Die ersten Wolkenkratzer in Frankfurt
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man von Wolkenkratzern erst ab einer Höhe von 150m sprechen kann. Ob das so stimmt, oder reine Willkür ist, weiß ich nicht, aber ich halte mich daran. Für Deutschland umformuliert heißt das übrigens, dass es hier 15 Wolkenkratzer gibt, 14 davon stehen in Frankfurt.
Das Wolkenkratzerzeitalter beginnt in Frankfurt in den 1970er Jahren mit dem heutigen Westend Gate, dass 1976 159m erreicht. Damals übernimmt Frankfurt endgültig den Titel der Hochhausstadt, denn Deutschlands höchstes Haus steht ab sofort in Mainhattan und obwohl sich die Häuser abwechseln, bleibt der Titel am Main. In den 1970er und 80er Jahren wachsen aber nicht nur höhere, sondern immer mehr Bürotürme in der Stadt. Statt einzelner Monolithen entstehen Hochhausfronten und gerade die großen Banken möchten sich repräsentative Hauptquartiere bauen lassen. Werfen wir mit den nun folgenden Häusern einen Blick auf diese Zeit.
Das Westend Gate wurde 1976 als Plaza Büro Center eröffnet. Mit einer Höhe von 159m stellte es einen neuen deutschen Rekord ein, der davor beim Colonia-Haus in Köln lag. Die Architekten Siegfried Hoyer und Richard Heil legten einen Hochhausbau vor, der noch dem Internationalen Stil verschrieben ist. Das Haus besteht aus zwei Hochhausscheiben, der sich eine dritte Scheibe rechtwinklig anschließt. Das Gebäude hat dunkle Fensterfronten, die mit den hellen Seitenfronten kontrastieren. Gedacht ist das Haus als ein Büro- und Hotelkomplex, so können ansässige Firmen ihre Besucher gleich im Haus unterbringen und auch gemeinsame Konferenzräume nutzen. Kluges Marketing verhinderte übrigens, dass dieses Hochhaus einen ähnlich schlechten Ruf hatte, wie andere zeitgenössische Bauten. So wurden 1977 ausgewählte Frankfurter zum Probewohnen eingeladen und einmal im Monat die oberen Hoteletagen zur Besichtigung freigegeben.
Der Garden Tower (damals als Helaba Hochhaus) ist im Jahr 1976, das erste Hochhaus in Frankfurt was die architektonische Form des International Styles verlässt. Statt eines einfachen in die Höhe gestreckten Quaders entwarfen die Architekten Novotny Möhner Assoziierte ein 127m hohes polygonales Haus, das aus zwei Glastürmen besteht, die jeweils nochmals je einen außen anliegenden Serviceturm haben. 2005 wurde das Haus vom Büro KSP Engel und Zimmermann saniert und bekam seinen heutigen Namen, der auf die neu eingebauten Wintergärten verweist.
Der Eurotower aus dem Jahr 1977 wurde ursprünglich für die gewerkschaftseigene Bank BfG gebaut und hieß auch bis zu deren finanzbedingten Auszug so. Der 148m hohe Bau bekam von seinen Architekten Richard Heil und Johannes Krahn einen damals neuartige Form eines Prismas. Es war das erste Hochhaus der Stadt, dass sich im unteren Teil für die Öffentlichkeit öffnete. Es beherbergte ein Einkaufszentrum und hatte einen eigenen U-Bahn Eingang. Nach Umbau und Einzug der Europäischen Zentralbank wurde das Einkaufszentrum geschlossen, lediglich ein Euro-Shop ist für Besucher noch geöffnet. Auch der Restaurant und Clubkomplex Living XXL ist seit letzten Jahr geschlossen.
Der Silberturm löste das Westend Gate als höchstes Haus Deutschlands ab, auch wenn es ihn nur um wenige Meter übertraf. 1978 eröffnet wurde es vom Büro ABB Architekten auf eine Höhe von 168m geplant. Er diente der Dresdner Bank als Konzernzentrale, bis diese 2008 von der Commerzbank übernommen wurde. Seit seiner Sanierung 2012 ist die Deutsche Bahn Hauptmieterin des Gebäudes. Die Fassade des Büroturms ist außergewöhnlich (wenn auch sehr ähnlich dem Berliner BfA-Hochhaus). Sie besteht aus einer hellen Aluminiumverkleidung mit abgerundeten Ecken. Das Haus besteht aus zwei Quadern, die versetzt zueinander stehen und mit zwei versorgungstürmen verbunden sind. Im 31. Stockwerk gab es ein Schwimmbad, das als Wasserreservoir für den Brandfall angelegt wurde, dass allerdings heute nicht mehr besteht und in eine Konferenzetage umgebaut wurde. Noch heute ist das Stockwerk aber an seinen großen Fenstern zu erkennen. Der Turm schrieb sogar Kinogeschichte, denn der deutsche Thriller „Abwärts“ mit Götz George benutzte das Haus als Kulisse.
