Chemnitz

urban facts Chemnitz

Als Dresdner ist man ein selbstgenügsamer Heimatstadtmensch, oder anders ausgedrückt, man sieht so richtig keinen Grund seine ach so wunderschöne Stadt zu verlassen. Und wenn, dann sollte es doch besser irgendwo hingehen, wo man in puncto Eleganz mit „Elbflorenz“ mithalten kann und als richtiger Dresdner kommen da selbstverständlich nur einige Weltstädte in Betracht. Was liege also ferner als Chemnitz?

Zwar nur rund 70km entfernt, scheinen Welten zwischen der sächsischen Landeshauptstadt und der drittgrößten Stadt Sachsens zu liegen. Ich war in meinem ganzen Leben nie länger als 2 Stunden in Chemnitz und das auch nur, weil ich dort mal ein „Manic Street Preachers“ Konzert (ziemlich gut übrigens, wenn auch ohne Zugabe, weil die Preachers nie eine geben) sah. Das musste sich ändern. Und siehe da, Chemnitz ist ein durchaus interessanter Ort. Nein zugegeben, es ist weder eine Weltstadt, noch ist es ein zweites Paris, aber es ist eine Stadt der Moderne, die sich dann auch gleich so nennt, daher: „Stadt der Moderne“.

Und da ist auch eine ganze Menge dran. Geschichtlich ist die Stadt die nach dem gleichnamigen Fluss benannt ist (der in der Stadt aus dem Zusammenfluss von Zwönitz und Würschnitz entsteht) zwar schon um 1143 erstmals erwähnt und war auch ein regionales Wirtschaftszentrum, aber seine heutige Bedeutung erlangte der Ort erst durch die Industrialisierung. Schon zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden die ersten Spinnmühlen errichtet und Chemnitz damit zum Ausgangspunkt der industriellen Revolution in Sachsen. In den darauf folgenden Jahren wuchsen die Fabriken und die Einwohnerzahl stieg und bald hatte man hier den Spitznamen „Sächsisches Manchester“ inne oder auch „Rußnitz“, was von der eingeschränkten Luftqualität zeugen dürfte. Einige der damals führenden Industriebetriebe stammten aus Chemnitz. Dem Textilgewerbe (gegen Ende des 19. Jahrhunderts sollen in der Stadt und Umgebung 80% der Weltproduktion an Damenstrümpfen gefertigt wurden) folgte der Textil- und Werkzeugmaschinenbau, der Lokomotiven- und Autobau. 1883 zählte man den 100.000sten Bürger und wurde zur Großstadt. Bis 1930 wuchs die Stadt auf 360.000 Einwohner, eine Zahl die aber nie wieder erreicht wurde (und damit sehr ähnlich zu Dresden). Der 2.Weltkrieg brachte eine fast unheilbare Zerstörung. Durch Bombenangriffe wurden rund 95% der Innenstadt vernichtet. In Zeiten der DDR wurde die Stadt 1953 in Karl-Marx-Stadt umbenannt, was nicht wirklich aus Marx Leben (und nur mit einigem Hin und Her aus seinen Schriften) nachvollziehbar ist, aber der Stadt immerhin eine der größten Büsten der Welt brachte, das Karl-Marx-Denkmal. Der Wiederaufbau erfolgte nach Maßgabe des sozialistischen Bauens, dass weniger auf die historische Stadtstruktur Wert legte, sondern Ausdruck der neuen gesellschaftlichen Ordnung sein sollte (und damit geradezu musterhaft für die Moderne war). Im Zuge der Lösung des Wohnungsproblems wurde das Heckertgebiet errichtet, ein typisches (und damals recht beliebtes) DDR-Neubaugebiet mit Platz für 80.000 Einwohner. Mit der Wende, noch im April 1990, entscheiden sich die Bürger der Stadt für eine Rückbenennung in Chemnitz. Die letzten 20 Jahre erlebte die Stadt einen Um- und Neubau des Stadtzentrums, der beispielsweise an das Projekt Liverpool One oder den Neubau des Potsdamer Platzes in Berlin erinnert. Für diesen Umbau wurde Chemnitz mit dem 2.Platz des DIFA-AWARD 2006 ausgezeichnet (der erste Preis ging an das ehemalige Osloer Werftareal Aker Brygge, Platz drei übrigens an das Quartier am Karl-Heine Kanal in Leipzig).

Chemnitz wirkt heute auf den ersten Blick wie ein modernes Bild, bei dem aber an zahlreichen Stellen vergessen wurde Farbe zu verwenden. Auch nach dem Neubau vieler Objekte in der Innenstadt sind die zahlreichen Freiflächen nicht übersehbar. Da mischen sich Gründerzeithäuser und Plattenbauten, modernes sozialistisches Bauen mit Einkaufszentren der letzten Jahre. Das alles ist nicht unbedingt nur hübsch, aber es ist sehr spannend und durchaus einen Besuch wert.

urban facts Málaga

Allgemeine Daten:

Einwohner (Ballungsraum) 569.130 (974.003)
Einwohnerentwicklung 2001 – 2010: + 7,7%
Fläche (Ballungsraum) 398 km² (819,25km²)
Bevölkerungsdichte 1423,51 Einw. / km²
Geographische Höhe 11m üNN
Niederschlagsmenge /Regentage / Sonnenstunden pro Jahr 534 / 42 / 2905
Fluss Guadalmedina mündet nach 51km ins Mittelmeer
Guadalhorce mündet nach 154km ins Mittelmeer
KfZ-Kennzeichen MA (veraltet)

 

Infrastruktur:

Bürgermeister Francisco de la Torre Prados (PP, seit 2000)
Verwaltungstechnische Bedeutung Hauptstadt der gleichnamigen Provinz
Anzahl Besucher im Jahr 6 Mio. Besucher
Global City Status Nicht gelistet
Flughafen Aeropuerto de Málaga – Costa del Sol (AGP; eröffnet 1919; 14,4 Mio; PAX 2015; 4.größter Flughafen Spaniens. ; 2 Landebahnen, 3 Terminals; 8km SW der Innenstadt)
ÖPNV Metro de Málaga (eröffnet 2014; 17 Stationen auf 11,3km bei 2 Linien)
S-Bahn: 2 Linien auf 69km Länge
Hauptbahnhof Màlaga – Maria Zambrano; AVE und S-Bahn Halt bei 4,67 Mio. PAX (2009)
Entfernung nach… Sevilla 200km (Auto: 2h5min; Bahn: 1h55min)
Cádiz 230km (Auto: 2h25min; Bahn: 4h17min)
Almeria 200km (Auto: 2h; Bahn: nicht existent)
Madrid 530km (Auto: 4h50min; Bahn: 2h30min)
nächster Ort über 500.000: Sevilla 200km
nächster Ort über 1000.000: Madrid 530km

 

Kultur / Geschichte:

Universität Universidad de Málaga (gegründet 1972, 39.225 Studenten)
Anzahl Museen 25 (laut wikipedia.es)
Größten jährlichen Feste Semana Santa (Osterwoche; Prozessionen in der ganzen Stadt)
Sportvereine der Stadt Málaga Club de Fútbol (Fußball: gegründet 1904 bzw. Wiedergründung 1994; Ø-Zuschauer 15/16: 21.070@ La Rosaledo (30.044 Plätze)
Unicája Málaga (Basketball, gegründet 1992; 1xspan. Meister, 1x span. Pokalsieger; 1x Korac-Cup; Ø-Zuschauer: 7340 (15/16) @Palacio de Deportes José María Martín Carpena (11.300 Plätze)
Tageszeitung der Stadt (Auflage) Diario Sur (seit 1937; Auflage täglich: 36.000 (2005))
Erste urkundliche Erwähnung 770 v.u.Z.
Gegründet von: Phöniziern
Großstadt seit ca. 1865
Meisten Einwohner im Jahr heute
City Branding „Ciudad Genial“

