Geschichte Sevillas

Sevillas Geschichte reicht bis tief in die Vergangenheit und ihre Anfänge sind nicht wirklich geklärt. Sie beginnt schon bei den Phöniziern, die hier einen Handelsstützpunkt gründetet haben sollen. Klar ist jedoch, dass schon vor Ankunft der Römer der Ort bevölkert war und die Römer den Ort „Hispalis“ nannten, was sich vom phönizischen „Spal“ ableitet und wohl „unteres Land“ bedeutet. Die Stadt hatte eine wichtige strategische Bedeutung, weil der Fluss Guadalquivir, welcher damals noch „Betis“ genannt wurde, hier in einen beschiffbaren Binnensee mündete und sich als Hafen hervorragend eignete. Vom Flussnamen her, leitete sich auch die römische Provinz „Baetica“ ab, deren wichtigster Ort Hispalis war. Mit dem Ende der römischen Zeit kamen 428 die Vandalen, mit jenen die Plünderungen des Ortes, bevor letztendlich die Westgoten die iberische Halbinsel einnahmen. Sie machten die Stadt zu einem Bischofssitz, in welchem Isidor von Sevilla lebte und arbeitete. Er galt als der letzte große gelehrte der Spätantike.

Doch die Herrschaft der Westgoten dauerte nicht lange an. 712 eroberten die Mauren die Stadt. Sie machten den Ort zur Hauptstadt einer Provinz und gaben ihr einen neuen Namen. Die Stadt wurde fortan Išbīliyya gerufen. Daraus wurde dann später, der heutige Name Sevilla. Auch in der Zeit islamischer Besetzung wechselten sich die Herrschaftsverhältnisse zwischen verschiedenen Kalifen ab, die es aber jeweils verstanden die Stadt auszubauen. Unter den Almohaden, die 1147 an die Macht kamen, wurde Sevilla zum wichtigsten Ort in „al-Andaluz“ (da ist die Bezeichnung  der maurischen besetzten Gebiete auf der iberischen Halbinsel, der Name Andalusien verweist noch heute darauf). Hier baute man die große Moschee, eines der prestigeträchtigsten Bauwerke der iberischen Halbinsel. Noch heute sind deren Reste in der Kathedrale auszumachen. 1248 eroberte Ferdinand III. von Kastilien die Stadt, was jedoch die Wirtschaftskraft der Region einschränkte, denn nach Schätzungen verließen rund 300.000 Mauren Sevilla und die Umgebung und wanderten nach Nordafrika oder Granada aus, das noch in islamischer Hand war. 1391 erlebte Sevilla ein blutiges Judenprogrom. Ein trauriges Schicksal das einige Orte auf der iberischen Halbinsel nach er Re-Christianisierung ereilte.
Sevillas Bedeutung wuchs mit der Eroberung der neuen Welt – Amerikas. Christopher Kolumbus entdeckte unter spanischer Flagge die neuen Territorien und schnell machten sich die Spanier daran, die dort gefundenen Schätze als die ihren zu reklamieren und nach Europa zu bringen. Sevilla wurde Hauptumschlagplatz des Amerikahandels und hatte eine Monopolstellung inne. Noch heute verweist man hier mit Stolz darauf, dass Sevilla im 16. und 17. Jahrhundert die wichtigste Stadt der Welt war. Auch wenn dies sicherlich diskutabel ist, so muss man sich schon verdeutlichen, dass nicht nur alle anderen spanischen Hafenstädte keine Rechte hatten, mit Amerika direkt zu handeln und so Händler immer erst Sevilla anlaufen mussten, auch andere europäische Handelsflotten mussten immer erst die Stadt am Guadalquivir besuchen, um an die kostbaren Güter zu gelangen. Sevilla wurde zu einem Zentrum von Handel, Macht, Wissen und Kultur. Amerigo Vespucci (nach ihm wurde der neue Kontinent benannt) oder auch Ferdinand Magellan (plante die erste erfolgreiche Weltumseglung, wenngleich er sie nicht überlebte) arbeiteten hier ihre Entdeckungsreisen aus. Die Casa de Contratación war das Verwaltungszentrum für alle amerikanischen Angelegenheiten des spanischen Staates und daher eine Art Superministerium, dass nicht in Madrid, sondern in Sevilla stand. Das Ende dieser Glanzzeit kam wie so viele Veränderungen in Spanien mit dem Erbfolgekrieg von 1701 bis 1714. Sevilla setzte auf die prohabsburgische Seite und mit der Übernahme der Macht durch die französischen Bourbonen verlor die Stadt 1717 ihr Handelsmonopol an Cádiz. Zweifellos trug zu dieser Entscheidung auch die zunehmende Versandung des Guadalquivir bei.
Trotzdem überlebten zahlreiche Verbindungen zur neuen Welt, 1728 nahm beispielswiese die Real Fábrica de Tabacos ihre Arbeit auf. Im damals zweitgrößten Gebäude Spaniens (nachdem El Escorial) wurde, wie der Name hinweist, Tabak produziert. 1758 wurde die erste spanische Zeitung außerhalb Madrids in Sevilla herausgegeben, jedoch dauerte es bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts ehe die Stadt einen Bau- und Bevölkerungsboom erlebte. Auch wenn Sevilla keine Industriestadt wurde, siedelten sich einige Gewerbe an, insbesondere die Keramikproduktion. Das Wachstum wurde beschleunigt durch den Abriss der alten Stadtmauern und den Anschluss an das Eisenbahnnetz. 1929 war die Stadt Gastgeber der Ibero-Amerikanischen Ausstellung, der die Ausdehnung der Stadt nach Süden beschleunigte, indem man neben dem Maria Luisa Park auch den immer noch imposanten Plaza de España schuf. Im spanischen Bürgerkrieg fiel die Stadt sehr schnell in die Hände der franquistischen Truppen.
Neuen Glanz sollte Sevilla anlässlich der 500 Jahrfeier der Entdeckung Amerikas erhalten. 1992 erhielt man die Weltausstellung. Dafür wurde sogar die erste Hochgeschwindigkeitszugstrecke Spaniens von Madrid nach Sevilla verlegt (das der damalige Ministerpräsident Felipe González aus Sevilla stammte, war für Region sicherlich nicht abträglich) und ein riesiges Expo-Gelände angelegt, welches leider heute in weiten Teilen zeigt, dass Großereignisse und Nachhaltigkeit meistens nicht Hand in Hand gehen. Ein Teil der Fläche wird versucht gerade wiederzubeleben, mit dem neuen Wolkenkratzer Torre Cajasur, der mit seinen 180m Höhe dem Stadtbild eine neue Wendung gibt.

Geschichte Leipzigs

Die Geschichte Leipzigs geht zurück auf das Jahr 1015, als der Ort als urbs Lipzi („Stadt der Linden“) erstmals erwähnt wurde. Das Örtchen lag günstig an der Kreuzung der Via Regia (vom Atlantik nach Osteuropa) und Via Imperii (von der Ostsee nach Rom). 1165 wurde Leipzig nicht nur das Stadtrecht, sondern auch das Marktprivileg erteilt. Die Stadt gehörte zur Markgrafenschaft Meißen, die 1439 zum Kurfürstentum Sachsen wurde. Im Jahr 1485 kam es zur sogenannten „Leipziger Teilung“, bei dem die Brüder Albrecht und Ernst das Land Sachsen aufgliederten. Die Stadt befand sich nun im Territorium der „albertinischen“ Linie (aus der „ernstinischen“ Linie entwickelte sich später Thüringen). Zur Hauptstadt der „Albertiner“ wurde aber nicht Meißen oder Leipzig ernannt, sondern das damals unbedeutende Dresden (zum Vergleich 1507 hatte Leipzig rund 9.000 Einwohner, Dresden aber nur 2.500).
In Leipzig gab es dafür aber eine Universität. Schon am 2. Dezember 1404 wurde die „Alma Mater Lipsiensis“ gegründet. Heute ist sie damit die zweitälteste durchgehend betriebene Universität auf deutschen Boden. Hier fand 1519 beispielsweise die Leipziger Disputation statt, ein Streitgespräch zwischen Martin Luther und dem katholischen Theologen Johannes Eck. Ebenso wichtig war das Messeprivileg der Stadt. 1497 wurde Leipzig zur Reichsmessestadt ernannt, Kaiser Maximilian I. erweiterte das Stapelrecht (Kaufleute mussten ihre Waren vor Ort anbieten) auf 115km (in diesem Umkreis durften keine weiteren Messen abgehalten werden). Leipzig entwickelte sich zu einem hervorragenden Handelsplatz, besonders der Fell- und Werkzeughandel erlangten europäische Bedeutung. Leipzigs Bedeutung wuchs stetig und mit ihr die Lebensqualität für die Bürger. Im 16. Jahrhundert wurde die Trinkwasserversorgung verbessert, um 1650 erschienen 6-mal wöchentlich die „Einkommenden Zeitungen“, die erste Tageszeitung der Welt. Der Dreißigjährige Krieg jedoch fügte der Stadt schweren Schaden zu, berühmt ist die Schlacht bei Lützen (etwa 30km südwestlich der Stadt), als der schwedische König Gustav Adolf fiel. Auch spätere Kriege zogen die Stadt unter Mitleidenschaft, so wurde während des Siebenjährigen Krieges Leipzig von den Preußen besetzt. Am bedeutendsten war aber 1813 die Völkerschlacht bei Leipzig, als die verbündeten Heere von Österreich, Preußen, Russland und Schweden die napoleonischen Truppen entscheidend schlugen und die Niederlage Frankreichs besiegelten.
Leipzig entwickelte sich auch zu einer bedeutenden Stadt des Buchdrucks. 1825 wurde hier der Börsenverein der Deutschen Buchhändler gegründet. Die in der Stadt ansässigen und wirtschaftlich immer bedeutender werdenden Händler forcierten den ersten Bau einer deutschen Ferneisenbahnstrecke nach Dresden, welche 1839 eröffnet wurde. Die mittlerweile einsetzende Industrialisierung in Deutschland führte dazu, dass Leipzig 1871 Großstadt wurde (als 7. Stadt im damaligen Kaiserreich, aber nach Dresden das schon seit 1852 diesen Status erreichte). Seit 1879 wurde das Reichsgericht in der Stadt etabliert, was das höchste Zivil- und Strafgericht im Deutschen Reich darstellte. Um die Jahrhundertwende erlebte Leipzig einen beispiellosen Bevölkerungsanstieg und war 1913 schon die viertgrößte deutsche Stadt mit 590.000 Einwohnern. 1930 waren es dann 700.000 Einwohner. Leipzigs Bedeutung als Messe und Medienstandort erlebte seinen Höhepunkt, wegen der verkehrstechnisch günstigen Lage im Herzen Deutschlands. Der 2.Weltkrieg führte auch in Leipzig zu erheblichen Schäden. Durch Bombardierungen verloren rund 6.000 Menschen ihr Leben.
In Zeiten der DDR verlor die Stadt sukzessive an Einwohnern. Auch für das Ende des ostdeutschen „Arbeiter- und Bauernstaats“ war Leipzig mitverantwortlich, als die Friedensgebete in der Nikolaikirche zu immer größeren Ansammlungen der Opposition führten, ob deshalb die Bezeichnung „Heldenstadt“ schon zutreffend ist, mag man diskutieren dürfen. Nach 1990 folgte der kontinuierliche Aufstieg der Stadt, der den Bevölkerungsverlust umkehren konnte und heute ein wachsender Messe-, Medien- und Universitätsstandort ist und als einer der Vorzeigestädte Ostdeutschlands gilt.   

Geschichte Liberecs

Im 13.Jahrhundert wurde die Gegend zwischen Iser- und Jeschkengebirge, von deutschen Siedlern erschlossen, in denen bis dato nur wenige Slawen wohnten. Die älteste Siedlung der Gegend ist Frydlant (deutsch: Friedland) und war lange der dominante Ort in der Region. Reichenberg wurde erstmal 1352 erwähnt und vergrößerte sich stätig, wenn auch langsam. Schon im Mittelalter lag die Sprachgrenze zwischen Deutsch und Tschechisch rund 10km südlich der Stadt in etwa auf der Höhe des Jeschkenkamms. Ein wirtschaftlicher Aufschwung erlebte Reichenberg im 16.Jahrhundert mit dem Aufbau der Textilherstellung, vorher hatte das Örtchen fast keinerlei Bedeutung. Nordböhmen wurde zu einem Zentrum der Tuchmacherei und Leinenweberei, wovon auch die Stadt Reichenberg profitierte und 1577 mit dem Stadtrecht bedacht wurde. Der 30-jährige Krieg warf, wie so viele andere Gebiete, die gesamte Region stark zurück. Auch im Siebenjährigen Krieg war Reichenberg Ort einer Schlacht zwischen Österreich und Preußen (1757). Im späteren 18. Jahrhundert entstanden mit der Welle des Frühkapitalismus zahlreiche Manufakturen, diese zogen auch immer mehr tschechisch sprechende Menschen an und in diese Zeit fällt die erstmalige Erwähnung des Ortes mit dem tschechischen Namen Liberec. Durch die gute Lage an wasserstarken Flüssen in der bergigen Landschaft wurde der Energiebedarf einer florierenden Wirtschaft gut kompensiert. Bald entstanden andere Industriezweige, wie die Maschinenindustrie, die hauptsächlich Textilmaschinen lieferte. Die Firma Liebieg errang damit beispielsweise Weltruhm und war sogar das größte Unternehmen der Donaumonarchie Österreich-Ungarn. Die Stadt zog also verstärkt Menschen an, die in den Fabriken der Stadt arbeiteten, dies waren zunehmend tschechisch sprechende Arbeiter. So waren 1860 nur 1% der Einwohner Reichenbergs tschechische Muttersprachler, 1900 waren es bereits 8%. Um die Jahrhundertwende war Reichenberg die zweitgrößte Stadt Böhmens (nach Prag) und die Stadt hatte einigen Wohlstand durch die industrielle Entwicklung gewonnen. Ausdruck davon ist beispielswiese das Rathaus der Stadt (1893 eingeweiht), dass von Franz von Neumann, einem Mitarbeiter des Baumeisters des Wiener Rathauses errichtet wurde und das in seiner Form diesem auch stark ähnelt. Zahlreiche größere Villen entstanden und trugen auch dazu bei, Reichenbergs Image als reiche deutsche Stadt in Böhmen zu festigen. Immer wieder versuchte man in Konkurrenz zum verstärkt tschechisch geprägten Prag zu treten, eine Situation die aufkommende nationale Konflikte eher verstärkte. Der 1. Weltkrieg brachte Hunger und Armut nach Reichenberg, das ohne militärische Schwerindustrie nur wenig Möglichkeiten hatte, an einer Kriegswirtschaft zu verdienen. Nach dem Ausrufen der Tschechoslowakischen Republik am 28. Oktober 1918, wurde als Reaktion der deutschsprachigen Bevölkerung, nur kurze Zeit später die Provinz Deutschböhmen ausgerufen, deren Hauptstadt Reichenberg sein sollte. Jedoch wurden die Gebiete, die zwar mehrheitlich von Deutschen bewohnt wurden, aber zum neuen Staat Tschechoslowakei gehörten, schnell vom letztgenannten Militär besetzt. Der Anteil der tschechischen Bevölkerung nahm in den Folgejahren weiter zu, genauso wie politische Konflikte zwischen den Volksgruppen, die sich insbesondere in der Weltwirtschaftskrise verstärkten. Mit dem Münchner Abkommen 1938 fiel die Stadt an das Deutsche Reich und wurde in die „Sudentendeutsche Gebiete“ eingegliedert. Im Mai 1945 – nachdem Ende des 2.Weltkrieges – fiel Liberec wieder an die Tschechoslowakei zurück. Die deutsche Bevölkerung verließ mehrheitlich Böhmen, viele davon hatten nach ihrer Enteignung fast keinen Besitz mehr. Sie wurden teilweise ersetzt durch Neuansiedlungen aus Mittelböhmen und der Slowakei. Ebenso zogen zahlreiche Roma in die Stadt, wie in weite Teile Nordböhmens (siehe auch in Ústí nad Labem). Im Prager Frühling 1968 mussten in Liberec Todesopfer beklagt werden. Der Wiederstand gegen die einfahrenden sowjetischen Panzer wurde mit einer Verwirrungstatktik der Liberecer geführt, so tauschten die Bürger der Stadt alle Straßenschilder aus und nannten jede Straße von nun an „Dubĉekova ulice“ in Verbundenheit mit dem damaligen tschechischen Parteichef Alexander Dubĉek. Nach der Revolution 1989 suchte die Stadt verstärkt Anschluss an neu entstehende regionale Netzwerke, wie der Euroregion. In den letzten Jahren erregte Liberec Aufmerksamkeit, da die Stadt 2009 die Nordische Ski Weltmeisterschaft austragen durfte. Heute ist sie die 5. größte Stadt Tschechiens.

