Neues Bauen in Kopenhagen

Wer Kopenhagen 2017 besucht, der sieht eine Stadt in fast rasendem Wachstum. In großer Geschwindigkeit entstehen neue Quartiere, ob nun im Norden oder Süden der dänischen Hauptstadt. Doch nichts ist schnell mal dahin gebaut. Die sich gerade erneuernde Metropole Kopenhagen ist zu einem Zentrum für ausgesuchte, funktionale und detailreiche aber trotzdem sehr ästhetische Architektur geworden. Kein alles andere in den Schatten stellender großer Leuchtturm wie beispielsweise das Guggenheim Museum in Bilbao findet sich hier, sondern eine Vielzahl etwas kleinerer, aber ebenso schönen neuen Wahrzeichen, welche die Stadt heute aufwerten und vollkommen gleichberechtigt neben den historischen Bauwerken stehen. Es ist ein Verdienst der Stadt, dass ihr Maßstab dabei immer stimmig gehalten wird. Die Eingliederung in das Stadtbild erfährt eine hohe Wertschätzung und ist deutlich zu erkennen. Kopenhagen ist dabei eine ökologisch sehr bewusste Stadt, was auch damit zu tun hat, dass das Fahrrad eine maßgebliche Rolle spielt, denn es ist zum wichtigsten Verkehrsträger der Stadt geworden, was angesichts der klimatischen Situation, besonders in der dunkleren Jahreszeit überrascht. Tatsächlich radelt der Kopenhagener aber bei Wind und Wetter und er kann dies durch ein hervorragend ausgebautes und organisiertes Radnetz bequem und sicher tun, welches das Fahrrad als Verkehrsmittel ernst nimmt, aber auch von den Radlern erwartet, sich an die Spuren und Regeln zu halten, schon allein deshalb, weil so viele von ihnen unterwegs sind und sonst Chaos ausbrechen würde.
Was die Stadt heutzutage ebenso ausmacht, ist Kopenhagens Liebe zum Detail, in einer Stadt dessen öffentliche Räume so behandelt werden, als seien sie das Wohnzimmer für alle Bürger. Sie laden ein zu verweilen und in Kopenhagen sagt man sich wohl, wenn wir schon nicht das Wetter des Mittelmeers haben, dann machen wir uns es wenigstens hübsch und lebenswert. Ein gutes Beispiel für das zeitgenössische Bauen in Kopenhagen ist das Nordhavn Projekt. Es ist eines der beiden großen neuen Stadtquartiere (das andere ist Ørestad, im Süden gelegen). Auf dem 200ha großen Gelände wird die alte Hafenstruktur aufrechterhalten. In den nächsten 50 Jahren sollen neue Häuser neben älteren historischen Bauwerken Platz finden. Dieser neue Stadtteil wächst auf mehreren Inseln (und spiegelt damit die Lage der Stadt, die gleichfalls auf Inseln liegt), nach Norden hin, wobei darauf geachtet wird das die Siedlungsstruktur umso grüner wird, umso mehr sie sich vom Kern entfernt, was an den Fingerplan von 1947 erinnert (siehe dazu mehr unter: Geschichte Kopenhagens). Verkehrstechnisch wird hier das Auto klar gegenüber der neuen U-Bahn und natürlich dem Fahrrad benachteiligt (schon jetzt ist das Parken im Zentrum der Stadt so teuer, dass man fast gezwungen ist, seinen Wagen weiter außerhalb zu lassen, kleiner Tipp: oberhalb der S-Bahn Station Svanemøllen wird es kostenlos). Der Zugang zum Wasser soll jedoch für die breite Öffentlichkeit bereitstehen. Dieses Miteinander mit dem angrenzenden Wasser spielt in Kopenhagen eine große Rolle. Immer wieder trifft man auch im Herbst noch auf Badende im bereits kühlem Nass und diese nutzen gern die neuen Stege in der Innenstadt, die gleichfalls auch anderen Wassersportlern, wie Kanufahrern einen Ausgangspunkt für sportliche Betätigung bieten. Genug der Worte, in einigen Bildern soll das neue Kopenhagen vorgestellt werden.

