Ushuaia

56.956 Einwohner | 23km² | südlichste Stadt der Welt | auf Feuerland gelegen am Beagle-Kanal | Hauptstadt der Provinz Tierra del Fuego | 210km SW von Rio Grande | 3094km SW von Buenos Aires

Ushuaia hat einen großen Vorteil und der liegt in der Lage der Stadt und der Bedeutung die dieser Lage zugesprochen wird, denn Ushuaia bezeichnet sich selbst als „südlichste Stadt der Welt“, oder noch lieber, als das „Ende der Welt“. Zwar gibt es auf der anderen, südlicheren Seite des Beagle Kanals noch einen chilenischen Ort – Puerto Williams – aber diese 2.000 Menschen-Siedlung, die als Militärbasis gegründet wurde, hat keinen Status einer Stadt.
Ushuaia mit rund 57.000 Einwohnern ist durchaus eine Stadt, wenngleich man dem Ort einen gewissen Pioniercharakter nicht absprechen kann, denn alles wirkt ein wenig, wie gerade irgendwo hingezimmert. Der französische Philosoph Jean Baudrillard weist auf den konstruierten Charakter von Ushuaia hin, für ihn ist es die Heimat einer chaotischen, zusammenhanglosen Cowboy-Film-Moderne mit Beton, Staub, Benzin und zwecklosem Verkehrs (tatsächlich ist die Hauptstraße der Stadt ziemlich häufig verstopft und man fragt sich wo die ganzen Autos herkommen). Er vergleicht Ushuaia mit New York, denn beide Städte sind konstruierte Orte, der erste als das Ende der Welt, der andere als deren Zentrum. Das dies nur eine kulturelle Konstruktion ist, zeigt nicht nur, dass sich die schon ausgerotteten Alakaluf-Indianer keineswegs bewusst waren an irgendeinem Ende der Welt zu leben. Sie lebten einfach dort und nirgendwo anders. Kommt man aber als Europäer nach Ushuaia, so kann man sich kaum dem Reiz des Endes der Welt entziehen. Dann von hier aus geht es ins große Nichts. Ein bisschen ist es wie am Flughafen sein und ehrfürchtig die Maschinen in die Welt hinausfliegen zu sehen. Hinter Ushuaia beginnt das Nichts, die Weite, die Freiheit und auch die Gefahr, die Unwirtlichkeit, das ewige Eis. Man imaginiert die Polarexpeditionen vor sich und schaut nach Süden.

Weniger noch als die wundervolle Lage am Beagle-Kanal, eingerahmt von den Bergspitzen der hier beginnenden (oder endenden?) Anden, profitiert die Haupteinnahmequelle der lokalen Wirtschaft, vom Tourismus. Ushuaia lädt dazu ein, ordentlich Geld auszugeben, denn dass muss der Reisende fast zwangsläufig, da Ushuaia einer der, wenn nicht der, teuerste Ort in ganz Argentinien und vielleicht Südamerika ist.
Aber Ushuaia hat nicht nur eine eindrucksvolle Lage auf dem Globus (im Übrigen ist diese im Vergleich zur Nordhalbkugel gar nicht mal so extrem, mit 54 48’57“S liegt Ushuaia ungefähr genausweit vom Äquator weg, wie Kiel, das norwegische Nordkapp beispielsweise liegt auf 71ᵒ N; die relativ gesehen, entfernte Lage vom Südpol ist auch der Grund, warum es keine Mitternachtssonne im Südwinter auf Ushuaia gibt), sondern vor allem eine beeindruckende Umgebung. Am Beagle-Kanal gelegen, welcher den pazifischen mit dem atlantischen Ozean verbindet, türmen sich auf beiden Seiten des Ufers die Reste der Anden auf, die hier „Cordillera Darwin“ heißen. Nur wenige Kilometer entfernt von der Stadt liegt der Nationalpark Tierra del Fuego, dessen fast schon atemberaubende Schönheit zahlreiche Besucher anzieht (angemerkt sei, dass eine Wanderung auf dem 8km langen Senda Costera sehr zu empfehlen ist, da man hier, anders als am Mirador Lapataia fast für sich allein ist).