Geschichte Madrids

Übersicht dieses Artikels nach Abschnitten: Die arabische Siedlung Mayrit | Das christliche Städtchen Madrid | Madrid wird zur spanischen Hauptstadt | Das Madrid der Habsburger | Die Bourbonen in Madrid bis zum Zeitalter der Aufklärung | Die 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts | Von der Mitte des 19. Jahrhundert bis zum spanischen Bürgerkrieg | Von Franco bis heute

Die arabische Siedlung Mayrit

Obwohl man es in Madrid weniger gern hört, ist die Stadt eine arabische und keine christliche Gründung, obgleich es nicht wenige Historiker gibt, die Überlegungen anstellen, ob es Madrid nicht doch schon früher gab. Doch es gehört nur zur Vorgeschichte der Stadt, dass schon zu römischer Zeit hier eine Handelsstraße, von Complutum (dem heutigen Alcalá de Henares) kommend auf dem Stadtgebiet entlang führte. Anders als so viele spanische Städte, insbesondere der Mittelmeerküste, ist Madrid kein Überbleibsel einer römischen oder gar noch älteren Siedlung, sondern wurde in der Regierungszeit des Emirs von Cordoba (852-886), Mohammed I. erstmals (wohl 856) erwähnt. Das kleine Örtchen wurde Mayrit genannt, was eine Kombination aus den arabischen Wort „mayra“ (Wasserlauf) und dem lateinischen „etum“ bzw. in seiner Kurzform „it“(was mit Fülle übersetzt werden kann) ist. Diese Fülle an Wasser, die für diese Gegend typisch ist und auch den Namen der Stadt ausmacht, war zur damaligen Zeit von großer strategischer Bedeutung. Wurde ein Ort belagert, waren mehrere Wasserquellen ein großer Vorteil, um sich leichter zu verteidigen, da der Trinkwasservorrat nicht abgeschnitten werden konnte. Dieser Wasserreichtum ist für das spätere Wachstum Madrids nicht unentscheidend, denn anders als gewöhnlich, wächst die Stadt nicht entlang des Ufers des großen Flusses Manzanares, sondern erstaunlicherweise eher weg von ihm.
Mayrit war eine befestigte Frontstadt, die gegen die christlichen Eroberer des Nordens  errichtet wurde, insbesondere um die weit wichtigere Stadt Toledo, die Hauptstadt der Region, vor Angriffen des christlichen Königreichs Leon (das dann später im Königreich Kastilien aufging) zu schützen. Noch heute sind am Ende der Calle Mayor Reste der maurischen Stadtmauer zu sehen.  Mayrit besaß alle juristischen und religiösen Institutionen einer Kleinstadt, inklusive einer Moschee. Im Laufe der Jahre wurden die Mauern verstärkt und die nicht wenigen Angriffe der Christen abgewehrt. Unter dem Herrscher Abd-al-Rahman III. (929-961) erweiterte man die Stadt und Mayrit wurde zur „Medina“. Dieser Stadttyp besteht aus einer ummauerten Burg, einem „Alcazar“ und einer ebenfalls extra ummauerten Stadt, der Medina, in welcher sich die Wohnhäuser und die Moschee befanden. Man muss sich die Stadt als verwinkeltes Straßengewirr vorstellen, typisch für die arabische Architektur, die großen Wert auf Privatsphäre der Hausbewohner legt und zur Straße hin vermauert und abweisend wirkt. Außerhalb dieser Stadtmauern befanden sich Vororte, die zumeist von Christen bewohnt wurden. Der damalige Ort führte bis zum kleinen Tal des San Pedro Baches (heute führt hier die Calle Segovia entlang). Hier stand wohl auch die Puerta de la Vega, ein Stadttor, das zu den Gärten am Fluss führte (Vega symbolisiert den Ausgang zu den Gärten).
Mayrit hatte neben seinem militärischen Charakter als Sammlungs- bzw. Verteidigungsort der muslimische Heere, um nach Norden hin Strafexpeditionen gegen die aufmüpfigen Christen zu starten, noch eine Versorgungs- und Kommunikationsfunktion, den es befand sich immer noch in der Nähe der wichtigen Handelsstraße, die weiter nach Toledo führte. So siedelten sich auch mit der Zeit immer mehr Menschen hier an, wobei die Bedeutung des Orts weiter überschaubar bleib. Mit dem Zerfall des Kalifats von Cordoba fiel die Mayrit an das Taifa (daher ein kleineres arabisches Königreich) Toledo. Dieses Territorium wurde 1083 von Alfons VI. übernommen, der seit 1072 König von Kastilien, Leon und Galizien war. Nicht in einem kriegerischen Gefecht (wie es gern geschrieben wurde und zur Ideologie der Reconquista eher passte), sondern durch einen politischen Handel wurden die Herrschaftsverhältnisse verändert. Denn Alfons sicherte Alcadir, dem Herrscher von Toledo, Unterstützung bei Kämpfen gegen das islamische Königreich Valencia zu und bekam dafür das Taifa von Toledo mitsamt einigen Festungen, unter denen sich auch Madrid befand. Damit endete die arabische Geschichte der Stadt.   

Das christliche Städtchen Madrid

Nach der Übernahme der Christen kam es zu einigen Veränderungen in Madrid. Aus der Moschee wurde natürlich eine Kirche. Insbesondere die wohlhabenderen Mauren verließen die Stadt, die anderen Mudejar (ein Mudejar ist ein Muslim, der im christlichen Teil Spaniens lebt) tauschten die Wohnviertel mit den ehemaligen mozarabischen Christen (also jenen Christen, die im maurischen Spanien lebten). Diese zogen jetzt mehrheitlich, in die von Mauern geschützte Innenstadt. Die Mudejar durften weiter ihre Religion ausüben, mussten dafür aber eine spezielle Steuer zahlen.  Aber auch neue Bürger siedelten sich an. Hauptsächlich waren dies Ritter und Krieger aus den nördlichen Regionen der iberischen Halbinsel und sogar nördlich der Pyrenäen, diese erhielten Zahlungen und Land für ihre Verdienste, die zumeist direkt vom König Kastiliens kamen, denn dieser war für die Herrschaft in der Stadt verantwortlich. So entstanden neue Gemeinden entlang des alten Stadtkerns, die sich zumeist um eine neue Kirche Kirche ansiedelten. Ebenso zogen einige Juden in die Stadt, welche sich aber Repressionen erwehren mussten. Am schlimmsten dabei war ein Massaker im Jahr 1391, als auch die Synagoge der Stadt niedergerissen wurde.
Ein für mittelalterliche Städte zentraler Punkt war die Erhaltung und Erweiterung der Stadtmauern, um sich vor Gefahren zu schützen (diese Gefahren waren nicht nur kriegerische Angriffe, sondern auch Krankheiten die eingeschleppt werden konnten, nicht zu vergessen sind auch steuerliche Aspekte, die man mit einer festgelegten Grenze gut abrechnen konnte). Madrid lag anfangs immer noch im Frontgebiet des Flusses Tajo und 1108 versuchte der almoravidische König Yusuf Ben-Tashufin die Stadt zurückzuerobern. Doch Madrid konnte der langen Belagerung standhalten, jedoch waren Hunger und Krankheiten innerhalb der Mauern die Konsequenzen. Das heutige Campo del Moro erinnert noch heute daran, wo die Mauren ihren Belagerungs-Stützpunkt hatten. Im 12. Jahrhundert wurde daher ein zweiter Mauerring um die Stadt angelegt, der jetzt erstmals über den Verlauf des San Pedro Baches nach Süden hinausging.
Mit den weiteren militärischen Erfolgen der christlichen Heere, im Zuge der Reconquista, verlor Madrid seine Bedeutung als Frontstadt zunehmend, aber nicht als Quartier der kastilischen Könige, die sich immer häufiger hier aufhielten. Ein Grund war sicherlich das reichhaltige Jagdrevier El Monte del Pardo. Ab 1309 wurden immer häufiger auch die Cortes, die Standesversammlungen, also eine frühe Form des Parlamentes, in Madrid abgehalten. Auch die Stadt selbst schuf sich eine Verwaltung, den Rat der Stadt, der zumeist aus Rittern und wohlhabenden Bürgern bestand. Er traf sich in der nicht mehr existierenden Kirche San Salvador, auf dem heutigen Plaza de la Villa. Bis ein eigens Rathaus errichtet wurde, dauerte es aber noch Jahrhunderte, denn erst 1694 wurde dies eröffnet. 1498 erschien erstmals das Wappen der Stadt mit einem Bären und sieben Sternen. 1544 erhielt dass das Wappen eine königliche Krone, was die zunehmende politische Bedeutung Madrids ausdrückte. In jene Zeit fällt auch die Legende des Heiligen Isidro, eines Landarbeiter, dessen unverwester Leichnam 1170, vierzig Jahre nach seinem Tod, auf dem Friedhof San Andrés gefunden wurden sein soll. Dieser lokale Kult wurde im Laufe der Jahrhunderte immer bedeutender.
Die wachsende Stadt zog wohlhabende und prominente Familien an, die sich immer größere Stadthäuser bauen ließen, wie die Casa de los Lujanes oder die Casa Cisneros.  Auch Gelehrte, damals zumeist im Zusammenhang mit der Gründung von Klöstern, kamen in die Stadt. Es entstand das Benediktinerkloster San Martín. Franz von Assisis, der 1217 in der Stadt weilte, gründete eine Kongregation der Seinigen außerhalb der Stadtmauern, am Talhang zum Manzanares. Ebenso die Dominikaner, die unter besonderem Schutz des Königs standen, bauten ein Kloster, welches anfangs ebenfalls am Fluss stand, 1505 aber in den Osten der Stadt (außerhalb der Stadtmauern) zog, wohl weil es dort bessere klimatische Bedingungen gab, weshalb diese Gegend auch als „Buen Retiro“, also als „gute Erholung“ bekannt wurde. Dort wurde die Klosterkirche San Jeronimo (Architekt: Enrique Egas) errichtet, die für königliche Zeremonien, wie der Vereidigung der Erbprinzen genutzt wurde.
Im Jahr 1528 hielt sich der Habsburger und spanische König Karl V. (nach spanischer Zählung Karl I.) lange in Madrid auf, berief hier die Cortes ein und ließ den Ausbau des Palastes Alcázar planen, der dann unter seinem Sohn Philipp II. beendet wurde. In eben jenem Alcázar saß auch der französische König Franz I. ein, der nach der Schlacht von Pavia, um die Vorherrschaft in Italien gefangen genommen wurde. Er unterzeichnete danach den Frieden von Madrid, der Spanien zahlreiche Zugeständnisse machte. Nach der Freilassung von Franz I. wiederrief dieser aber die Verträge umgehend, was zum Wiederaufflammen der italienischen Kriege führte.