Madrid Rio

Der Park Madrid Rio ist ein städteplanerisches Vorzeigeprojekt, wie an die Stelle des platzfordernden Straßenverkehrs urbane Räume geschaffen werden können. Ausgangspunkt ist der Autobahnring M30, der besonders im Westen Madrids, sich sehr nahe an die Innenstadt annähert, da er dort am Flussufer des Manzanares gebaut wurde. Nicht nur wurde durch die Autobahn die Stadt zerschnitten, sondern auch die Abgas- und Lärmbelastung war in Sichtweite des Palacio Reals oder der Almudena Kathedrale schwer erträglich. Mit anderen Worten, eine Autobahn die mitten durch die Stadt führt, hat in den letzten Jahrzehnten an Glanz und öffentlicher Bewunderung durchaus eingebüßt und wird heute zumeist als störend empfunden. Die Frage war, was tun? In Madrid hat man die Autobahn und große Teile der Auf- und Zufahrten zu dieser, unter den Fluss gelegt, um oberhalb das Flussufer neu zu modellieren und es in eine Parklandschaft umzugestalten. Dabei ist man sehr gründlich vorgegangen und der neu entstandene urbane Raum kann sich sehen lassen und wird von den Madrilenen gern angenommen.

Der Umbau der Autobahn vollzog sich in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends. Seit 2007 wurden die dafür gebauten Tunnel sukzessive freigegeben, welche sich zu einem richtigen Tunnelsystem ausweiten und den gesamten westlichen Teil der M30 Stadtumfahrung ausmachen. Dieses unterirdische Gewirr von Straßen ist bei der Durchfahrt beeindruckend und man kann feststellen, dass in Madrid die Neigung Kreuzungen durch Tiefbaumaßnahmen zu vermeiden durchaus auch seine Vorteile hat.

