Die Unter 100: weitere Hochhäuser in Frankfurt
In den letzten Artikeln zu den Hochhäusern in Frankfurt haben wir alle 30 Häuser der Stadt am Main mit einer Höhe von einhundert Metern und mehr vorgestellt. Trotzdem gibt es noch einige weitere sehr schöne Beispiele für Hochhausarchitektur, die in diesem abschließenden Artikel der Reihe „Hochhäuser und Wolkenkratzer in Frankfurt“ gezeigt werden sollen. Die Darstellung verfolgt keine Einheitlichkeit, außer vielleicht der Tatsache, dass alle Bauwerke die Marke von 100m nicht erreichen, aber trotzdem natürlich keine Flachbauten sind. Es ist eine recht willkürliche Auswahl, nach dem Hinfallen des Auge des Betrachters.
Auf dem Gelände der ehemaligen amerikanischen Militärsiedlung am Frankfurter Flughafen soll in den nächsten Jahren ein ganz neues Stadtviertel entstehen, die sogenannten Gateway Gardens. Die ersten Bauwerke sind 2013 schon vollendet worden, so wie das Alpha Rotex, den höchsten Büroturm des Erschließungsgebiets mit immerhin 68m. Das von Jo. Franzke Architekten geplante Haus hat den Grundriss einen abgerundeten Dreiecks. Um einen Gebäudekern gruppieren sich die drei Flügel mit insgesamt 28.000m² Bürofläche. Für das Raumklima und als sozialer Treffpunkt sind fünf je 30m hohe Wintergärten eingesetzt worden. Von außen wirkt das Gebäude elegant horizontal ausgerichtet, mit seinen Aluminiumbändern, welche sich mit der Glasfassade abwechselt.
Das Bürohaus Alte Oper mit 89m wirkt im Vergleich zu seinen dominanten Nachbarn eher klein. Doch das war auch Ziel, denn die Stadt Frankfurt wollte Anfang der 1980er Jahre an dieser Stelle nur ein maximal 20-geschossiges Haus erlauben. Die Planer der Architektengemeinschaft Gerhard Balser entwarfen einen Bau auf fast quadratischen Grundriss mit abgerundeten Winkeln. Die Außenhülle des 1984 eröffneten Hochhauses ist aus Spiegelglas und Aluminiumblechen. Aus der Mitte ragt der weiße Versorgungskern hervor, der etwas übersteht.
Das Hochhaus am Park, etwas Abseits direkt am IG Farbenhaus bzw. dem Grüneburgpark gelegen, hat mit 16 Jahren Bauzeit einen eher unrühmlichen Rekord unter den Wolkenkratzern der Stadt. 1969 startete der Bauherr Willy Göbel das Hochhausprojekt Mitten in von Villen bebauten Westend. Der Protest der Bevölkerung war sicher, fiel er doch in eine Zeit, in denen Hochhäuser Zeichen der Zerstörung wurden. Als dann 1972 der Rohbau fast fertig war, verhängte die Stadt einen Baustopp, da sowohl die Nutzfläche, als auch die Höhe überschritten wurden. 10 Jahre war das Haus eine Investruine, als 1982 ein neuer Käufer den Bau übernahm und im postmodernen Design zu Ende bauen ließ. Das Haus besteht aus zwei vollverglasten spiegelverkehrt versetzten Türmen, die nach unten hin ausknicken, wobei der höhere östliche Turm 96m misst.
Wie auch das Pollux-Haus gehört der Kastor zum Komplex des Forum Frankfurt, dass 1997 in direkter Nachbarschaft zum Messeturm entstand. Der kleinere Kastor erreicht eine Höhe von 94m. Die Namensgebung bezieht sich auf die griechische Sagenwelt. Dort waren Pollux und Kastor Söhne des Zeus, wobei Letzterer innerhalb eines Streits tödlich verwundet wurde und der Erstere ein Halbgott war, der seinen Vater nach Kastors Tod darum bat, auch sterblich zu werden, um nicht von seinem Bruder getrennt existieren zu müssen. In Hochhausform gegossen ließ sich das Büro Kohn Pedersen Fox zwei unterschiedlich hohe Türme einfallen, welche jeweils einander eine glatte Glasfassade zuwenden und von einem öffentlichen Platz getrennt werden. Die beiden Außenseiten jedoch sind gewölbt, wohl um ein Symbol für die geschäftliche Drehscheibe des Ortes zu sein.