 

Wirtschaft / Attraktivität:

Sehenswürdigkeit Nr.1 Kathedrale
Architektonisches Highlight Alcazaba
Höchstes Gebäude Torre de Málaga (Wohnhaus) 58m
Meist fotografiertes Gebäude Hafen und Promenade
Tags: Siehe Tagliste.
Anzahl Starbucks 3
Arbeitslosenquote 23.4% (Januar 2016)

 

Bevölkerungsentwicklung:

1842 1857 1877 1900 1930 1940 1960 1981 2001 2013
68.271 94.293 116.143 131.063 188.010 238.085 301.048 503.251 524.414 563.479

 

 

Málaga

urban facts Málaga

Málaga ist die am südlichsten gelegene Stadt mit mehr als einer halben Millionen Einwohner in Europa. Sie ist die zweitgrößte Stadt Andalusiens und die sechstgrößte Spaniens. Vor allem ist sie so etwas wie der Ausgangshub für die Touristenströme der Costa de Sol. So ist es nicht verwunderlich, dass Málaga sechs Millionen Touristen pro Jahr zählt, obwohl die Stadt sicherlich nicht allein wegen ihrer Reize aufgesucht wird. Málaga gehört eher zu solchen Städten, die besucht werden, weil sie der Ausgangspunkt einer reich frequentierten Urlaubsgegend sind. Damit möchte ich die Stadt keineswegs schlecht machen, denn Málaga ist definitiv eine Reise wert, egal ob man nun als Tagestourist von der Costa del Sol kommt, oder extra nur wegen der Stadt.

Málaga hat eine weitreichende Geschichte und wurde wohl schon im 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung von den Phöniziern gegründet, welche die Stadt Malaka nannten. Auf was dieser Name sich bezieht, ist in der Forschung umstritten, da er sowohl mit der in der Gegend reichen Garumfabrikation („Garum“ ist eine in der Antike äußerst populäre Würzsoße) zu tun haben kann und auf das Wort „Salz“ zurückgeht oder aber auf den ebenfalls in Cádiz verehrten Gott Melkart. Wie auch immer dem sei, nach langer Herrschaft Karthagos, fiel Malaka nach dem 2. Punischen Krieg an das Römische Reich, wobei es erst zur Provinz Hispania Ulterior, später, nach der Gebietsreform, zur Provinz Baetica gehörte. Málaga war ein Handelsplatz und weiterhin berühmt für seine Salzfischherstellung. Das die Stadt nicht unbedeutend war, können noch heute die Ruinen des Amphitheater bezeugen, deren Reste man unterhalb der Burg besichtigen kann.
Nach der Völkerwanderung setzte auch im Süden der iberischen Halbinsel die westgotische Herrschaft ein (571), welche aber nicht viel mehr als 100 Jahre hielt. Als die Mauren 711 über die Straße von Gibraltar kamen und den Großteil der iberischen Halbinsel eroberten wurden die Westgoten vertrieben. Von nun an nannte sich die Stadt Mãlaqa, stand in Südspanien aber klar im Schatten der mächtigen Stadt Cordoba. Im frühen 11. Jahrhundert, als das Kalifat von Cordoba zerfiel, errichteten die Hammudiden in Mãlaqa eine ihrer Residenzen, wobei schon 1053 der Enkel des Herrschers von Granada die Macht in der Region übernahm und in Konkurrenz zum nasridischen Emirat stand.  Später wurde Malaga und sein Umland jedoch in das nasridische Emirat aufgenommen, bevor es 1487 im Zuge der Reconquista wieder an die Katholischen Könige und Spanien ging. Danach wurde das alte Bistum Málaga (das bereits unter den Westgoten angelegt wurde) wieder belebt und Málaga wurde zu einer bedeutenden Hafenstadt Spaniens, wenngleich im Schatten von Sevilla oder Cádiz liegend.
Zwei Kriege warfen noch ihre Schatten über die Stadt, 1704 fand im spanischem Erbfolgekrieg die größte Seeschlacht des Krieges vor der Küste Stadt (genauer vor Vélez-Málaga, was heute noch eine eigenständige Stadt ist und rund 30km östlich von Málaga liegt).  Bedeutender war aber noch die Schlacht von Málaga im spanischen Bürgerkrieg. Von Beginn des Krieges an, war die Stadt Frontort zwischen den franquistischen Armee und den republikanischen Kräften, Anfang Februar 1937 gelang es den Franquisten nach einer Woche intensivem Kampfes, die Stadt zu erobern. Als die franquistischen Truppen sich der Stadt von Westen aus näherten, flohen eine Vielzahl der Einwohner in Richtung Osten und wurden von spanischen und deutschen Militärfliegern daraufhin bombardiert.  In der eingenommenen Stadt soll es nach der Einnahme noch zahlreiche Massenerschießungen gegebene haben. Obwohl wohl mindestens 5.000 Menschen dabei ihr Leben lassen mussten, wurden erst nach dem Tod Francos dieses Ereignis thematisiert. Erstaunlicherweise wird im heutigen Spanien allenfalls auf lokaler Ebene in Málaga diesem Verbrechen gedacht. Zu jener Zeit war Málaga schon zu einer Industriestadt geworden. In den 1950er Jahren wurde die Costa del Sol zum ersten Touristengebiet Spaniens ausgebaut, dadurch wurde Málaga zum Ausgangspunkt und Drehkreuz für die neuen Ströme von Sonnenhungrigen und Badefreunden. Der Nachbarort Torremolinos gilt als der erste Ort des Massentourismus im Land. Ein neuer Masterplan zur Stadtentwicklung des Architekten González Edo wird in den 1950er Jahren umgesetzt.

Das heutige Málaga teilt sich grob in zwei Teile, die vom Fluss Guadalmedina getrennt werden, der hier ins Mittelmeer mündet. Dabei bietet der Fluss aber keinerlei Stadtsilhouette, denn an seinem kanalisierten und trockenen Flußbett befinden sich nur unscheinbare Bauten. An den östlichen Gefilden befindet sich die Altstadt mit ihren engen Gassen, dem Hafen, der Mole und der Burg. Westlich des Flusses erstreckt sich das neue Málaga, mit eher zweckdienlichen Bauwerken bis hin zum Fluss Guadalhorce, der ebenso ins Mittelmeer mündet. Während die Neustadt nicht wirklich sehenswert ist, bietet die Altstadt einige Sehenswürdigkeiten. Dominiert wird sie von der Alcazaba, der maurischen Festung, die auf einem Berg neben der Altstadt liegt. Gleich daneben befindet sich die prächtige Kathedrale der Stadt, welche auch „La Manquita“, die „Einarmige“ genannt wird, da ihr zweiter Turm nie vollendet wurde. Dahinter kann man durch die engen Gassen der Stadt schlendern, die von zahlreichen Besuchern frequentiert werden und in deren Bars kann man nicht nur den hier köstlichen Schinken der Region, sondern auch gegrillte Sardinen Spieße bekommen

Auch zum Wasser hin wurde in den letzten Jahren versucht, Málaga aufzuwerten, wie mit dem Neubau des Museums Pompidou am Hafenbecken, das Teil einer unspektakulären aber angenehmen Hafenpromenade ist. Gerade die zahlreichen Museen machen Málaga sehr sehenswert (darunter zahlreiche Kunstmuseen). So darf man auch nicht vergessen, dass Pablo Picasso in der Stadt geboren wurde und gleich zwei Einrichtungen über ihn und seine Werke informieren.        