Oberirdisch ist Madrid Rio allerdings noch weitaus beeindruckender und führt vom unteren Ende des Parque del Oeste (des Westparks) über rund 8km lang bis zum Parque Lineal Manzanares. Auf der kompletten Strecke kann man Fahrrad fahren, skaten, joggen oder einfach nur flanieren. Deshalb soll an dieser Stelle ein Rundgang entlang des Weges beschrieben werden.
Wer am Parque del Oeste, der sich entlang des Hanges von Moncloa (Metrostation) bis zum Fluss zieht, auf Madrid Rio stößt, der stellt fest, dass der erste Teil des Ufers nicht ausgebaut ist. Die Autobahn führt hier noch oberirdisch hinter einer kleinen Wohnsiedlung und vor dem Waldgebiet des Casa del Campo entlang, die Uferpromenade ist zwar breit, besteht aber zumeist nur aus trockenem Lehm. Von weitem schon sieht man den Mast der Seilbahn Teleferico den man unterquert, kurz danach gelangt man an die neu ausgebauten Flussufer (zu empfehlen wäre hier ein kleiner Abstecher auf den nur wenige Meter weiter links befindlichen Paseo de la Florida und der Kirche Antonio de la Florida, denn diese wurde von Francisco de Goya ausgemalt). Nur wenige hundert Meter weiter erreicht man die Puente del Rey aus dem Jahr 1828. An dieser kann man die Gelegenheit nutzen, um zum Casa del Campo zu gehen (rechterhand), Madrids Waldparkgebiet, dass auf 1700ha nicht nur den Zoo, einen Gondelteich („Lago“) und einen Freizeitpark beherbergt, sondern auch eine Oase der Ruhe in der sonst recht lauten Stadt darstellt. Casa del Campo ist auch zum Joggen, Wandern und Picknicken wunderbar geeignet. Linkerhand taucht der Bahnhof Principe Pio auf, der ehemalige Nordbahnhof, der jetzt auch ein Einkaufszentrum und ein unterirdischer (was sonst) Busbahnhof ist. Entscheidet man sich weiter entlang des Flusses zu spazieren, kann man bald eine großartige Aussicht auf den Palacio Real, die Kathedrale Almudena oder die Hochhäuser des Plaza España genießen und auch die ersten Restaurants und Kiosks lassen nicht auf sich warten, die zu angemessenen, wenngleich nicht billigen Preisen, Speis, Trank und Rast anbieten. Das nächste Highlight ist die alte Puente de Segovia, die aus dem Jahr 1594 stammt und unter Leitung von Juan de Herrera errichtet wurde. Sie ist noch eine Zeugin des habsburgischen Madrid, des hier so genannten „Madrid de Austrias“, einer Epoche der habsburgischen Herrschaft Spaniens, die maßgeblich Madrids Gestalt beeinflusste (siehe: Geschichte Madrids). Schwenkt man nach links ab, kann man über die Calle Segovia stadtaufwärts in eben jenen ältesten Stadtteil spazieren. Der nächste Teil des Madrid Rio führt dann am rechten Flussufer entlang, Kinderspielplätze bieten Gelegenheit, für die jüngere Generation Abwechslung zu finden. Bald erreicht man die wunderliche Brücke Pasarela de Principado de Andorra, welche wie ein Dreieck über den Fluss führt, kurz danach türmst sich schon das riesige Estadio Vicente Calderon auf, die Heimat von Atletico de Madrid. Doch lange wird das Stadion hier nicht mehr stehen. Der Klub baut schon am östlichen Stadtrand eine neue Arena, die auf dem ehemaligen Estadio Olímpico aufbaut (ein Link zum geplanten Bau ist hier: https://youtu.be/FbUOcCXPoLo ), einem angefangenen Sportfeld das die Madrider Hoffnungen auf die Ausrichtung der Olympischen Spiele unterstreichen sollte, was aber bekanntermaßen nie wirklich Erfolg brachte. Am Vicente Calderon taucht auf der linken Seite auch einmal kurz die Autobahn aus dem Untergrund auf. In Zukunft – nach dem Abriss des Stadions und der dahinterliegenden Brauerei Mahou, sollen hier neue Häuser und ein Park entstehen und die Autobahn auch hier unter die Erde verschwinden.
Als nächstes unterqueren wir die Puente de Toledo, die ein wundervolles Beispiel des auf der iberischen Halbinsel vorzufindenden Barockstils des Churriguerismus ist und 1732, nach den Plänen von Pedro de Ribera fertiggestellt wurde. Gleich dahinter  erreicht man die Puente de Arganzuela, das ganze Gegenteil der feingliedrigen Toledo-Brücke. Genau genommen handelt es sich bei der Arganzuela Brücke um zwei Fußgängerbrücken, welche sich auf einem kleinen Hügel treffen. Das imposante Bauwerk von Dominique Perrault ist sicherlich eines der auffälligsten Neubauten des neuen Flussufers. Während die Parklandschaft am linken Flussufer sich etwas weitet und Platz für Spielwiesen und einen „Strand“ (für Kleinkinder) macht, bleibt es am rechten Ufer etwas enger. Der Wechsel von einer Seite zur Anderen wird aber durch eine Vielzahl von Übergangsmöglichkeiten erleichtert, so wie den Zwillingsbrücken Puente de Invernadero bzw. Puente de Matadero. Letztere führt direkt zum Kulturzentrum Matedero, einem ehemaligen Schlachthof (wie der Name in der Übersetzung verrät), dessen Besuch unbedingt zu empfehlen ist. Neben zahlreichen Veranstaltungen von Theater über Konzerten, Diskos bis hin zu Ballett findet der interessierte Besucher hier auch Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, eine Cafeteria und eine Bar, sowie einen Fahrradverleih. Gleich dahinter endet der Madrid Rio in seiner bisherigen Form, er führt nun nur noch auf der rechten Seite des Flusses entlang und bald schon wird er zu einem Provisorium, das direkt neben der 5-spurigen Autobahn entlang führt, die hier wieder oberirdisch verläuft. Aber die wenigen Meter auf sich zu nehmen lohnt sich, denn schon bald geht der Parque Madrid Rio nach 8km endgültig in den Parque Lineal de Manzanares über, der 2003 eröffnet wurde und in der Gesamtplanung vom Katalanen Ricardo Bofill stammt. Auf 130ha kann man hier unter anderen zwei Aussichthügeln besuchen. Der weiter nördlich gelegene hat die Form einer Pyramide und trägt eine Skulptur von Manolo Valdés mit einem riesigen Kopf der auf die Stadt schaut. Der etwas weiter südlich gelegene Aussichtshügel ist etwas höher und erlaubt eine fantastische Aussicht auf Madrid oder in der entgegengesetzten Richtung auf das Tennisstadion Casa Magica, ebenfalls von Dominique Perrault, wo jedes Jahr Anfang Mai ein Tennis Masterstunier stattfindet.

