Yosemite

Nationalpark in der Sierra Nevada | Größe: 3081 km² | vollständig in Kalifornien gelegen | etabliert seit dem 1.10.1890

Die Sierra Nevada ist das höchste Gebirge im kontinentalen Gebiet der USA (also außerhalb Alaskas) und wächst am Mt.Whitney auf immerhin 4421m an. Es ist rund 650km lang und zieht sich von Nord nach Süd, zum überwältigenden Teil in Kalifornien. Noch bekannter als das gesamte Gebirge, das einen Namensvetter im Süden Spaniens hat, ist ein verhältnismäßig kleiner Teil des Höhenzugs, der Nationalpark Yosemite.
Der Yosemite war 1890 der erste von der Bundesregierung in Washington anerkannte Nationalpark überhaupt, der noch dazu 1984 zusätzlich unter UNESCO-Weltkulturerbe gestellt wurde. So kommen über vier Millionen Besucher jedes Jahr in den Park, um sich seine wundervolle Landschaft anzuschauen.

1855 waren mit James Mason Hutchings und Thomas Ayres die ersten Besucher da, die auf ihrer „Tour“ diese Region der Sierra Nevada besuchten und danach in Artikeln darüber berichteten. Damit sprach sich die Naturschönheit des Yosemite herum und die neuere Geschichte des heutigen Parks begann. Jedoch waren schon viel früher die ersten Menschen hier. Indianerstämme lebten wohl schon seit rund 4000 Jahren in den Tälern der Sierra und als die ersten Europäer in Kalifornien landeten, waren es die Ahwahneechee-Indianer, die im heutigen Yosemite-Tal siedelten. 1851 führte die US-Army ein Bataillon ins Tal und es kam zum Mariposa-Krieg mit den Ahwahneechee, wobei erstmals „Weiße“ die Gegend zu gesicht bekamen. Ein Arzt der Streitkräfte berichtete später über die wundervolle Landschaft und gab ihr den Namen Yosemite, der übrigens der Name des Indianerstamms ist, so sie von Nachbarstämmen genannt wurde. Mit den ersten Gästen wurden bald Stimmen laut, die Gefahren sahen in der kommerziellen Ausbeutung der liebreizenden Landschaft. Schon 1864 wurde per Gesetz der Yosemite Grant geschaffen, ein Schutzgebiet, welches das zentral gelegene Tal Yosemite und die Mariposa-Grove unter Schutz stellte. 1876 wurde mit der Wawona Lodge eines der ersten Hotels in den Bergen Kaliforniens gebaut. Es lag am schon erwähnten Mariposa Grove, einem Gebiet mit gewaltigen Sequoia Bäumen. Hier stand auch der Wawona Tree, ein 69m hoher Baum durch dessen 29m großen Stamm ein Tunnel ausgeschnitten wurde, welcher zu einer ersten Touristenattraktionen wurde (nach 2.300 Jahren Lebenszeit fiel der Baum übrigens 1969 unter einer Schneelast zusammen).
John Muir, ein schottischer Geologe, erkundete den Yosemite und veröffentlichte zahlreiche Schriften darüber. Er war einer der Gründerväter des 1892 erschaffenen Sierra Clubs, der ältesten und größten Naturschutzorganisation der USA. Schon zwei Jahre zuvor konnte Muir mit dazu beitragen, dass der Yosemite zum Nationalpark erhoben wurde, für den anfangs US-Army zuständig war. Das damalige Problem der Überweidung durch Schafe in den Hochlagen ging innerhalb weniger Jahre zurück. Muir war ein Pionier des Naturschutzes und campte drei Tage lang im Jahr 1903 mit dem US-Präsidenten Theodore Roosevelt im Park unter der Klippe des Glacier Points. Er überzeugte dabei den Präsidenten, dass die endgültige Kontrolle Yosemites voll bei der Bundesregierung liegen müsse. 1916 wurde letztendlich daraus der National Park Service gegründet, der die Verwaltung aller mittlerweile 50 Nationalparks der USA obliegt. Im selben Jahr wurde auch der Tioga Pass als Straße ausgebaut, der einzigen Verbindung in West-Ost Richtung über die Berge der Sierra Nevada. Durch den langen Winter in den Höhenlagen ist die Straße aber auch noch heute nur vom Frühsommer in den Spätherbst geöffnet. Eine empfindliche Niederlage mussten die Naturschützer und letztendlich auch die Natur 1913 ertragen, als mit dem Raker Act das Hetch Hetchy Projekt gestartet werden konnte. Dabei wurde im Hetch Hetchy Tal, das am nördlichen Ende des Yosemite-Parks liegt ein Stausee gebaut, der das Tal, dass mit seiner Schönheit dem Yosemite-Tal Konkurrenz machen konnte, unter Wasser setzte (und noch heute 80% der Bay Area mit Wasser versorgt). So fahren die überwiegende Mehrheit der Touristen heute ins rund 18km² großen Yosemite-Tal, dass besonders im Sommer zu einem absoluten Hotspot wird und wo sich Auto an Auto durch das Tal schlängeln. Hier befinden sich viele der bekanntesten Sehenswürdigkeiten, wie die Wasserfälle des Yosemite Falls oder die Granitfelsen des Capitans und des Half Domes, die sich bis zu 1500m über das Tal erheben und seit neuestem auch ein Starbucks, was zu einigen Diskussionen führte, ob multinationale Kaffeehausketten unbedingt in Nationalparks errichtet werden müssen [hier ein Link zum Thema].
Eine lange Tradition im Park besitzt das Klettern. John Salathé startete hier ab 1945 mit dem Bigwall-Klettern, daher dem Besteigen einer so hohen Bergwand, dass dieser normalerweise nicht an einem Tag durchklettert werden kann und man mit speziellen Zelten, den Portaledges, zwischendurch biwakieren muss (meines erachtens ist dabei ein ruhiger Schlaf absolut erforderlich). In den 1960er Jahren war die Besteigung der Route Nose am El Capitan weltweit verfolgt wurden, während sich in den 1970er Jahren das Freiklettern in immer höhere Schwierigkeitsgrade fortentwickelte und die weltweit schwersten Routen hier besteigen wurden. Aber ob man nun klettern möchte, oder den 358km langen John Muir Trail in Angriff nimmt, mal schnell auf den Half Dome sportelt, gemütlich durch das Yosemite-Tal wandert oder einfach nur einen Kaffee trinkt, der Yosemite mit seiner wundervoll reizvollen Landschaft bietet jedem etwas.

