seinen Veduten festhielt, bis in die 1950er Jahre komplett wieder errichtet. Eine Glanzleistung, die die UNESCO 1981 zu Recht mit dem Weltkulturerbetitel bedachte und damit, einmalig, ein wiederaufgebautes Ensemble in seinen Schutz aufnahm. Die Spuren der Zugehörigkeit zum osteuropäischen System, man bedenke der Warschauer Pakt, das Gegenstück zur NATO, wurde hier gegründet, sind auch heute noch zu sehen. Wie beim Kulturpalast, dem immer noch höchsten Gebäude des Landes, dass seit seiner Errichtung (und wohl auch, weil es ein Geschenk des nicht immer geliebten großen Freundes Sowjetunion war) unterschiedliche Meinungen und Motivationen auslöste. Einen Gutteil des Hochhausbaus ist wohl auch dafür da, die Dominanz dieses Gebäudes zu beschränken. Heute wirkt Warschau wie eine Stadt die im ständigen Umbau. Hochhausbaustellen finden sich neben trostlosen Parkplätzen und leeren Freiflächen, die typisch für ehemalige sozialistische Staaten sind. Neubauten der 1970er Jahre grenzen an postmoderne Einkaufszentren. Auffällig ist auch,dass das Stadtbild eher nicht vom Fluss geprägt ist, obwohl sich der Ort an beiden Weichselufern befindet, sondern sich auf die auf einem Hügel liegende Altstadt und die Innenstadt konzentriert.

Die Bevölkerung der Stadt ist dabei sozial angenehm durchmischt. Nach der neuesten Mode gekleidete Menschen bevölkern die Straßen genauso wie dem Modediktat der Textilketten beständig wiederstrebende Typen, sei es aus Unaufmerksamkeit oder Trotz. Auffällig viele Obdachlose oder offensichtliche Alkoholiker sieht man besonders häufig, neben den zahlreichen Kiosks die 24h Alkohol anpreisen. Ebenso finden sich sehr religiöse Menschen und der polnischen Nation zugetane Typen in Warschau, wie auch viele Touristen, die der Stadt insgesamt ein sehr buntes Bild geben.