Madrid wird zur spanischen Hauptstadt

Philipp II. kündigte am  11. Mai 1561 die Verlegung des Königshofes nach Madrid an. Er reagierte damit auf den ungünstigen Umstand, dass er ständig (zumeist zwischen Valladolid und Toledo) umherziehen musste, zumal er als Habsburger immer wieder ins Heilige Römische Reich Deutscher Nation reiste (Karl V., Philipps Vater, war nicht nur spanischer König, sondern auch Herr über die Niederlande und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, diese Universalmonarchie führte selbstredend zu ständigem Touren).  Seit 1559 konzentrierte Philipp sich aber auf seine Aufgaben vor Ort auf der iberischen Halbinsel, war doch Spanien zu jener Zeit eine Weltmacht geworden, mit zahlreichen Gebieten im neu entdeckten und eroberten Überseeterritorien, insbesondere in Amerika. Für die Stadt Madrid bedeute dies einen ungeheure Aufwertung und in Folge dessen ein noch nie da gewesenes Wachstum. 1563 konnte man rund 2500 Gebäude in der Stadt beziffern, 1603 waren es bereits 7000. Natürlich wuchs auch die Anzahl an Bewohnern. Zählte man 1530 rund 3.000 Einwohner, waren es 20 Jahre später schon 8.000, 1560 9.000, und nach der Erhebung zur Hauptstadt, lebten 1570 bereits 34.000 Menschen in Madrid, während es 1600 erstaunliche 84.0000 waren. Welche Anziehungskraft dabei der königliche Hof hatte, macht deutlich, dass bei der Verlegung der Residenz 1601 nach Valladolid (jedoch nur bis 1606, dann kehrte er nach Madrid zurück) die Stadt auf einen Schlag rund 50.000 Einwohner verloren haben soll, die sich jedoch später wieder ansiedelten. Die strukturellen Probleme, die dies nach sich zog können nur erahnt werden. Um diese abzufedern wurde ein Gesetz verabschiedet, die „Regalia de Aposento“, welche besagt, dass jedes zweite Geschoss der Häuser Madrids für königliche Beamte freigelassen werden muss. Doch die Einheimischen versuchten diese Reglung, so gekonnt es ging, zu umgehen. Entweder es wurden weite Wohnflächen zu Pferdeställen umdeklariert oder aber bei Neubauten wurde darauf geachtet, dass Häuser nach außen hin eine Etage vorgaben, aber tatsächlich im Inneren, zwei Stockwerke vorhanden waren.
Die genauen Gründe, warum das nicht unbedingt bedeutende Madrid neue Hauptstadt Spaniens wurde sind unbekannt, da es keine offizielle Ernennungsurkunde gibt. Sicherlich war dabei wichtig, dass die Stadt geografisch im Zentrum  der iberischen Halbinsel lag und das Netz der königlichen Schlösser von hier schnell erreichbar schien. Wasser war ebenso reichlich vorhanden, wie ein etwas besseres Klima als in Städten der Umgebung (auch wenn dies in den heutigen Sommermonaten in Madrid nur noch schwer vorstellbar ist). Außerdem war Madrid nicht Sitz einer kirchlichen Institution (wie bspw. Toledo), hatte ebenso keinen bedeutenden Adel, der in der Stadt um Einfluss rang und konnte so besser und einfacher nach königlichem Wunsch ausgebaut werden. Das manifestierte sich sogar in dem – allerdings nicht umgesetzten Plan- die Stadt nach dem König, in „Felipa“ umzubenennen.

Das Madrid der Habsburger

Als Hauptstadt eines Weltreiches hatte Madrid eine erhebliche Anziehungskraft. Nicht nur königliche Beamte und Höflinge zogen hier her, auch kirchliche Vereinigungen drängen in die Stadt. Neue Kloster und Hospitäler entstanden und bestimmten in den Folgejahren das Stadtbild. Das konnte auch teilweise zu einer Einschränkung der benachbarten Bauten führen, denn diese durften beispielsweise weder höher, noch ein direktes Fenster in Richtung eines Klosters haben. Die allermeisten der religiösen Gebäude überlebten die Enteignung kirchlichen Besitzes im Jahr 1836 nicht. Einige zeugen aber noch heute davon, was für eine gottesfürchtige Stadt Madrid seinerzeit war, so wie das Real Monasterio de la Encarnación. Es wurde zwischen 1611 und 1616 gebaut und von Margarete von Österreich gegründet, der Frau König Felipes III. Es hatte einen direkten Zugang zum Alcázar, allein das zeigt schon die Nähe von Orden und Hof. Die Anlage wurde von Alberto de la Madre de Dios im Herrera-Stil geplant und ausgeführt.  Insgesamt wurden unter der Regentschaft Filipe III. und der seines Sohnes Felipe IV. 28 Klosteranlagen in Madrid erbaut.
Den beeindruckendsten Kirchenbau des 17. Jahrhunderts realisierten die Jesuiten mit der San Isidro el Real, einem von 1622 bis 1661 errichteten Gotteshaus, welches hauptsächlich nach Plänen von Francisco Bautista erbaut wurde.  Ebenso ausdrucksstark  wie die königlichen Gebäude, besticht das Gotteshaus jedoch mit seiner Granitfassade, die eine monumentalere Wirkung erzielt und damit dem Repräsentationswunsch des Ordens gerecht werden sollte. Der heutige Name San Isidro stammt übrigens erst aus dem Jahr 1766, als Karl III. die Jesuiten aus dem Land vertrieb und die Gebeine des Schutzheiligen in die Kirche bringen ließ. Von 1883 (als das Bistum Madrid gegründet wurde) bis zur Fertigstellung des Doms La Almudena fungierte die Kirche übrigens als Ersatzkathedrale. Auch San Isidro el Real ist dem spanischen Bürgerkrieg zum Opfer gefallen und wurde verändert ab 1940 wieder aufgebaut. Eine weitere architektonische Besonderheit dieser Zeit ist die Kirche San Antonio de los Alemanes (1633 fertiggestellt) von Pedro Sánchez. Er entwarf auf dem Grundriss einer Ellipse, einen in der Kuppel auflösenden Raum, der mit Malereien der Innenfläche versucht, eine sich selbst negierende Architektur zu erschaffen.
Innerhalb der Stadt wurden im 17. Jahrhundert königliche Institutionen ausgebaut, um Madrid zu einer würdigen Residenzstadt umzugestalten. Über den Manzanares Fluss wurde die Puente de Segovia (erbaut 1584 bis 1598 aus Plänen von Juan de Herrera) errichtet, deren für damalige Zeiten, gigantische Ausmaße, zahlreiche Zeitgenossen amüsierte (denn der unter der Brücke fließende Manzanares ist überwiegend ein überschaubares Flüsschen). Ein erstes großes Prestigeobjekt war die Neugestaltung des Plaza Mayor. Schon seit den 1580er Jahren gab es erste Überlegungen zu einem neuen zentralen Platz in der Stadt. Juan Gómez de Mora schuf die finalen Pläne welche von 1617 bis 22 einen repräsentativen rechteckigen Platz hervorbrachten, der dem Wirrwarr einer mittelalterlichen Stadt mit verwinkelten Gässchen, ein gleichmäßiges, geordnetes und geradliniges Gegenstück bietet. Der Platz sollte zu einem Symbol der Ordnung für die Monarchie werden. Auf seiner Mitte fanden zahlreiche Veranstaltungen statt, seien es nun Feste, Prozessionen, Stierkämpfe, Theateraufführungen oder Hinrichtungen. Auf den Balkonen der Häuser konnten die Höflinge und Mitglieder der Oberschicht die beste Sicht erlangen. Dem König oblag es -im Mittelpunkt – auf dem Balkon der Casa de la Pandería zu stehen (deren heutige farbenfrohe Malerei übrigens erst 1992 angebracht wurde, auch die Schließung der Straßenmündungen wurden erst nach einem Brand unter Juan de Villanueva hinzugefügt). Ein weiteres wichtiges Bauwerk der Habsburgerzeit ist die Cárcel de Corte, der Sitz der Justizbehörde. 1629 ebenso nach Plänen von Juan Gómez de Mora beendet, dominieren zwei Ecktürme den Backsteinbau, der Granitsteine quasi zur Umrandung mit aufnimmt. Das zentrale Portal mit dorischen Säulen und königlichem Wappen sowie einer Statue des Erzengels Michaels, betonen die unumstößliche Autorität des Königs. Dieser Grundriss mit zwei Höfen, hohen Ecktürmen und Spitzdächern findet sich immer wieder in der habsburgischen Architektur in Spanien.
Auch die Stadt wollte den königlichen Bauwerken nicht nachstehen und ließ sich 1629 die Erlaubnis für den Bau eines Rathauses geben, dass 1644 begonnen, aber erst 1696 fertiggestellt wurde. Hier stammen die Pläne ebenfalls von Gómez de Mora. An der neuen Casa de la Villa scheint sich ebenfalls das königliche Architekturverständnis, mit Ecktürmen und Spitzdächern und streng gegliederten Portalen, durchgesetzt zu haben. So ist es auch nicht verwunderlich das sich immer mehr Mitglieder des Hofes im Stadtrat wiederfanden. Genau dieser Adel baute natürlich seine Paläste, beispielhaft ist der Palacio de Uceda (auch Palacio de los Consejos) zu nennen.
1633 entstand der Palacio de Buen Retiro, ein Lustschloss im Osten der Stadt, gleich neben dem Kloster Los Jerónimos. Nach zahlreichen Anbauten und der Anlage einer weitläufigen Parkanlage, wurde der Palacio schnell zum Mittelpunkt des höfischen Lebens. Als jedoch der Conde (Graf) de Olivares 1643 nach zahlreichen innenpolitischen Schnitzern (u.a. mit der Loslösung Portugals von Spanien und Aufständen in Katalonien) in Ungnade fiel, wurde der Palast verlassen und stand brach. In den Unabhängigkeitskriegen mit Frankreich wurde das Bauwerk schließlich 1808 zerstört, geblieben ist aber der Park, der mit dem Schloss angelegt wurde und heute eine Magnet für Sonntagsspaziergänger ist.
Die städtische Verehrung von San Isidro wurde in Madrid immer populärer und führte dazu, dass er 1622 heiliggesprochen wurde. Ihm wurde eine repräsentative Stätte seiner Gebeine errichtet, die Capilla San Isidro, welche sich direkt an die ältere Kirche San Andres anschloss. Der König ließ dafür Geld von anderen Städten einsammeln, um das Bauwerk zu finanzieren, dessen Bau 1669 beendet wurde (aber leider im spanischen Bürgerkrieg niederbrannte und erst in den 1990er Jahren wieder aufgebaut wurde). Damit übernahm die Monarchie ein lokales Brauchtum der Stadt Madrid, was von der engen Verbindung von Stadt und Königshof zeugt. Auch heute noch wird mit einer Festwoche im Mai, das Fest San Isidro zelebriert.
Kulturell wird das 17. Jahrhundert wird in Spanien gern rückblickend das „Goldene“ genannt, auch wenn das Weltreich politisch langsam zu zerbröseln begann, die Bevölkerung größtenteils sehr arm war und die Inquisition ihr Unwesen trieb. Kunst und Hochkultur errangen allerdings große Bedeutung und Madrid stand in deren Mittelpunkt. Die Stadt beheimatete Literaten, wie den legendäre Cervantes oder die Theaterdichter Pedro Calderón de la Barca, Lope de Vega oder Francisco de Quevedo. In der Malerei sind Diego Velázquez und Francisco Zurbarán zu nennen, die alle in Madrid tätig waren und den künstlerischen Ruhm der Stadt noch heute prägen.

Die Bourbonen in Madrid bis zum Zeitalter der Aufklärung

Als Karl II. 1700 ohne Kinder starb, trat ein offener Streit über seine Nachfolge aus, der im Spanischen Erbfolgekrieg mündete, welcher wiederum erst 1713 mit dem Frieden von Utrecht beendet werden konnte. Sieger war nicht das Haus Habsburg, sondern Philipp von Anjou, ein Enkel Ludwig XIV., ein Bourbone. Ganz nach dem französischen Vorbild ließ er einen verstärkt zentralistischen Staat in Spanien errichten, was Madrid als Hauptstadt natürlich nicht zum Nachteil gereichte. Das französische Vorbild wurde auch in der Kultur, Lebensart und Stadtentwicklung nachgeeifert. Unter dem Stadtgouverneur Vadillo wurden einige Infrastrukturmaßnahmen begonnen, die zumeist vom neuen Stadtbaumeister Pedro de Ribera geplant wurden. Dieser entwarf beispielsweise eine neue Kaserne für die königliche Leibwache. Das Cuartel del Conde-Duque wurde von 1717 bis 36 erbaut und war nachdem Königspalst der zweitgrößte Bau der Stadt. Nach den Regeln der neuen französisch inspirierten Bauordnung wurde eine Anlage mit drei Höfen errichtet, die relativ nüchtern und gradlinig sind, aber mit einem imposanten Eingangsportal aufwarten, das sich bis zum Dach zieht. Nach einem Brand 1869 verfiel das Haus zunehmend und wurde erst 1981 zu einem Kulturzentrum unter der Leitung des Architekten Julio Cano Lasso umgebaut. Eine ebensolche Betonung der Mitte findet sich bei der neuen Puente de Toledo von Ribera, als auch bei seinem Bau des Hospicio de San Fernando, dass mit einem geradezu überladen ornamentierten Haupteingang aufwartet. Heute beinhaltet es ein Museum zur Stadtgeschichte.
Als 1734 das Alcazar, also der königliche Palast, einem Brand zum Opfer fiel, zögerte Philipp IV. nicht lang und ließ den Palacio Real neu, nach zeitgenössischem barocken Geschmack, wiederaufbauen. Dafür engagierte er den Italiener Filippo Juvarra, der einen zwar nur dreistöckig hohen, aber 460 Meter breiten Palast zu bauen beginnen ließ. Als Juvarra aber nur zwei Jahre nach Beginn der Arbeiten starb, oblag es seinem Schüler Giovanni Battista Sacchetti den Weiterbau zu bevollmächtigen. Auf Grund von erheblichen Schwierigkeiten sah sich Sacchetti allerdings veranlasst, erhebliche Änderungen vorzunehmen, er ließ die Breite des Baus verringern, setzte aber teilweise Geschosse nach oben auf und reduzierte die mehreren geplanten Höfe zu einem Zentralhof. Da die Arbeiten bis 1755 dauerten und der Innenausbau, für den renommierte ausländische Künstler wie Giovanni Batista Tiepolo oder Anton Raphael Mengs engagiert wurden, weitere 10 Jahre benötigte, konnte erst Philipps Enkel Karl III. letztendlich 1764 in den Palast einziehen.    


