Krakow (Krakau)

Geschichte der Stadt Krakau | urban facts Krakau

Die alte Hauptstadt Polens ist vielleicht die schönste Stadt des Landes und wird gern in einem Atemzug mit Prag und Budapest genannt, wenn es um die sehenswertesten Orte Zentralosteuropas geht. Kurz nach der Wende war Krakau eine Art Geheimtipp, als alle in den Westen fuhren, gab es in Osteuropa viel zu entdecken und der Satz: „Krakau musst du gesehen haben“ war eine quasi-alternative Gegenbewegung. Heute ist Krakau sicherlich kein Geheimtipp mehr, dafür sind die Zeiten des Städtetourismus zu stark geworden in der fast kein Ort mehr unentdeckt bleibt. Das soll aber keinesfalls heißen, die Stadt im Süden Polens wäre nicht sehr sehenswert.

Die Hauptstadt der Provinz Kleinpolens hat sich heute zur vielleicht bedeutendsten touristischen Städtedestination in ganz Polen entwickelt. An der Weichsel gelegen (dem bedeutendsten Fluss des Landes), thront hier die alte Königsburg Wawel auf einem mächtigen Felsen über dem Strom. Krakau ist zwar nicht mehr Hauptstadt Polens, doch auch hier scheint das Herz der Nation deutlich vernehmbar zu schlagen, so ist doch der Wawel vielleicht die bedeutendste Adresse einer Nation, die nationalen Heiligtümern durchaus zugeneigt erscheint.

Hinter der Burg breitet sich die hervorragend erhaltene Altstadt Krakaus aus, was umso mehr überrascht welche historischen Katastrophen in den letzten Jahrhunderten über das Land rauschten. Beeindruckend ist der mächtige Zentralplatz, der Rynek, der sicherlich einer der schönsten Plätze Osteuropas ist, wobei man als Deutscher (und damit als sich selbst quasi im Kern Mitteleuropas liegender Betrachter) sich in Krakau immer wieder fragt, welchen Teil des Kontinents man hier im Osten Polens betritt, ist das noch Mitteleuropa, oder schon Osteuropa? Zentralosteuropa ist eine etwas sperrig klingende Alternative, die aber nicht unpassend erscheint.

Deutlich kann man Krakaus stolze Geschichte in den Straßen und auf den Plätzen erkennen, So auch im jüdischen Viertel, in welchem man sich (und hier insbesondere wieder als deutscher Besucher) dem Gedanken stellen muss, dass Auschwitz gerade mal 70km westlich der Stadt liegt, was auch zahlreiche Tourenanbieter in der Stadt deutlich machen.

Krakau ist einerseits eine alte Stadt, weil hier zahlreiche Bauwerke den historische Charakter erkennen und das altehrwürdige erinnern lassen, gleichzeitig ist es aber auch eine junge Stadt im Aufbruch. Junge Polen, unter ihnen sehr viele Studenten, strömen ebenso durch die Gassen der Innenstadt, wie die vielen Touristen aus zahlreichen Ländern Und auch landschaftlich reizvoll wird es insbesondere südlich der Stadt, wo es immer hügeliger wird, bis dann – in einiger Entfernung von über 100km allerdings – die Hohe Tatra sich aufstellt, das höchste Gebirge der Karpaten.