Altenburg

32.910 Einwohner | 46km²| Kreisstadt des Landkreises Altenburger Land | 202m über dem Meer gelegen | 45km S von Leipzig | 110km W von Dresden

Altenburg ist für mich eine besondere Stadt. Aber das ist sie nicht nur mich, jeder Skat Fan, wird zumindest mal ein Blatt aus der Geburtsstadt des bekanntesten deutschen Kartenspiels gekloppt haben. Altenburg war aber sogar einmal eine Residenzstadt, was das Schloss der Stadt eindrucksvoll zeigt und die Stadt, die zwischen dem Ende der Leipziger Tieflandsbucht und dem Anfang des Erzgebirgsvorlandes liegt, ist ungefähr gleich nah an Leipzig, Chemnitz, Gera und Zwickau gelegen.

Eine erste Burganlage soll wohl um 500 durch die Slawen entstanden sein, die erste urkundliche Erwähnung Altenburgs geht aber erst auf das Jahr 976 zurück, damals war Altenburg aber bereits den Slawen entrissen und das Dokument bestätigt die Schenkung der Stadt an das Bistum Zeitz. Die Burganlage auf dem Porphyritfelsen wurde weiter ausgebaut und diente auch als Kaiserpfalz, die unter anderem der große Friedrich I. Barbarossa sechsmal besuchte (weshalb man sich hier auch den Spitznamen Barbarossa-Stadt gern gefallen lässt). Gleich neben der Burg wuchs die Siedlung, deren weiterer Vorteil es war, dass die Via Imperii hier entlang führte. Im 12. und 13. Jahrhundert war Altenburg eine wichtige Stadt in den deutschen Landen, Kaiser hielten sich hier oft auf und der Ort wuchs beständig.
Ab dem 14. Jahrhundert gehörte Altenburg zur Mark Meißen, behielt aber sein Stadtrecht bei. 1455 kam es zum Altenburger Prinzenraub, als der Ritter Kunz von Kauffungen, die Prinzen Ernst und Albrecht (welche später die Leipziger Teilung Sachsens durchführen sollten) entführte, um Forderungen an den Kurfürsten zu stellen. Der Raub jedoch misslang alsbald und Ritter Kunz verlor seinen Kopf, auf dem Freiberger Marktplatz. Mit der Leipziger Teilung 1485 fiel Altenburg an die ernstinische Linie Sachsens. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte sich die Reformation in Altenburg durch. Nach der Schlacht von Mühlberg und den herben Verlusten, welche die ernstinische Linie Sachsens hinnehmen musste, kam Altenburg kurzzeitig zum albertinischen Sachsen, nachdem Naumburger Vertrag von 1554 aber wieder zum nunmehr Herzogtum Sachsen genannten Gebiet der Ernstiner. Diese setzten jedoch verstärkt auf Landesteilungen, wenn der bisherige Machthaber verstarb, was zu vielen kleinen Staatsgründungen führte. 1603 entstand so das Herzogtum Sachsen-Altenburg, dass bis 1672 bestand hatte und zu deren Residenzstadt Altenburg wurde. In diese Zeit fiel auch der 30jährige Krieg (1618-48), der Altenburg, so wie ganz Deutschland, hart zusetzte und zu erheblichen Verlusten führte. Nachdem Tode des Herzogs Friedrich Wilhelm III. wurde Altenburg an Sachsen-Gotha-Altenburg angegliedert, war aber keine Residenzstadt mehr.
Als Napoleons Frankreich den Rest Europas unruhig machte, trat Gotha-Altenburg dem napoleonischen Rheinbund bei, doch auch wenn die entscheidenden Schlachten (Jena-Auerstedt 1806 und die Völkerschlacht bei Leipzig 1813) nicht wirklich weit von Altenburg entfernt stattfanden, so war im Nachhinein die Erfindung des Skatspiels um 1810 das, was heute noch mit der Stadt verbunden wird und so trägt Altenburg mit großem Stolz den Titel Skatstadt (über dessen Geschichte man sich in einem eigenen Museum im Schloss informieren kann). 1826 starb die royale Linie Sachsen-Gotha-Altenburg aus, was zu einer Reorganisation der Ernstinischen Herzogtümer führte. Ergebnis war das Herzogtum Sachsen-Altenburg, dessen Hauptstadt wiederum Altenburg wurde. Aus diesem sollte 1918 der Freistaat Sachsen-Altenburg werden, der wiederum 1920 im Land Thüringen aufging, zudem Altenburg nach dessen Auflösung und Wiedereinführung auch heute noch gehört.
Die industrielle Entwicklung beschleunigte sich im 19. Jahrhundert in Altenburg, die Stadt wuchs und schon 1836 gab es 36 Fabriken auf städtischem Territorium. 1842 bekam Altenburg bereits einen Eisenbahnanschluss an Leipzig (als erste thüringische Stadt) und bis zum Ende des Jahrhunderts wurde Altenburg zu einer Industriestadt, um 1900 war beispielsweise das Altenburger Hutmacherhandwerk weltbekannt und führend. Das 20. Jahrhundert mit seinen zwei großen Kriegen und deren Folgen setzten auch Altenburg zu, trotzdem erreichte die Stadt 1981 ihren Bevölkerungshöhepunkt mit 55.827 Einwohnern. Trotz zahlreichen Eingemeindungen ist die Zahl bis heute auf knapp 32.000 Menschen zurückgegangen und so liegt das Mittelzentrum heute zwischen Sachsen und Thüringen.

Torgau

20.047 Einwohner | 103km² | 78m über dem Meer | an der Elbe gelegen | Kreisstadt von Nordsachsen | 55km NO von Leipzig | 95km NW von Dresden

Torgau liegt in Sachsen irgendwie am Rande und man ist geneigt es zu übersehen. So bin ich interessanterweise in Madrid darauf gestoßen, dass Torgau ein interessantes Reiseziel sein könnte. Im  Kunstmuseum Prado hängt das Gemälde „Hirschjagd zu Ehren Kaiser Karl V. vor Schloss Hartenfels“ von Lucas Cranach dem Älteren und hinter den beeindruckenden Jagdszenen, ragt das weiße Schloss heraus. Wenngleich das Bild zugunsten der Erzählung der Jagdszenen von der Realität abweicht (die Jagd zwischen dem Kaiser und dem sächsischen Kurfürsten hat so nie stattgefunden, es war vielmehr ein symbolisches Geschenk des Fürsten an den Kaiser), so ist das Schloss doch sehr eindrucksvoll dargestellt. Und tatsächlich thront noch heute Schloss Hartenfels über der Stadt und über der Elbe und seine mächtige Dominanz zeigt an, dass Torgau mal einige Bedeutung gehabt haben musste. 

