Transitort Madrid

Metro Madrid | Flughafen Barajas | Madrids große Bahnhöfe

Madrids Bedeutung in Spanien ergibt sich nicht nur aus seiner politischen Rolle als Hauptstadt. Anders als Paris, London, Moskau oder Berlin liegt Madrid direkt im Zentrum seines Landes, dem Staatsgebiets Spaniens und spielt somit auch als zentrale Verkehrsachse eine dominante Rolle. Der verkehrsreichste Flughafen Spaniens liegt in Madrid und fungiert als Drehkreuz der größten Airline des Landes iberia. Ebenso verkehren alle Hochgeschwindigkeitszüge (AVE) Spaniens von oder nach Madrid und der Streckenausbau wird von der Hauptstadt aus betrieben (was übrigens dazu führt dass es zwischen Madrid und 18 spanischen Städten AVE Verbindungen gibt, nicht aber zwischen der 2. und der 3. größten Stadt des Landes). Alle wichtigen Autobahnen führen von Madrid weg, die A1 bis A6 sind quasi im Uhrzeigersinn von der Stadt ausgehend in alle Himmelsrichtungen verteilt (mit der A7, der Mittelmeerautobahn, die nicht mit der Hauptstadt verbunden ist, beginnt die weitere Zählweise, anders als A1 bis 6 ist die 7 auch teilweise kostenpflichtig). Im folgenden soll etwas genauer ein Blick auf die Einrichtungen des Transits in Madrid geschaut werden.

Bisherige Artikel:
Metro Madrid, die achtlängste U-Bahn der Welt.
Madrids große Bahnhöfe, hier werden vier große und historisch bedeutende Bahnhöfe vorgestellt.

Bahnhöfe in Madrid

Bahnhöfe in Madrid

Metro Madrid

Metro Madrid

Metro Madrid

Das bedeutendste Nahverkehrsmittel der Stadt ist die Metro, deren Stationen fast überall in Madrid anzutreffen sind. Mit einer Gesamtlänge von 293km gehört sie zu den längsten U-Bahnen der Welt und ist eine der am schnellsten wachsenden Metros der Welt, nimmt man die letzten 20 Jahre als Maßstab. Heute fahren jährlich 560 Millionen Passagiere auf den 13 Linien auf denen man insgesamt 301 Bahnhöfe erreichen kann. Fast alle Stationen liegen im Stadtgebiet, jedoch führen einige Linien auch in die Vororte, wobei sie fast ausschließlich unter der Erde verlaufen. Das Netz des öffentlichen Nachverkehrs wird weiterhin von der S-Bahn artigen Cercanias abgedeckt, die weiter entfernte Gebiete in der Metropolregion ansteuert oder von den 3 Linien der Metro Ligero, einer Art Straßenbahn, die 2007 ihren Dienst aufgenommen hat und unmittelbare Vororte im Norden und Westen bedient.

