Saint-Jean-de-Luz

Name auf baskisch: Donibane Lohizune | Einwohner: 13.431 | Fläche: 19 km² |

Das kleine Städtchen Saint-Jean-de-Luz liegt nur wenige Kilometer hinter der französisch-spanischen Grenze am Atlantik, genauer in einer kleinen Bucht, der einzigen auf französischem Boden zwischen der Grenze und der Bucht von Arcachon. So hatte der Ort einen geographischen Vorteil, denn hier konnte ein guter Hafen angelegt und dem Fischfang nachgegangen werden.
Im 17. Jahrhundert wuchs der Saint-Jean-de-Luz beträchtlich an und wurde zum zweitwichtigsten Städtchen der baskischen Region Labourd gleich nach Bayonne. Schon damals soll die Stadt 12.000 Einwohner gehabt haben, was auch ungefähr der heutigen Größe entspricht. Das Jahr 1659 ist das wichtigste Jahr der Stadtgeschichte. Seinerzeit wurde der Pyrenäenfrieden unterzeichnet auf der Isla de Faisanes, einem unbewohnten Inselchen des Flusses Bidasoa der Spanien und Frankreich trennt. Der Frieden beendete einen zwischen 1638 und 59 tobenden Krieg der beiden Länder und regelt den bis heute noch gültigen Grenzverlauf der Staaten durch die Gebirgskette der Pyrenäen. Spanien musste im Frieden heftige Gebietsverluste (z.B. Teile Flanderns, das Artois und Nordkatalonien) hinnehmen, gleichzeitig wurde die Hochzeit der spanischen Infantin Maria Teresa mit dem französischen König Ludwig XIV. vereinbart, wobei die Tochter des spanischen Königs Philip IV. jegliche spanische Thronansprüche aufgeben musste, dafür aber eine stattliche Geldentschädigung an Frankreich zu zahlen war. Tatsächlich wurde das Geld nie bezahlt und war später einer der Gründe, der den Anspruch der französischen Bourbonen im spanischen Erbfolgekrieg auf den spanischen Thron untermauern sollte. Zusammengefasst kann man sagen, mit dem Pyrenäenfrieden endete die spanische Dominanz im europäischen Mächtesystem. Für Saint-Jean-de-Luz war jedoch die Hochzeit von Ludwig und Maria Teresa bedeutender, denn diese wurde am 9. Juni 1660 in der städtischen Kirche vollzogen. Wie bei solchen Hochzeiten üblich war die machtpolitische Bedeutung der Verbindung um ein vielfaches höher als die romantische.
Am Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich die Stadt noch einmal, als von Biarritz aus kommend die adlige Begeisterung für Urlaube am Meer aufkam und Saint-Jean-de-Luz zu einem mondänen Seebad wurde, welches von der damaligen High-Society gern und häufig besucht wurde. Besonders spanische und französische Adlige trafen sich hier, um an sich der Meeresluft und sich selbst zu erfreuen. Die Cote Basque wurde zu einem Synonym für eine Küstenlandschaft der „besseren Kreise“.
Nach dem spanischen Bürgerkrieg wurde Saint-Jean-de-Luz zu einer Zuflucht vor vertriebenen Basken, die im Franco-Staat keine Heimat mehr finden konnten. Die Zeit ab 1945 war dann geprägt von einer immer weniger lukrativen Fischfang-Wirtschaft und einer gleichzeitig sich verstärkenden touristischen Nutzung. Seit den 1960er Jahren ist eine Autobahnanbindung vorhanden, sowohl nach Bordeaux, als auch nach San Sebastian, heute ist es sogar möglich mit dem TGV bis nach Paris zu fahren. Hochhäuser findet man aber auch heute nicht im immer noch idyllischen Saint-Jean-de-Luz mit seinem kleinen Fischerhafen, einer gemütlichen Innenstadt und seiner Strandpromenade, wo prächtige Villen zu bestaunen sind.
Von allen Orten in Labourd ist Saint-Jean-de-Luz vielleicht der baskischste. Hier werden noch die typisch baskischen Kräftemessen veranstaltet, bei denen schwere Gegenstände transportiert werden müssen Eine weitere Tradition findet im Februar statt, wenn der baskische Karneval, der Ihauteriak gefeiert wird.   