Die Geschichte der Stadt geht zurück auf eine erste urkundliche Erwähnung im Jahr 973 als „Torgove“. Der Name ist altsorbischen Ursprungs und verweist auf die Existenz eines Marktes. Wann aus diesem Ort eine Stadt wurde ist nicht bekannt, jedoch wird sie für die sächsische Geschichte von Bedeutung, als 1485 die Leipziger Teilung stattfindet. In dieser werden die sächsischen Gebiete zwischen den Brüdern Ernst und Albrecht III. aufgeteilt. Ernst, der die Kurwürde weiter behält, ist der Begründer der nach ihm dann benannten ernstinischen Linie. Da die Albrechtsburg in Meißen, die bisherige Hauptresidenz der Wettiner, an Albrecht ging, musste eine neue Residenz gefunden werden. Als 1486 Ernsts Sohn, Friedrich III. von Sachsen, an die Macht kommt, wählte er dafür Torgau aus.

Das Unterfangen bedurfte eines angemessenen Herrschaftshauses. Unter der Leitung von Konrad Pflüger wurde im späten 15. Jahrhundert der Schlossbau begonnen, der dann im 16. Jahrhundert von Konrad Krebs fortgeführt wurde. Erbaut wurde das Schloss im Stil der Renaissance und gerade für Deutschland ist Hartenfels das bedeutendste Bauwerk der Frührenaissance. Die 20m hohe freitragende Wendetreppe, die wohl zwischen 1533 und 1535 errichtet wurde gilt als eine Meisterleistung seiner Epoche. Kapelle und Schlosskirche wurden 1543/44 gebaut, in der Zeit als die Lehre des Protestantismus sich in Mitteldeutschland durchsetzte. Schloss Hartenfels wurde zum Zentrum der deutschen Reformation (im Zuge der Geschichtsschreibung der Reformation wird Torgau auch gern als die Amme der Lutheranismus genannt).  Und so war es auch Martin Luther, der aus dem Nahen Wittenberg öfters Torgau besuchte, der die Schlosskapelle 1545 weihte, den wohl ersten protestantischen Neubau der Geschichte.

Zwischen 1546 und 1547 brach der Schmalkaldische Krieg aus, der zwischen dem protestantischen „Schmalkaldischen Bund“ um Kursachsen und Hessen und dem Heer des katholischen Kaisers geführt wurde und mit einer Niederlage der Protestanten in der Schlacht von Mühlberg endete. Kurfürst Johan Friedrich I. wurde gefangen genommen und musste in der Wittenberger Kapitulation nicht nur seine Kurwürde, sondern auch weite Teile seines Reiches abtreten. Diese fielen an den Sachsen der albertinischen Linie, Moritz, welcher zwar ebenso Protestant war, aber im Zuge seiner Machtpolitik mit dem katholischen Kaiser kämpfte. So fiel Torgau an die albertinische Linie, die aber Dresden zu ihrer Residenz machte und aus dem Schloss Hartenfels wurde ein Verwaltungsbau.

Damit verbunden schwand die Bedeutung Torgaus, wenngleich es für die reformatorische Bewegung weiterhin von großer Bedeutung war. 1552 starb Katharina von Bora, die Witwe Luthers in der Stadt, die sich eigentlich vor der Pest in Wittenberg in Sicherheit bringen wollte. Auf der Fahrt nach Torgau hatte sie jedoch einen Kutschenunfall und  verstarb wenig später in Torgau.

Etwas weniger als 200 Jahre später fand in der Nähe der Stadt die Schlacht bei Torgau statt, die letzte große Schlacht des Siebenjährigen Krieges. Im Kampf zwischen Preußen und Habsburg siegten die Preußen, aber über 30.000 Menschen verloren dabei ihr Leben. Preußen verlor rund ein Viertel, die kaiserlichen Österreicher fast ein Drittel ihrer Armee, weshalb diese Schlacht auch als eine der blutigsten des 18.Jahrhunderts in die Geschichtsbücher eingeht. 1811, als das napoleonische Frankreich die Welt in Atem hält, lässt der sächsische König Friedrich August I. (der in einer Koalition mit Frankreich steckt), auf Wunsch von Napoleon, die Stadt Torgau zur Festung ausbauen. Doch Napoleon verlor und mit ihm Sachsen, dass im Wiener Kongress, der die Nachkriegsordnung regelte, scharf bestraft wurde. Unter anderem fiel Torgau an Preußen. Diese ließen die Festung weiter ausbauen, stellten das Vorhaben später aber ein, als Festungsausbauten militärisch keinen großen Sinn mehr machten.
Weltgeschichte spielte sich am 25.April 1945, dem Tage der Begegnung an der Elbe ab, als sich amerikanische und sowjetische Truppen an den jeweiligen Flussufern trafen und damit das Ende des 2.Weltkrieges in Europa einleuteten. Dieses Treffen fand eigentlich in Strehla bei Riesa statt, wurde aber einen Tag später für die Weltöffentlichkeit in Torgau, vor der zerstörten Elbebrücke, nochmals in Szene gesetzt und bleibt mit der Stadt Torgau verbunden. Nachdem Ende der DDR und einer Verwaltungsreform gehört Torgau seit 1990 wieder zu Sachsen und ist heute Verwaltungssitz des Kreises Nordsachsen.

Architektur in Bilbao

Nicht zuletzt durch den mit dem spektakulären Bau des Guggenheim Museums und dem damit verbundenen sogenannten „Bilbao-Effekt“, gilt die baskische Stadt als ein Mekka für Architekturfans. Blendet man einmal das Museum aus, so lebt die Stadt von einer Vielzahl von Stilen und Handschriften, die als eine große Collage bezeichnet werden können. Tatsächlich kann die Stadt teilweise sehr spannende Bauwerke ihr eigen Nennen, die in den folgenden Bildergalerien etwas näher vorgestellt werden sollen.
Um die Darstellung etwas zu vereinfachen wurden drei unterschiedliche Zeiträume gewählt.

Architektur von 1300-bis 1880

Bilbao entstand auf beiden Flussufern. Auf der linken Seite war eine kleine Erzmine, während am rechten Flussufer die „casco viejo“, die Altstadt entstand. Hier wurde gehandelt und ein kleiner Hafen betrieben. Ursprünglich bestand dieses alte Viertel aus drei ummauerten Straßen. Doch durch den Wachstum der Stadt wurden die Stadtmauern erweitert und insgesamt sieben Straßen angelegt. Die „siete calles“ sind noch heute als Bezeichnung für die Altstadt bekannt und können auch noch bei einem Rundgang wahrgenommen werden.

Architektur von 1880 bis 1990

Bilbao wird als eine der ersten Städte von der industriellen Revolution in Spanien ergriffen. Die darauf einsetzende Urbanisierungswelle erweiterte die Hafenstadt in eine Industriestadt. 1876 wird die andere Flussuferseite bebaut, die Stadterweiterung „Ensanche“ in Abando beginnt und macht Bilbao zu einer Metropole Nordspaniens. Die neuen Bauwerke die entstehen stammen zumeist aus der Hand baskischer Architekten, wobei allerdings kein eigener Stil im Entstehen begriffen ist.  