Ushuaias Geschichte ist vergleichsweise jung, obwohl an den Küsten Feuerlandes schon seit vielen Jahrtausenden die indigenen Völker der Alakaluf und der Yaghan siedelten, besonders letztere hatten sich in den Gestaden Ushuaias niedergelassen. Da sie aber Nomadenvölker waren, errichteten sie keine Siedlungen. Es waren britische Missionare, die sich hier im Laufe des 19. Jahrhunderts erstmals niederließen, um die Einheimischen zu bekehren. So stammt der Name Ushuaia aus der Yaghan Sprache und ist deren Bezeichnung für jenen Platz am Kanal. Nachdem 1869 der erste Gottesdienst in Ushuaia abgehalten wurde, drangen besonders die Argentinier darauf, den Ort auszubauen, um den eigenen Herrschaftsanspruch durchzusetzen. Sie sahen die Gefahr einer fremden Okkupation dieses eher unbewohnten Landstriches, denn anfangs lebten hier tatsächlich eher Briten. Erst 1881 nach der Grenzziehung mit Chile begann eine verstärkte Besiedlung in der nun endgültig in Argentinien gelegenen Gegend. Die wurde auch durch Goldsucher erweitert, welche hier versuchten um die Jahrhundertwende reich zu werden, was aber nur den Wenigsten gelang. 1893 sollen 113 Männer und 36 Frauen in Ushuaia gelebt haben, wobei zu bedenken ist, dass die Ureinwohner – die im Zuge ihrer Missionierung und dem Raub ihres Lebensraumes, urbanisiert wurden – einfach nicht mitgezählt wurden. So wie man auch nie auf die Idee gekommen wäre, dass dies einen eigenen Staat hätten errichten können. Die Yaghan und Alakaluf fielen dann auch besonders den zahlreichen Epidemiewellen zum Opfer und waren schon Anfang des 20. Jahrhunderts fast ausgerottet.
1896 wurde ein Gefängnis in Ushuaia eröffnet und die ersten Insassen hergebracht. Das Einrichten von Strafanstalten oder Kolonien ist ein beliebter Weg gewesen, abgelegene Landstriche zu bevölkern.  In dieser Zeit wurde Ushuaia vom argentinischen Staat auch zur Hauptstadt der Provinz Feuerland ernannt. Und die Gefangenen durften, oder besser mussten, bei der Kolonisierung der Gegend helfen. Sie bauten unter anderem eine kleine Zugstrecke, die heute als „tren del fin del mundo“, eine teure Touristenattraktion ist, damals aber zum Gütertransport diente. 1947 wurde das Gefängnis geschlossen, dafür aber ein Armeestützpunkt eingerichtet, der beim Falklandkrieg 1982 einige Bedeutung besaß. Noch in den 1970er Jahren beschrieb Bruce Chatwin Ushuaia als ruhiges und gottverlassenes Nest im Nirgendwo: „Die Einwohner dieser offensichtlich kinderlosen Stadt hatten blau angelaufene Gesichter und warfen Fremden unfreundliche Blicke zu.“ (Chatwin; In Patagonien; S. 164) Doch Chatwins Buch half auch mit, den Tourismus in diese Gegend der Welt zu bringen. Die Eröffnung des Flughafens auf einer künstlichen Insel im Beagle-Kanal in den 1990er Jahren machte aus Ushuaia so etwas wie eine kleine Resort-Stadt, wie Chris Moss in seinem Buch über Patagonien schreibt.
Wer heute nach Ushuaia kommt, der wird auf eine recht wilde Stadt treffen, die bunt und eher zufällig am Uferhang des Beagle-Kanals zusammengestückelt wurde. Das Ende der Welt, ebenso konstruiert, wie zelebriert, beschreibt das Aussehen der Stadt. Wäre nicht das großartige Panorama des südlichen Feuerlandes wäre man vielleicht etwas enttäuscht von diesem so speziellen Ort, aber man hätte immer noch die Vorstellung der großen letzten Weite dahinter.

Tierra del Fuego

Fläche: 73.746 km² (davon 47.992 km² Isla Grande de Tierra del Fuego, diese ist die 30. größte Insel der Welt) | Feuerland ist aufgeteilt am Längenkreis  68°34′ W zwischen Chile und Argentinien | Einwohner: 135.000, davon rund 120.000 auf argentinischer Seite | größte Orte: Rio Grande 67.000, Ushuaia 57.000 (beide Argentinien) und Porvenir 5.000 (Chile)

Ganz am Ende der Welt, bäumt sich das Land noch einmal auf und zeigt dem Menschen wie kostbar schön unsere Erde sein kann.  Tierra del Fuego, oder auf Deutsch: Feuerland, ist der südliche Abschluss von Südamerika und das selbsternannte „Fin del Mundo“. Tatsächlich sind es von hier noch rund 1.000km bis zu den ersten vorgelagerten Inseln der Antarktis, von dort aber nochmal 3.000km bis zum eigentlichen Südpol und ob das, dass Ende der Welt ist, oder vielleicht deren Anfang müssen sie schon selbst entscheiden, werter Leser.