Biarritz

Name auf baskisch: Miarritze | Einwohner: 24.457 | 11,6 km² | liegt im Département Pyrénées-Atlantiques | 55km NO von Donostia- San Sebastian, 180km SW von Bordeaux

Es gibt Orte auf unserem Planeten die haben sich im Laufe ihrer Geschichte einen Namen aufgebaut, der immer schon einen Inhalt, oder eine Idee mitschwingen lässt. Auch bei Biarritz ist das so, lässt einen die Fantasie doch an ein nobles Seebad denken, an dem sich die Reichen, Adligen und Schönen kurz, der internationale Jetset trifft.
Ganz im Südwesten Frankreichs gelegen, gehört Biarritz schon zum Baskenland, obwohl es eigentlich keine Verwaltungseinheit in der Grande Nation dafür gibt. Wirklich regional ist in Biarritz auch nichts, viel mehr hat man sich hier dem internationalen Tourismus verschrieben. Einzig die Gründungslegende erinnert heute noch etwas an das Baskische. Vor langer Zeit sollen an jener Küste Basken gelebt haben, welche mit dem Fischfang ihren Lebensunterhalt verdienten. Eine ihrer Töchter hieß Miarritze und hatte eine göttliche Eingebung, dass ein goldener Vogel Reichtum in den Ort bringen würde. Tatsächlich fand man wenige Zeit später einen Eisvogel am Strand und war ermutigt größere Schiffe zu bauen, um auf Walfang zu gehen. Eines Tages sollten dann Seefahrer aus einem anderen Teil der Gascogne in den Ort stoßen. Sie nannten sich die Biarrins und als Miarritze den Anführer der Biarrins ehelichte, wurde der Ort schließlich Biarritz genannt.
Tatsächlich lebten viele Menschen der Gegend vom Walfang, denn aus den riesigen Tieren konnte man allerhand nützliche Dinge gewinnen. Im 17. Jahrhundert waren die Wale in der Biskaya dann aber ausgerottet und der Walfang war damit ebenfalls ausgestorben und Biarritz wurde zu einem unbedeutenden Fischerort. Doch 1854 sollte sich das ändern, denn Kaiserin Eugénie de Montijo, die Frau von Napoleon III., sollte für zwei Monate nach Biarritz reisen. In den nächsten Jahren folgten weitere Besuche, woraufhin eine Residenz für sie und ihren Mann erbaut wurde, das heutige Hotel du Palais. Schnell sprach sich in den Adelshäusern die Sommerresidenz des französischen Paares herum und auch andere Adelsgeschlechter ließen sich in Biarritz blicken, wie beispielsweise auch Elisabeth von Österreich, bekannter als Sissi. Die Stadt entwickelte sich zur Sommerresidenz der Blaublütigen und Wohlhabenden und um 1900 sollen schon rund 10.000 Sommergäste gezählt worden sein. Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts konnte sich Biarritz als Urlaubsort des Adels behaupten, danach endete ab den 1960er das mondäne Zeitalter der Stadt. Doch als Henry King 1957 hier „The Sun also Rises“ drehen ließ, eine Kinoversion von Hemingways Roman „Fiesta“, wurde erstmals in Biarritz gesurft, was sich schnell großer Popularität und Nachahmerschaft erfreuen sollte. Der Wellengang der Biskaya begünstige das Wellenreiten und Biarritz wurde zu einem der Surfspots in Europa.

Heute bietet die Stadt so etwas wie das touristische Komplettprogramm. Noch immer kann man in noblen Boutiquen Luxusartikel kaufen, während man für Kongresstouristen gleichfalls eine Basis anbietet, wie für die nicht unerhebliche Menge an jungen Urlaubern, welche in den zahlreichen Bars, Shops und Restaurants der Innenstadt zu finden sind. Biarritz hat dabei nicht die Hochhäuser spanischer Badeorte (wenngleich es einige höhere Bauwerke gibt, die man sonst an der Südwestküste Frankreichs nicht findet), trotzdem ist der Massentourismus auch hier deutlich zu bemerken, was Biarritz wohl vom ruhigeren Saint Jean de Luz unterscheidet.     