Architektur von  1990 bis heute

Bilbaos heutige Attraktivität, seine internationale Anerkennung und die Besucherströme, welche die Stadt seit Mitte der 1990er Jahre durchziehen, liegen in der in den letzten Jahren neu entstanden Architektur, allen voran natürlich im Guggenheim Museum von Frank O. Gehry. Der ikonenhafte Charakter dieses Meisterwerk des Dekonstruktivismus ist aber nur ein Teil der höchst interessanten baulichen Entwicklung der letzten Jahre, die in ihrer Dimension fast schon mit der Stadterweiterung von 1876 mithalten kann. Diese Neudefinition und Neubebauung einer Stadt unter der Maßgaben zeitgenössischer Architektur wurde auch als der „Bilbao-Effekt“ bezeichnet. Im großen Unterschied zu vorherigen Phasen ließen aber nun nicht regionale, sondern verstärkt internationale Architekturbüros ihre Spuren in der Stadt. Bilbaos „neuer Kern“ befindet sich zum Großteil im Stadtteil Abandoibarra und gibt der Stadt ein ganz neuer Gesicht, insbesondere im Bezug auf seine Öffnung und Rückeroberung zum Fluss hin, dessen industrielles Ufer weggeräumt und neu gestaltet wurde.

Die folgende Bildergalerie beginnt dabei zuerst mit dem Gebiet von Abandoibarra und führt dann auch andere Bauwerke der letzten 25 Jahre vor.

Donostia – San Sebastián

Einwohner: 195.226 (mit Vorstädten: 447.000) | Fläche: 60,9km² | Hauptstadt der baskischen Provinz Guipuzkoa

Die baskische Stadt Donostia ist in Deutschland besser bekannt unter ihrem spanischen Namen San Sebastián, offiziell trägt sie den Doppelnamen: Donostia – San Sebastián. Die Stadt ist Hauptstadt der baskischen Provinz Gipuzkoa und mit rund 185.000 Einwohnern die drittgrößte des baskischen Teils Spaniens. Populär macht den Ort seine hervorragende Lage an der Bucht „La Concha” („die Muschel“) die von zwei Bergen begrenzt wird, auf der westlichen Seite dem Monte Igeldo mit Aussichtsturm und kleinem Vergnügungspark und auf der östlichen Seite vom Monte Urgull mit Jesusstatue. Das milde Klima lockt seit vielen Jahrzehnten zahlreiche Gäste an, insbesondere auch aus besser betuchten Kreisen. So war der Ort beispielsweise 35 Jahre lang Sommerresidenz des spanischen Diktators Franco. Noch heute nutzen zahlreiche Prominente, wie auch „Otto-Normal” Bürger Donostia als Urlaubsort.

Den Reiz der Stadt liegt insbesondere im gepflegten Äußern des Ortes, dass eines attraktiven Seebades. Architektonisch lassen sich neben zahlreichen schmucken Häusern im Bäderstil auch einige Highlights bewundern, wie das Veranstaltungszentrum „Kursaal” von Rafael Moneo aus dem Jahr 1999, oder das Domizil des „Club Nautico”, ein modernes Meisterwerk von José Manuel Aizpurua und Joaquín Labayen aus dem Jahr 1929. Nicht zu vergessen ist dabei auch die Skulptur „Peine del Viento” (der Windkamm) von Eduardo Chillida, unterhalb des Monte Igeldo. Doch auch kulturell ist „Donosti”, wie es von den Basken gern genannt wird, ein sehr interessantes Ziel. So kann man wohl in keinem Ort in Spanien so gut Essen wie in San Sebastián. Allein drei Sterneköche in der Stadt sind mit drei Michelin Sternen bewertet, der höchsten Benotung die es gibt. In Restaurants werden gern „Pinxos” serviert, darunter versteht man kleine Tapas, die zumeist aufgespießt auf vielen Tellern an der Bar aufgebaut sind. Der Gast sammelt sich, die ihm genehmen Pinxos ein, bezahlt und genehmigt sich dazu vielleicht einen hervorragenden Txakuli, einen erfrischenden Weißwein aus der Region westlich von Donosti. Dabei sind vielerlei Köstlichkeiten zu essen, angefangen bei leckeren Variationen der spanischen Tortilla bis hin zur Tintenfisch und anderen Meeresspezialitäten. Die herausragende Qualität der Restaurants in der Stadt liegt in einer interessanten Historie begründet. Seit mehr als 100 Jahren bilden kulinarische Gesellschaften einen sozialen Treffpunkt insbesondere für Männer (Frauen wurden oftmals nicht zugelassen), dort traf man sich in bestens ausgerüsteten Küchen, um die neusten Kochkreationen auszutauschen. Noch heute gibt es 119 solcher Einrichtungen in Donostia.
Doch die Stadt bietet mehr als nur gutes Essen, viele Ereignisse rund um das Jahr zeigen zurecht, dass San Sebastián den Titel europäische Kulturhauptstadt 2016 trägt. So wie beispielsweise die „Tamborrada”, ein Fest in dem 24 Stunden lang Trommeln in der Stadt gespielt werden, oder das internationale Jazzfestival im Juli, oder aber auch das Recht bekannte Filmfestival der Stadt im Herbst.

Geschichte Bilbaos

Wie bei so vielen Städten hat auch Bilbao eine Geschichte die vor dem Geburtsdatum der Stadt beginnt. Am 15. Juni 1300 war es Diego López de Haro, der die Stadt Bilbao offiziell gründete, doch tatsächlich stand an dieser Stelle, wo der Fluss Nervión an seiner rechten Seite eine flache Uferlandschaft im ansonsten steilen Tal lies, schon eine Siedlung. Der Atlantik war von hier nicht weit entfernt und konnte bequem erreicht werden, während am rechten Flussufer ein Hafen leicht zu errichten war. Ebenso waren die Eisenminen von Mirivilla leicht zu erreichen und eine Verbindung zum spanischen Hinterland war ebenso vorhanden. Ein guter Platz zum Handeln und um Geschäfte zu machen. Das wussten schon die Römer, die hier angeblich schon in der Antike siedelten. Der König von Kastilien, der die Herrschaft über das Baskenland hatte, erkannte ebenso das Potential des Ortes und bestätigte 1301 den Gründungsbrief der Stadt. Schon zehn Jahre später wurden Bilbao weitreichende Rechte verliehen. Alle kastilischen Produkte, die zum Meer geschafft wurden, mussten über Bilbao gebracht werden. Insbesondere das baskische Eisen der Region wurde zum wichtigsten Handelsgut nicht nur der Stadt, sondern der ganzen Region Biskaya.
Bis zum 16. Jahrhundert baute Bilbao seine Funktion als wichtigster Handelsort von Biskaya aus. Die Stadt wuchs an Bevölkerung und Fläche, gegen 1500 hatte man rund 1.200 Einwohner, was selbst zur damaligen Zeit noch eine überschaubare Größe war. Das ursprüngliche Bilbao hatte drei Straßen: die obere Straße Somera oder auch Goiencalle, die Hauptstraße Artecalle und die Tendería. In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden vier weitere Straßen angelegt und noch heute kann man  von der Altstadt als  „siete calles“, den „sieben Straßen“ sprechen. Auch hat sich der Grundriss der „casco Viejo“ bis heute erhalten mit seinen engen Gassen, auch wenn die Häuser nicht mehr aus jenen Tagen stammen. Schon um 1379 wurde die Kathedrale von Santiago begonnen, welche auf dem Gelände der ehemaligen Santiago Kapelle gebaut wurde. 1511 wurde das Konsulat von Bilbao gegründet, eine dreihundert Jahre lang, sehr einflussreiche Institution der Stadt, welche für die Jurisdiktion der Schifffahrt bis zum Meer, als auch für den Auf- und Ausbau der Hafenanlagen zuständig war. Auch diesem „Consulado de Bilbao“ war es zu verdanken, dass die Stadt der wichtigste Handelsort der Region blieb. Die hier ansässige Handelsflotte verschiffte das baskische Eisen und die kastilischen Wolle nach Europa.  Freilich war Bilbao nicht vor Katastrophen gefeit, 1571 brannte ein großes Feuer viele Häuser nieder und 1593 wurde unter anderem das Rathaus als auch die Brücken der Stadt überflutet.
Doch durch die Einkünfte aus dem Handel entwickelte sich eine begüterte Bürgerschaft, die wiederum den Ausbau der Stadt voran trieb. Gleichzeitig ließen sich holländische und britische Händler in Bilbao nieder und um das Jahr 1700 hatte Bilbao bereits 6.000 Einwohner. Der Aufschwung setzte sich bis in das nächste Jahrhundert fort, auch wenn immer wieder Krisen, wie die Matxinada (1718) oder die Zamakoleda (1804) die Stadt in Aufruhr versetzten. Um 1800 hatte Bilbao bereits mehr als 10.000 Einwohner.