Wer nun genug gelaufen ist, dem ist der Rückweg zu den wenige hundert Meter entfernten Metrostationen „San Fermín“ oder „Hospital 12 de Octubre“ zu empfehlen, um mit der Linie 3 zurück in die Innenstadt zu fahren.

Stadt der Künste und Wissenschaften

Das verheerende Hochwasser des Flusses Turia im Oktober 1957 führte zu einem stadtplanerischen Einschnitt in Valencia. Man beschloss den „Plan Sur“ umzusetzen, der das Flussbett aus der Stadt hinaus, rund 3,5 km südlich ins Mittelmeer umleitet. Durch dieses ungewöhnliche Vorhaben entstand neuer nutzbarer urbaner Raum. Da Valencia nur wenig Parkfläche zu bieten hatte, wurde das ehemalige Flussbett als grünes Band angelegt, dass sich nun statt des blauen Bandes des Turias mitten durch die Stadt schlängelt. Dabei verzichtete man anfangs auf größere architektonische Bebauung, legte neben Parklandschaften und kleineren Teichen auch Sportplätze sowie einen riesigen Kinderspielplatz an. Am südöstlichen Ende der neuentstandenen Fläche jedoch veränderte man dieses Konzept, indem man die Stadt der Künste und Wissenschaften (auf Katalanisch/Valenciano:  „Ciutat de les Arts i de les Ciències“) baute. Die Bauarbeiten begannen 1991 und 1998 wurde das erste Gebäude, das IMAX-Kino „L’Hemisfèric“ eingeweiht. In den darauffolgenden Jahren folgten, zwei Museen, ein Pflanzenhaus, ein Opernhaus, eine Schrägseilbrücke und eine Veranstaltungshalle, die als letztes Gebäude 2009 eingeweiht wurde. Ob der Name dabei glücklich gewählt war, mag man bezweifeln, denn es befindet sich keine wissenschaftliche Einrichtung auf dem Gelände, wenn man das „Wissenschaftsmuseum“ abzieht, was sich aber im Grunde lediglich der Darstellung einiger naturwissenschaftlicher Gesetze bedient, aber nicht selbst Wissenschaft betreibt. Anfangs sahen die Planungen übrigens einen Fernsehturm mit einer stattlichen Höhe von 326m vor, der jedoch bald zugunsten des Opernhauses aus den Planungen entfernt wurde. Mit diesem Projekt schuf sich Valencia nicht nur einen Platz zum Ausgehen, Flanieren und Entspannen, sondern gleichzeitig ein neues Gesicht, dass insbesondere Touristen anziehen sollte. Heute wirkt Valencia dadurch etwas sonderbar gespalten, in das traditionelle Zentrum und den futuristischen Neubauteil der Stadt der Künste und Wissenschaften, wobei dieser die bildliche Hoheit über Valencia Portraits momentan für sich entscheidet (geben sie dazu einfach „Valencia“ bei der google Bildersuche ein).
Mit den Ausführungen eines Hauptteils der Gebäude wurde Santiago Calatrava beauftragte, der fast alle spektakulären Neubauten in der Stadt der Künste und Wissenschaft schuf. Die von Calatrava entworfene Architektur ist dabei bewusst spektakulär gehalten, in einer skulpturalen Formensprache umgesetzt, bei einer Betonung der Farbe Weiß. Bewusst sollte die Stadt der Künste und Wissenschaften zum neuen Aushängeschild der Stadt gemacht werden, zu einer landmark bei deren Anblick man sich an Valencia erinnert und die in allen Architekturführern zum zeitgenössischen Bauen zu finden sein soll. .