Geschichte der Stadt Krakau

Der Wawelhügel, wo heute die Burg thront ist gleichzeitig das historische Zentrum der ganzen Region, denn hier sollen schon vor 20.000 Jahren erste Menschen gesiedelt haben, wenngleich für viele Jahrtausende von einer Stadt natürlich keine Rede sein konnte. Die Geschichte dieser beginnt mit der ersten Erwähnung Krakaus in einem Dokument. 965 schrieb der arabisch-jüdische Kaufmann Ibrahim ibn Yaqub, der aus dem damals muslimischen Tortosa (im heutigen Katalonien) stammte, seine Reiseberichte durch Mitteleuropa und erwähnte dabei die Stadt, die seinerzeit zu Böhmen gehörte. 999 wurde das Gebiet aber von Bolesław I. von Polen erobert und gehörte damit zum Reich der Polanen und der Herrscherdynastie der Piasten. Die Stadt muss damals schon einige Bedeutung besessen haben und wurde zum Bischofssitz erhoben. Das erste steinerne Gebäude, damals alles andere als eine Selbstverständlichkeit, wurde auf dem Wawel-Hügel erbaut. Schon 1039 machte Kasimir I. Krakau zur polnischen Hauptstadt, wobei die administrative Wirkung einer solchen Entscheidung natürlich nicht mit unseren Zeiten vergleichbar ist. Trotzdem führte dies zu einem Aufblühen des Ortes. Streit, Absetzungen und sogar Tod zwischen den Mächtigen des Landes begünstigte jedoch vielerlei Wirrnisse und zwischenzeitlich musste Krakau auch seine Hauptstadtfunktion an Płock abtreten, doch gewann diese 1138 zurück. Da die Krakauer Fürsten eine bedeutende Rolle in Polen spielten und die Stadt auch dadurch ziemlich attraktiv war, wanderten viele Juden und Deutsche in jener Zeit nach Krakau ein. Doch diese Attraktivität zog auch Feinde an. Die Mongolen mit der Armee der Goldenen Horde griffen 1241 Krakau an und zerstörten die Stadt, wobei sich die Bürger versuchten in der Burg zu schützen.
Nach der leider sehr umfassenden Zerstörung wurde Krakau wieder aufgebaut und bekam 1257 das Magdeburger Stadtrecht zugesprochen. Marktplätze wurden wieder angelegt und die Straßen in einem Schachbrettmuster angelegt. Bolesław V. ließ den Salzabbau in der Umgebung fördern, was insbesondere im weiteren Verlauf des Mittelalters zu einer sehr einträglichen Quelle des Wohlstandes für Krakau werden sollte. 1335 wurde in direkter Nachbarschaft der Stadt Kazimierz das Magdeburger Stadtrecht verliehen und diese neue Stadt trat in Konkurrenz zu Krakau. Erst 1800 wurde Kazimierz eingemeindet und noch heute befindet sich hier das Jüdische Viertel, dass allerdings erst 1494 an diesem Ort angelegt wurde, als die Juden in Krakau Pogromen zum Opfer fielen und dadurch die Stadt verlassen mussten. Kazimierz wurde dadurch zu einem Zentrum des jüdischen Lebens in Polen.
1364 wurde aus der seit 1150 existierenden Lateinschule des Bistums die Krakauer Akademie gegründet, aus der später die Jagiellonen-Universität hervorging. Damit hat die Stadt nach Prag die zweitälteste Universität in Mitteleuropa, an der heute fast 50.000 Studenten immatrikuliert sind. Die Universität bekam übrigens schon früh großen finanziellen Zuspruch, denn Hedwig von Anjou wurde 1384 „König“ (nicht Königin!) von Polen und heiratete zwei Jahre später Władysław II. Jagiełło den Großfürsten von Litauen, womit das Großreich Polen-Litauen entstand. Hedwig wiederum vermachte nach ihrem frühen Tod ihr Erbe der Universität. Krakau wurde nun als Universitätsstadt und Hauptstadt eines der größten Territorialreiche des damaligen Europas zu einer bedeutenden Metropole des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Die Stadt trat der Hanse bei und viele Gelehrte wurden vom geistigen Klima Krakaus angezogen. Nikolaus Kopernikus beispielsweise, studierte an der hiesigen Universität. Die Druckerpresse, ein Werkzeug von revolutionärer Breitenwirkung hielt schon kurz nach ihrer Erfindung durch Gutenberg Einzug in der Stadt. Der Humanist Conrad Celtis gründete die „Sodalitas litteraria Vistulana“, eine polnische Akademie des Renaissance-Humanismus. Um 1500 soll Krakau rund 30.000 Einwohner (wohl aber mit Vorstädten) gehabt haben und damit zu den größeren Städten Europas gehört haben. Kirchen wuchsen in den Himmel und die heute noch zu bestaunenden Meisterwerke aus Gotik und Renaissance entstanden, das wohl beeindruckenste Beispiel dafür ist das Königsschloss, dass Sigismund I. von italienischen Baumeistern erbauen ließ und deren Sigismund Kapelle auch heute noch zu einem der schönsten Bauwerke der italienischen Renaissance außerhalb Italiens gezählt wird. Die Stadtmauer wurde nach den neuesten Ansprüchen der Verteidigung erweitert.