In der Zwischenzeit residierte die königliche Familie wieder im Palacio Buen Retiro im Ostteil der Stadt und so fiel die Aufmerksamkeit schnell auf die bei der Bevölkerung sehr beliebte in der Nähe liegende Flaniermeile Paseo del Prado, die einst in einem kleinen Flusstal lag. Wie auch der Paseo de la Florida, der vom Alcazár in Richtung El Pardo, zur dortigen königlichen Residenz führte, wurden beide Straßen zu ausgiebigen Ausfahrten benutzt, sei es in der Kutsche, zu Pferde oder lediglich zu Fuß. Hier konnte man sehen und gesehen werden und die neuesten Gerüchte wurden ebenso weitergegeben, wie nützliche politische Informationen und Neuigkeiten. José de Hermosilla legte 1767 einen Plan für das Projekt „Salón de Prado“ vor, das eine breite Allee vorsah, die von runden Plätzen mit Brunnen unterbrochen wurden, ideal für das aristokratische Flanieren. Da er aber verstarb, setzte Ventura Rodríguez seine Pläne um und ließ den Kybele Brunnen, (im spanischen Cibeles), den Neptunbrunnen (beide je 1782), den Vierjahreszeitenbrunnen bzw. Apollobrunnen (1802) und den Artischockenbrunnen (1781) bauen. Damals war vollkommen unklar und sicherlich unvorstellbar, dass Cibeles und Neptuno heute für die Siegesfeierlichkeiten der beiden großen Fußballklubs Real und Atletico Madrid benutzt werden und dann als Sammlungspunkt für ausgelassene Feierlichkeiten dienen.
Das Projekt „Salón de Prado“ sollte aber nicht nur ein Treffpunkt zum Flanieren werden, sondern ist dem Geist der Aufklärung geschuldet. Diesen Geist beförderte besonders Karl III., der in seiner Amtszeit zwischen 1759 und 88 zahlreiche städtebauliche und auch kulturelle Reformen für Madrid durchführte. Ziel war es, eine moderne europäische Metropole aus Spaniens Hauptstadt zu machen. Bildung war dabei eine wichtige Komponente und so wurde am Paseo del Prado ein Botanischer Garten angelegt. Hauptsächlich von Juan de Villanueva entworfen und 1781 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (schon seit 1778 war es den Madrilenen erlaubt, an bestimmten Tagen den Retiro-Park zu besuchen, natürlich nur unter der Maßgabe, eines streng eingehaltenen Dress-Codes), war es dem geneigten Bürger möglich, sich dort über die Pflanzenwelt zu informieren. Ab 1785 entstand ein weiter nördlich angelegter Bau, der eine wissenschaftliche Akademie aufnehmen sollte, ein Kabinett der Naturgeschichte  und ein chemisches Labor. Letztendlich wurde es 1808 fertiggestellt, doch die französische Besetzung Spaniens verhinderte eine Nutzung. Erst 11 Jahre später, am 19. November 1819 wurde der Bau eröffnet, allerdings in vollkommen anderer Nutzung, als Kunstmuseum „Prado“, das bis heute zahlreiche Meisterwerke der Malerei beherbergt. Auch im Zuge des Umbaus dieses östlichen Stadtteils wurde die Puerta de Alcalá installiert, als Eingangstor für die immer mehr an Bedeutung zunehmende Straße Calle Alcalá. Der fünf Tore beinhaltende Triumphbogen aus dem Jahr 1778, hatte aber weniger eine praktische, als vielmehr eine symbolisch, repräsentative Funktion.
Der Umbau zur Metropole wurde aber noch anderen Orts in Madrid betrieben. 1760 beauftragte Karl III. den französischen Architekten Jaime Marquet mit dem Bau eines Hauptpostamtes, der Real Casa de Correos an der Puerta del Sol. Diesen fast schon palastartigen Bau mit zwei Innenhöfen und Balkonen wurde im Jahr 1856 ein Uhrenturm im Mittelteil aufgesetzt, der nicht nur dem Gebäude noch mehr Ausdruck verleiht, sondern für das spanische Neujahr von unschätzbarer Bedeutung ist, da seine Glockenschläge das neue Jahr einleiten und traditionell dazu Weintrauben bei jedem Glockenschlag gegessen werden..
Unter die Regierungszeit Karl III. fällt auch der bemerkenswerteste Kirchenbau des 18. Jahrhunderts in Madrid, die Kirche des Franziskanerordens San Francisco el Grande. Nur ein Jahr nach seinem Amtsantritt (1759) wurde sie begonnen und zuständig für den Bau war nicht der Hofarchitekt Ventura Rodriguez, sondern der Franziskaner Francisco Cabezas. Die Kirche besteht aus einer vorspringenden konvexen Fassade hinter der sich ein Zentralbau mit sechs Kapellen und einer gigantischen Kuppel verbirgt, deren Durchmesser mit 33m, die damals Größte in ganz Spanien war. Übrigens löste die Kuppel, die anfangs als Tambour geplant war, einen heftigen Streit über die Stabilität der Konstruktion aus, so dass 1776 Francesco Sabatini den Bau übernahm und ihn 1784 vollendete.
Viel kleiner in seiner Dimension, aber nicht weniger ergreifend, ist die Kirche San Antonio de la Florida, auf dem schon eben erwähnte Boulevard Paseo de la Florida gelegen. Das von Filippo Fontana geplante und bis 1792 gebaute Gotteshaus ist aber weniger wegen seiner architektonischen Form als heller Zentralbau über griechischem Kreuz bemerkenswert, als vielmehr wegen seiner Ausmalung. Die Fresken sind von Francisco de Goya, die er 1798 darin anbrachte. Der neben der Kirche stehende Zwillingsbau ist übrigens 1901 erschaffen worden, damit die Gemeinde in eine andere Kirche ausweichen konnte, um die wertvollen Fresken zu schützen. 10 Jahre später wurden die sterblichen Überreste von Goya in die San Antonio de la Florida überführt, so dass der Ort heute als Grabstelle und Kunstmuseum zu besichtigen ist.

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts

Um die Jahrhundertwende herum war Madrid jedoch immer noch keine blühende europäische Metropole, Karl IV., der Nachfolger Karl III. legte weit weniger Eifer an den Tag seine Hauptstadt auszubauen. Lediglich die monarchischen Bauten und die Adelshäuser ließen Teile der Stadt erblühen. Die industrielle Revolution ging an Madrid ebenso vorüber, wie eine gute Transportverbindung mit dem Rest Spaniens. Madrids Status als Hauptstadt und Mittelpunkt des Königreiches war eher Wunschdenken, als Realität. Das lag auch an einer eher rückschrittlichen Gesetzgebung. Erst 1778 wurden das mittelalterliche Gesetz der „Regalia de Aposento“ unwirksam erklärt. Doch die Hoffnung, dass die beengten und teuren Wohnverhältnisse der Stadt sich bessern könnten, wurden allein schon dadurch eingeschränkt, dass es nicht erlaubt war, außerhalb der Stadtmauern zu bauen. So entstanden schon seit dem 17. Jahrhundert vermehrt die sogenannten „Corralas“, mehrgeschossige Häuser, deren Wohnungseingänge und Fenster in langen, zum Hinterhof hin gelegenen Gängen erreichbar waren. Diese wurden zumeist von den ärmeren Madrilenen bewohnt.
Im Jahr 1808 besetzten französische Truppen Spanien und Napoleon machte seinen Bruder Joseph Bonaparte zum König. Der Wiederstand der Madrilenen, der von einigen als eine der ersten Guerillakriege (guerilla ist der Demonativ von „guerra“ = Krieg und kann damit als „kleiner Krieg“ übersetzt werden) bezeichnet wird, kommt nicht nur in Goyas berühmten Bildern vom 2. und 3. Mai 1808 zum Ausdruck (zu sehen im Prado). Noch heute ist der 2.Mai in Madrid ein Feiertag. Josephs Regime versuchte im Sinne der französischen Revolution, aufklärerisch zu wirken, kam aber nicht zu wirklich vielen Veränderungen (außer des Anlegens von Friedhöfen im Osten der Stadt), da schon 1814 Ferdinand IV. zurückkehrte und das politisch-gesellschaftliche System restauriert wurde. Gerade dieser Bourbone, der bis 1833 regierte, hatte die Züge eines absoluten Despoten. Trotzdem fiel in seine Zeit die Eröffnung des Prado, der als Gemäldegalerie allerdings eine Idee von Bonaparte war, und die Errichtung der Puerta de Toledo, dem jüngsten der Madrider Stadttore.  Die auf den Tod von König Ferdinand eintretenden Karlistenkriege (zwischen liberalen und konservativen Kräften) sollten Spanien durch das 19. Jahrhundert begleiten und immer wieder mal aufflammen. Letztendlich waren es diese Konflikte die ebenso die Ausrichtung der Gesellschaft beeinflussten. Ab 1836 wurde die Puerta del Sol umgebaut, ein Platz der heute gar kein Tor beherbergt, aber namentlich an das 1570 abgerissene östliche Stadttor erinnert, dass wohl mit einem Sonnensymbol ausgestattet war. Im Zuge der Auflösung und Verstaatlichung von kirchlichem Besitz konnte auch hier ein halbkreisförmiger Platz entstehen, der neben der schon erwähnten Casa de Correos auch noch die Madrider Bärenstatue (allerdings aus dem Jahr 1970) und den Kilometer 0 beheimatet, dem Ausgangspunkt aller spanischen Fernstraßen. Neben dem Plaza Major entwickelte sich der ehemalige östliche Abschluss der mittelalterlichen Stadt  zum wichtigsten Platz in der Stadt.
1843 kam die eher liberale Isabella II. auf den Thron. Die Hemmnisse des Stadtwachstumes wurden nach und nach beseitigt. So wurde es erlaubt, auch außerhalb der alten Stadtmauern zu bauen. Noch wichtiger war aber das Anlegen des Canal Isabel II, der die Stadt mit frischen Trinkwasser des Flusses Lozoya speiste. Es entstand ein 77km langer Kanal, der durch Tunnel und über Aquädukte von den Füßen des Gebirges bis nach Madrid reichte. Hatte die Stadt 1800 rund 160.000 Einwohner, waren es 1850 schon 281.000 (verglichen mit britischen Städten fällt das Wachstum in jenen Jahren allerdings Bescheiden aus). Eines der großen Projekte der Zeit war der Plaza Oriente, der auf Pläne von Isidro González Velázquez zurückgeht. Diese sahen einen halbrunden Platz vor, der vom Palacio Real zur Stadt hin aufgeht. Neben dem Schloss dominiert darauf das Opernhaus Teatro Real. Allerdings hat dies heute mit den ursprünglichen Visionen seines Architekten López Aguado nicht mehr viel zu tun. Als dieser 1831 nach 13 Jahren Bauzeit starb, wurden seine Entwürfe von Velázquez umgestaltet. 1850 konnte das Bauwerk auf hexagonalen Grundriss eröffnet werden. Jedoch wurde das Haus auch später immer wieder umgebaut, so zuletzt in den 1990er Jahren.

Die ständig wachsende Stadt Madrid von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum spanischen Bürgerkrieg

Die Urbanisierungswelle verstärkte sich in der 2.Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Stadt gewann mehr und mehr Einwohner. Waren es 1870 bereits 332.000 so wohnten 1900 schon 540.000 Menschen in Spaniens Hauptstadt, weshalb städteplanerische Arbeiten dringend von Nöten waren. Madrids Antwort darauf hieß „Plan Castro“ und wurde 1860 fertiggestellt (neun Jahre nach dem Plan Hausmann für Paris und zur selben Zeit wie der Plan Cerda für Barcelona, benannt jeweils nach ihren Entwicklern). Um mehr Platz zu schaffen, vielen als erstes die Stadtmauern und die Stadt konnte in alle Richtungen wachsen. Im Norden entstanden die Ringstraßen entlang der Calle Alberto Aguilera / Carranza / Sagasta und Génova. Südlich von ihnen blieben die historischen Straßengeflechte bestehen.  Die Wasserversorgung wurde durch den neuen Canal Isabell II. angelegt, der auch heute noch der Wasserversorgung der Stadt ihren Namen gibt. Schon seit 1851 hatte die Stadt die erste Eisenbahnlinie, die nach Aranjuez führte. 1879 wurde dann die erste Straßenbahnlinie in Madrid eröffnet. Die neue Bahn war ein voller Erfolg und die Puerta del Sol wurde zu einem Verkehrsknotenpunkt. So wurde bereits 1893 ein erster Vorschlag gemacht, eine Metro zu bauen, um Passagiere und Güter(!) unter der Erde zu transportieren. Doch diese Pläne gerieten schnell in Vergessenheit und erst 1915 wurde die Idee erneut ausgegraben, allerdings als reines Passagiertransportmittel. Ein privates Konsortium wurde geründet und Investoren gesucht. Der König Alfons XIII. beteiligte sich mit 1 Millionen Peseten (was 10% der Gesamtsumme darstellte). Am 17. Oktober 1919 konnte die erste Fahrt von Sol nach Cuatro Caminos durchgeführt werden. Die Madrilenen nahmen die neue Bahn begeistert an und schon zwei Jahre später konnte die erste Streckenerweiterung nach Atocha fertiggestellt werden. Heute ist die Madrider Metro die 5.längste U-Bahn der Welt, was zum größten Teil das Ergebnis eines Baubooms in den 1990er Jahren ist.
Neue Kultureinrichtungen trugen ebenfalls zum Prestige der spanischen Hauptstadt bei. So wurde 1866 die Biblioteca Nacional begonnen, allerdings wurde der klassizistische Bau von Francisco Jareño Alarcón erst im Jahr 1892 fertiggestellt. Drei Jahre später wurde im rückwärtig gelegenen Teil des Hauses das Museu Arqueolológico Nacional eröffnet, dass die Kultur der iberischen Halbinsel von der Früh- und Vorgeschichte über die römische Besiedlung und die Westgotenzeit bis ins Mittelalter hinein zeigt. Der in der Zeit der französischen Besetzung stark beschädigte Parque del Retiro wurde wieder angelegt, nicht aber das gleichzeitig zerstörte Schloss. 1869 ging er vom Königshaus in städtischen Besitz über, erhielt neue Zugänge und wurde 1890 eingezäunt und zur Freizeit- und Erholungsstätte umgestaltet, die er auch heute noch ist. Zwei neue Ausstellungspaläste, geplant von Ricardo Velázquez Bosco wurden neue Attraktionen im Park. Zum einen das nach dem Architekten benannte Gebäude (1884) und zum anderen, der Glaspalast Palacio de Cristal, der 1887 eröffnet wurde und dessen spektakuläre Glasarchitektur auf einer Stahl-Eisen-Konstruktion den damaligen modernen Geist des Ingenieurs getragen war. 1922 kam schließlich das Denkmal für König Alfonso XII. dazu, vom katalanischen Architekten José Grases Riera, dass sich monumental über dem Estanque, dem Gondelteich, erhebt. Der um die Jahrhundertwende aufkommende „Modernisme“, also der Jugendstil spanischer bzw. zumeist katalanischer Prägung, hat in Madrid lediglich ein Beispiel erhalten, die Casa Longoria aus dem Jahr 1902, die ebenso vom Katalanen Grases Riera stammt.