Portbou

Einwohner: 1170 | gehört zur Comarca Alt Emporadá in Katalonien | 170km NO von Barcelona

Ganz am Rande von Spanien, wo die Pyrenäen ins Mittelmeer stürzen, liegt das kleine katalanische Städtchen Portbou an der hier beginnenden Costa Brava. Seit dem Pyrenäenfrieden von 1659 markiert der nächste nördliche Bergpass die Grenze zwischen Frankreich und Spanien. Damals wurden große Teile von Katalonien an Frankreich gegeben und Portbou begann durch seine neue Grenzlage einige Bedeutung zu erhalten.

Anders als so viele Orte weiter südlich ist der Tourismus in Portbou scheinbar immer nur auf der Durchreise. Der örtliche Badestrand liegt an der Rattenbucht und ist hauptsächlich ein Kieselstrand, allerdings ohne jede Ratte. Das Wetter wird hier noch sehr vom Gebirge geprägt und so lebt der knapp über 1.000 Einwohner zählende Ort heute hauptsächlich vom kleinen Grenzverkehr. Es war diese Grenze der die Gestalt des Ortes ausmacht. Heute ist dies besonders zu sehen am verhältnismäßig übergroßen Bahnhof, der oberhalb der Häuser thront. Schon 1872 wurde eine erste Bahnlinie hier über die Grenze gezogen und zusammen mit Irun, am anderen Ende des Gebirges am Atlantik, lag hier der wichtigste Grenzbahnhof Spaniens mit dem Rest Europas. Als 1929 die Weltausstellung in Barcelona stattfand, wurde der heutige Bahnhof gebaut. In der großen Bahnsteighalle sitzen heute vereinzelte Touristen herum, die auf eine Weiterfahrt nach Barcelona warten, während Grenzpolizisten noch entspannt eine Zigarette rauchen, bevor der nächste Zug einfährt. Überhaupt hat die Bedeutung des Bahnhofes seit der Eröffnung der Hochgeschwindigkeitslinie LGV Perpignan-Figueres im Jahr 2010 nachgelassen. Die meisten Passagiere nutzen nun die schnellen AVEs oder TGVs um zwischen den Mittelmeerküstenstädten zu pendeln.