Das 19. Jahrhundert – dass insbesondere in Westeuropa den Durchbruch der Industrialisierung brachte – ließ Spanien eher unberührt, ausgenommen jedoch waren Katalonien und das Baskenland und hier insbesondere Bilbao, die Teil der Industriellen Revolution und ihren damit verbundenen Umwälzungen wurden. Doch davor kam es zu konflikthaften Auseinandersetzungen im jungen Jahrhunert, als französische Truppen das Baskenland 1808 besetzten und Napoleons Bruder als neuen König einsetzten, begannen in Bilbao zahlreiche Auseinandersetzungen und die Stadt wurde zu einem Zentrum des Widerstandes gegen die französische Fremdherrschaft. Als dann die Karlistenkriege, ein innerspanischer Konflikt, immer wieder im Laufe des 19. Jahrhunderts aufflammten, lag das Baskenland zumeist in deren Zentrum und immer wieder wurde versucht die Stadt zu erobern.
Im 2.Teil des Jahrhunderts setzte dann die Industrialisierung ein. 1862 wurde eine erste Bahnlinie in Betrieb genommen. Eisen, Stahl und die Schiffsbauindustrie wurden zu Schlüsselfaktoren des industriellen Aufschwungs jener Tage. Im Handelszentrum Bilbao gründeten sich erste Banken, wie die Banco de Bilbao 1851 (die heute als BBVA eine der größten Banken der Welt ist). Rasant vergrößerte sich die Stadt. Ein erster Expansionsplan projektierte die Abando Gegend (1876), die heute als Stadtzentrum gelten kann, später wurde eine weitere Vergrößerung in Richtung Basurto geplant (1905). Neue architektonische Bauten  zierten die Stadt, wie der Plaza Nueva, der schon 1819 begonnen wurde und die Stadt mit dem Vorort San Nicolás verband, oder das neue Rathaus von Joaquín de Rucoba (1892) und nicht zu vergessen das Arriaga Theater vom gleichen Architekten, der sich am Pariser Opernhaus orientierte.
Mit Beginn des 20.Jahrhunderts intensivierte sich die industrielle Entwicklung. 1900 wurde die Euskalduna Schiffswert gegründet (wo heute das gleichnamige Konferenzzentrum steht) und nur zwei Jahre später gründeten sich die Hochöfen der Altos Hornos de Vizcaya (AHV), der für lange Zeit größte Konzern Spaniens.  Gleichzeitig entstanden politische Bewegungen. Die Arbeiterbewegung erhielt raschen Zulauf, auch gespeist von den teilweise erbärmlichen Lebensbedingungen, die sie in den schnell wachsenden Städten wie Bilbao vorfanden. Eine andere Entwicklung betraf das aufkommende nationale Empfinden der Basken, das in Bilbao sein Zentrum fand. Menschen wie Sabino Arana Goiri versuchten sowohl die baskische Sprache als auch die baskischen Kultur  eine eigene Bewegung zu geben, die im Baskenland auch immer erfolgreicher wurde. So wurden in Bilbao die Baskische Nationalistische Partei EAJ-PNV gegründet, 1917 kam die Gesellschaft für baskische Studien (Eusko Ikaskuntza) und 1918 die Königliche Akademie der baskischen Sprache (Euskaltzaindia) hinzu. In den 1920er Jahren wurden die ebenso rasch wachsenden Vororte Begoňa, Deusto und Lutxana eingemeindet, damit zog sich Bilbao nun an beiden Seiten des Flusses kurvenreich fließenden Flusses entlang.
Im spanischen Bürgerkrieg stand Bilbao schnell im Fokus. Während sich weite Teile des Baskenlandes rasch den faschistischen Gruppen Francos ergaben. Bilbao wurde mit Bomben angegriffen und ab 1937 belagert und musste sich schließlich im selben Jahr ergeben. Nach harten Nachkriegsjahren begann die wirtschaftliche Entwicklung in den 1950er Jahren wieder zu boomen. Bilbao wurde zu einer der führenden Industriestädte Spaniens und die guten Verdienstmöglichkeiten lockten zahlreiche Einwanderer aus anderen Teilen des Landes an, was dazu führte, dass Bilbao nicht mehr nur eine baskische Metropole wurde. Gleichzeitig wuchsen auch die Vororte, die sich entlang des Flusses bis zum Meer bildeten und das Ballungsgebiet „Gran Bilbao“ entstand, was rund eine Millionen Einwohner zählte und damit zur fünftgrößten Stadtregion Spaniens wurde. Doch der Aufschwung wehrte nicht ewig, spätestens seit den 1980er Jahren gerieten die Eisen- und Stahlindustrie in tiefe ökonomische Krisen. Symbolhaft für den Niedergang stand die Schließung der Euskalduna Schiffswerft 1988, bei der sich die Arbeiter lange gegen die Schließung wehrten. In nur 10 Jahren (von 1981 bis 1991) verlor die Stadt 61.000 Bürger, oder fast 15% der Einwohner.  Ein Plan musste her, wie die Stadt den Niedergang abwenden konnte.
Das neue Bilbao wurde ökonomisch zu einer dienstleistungsorientierten Wirtschaft hingeführt. Doch dabei bleib es nicht. Mit dem Projekt Bilbao 2000 wurde ganz Gran Bilbao in die Veränderungen einbezogen, alte ungenutzte Industriebrachen wurden beseitigt und neu bebaut. Das Symbol dieser Entwicklung ist das Guggenheim Museum, dass 1997 eröffnet wurde. Ein glanzvoller und höchst ungewöhnlicher Museumsbau des Kanadiers Frank O. Gehry, der damit nicht nur sein berühmtestes Gebäude schuf, sondern gleichzeitig ein Highlight des Dekonstruktivismus. Das Museum wurde zum Werbebanner für eine Stadt, die plötzlich vom immer stärker werdenden Strom der Städtetouristen erfasst wurde und deren Stadtumbau vielerlei Facetten hatte. Stararchitekten wie Santiago Calatrava, der ein neues Terminal des Flughafen plante, und Norman Foster, der die Metro projektierte, schufen eine Atmosphäre des Aufschwungs und der Veränderung in Bilbao, die sich auch an vielen kleineren Projekten zeigt. Man sprach seither vom Bilbao-Effekt, der einsetzt, wenn eine Stadt sich ein neues modernes Wahrzeichen gibt und damit sein Markenimage neu anlegt und insbesondere auf dem touristischen Markt neue Wege einführt. So zeigt sich Bilbao heute als trendige Stadt, mit zahlreicher moderner Architektur, die aber ebenso ihre Herkunft nicht verleugnet, sei es als Industriestadt oder als größte Metropole des Baskenlandes.