Das größte Bauprojekt des ausgehenden 19. Jahrhunderts war jedoch ein Kirchenbau. Seit 1883 war Madrid Bischofssitz der Diözese Madrid / Alcalá. Dafür musste eine entsprechende Kathedrale gebaut werden. Als Bauort wurde der Platz zwischen Palacio Real und dem Ende der Calle Alcalá ausgesucht, da dort schon die ältere Kirche Santa María de la Almudena stand, weshalb das neue Haus auch Kathedrale La Almudena heißt. Die Pläne für den gigantischen 103m langen und 73m hohen,  neogotischen Kirchenbau lieferte Francisco de Cubas, jedoch blieb das Mammutprojekt lange nur Stückwerk. In den 1950er Jahren wurde das Konzept stark verändert. Fernando Chueca und Carlos Sidro legten neue Pläne vor, nachdem die Kirche klassizistisch umgebaut werden sollte, um besser mit dem Palacio Real zu harmonieren. Auch diese Bauarbeiten zogen sich mehrere Jahrzehnte in die Länge bis schließlich 1993, Papst Johannis Paul II. den Kirchenbau weihen konnte.
Neben den schon bestehenden Kultureinrichtungen und Adelspalästen wurde Madrid immer mehr auch zu einem Finanzzentrum Spaniens. Banken siedelten sich im Umkreis der Calle Alcalá an. Davon zeugen noch heute das Edificio Banesto aus dem Jahr 1891 von José Grases Riera, dass mit seiner runden Ecke und einer eklektizistischen Fassadengestaltung Aufmerksamkeit erregte. Das Edificio Metropolis scheinte diesem noch eines drauf setzen zu wollen. Seine Eckgestaltung wird von einer hohen Kuppel dominiert und mit einer Statue gekrönt. Diese wurde 1975 abgebaut und auf ein neues Gebäude der Firma auf dem Paseo Castellana installiert, seitdem residiert auf dem Metropolis eine bronzefarbene Siegesgöttin. Die Architekten dieses schon dem Beaux-Artes Stils zuzuordnenden Haus waren die Franzosen Jules und Raymond Février, deren Planungen zwischen 1905 und 07 gebaut wurden.
Noch imposanter ist der Palacio de Comunicaciones, das Post- und Telegrafenamt von Antonio Palacios, dass 1905 eingeweiht wurde. Es orientiert sich noch an Formen der Neogotik und der Neorenaissance, aber der sich abzeichnende Umbruch zur Architektur der Moderne, mit dem teilweise zu beobachtenden Hang zur Monumentalität wird hier sichtbar. Palacios stieg damit zu einem der gefragtesten Toparchitekten seiner Zeit auf. Das zusammen mit Julián Otamendi entworfene Hospital de Maudes, dass 1916 übergeben wurde, ähnelt dem burghaften Charakter des Palacios de Comunicaciones. In ihrem Stil nähern sie beide dem amerikanischen Art-Déco-Stil an, am besten zu sehen im 1926 von ihnen beendeten Círculo de Bellas Artes.
Die größte städtebauliche Aufgabe des jungen 20.Jahrhundert war die neue Prachtstrasse Gran Via. König Alfonso XIII. selbst war einer der großen Fürsprecher eines neuen Boulevards Pariser Prägung, der Madrid eine weitere Attraktion reicher machte. Die Straße sollte von der Calle Alcalá im Osten der Innenstadt zur nordwestlichen Stadtausfahrt Richtung Moncloa gezogen werden und dabei die verwinkelte nördliche Innenstadt durchschneiden. 1910 wurden die Arbeiten begonnen, zogen sich aber rund 30 Jahre hin, so dass die Straße zwei architektonische Gesichter trägt. Sie beginnt wie ein Pariser Boulevard mit repräsentativen Häusern des Beaux-Artes Stils, wie dem schon genannten Metropolis. In ihrer Mitte steht das Edificio Telefónica, dass mit 81m erste Hochhaus Spaniens und eines der ersten in Europa überhaupt. Die Architekten Ignacio de Cárdenas und Louis S. Weeks schufen hier ein Wahrzeichen der Madrider Innenstadt. Der Palacio de la Música von Secundino Zuazo, der sich etwas weiter in Richtung des Platzes Callao befindet, ist der architekturhistorische Wendepunkt der Gran Vía. Das 1928 beendete Gebäude steht genau zwischen dem historischen Beaux-Arts Stil der ersten Häuser und der ihm folgenden sachlichen bis hin zum monumentalen Stil. Nur wenige Meter weiter befindet sich das wegen seiner geschwungenen Formen als optisches Highlight der Straße angesehene Edificio Carrión mit dem Kino Capitol. Es wurde 1933 beendet, unter der Leitung der Architekten Luis Martínez Feduchi und Vicente Eced. Im Stil der modernen Sachlichkeit erbaut und von den runden, sich über Eck ziehenden horizontalen Fensterbänken,  die sich bei Erich Mendelsohns Inspiration holten, gilt das Edificio Carríon noch heute als ein elegantes Meisterwerk der modernen spanischen Architektur der Vorbürgerkriegszeit. Wiederum anders präsentierte sich das Ende der Gran Via am Plaza de España. Dort erwarten den Besucher die monumentalen Hochhäuser der frühen Franco-Zeit. Sowohl das 117m hohe im rötlichen Ton gehaltene Edificio España, als auch der weiße Torre de Madrid (124m) sind beide von den Architektenbrüdern Joaquín und Julián Otamendi. In den 1950er Jahren errichtet, dienten die Hochhäuser der Anzeige der Potenz des „neuen Spaniens” unter Franco.

Von Franco bis heute – Madrid im Wandel

Madrid ist aber keineswegs eine Stadt des rationalen Bauens der Moderne, die man beispielsweise unter dem Stichwort Bauhaus subsumieren konnte. Diese Architekturform fiel nicht nur den zahlreichen und einflussreichen konservativen Kräften immer wieder zum Opfer, sondern auch den unruhigen Zeiten. Als am 14.April 1931 auf der Puerta del Sol die Republik ausgerufen wurde, begannen turbulente Jahre. Schon 1936 startete ein Bürgerkrieg, den die faschistischen Truppen unter General Franco nach drei blutigen Jahren gewannen. Madrid stand dabei fast die gesamte Zeit im Mittelpunkt der Handlungen, fiel die Stadt doch als eine der letzten in die Hände von den von Mussolini und Hitler unterstützten Truppen Francos (am 29. März 1939). Dieser errichtete danach eine Diktatur, die sich bis in die 1970er Jahre hielt. Trotz dieser dramatisch veränderten politischen Verhältnisse gingen einige wenige Bauprojekte über die Wirren der Zeit hinweg weiter, so auch der Bau der Ciudad Universitaria, einer Hochschulstadt in der Stadt, die im Park von Moncloa errichtet wurde. Schon 1927 ließ der damalige König Alfonso XIII. die Bauarbeiten beginnen, die auf einem Generalplan von Modesto López Otero beruhte. Für die einzelnen Institutsbauten wurden unterschiedliche Architekten gewonnen. So schuf Augustín Aguirre López mit dem Bau der Philosophischen Fakultät und dem Bau der Juristen zwei Beispiele für die seltene moderne spanische Architektur. Da der Campus stark unter den Kämpfen des Bürgerkrieges litt, wurde er in Zeiten der Diktatur wiederaufgebaut, dann aber verstärkt unter den neuen Gesichtspunkten einer triumphalen Ästhetik. Bestes Beispiel dafür ist der 1956 errichtete Triumphbogen, Arco de la Victoria in Moncloa, der den franquistischen Sieg überhöht. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das ebenso im triumphal-pathetischen Stil erbaute Ministerio del Aire von Luis Gutiérrez Soto. Es scheint wie ein modernisierter Nachbau des Schlosses El Escorial wirken zu wollen. Auch die beiden schon erwähnten Hochhäuser am Plaza de España reihten sich nahtlos in die damalig federführende Architektur ein.
Doch mit zunehmender Öffnung des franquistischen Regimes in den späten 1950er Jahren, öffneten sich auch die Möglichkeiten für die Architektur und die Stadtgestaltung. Ein Beispiel dafür ist der Bau für den Gewerkschaftsbund Delegación Nacional de Sindicatos von Francisco de Asís Cabrero. Das heutige Ministerium für Gesundheit ist ein kubistisch-klarer Entwurf der sich der Moderne verschreibt und der sich als ein Wendepunkt in der damaligen spanischen Architektur bezeichnen lässt. So wurden neue Formensprachen möglich und auch erfolgreich ausprobiert, so wie im für die organische Architektur wegweisenden Beispiel des Edificio Torres Blancas von Francisco Javier Sáenz de Oiza. Das Wohnhaus erinnert an ein riesiges Gewächs aus dem Balkone herauswachsen. Ende der 1960er Jahre wurde das nordöstliche Stadtzentrum erweitert, mit dem Anlegen des Plaza de Colón. Dort entstand unter anderem bis 1976 das Zwillingsturmhaus Torres de Colón von Antonio Lamela. Nach Norden hin wurde die Paseo de Castellana mit neuen modernen Bauten aufgewertet. So wurde das Büro- und Geschäftsviertel AZCA erbaut, eine kleine Wolkenkratzerstadt. Der Plan dafür war als Idee schon in den 1920er Jahren aktuell und wurde 1946 als Plan Bidagor wieder aufgenommen, aber erst nach dem Tod von Franco realisiert. Noch weiter im Norden zeigen sich die spektakulären Torres KIO von Philipp Johnson und John Burgee. Die um 15ᵒ Grad geneigten Türme, die 1992 fertiggestellt wurden bilden den Beginn eines Madrids, in welchem sich die Investoren zunehmende um ausländische Stararchitekten bemühten. Am nördlichen Ende der „Castellana“ finden sich seit kurzem ein Zusammenballung von vier Wolkenkratzern, dem sogenannten CTBA, die allesamt die höchsten Gebäude der iberischen Halbinsel darstellen.
Gerade nach dem Ende der Diktatur ist ein wahrer Bauboom in Madrid zu bemerken, der erst mit dem Zusammenbruch der Immobilienblase 2008 abflaute. Zu nennen sind dabei der im Zuge des Zuschlags zur Europäischen Kulturhauptstadt errichtete Parque de Juan Carlos I., der mit 220 ha der größte spanische Park ist. Spektakuläre neue Museumsbauten bzw. Anbauten, wie das CaixaForum von Herzog & deMeuron (2008), die Anbauten des Centro de Arte Reina Sofia von Jean Nouvel (2005) oder der Ausbau des Prados von Rafael Moneo prägen das heutige Bild der Stadt. Neue Theaterbauwerke, wie die Teatros de Canal von Juan Navarro Baldeweg gehören ebenso zum zeitgenössischen Madrid wie das Projekt Madrid Rio, dass die Ufer des Manzanares Flusses für die Bewohner so freilegt, dass die vorher stark befahrene Stadtautobahn M30 unter dem Fluss verschwindet und neue urbane Räume für Sport, Spiel, Kultur und Erholung freigibt. Doch auch schwere Stunden erlebte die Stadt, wie beim schwersten Terroranschlag dieses Jahrhunderts in der EU, dass sich am 11.3.2004 ereignete, als islamistische Terroristen Bomben in Cercanias (also S-Bahn) Zügen am Bahnhof Atocha detonieren ließen. 191 Menschen starben, über 2000 wurden teilweise schwer verletzt. Diese Tat, die kurz vor Parlamentswahlen in Spanien stattfand, löste zahlreiche politische Prozesse aus, ist aber auch eine der wenigen Anschläge, die fast lückenlos aufgeklärt und mit Hilfe von Gerichtsprozessen verhandelt wurden.

Heute ist Madrid immer noch eine Stadt im ständigen Wandel. Es ist das Herz Spaniens und insbesondere in dessen kastilischer Prägung, ebenso die Zentrale von Macht und Geld. Madrid ist aber auch eine ständig kreative Stadt, die sich täglich ein wenig neu erfindet, die alle Arten von Glauben und Ideologien zulässt und eine der großen Metropolen Europas ist.

Geschichte Würzburgs

Im Tal des Mains ließen sich seit dem 5. Jahrhundert die Alemannen nieder. Später – im 6. und 7. Jahrhundert – besetzten die Franken das Land und um rund 650 wurde Würzburg der Herrschaftssitz des Königsgeschlechts der Merowinger. 689 sollen hier die drei Missionare Kilian, Kolonat und Totnan ermordet worden sein, welche dann später als Märtyrer kultisch verehrt wurden. Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt geht auf das Jahr 704 zurück, in einer Schenkungsurkunde wurde von „castello Virteburch“ gesprochen. Im Mittelalter wurde in Würzburg um 1127 erstmals ein Ritterturnier auf deutschem Boden ausgetragen. Friedrich I. „Barbarossa“ heiratete in der Stadt seine zweite Frau und 1168 wurde Bischof Herold von eben jenem Barbarossa mit der Herzogswürde belehnt, worauf sich die Bischöfe von Würzburg von nun an Fürstbischöfe nennen konnten und den Titel „Herzog von Franken“ trugen.
1402 wurde die „Hohe Schule“ gegründet, ein Vorläufer der heutigen Julius-Maximilians Universität, wobei aus Geldmangel nur wenige Jahre später die Anstalt wieder geschlossen und erst im Zuge der Gegenreformation erneut eröffnet wurde. Im Bauernkrieg 1525 versuchten die Bauern die über der Stadt liegende Festung Marienberg zu erstürmen, was allerdings fehlschlug. Würzburg erlangte im Mittelalter leider traurige Berühmtheit als ein Schauplatz umfangreicher „Hexenverfolgungen“. Vom Ende des 16. bis in das 18. Jahrhundert hinein, wurden auf dem Gebiet des Hochstiftes Würzburg (daher im rund 6.000 km² großen Territorium, dass die Bischöfe von Würzburg beherrschten) mehr als 900 Menschen mit dem Vorwurf der Hexerei verbrannt, in der Stadt selbst waren es rund 200. Im Dreißigjährigen Krieg besetzten die Schweden von 1631 bis 34 die Stadt und richteten teilweise schwere Verwüstungen an. Die in der Folge der französischen Revolutionen durchgeführten Koalitionskriege brachten wiederum Besetzung und Zerstörung.
Final wurde 1803 im Reichdeputationshauptschluss, dem letzten bedeutenden Gesetz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, das Hochstift Würzburg säkularisiert und der Großteil des Gebietes Bayern zugesprochen. Der Fürstbischoff war von da an nur noch der Bischoff Würzburgs. Zwar wurde 1805 durch die Friedensverträge von Preßburg nochmals ein Großherzogtum Würzburg gegründet, das überlebte die Beschlüsse des Wiener Kongresses jedoch nicht und fiel 1814 wieder an Bayern zurück. Zukünftig residierte der bayrische Kronprinz in der Stadt. 1817 wurde Würzburg die Hauptstadt des neu geschaffenen Untermainkreises, der später in den Regierungsbezirk Unterfranken aufging und noch heute als Verwaltungseinheit in Bayern besteht. Auch wenn die Industrialisierung, die Stadt nicht in eine Großstadt verwandelte (das geschah erst 1933) so ist eine revolutionäre Entdeckung in Würzburg gemacht wurden; die von Wilhelm Conrad Röntgen 1895 beobachtete Röntgenstrahlung. In der Zeit des Nationalsozialismus spielte Würzburg und besonders der hiesige Arzt, Werner Heyde, eine traurige Rolle. Es handelt sich um die Aktion T4, daher die Ermordung von geistig und körperlich behinderten Menschen, dessen Zentrale an der Universität stand. Durch einen Bombenangriff 1945 wurden weite Teile der Innenstadt zerstört. An diesem 16.März kamen rund 5.000 Menschen ums Leben. Die Stadt verlor im Zuge der Zerstörung weitere 50% ihrer Einwohner, doch schon etwa 10 Jahre später erreichte sie wieder das Vorkriegsniveau. Heute ist sie 6. größte Stadt Bayerns, hat 26.000 Studenten und ist damit eine der klassischen deutschen Universitätsstädte wie Heidelberg, Marburg, Göttingen oder Tübingen.