Was heute so einfach und schnell ist, war noch vor nicht allzu langer Zeit eine schreckliche Demarkationslinie, dessen bekanntestes Opfer der deutsch-jüdische Philosoph Walter Benjamin war. Seit die Nationalsozialisten 1933 in Deutschland an der Macht waren, musste Benjamin sein Land verlassen und lebte fortan in Paris. Nach dem Ausbruch des 2.Weltkrieges zog es ihn weiter südlich, erst nach Lourdes, dann nach Marseille und schließlich im September 1940 an die spanische Grenze. Sein Plan war, über die iberische Halbinsel nach Lissabon zu gelangen und dort über Portugal mit seinem USA-Visum nach Amerika auszureisen. Selbstverständlich war ein einfacher Grenzübertritt zu jener Zeit nicht mehr möglich und das franquistische Spanien war Hitler-Deutschland gewogen. So nahm er Hilfe von der österreichischen Fluchthelferin Lisa Fittko an, welche mit ihm und anderen Flüchtlingen durch die Berge wanderte und nach Portbou gelangte. Diese Passage war für den gesundheitlich angeschlagenen Benjamin nur schwer zu schaffen, trotzdem erreichte er am 26. September 1940 Katalonien. Die spanischen Beamten forderten von ihm hier jedoch ein offizielles Ausreisedokument aus Frankreich, was er natürlich nicht besaß und drohten damit ihn wieder abzuweisen. In der Nacht zum 27. September, nahm Benjamin sich daraufhin das Leben. Die genauen Gründe geben heute noch Anlass zur Spekulation, denn ein Abschiedsbrief an Theodor W. Adorno existiert nur als Diktat an seinen mitflüchtenden Gefährten Henny Gurland. Im 2005 veröffentlichten Dokumentarfilm „Wer tötete Walter Benjamin“ des Argentiniers David Mauas wurde sogar die These aufgestellt, dass sein Tod kein Suizid war. Fest steht, das Portbou in jenen Jahren ein Ort war, der Etappenziel einer Flucht vor den Schrecken des 3.Reichs war. Bedenkt man, dass nur wenige Jahre zuvor viele Spanier versuchten an dieser Stelle ihr Land zu verlassen, da der Bürgerkrieg mit dem Sieg der faschistischen Seite unter Franco endete, kann man nur erahnen, wie viele Schicksale und Tragödien, wie viel Hoffnung und Verzweiflung Menschen durch und über Portbou trieb.
Heute erinnert daran das beeindruckende Kunstwerk „Passagen“ des Israelis Dani Karavan. Das aus mehreren Elementen bestehende Denkmal scheint vom Himmel durch den Fels zum Meer zu führen und referiert Walter Benjamin mit dem Satz „Schwerer ist es, das Gedächtnis der Namenlosen zu ehren als das der berühmten. Dem Gedächtnis der Namenlosen ist die historische Konstruktion geweiht.“ Es entstammt aus Benjamins letzten Aufsatz „Über den Begriff der Geschichte“ (Eine ärgerliche Randnotiz ist es, dass es in den 1990er Jahren eine recht populistische Kritik der Bild-Zeitung und der Neuen Revue gab, welche anprangerten, dass das Projekt von Seiten des Auswärtigen Amtes bezahlt werden sollte, diese Argumentation nahm auch der Bundesrechnungshof auf. Letztendlich bezahlten die deutschen Bundesländer und die Regionalregierung Kataloniens den Bau). Scheinbar entrückt von der Zeit steht das Monument gleich neben dem Friedhof der Stadt, wo Benjamin begraben liegt, hoch über dem Meer. An einem heute so friedlich wirkenden Fleckchen Erde.

Vilafamés

Einwohner: 2017 (2009) | liegt in der Comarca „Plana Alta“ der Provinz Castello de la Plana in der Communitat Valenciana

Hinter der Küsten- und Hafenstadt Castellon de la Plana erhebt sich eine Bergkette hinter welchem wiederum eine hüglige Region findet, die sich „Plana Alta“ nennt. In diesem kupierten Landstrich, im mittleren Norden der Communitat Valencia findet sich das Bergdörfchen Vilafamés, sicherlich eines der schönsten in der ganzen Gemeinschaft Valencias.

Obwohl wohl schon länger besiedelt, beginnt die Bedeutung des Örtchens nach der Reconquista der Christen zu wachsen. An und auf einem Berg liegend, wird der Ort von einer Burg überragt. Heute sind davon jedoch nur noch Ruinen übrig, die ältesten stammen aus dem 14. Jahrhundert. Die Anlage selbst stammt wohl aber noch aus maurisch-arabischer Zeit und wurden von Jaume I. 1237 (oder 39, man weiß es nicht genau) erobert. Wichtig wurde die Burg nochmal während der Karlistenkriege im 19. Jahrhundert, als der heute noch gut sichtbare, aber ebenso ruinöse Turm gebaut wurde. Unterhalb der Burg stand die Altstadt, die immer wieder fast symbiotisch aus dem roten Stein gehauen oder sogar mit dem Felsen verwachsen zu sein scheint. Eine noch heute sichtbare Stadtmauer beschützte die mittelalterliche Siedlung, in welcher noch immer die sehenswertesten Bauwerke stehen. Die Kirche „Iglesia de la Sangra“ beispielsweise stammt zwar aus dem Mittelalter ist aber im 17. Jahrhundert barockisiert wurden. Der Stolz des Dorfes ist aber das Museum für zeitgenössische Kunst, dass MACVAC, welches in der prachtvollen Villa „Palacio del Batle“ untergebracht ist. Das Haus, das sowohl gotische, als auch Renaissance Spuren trägt, wurde im 14. Jahrhundert gebaut und diente als Sitz des königlichen Verwalters und später des Vertreters des Kreuzritterordens der Montesa, welche eine Zeitlang Burg und Dorf besaßen. Auch der kleine Rathausplatz (der Ajuntamiento) ist sehenswert mit seinem aus dem 15. Jahrhundert stammenden Rathaus. Mittlerweile ist das Örtchen auch nach unten in das Tal gewachsen, wo die Besucher ihre Autos parken und den Aufstieg in Angriff nehmen. Übrigens empfiehlt sich auch eine kleine Wanderung in die umliegende Kulturlandschaft, die immer wieder auch schöne Ausblicke in die Landschaft des Plana Alata zeigt, bis hin zum Penyagolosa, dem heiligen Berg der Valencianer.  

