Madrids Straßen
Einleitung | Gran Via | Die drei Paseos: | del Prado | del Recoletos | de la Castellana
Einleitung und kleiner Überblick
Madrid kann eine recht hohe Anzahl von Prachtstraßen für sich gelten machen. Diese äußerst repräsentativen Schneisen durch die Architektur und Landschaft verliehen der spanischen Hauptstadt den Glanz, der europäische Metropolen ausmacht. Wer auf der niemals müden Gran Via entlang spaziert, der wird sich unweigerlich fühlen, in einer pulsierenden Weltstadt zu sein, egal ob man sich Samstagnachmittags an den bummelnden Einkäufern oder den Schlange stehenden Musicalbesuchern vorbeischiebt, oder an einem Montag morgen die letzten Feiernden des Wochenendes begegnet, die sich in der langsam geschäftig werdenden Stadt verlieren.
[huge_it_maps id=“7″]
Oder man entdeckt einen der drei Paseos für sich, von der eleganten Präsentation historisierender Pracht und Kunst auf dem Paseo del Prado bis hin zum hinauf ragenden Ende der Castellana, die stetig aufwärts führend bei den Wolkenkratzern des CTBA endet. Die unterschiedlichsten Straßen finden sich in Madrid. Kleine und enge Gassen in der Latina, oder in Chueca erinnern an die mittelalterliche Stadt und sind heute beliebte Ausgehpassagen mit Bars, Restaurants und Geschäften. Die größeren Boulevards, besonders im noblen Osten der Stadt, wie Calle Serrano oder Principe de Vergara durchschneiden das quadratische Nobelviertel Salamanca und sind Heimat von Luxusmarken und edlen Boutiquen. Die Hortaleza, die Fuencarral und die Calle San Bernardo ziehen sich wie kleine Ausfallstraßen durch die nördliche Innenstadt und auf, sowie rechts und links von ihnen gibt es viel zu entdecken, die neusten Bars, trendige Restaurants, einschlägige Clubs oder hipster-magnetisierende Bekleidungsgeschäfte. Alle drei genannten Straßen münden in die Calle de Alberto Aguilera, wo das verwinkelte und alte Madrid der Gassen endet und die planvolle Stadt der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts beginnt. Hier liegt die erste Ringstraße (gelb auf der Karte eingezeichnet) von Madrid und nicht wie man vermutet am Autobahnring M-30, der verkehrsreichsten Straße des ganzen Landes. Die M-30 heißt nicht umsonst 30, weil es schon zwei weitere historisch vorher angelegte Ringstraßen, weiter innerhalb der Stadt liegende Boulevards gibt, die gleichfalls einen Ring um das Innerste der Stadt bilden. Der innerste Ring ist dabei schon in der Zeit Philip IV als Umrundung der Stadt entstanden. Man kann ihn heute noch erahnen, wenn man sich vom Bahnhof Atocha nach Osten bis hinter dem Retiro aufmacht um über den Plaza de Colon auf den Boulevards zu kommen, der an jeder größeren Kreuzung seinen Namen zu ändern scheint (erst Genova, dann Sagasta, dann Carranza, schließlich Alberto Aguilera). Bis man in den im Westen etwas orientierungslos wird, denn hier ist er bis hinunter zur Puerta de Toledo etwas unklar. Das gilt eigentümlicherweise auch für den zweiten Ring (dunkelgelb auf der Karte), der im Norden mit der Avenida de la Reina Victoria beginnt und sich in einem größeren Bogen im Osten (über die Calle de Raimundo Fernández Villaverde, Calle de Joaquín Costa, Calle de Francisco Silvela, Calle del Doctor Esquerdo und Calle de Pedro Bosch) bis zur Calle Méndez Álvaró zieht. Im Westen gibt es eigentlich nur die M-30, welche im vielleicht aufregendsten urbanen Bauprojekt der letzten Jahrzehnte in Madrid unterirdisch geführt wird und Platz für den Madrid-Rio Park macht.