Geschichte Valéncias

Vom antiken Tyris über die Huertas und El Cid bis zum Ende der maurischen Herrschaft | Die Eroberung der Stadt durch Jaume I. und das Goldene Zeitalter ValenciasNiedergang, neue Kirchen und das Ende des KönigreichesValencias Wachstum im 19.JahrhundertBügerkrieg, Flut und Boom – Valencia im 20. Jahrhundert

Vom antiken Tyris über die Huertas und El Cid bis zum Ende der maurischen Herrschaft

Valencia ist eine der ältesten Städte der iberischen Halbinsel. Bereits im 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung schreibt der heidnische Dichter Avenius von einem großen Siedlungszentrum Namens Tyris, dessen Name mit einiger Sicherheit auf den Fluss Turia abzielt, der an der Stelle der heutigen Stadt ins Mittelmeer mündet. Allerdings sind keine weiteren Belege bekannt, weshalb das eigentliche Gründungsdatum der Stadt das Jahr 138 v.u.Z. ist, als „Valentina“ vom römischen Konsul Decimus Junius Brutus gegründet wurde. Der Ort wurde auf einem kleinen Hügel angelegt, womöglich einer Insel im Turia, jedenfalls war die Fläche umgeben von Wasserläufen. Die Gründung einer Stadt an jener Stelle, war für die Römer nicht unerheblich, lag sie doch ungefähr auf der Hälfte der Strecke zwischen den damaligen Metropolen Carthago Nova (dem heutigen Cartagena) und Taraco (Tarragona) und nicht unweit von der Neugründung lag die Via Heraklea, die später den heute bekannten Namen Via Augusta trägt, der wichtigsten Reichsstraße der Römer in Hispania. Im Zuge der Stadtanlage wurde die Reichsstraße durch die neue Siedlung umgeleitet.
Nach der rituellen Weihung des Ortes, die für römische Neusiedlungen obligatorisch waren, wurde die zu besiedelnde Fläche im bekannten Rastersystem groma aufgeteilt. Zwei Hauptstraßen wurden angelegt, der cardo maximus (von Nord nach Süd) und der decumanus maximus (von Ost nach West). Von diesen beiden Straßen gingen die Nebenstraßen ab. Die Via Augusta führte fortan auf dem cardo maximus entlang. Die ersten Siedler von Valentia waren ältere römische Soldaten, die in den Kriegen gegen die Iberer gedient hatten und die wohl mehrheitlich aus Mittel- und Süditalien stammten. Die neue Stadt wurde wohl über eine ältere iberische Anlage gelegt und war sowohl eine Vergeltungsmaßnahme an den Ureinwohnern als auch eine Manifestierung des römischen Machtanspruches in der Region. Die ersten Einwohner, man kann von rund 2000 Menschen ausgehen, errichteten erst provisorische Zelte (als ehemalige Armeeangehörige konnte man ihnen übergangsweise das zumuten), die dann nach und nach durch bescheidene Häuser ersetzt wurden. Eine Mauer befestigte den Ort. Später kamen alle für das römische Leben wichtigen Anlagen hinzu, Bäder, die ein wichtiges Zentrum des sozialen Lebens waren, Tempel, das Forum, das der Mittelpunkt der Stadt war und in dessen Nähe das Horreum stand, in dem Handel betrieben und die Steuern verwaltet wurden. Dass das Horreum gleich neben dem Forum stand ist ungewöhnlich für eine römische Stadt und zeigt wahrscheinlich dass eine rege Handelstätigkeit im jungen Valencia geherrscht haben mag.  
Im Jahr 75 v.u.Z. kam wurde Valentia in den römischen Bürgerkrieg hineingezogen und die lediglich 63 Jahre alte Stadt fast restlos zerstört. Archäologische Ausgrabungen haben Skelette von den damaligen Kriegsopfern hervorgebracht und man kann davon ausgehen dass in jenen Tagen wohl rund 10.000 Menschen ihr Leben verloren, als die Stadt überrannt und ausgebrannt wurde. Für rund 70 Jahre war der Ort verlassen und Reisende auf der Via Augusta mussten in jenen Jahren nur die Überreste einer ehemaligen Stadt gesehen haben.
Im 1. Jahrhundert sind erste bescheidene neue Siedlungsversuche nachweisbar und im letzten Drittel des Jahrhunderts begann ein massiver urbaner und wirtschaftlicher Aufschwung, im neuen Valentia, das den gleichen Namen bekam, wie der frühere Ort. Die Stadtstruktur wurde erweitert, neue Aquädukte angelegt und der Hafen am Fluss wieder aufgebaut, die Curia erbaut, der Ort wo sich der Senat traf und ein Circus angelegt, dessen Ausmaße mit 350mx70m rund 10.000 Besucher für Wagenrennen oder ähnliche Veranstaltungen fasste und damit sogar die Einwohnerzahl der Stadt übertraf. Vom Jahr 70 bis 270 war Valencia zu einer wichtigen Stadt an der Ostküste der iberischen Halbinsel im römischen Reich geworden. Zwischen 270 und 280 kam es zu einer abermaligen Verwüstung der Stadt, die danach in etwas kleineren Dimensionen aufgebaut wurde. Im Jahr 304 wurde in Valencia im Zuge der Christenverfolgung der Römer, Vinzenz, der Diakon des Bischofs von Zaragossas, gefoltert und hingerichtet. Sein Märtyrertod wurde seit dem 4. Jahrhundert von den Christen verehrt und er wurde zum heiligen Vinzenz ausgerufen. Seine Gebeine wurden übrigens 1160 nach Lissabon gebracht, wo seine Gestalt heute der Schutzpatron von Portugal ist. Er gilt weiterhin als Schutzheiliger der Seeleute, Töpfer, Dachdecker und Holzfäller und erstaunlicherweise auch der Kaffeehäuser. Sein Gedenktag ist der 22.Januar, an dem übrigens Kolumbus eine Karibikinsel entdeckte und diese St.Vincent benannte.


Nachdem Ende des römischen Reiches und eines Intermezzos durch die Westgoten übernahmen die islamischen Mauren 718 die Macht in der Stadt, wobei die Übergabe der Westgoten an die neuen Herrscher wohl recht friedlich und friedlich organisiert von statten ging. Jedoch liegen die ersten Jahre der muslimischen Herrschaft ziemlich im Dunklen. Zwischen 778-779 gab es einen Bürgerkrieg in dem die Stadt erheblich unter Mitleidenschaft gezogen wurde. Danach war Valencia eher unbedeutend.
Erst als das einheitliche Emirat von Cordoba zerfiel, änderte sich die Stellung der Stadt gewaltig, denn sie wurde im 10. Jahrhundert Hauptstadt eines islamischen Staates, eines sogenannten „taifas“. In der Medina, also der ummauerten Innenstadt wurden neue Häuser, nach dem damaligen Muster gebaut. Sie alle waren um einen zentralen Innenhof gruppiert und hatten fast keine Fenster die zur Straße hin zeigten. Das gesamte Bauwerk war dazu da, die Privatsphäre der Hausbewohner zu schützen. Es gab ein Alcazar, also eine Palastanlage, welche der Sitz des Gouverneurs und seiner Familie war. Sie herrschten über das Taifa Balansiya, welches  im al-Andalus, also im iberischen Teil des muslimischen Reichs eine nicht unbedeutende Stellung erreichte. Die Dynastie der Amiri ließ eigene Münzen prägen und erweiterte damit den Handel, in der eher landwirtschaftlich geprägten Region. So ist bekannt, dass sich 1149 italienische Händler in Valencia niederließen. Ebenso haben Ausgrabungen ergeben, dass es eine Rauda innerhalb der Medina gab, also einen Friedhof in der Stadt (normalerweise lagen islamische Friedhöfe außerhalb der Stadt), der für die reiche Oberschicht angelegt wurde und eine Art von Mausoleumsfunktion hatte. Die Stadt erreichte damals schon die Zahl von 15.000 Einwohnern, was ungefähr dreimal soviel war, wie das antike römische Valentia an Bewohnern hatte. Allerdings darf die Größe der Stadt nicht überschätzt werden, denn die mit Abstand größte Stadt des maurischen Spaniens war Cordoba mit rund 500.000 Einwohnern (es gab zu jener Zeit keine annähernd so große Stadt in West- und Mitteleuropa).
Entscheidend für die Stadtentwicklung war ebenso eine geografische Veränderung. Bis in die maurische Zeit hinein war Valencia eine Insel im Turia-Fluss. Um die Ausbreitung der Stadt zu erleichtern, wurde der südliche Flussarm zugeschüttet und die Stadt konnte sich weiter vergrößern. Valencia konnte sich zu einem kulturellen Zentrum seiner Zeit entwickeln, besonders die damaligen Wissenschaften in Theologie, Philosophie und Physik waren denen im restlichen christlichen Europa weit voraus. Wie groß der maurische Einfluss die Menschen damals prägte ist heute noch in den Baňos de Almirante zu sehen, Bädern die nach maurischer Tradition im Mittelalter errichtet wurden und noch bis ins 20. Jahrhundert hinein genutzt wurden und heute als Museum zu besichtigen sind.
Den wichtigsten, noch heute spürbaren, Beitrag der maurischen Zeit in Valencia machen die „huertas“ aus. Als huerta werden die landwirtschaftlich genutzten Bewässerungsflächen bezeichnet, welche von den Arabern in der Levante ausgebaut und verfeinert wurden. Die landwirtschaftliche Nutzung der flachen Küstenhöfe und Flussmündungen, die sich östlich der Gebirgsketten zum Meer hin in Spanien anschließen, geht wohl schon mindestens auf die Römer zurück. Es ist aber anzunehmen, dass schon vorher Siedler die guten Bedingungen zum Anbau von Nutzpflanzen nutzten. In der Antike wurden erste Bewässerungssystem erfunden, damit die landwirtschaftliche Produktion verbessert werden konnte und nicht zuletzt Italien und insbesondere Rom mit Nahrung versorgt werden konnte. Wichtig dabei war natürlich der Ausbau eines geeigneten Infrastrukturnetzes, dass die Güter entsprechend schnell an den Zielort transportierbar machte, wobei die Römer darauf achteten neben dem Ausbau eines Straßennetzes auch die Seewegen sicher und beherrschbar zu machen.
Die Mauren brachten in den Jahrhunderten ihrer Herrschaft in der Levante neue Impulse, die auf drei Schwerpunkte eingegrenzt werden können.  Zum einen verbesserten sie die Bewässerungstechniken nachhaltig, sie führten neue Anbaumethoden ein und sie brachten neue Kulturpflanzen in die Region. Seither gehören Reis, Zuckerrohr, Baumwolle, Zitrusfrüchte und vieles mehr zu den Erzeugnissen, die nicht nur in den flachen Regionen Valencias, sondern im gesamten Osten Spaniens angebaut werden können. Besonders erfolgreich waren die Araber mit der Einführung eines neuen Bewässerungssystems. Dabei wurde das Wasser der Flüsse (im Raum Valencia vor allem des Turias und des Jucars) in neu angelegten (oder teilweise aus der Antike übernommenen) Kanälen, den „vegas“ geführt. Weiterhin wurden Brunnen gebohrt, um Grundwasser zu nutzen, sowie Staubecken oder Sicherwasser aufbereitet. Bei der Kanalbewässerung machte man sich des leichten Gefälles zu Nutze, baute aber auch System von Schleusen und Schiebern, um den richtigen Wasserfluss zu regulieren. Häufig wurde dabei die sogenannte Schichtbewässerung angewandt, das heißt ein entsprechendes Feld wurde mit einer Menge Wasser bis zu einem gewissen Level geflutet. Das angestaute Wasser konnte dann nach einer Zeit wieder zurück in den Kanal laufen.
Sollte es einmal Streitigkeiten über die benutzte Wassermenge geben, so wurde das Wassergericht eingeführt, das „tribunal de las aguas“. Dabei handelt es sich um das älteste, noch heute tagende Gericht der Welt, dass jeden Donnerstag um 12 Uhr vor der Kathedrale von Valencia tagt. Hier werden die Streitigkeiten der Wasserverteilung geregelt. Dem unterlegenen Kontrahenten kann vom Wassergericht, quasi der Hahn abgedreht werden, daher dem Unterlegenen kann das Wasser verweigert werden, eine Einspruchsmöglichkeit dagegen gibt es nicht. Dabei wurden immer auch soziale Aspekte bei der Rechtsprechung berücksichtigt. Seit 2009 steht das Wassergericht auf der UNESCO Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheitsgeschichte, auch wenn seine rechtliche Bedeutung in unseren Zeiten der staatlichen Durchdringung des Rechts nicht mehr nennenswert erscheint.
Seit der maurischen Herrschaft auf der iberischen Halbinsel ist die Christenheit beseelt gewesen von der Rückeroberung der Gebiete. In der sogenannten „reconquista“, einer äußerst uneinheitlichen Bewegung, die man von der Schlacht bei Covadonga in Asturien um 722 (als der asturische Führer Pelayo im bergigen Hinterland der Picos de Europa die Ausbreitung der islamischen Truppen stoppen konnte) über die Einnahme des letzten islamischen Staates der Halbinsel im Jahr 1492 in Granada bis hin zur Vertreibung der letzten Moslems im 17. Jahrhundert zeitlich einrahmen kann, kam es zu allerhand Gefechten und Heldensagen. Eine der wichtigsten ist die von „El Cid“. Eben jener wurde 1043 in Vivar bei Burgos geboren und errang schon früh Ehrfurcht und Lobpreisung als erfolgreicher Kämpfer für die Christenheit. Er war mit einer Nichte des Königs von Kastiliens verheiratet, wurde aber aus dem Land verbannt und fand Aufnahme beim maurischen Fürsten von Saragossa, für den er dann gegen die Christen kämpfte, was nur wieder zeigt, das praktische Lösungen auch damals wichtiger waren als jede Art von Dogmatismus. In den Kämpfen, erlangte er seinen Spitznamen „El Cid“ (=vom arab. „sejjd“ stammend = der Herr, sein eigentlicher Name war Rodrigo Díaz). Jedoch söhnte er sich mit dem kastilischen König wieder aus und wechselte abermals die Fronten. Er eroberte 1094 für die Christen Valencia und hielt die Stadt mehrere Jahre gegen den Ansturm der Mauren. Erst nach seinem Tod, 1099, wurde Valencia wieder von den Mauren eingenommen. Seine heldenhaften Taten, sind in der üblichen Form der Übersteigerung im Epos „cantar de mio Cid“ zusammengefasst, das noch heute als zeitloses Werk der spanischen Literatur in den Schulen behandelt wird.

