Flughafen Frankfurt

Eines der bekanntesten Merkmale Frankfurts ist sein Flughafen, was nicht nur daran liegt, das man von fast überall in der Stadt startende oder landende Flugzeuge betrachten und teilweise auch hören kann (und Flugzeugspotter eine eigene Tribüne zum Fotografieren ihre Lieblingsobjekte haben), sondern vielmehr daran, dass es der größte Flughafen Deutschlands, der 3. größte Europas und weltweit die Nummer 11 ist. Im Jahr 2012 wurden in Frankfurt 57,5 Millionen Fluggäste transportiert (zum Vergleich: Europas Nummer 1, London Heathrow hatte 69 Mio., Berlin Tegel hatte 17 Mio. und Dresden 1,8 Mio.). Das ein Flughafen heute so viele Passagiere hat liegt daran, dass er als Drehkreuz benutzt wird, was heißt, dass eine Airline ihre Flugzeuge immer vom Drehkreuz zu verschiedenen Zieldestinationen fliegen lässt und wieder zurück. Dadurch hat der Fluggast die Möglichkeit mit einem Mal umsteigen in alle Destinationen, welche die Airline anbietet zu fliegen und das Umsteigen passiert dann zeitnah am Drehkreuz. Der Flughafen Frankfurt ist das Drehkreuz der Lufthansa, eines der größten Luftfrachtcarrier der Welt.


Die Geschichte der Luftfahrt in Frankfurt begann allerdings nicht am heutigen Flughafenstandort südlich des Mains, sondern auf der Altstädter Seite am Rebstock westlich der Innenstadt. Hier wurde 1909 die erste Luftfahrtgesellschaft Deutschlands, ja sogar der Welt gegründet, die DELAG. Der Flugplatz wurde aber erst drei Jahre später 1912 in Betrieb genommen und diente der Luftfahrt mit Zeppelinen, zum Transport von Post. Nachdem 1.Weltkrieg nahm der Flugverkehr stetig zu und es kam auch zu ersten Linienflügen mit Passagieren. Der Rebstockflugplatz entwickelte sich zum zweitgrößten Flughafen in Deutschland, nach Berlin Tempelhof. Dort wurde 1926 die Deutsche Luft Hansa gegründet (die allerdings keine rechtliche Vorgängerin der heutigen Lufthansa ist) und der Passagierverkehr entwickelte stetig. So wurden die Kapazitätsgrenzen des Rebstockflugfeldes bald erreicht, auch weil er an das angrenzende Bahngelände stieß. Schon in den 1920er Jahren wurde daher an eine Verlegung des Flugplatzes gedacht und konkrete Planungen aufgenommen, südlich des seit 1928 zu Frankfurt gehörenden Stadtteils Schwanheim im dortigen Stadtwald einen neuen Flughafen in Betrieb zu nehmen. Die scheiterte aber erst an der Weltwirtschaftskrise. Später, in den 1930 Jahren, nachdem die  Nationalsozialisten an die Macht kamen wurde der Plan jedoch verwirklicht. 1934 wurde, ohne behördliche Genehmigung, eine 600 ha große Fläche westlich der in Bau befindlichen Reichsautobahn Frankfurt – Darmstadt in den Stadtwald gerodet, um dort den zentralen Luftschiffhafen Deutschlands in Betrieb zu nehmen. Noch heute erinnert daran der Ortsteil Zeppelinheim im Osten des heutigen Flughafens, der zum Wohnort der Beschäftigten der Luftschiffindustrie werden sollte. 1936 eröffnete schließlich der neue Flug- und Luftschiffhafen Rhein-Main. Von hier startete auch das Luftschiff Hindenburg, das kurz vor seiner Landung in New York Lakehurst am 6. Mai 1937 in Brand geriet und zum Niedergang der Luftfahrt mit Zeppelinen führte. Im Krieg wurde der Flughafen dem Militär unterstellt. Von hier flog die Luftwaffe Angriffe gegen Frankreich, während Zwangsarbeiter am Ausbau der Anlagen beschäftigt wurden. Ab 1944 war der Flughafen Ziel von alleierten Bombenangriffen und erlitt, auch durch abziehende deutsche Kräfte große Zerstörungen.