Geschichte der Metro

Seit 1871 gab es erst Pferdestraßenbahnen, später elektrisch betriebene Straßenbahnen, die insbesondere im Stadtzentrum zu einer sehr hohen Verkehrsdichte führten. So kam schon in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts der Vorschlag auf, eine U-Bahn zu bauen, so wie sie seinerzeit in London in Betrieb ging. Doch erst 1913 kam es zu einem ernstzunehmenden Vorschlag der  Ingenieure Miguel Otamendi, Carlos Mendoza und Antonio González Echarte. Sie stellten ein Plannetz aus vier Linien vor mit insgesamt 14km Länge auf. Die Streckenführung entspricht den heutigen Linien 1 bis 4. Mit Hilfe Königs Alfons konnte die Finanzierung geklärt werden und 1917 wurde die „Compañia Metropolitano Alfonso XIII“ gegründet. Die Bauarbeiten bereiteten erhebliche Probleme, da durch den im restlichen Europa tobenden 1.Weltkrieg kaum Material zu beschaffen war. So mussten auch die ersten Wagen aus Paris abgekauft werden, da es keine Firma gab, die eigene Madrider Wagen herstellen konnte.
Am 17. Oktober 1919 eröffnete der König Alfons XIII. offiziell den ersten Abschnitt der Linie 1. Dieser war 4 Kilometer lang und führte von Sol nach Cuatro Caminos am damaligen nördlichen Stadtrand, wo sich auch das Depot für die Züge befand. Der fahrplanmäßige Betrieb begann zwei Wochen später, wobei schon schnell klar wurde, dass die Madrilenen die Metro sehr gut annehmen würden. Bereits zwei Jahre später folgte die erste Verlängerung, die zum Bahnhof Atocha führte. Ebenfalls 1921 installierte man die ersten Rolltreppen, deren Benutzung zu Beginn aber noch kostenpflichtig war, heute zählt die Madrider U-Bahn die meisten Rolltreppen aller Metros weltweit. Eine zweite Linie eröffnete 1924 und führte von Sol zur östlich gelegenen Stierkampfarena Ventas. Ein Jahr später kam eine bis heute noch bestehende Kuriosität dazu. Die Linie R (was als Abkürzung für Ramal (dt.: „Zweig“) steht). Sie führt von Opera ins Manzanares Tal zum damaligen Nordbahnhof (heute Principe Pio) und hat auf ihrer Streckenlänge von 1,1km keinerlei Zwischenhalte. Damals erleichterte sie den Transport erheblich, da die Steigung vom Tal in die Innenstadt erheblich ist und die Straßenbahnen diesen Weg nur unter großen Mühen und mit sehr langsamer Geschwindigkeit bewältigten. Mit dem Ausrufen der Republik 1931 änderte sich der Betreiberfirmenname in „Compañia Metropolitano de Madrid“. 1932 und 1936, nur wenige Wochen vor Beginn des Bürgerkrieges kam es zu Streckenerweiterungen. Die Linie 3 zwischen Sol und Embajadores im Süden ging in Betrieb. Trotz der Kämpfe um Madrid kam es bis zur Übernahme der franquistischen Truppen 1939 kaum zu Betriebsstörungen. Doch auch in der Zeit Francos erlebte die U-Bahn einige Ausdehnungen. 1951 bestand die U-Bahn aus vier Linien mit einer Streckenlänge von 27,6km.
In den 1950er Jahren erlebte Madrid einen enormen Bevölkerungsanstieg. Trotz großer staatlicher Pläne für einen Ausbau der Metro, kam es aber erst 1961 zur Einweihung eines neuen Teilstückes, dass damals unter dem Titel S (suburbano) eröffnet wurde und von Plaza España nach Carabanchel im Südwesten führte. Diese heute zur Linie 10 gehörende Strecke hatte erstmals 90m lange Bahnsteige (statt der üblichen 60m), um mehr Passagiere aufzunehmen. Bis 1966 wurden auch die Bahnsteige der Linie1 auf 90m verlängert, was zur einzigen Schließung einer Station führte, nämlich zum Wegfall des Halts Chamberí. Dieser Bahnhof kann heute als Museum besichtigt werden (LINK). Mit der 1968 eröffneten Verlängerung der Linie 5 ebenfalls nach Carabanchel wurde letztmals eine Kleinprofillinie mit 60m Bahnsteiglänge gebaut. Ein neuer bis 1974 endgültig erstellter Plan legte ein neues Konzept vor, dass von Großprofillinien mit 115m Bahnsteiglänge ausging. Die neuen Großprofillinien (das sind alle Linien ab Nummer 6) haben nicht nur längere Bahnsteige, sondern auch breitere Tunnel und werden von anderen Zugwagentypen durchfahren. Die erste Strecke dieses Großprofils wurde 1974 eröffnet mit der Linie 7 von Pueblo Novo nach Las Musas.
Bis in die 1970er Jahre hinein war die private Metrogesellschaft ein gewinnbringendes Unternehmen. Jedoch häuften sich die Probleme. 1974 wurden erstmals Verluste eingefahren. Daraufhin erhöhte man die Fahrpreise, was auch zu einer Abnahme der Passagierzahlen führte. Zusätzlich sorgten Vandalismus und Taschendiebstähle für einen zunehmend schlechten Ruf der Metro Madrids. Durch den Tod Francos und der Transformation zu einem modernen demokratischen Staat veränderte sich die politische Landschaft in Spanien, was auch Konsequenzen für die U-Bahn der Hauptstadt hatte. Die neue Regierung übernahm die Kontrolle über die Metro und verstaatlichte sich schließlich 1979 komplett. Zu diesem Zeitpunkt war das Streckennetz 64km lang. Es wurde nun verstärkt investiert, sowohl in Sicherheitsmaßnahmen, als auch in die Infrastruktur. Bis 1982 wurde der erste Teil der Ringbahn, Linie 6 eröffnet, die Linie 9 von Sainz de Baranda bis Pavones und der erste Abschnitt der Linie 8 (die heutige Linie 10) von Nuevos Ministerios bis Fuencarral. Damit wurde drei Tage vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft in Spanien, das Bernabeu Stadion an das Netz angeschlossen. Mit einem neuen Abschnitt der Linie 9 (von Plaza Castilla bis Herrera Oria, die Strecke hatte noch keine Verbindung mit der restlichen Linie 9 und wurde übergangsweise 9B genannt) erreichte die Metro 1983 eine Gesamtlänge von 100km. 1985 ging die Metro in das öffentlich-rechtliche Konsortium Consorcio Regional de Transportes de Madrid über. 1989 erfolgte eine Umbenennung in Metro de Madrid.
In den 1990er Jahren wurden gigantische Ausbaupläne vom Konsortium vorgestellt, die das Ziel hatten, dass jeder Einwohner der Stadt nur maximal 600m entfernt von einer Station leben sollte. Mit dem schnellen Ausbau der Metro wurde sogar Wahlwerbung gemacht und die rechts-konservative Partido Popular gewann die Wahlen, mit dem Versprechen auf einen schnellen Ausbau. Dabei wurde ein neues Finanzierungsmodell erdacht. Es wurde eine Gesellschaft gegründet (namens: „Arpegio“), die sämtliche Finanzierungsaktivitäten durchführen sollte. Der Gesellschaft wurde staatlicher Grund und Boden vermacht. Sobald dort neue Metrolinien hingeführt wurden, stieg der Wert des Grundbesitzes rapide an und mit dem dann folgenden Verkauf des Landes wurde ein Teil des weiteren Ausbaus finanziert. So wurde nach der Seouler U-Bahn, die Madrider Metro die schnellst wachsendste ihrer Art auf der Welt. Die Ausbaukosten wurden dabei niedrig gehalten und lagen bei rund 31 Mio.€ pro km (die neu angelegte Londoner Jubilee Line soll ungefähr 10mal teurer gewesen sein). 1995 wurde der Ring der Linie 6 geschlossen, seitdem ist es die meistfrequentierte Linie. 1998 wurde die Linie S nach Norden verlängert und dort mit der Linie 8 verbunden und die neue Strecke als Linie 10 (die jetzt von Nord nach Süd die Stadt kreuzte) neu eröffnet. Ebenfalls in diesem Jahr wurde die Linie zum Flughafeneingeweiht, die die Bezeichnung der Linie 8 bekam. Jährlich kamen nun neue Abschnitte hinzu, die Linie 7 wurde auf das zweieinhalbfache ausgebaut, die Linie 9 wurde nach Arganda del Rey verlängert und verließ damit erstmals die Stadtgrenzen. Den Höhepunkt der Ausbauarbeiten gelang am 11.3.2003, wo 47km neue Streckenlänge an einem Tag übergeben wurden (die Verlängerung der Linie 10 in die südlichen Vororte und die daran anschließende Vortort Ringmetro „MetroSur“, die Linie 12). Die Linie 11, im Süden der Stadt, kam hinzu und bis 2007 erfolgte sowohl Stationsausbauten als auch zahlreiche Verlängerungen der Linien. Auch 2007 wurden noch drei weitere straßenbahnähnliche Linien, die Metro Ligero an das Netz angeschlossen (die allerdings getrennt bezahlt werden müssen). Diese führen in weniger dicht besiedelte Gegenden, zumeist in Vororte.