Wohlstand und Reichtum der Stadt zogen sich noch durch das ganze 16.Jahrhundert bis Sigismund III. Wasa 1596 Warschau zu seiner neuen Hauptstadt machte. Obwohl noch einige barocke Bauprojekte in der Stadt durchgeführt wurden, nahm Krakaus Bedeutung durch diese Entscheidung rapide ab. Fremde Armeen plünderten im 17. Jahrhundert die Stadt, noch schlimmer war eine Pestepidemie, die zu tausenden Opfern führte. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte Krakau (allerdings ohne Vorstädte) nicht mal mehr 10.000 Einwohner.
1795 wurde Polen zum dritten Mal zwischen den Großmächten Preußen, Österreich und Russland geteilt und damit aufgelöst. Krakau wurde so Teil des Kronlandes Galiziens, dass der Habsburgermonarchie angehörte. Danach kam es zu raschen Veränderungen der Machtkonstellationen. Napoleon Bonaparte teilte Krakau zum Herzogtum Warschau zu. Nachdem Wiener Kongress wurde der Stadtstaat Republik Krakau gegründet, der sich bis 1846 hielt und unter der gemeinsamen Kontrolle Österreichs, Preußens und Russlands stand. In Folge eines Aufstandes in Posen, rebellierte auch die Krakauer Bevölkerung am 18. Februar 1846 für einen eigenen polnischen Staat. Der Aufstand wurde rasch niedergeschlagen und Krakau kam wieder zum Kornland Galizien, wiederum unter österreichische Kontrolle. Krakau entwickelte sich jedoch zu einem Zentrum für polnische Kunst und Geisteshaltung, auch bedingt durch eine relative Unabhängigkeit, welche die k.u.k. Monarchie Österreich-Ungarn, Galizien zustand. Seit 1856 war es mit der Nordbahn mit Wien per Eisenbahn verbunden und wurde gerade um die Jahrhundertwende 1900 herum stark modernisiert.
Nach dem Ende des 1.Weltkriegs gelangte ganz Galizien und damit auch Krakau zum neu gegründeten polnischen Staat und wurde neben Warschau und Lemberg zu einem Zentrum des neuen Landes. Doch schon 1939 endete die freiheitliche Zeit wieder mit dem Polenfeldzug Deutschlands und der kampflosen Einnahme der Stadt am 6.September 1939. Die Nationalsozialisten gründeten eine neue Verwaltungszone mit dem Generalgouvernement, auf dessen Gebiet sie einige Konzentrationslager errichten ließen, wie das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, in dem allein rund 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden und das wohl das schlimmste Zeitdokument industriellen Mordens der Menschheitsgeschichte ist. In Krakau selbst (etwas 70km östlich davon), wurde ein Ghetto angelegt, dass sich aber nicht in Kazimierz, sondern im Stadtteil Podgórze auf der anderen Seite der Weichsel befand. Späte Berühmtheit erlangte hier Oskar Schindler, der in seiner Emailefabrik rund 1.200 Juden das Leben rettete, in dem er sie vor der Auslieferung an die Vernichtungslager bewahrte.
Obwohl Krakau von Bombenangriffen im 2.Weltkrieg verschont blieb verlor es rund die Hälfte seiner Einwohner und fast seine gesamte jüdische Bevölkerung. Vor der Befreiung der Stadt durch die Rote Armee im Januar 1945 flohen fast alle deutschen Einwohner der Stadt, wie auch die Truppen der Wehrmacht. Daher konnte die Sowjetarmee Krakau ohne Zerstörung einnehmen. Zusammen mit dem Fakt das Krakau nicht Opfer von Bombardements ist dies das große Glück für die erhalten gebliebene Architektur der Stadt.
In unmittelbarer Nachbarschaft Krakaus entstand ab 1949 der Stadtteil Nowa Hutta, in welchem das damals weltgrößte Stahlwerk gebaut wurde. Später war es gerade hier zu einem größeren Erfolg der Solidarność Bewegung gekommen, welche das bestehende sozialistische System Polens kritisierte. Geradezu revolutionär und der anti-kommunistischen Stimmung im Land starken auftrieb gebend, war kurz vorher schon die Wahl des Erzbischofs von Krakau, Karol Wojtyła, zum neuen Papst im Jahr 1978. Im gleichen Jahr übrigens, als die Altstadt von Krakau zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Das lag auch am glücklichen Umstand, dass es seit der Zerstörung im Tartarensturm des 13.Jahrhunderts in der Stadt keine weitreichenden kriegerischen Verwüstungen gab und es damit eine baugeschichtlich weit zurückreichende Architekturlandschaft in Krakau erhalten blieb.