urban facts Bilbao

Daten und Fakten zur Stadt Bilbao:

Allgemeine Daten:

Einwohner (Ballungsraum) 345.141 (875.000) 10. Platz in Spanien
Einwohnerentwicklung 2010-2015 -2,2%
Fläche 41,28 km²
Bevölkerungsdichte 8331 Einw./km²
Geographische Höhe 19müNN (6-689müNN)
Niederschlagsmenge /Regentage / Sonnenstunden pro Jahr 1134 mm / 124 / 1610
Fluss Nervión; geht in Ria de Bilbao über
KfZ-Kennzeichen BI (veraltet)

 

Infrastruktur:

Bürgermeister Juan María Aburto (EAJ/PNV – konservativ-baskisch)
Verwaltungstechnische Bedeutung Hauptstadt der baskischen Provinz Bizkaia
Anzahl Besucher im Jahr 1,5 Mio. Übernachtungen 2015
Global City Status 2012 High Sufficiency (11. Kategorie =Dresden, Hangzhou, Straßburg, u.a.)
Flughafen BIO (4,1 Mio. Passagiere 2008; Terminal von S.Calatrava)

Aeropuerto de Bilbao; BIO; gegründet 1928 (1948 für Öffentlichkeit); 4,27 Mio; PAX 2015; ; 2 Landebahnen, 1 Terminal (von Santiago Calatrava, 2000 eröffnet); 12km O der Innenstadt

ÖPNV Metro Bilbao: 2 Linien mit 40 Stationen auf 43km Länge; 1995 eröffnet; Ø tägliche Nutzer: 175.000 (2009); eine Fahrt kostet 1,50€
7 Nahverkehrszuglinien (betrieben von 3 Firmen)
Bilbobus mit 43 Buslinien
EuskoTran: eine Straßenbahnlinie, eröffnet 2002
Entfernung nach… Vitoria- Gasteiz 60km (Auto:50min; Bahn: nicht möglich)
Madrid 395km (Auto: 3h35min; Bahn: 5h5min)
Zaragoza 300km (Auto: 2h40min, Bahn: 4h30min)
Barcelona 600km (Auto: 5h15min; Bahn: 6h50min)
nächster Ort über 500.000: Zaragoza 300km
nächster Ort über 1000.000: Madrid 395km

 

Kultur / Geschichte:

Anzahl Universitäten Universität Deusto (Gegründet 1886, private Uni, Träger ist die jesuitische Ordensgemeinschaft; ca. 10.000 Studenten 2014/15)
Universität des Baskenlandes (gegründet 1968; rund 45.000 Studenten, jedoch mit unterschiedlichen auf das ganze Baskenland verteilten Campus; 50% der Fächer werden in baskischer Sprache unterrichtet)
Anzahl Museen 6 (laut Auflistung wikipedia.es)
Größten jährlichen Feste Asta Nagusia (span: „Semana Grande“) = die „großartige Woche“; 9 Tage lang am 1.Samstag nach dem 15.8. beginnend: Musik, Folklore, Kultur
BBK Live Festival (3-tägiges Musikfestival in erster Juli Hälfte, seit 2006, über 100.000 Gäste)
Sportvereine der Stadt Athletic: Fußball – achtfacher span. Meister und 23facher Pokalsieger; 2x EC Finalist (EC3 und UEFA EL) Ø-Zuschauer 2015/16: 41.825@San Mámes; nimmt nur baskische Spieler unter Vertrag
Bilbao Basket: Basketball – gegründet 2000; Ø-Zuschauer: 9.063@Bilbao Arena (reguläre Saison 15/16)
Tageszeitung der Stadt (Auflage) El Correo: gegründet 1910, hauptsächlich Spanisch sprachig, Teile in Baskisch: Auflage 73.000 (2015)
Deia: gegründet 1977, baskisch orientiert, zweisprachig, Auflage: 19.700 (2009)
Biersorte des Ortes: La Salva
Erste urkundliche Erwähnung 1300
Gegründet von: Diego Lopez V., dem „Señor de Vizcaya“, dem Abgesandten des Königs von Pamplona
Großstadt seit Gegen 1915
Das entscheidende Jahr 1997: Eröffnung des Guggenheim Museums
Meisten Einwohner im Jahr 1981: 433.000
Einwohnerverlust von Höhepunkt bis heute 20,3%
Kneipenviertel: Casco Viejo
City Branding Tor zur baskischen Kultur; Beispielhafte Stadt für urbane Transformation = „Bilbao-Effekt“

 

Wirtschaft / Attraktivität:

Sehenswürdigkeit Nr.1 Guggenheim Museum (Frank O. Gehry)
Architektonisches Highlight Puente Colgante
Höchstes Gebäude Torre Iberdrola 165m
Meist fotografiertes Gebäude Guggenheim Museum
Anzahl Starbucks 1
Konzernzentralen von BBVA – Bank (135.000 Beschäftigte; 5.größtes IBEX35 Unternehmen)
Iberdrola – Energie (28.000 Beschäftigte; 3. größtes IBEX35 Unternehmen
Pro-kopf Einkommen 30890€ (2015)
Arbeitslosenquote 14,7% (Januar.2016)

 

Bevölkerungsentwicklung:

1430 1510 1715 1800 1830 1910 1940 1960 1981 2000
1.000 1.200 6.000 10.500 30.000 80.000 195.186 297.972 433.030 354.273

 

Bilbao

urban facts Bilbao | Geschichte Bilbaos | Das Baskenland | Architektur Bilbaos | Puente Vizcaya

Bilbao ist aus sehr vielen Perspektiven eine höchst interessante Stadt. Zum einen ist sie Nordspaniens größte Stadt und hat mit ihren Vororten rund eine Millionen Einwohner. Zum anderen ist sie das wirtschaftliche, kulturelle und industrielle Zentrum des Baskenlandes und entwickelt eine ganz eigene Atmosphäre, die sich so in Spanien nicht wieder findet. Dann liegt Bilbo (wie die Stadt auf Baskisch heißt) auch im grünen Teil der iberischen Halbinsel liegt, was ein vollkommen anderes Klima und eine andere Vegetation bedeutet (als Beispiel sei genannt, dass es in Bilbao rund doppelt so viel regnet, wie in London). Nicht zuletzt soll darauf hingewiesen werden, dass nach dem Stadtumbau der letzten Dekaden, sogar ein ganzer Effekt benannt wurde.

