Denia

Wie eigentlich jeder Küstenabschnitt in Spanien sind auch die Gestrande des Mittelmeers der Communidad Valenciana, oder nennen wir sie, des Landes Valencia mit zahlreichen Hotelbettenburgen übersät.  Die meisten und höchsten stehen dabei in Benidorm, aber auch Orte wie Calpe, Cullera oder Gandia haben zahlreiche Bauwerke von stattlicher Höhe ganz in die Nähe des Strandes bauen lassen. Dieser künstliche Bauboom der letzten 50 Jahre lies Orte am Meer entstehen, die eigentlich gar keine maritime Vergangenheit haben (wie Cullera oder Gandia) oder die nur kleine Fischerdörfchen waren, die in relativer Abgeschiedenheit lagen. Der Massentourismus der 2.Hälfte des 20.Jahrhunderts hat diese Gegend grundlegend verändert. Positiv formuliert kann man sagen, nicht immer ist dies gelungen. Oftmals musste die Natur gewaltig unter den Ausbauten leiden, selten wurden ästhetische Maßstäbe oder überhaupt irgendein Maß angewendet, wenn es galt Ferienwohnungen und Hotels hochzuziehen.

Jede dieser sich fast wie an einer Perlenkette langziehenden Ortschaften und Städte der spanischen Levante hat Besonderheiten, doch nur in seltenen Fällen sind diese so reizvoll wie in Denia. Das mag vielleicht daran liegen, dass das Städtchen, dass ungefähr auf halber Strecke zwischen Valencia und Alicante liegt, eine viel längere und spannendere Geschichte hat als die meisten seiner Nachbarn. Oder auch daran, dass die Stadt tatsächlich einen althergebrachten Hafen für Fischerei, Yachten und Fähren hat, der wohl verhinderte, das hohe Gebäude direkt in die Stadt gesetzt wurden (dafür ziehen sich nordwestlich der Stadt unendlich lange Häuserzeilen direkt am Strand entlang, ohne dass man darauf geachtet hätte, die Dünen zu schützen, oder eine Promenade zu bauen). Es könnte auch daran liegen, das Denia eine kleine, aber verwinkelte Altstadt hat, die unter einer Burg liegt und nicht zuletzt liegt der Ort unterhalb des Hausberges Montgo, der mit seinen 752m Höhe über die gesamte Küstenlandschaft des südlichen Golfes von Valencia thront und bei guter Sicht problemlos auch vom 100km entfernten Valencia aus zu sehen ist. Der Fährhafen mit seinen Verbindungen auf die Balearen Inseln Ibiza und Formentera macht Denia aber auch zu einem Ort mit dem Hauch von Fernweh nach noch mehr Meer.

Denias Geschichte reicht zurück bis in das 1.Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, als erstmals ein römischer Flottenstützpunkt namens „Dianium“ erwähnt wurde. Die Römer nutzten wohl den natürlichen Hafen und bauten den Ort aus, ohne das er jedoch weitreichende Bedeutung gehabt hätte. Die Westgoten, welche den Römern in Iberien nachfolgten, herrschten hier nur kurz. Mit der arabischen Invasion kam auch Denia unter maurische Herrschaft, doch das sollte zu einer Blütezeit des Ortes führen. Denn nachdem Zerfall des Kalifats von Cordoba, das bis 1031 bestand und alle muslimischen Besitzungen auf der iberischen Halbinsel unter sich vereinte, wurde die Region um Denia zu einem eigenen Taifa-Reich. Dieses Reich umfasste auch die balearischen Inseln und sogar kurzzeitig die Stadt Valencia. Unter der Herrschaft von Iqbāl ad-Daula ʿAlī, der 1045 an die Macht kam, gelangte das relativ kleine Königreich zu wirtschaftlichem Wohlstand und wissenschaftlicher Blüte. Philologen, Astronomen und weitere Gelehrte arbeiteten am Hof und galten als die führenden Gelehrten ihrer Zeit. Dieser Reichtum erregte den Neid der Nachbarn und  Alis Schwager al-Muktadir, der Herrscher von Saragossa, besetzte Dénia 1076 und schloss es seinem Reich an. Damit war das Taifa-Reich Denia auch schon wieder Geschichte. 1244 eroberte Jaume I. (Jakob I.) von Aragón im Zuge der Reconquista, die Stadt und machte sie zum Sitz seiner Markgrafschaft. Im Königreich Valencia blieb Denia noch lange ein recht bedeutender Ort, der jedoch nachdem spanischen Erbfolgekrieg  abnahm und sich zunehmend verlor. Im 19. Jahrhundert konnte der Ort jedoch durch die landwirtschaftliche Produktion, insbesondere von Rosinen, einigen Wohlstand erlangen, ab den 1960er Jahren setzte auch in Denia ein Massentourismusboom ein, der die Stadt nachhaltig veränderte. Jedoch wurde hier etwas schonender in die Landschaft eingegriffen als in den, aus dem Boden schießenden, Nachbarstädten.
Denia ist heute ein fast schon lieblich zu nennendes Küstenstädtchen. Es ist deutlich internationaler, als seine nördlichen Nachbarn, aber auch nicht so zugebaut, wie die Städte, die weiter südlich liegen. Durch den recht hohen Anteil von anderen europäischen Siedlern, die hier den Winter oder gar das ganze Jahr leben, sind die Preise auch etwas höher. Man findet in der Stadt zahlreiche, sehr gute Restaurants, dessen Spitzenplatz sicher das Restaurant von Quique Dacosta einnimmt, einem der bekanntesten Köche Spaniens.

Hier noch einige, wenige Daten und Fakten zu Dénia:

Allgemeine Daten:

Einwohner 41.672 (2014)
Fläche 66,2 km²
Geographische Höhe 12m
Niederschlagsmenge /Regentage / Sonnenstunden alles pro Jahr 345mm / 41 / 3001

 

Infrastruktur:

Bürgermeister Vicent Grimalt (PSPV-PSOE)
Touristen: In den Sommermonaten leben zeitweise bis zu 200.000 Menschen in der Stadt
Entfernung nach… Valencia 105km (Auto:1h 10min; Bahnverbindung fehlt)

Alicante 90km (Auto: 1h; Bahn: 3h)

 

Kultur / Geschichte:

Größten jährlichen Feste Bous a Mar als Teil des Stadtfestes (im Juli); Stiertreiben ins Meer
Moros i Cristians (im August) Parade mit historisierender Verkleidung und Musik
Erste urkundliche Erwähnung Im 1. Jahrhundert v.u.Z.
Gegründet von: Römern

 

Wirtschaft / Merkmale:

Tags: Hafenstadt, Badestrand, antike Wurzeln
Arbeitslosenquote 24,9% (Mai 2015)