Feuerland wird vom südamerikanischen Festland durch die Magellanstraße getrennt. Zum Feuerland-Archipel gehört nicht nur die Hauptinsel, die „Isla Grande del Tierre del Fuego“, sondern weitere kleinere Inseln, die sich bis hinunter zum Kap Hoorn ziehen, einem kleinen Eiland, dass der endgültige geografische Schlusspunkt Südamerikas ist. Insgesamt gehören rund 73.746km² zum Archipel Feuerland, wobei mit rund 47.000km² die Hauptinsel den größten Teil stellt. Auf dieser ist die Geographie durchaus vielfältig. Der nördliche Teil ist eher flach und unbewaldet, während im Süden die Ausläufer der Anden, die „Cordillera Darwin“ verlaufen, die immerhin bis zu einer Höhe von 2.488m reichen. Benannt sind sie übrigens nach Charles Darwin, dazu aber etwas später mehr unter dem Aspekt der Geschichte Feuerlands.
In der zerklüfteten südlichen Landschaft finden sich Meeresarme, wie der Beagle-Kanal, dichte Wälder, weite, ja fast schon gewaltige Täler und einige Seen. Dabei ist es klimatisch gar nicht mal so kalt, wie man es für ein Ende der Welt erwarten könnte, vielmehr zeigt die Temperatur mit 5,7 Grad Celsius (in Ushuaia) im Durchschnitt, keine wirklich hohen Ausschläge zwischen den Jahreszeiten an. Der kälteste Monat ist der Juli mit 1,3ᵒC, der wärmste der Januar mit 9,6ᵒC. Anders ist dies bei der Verteilung der Regenmengen. Während im westlichen Teil der Insel(n) an den Hängen der Anden bis zu 6.000mm/Jahr gemessen werden, fallen im Osten nur rund 300mm/Jahr, was man an der recht kargen Natur ablesen kann. Typischer für Feuerland ist ein kräftiger Wind, der meist stramm bläst. Irgendwie scheint mit Feuer, Feuerland wenig zu tun zu haben. Doch der Name stammt aus der Geschichte der Insel.