Das hier eine Autobahn unter der Erde verschwindet ist zwar kostspielig, aber keinesfalls bedauerlich, denn Schnellstraßen (wie übrigens Tunnel auch) meint man im Großraum Madrid genug zu besitzen. Es gibt freie und zu bezahlende Schnellstraßen und an Tagen, wo die „Operacion Salida“ ausgerufen wird (also beispielsweise vor Ostern, oder zum Beginn der Sommerferien) sollte man sich überlegen, ob die zahlungspflichtigen Autobahnen, die ein R statt eines M in der Bezeichnung tragen, nicht eine bessere Alternative sind, die Stadt zu verlassen, so wie das scheinbar in diesen Momenten auch jeder andere Autobesitzer Madrids zu planen scheint.
Straßen gibt es also genug und in allen möglichen Variationen in Madrid. Als nächstes sollen die oben schon angedeuteten besonderen Prachtstraßen etwas näher beschrieben werden.
Gran Via
Daten: Länge: 1,3km | Breite: 25-35m | Richtungsverlauf: Ost-West| grün auf der Karte verzeichnet
1910 begann man in der spanischen Hauptstadt, einen neuen Prachtboulevard zu errichten, welcher der Stadt ein weltstädtisches Gesicht einer Metropole geben sollte schließlich wollte man auch etwas vom Glanz Paris haben. König Alfons XIII. selbst hatte großen Einfluss darauf genommen, den nördlichen Teil der Innenstadt, mit ihrem verwinkelten Gässchen aus dem Mittelalter zu durchbrechen und eine Verbindung von der Calle Alcalá zur nordwestlichen Stadtausfahrt herzustellen. Zwar sollte die Gran Vía erst 30 Jahre später komplett fertiggestellt sein (von der Calle Alcalá bis zum Plaza de España), doch bis heute erfreut sie sich großer Popularität. Anders als der Paseo de la Castellana (die Nord-Süd Achse der Stadt) ist die Gran Vía keine Straße der Bürogebäude, sondern eine Geschäfts- und Vergnügungsmeile mit Bars, Restaurants, Kinos, Musical-Theatern und den üblichen Bekleidungsgeschäftsketten.
Architektonisch ist die Gran Vía wie eine Reise von den Boulevards Paris bis hin zu den Hochhäusern New Yorks und drückt so auch das wechselnde Lebensgefühl und die unterschiedliche Ideologie der Zeit ihres Entstehens aus. Sie startet mit eleganten Häusern des Belle-Époque Zeitalters, was den historischen Stil der ersten Jahre ihrer Bauzeit repräsentiert. Ein erstes Mal durchbrochen wird dies durch das Telefónica-Hochhaus. Das 1929 fertiggestellte (89m hohe) Hochhaus gilt als einer der ersten Wolkenkratzer Europas. Die Architekten Ignacio de Cárdenas und Louis S. Weeks schufen hier ein Wahrzeichen der Madrider Innenstadt, das besonders im Bürgerkrieg im Brennpunkt der Luftangriffe stand (auch weil es wegen seiner Höhe einen ziemlich guten Markierungspunkt abgab). Der Palacio de la Música von Secundino Zuazo, der sich etwas weiter in Richtung des Platzes Callao befindet ist der architekturhistorische Wendepunkt der Gran Vía. Das 1928 beendete Gebäude steht genau zwischen dem historischen Stil des Belle-Epoche der ersten Häuser und dem nun einsetzenden sachlichen Stil, der bis zum Monumentalen getrieben werden konnte. Hier am Callao angekommen, einem von Madrids geschäftigsten Plätzen, sticht das vielleicht berühmteste Gebäude der Straße in die Augen, das Edificio Carrión mit dem Kino Capitol. 