Madrider Metro heute

Heute ist die Madrider U-Bahn die 8.größte Metro der Welt (das ist insofern äußerst beeindruckend, als die Metropolregion Madrid wohl nur zu den weltweiten Top 50 gehört). Die einzelnen Stationen erzählen noch heute die Geschichte ihrer Herkunft. Die Ältesten sind meist noch recht eng, während die neusten Stationen, weiträumig, lichtdurchflutet und behindertengerecht gestaltet sind. Bis 2020 bestehen weitere Ausbaupläne für die Metro, sowohl was ihre innere Verzweigung in der Stadt, als auch ihre Herauswachsen in Vororte betrifft. Alle Stationen sind sauber und gepflegt, wobei die schmalen älteren Bahnhöfe schnell für große Menschen gefährliche Tiefen haben. Die Taktung beträgt in der Hauptverkehrszeit 2 bis 4 Minuten und die Züge verkehren von 6:00 bis 1:30 Uhr. Die Einzelfahrt beginnt ab einem Preis von 1,50€ (10 Fahrten kosten 12,20€). Tickets können aber nur innerhalb des Metronetztes verwendet werden, eine Kombination mit Bus, S-Bahn oder Straßenbahn ist nicht möglich. Trotz zahlreicher Preiserhöhungen in den letzten Jahren ist das Benutzen der Metro immer noch vergleichsweise billig und vor allem ist es sehr schnell. Betrachtet man noch, die außerordentliche Sauberkeit in Zügen und Stationen so kann man feststellen, dass die Metro de Madrid zu den besten ihrer Zunft gehört, was die Stadt durchaus Stolz machen sollte.