Geschichte Feuerlands

Und dieser Name ist europäisch geprägt. Denn er entspringt der ersten Weltumseglung durch die Crew um den Portugiesen Ferdinand Magellan, der für die spanische Krone reiste. Als die Besatzung der Flotte, beim Vorbeisegeln auf dem ebenfalls von ihr erstmals durchsegelten Meeresarm zwischen Atlantik und Pazifik, zahlreiche Feuer der Einheimischen auf der südlich gelegenen Insel feststellte, wurden diese der Namensträger. Deshalb hielt der Chronist der Reise, Antonio Pigafetta, die Insel als „Tierra del Fuego“ fest, ein Feuerland. Nicht mehr wichtig, aber eine schöne Anekdote ist die Überlieferung, wonach Pigafetta nur den Rausch beschrieb und erst der spanische König  erließ, wo Rauch ist, ist auch Feuer, weshalb die Insel Feuerland heißen sollte.
Leben gab es hier also schon bevor die Europäer sich erstmals in diese Gefilde wagten. Tatsächlich zeigen archäologische Funde, dass die ersten Siedler zwischen 9800 und 8200 v.u.Z. vom amerikanischen Festland aus, auf Feuerland übersiedelten. Man nimmt an, dass durch eine stärkere Vergletscherung damals noch ein Landweg möglich war. Als dann 1520 erstmals Europäer mit Magellan das Archipel sahen, lebten vier indigene Gruppen (Onas, Haush, Alakaluf und die Yaghan), allesamt Nomadenvölker auf Feuerland. Man schätzt sie zusammen auf damals rund 12.000 Einwohner.
Natürlich betrachteten trotzdem die Spanier das neu entdeckte Land als das Ihrige, denn nur sie waren zivilisiert, die Einwohner waren vielmehr Wilde, denen Besitz nicht zustand. In diesem Zusammenhang kann der Vertrag von Tordesillas genannt werden, der 1492 die neu entdeckte Welt in zwei Teile trennte. Er zeigt das Selbstverständnis, was damals bei Europäern vorlag. Etwa am 38ᵒGrad West verlief eine vertragsmäßige Teilung der Welt, alles was westlicher war gehörte Spanien, alles was östlicher lag Portugal. Ob das Land schon entdeckt, oder gar besiedelt war, spielte keine Rolle. Noch heute zeigen sich die Konsequenzen dieser Trennung in der Verwendung der portugiesischen (in Brasilien, was größtenteils östlich der Linie verläuft) und der spanischen Sprache in Süd- und Mittelamerika. Indigene Stämme spielten bei der wichtigen Aufteilung der Welt durch Europäer selbstredend keine Rolle.
Schon recht bald wurde den Spaniern bewusst, dass die strategische Bedeutung dieses südlichsten Zipfels der Neuen Welt und besonders der Kontrolle der hier entlang führenden Wasserstraße nicht zu unterschätzen ist und belehnten Patagonien, als auch Feuerland, als Nueva Extremadura an Jerónimo de Alderete. 1557 startete dann mit Juan Fernández Ladrillo die erste Expedition, die zur Erforschung und Landnahme dieses Teils der Erde dienen sollte. Doch diese ging nur sehr zögerlich von statten. Patagonien und insbesondere Feuerland waren einfach zu weit weg, außerdem waren die klimatischen Verhältnisse und die vorzufindende Vegetation nicht sehr lebensfreundlich. 1577 nutzte Drake die Magellanstraße für seine Weltumseglung und 1615 geriet eines der beiden Schiffe der holländischen Weltumfahrung von Willem Cornelisz(oon) Schouten, vor der am südlichsten gelegenen Insel Feuerlands (und ganz Amerikas) in Brand und sank. Da das Schiff den Namen Hoorn trug, denn es war von den Bürgern von Schootens Heimatstadt finanziert wurden, gab dieser zu Ehren von Schiff, Bürgern und Stadt dem Namen Kap Hoorn. Noch heute gelten die Wasserwege um Kap Hoorn und Feuerland als nicht ungefährlich. 
Immer weitere Forschungsreisen führten Entdecker und Wissenschaftler in die Region. So war es James Cook, der Kap Hoorn umsegelte und weiter nach Süden vorstieß, der endgültig den Beweis erbrachte, dass es ein Sagen umwogendes Terra Australis, ein Südland, das irgendwie mit Amerika verbunden ist, nicht gab. Dieses „Terra Australis que incognita es“ war seit dem 14. Jahrhundert zu einer fast schon fieberhaften Vorstellung in Europa geworden. Ein unbekanntes Land, so meinten einige, würde sich weit im Süden der Welt anschließen, womöglich würde dort alles verkehrt herum sein, die Bäume vom Himmel in den Boden wachsen und die Sonne schwarz scheinen. Spätestens mit Cook war nun klar, dieses Südland gib es nicht, oder zumindest nicht hier.