Es gibt wohl nur sehr wenige Städte in Europa, die in den letzten 20 Jahren einen so großen Umbruch erfahren haben wie Bilbao. Dies geschah, etwas überspitzt formuliert, mit nur einem einzigen Gebäude, dem Guggenheim-Museum. Dieses 1997 eröffnete architektonische Meisterwerk von Frank O. Gehry, machte aus der schmutzigen Industriestadt Bilbao, fast über Nacht, eine Kunst- und Kulturstadt. Dieses Phänomen fand sogar Eingang in den Wörterkanon der Sozialwissenschaften, als sogenannter „Bilbao-Effekt“. Darunter versteht man die Aufwertung von Orten durch spektakuläre Bauten. Aus einem hässlichen Entlein, die Industriestadt Bilbao, die stark unter Arbeitslosigkeit und Deindustrialisierung litt, macht man einen schönen Schwan, die trendige Kulturstadt, die massenhaft urbanen Tourismus anzieht. 1995 zählte die Stadt rund 25.000 Besucher, 2009 waren es 615.000!
Doch was genau ist passiert? Entlang des Flusses Nervión entwickelten sich seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts verstärkt industrielle Produktionsstätten. Bilbao wurde neben Barcelona zu der Industriestadt in Spanien. Doch im Laufe der 1970er Jahre schwanden der Industrie massiv die Kräfte. Bilbao verlor erst Arbeitsplätze, dann auch noch Einwohner. Da besann man sich in der größten Stadt des Baskenlandes, dass nur weitreichende Veränderungen den Ort wieder attraktiver machen könnten. Alte Industrieanlagen wurden abgerissen und der Hafen vom Flussgelände ans Meer verlegt. Der frei gewordene Platz wurde mit neuer Architektur urbanisiert. Hauptaugenmerk war dabei das Guggenheim-Museum, eines der aufregendsten Gebäude der letzten Jahre, eines der Hauptwerke des Dekonstruktivismus und gleichzeitig ein spektakuläres Haus, dass allein schon durch sein andersartiges Aussehen den Betrachter fasziniert. Durch eine entsprechende Vermarktung entwickelte sich ein Besucherstrom aus ganz Europa, um sich das Gebäude anzusehen und in seinen Ausstellungshallen, Meisterwerke der zeitgenössischen Kunst zu bewundern (wenngleich die Kunst sich immer hinter ihrem Behälter anstellen muss oder anders gesagt: der Star ist das Bauwerk, nicht sein Inhalt).
Doch mit dem Museum allein ist es nicht getan. Weitere international renommierte Stararchitekten verewigten sich in der Stadt und formten das neue Bilbao, 1995 wurde eine U-Bahn von keinem geringeren als Norman Foster gestaltet, Santiago Calatrava projektierte die ZubiZuri Brücke und den Terminal des Flughafens und das Architekturbüro von Cesar Pelli plante den 165m hohen Büroturm der Konzernzentrale eines großen Energieunternehmens. Dazu gesellen sich einige historisch höchst interessante Bauwerke, wie die „Puente Colgante“ die 2006 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Bilbao wirkt daher heute wie eine alte Industriestadt, die im ständigen Wandel zum modernen Zentrum unterliegt.

Der Wandel bleibt dabei nicht auf die eigentliche Stadt Bilbao beschränkt, die mit rund 41km² und rund 350.000 Einwohnern nicht sonderlich groß ist und eher wie hineingepresst in das Tal des Nervíon liegt. Dieser vermischt sich in Höhe der Altstadt mit Meereswasser und der Fluss wird bis zu seiner Mündung in 16km Entfernung immer breiter. Entlang des Flusses, der ab hier auch Rìa de Bilbao genannt wird, entstanden zahlreiche weitere Orte, die den Ballungsraum Bilbao ausmachen. Interessant ist das an der linken (oder westlichen) Flussseite zumeist die Industrie und die Arbeiterstädte angesiedelt wurden (z.B. Barakaldo), während die rechte Flussseite eher wohlhabende Städte (wie Getxo) entstanden. Summiert man die gesamte Metropolregion auf, so kommt man bei 500km² auf 910.843 Einwohner. Somit ist die Metropolregion die fünftgrößte in Spanien. Interessant ist, dass die eigentliche Stadt Bilbao nur rund 38% der Gesamtbevölkerung der Metropolregion ausmacht. Ein Ziel der Stadtentwicklung, welche die gesamte Region stärker mit einbeziehen möchte, ist es, die Orte am Fluss zu verbinden. Dafür wurde unter anderem das gemeinnütze Unternehmen Ria Bilbao 2000 gegründet, um nicht genutzte ehemalige Industrieflächen wiederzubeleben. Das Unternehmen kann viele Erfolge verzeichnen. Sehr interessante Bauwerke entstanden, wie das Azkuna Zentroa, oder auf Spanisch, die Alhóndiga, ein außergewöhnliches Kulturzentrum, das 1909 als Warenhaus für Wein eröffnet wurde und zum Ende des 20. Jahrhunderts von Philippe Starck umgebaut wurde. Ein weiteres wichtiges Element der Verbindung der Vororte mit dem Zentrum ist die Metro, die größtenteils von Norman Foster gestaltet wurde und auf zwei Metrolinien, die Vorstädte und Bilbao-Zentrum vereint. So kann man von Bilbao nicht nur als der eigentlichen Stadt, sondern als gesamter Region im Unterlauf und der Mündung der Flusses Nerviòn sprechen.

Bilbao liegt im „grünen Spanien“, also an der regenreichen Atlantikküste, genauer am Golf von Biskaya, der für sein stürmisches Wetter bekannt ist. Er hat seinen Namen übrigens von der baskischen Provinz Vizcaya bekommen, in welcher Bilbao liegt. Neben dem ständigen Regen, bedeutet dies, zumeist milde Temperaturen (im Sommer ist ein Temperaturgefälle von 15 Grad zwischen dem rund 400km entfernten Madrid und Bilbao keine Seltenheit), ständig grüne Hügel, die irgendwie das Baskenland auszumachen scheinen und ein Ambiente, dass eine ganz andere Seite von Spanien zeigt. Die Zeit scheint hier etwas mitteleuropäischer zu sein, es wird eher gegessen und in den Bars und Geschäften hört man fast die sonst im Lande quälend dahinfetzende spanische Schlagermusik nur sehr wenig. Auch die Hitze des Sommers ist, wie schon erwähnt, hier auch nur ein seltener Gast. Historisch gesehen entwickelte sich hier vor über 100 Jahren die baskische Nationalbewegung, auch wenn die Stadt wegen ihres eher großstädtischen Flairs auf dem ersten Blick viel weniger baskisch wirkt als beispielsweise Donostia-San Sebastián. Sehr stark vermischt sich baskisches und „Rest-spanisches“, was auch an der hohen Einwanderungswelle lag, von Menschen aus anderen Landesteilen, die in den wirtschaftlich florierenden Zeiten der 1950er, 60er und 70er, Arbeit im Baskenland fanden. Das führt auch dazu, dass nur rund 25% der Einwohner der Stadt Baskisch sprechen. Erschwerend kommt der Fakt hinzu, dass die Sprache keinerlei Ähnlichkeit mit anderen romanischen Sprachfamilien hat und so sehr schwer zu erlernen ist.

Zur Attraktivität Bilbaos zählt ebenso die baskische Küche, die sich vollkommen zu Recht eines großen Ruhmes erweist. Es sei jedem ans Herz gelegt, einen Abend lang von Bar zu Bar zu ziehen und von den dort ausgelegten Pinxos (kleinen Häppchen) zu probieren und diese mit einem Gläschen Xakoli (einem baskischen Wein) abzurunden.