Die Eroberung der Stadt durch Jaume I. und das Goldene Zeitalter Valencias

Am 9.Oktober 1238, nach fünfmonatiger Belagerung, gelangte Valencia endgültig unter die christliche Herrschaft der Krone von Aragon unter Führung von Jaume I. Der Verlust war für die Araber schmerzvoll und wurde in zahlreichen Liedern besungen. Die Christen jedoch feierten die Einnahme als historischen Sieg, der durch das ganze Abendland hallen sollte. Die Stadt wurde Hauptstadt des neuen Königreich Valencias, welches zur Krone Aragons gehörte, aber unabhängige Entscheidungen treffen konnte und über viereinhalb Jahrhunderte lang existierte. Es hatte das Recht eigene Gesetze zu verabschieden, eine eigene Währung auszugeben und eigene Höhen- und Längen-Maße festzulegen.
Die Stadt wurde neu aufgeteilt. Die nicht geflohenen Mauren mussten sich außerhalb der Stadtmauern niederlassen, in der „la Moreria“. Ebenso mussten die Juden in ein eigenes Viertel ziehen. Die religiösen Einrichtungen wurden christianisiert, über der Großen Moschee wurde eine neue Kathedrale errichtet und mit San Juan del Hospital wurde die erste neue Kirchgemeinde gebaut. Valencia blieb aber nicht von Problemen verschont. 1348 hatte die Pest die Stadt im Griff und 10 Jahre später überflutete der Turia die Stadt und schwemmte die alten Holzbrücken fort. Daraufhin wurden zwei neue Steinbrücken gebaut (die Serrano und die Trinidad Brücke), welche die Stadt mit den Vororten verband. Bald machte sich auch bemerkbar, dass der Verteidigungsschutz nur unzureichend gewährleistet war. 1363 griffen die Truppen des christlichen Nachbarn Kastiliens, Valencia an und die Stadt verteidigte sich mühevoll gegen die Angreifer. Das veranlasste den aragonesischen König, der Stadt den Ehrentitel „dos veces leal“ (zweifache Loyalität) zu verleihen, der sich im doppelten L des Stadtwappens wiederspiegelt. Eine Kommission die „Junta de Murs i Valls“ wurde eingesetzt, welche eine neue Stadtmauer konzipieren sollte. So entstanden neue Stadttore, wie auch das Serrano-Tor, der Haupteingang zur Stadt, der von 1392 bis 98 unter Leitung von Pedro Balaguer gebaut wurde. Das Tor mit seinen zwei Türmen ist eines der beeindruckendsten Beispiele gotischer Militärarchitektur in Europa, dass neben seinem Wehrcharakter auch gleichzeitig, in einer Art von Triumphbogen, den Reichtum und die Bedeutung der Stadt ausdrücken sollte. Obwohl zu jener Zeit vier große und neun kleine Stadttore gebaut wurden, sind nach der Schleifung der Stadtmauern 1865 heute nur der Torres de Serrano und die Torre de Quart übrig geblieben. Letzterer wurde von 1441 bis 1460 erbaut. Der Planer Pedro Bonfill orientierte sich beim wesentlich schlichter gehaltenen Torre de Quart am Castell Nuovo in Neapel.

Das 15. Jahrhundert war für die Stadt ein, oder besser, das goldenes Zeitalter. Kulturell und wirtschaftlich wurde Valencia zu einem Zentrum des Mittelmeerraumes. Joanot Martorell schrieb hier „Tirant lo Blanch“, einen Ritterroman, der nicht nur Cervantes zum „Don Quichote“ inspirierte, sondern auch als ein Vorläufer des modernen Romans gilt und als eines der wichtigsten Werke in katalanischer Sprache gilt. Ein weiterer bedeutender Dichter der katalanischen Sprache, Ausiàs March lebte und wirkte ebenso in der Stadt. Im Übrigen heiratete er die Schwester von Joanot Martorell. So ist es auch kein Wunder, dass die erste Druckerpresse der iberischen Halbinsel in Valencia arbeitete, ebenso ist die erste Bibel der romanischen Sprachfamilie in Valencia auf „Valenciano“ (daher „Katalanisch“, in der Öffentlichkeit ist es umstritten, ob Valenciano eine eigene Sprache gegenüber dem Katalanischen ist, das ist jedoch eher eine politische Diskussion, sprachgeschichtlich ist Valenciano eine Varietät der katalanischen Sprache) erschienen. Mit dem „Sacas d’amor“ stammt ein weiteres wichtiges Werk von einem Valencianischen Meister. Francesch Vicent schrieb damit, die erste Abhandlung über modernes Schach in Europa. Der kulturelle Fortschritt hatte auch mit der Orientierung der Krone Aragons auf Italien und insbesondere Neapel (dessen Königreich man für eine Zeit habhaft werden konnte) zu tun. Dortige Anfänge der Renaissance wurden in Valencia gern und begierig aufgenommen.
Die Stadt profitierte bei ihrem wirtschaftlichen Aufstieg auch von der Stagnation Barcelonas, dass von innenpolitischen Problemen gelähmt wurde (so versuchte das dortige Patriziat, ausländischen Banken den Zugang zur Stadt zu verwehren). In Valencia dominierte ausländisches Kapital, dass die Wirtschaft beflügelte. Außerdem lag es für viele Handelsrouten am westlichen Mittelmeer günstiger als Barcelona, da man es von hier näher zu den neu entstehenden Routen im Atlantik hatte. Die „Taula de Canvis“, die Handelsbörse, wurde 1407 gegründet und erlangte weitreichende Bekanntheit und Ruhm. Viele Handelsstädte und Länder, wie Genueser, Venezianer, Mailänder, Flamen oder Deutsche nutzen die Stadt als Stützpunkt. Produkte aus dem kastillischen Hinterland, wie beispielsweise Wolle wurden hier gegen Metallartikel gehandelt. Die weiterhin manigfaltige Produktion der landwirtschaftliche Erzeugnisse der huerta, die zumeist von der immer noch zahlreich vorhandenen muslimischen Bevölkerung angebaut wurde, waren eine Exportschlager und steigerten die überragende Position Valencias im westlichen Mittelmeerraum. Trockenobst, Zucker, Seide und Reis wurden bis nach England sehr geschätzt.  Neben der florierenden Wirtschaft, entwickelten sich moderne kommerzielle Institutionen. In der Llotja residierten die Seekonsuln, die bei handelsrechtlichen Fragen als königliche Richter fungierten. Um 1494 brachte das Konsulat von Valencia ein umfassendes Gesetzbuch heraus, dass detailreich das Seerecht regelte, damit alle am Seehandel beteiligten Personen ein Anrecht auf Schutz ihrer Interessen haben. Es ist ein erster Ansatz für die Bemühungen, auf Hoher See einen rechtlichen Rahmen zu setzen.
Valencias Bevölkerung wuchs für damalige Verhältnisse rasant. Hatte man 1418 mit 40.000 Einwohnern schon eine beachtliche Zahl erreicht, so war man 1483 mit 75.000 Bewohnern eine der größten Städte Europas. Zahlreiche Bauten wurden neu errichtet. 1418 wurde der Turm der Kathedrale, der „Micalet“ fertiggestellt, der fortan die Silhouette der Stadt prägen sollte. Ebenso wurde die, eben schon erwähnte, Llotja de la Seda, die Seidenbörse, gebaut. Die Bauarbeiten unter Leitung des Steinmetzes Pere Compte dauerten von 1482 bis 1498. Das heute unter UNESCO-Weltkulturerbe stehende Gebäude gilt als eines der bedeutendsten profanen Bauwerke der Gotik. Das zweiteilige Gebäude mit seinem viereckigen Turm beherbergte einen großen Börsensaal, der mit seinen gewaltigen gedrehten Säulen und seinen drei Schiffen noch heute Bewunderung bei den Besuchern hervorruft. Der Versammlungsort des ebenfalls angesprochenen „consulado del mar“ wurde im zweiten Teil, im Laufe des 16. Jahrhunderts angefügt, wobei sich hier schon Stilmerkmale der Renaissance bemerkbar machen. Auch in jene Zeit fällt der Bau des Palau de la Generalidad (ebenfalls 1482 von Pedro Compte begonnen und 1510 durch Juan Carbrera und Juan Montano fertiggestellt), in welchem die Provinzparlamente und die Verwaltungsorganisationen der Krone saßen. 1499 gilt als Gründungsjahr der Universität von Valencia, denn am 30. Oktober jenen Jahres wurde Richtfest für das Gebäude der Hochschule gefeiert, das übrigens ebenfalls von Pere Compte stammt. Offiziell eröffnet wurde die Universidad de Valencia aber erst 1502, nachdem Papst Alexander VI. 1501 der Eröffnung zustimmte.     .

Mit der Verschmelzung der Kronen von Kastilien und Aragons zum spanischen Königreich, dem Ende der Reconquista, also der Eroberung muslimischer Gebiete auf der iberischen Halbinsel und der Entdeckung, Besiedelung und Plünderung Amerikas schwand langsam aber sicher der Ruhm und die wirtschaftliche Bedeutung Valencias. Interessanterweise finanzierten reiche Bürger Valencias die Expeditionen von Kolumbus für die spanische Krone mit. Politik und Wirtschaft in Spanien und Europa konzentrierten sich nun zumeist auf den Atlantik und nicht mehr auf das Mittelmeer.
Von großer Bedeutung und tragischen Verlust war jedoch die steigende Intoleranz, im seit 1469 vereinten Spanien (mit der Heirat der „katholischen Könige“ wurden die Kronen von Aragon und Kastilien zusammengeführt). Dies führte sowohl zur Vertreibung der Juden, als auch der Muslime. Diese teilweise mit blutigen Kämpfen verbundenen Handlungen hatten die Entvölkerung von ganzen Landstrichen zur Folge und trugen zu einem dramatischen Einbruch des Ertrags in der Landwirtschaft der huertas und zum Weggang der muslimischen städtischen Handwerker bei. Ein Verlust, den Valencia nie wieder aufholen konnte und der das Goldene Zeitalter beendete.

Niedergang, neue Kirchen und das Ende des Königreiches

Die wirtschaftliche und soziale Situation sollte sich im 17.Jahrhundert nicht wirklich verbessern. Am Anfang des Jahrhunderts lebten in Valencia immerhin noch 60.000 Menschen, jedoch auch wenn die Stadt durch die neue religiöse Intoleranz nicht sehr viele Einwohner verlor, so waren die landwirtschaftlichen Flächen im gesamten Königreich stark betroffen. Dies führte zum wirtschaftlichen Niedergang und einer einsetzenden Kriminalität, die auch den Stadtmauern nicht immer halt machte. Erst gegen 1650 erholte sich die Wirtschaft, getragen von steuerlichen Erleichterungen, die der spanische König insbesondere der reichen Oberschicht machte.
Valencia entwickelte sich währenddessen in eine kirchliche Stadt, mit einer zunehmenden Zahl von Konventen. Mehr als 60 Kloster beherbergte die Stadt. Mit der Kapelle „Virgen de los Desamparados“ von Diego Martínez Ponce de Urrana wurde der populärsten Heiligenfigur eine Gebäude gebaut, das heute sogar den Status einer Basilika hat. Nicht zu vergessen sind auch der neue erzbischöfliche Palast von Juan Bautista Pérez Castiel, sowie der neue Turm im Barockstil der Santa Catalina Kirche von Juan Bautista Viñes.
Einen weiteren Einschnitt erlebte die Stadt im Spanischen Erbfolgekrieg, der von 1701 bis 1714 dauerte und Ausbrach weil sowohl die Habsburger (Österreich) als auch die Bourbonen (Frankreich) Anspruch auf den spanischen Thron anmeldeten. Wie Katalonien, so stand auch das Königreich Valencia auf der Seite der Habsburger, die jedoch in der Schlacht von Almansa 1707 entscheidend geschlagen wurden. Die Reaktion des neuen spanischen Königs Felipe V. waren entsprechend verheerend. Mit den „Decreto de Nueva Planta“ löste er das Königreich Valencia auf und stellte Stadt und Land unter zentralistische Kontrolle von Kastilien aus. Weiterhin wurde von offizieller Seite nun „Castellano“ (im Deutschen als „Spanisch“ bekannt) zur Amtssprache und drängte „Valenciano“ Stück für Stück zurück. Um die neuen Machtverhältnisse zu verdeutlichen, ließ der spanische König 16 Kanonen auf seiner Casa de Armas direkt auf das Herz der Stadt zeigen. So blieb nichts weiter übrig, als mit den neuen Verhältnissen zu leben.
Aber der Zentralstaat tat auch etwas: 1761 wurde die Straßenverbindung nach Madrid ausgebaut, 1767 wurde die Nachbarschaften Valencias in Stadtteile (Campanar, Benimaclet, Ruzafa, Patraix) aufgeteilt, mit je eigenen Bevollmächtigten. Auch die Wirtschaft erholte sich. Der Hafen wurde ausgebaut und am Ende des 18. Jahrhunderts hatte Valencia nicht nur rund 100.000 Einwohner, sondern auch seine erste Zeitung (den „Diario de Valencia“ seit 1790), rund 5000 Webstühle, welche die Bedeutung des Seidengewerbes in der Stadt verdeutlichen und eine Welle von neuen neoklassischen Gebäuden (Palacio del Temple, Palacio de Justicia). Das bekannteste Haus jener Epoche ist aber noch vollkommen dem Barock verschrieben, es ist der Palacio del Marqués de Dos Aguas, der von 1740 bis 44 gebaut wurde. Er ist das Glanzstück der barocken Architektur in Valencia. Der Titel des Markgrafen (dos aguas = zwei Wasser) wird übrigens mit zwei umgestürzten Krügen symbolisiert, welche die beiden großen Flüsse der Region, den Turia und den Jucar darstellen sollen.