 Im 19. Jahrhundert waren es zwei britische Expeditionen, die wesentlich neue Erkenntnisse brachten. Eine Reise von Philip Parker King und Prinkles Stockes von 1826 bis 1830 entdeckte den Beagle-Kanal, der nach dem Schiff benannt wurde, welcher es erstmals durchfuhr. Auf der zweiten Expeditionsreise der HMS Beagle, unter Robert FitzRoy, erhielt der Höhenzug Feuerlands den Namen Darwins, der bei der Vorbeifahrt am 12. Februar 1834 seinen 25.Geburtstag feierte. Die berühmte 5-jährige Reise der Beagle wurde danach von Darwin niedergschrieben und wurde ein großer Erfolg. Schon auf Feuerland soll Darwin erste Inspiration bekommen haben, die später zu seiner Evolutionstheorie führten.
Bis in jene Zeit hinein, konnten die indigenen Völker mehr oder weniger ungestört auf Feuerland leben, denn die Kolonisierung der Region unter den Spaniern war kaum voran gekommen. Selbst die Sicherung der Magellanstraße, mit dem Versuche Siedlungen anzulegen, scheiterten teilweise katastrophal. Die Territorien dieses südlichsten Teils Südamerikas galten zu Beginn des 19.Jahrhunderts als staatenlos und von der zivilisierten Welt weit entfernt. Zwar schielten Briten als auch Franzosen etwas auf das weite Land, aber der junge Staat Chile, seit 1818 unabhängig, begann ab 1840 dieses südliche Gebiet sich anzueignen. Der erste chilenische Präsident  Bernardo O’Higgins legte ein Konzept zur Sicherung dieses Landes vor. 1843 nahm eine chilenische Expedition, auf dem Schoner Ancud die Region um die Magallanstraße für das Land unter Besitz. 1848 wurde Punta Arenas gegründet, das auf der patagonischen Halbinsel Brunswick liegt, aber für den Ausbau der Gegend und damit auch für Feuerland entscheidend werden sollte. Die ersten Jahre jedoch verliefen sehr schleppend und erst ab 1867 wurde dem Ort besondere Rechte zugeteilt und ein substantielles Wachstum setzte ein. Neue Siedler, insbesondere aus Europa starteten auf der Suche nach einem neuen Leben hier eine Existenz, wobei dies zumeist in Patagonien und weniger auf Feuerland von statten ging.
Den Abschluss der territorialen Aufteilung des Südens wurde 1881 mit dem Grenzvertrag zwischen Argentinien und Chile vorgenommen, der auch Feuerland spaltete. Am Längenkreis  68°34′ westlich von Greenwich, wurde eine gerade Linie nach Süden bis zum Beagle Kanal gezogen. Die Inseln südlich des Kanals sollten dann an Chile gehen. Diese Reglung wurde im 20. Jahrhundert zunehmend umstrittener und 1978, in der Zeit der argentinischen Militärjunta drohte das Land Chile sogar mit militärischer Intervention, da man sich als rechtmäßigen Besitzer von drei Inseln am Beagle-Kanal sah. Der Konflikt konnte vom Papst Johannes Paul II. geschlichtet werden und die heutige Grenzziehung wurde letztendlich 1984 mit einem Freundschaftsvertrag besiegelt.
Um 1880 wurden Schafe in Punta Arenas und danach auch auf Feuerland eingeführt. Dies entwickelte sich in kürzester Zeit zu einer boomenden Erfolgsgeschichte. Die Wollindustrie führte zur weiteren wirtschaftlichen Erschließung der Feuerlands. Gab es 1880 rund 300 Schafe in der Region, waren es 1907 schon 1,8 Millionen. Die Viehzucht wurde zum alles überragenden Wirtschaftsfaktor und stand bald an zweiter Stelle in der Welt. Die Gebiete wurden unter den Farmern aufgeteilt und größtenteils monopolisiert, so dass der Großteil des Gewinns an nur wenige Menschen floss. Um die Jahrhundertwende setzte ebenso ein Goldrausch in Südpatagonien und Feuerland ein. Doch ebenso schnell wie er kam, ging er wieder. Schon 1910 gab es kaum noch Funde. Aber diese Goldgräberstimmung ließ viele Immigranten in die Region kommen. So wurde 1894 beispielsweise Porvenir auf der entgegengesetzten Seite der Magellanstraße von Punta Arenas aus gegründet, dem heute einzigen Städtchen Chiles auf Feuerland. Das Wachstum der Region war vor allem durch den Zuzug unterschiedlichster Immigranten bedingt. Neben Spaniern, finden sich Engländer, Kroaten, Deutsche, Franzosen und viele weitere Nationen, insbesondere aus Europa.
Eine katastrophale Folge der Erschließung Feuerlands war die vollständige Ausrottung der Urbevölkerung. Eingeschleppte Krankheiten, auf welche die Einheimischen keine Abwehrkräfte entwickelten und eine kompromisslose Verdrängungspolitik, die auch in blutigen Auseinandersetzungen ausgefochten wurde und bei der sogar Kopfgeldprämien ausgesetzt wurden (selbstverständlich von der Seite der Neuankömmlinge), führten innerhalb von wenigen Jahren dazu, dass 1910 fast kein indigener Einwohner mehr auf Feuerland lebte.
Heute ist der Wollboom vorbei, wobei immer noch große Estancias auf Feuerland zu finden sind. Dafür wurde seit den 1940er Jahren Öl auf Feuerland gefördert. Sowohl auf chilenischer als auf argentinischer Seite sind einige Vorkommen vorhanden und werden abgebaut.