Joshua Tree

Sie kennt die Antwort, aber die freundliche Rezeptionistin fragt trotzdem:
-Und was führt sie nach Twentynine Palms?
-Joshua Tree.
-Natürlich, der Joshua Tree Nationalpark.
Ich frage mich, ob sie alle Gäste fragt, warum in alles in der Welt man nach Twentynine Palms kommt, einer 30.000 Seelen Kleinstadt am Nordrand des Nationalparks Joshua Tree, mitten in der Mojave Wüste, oder ob sie sogar einen Schritt weitergeht und abzählt wie viele Gäste den Park nennen und wer etwas anderes? Zu sehen gibt es in der Stadt Twentynine Palms zwar mehr als 29 Palmen, aber wirklich anziehend ist sie eher weniger. Ihr Name rührt daher, dass 1852 Col. Henry Washington das San Bernadino Land untersuchte und an dieser Stelle die genannte Anzahl an Bäumen fand, man könnte auch von einer Oase sprechen und damit war ein Name in der Welt, obwohl es bis 1927 brauchte, um hier überhaupt eine Poststelle zu eröffnen und damit so ein bisschen wie urbanes Leben zu haben. Klimatisch recht angenehm gelegen, wenn nicht gerade Sommer ist (dann muss es hier die Hölle sein), scheint der Stolz des Städtchens die örtliche Militärbasis zu sein, die offiziell: „Marine Corps Air Ground Combat Center“ heißt und über deren Heldentum im letzten Irakkrieg wahrscheinlich nicht nur in der Motellobby unserer Rezeptionistin informiert wird. Nach einem Blick auf das Rathaus der Stadt, das als solches eigentlich nicht zu identifizieren ist (sondern genauso unspektakulär wie jedes andere Haus hier aussieht), fahren wir weiter zu unserem eigentlichen Ziel.
Ich gebe zu, als U2 Hörer bin ich doch irgendwie gespannt, was man hier so finden kann, im „Joshua Tree Nationalpark“, nachdem die Band ihr recht legendäres 1987er Album benannten, aber keines der Fotos im Booklet tatsächlich hier gemacht wurden. Mir geht folgender Song durch den Kopf, als wir Richtung Parkeingang fahren:

Tatsächlich wird mir spätestens nach der Einfahrt zum Park und der obligatorischen Gebühr von 25$ klar, dass der Song gar nicht vom U2 „Joshua Tree“ Album ist (peinlich). Ich versuche Songs dieses Albums in meinem Kopf zu summen, funktioniert aber nicht, es bleibt beim „Unforgettable Fire“, dem Soundtrack meiner „Joshua Tree“ Entdeckung.

