Malmö
Zugegeben; Malmö ist ein dieser Städte die man „Mit-besucht“. Durch die Öresundbrücke seit 2000 mit Kopenhagen verbunden, sind die beiden Städte nur etwas mehr als eine halbe Stunde Bahn- oder Autofahrt voneinander entfernt. Die drittgrößte schwedische Stadt aber einfach mal so mitzunehmen ist vielleicht sogar etwas unfair, denn Malmö bietet ist tatsächlich ziemlich sehenswert.
1170 wird erstmals eine Landungsstelle erwähnt, die der dänischen König und seine Gefolgschaft benutzte, um weiter ins Landesinnere nach Lund zu gelangen. Damals war die heutige Provinz Schonen noch zu Dänemark gehörend. Der Name Malmö ist wohl dem altschwedischen Wort Malmöughe abzuleiten und bedeutet so etwas wie Sandhaufen. Im 13. Jahrhundert wuchs hier ein Fischerdorf, dass sich durch die guten Fischgründe mit Heringen sehr rasch entwickelte und schon 1353 zur Stadt erhoben wurde. Bald schon übernahm Malmö die Funktionen, die Lund bis dato inne hatte und wurde zur wichtigsten Stadt in Schonen. Aus dieser ersten Epoche der Stadt ist heute noch das Malmöhus slot zu sehen. Zu Zeiten der Hanse war Malmö im deutschen Sprachgebrach übrigens als Elbogen bekannt, denn der Küstenverlauf bei der Stadt erinnert an einen Ellenbogen.
Der dänische Protestantismus wurde in Malmö geboren, denn hier wurde erstmals eine Predigt nach den Geboten Luthers durchgeführt, auch die erste Bibel in dänischer Sprache wurde hier gedruckt. Bald geriet die Stadt in den Interessensbereich der Schweden und wurde mehrmals Gegenstand von schwedischen Eroberungen bis sie schließlich 1658 endgültig schwedisch wurde. Sehr weit im Süden des Landes gelegen (zum Vergleich: die Entfernung Malmös per Luftlinie nach Mailand ist mit rund 1150km, deutlich kürzer als die ins nordschwedische Kiruna mit rund 1400km Luftlinie, gleiches gilt für die Entfernung zur schwedischen Hauptstadt Stockholm und zur deutschen Hauptstadt Berlin) stockte die Entwicklung Malmös. 1775 erhielt sie einen künstlichen Hafen, aber erst die industrielle Revolution schuf einen großen wirtschaftlichen Aufschwung und ein rasches Anwachsen der Stadt. Große Werften siedelten sich hier an (der 135m hohe Kockumskran war ein Wahrzeichen der Stadt, wurde jedoch im Jahr 2002 demontiert), welche allerdings mit ihrem Niedergang in den 1980er Jahren, auch zum Niedergang der Stadt führten. Noch heute hat Malmö eine höhere Arbeitslosigkeit als Stockholm oder Göteborg, obwohl ein rascher wirtschaftlicher Wandel vollzogen wurde. 1998 bekam die Stadt eine Universität, in welcher heute bereits über 20.000 Studenten eingeschrieben sind. Gleichzeitig brachte die 2000 eröffnete Öresundbrücke den Vorteil schnell nach Kopenhagen zu gelangen, wo viele Schweden gut bezahlte Arbeit fanden. Von den 17.000 Fahrzeugen und rund 200 Zügen täglich, nutzen viele die Möglichkeit im etwas billigeren Malmö zu wohnen und jeden Tag über die Brücke auf Arbeit zu fahren. Der Unterschied zu Kopenhagen ist jedoch schnell auffällig, auch wenn man in Malmö gleichfalls viele neue Bauwerke in den letzten Jahren errichten ließ, unter anderem das neue Wahrzeichen der Stadt, den Turning Torso, das höchste Haus Skandinaviens, so sind sowohl die historischen, als auch die Neubauten in Malmö nicht ganz so auffällig wie in der Stadt auf der anderen Seite des Sunds. Ein weiterer Unterschied ist Malmös Migrationsquote von 40%. Um Vorurteile abzubauen, gibt es in der Bibliothek der Stadt eine sehr innovative Idee. Dort kann man sich mehrmals im Jahr „lebende Bücher“ ausleihen, also Menschen, die einer Minderheit angehören (u.a. einen Iman, eine muslimische Frau, eine Lesbe, ein Obdachloser…) und mit ihnen 45 Minuten lang reden.
Malmö bietet also doch schon eine ganze Menge und wenn man sich einen Tag von seinem Kopenhagen Besuch abknapst, um die Stadt zu erkunden wird man schnell feststellen, dass die Heimatstadt des großartigen Fußballers Zlatan Ibrahimovic (der bekanntermaßen eine ebenso großes Selbstvertrauen hat, wie ein Gespür dafür wo das Tor ist) durchaus eine sehr lebenswerte Stadt ist, die sogar einen zweiten, dritten,… Tag besuchenswert ist.