Dafür nimmt der Tourismus stetig zu. Mit dem Ausbau der Flughäfen in Ushuaia und Rio Grande ist es viel einfacher geworden, das „Ende der Welt“ zu besuchen. Und genau mit diesem Slogan wirbt man hier auch um Gäste. Besonders Ushuaia hat sich als Touristenmagnet entwickelt. Hier treffen sich Abenteuerlustige auf der Suche nach unbekannten Herausforderungen, Junge Twens, die auf der Sinnsuche umherreisen, Kreuzfahrttouristen, die den Tagesausflug nutzen um ein paar Schnappschüsse zu machen, Biker die nach Norden fahren wollen und je nach Zeit, Lust, Alter und Budget hunderte oder gar tausende Kilometer zurücklegen wollen oder einfach nur Leute, die mal ans Ende der Welt wollten. Und so ist Feuerland nicht nur dieses, sondern irgendwo auch der Anfang von ihr.  

Orte

Menschen sind auf Feuerland trotzdem noch recht selten. Es gibt nur zwei größere Städte. Das recht unattraktive Rio Grande am Atlantik mit rund 67.000 Einwohner und das ständig wachsende Ushuaia mit 57.000 Einwohner, dass sich als südlichste Stadt der Welt und Ausgangspunkt für den Nationalpark Tierra del Fuego einen Namen in den Reiselisten der Touristen gemacht hat. Obwohl nur rund 38% der Fläche Feuerlands zu Argentinien gehören, leben von den 127.000 Einwohnern lediglich rund 10.000 im chilenischen Teil. Auch der Tourismus findet hauptsächlich auf der argentinischen Seite statt, da man hier insbesondere mit dem Flughafen Ushuaia einen einfach zu erreichenden Ausgangspunkt hat. Fast 700.000 Fluggäste benutzten 2015 den Flughafen, der im Übrigen einen sehr gelobten Terminal hat, der landestypisch in Holz gebaut wurde.
Der Tourismus auf chilenischer Seite ist weniger ausgeprägt und schwieriger zu erreichen. Von Punta Arenas fungieren zwar Fähren nach Porvenir und auch nach Puerto Williams, dem südlichsten Ort der Welt, der auf der anderen Seite des Beagle Kanals auf der Insel Navarino liegt. Allerdings ist die Anfahrt zu dem rund 1.200 Einwohner zählenden ehemaligen Militärstützpunkt, alles andere als einfach. Neben der zweimal wöchentlich verkehrenden Fähre von Punta Arenas mit der Yaghan, gibt es nur kleinere private Unternehmen, die für die Überfahrt ins 47km entfernte Ushuaia rund 120 US-Dollar verlangen (nur Hinfahrt!). Eine Fahrt ans Kap Hoorn, oder gar an die Nordspitze der Antarktis fällt aber noch weitaus teurer aus. 

Das Bieber-Problem

Ein großes Problem auf Feuerland ist der Bieber. Damit ist keineswegs eine akustische Allergie der Bewohner auf die Liedchen eines jungen kanadischen Barden gemeint (der sich tatsächlich einem Gerichtsverfahren in Argentinien stellen muss, allerdings wegen des Verdachtes auf Körperverletzung vor einer Diskothek in Buenos Aires), sondern ein Problem mit den kleinen Nagertierchen.
Der Bieber kommt natürlich nicht auf Feuerland vor. Er wurde erst 1946 vom Menschen hier angesiedelt. 50 Paare wurden aus Kanada hierher gebracht, in der Hoffnung man können mit ihnen mal gute Geschäfte machen. Diese Strategie ging nicht auf, was die Bieber aber nicht von zahlreicher Reproduktion abhielt. Verstärkend kam hinzu, dass das Tier auf Feuerland keine natürlichen Feinde hat und heute sollen rund 200.000 Exemplare allein auf der Insel Gran Tiera del Fuego leben. Sie haben sich damit zu einer wirklichen Plage entwickelt, die zahlreiche Schäden anrichtet. Die von Biebern gefällten Baumarten in Südamerika treiben – anders als in Nordamerika – nicht wieder aus, wenn sie abgenagt werden. So kommt es dazu, dass ganze Landstriche von den Tierchen gerodet werden. Die vom Bieber gebauten Staudämme erreichen teilweise große Dimensionen (Staudämme von 2-3m Höhe und mehreren hundert Metern Länge) und sind zu einer Gefahr für den Menschen geworden. Wenn die instabilen Konstruktionen brechen, können die Wassermassen Täler überfluten und Siedlungen zerstören. So beschäftigt sich schon die Lokalpolitik seit geraumer Zeit mit dem Problem ohne eine Lösung zu erreichen, die allerdings dringend benötigt wird, denn die Bieber dringen mittlerweile schon nach Patagonien vor.

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