urban facts Krakau

Allgemeine Daten:

Einwohner: Stadt / Metroregion

Stadt: 766.739 (2017)
Metro: 1.498.499

Einwohnerentwicklung: Stadt

2010-2017: +1,4%

Fläche: Stadt / Metroregion

Stadt: 327 km²
Metro: 4.065 km²

Bevölkerungsdichte: Stadt / Metroregion

Stadt: 2.342
Metro: 370

Koordinaten

50°4‘N, 19°56‘ O

Geographische Höhe

219m

Niederschlagsmenge /Regentage / Sonnenstunden pro Jahr

670mm / 148 / 1396

Fluss

Weichsel

KfZ-Kennzeichen

KR

Infrastruktur:

Bürgermeister

Jacek Majchrowski (Bund der demokratischen Linken) seit 2002

Verwaltungstechnische Bedeutung

Hauptstadt der Woiwodschaft Kleinpolen

Anzahl Besucher im Jahr

12 Millionen (2016)

Global City Status

High Sufficiency

Verkehrsfluss – Staugefahr

122. Platz weltweit; 36 h pro Jahr im Stau

Flughafen

Międzynarodowy Port Lotniczy im. Jana Pawła II Kraków-Balice (KRK; eröffnet 1968; 5,8 Mio; PAX 2017; 2.größter Flughafen Polens ; 1 Landebahn (07/25), 2 Terminals; 11km W der Innenstadt)

ÖPNV

Straßenbahn:
eröffnet 1882; 27 Linien auf 97km Streckenlänge (Linienlänge 343km) und 185 Mio. PAX pro Jahr (2010)

Entfernung nach…

Breslau 270km (LL: 235km; Auto: 2h55min; Bahn: 3h 30min)
Warschau 295km (LL:252km; Auto: 3h55min; Bahn: 2h15min)
Lemberg 326km (LL: 294km; Auto: 3h30min; Bahn: 5h20min)
Dresden 520km (LL: 450km; Auto: 5h; Bahn: 8h25min)
Wien 450km (LL:330km; Auto: 5h; Bahn: 7h55min)

nächster Ort über 500.000: Breslau 270km
nächster Ort über 1000.000: Warschau 295km

Kultur / Geschichte:

Universitäten

Krakau hat 11 Hochschulen mit ca. 210.000 Studenten, die Wichtigsten sind:
Uniwersytet Jagielloński (Jagiellonen-Universität); UJ; gegründet 1364; älteste polnische und zweitälteste Universität Mitteleuropas: 43.000 Studenten (2017)
Politechnika Krakowska im. Tadeusza Kościuszki (TU Krakau); PK; gegründet 1946 mit ca. 17.000 Studenten
Akademia Górniczo-Hutnicza im. Stanisława Staszica w Krakowie (Wissenschaftlich-Technische Universität); AGH; geründet 1919; 35.000 Studenten (2014)

Anzahl Museen

28 (laut wikipedia.de)

Sportvereine der Stadt

Fußball:
Wisła Kraków; gegründet 1906; 13x Poln.Meister; 4x Pokalsieger; Ø-Zuschauer: 14.421 @ Henryk-Reyman-Stadion (33.326) 2017/18
KS Cracovia; gegründet 1906; 5x Poln. Meister (letztmalig 1948); Ø-Zuschauer: 4.870 @
Marszałek Piłsudski Stadion (15.016) 2017/18; die Eishockey Abteilung wurde 12x Poln. Meister
Beide Vereine gälten als älteste Fußballklubs Polens und sind große Rivalen

Erste urkundliche Erwähnung

965

Gegründet von:

Slawen

Großstadt seit

ca. 1904

Das entscheidende Jahr

1596 verliert Krakau den Titel polnische Hauptstadt an Warschau

Meisten Einwohner im Jahr

heute

Man trifft sich am:

Brunnen vor der Marienbasilika

Wirtschaft / Attraktivität:

Sehenswürdigkeit Nr.1

Wawel

Architektonisches Highlight

Wawel-Kathedrale

Pracht-Straße / Platz

Rynek Glowny

Höchstes Gebäude

Cracovia Business Center (103m)

Meist fotografiertes Gebäude

Marienkirche am Rynek

Konzernzentralen von

Comarch (Software; 5.300 Angestellte weltweit)

Verfügbares Einkommen

4.547 zł (im Nicht-Finanzbereich) = 1.063€

Arbeitslosenquote

4,9 % (gilt für Woiwodschaft Kleinpolen 5/2018)

Bevölkerungsentwicklung:

1100

1300

1400

1550

1791

1835

1870

1900

1910

1921

5000

10000

14000

18000

23.591

36.000

49.800

85.300

137.592

184.300

1939

1945

1955

1965

1975

1985

1995

2005

2015

259.000

298.500

428.321

520.145

684.600

740.120

744.987

756.629

762.508