1933 beendet, unter der Leitung der Architekten Luis Martínez Feduchi und Vicente Eced, ist es zwar mit seiner Getränkemarkenwerbung in den letzten Jahren bekannt geworden, aber seine architektonische Qualität liegt hinter dem blinkenden Schildern. Im Stil der modernen Sachlichkeit erbaut und von den runden, sich über Eck ziehenden horizontalen Fensterbänken, bei Erich Mendelsohns sich inspirieren lassend, ist das Edificio Carríon ein elegantes Meisterwerk, das man nicht zuletzt deshalb auch in einigen spanischen Filmen wiederfindet, wie in „El dia de la bestía” (von Alex de la Iglesia) und das 2010 gleichfalls das Logo der 100 Jahresfeier zum Geburtstag der ganzen Straße zierte. Von hier verläuft die Gran Vía – für eine solch breite Straße ungewöhnlich – recht steil bergab bis hin zum Plaza de España. Dort thronen die monumentalen Hochhäuser der frühen Franco-Zeit. Sowohl das 117m hohe im rötlichen Ton gehaltene Edeficio España, als auch der weiße Torre de Madrid (124m) sind beide von den Architektengebrüdern Joaquín und Julián Otamendi. In den 1950er Jahren errichtet, sollen die Hochhäuser die Potenz des „neuen Spaniens” unter Franco zeigen. Auch wenn hier die Gran Via endet ist ihre Erweiterung die Calle de la Princesa der Ausgang aus der Innenstadt, der nochmals einen monumentalen Abschluss am Plaza Moncloa findet mit einer Art eigenem Forum des Franco-Regimes. Dies beinhaltet zum einen das von Luis Gutiérrez Soto geplante Luftfahrtministerium, dass eine zeitgenössische Version des Escorials darstellen soll. Zum anderen ist noch der triumphale Arco de la Victoria, der seit 1956 daran erinnert das das Franco Regime den spanischen Bürgerkrieg gewann.
Im Jahr 2010 wurde stadtmarketingtechnisch hoch professionell ausgedacht, der 100. Geburtstag der Gran Via gefeiert. Das man dafür so viel Aufwand betrieben hat, zeigt schon die Stellung und das Renommee das die Straße in ganz Spanien genießt. Anders als bei Nachbarschaftsfesten, wo die Straße der Ort des Festes ist und die Bewohner des Ortes dort mit ihren Gästen feiern, ist es bei den Festlichkeiten zu „100 Jahre Gran Vía” so gewesen, dass die Straße zelebriert wurde. Ein ganzes Jahr lang stand die Gran Vía im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. TV-Berichte, Ausstellungen und insbesondere, der Ort an für sich, wurden in immer neuen Events in den Vordergrund gehoben. Einen ganz besonderen Anlass erzielte man in Madrid zu San Isidro, dem traditionellen Fest der Stadt. An diesem Tag, dem 15.5. wurde ein blauer Teppich auf der Straße verlegt, um den Autoverkehr für einen Samstag zu verbannen und nur die Menschen auf diesem Teppich laufen zu lassen. Drei verschiedene Bühnen zeigten Konzerte jedweder musikalischer Richtung und zur großen Freude insbesondere aller Restaurantbetreiber, wurde der Genuss, einmal auf der breiten Straße ohne Autoverkehr zu laufen, auch nicht von Imbiss- oder Getränkebuden gestört. Madrid hat es damit geschafft ein Event zu veranstalten, dass die Stadt, ihre Einwohner und Besucher das ganze Jahr beschäftigte, Kommunikation generierte und damit etwas zum Mythos und vielleicht auch zur Aura der Gran Via und damit auch zur Stadt beitrug. In wie weit sich dieses Ereignis ins kulturelle Gedächtnis eingräbt bleibt abzuwarten. Erfreulich ist dabei, dass sich die kommerzielle Nutzung dieses Projektes angenehm zurückhaltend präsentierte und die vielen Ausstellungen und Reportagen durchaus einen Bildungsgedanken in sich trugen, der einen guten Blick auf das letzte Jahrhundert spanischer Geschichte in Madrid zuließ.