Mühlberg/Elbe

Mühlberg ist der einzige Ort in Brandenburg, der an der Elbe liegt, weshalb er offiziell auch Mühlberg/Elbe heißt.   Das Städtchen hat 3.800 Einwohner und befindet sich auf halbem Wege zwischen Riesa und Torgau. Erstmals erwähnt wurde Mühlberg um 1230, damals wurde eine Burg errichtet, die den flachen Übergang an der Elbe sichern sollte. Die ersten Burgherren waren die Ministerialien von Eilenburg (namentlich damals Ileburg), welche 1228 auch das Kloster Marienstern gründeten. Etwa 60 Nonnen lebten und arbeiteten hier nach den Regeln des heiligen Benedikt. Im Mittelalter erlebte das Kloster seine Blütezeit, doch im Zuge der Reformation wurde das Zisterzienserinnenkloster 1539 säkularisiert und damit aufgelöst. Die Nonnen siedelten ins Kloster Heiligkreuz nach Meißen über. Die Kirche, die aus dem 13. Jahrhundert stammt und im Stil der Gotik erbaut ist, wurde als protestantisches Gotteshaus weiter genutzt, während die Güter an weltliche Herren gingen. Seit 2000 wird es als ökumenisches Zentrum wieder mit kirchlichen Leben gefüllt.
Am Ende des 13. Jahrhunderts entstand in unmittelbarer Nähe, die Neustadt von Mühlberg, die 1346 mit der Altstadt vereinigt wurde, so entstand eine mittelalterliche Doppelstadt, deren Grenzen man auch heute noch erahnen kann.


Mit der Reformation ist auch das wichtigste Ereignis der Stadtgeschichte verbunden, die Schlacht von 1547, während des Schmalkaldischen Krieges. In jener besiegte das Heer des katholischen Kaisers Karl V. die protestantischen Truppen des Schmalkaldischen Bundes. Damit löste sich der Schmalkaldische Bund auf und Kurfürst Johan Friedrich, der Herrscher der ernstinischen Linie Sachsens (seit der Leipziger Teilung 1485, bestand Sachsen aus den zwei genannten Linien) wurde die Kurwürde entzogen. Diese bekam der sächsische Fürst Moritz, der Führer der albertinischen Linie zugesprochen, der obwohl er Protestant war, an der Seite des Kaisers kämpfte und dafür auch als der „Verräter von Meißen“  in die Geschichtsbücher einging. Doch trotz all dieser Schmähungen war dies der Beginn des Aufstiegs der albertinischen Linie des späteren Kurfürstentum Sachsens.
Nach den Befreiungskriegen über Napoleon wurde das sächsische Mühlberg, 1815 Preußen zugeschlagen. Eine Elbbegradigung von 1853 führte dazu, dass der Fluss nun nicht mehr durch die Stadt floss. Seit den 1960er Jahren wird im alten Flussarm Kies abgebaut, der die unmittelbare Ortumgebung nachhaltig veränderte. Die Elbe bedrohte die Stadt beim Jahrhunderthochwasser 2002, doch fast wie ein Wunder hielten die Deiche der bereits evakuierten Stadt stand. Dafür traf ein Tornado 2010 die Stadt und fügte schwere Schäden bei einigen Häusern zu.
Heute wird der Ort hauptsächlich von Radtouristen besucht, die auf dem Elberadweg unterwegs sind.