Das Frankfurter Büro Center kurz FBC wurde 1981 eröffnet gehört aber mit seiner Form noch ganz klar in die Zeit des Internationalen Stils. Das es damals etwas seiner Zeit zurück war lag aber nicht am Architekten Richard Heil, sondern daran, dass es einfach lange nicht fertig wurde. 1973 war Baubeginn, jedoch wurden die Arbeiten zwischenzeitlich für drei Jahre stilgelegt, was auch damit zu tun hatte, dass in dieser Zeit Büroräume im Überangebot zu haben waren und die Ölkrise die Wirtschaft bremste. So bleib es ein Spekulationsobjekt bis es 1979 weitergebaut wurde. Mit seiner Breite von 26m bei einer Höhe von 142m wirkt das Haus außergewöhnlich schmal, zumal es noch in zwei Hochhausscheiben versetzt ist. Ähnlich dem City-Hochhaus sind auch hier auf halber Höhe die Techniketagen untergebracht, die sich von der Fassade durch einen weißen Streifen abheben.
Mehr Namen als die beiden Türme der Deutschen Bank hat sicherlich kein anderes Hochhaus. Sie sind bekannt als „Greentowers“, „Soll und Haben“, „Zwillingstürme“ oder eben auch „Deutsche Bank Hochhäuser“. Schon die Baugeschichte des 155m hohen Wolkenkratzers ist ungewöhnlich (übrigens werden beide Türme einzeln gewertet). Auf dem Gelände eines im 2.Weltkrieg zerstörten Schlösschens sollte in den 1970er Jahren ein Hochhaus errichtet werden, die Baugrube wurde ausgehoben, doch wie schon beim FBC erwies sich das Projekt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als zu ambitioniert. So wurde alles wieder zugeschüttet bis sich 1977 die Hotelkette Hyatt für einen Doppelturmbau an diesem Ort interessierte. Die Bauarbeiten begannen erneut, doch schon 1979 sprang Hyatt ab und die Deutsche Bank übernahm den Bau, an dessen Form sie aber nichts mehr ändern konnte. Heute sind die Türme zum Symbol der Bankenwelt und natürlich auch zur Deutschen Bank geworden.
Das Haus ist eine Stahlbetonkonstruktion mit vorgesetzter verspiegelter Glasfassade. Die Architekten Walter Hanig, Heinz Scheid und Johannes Schmidt planten einen Sockelbau, der die beiden unregelmäßigen, mit 45 Grad Winkeln errichteten Türme verbindet. Natürlich wurde das Bauwerk seit seiner Eröffnung 1984 schon wieder saniert. Bis 2010 fand eine grundlegende Sanierung statt, welche insbesondere die Energiekosten des Hauses drosseln soll und deren Projektname Greentowers nun auch als Name des Hauses firmiert.
Das Messe Torhaus sieht alles andere als aus den 1980er Jahren aus, vielmehr wirkt das von Oswald Mathias Ungers geplante Bauwerk fast schon zeitlos aus. Wie ein 117m hoher Toaster bei dem gerade das Brot rausspringt wirkt das Gebäude. Es wurde am Rande der Messer errichtet und beherbergt u.a. die Verwaltung der Frankfurter Messegesellschaft. Schon nach seiner Fertigstellung 1984 bekam das Messe Torhaus viel Lob und galt damals als das beste und schönste Frankfurter Hochhaus. Sicherlich ist es auch heute noch darunter zu zählen. Es besteht aus einem sechsgeschossigen Sockel aus dem ein roter Sandsteinturm erwächst, aus dessen Mitte wiederum ein spiegelverglaster Turm ragt. Der Sandsteinturm jedoch hat an der Seite und im unteren Segment Öffnungen, an welchen das Glasgebäude hervorsticht, was wiederum den Torcharakter des quasi vor dem Eingang zur Stadt stehenden Hauses unterstreicht.