Im Gefolge der neuen Bauten im alten Flussbett wurden zahlreiche benachbarte Wohnquartiere errichtet. Alte Arbeitersiedlungen erlebten eine erhebliche Gentrifizierung und die teilweise sehr hohen, neuen Wohnhäuser in der Gegend erfreuten sich bei der begüterten Mittel- und Oberschicht, die sich die teuren Wohnungen leisten kann, großer Beliebtheit. Nicht nur dieser Fakt löste Kritik aus. So wurden von Anfang an, die teilweise enormen Kosten hervorgehoben, deren Kostenrahmen später leider auch mehrfach überschritten wurde und Valencia zu einer der am meisten verschuldeten Kommunen in Spanien machte (wenngleich auch andere kostspielige Projekte im Rahmen der hohen Ausgaben genannt werden, wie beispielsweise das 5 jährige Gastspiel der Formel 1 am Hafen). Gleichzeitig bemängelten einige Einwohner, dass die Stadt der Künste und Wissenschaften im Grunde nur für die Touristen interessant sei und von Einheimischen nicht als urbaner Raum genutzt würde. Jedoch muss man auch erwähnen, dass einige Veranstaltungen auch viele Bewohner aus der Stadt anziehen (beispielsweise Festivals oder Sportveranstaltungen wie das Tennisturnier), traditionelle Feste wie Fallas, hier aber keine Rolle spielen. Fakt ist, dass sich Valencia damit ein neues Aussehen gegeben hat, mit dem sich die Stadt gern präsentiert, neben der historischen Innenstadt mit ihren Resten aus den goldenen Zeiten der frühen Neuzeit, nun mit einer futuristischen Stadt, als Veranstaltungs- und Kulturort. Anders als andere neue urbane Stadtzentren, konzentrierte man sich hier im Kern der Planung auf die zentral liegenden Kultureinrichtungen. Die an den jeweiligen Rändern sich ansiedelnden Wohnbauten kamen mit der attraktiven Nachbarschaft quasi automatisch dazu.
Eine Anbindung an das Metronetz der Stadt ist zwar geplant, die Bauarbeiten dazu stehen aber wegen fehlender Finanzierung schon seit einigen Jahren still, allerdings ist eine gute Busanbindung gegeben, außerdem ist man nur einen rund 30 minütigen Spaziergang vom historischen Stadtzentrum entfernt. Eher ungewöhnlich ist das Fehlen von Büroräumen. Nur einige wenige Bürogebäude entstanden an den Seiten der neuen Viertels, hauptsächlich im Schatten der den Stadtteil beherrschenden Wohntürme und dem mittig gelegenen Kulturbauten. Spaziert man hier, so hat man das Gefühl in einer Stadt der Zukunft zu wandeln, wie jedoch in vielen Jahren mal über die Stadt der Künste und Wissenschaften geurteilt wird, ist heute vollkommen offen. 2007 jedenfalls wurde die „Ciudad de las Artes y las Ciencias“, wie sie auf Spanisch heißt in ein Ranking der „12 Schätze Spaniens“ aufgenommen.

Die Bauwerke der Stadt der Künste und Wissenschaften sollen nun kurz vorgestellt werden:

Das Opernhaus „Palau de les Arts Reina Sofía“ wurde 2005 eröffnet. Das von Santiago Calatrava entworfene Haus ist mit 75m Höhe und rund 40.000 m²  eines der größten Opernhäuser der Welt. Es verfügt über insgesamt vier Säle, wobei die beiden Größten je über 1400 Besuchern Platz bieten. Trotz der vier Säle, die es zum größten Opernhaus in Europa machen, finden bei weitem nicht täglich Veranstaltungen im Haus statt. Die von Calatrava gewählte Form sieht ein wenig danach aus, als wären Baukörper in einen sich an beiden Seiten symmetrisch ausgehölten und gewölbten Rahmen gesteckt wurden, der von einem schwebenden Dach überspannt wird. Dieses schwingt sich als stählerne Scheide axial über das Bauwerk bis zu einer Höhe von 75m und löst sich am anderen Ende des Gebäudes auf halber Höhe auf. So sieht das Haus, wie eine beeindruckende, monumentale Skulptur aus. Leider sind an den beiden erwähnten Außenwänden im Jahr 2014 Baumängel aufgetreten, da sich die weißen Keramikfliesen der Verkleidung lösten. Dieser Fehler wurde aber mittlerweile Behoben.