Aus dem Gelände der Kreditanstalt für Wiederaufbau sticht besonders der Trakt der Westarkaden heraus, denn je nach Blickwinkel von der Zeppelinallee aus, scheint man vor ganz unterschiedlichen Fassaden zu stehen, obwohl man vor dem gleichen Haus steht. Das 2009 fertiggestellte Gebäude der Architekturgemeinschaft Sauerbruch Hutton misst 59m, besticht aber nicht nur durch sein Aussehen, sondern vor allem durch seine sehr hohe Energieeffizienz. Möglich macht dies insbesondere eine raffinierte Fassade, die motorenbetrieben Klappen ausfahren lässt und die natürliche Belüftung steuert. Strukturell besteht das Bauwerk aus einem dreigeschossigen Flachbau, dem sich ein 15geschossiger Hochhausbau, welcher Richtung Palmengarten abgerundet ist, anschließt. Die Technische Universität Chicago wählte das Haus 2011 zum besten Hochhaus der Welt.
Das MainForum direkt am Flussufer ist der Sitz der IG Metall, welche sich ein repräsentatives Zentralengebäude gleich neben dem alten DGB-Haus bauen ließ. Die Architektengemeinschaft Gruber + Kleine-Kranenburg entwarfen einen 80m hohen Bau, der mit rotem Mainsandstein ummantelt ist, jedoch Richtung Osten einer Glasfassade weicht. Im Gebäude befinden sich nicht nur Büros, sondern auch Wohnungen und Gastronomie.
Ähnlich wie der Westhafen Tower hat auch das MainPlaza eine Tor- und Orientierungsfunktion für ein neu errichtetes Viertel. In diesem Fall für das Deutschherrnviertel. Der 2002 fertiggestellte Wohnturm misst 88m und wurde von Hans Kollhoff geplant, der sich dabei vom Art Deco Stil der 1920er und 30 Jahre inspirieren ließ. Wie auch bei Kollhoffs Hochhaus am Potsdamer Platz in Berlin ist die Fassade dunkelrot verklinkert. Auf achteckigem Grundriss erhebt sich ein nach oben hin zurückgestaffelter Bau, der mit einer Krone schließt. Das Haus selbst beherbergt Luxuswohnungen.
Das Main Triangle am Fluss direkt gegenüber der Neuen EZB gelegen, steht schon seit 2006 und besticht durch seine spektakuläre Dachform, welche die Form eines Segels nachbildet und damit auf den Main Bezug nimmt. Auf einem dreieckigen Grundriss entwarfen die Architekten von Novotny Mähner Assoziierte einen 60m hohen Glasbau mit zentralem und überdachtem Atrium.
Wer auf der A648 nach Frankfurt fährt, der sieht neben der näherkommenden Skyline auch schnell ein ungewöhnliches 87m hohes Haus, dass einem quergestelltem Käseleib ähnelt, dass Radisson Blue Hotel. Das 2005 eröffnete und von John Seifert Architects entworfene Haus besteht aus einer blauen, abgerundeten Hochhausscheibe, die von einem kubusförmigen Glasbau durchstoßen wird. Im Inneren des Businesshotels findet sich einige Gimmicks, wie ein Swimming-Pool im 18. Geschoss, welcher der Rundung der Hülle folgt.
Das SkyLight ist ein Gebäudekomplex von Architekt Richard Rogers und wurde in den 1990er Jahren auf dem Gelände des Postcheckamtes errichtet. In einer Mischung aus Arbeiten, Freizeit und Wohnen ragt besonders der 63m hohe Skylighttower heraus, der 40 Luxus-Apartments beherbergt.
Das Westend Duo auf der Bockenheimer Landstraße steht auf dem Gelände des ehemaligen Hochtief Hochhauses von Egon Eiermann, dass 2004 dem Neubau von KSP Engel und Zimmermann weichen musste. Das 96m hohe Westend Duo ist ein mit Erdwärme beheiztes Niedrigenergiehaus. Es besteht aus einem Sockelbau und zwei in sich verdrehten Hochhaustürmen mit einer eleganten Glasfassade in welche versetzte Fensterfelder eingelassen wurden. Das 2006 fertiggestellte Haus bekam zwei Jahre später den International Highrise Award zugesprochen.