Seinen Namen verdankt der Park seinen Bäumen, den Josua-Palmlilien, einer Art von Yucca-Palmen. Die Bäume wiederum verdanken ihren Namen den ersten hier durchquerenden Mormonen, die in den aufragenden Pflanzen die biblische Gestalt Joshuas sahen, der mit ausgetreckten Armen den Israeliten den Weg ins gelobte Land wies. Neben diesen einzigartigen Palmen ist der Park durch seine Gesteinsformationen bekannt, der ihn zu einem Paradies für Kletterer machen.

Die ersten Menschen, die in dieser Gegend siedelten waren wohl die Pinto-Indianer, die zwischen 8000-4000 v.u.Z. hier lebten und eine Jäger und Sammler Gemeinschaft waren. Einige Überreste dieser Kultur fanden sich im nach ihnen benannten Pinto-Basin, dem tiefsten Ort des Parks (305m über dem Meeresspiegel), wo die Großlandschaft der Mojave Wüste in die Colorado-Wüste übergeht. Später lebten noch weitere Stämme hier, bevorzugt in der Oase von Mara, die heute als das schon erwähnte Twentynine Palms bekannt ist. Noch heute leben Nachfahren von vier Stämmen in zwei Reservaten, welche sich in der Nähe des Parks befinden (eins im Coachella Tal und das andere bei Twentynine Palms). Und so kamen auch die ersten Europäer in diese Gegend, als sie die Absicht hatten Indianer zu missionieren (was über einen langen Zeitrahmen betrachtet eigentlich nie gut für die letzteren Ausging). Der Spanier Pedro Fages verfolgte im Jahr 1772 Indianer (Einheimische) hierher, da diese von der Mission San Diego fortgelaufen (entflohen) waren. Bis in die 1870er Jahre waren es aber meistens nur Durchreisende oder Expeditionen, die sich in diesen Teil der Mojave-Wüste verloren. Doch zu jenem Zeitpunkt siedelten sich Rinderfarmer an, die hier ihr Vieh grasen ließen. Um genügend Wasser in dieser sehr trocknen Gegend zu haben, bauten die ersten Farmer den Barker Damm im Jahr 1900, der sich heute noch im Park befindet. Auch Bergbau wurde betrieben und Gold und Silber abgebaut, tatsächlich wurde bis in die 1970er Jahre hier abgebaut und 1950 wurde sogar die Fläche des schon 1936 von Präsident Roosevelt als National Monument geschützten Gebietes verkleinert, um weitere Erdarbeiten erledigen zu können. Letztendlich wurde aber 1994 der Nationalpark Joshua Tree gegründet mit einer Fläche von ca. 3.200km², welche weit größer ist, als der bis dahin geschützte Bereich.

Heute ist der Park zumeist reine Natur. Es gibt neuen Campingplätze, wovon aber nur drei Wasser haben und nachdem Prinzip „wer zuerst kommt, hat einen Platz und kann hier übernachten“ funktionieren. Viele Kletterer kommen im Park auf ihre Kosten, wobei die Kletterrouten bedingt durch die überschaubare Höhe der Felsen relativ kurz sind (verglichen beispielsweise mit dem Yosemite Nationalpark). Durch den geringen zivilisatorischen Einfluss ist bei einigen Campern auch die Beobachtung der Sterne sehr populär, da es im Park kaum Lichtsmog in der Nacht gibt. Da viele Teile des Parks wild gehalten werden, verteilen sich die Besucher des Joshuas Trees recht großflächig (anders als beispielsweise im Yosemite Tal) und man kann als Besucher die wunderschöne Wüstenlandschaft mit seinen Palmen, Felsen, Bergen und Tälern ausgiebig genießen.

Und nach einem Tag im wundervollen Joshua Tree senkt sich die Sonne Richtung Horizont und bemalt das Land und den Himmel mit Farben, wie sie in Kalifornien scheinbar fast jeden Tag vorkommen.