Am 25. März 1945 besetzten amerikanische Truppen das verbliebene Areal und richteten es notdürftig her, um recht schnell eine Airbase (offizieller Name: Y73) zu eröffnen. Nachdem Ende des 2.Weltkrieges bauten die Amerikaner eine betonierte 1800m lange Start- und Landebahn, die der Vorgänger der heutigen Südbahn 07R/25L ist. Obwohl schon 1946 der erste zivile Flug den Rhein-Main Airport ansteuerte, war der militärische Nutzen der Anlage anfangs viel bedeutender, denn hier war eine der Hauptbasen für die Berliner Luftbrücke ab 1948. Auch wegen der starken Abnutzung, durch die ununterbrochen startenden „Rosinenbomber“ wurde 1949 mit dem Bau einer zweiten Rollbahn begonnen, nördlich und parallel der Ersten gelegen. Mit der Benutzung der zweiten Bahn wurde die dortige Vorfeldkontrolle an die deutsche Firma VAG (einem Vorläufer der heutigen FRAPORT AG, die den Flughafen managet und auch an anderen Flughäfen beteiligt ist) übergeben, welche die zivile Luftfahrt der nördlichen Startbahn abwickelte, der südliche Teil des Flughafens bleib die militärische Airbase Rhein Main. Schon 1952 wurden 400.000 Passagiere am Flughafen Frankfurt gezählt, das Hauptgebäude musste erweitert werden. 1957 wurde die Nordbahn für das beginnende Jetzeitalter auf 3.300m erweitert, was damals die längste Startbahn Europas war. Zahlreiche Airlines steuerten Frankfurt an, seit 1955 auch die Lufthansa. Interessanterweise war eine sowjetische TU-104 das erste Düsenflugzeug das in Frankfurt landete. Noch Ende der 1950er Jahre wurden beide Startbahnen und das Passagiergebäude abermals erweitert, denn schon 1960 war Frankfurt mit über zwei Millionen Passagieren der 2. größte Flughafen Europas (schon damals nach Heathrow). Auch die 1960er Jahre sahen rasantes Wachstum und ständige Flughafenerweiterungen, deren bedeutendste sicherlich der Bau des Terminals (Mitte) war. Für 30 Millionen Passagiere geplant, sollte es bis ins Jahr 2000 genügend Kapazität bieten und wurde schließlich 1972 eröffnet. Mit 56 Fluggastbrücken und 38km elektronisch gesteuerter Gepäckförderbänder war der Terminal damals absolut führend. Zwei Jahre vorher schon schloss die Lufthansa einen Vertrag der vorsah, den Flughafen Frankfurt zur Heimatbasis der Airline zu machen, was dazu führte das Frankfurt noch heute das wichtigste Drehkreuz der Airline ist und den außerordentlich hohen Transitanteil der Passagiere im Flughafen erklärt, also der Passagiere, deren Flugreise weder in Frankfurt beginnt, noch endet.
Doch die Kapazität der Landebahnen, die zu nah beieinander liegen, um sie parallel zu betreiben (dafür ist ein Abstand von 1.400m notwendig) reichte bald nicht mehr aus, so dass 1973 ein Planfeststellungsverfahren für eine neue Start- und Landebahn West (die um ca. 90 Grad versetzt in Nord-Süd Richtung gegenüber den alten West-Ost Bahnen liegen sollte) gestartet wurde. Schon zu dieser Zeit wurde der Flughafen zu einem Ärgernis für zahlreiche Frankfurter Bürger, die den ständig steigenden Fluglärm Leid waren. 1981 wurde mit dem Ausbau der Bahn West begonnen, immer wieder begleitet von Demonstrationen und teilweise sogar gewaltsamen Ausschreitungen. 1984 war die neue Startbahn West  (sie wird nur als Startbahn betrieben, da sonst die Gefahr besteht, dass sich Flugzeuge in der Luft kreuzen könnten) fertig, noch bis 1985 dauerten die Proteste gegen sie an, wobei die Demonstration ihr Ende nach einem gewalttätigen Übergriff gegen zwei Polizisten fand, die dabei verstarben. Da schon 1990 die Kapazitätsgrenzen des Terminals erreicht waren, wurde 1994 ein weiteres Terminal eröffnet (das der Einfachheit halber Terminal 2 heißt). Es war nun möglich 54 Millionen Passagieren pro Jahr auf dem Flughafen zu befördern. Um beide Terminals zu verbinden wurde das