In den letzten Jahren wurde die Gran Via dem immer starker werdenden Fußgängerverkehr angepasst und die Bürgersteige gegenüber der Fahrbahn erheblich verbreitert, während der Autoverkehr zunehmend für reine Durchfahrten gesperrt wurde. Das trägt nicht nur dem allgemeinen Trend Rechnung, Innenstädte wieder in die Hände von Fußgängern und Radfahrer zu legen. Ihre Stellung für den Autoverkehr verliert die Gran Via zunehmend und man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass es von Jahr zu Jahr mehr Fußgänger werden, welche die Gran Via zu jeder Tageszeit zu einer quriligen Großstadtmagistrale machen. Doch im Gewirr der Musicalbesucher, afrikanischen Handtaschen und Fußballtrikothändler, Schuhputzer, Selfiestangen tragenden Touristen, gestressten Madrilenen, Flaneuren aller Art und Flagshipstore Bummlern verliert die Straße auch etwas. Das gilt besonders für die Restaurants der Straße. Seit 1981 hier das erste McDonalds Spanien eröffnete, hat sich die Gran Via in ein Sammelbecken von Bar- und Restaurantketten gewandelt, was die Straße zwar einerseits zu einem Musterbeispiel der globalisierten Welt des weltweiten Marktplatzes macht, andererseits aber auch etwas unspannend werden lässt, denn eine traditionelle spanische Bar findet sich auf der ganzen Gran Via nicht mehr.
Die drei Paseos: Prado, Recoletos und Castellana
Madrids Nord-Süd Achse ist ein gewaltiger Straßenzug, der sich vom Hauptbahnhof der Stadt Atocha im Süden bis zum neuen Wolkenkratzergebiet im Norden dem CTBA zieht. Diese über acht Kilometer lange Schneise am früheren östlichen Ende der Stadt, die heute Mitten in Madrid liegt, unterteilt sich in drei unterschiedliche Straßen, deren Gemeinsamkeit im ersten Wort ihrer Namen liegen. Es sind die Paseos … del Prado, …del Recoletos und …de la Castellana (alle in unterschiedlichen blau Tönen auf Karte verzeichnet).
Paseo del Prado
Daten: Länge: 1,1km | vom: Plaza del Emperador Carlos V (S) zum Plaza de Cibeles (N) führend
Der Paseo del Prado ist der historisch erste Abschnitt der Nord-Süd Achse, der zum Zeitpunkt seiner Entstehung aber eher der Ostabschluss der Stadt Madrid war. Früher lag hier ein kleines Tal, dass man noch heute in seiner geographischen Lage erkennt, wenn man vom Retiro-Park abwärts zum Paseo del Prado läuft, ihn überquert und dann die Calle Atocha wiederum steil aufwärts spaziert. Besondere Bedeutung bekam die in diesem Abschnitt entstehenden Straße, als im Laufe des 18. Jahrhunderts das Schloss, der Palacio Real neu aufgebaut werden musste, da das alte Bauwerk 1734 ein Opfer der Flammen wurde. Die königliche Familie verlegte daraufhin ihren Sitz in den heute nicht mehr existierenden Palacio Buen Retiro, von dem quasi nur der Park übrigblieb. Die Nähe der höchstmöglichen Gesellschaft verleitete die feine Madrider Gesellschaft den Paseo zum Flanieren zu benutzen, zum Sehen und Gesehen werden, ob nun mit Kutsche, Pferd oder nur zu Fuß. José de Hermosilla legte 1767 einen Plan für das Projekt „Salón de Prado“ vor, dass eine breite Allee beinhaltete, die von runden Plätzen mit Brunnen unterbrochen wurden, ideal für das städtische Bedürfnis nach aristokratischem Flanieren. Da er aber verstarb, setzte Ventura Rodríguez seine Pläne um und ließ den Kybele Brunnen, (im spanischen „Cibeles“), den Neptunbrunnen (beide je 1782), den Vierjahreszeitenbrunnen, der auch als Apollobrunnen (1802) bekannt ist und den Artischockenbrunnen (1781) bauen. Damals war vollkommen unklar und sicherlich unvorstellbar, dass Cibeles und Neptuno heute für die Siegesfeierlichkeiten der beiden großen Fußballklubs Real und Atletico Madrid benutzt werden und dann als Sammlungspunkt für ausgelassene Feierlichkeiten dienen. Die Arbeiten am neuen „Salón de Prado“ fanden in einer Epoche statt, in welcher der Paseo so etwas wie der erste Ort der Umgestaltung Madrids hin zu einer europäischen Metropole der Aufklärung wurde. Im Geiste dieser Bewegung wurde der Botanische Garten angelegt. 1785 entstand nördlich vom Park ein Bau, der eine wissenschaftliche Akademie aufnehmen sollte, ein Kabinett der Naturgeschichte und ein chemisches Labor. Letztendlich wurde es 1808 fertiggestellt, doch die französische Besetzung Spaniens verhinderte seine Nutzung. Erst 11 Jahre später, am 19. November 1819 wurde der Bau eröffnet, allerdings in vollkommen anderer Nutzung, als Kunstmuseum „Prado“. Heute ist er der Mittelpunkt einer ganzen Ansammlung von Museen, die allesamt Weltruhm genießen. Ganz im Süden des Paseos, entlässt die erst kürzlich umbenannte Metro-Station „Estacion de las Artes“, jede Menge Kunstbegeisterte aus dem Untergrund, welche hier in die bis heute entstandene „Museumsmeile“ einbiegen können. Ob nun in das „Reina Sofia“ (das allerdings nicht mehr auf dem Paseo liegt, aber in unmittelbarer Nachbarschaft), das Caixa Forum, das Thyssen-Bornamiza oder eben den Prado, dem Kunstliebhaber bietet der Paseo del Prado so viel an, wie er es sonst kaum noch in Europa in so einer zusammengeballten Dichte finden kann. Der Ausdruck von Eleganz und Stil, gern im historisierenden Stil (lediglich das Caixa Forum bildet da eine gewisse Ausnahme bei den Bautwerken der Straße) ist das äußerliche Credo des Paseos del Prados. Das zeigt sich architektonisch nicht nur in den Luxushotels am Plaza Neptuno, sondern auch am Bauwerk der Börse oder der spanischen Staatsbank, der Banco de España, die am nördlichen Ende des Paseos thront und Madrids vielleicht repräsentativste Straße abschließt.
Paseo de Recoletos (oder auch nur kurz: Recoletos)
Daten: Länge: 0,7 km | vom Plaza de Cibeles (S) zum Plaza de Colón (N) führend
Immer noch elegant wird am Plaza de Cibeles aus dem Paseo del Prado der Paseo del Recoletos. Sein in der Straßenmitte führender Fußgängerboulevard macht diesen Teil der großen Paseo Nord-Süd-Achse zu einem sehr einladenden Abschnitt für einen Spaziergang. Es finden sich Wasserspiele und Denkmäler, Straßencafes laden zum Verweilen ein und viele Menschen nutzen diesen Mittelteil der Straße zum schlendern (auch weil die an den Straßenseiten angebrachten Fußwege ärgerlich eng sind). So finden auf diesem mittleren Fußgängerboulevard im Laufe des Jahres auch immer wieder kleinere Märkte statt, wie die Bücherstände im Frühjahr und Herbst des Jahres, bei denen man fast vergisst hier eigentlich im Mitten des Madrider Verkehrs zu stehen. Geschichtlich ist Recoletos eng mit dem Paseo del Prado verbunden und quasi eine Erweiterung des Boulevards, den man im kleinen Abroñigal Flusstal baute. Benannt ist dieser Abschnitt nach dem Augustiner-Rekolleten-Kloster welches in dieser Gegend seit 1592 existierte. Die Straße endet schließlich im großen Plaza Colón, dessen Größe nur noch von der auf ihm aufgestellten spanischen Flagge überboten wird.