Peñíscola

Einwohner: 7444 | zur Comarca Baix Maestrat der Provinz Castellón gehörend | rund 115km NO von Valéncia

In der langen Reihe der Orte die sich entlang der Küste des Golfes von Valencia ziehen, fällt Peñíscola (oder auf Valenciano: Peníscola) heraus. An den sonst flachen Sandstränden ragt ein rund 60m hoher Felsen empor, auf dem sich die historische Altstadt von Peñíscola befindet. Diese strategisch begünstigte Lage wurde wohl schon rund 1000 Jahre vor unserer Zeitrechnung erstmals als Siedlung genutzt. In der Antike entstand hier eine Burg, die Griechen, Phönizier und Römer (nacheinander) bewohnten und natürlich immer wieder veränderten. Auch die Mauren siedelten hier, die heutige Burganlage wurde aber maßgeblich vom Templerorden gebaut. Von 1297 bis 1307 ließ jener eine spätromanische Burg bauen, die äußerst schlicht gehalten ist, sich wegen ihrer hervorragenden Lage aber bei den Touristen der Stadt hoher Beliebtheit erfreut. Zusätzliche Beleibtheit erfuhr der Ort, weil hier nicht nur der Hollywood Abenteuerfilm „El Cid“ mit Charlton Heston und Sophia Loren, sondern auch Teile der 6.Staffel der Serie „Game of Thrones“ gedreht wurden.


Eben jene Burg hat aber auch eine interessante Geschichte, denn sie diente Papst Benedikt XIII. ab 1411 als Residenz. Allerdings war damit Peñíscola nicht unbedingt der Mittelpunkt der katholischen Welt, denn jene Jahre sind bestimmt vom großen katholischen Schisma. Damit ist eine Spaltung in der lateinischen Kirche gemeint, in welcher es bis 1417 zwei (phasenweise sogar drei) Päpste gab. Benedikt XIII., ein Aragonese, der nach seinem Namen Pedro de Luna, auch Papa Luna genannt wurde, war 1394 zum Nachfolger von Clemens VII. gewählt. Unglücklicherweise war Clemens aber nicht der einzige Papst jener Jahre, weshalb auch Papa Luna nicht als uneingeschränkter Papst galt. Natürlich war die Situation des Schismas alles andere als erfreulich und so gab es einflussreiche Kräfte, insbesondere der deutsche König Sigismund, die für eine Lösung des Konfliktes eintraten, worauf das Konzil von Konstanz einberufen wurde, um die Päpste ab zu berufen und einen einzigen Neuen zu wählen. Papa Luna floh auf die Burg von Peñíscola und sah sich hier, auf der „Arche Noah der wahren Kirche“ als rechtmäßiges Oberhaupt der katholischen Welt. Allerdings waren seine Einflussmöglichkeiten minimal und seine Bedeutung schwand ins Bodenlose, als das Konzil ihn 1417 offiziell absetzte. So starb er 1423 im Glauben noch immer der einzig wahre Papst zu sein. Die von ihm benannten Kardinäle wählten sogar noch einen Nachfolger (wobei auch das nicht frei von Streitereien), Clemens VIII., dieser jedoch fand nie irgendwelche Beachtung in der Kirchenwelt, denn das Schisma war 1417 bereits beendet worden.
Die Weltgeschichte zog danach wieder an andere Orte und die nächsten Jahrhunderte blieb es ruhig in Peñíscola, bis in den 1950er Jahren der Massentourismus begann. Immer mehr Besucher strömten in und an die felsige Altstadt am Mittelmeer. Das Örtchen hat heute rund 7500 Einwohner, zählt man aber in den Sommermonaten die her verweilenden Menschen, so tummeln sich hier bis zu 150.000, die insbesondere in den Hochhäusern hinter den 5km langen Sandstränden Richtung Norden untergebracht sind. Richtung Süden jedoch hört die Bebauung auf, denn hier startet die fast 20km lange Serra d’Irta. Dieses Karstgebirge steht unter Naturschutz und bildet so den längsten unbebauten Küstenabschnitt in der gesamten Communidad Valenciana. So ist Peñíscola in gewisser Weise das letzte große touristische Highlight der valencianischen Küste bevor man nach Katalonien kommt.