vollautomatische Hochbahnsystem SkyBahn in Betrieb genommen. Der Bahnverkehr fand ebenso eine Erweiterung, als 1999 der Fernbahnhof Flughafen eröffnet wurde, wo Fernzüge halten, die an die Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Köln angebunden sind. So ist es seither möglich, statt mit einem Kurzstreckenflug aus Köln oder Düsseldorf, lieber mit dem Zug zum Flughafen anzureisen und hier die Weiterreise in der Luft anzutreten (in der Abfluganzeige im Terminal 1 werden auch Züge der Bahn angezeigt, die eine Art Codeshare mit der Deutschen Bahn haben). Bis 2011 wurde der Bahnhof mit einem Hotel- und Kongresszentrum überbaut, der heute den Namen The Squaire trägt. Regionalzüge werden im in der Nähe gelegenen 2. Bahnhof, dem Regionalbahnhof Flughafen abgefertigt. Die Lufthansa forderte 1997 eine weitere Landebahn, um das steigende Passagieraufkommen handeln zu können. Diese wurde – gerade nach den heftigen Protesten zur Startbahn West – in gesellschaftlichen Konsens besprochen. So wurde zusätzlich zum Ausbau ein striktes Nachtflugverbot beschlossen, was jedoch mittlerweile wieder gesetzlich etwas aufgeweicht wurde. 2011 ging schließlich die neue Landebahn Nordwest auf der anderen Seite der Autobahn A3 in Betrieb. Der Flughafen wuchs nun also aus seiner nördlichen Begrenzung der A3 heraus. Ein Jahr später wurde der von der Lufthansa genutzte Terminal 1 (also der alte Terminal) nach Westen hin erweitert, insbesondere um die neuen Großraumflugzeuge wie die A380 abzufertigen und die Kapazität um weitere 6 Millionen Passagiere pro Jahr für die Airline zu erweitern.
Doch mit dem Ausbau soll noch nicht Schluss sein. Da 2005 der südliche militärische Teil des Flughafens Rhein-Main geschlossen wurde, bieten sich hier zahlreiche Erweiterungsoptionen. Zum einen wurde bereits eine große Wartehalle gebaut, die als A-380 Werft benutzt wird (auch hier wieder mit Protesten verbunden, da wiederum Teile des Stadtwaldes gerodet wurden). Zusätzlich wird auf dem Gelände bis voraussichtlich 2017 ein neues Terminal 3 folgen, das die Kapazität um weitere 25 Millionen Passagiere erhöhen wird und mit der SkyBahn zu den restlichen Terminals verbunden werden soll.
Schon heute arbeiten auf dem Flughafen rund 80.000 Menschen, was ihn zum größten lokalen Arbeitgeber Deutschlands macht. Da der Flughafen zum Stadtgebiet Frankfurts gehört und auf einem Airport solcher Größe zahlreiche Zollvergehen und andere Straftaten vorkommen, ist Frankfurt statistisch gesehen übrigens Deutschlands kriminellste Stadt. Aber vor allem ist er ein wuselnder Ort des Transits, wo Menschen aus aller Herren Länder aufeinander treffen. Es ist eine kleine Welt für sich, an welcher man ein, zwei oder (mit Pech) mehrere Stunden verbringt und dann weiterfliegt, ein Nicht-Ort wie Marc Augé sagen würde, der nichts über die Stadt Frankfurt mitteilt, aber doch zu ihr gehört und sie auch ausmacht. Im Vergleich zu anderen Großflughäfen wirkt FRA, wie der Airport abgekürzt wird, weniger geschäftsmäßig und viel internationaler als andere deutsche Flughäfen. Dominieren in Düsseldorf und München die Business-Suits, so sind sie auch hier zahlreiche Geschäftsmänner- und Frauen vorhanden, doch immer wieder verschwinden sie, weil Gewänder aus fremden Ländern die Blicke auf sich drängen. Und diese kleine, künstliche Welt erfährt auch als erste die Gefahren der weiten Welt. Bricht eine neue Seuche irgendwo auf dem Planeten aus, stehen sogleich Hinweisschilder in den Gängen, murmelt einer etwas von terroristischer Gefahr, werden die Sicherheitsvorkehrungen sofort erhöht. Und so ist FRA ein Nicht-Ort, Arbeitsplatz, Faszinosum, eine riesige Wartehalle, ein überteuerter Konsumtempel, ein Treffpunkt der und ein Abfahrtsort in die Welt und das, alles in Einem.