Die „L’Hemisfèric“ ebenfalls von Santiago Calatrava, war als erstes Gebäude der Stadt der Künste und Wissenschaften 1998 eröffnet wurden. Es beinhaltet ein IMAX-Kino, das überwiegend (populär-) wissenschaftliche Filme zeigt und auch als digitales Planetarium benutzt wird. Die Form des Hauses soll laut dem Architekten an ein menschliches Auge erinnern. Von außen sichtbar ist jedoch hauptsächlich das 100m lange ovale Dach, das von Wasseranlagen umrundet wird und sich auch schon bei der ein oder anderen Automobilwerbung wiederfand.

Die „L’Umbracle“ (katalanisch/valencianisch für „Sonnenhaus“) ist ein Multifunktionsgebäude. Für den Großteil der Besucher besteht es zumeist nur aus dem Freiluftgang im obersten Geschoss. Der mit Palmen und Pflanzen gesäumte Bereich beherbergt auch einige Skulpturen zeitgenössischer Künstler. Überspannt wird er von einem nicht geschlossenen Dach aus weißen Bögen. Im unteren Bereich des 350m langen und 60m breiten Bauwerkes befindet sich eine Tiefgarage, sowie eine Diskothek, die im Sommer auch Teile des Pflanzengarten mit benutzt.

Die als Vorletzte entstandene Brücke „Pont de l’Assut de l’Or“ wurde ebenfalls von Calatrava erdacht. Die Schrägseilbrücke besteht aus einem 125m hohen Pfeiler, der etwas überdimensioniert erscheint, anfangs aber eine Aussichtsplattform beherbergen sollte, die jedoch aus Kostengründen eingespart wurde. Von den Einheimischen wird das Bauwerk auch „Brücke des Todes“ genannt, da durch eine unübersichtliche Straßenführung schon bald nach der Eröffnung zwei Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen. Eine Ampel wurde im Nachhinein Mitten auf der Brücke zur Sicherheit aufgebaut.

Eine Hauptattraktion der Anlage ist das Wissenschaftsmuseum „Museu de les Ciencies Príncipe Felipe“ (obwohl Prinz Filipe jetzt König Filipe VI. ist, bleibt der alte Name bestehen). Es entstand als eines der ersten Bauwerke und wurde im Jahr 2000 eröffnet. Die Ausstellung veranschaulicht zahlreiche Gesetze der Naturwissenschaften, die man zumeist interaktiv erkunden kann. Seine architektonische Außenform leitet es ab von einer Kauri-Muschel. Die Nordseite des 220m langen, 80m breiten und 55m hohen Hauses lässt Platz für ein tageslichtdurchflutetes Atrium. Wie auch die L’Hemispheric“ wird das Bauwerk von einer künstlichen Wasserfläche umschlossen, welche vereinzelt am Südende für Konzerte temporär überbaut wird.

Das zweite Museum am Platz ist das „L’Oceanogràfic“. Es wurde 2003 eröffnet und widmet seine Ausstellung der Meereskunde. Es beinhaltet den größten Aquariums-Komplex Europas mit einem Fassungsvermögen von 42 Millionen Liter Wasser und beheimatet rund 45.000 Tiere von rund 500 Arten. Im größten Delphinarium des Kontinents können Shows betrachtet werden, oder der Besucher begibt sich durch die verschiedenen Themenparks, die unterschiedliche Klimazonen veranschaulichen. Als einziges Bauwerk ist das L’Oceanogràfic nicht von Calatrava, sondern von Felix Candela erdacht wurden und besticht architektonisch durch seine beeindruckende Dachkonstruktion in Form einer hyperbolischen Paraboloide, die Gewölbe entstehen lassen, welche dann verglast sind.

Die „Agora“ ist das letzte Bauwerk der Stadt der Künste und Wissenschaften und wurde 2009 eröffnet. Es ist ein Multifunktionsgebäude das Hauptsächlich zur Austragung von Veranstaltungen genutzt wird, wie beispielsweise des Tennisturniers „Valencia Open 500“. Allerdings kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das 70m hohe Gebäude, das rund 90 Millionen € gekostet haben soll, große Teile des Jahres unbenutzt ist. Es bietet bis zu 6075 Zuschauern Platz.