Paseo de la Castellana (oder auch nur kurz: Castellana)
Daten: Länge: 6,3km | vom Plaza de Colón (S) zur M30 (N) führend
Der Paseo de la Castellana ist die mit Abstand breiteste Straße der Stadt (ausgenommen die Autobahnen der Stadt) und sie bildet den Hauptteil der Nord-Süd Achse Madrids. Anders als auf der Gran Via ist die Castellana aber eine Straße des Autoverkehrs. Nur ausgewiesene Enthusiasten würden die Straße von ihrem Beginn am Plaza de Colón bis zu ihrer Einmündung in die Autobahn M-30 im Norden komplett spazierend abgehen, zumal die Castellana auch anders als die beiden anderen Paseos keinen breiten mittleren Fußgängerweg mehr hat. So finden sich auf der Castellana auch keine Theater (ausgenommen vielleicht vom Estadio Bernabeu, dem Stadion von Real Madrid) sondern hauptsächlich Banken, Botschaften, Bürokomplexe und Hochhäuser. Noch dazu ist die Straße Schauplatz jährlicher Großveranstaltungen, angefangen von der Drei Königsparade am 5.Januar, einem besonders von den Kindern der Stadt überaus geschätzter Termin über Festveranstaltungen zum Nationalfeiertag bis hin zu Sportevents wie der letzten Etappe der Radrundfahrt Vuelta de España.
Die Straße beginnt am Plaza Colón und endet nach rund 6km im Norden der Stadt an der Autobahn M30. Ihre Geschichte ist aber abgekoppelt von den beiden anderen Paseos und beginnt weitaus später. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die Stadt stark nach nördlicher Richtung hinaus, ungefähr bis auf die Höhe des heutigen Komplexes Nuevos Ministerios, wo damals noch eine alte Pferderennbahn stand, die in ihrer schieren Größe das Wachstum der Stadt an dieser Stelle bremste und verlegt wurde. Dafür wurden hier seit 1933 die neuen Ministerien gebaut, ein großzügiger Verwaltungskomplex, der von Secundino Zuazo geplant wurde, aber im Bürgerkrieg gestoppt wurde und schließlich 1942 fertiggestellt wurde. Daran anschließend sollte eine Hauptstraße weiter nach Norden führen, für die schon in den 1930er Jahren Pläne angefertigt wurden. Erst nach dem Bürgerkrieg wurden diese Überlegungen im sogenannten Plan Bidagor umgesetzt. Damit bildet der Paseo de la Castellana (im Volksmund auch nur Castellana) die entscheidende städtebauliche Nord-Süd Achse der spanischen Hauptstadt. Die Castellana wurde dabei als moderne Straße geplant, deren erster Ausdruck das Hochhaus und Verwaltungszentrum AZCA wurde, dem ersten Komplex von Wolkenkratzern in Spanien. Es dauerte aber bis in die 1980er Jahre als die Bauwerke in den Himmel schossen, trotzdem sind hohe Häuser zu einem Erkennungszeichen der weiterführenden Castellana geworden, die sich über den Plaza de Cuzco zum Plaza de Castilla zieht und dort mit den Torres KIO einen vermeintlichen Abschluss findet. Erst nach der Jahrtausendwende entstand noch weiter nördlich das CTBA, ein weiterer – noch höherer – Wolkenkratzerkomplex. (Mehr Informationen zu den Hochhäusern in Madrid finden sich hier)
Wie es sich für eine gute Verkehrsstraße gehört endet die Castellana im Norden einfach damit in die Ringautobahn M-30 zu fließen, was urbanistisch gesehen, äußerst unspektakulär verläuft, aber nur nochmal den Charakter dieser Straße als Autostraße verdeutlicht.