Valencias Wachstum im 19.Jahrhundert

Das 19. Jahrhundert begann mit den Auswirkungen der französischen Revolution, wie im Rest von Europa, so auch in Valencia turbulent. In den Napoleonischen Kriegen hielt die Stadt lange dem Druck der französischen Truppen stand, fiel aber letztendlich dennoch in ihre Hände. Mit der nur einjährigen Herrschaft der napoleonischen Truppen begannen aber erste Veränderungen in der Stadt. Der königliche Palast verschwand und ebenso einige kirchliche Konvente. Auch nach der Wiederkehr des spanischen Königs wurde die Stadt für moderne Zwecke umgestaltet. Die enge mittelalterliche Stadt wurde langsam aufgelockert, Plätze und Gärten wurden verstärkt angelegt.
Die zahlreichen Unruhen und politischen Verwerfungen des 19. Jahrhunderts in Spanien, fanden auch teilweise in Valencia statt. Wichtiger aber noch war, dass neue liberale Kräfte in den 1830er Jahren die Desamortisation vorantrieben, also die Überführung von kirchlichem Besitz in Staatseigentum. Als ehemalige Stadt der Klöster hatte die Stadt nun neue Möglichkeiten der Gestaltung. Aus ehemaligen Konventen wurden zivile oder militärische Anlagen, aus einigen alten Klosterfriedhöfen schuf man neue Straßenzüge. 1832 wurde das Teatro Principal eingeweiht, 1839 begann der Bau des Plaza Redonda, 1852 erhielt die Stadt ihre erste Bahnstation um nur drei Beispiele für die städtischen Erweiterungen aufzuzählen.
Bereits an der Schwelle zum 19. Jahrhundert hatte Valencia rund 100.000 Einwohner und war schon in jener Zeit die 3. bevölkerungsreichste Stadt Spaniens (den ersten offiziellen Zensus gab es 1857, dabei wurden 104.000 Einwohner in der Stadt und 25.000 Einwohner in den Vorstädten gezählt). Innerhalb der nächsten 100 Jahre sollte sich die Zahl auf über 200.000 Einwohner erhöhen. Um mehr Platz für die wachsende Stadt zu schaffen, wurden 1865 die alten Stadtmauern entfernt. Leider riss man dabei fast alles, der bis ins Jahr 1356 zurückgehenden Wallanlagen nieder, nur die beiden mächtigen Stadttore, Torres de los Serranos und die Puerta de Quart blieben stehen, allerdings auch nur, weil sich darin Gefängnisse befanden und man keinen anderen Platz für die Insassen fand. Heute sind die Tore ein eindrucksvoller Beleg für das mittelalterliche Valencia und wunderbare Beispiele für die Wehrarchitektur des Mittelalters in Europa.
Durch den neuen Platz war Valencia jetzt aber auch mit dem Hafen „Grau“ verbunden, ebenso konnten neue Pläne für Stadterweiterungen gemacht werden, welche aber immer wieder durch politische Verwerfungen behindert wurden. So wurde „intramuros“ also innerhalb der alten Mauern schon einige Verbesserungen eingeführt. Die heutige Prachtstraße „Carrer de la Pau“ wurde angelegt und eine Ringstraße auf dem Gebiet der alten Mauern gebaut, welche Anschluss für neue Stadtteile bieten sollte, wie bei der „Carrer de Colón“. Letztendlich ging auch die Stadterweiterung im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts von statten und die „Eixample“ (valenc. für Erweiterung) wurde östlich der Stadt aufgebaut. Mit ihren größtenteils quadratischen  Straßenformen erinnert sie vom Grundriss auch an die Erweiterung gleichen Namens in Barcelona. Noch heute ist die Eixample ein nobles Wohngebiet für die besser verdienende Bevölkerung der Stadt. Weiterhin kommt es zu mehreren Eingemeindungswellen der Vororte. Es entsteht auch der Plan die Stadt bis weit nach Osten zu erweitern bis an den Küstenort Cabanyal, schon dafür wurde bald eine große Straße errichtet.
In die Zeit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundertes kommt es zur kulturellen Bewegung der „Renaixença”, die den gesamten katalanischen Sprachraum betrifft. Es handelt sich dabei nicht nur um die Wiederbelebung der katalanischen Sprache, sondern auch um das Erkennen der lokalen Traditionen und ein stärkeres Empfinden der eigenen regionalen bzw. nationalen Identität. Bis heute ist diese Gemengelage in Valencia umstritten und es scheint fast so, als wäre die Identität der Stadt ein Streitobjekt, dass sich, wie schon erwähnt, auch an der Tatsache entzündet, ob Valenciano eine eigene Sprache sein soll, oder doch nur eine Variante des Katalanischen.

Bügerkrieg, Flut und Boom – Valencia im 20. Jahrhundert

Eine Gemeinsamkeit die sich in Ostspanien kaum abstreiten lässt, ist aber der Einfluss der Architektur des “Modernisme”, des Jugendstils. Obwohl dieser in Barcelona bzw. Katalonien teilweise spektakulärer in Erscheinung tritt, kann man auch in Valencia und entlang der gesamten Levanteküste viele Häuser im Stil des Modernisme finden. Nicht nur in der Eixample finden sich dazu herausragende Beispiele, wie beim Mercado Colón. Auch der Mercado Central oder der 1917 übergebene Hauptbahnhof Estació del Nord sind wunderbare Beispiele für den Jugendstil dieser Region. Auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts entsteht das neue Rathaus der Stadt, dessen Anklänge des Modernismus schon von einer Form der Nei-Gotik überformt werden. Trotzdem ist es heute noch ein stolzes Wahrzeichen Valencias.
Die Szene von Kunst und Kultur wurde von zwei Personen zur Jahrhundertwende dominiert. Zum einem vom Schriftsteller Vicente Blasco Ibáñez, der als einer der letzten großen Autoren des Realismus des 19.Jahrhunderts gilt. Zwar weilte der gebürtige Valencianer Vicente Blasco Ibáñez mehrmals in Frankreich und auch in Argentinien, aber neben seinen engagierten Romanen, war er auch als Journalist und Politiker tätig, der sich immer für den Republikanismus einsetzte. Die zweite Figur war der Maler Joaquín Sorolla, der in Valencia geboren wurde, aufwuchs und die hiesige Kunstakademie besuchte, nach Studienbesuchen in Italien und Frankreich sich aber in Madrid niederließ. Durch seinen großen Erfolg war es ihm aber auch möglich, sich ein Strandhaus in seiner Heimat zu kaufen, wo seine viel beachteten Strandbilder Valencias und seiner Menschen entstanden, welche noch heute einen wundervollen Eindruck auf das Leben jener Zeit darstellen.
Die Industrialisierung setze im 20.Jahrhundert immer mehr in Valencia ein. Neben den Stahlwerken im nahen Sagunto siedelte sich die Bekleidungsindustrie und die Möbelindustrie in der Stadt an und Valencia entwickelte sich zu einer Industriestadt, in welcher sich aber auch Armut und misserable hygienische Zustände ausbreiteten. Die Entwicklung vieler Projekte ging nur schleppend voran, allerdings gab es immer wieder Höhepunkte der Entwicklung, so wie die Regionalausstellung von 1909, welche zahlreiche Nachahmer in ganz Spanien fand.
Der 1.Weltkrieg, bei dem Spanien neutral blieb, hatte dann auch nur indirekte Folgen für die Stadt, die wie das ganze Land unter einer schweren Wirtschaftskrise litt. Erst der Aufschwung in den 1920er Jahren führte zu neuen Bauten am Turia, drei neue Brücken wurden über den Fluss gebaut, die außerhalb der Innenstadt liegenden Straßen wurden befestigt und neue Art Deco Bauten zeigten sich, wie die Finca Roja oder die expressionistischen Bauten der Finca del Hierro oder des Rialto Theaters.
Die 1930er Jahre standen nicht nur im Zeichen der 2.spanischen Republik, sondern auch der weltweiten Wirtschaftskrise und des 1936 beginnenden Brügerkrieges im Lande, der zwischen der aufständischen faschistische Falange unter Armeegeneral Franco und den republikanischen Kräften ausgetragen wurde. Die republikanische Regierung musste auf Grund dieser Kämpfe im Dezember 1936 nach Valencia ausweichen, was damit für rund ein halbes Jahr spanische Hauptstadt wurde. Mit der Regierung kamen Flüchtlinge, Kämpfer, Kriegsberichterstatter, Spione und Diplomaten in die Stadt so unter anderem auch Berühmtheiten wie Tolstoi oder Hemnigway. Doch schon bald wurde Valencia Mitten in die Kämpfe verwickelt, immer wieder vielen Bomben der franquistischen Truppen, die von den faschistischen Regimen in Deutschland und Italien unterstützt wurden, auf die Stadt. Als am 30.März 1939 die Stadt in die Hände Francos fiel, waren allein 930 Gebäude in der Stadt, besonders aber der Hafen, zerstört wurden.
Die Nachkriegsjahre waren geprägt vom Hunger, politischer Verfolgung und einer wirtschaftlich sehr angespannten Lage, die sich erst ganz langsam verbesserte. Die größte Veränderung im Stadtbild war daher auch die Folge einer schlimmen Naturkatastrophe, dem Hochwasser des Flusses Turia 1957. Schon seit Jahrhunderten gab es große Fluten des manchmal rasant anteigenden Flusses, doch die Flut 1957 war katastrophal. Diese setzte weite Teile der Stadt unter Wasser und kostete mindestens 81 Menschen das Leben und machte rund 3500 Familien obdachlos. Die Reaktion auf dieses Hochwasser war außergewöhnlich, denn man beschloss den sogenannten „Plan Sur“, der vorsah, den Flussverlauf aus der Stadt heraus, und ihn rund 3,5 km südlich davon ins Mittelmeer zu führen (es gab schon seit 1953 diesen Plan, allerdings erschien er anfangs wirtschaftlich nicht durchführbar). Die Bauarbeiten dazu wurden 1969 begonnen und 1973 abgeschlossen. Ein Effekt der Maßnahme war es, nun eine innenstädtische Freifläche zu haben, die man in eine Parklandschaft umwandeln konnte. So zieht sich heute ein grünes Band durch Valencia, eine Stadt die bis dahin nicht mit großen Parks gesegnet war.
Überhaupt waren die 1970er Jahre, die Zeit eines wirtschaftlichen Aufschwungs. Die Bevölkerungszahl wächst rasant. Lebten 1960 noch 505.066 Menschen in der Stadt, sind es 1981 bereits 751.734. Mit dem Tode Francos 1975 kommt es zur demokratischen Transformation Spaniens. Valencia wird Hauptstadt der neu geformten Communidad Valenciana, die geografisch an das alte Königreich Valencia erinnert. Die Stadt transformiert sich in eine moderne Großstadt. Eine neue U-Bahn wird in den 1980er Jahren gebaut, die alte Vorortbahnen in einem unterirdischen Tunnelsystem vereint und heute das kilometermäßig zweitlängste Metronetz Spaniens vereint.  In jene Zeit fällt auch die Vollendung der ersten Stufe der Umgestaltung des Flussbettes in eine Parklandschaft, die vom Katalanen Ricardo Bofill geplant wurde. Am ehemaligen Ufer entsteht der  Konzertsaal Palau de la Musica, ein neues Glanzstück in der öffentlichen Architektur der Stadt. Ein Ende des Ausbaus ist in den ersten Jahren des 21.Jahrhunderts mit der neu errichteten Stadt der Künste und Wissenschaften geschaffen wurden, die unter Leitung des valencianischen Stararchitekten Santiago Calatrava ein weiteres (neues) Stadtzentrum darstellt, dass in den letzten 20 Jahren der Stadt eine ganz neue Facette gab.


In den 1990er Jahren machte die Stadt als Party und Technohochburg von sich reden. Auf der sogenannten „Ruta de Bakalao“ oder „Ruta de Destroy“ konnte man von Freitagabend bis Sonntagnacht in zahlreichen Technodiskotheken durchfeiern. Bis zu 30.000 Partygänger kamen jedes Wochenende aus ganz Spanien, um hier zu feiern. Einen eher kontroversen Ruf bekamen diese Orte durch (zumeist TV-) Reportagen, die enthüllten, dass ein hoher Drogenkonsum bei den Besuchern Gang und gebe war. Der innovative Charakter der elektronischen Musik verlor sich recht schnell zu Gunsten eines ausschweifenden Wochenendspaßes.

Heute ist Valencia immer noch die drittgrößte Stadt Spaniens. Sie ist nicht nur wirtschaftliches Zentrum und bedeutender Universitätsort (80.000 Studenten in zwei Universitäten) sondern auch touristischer Ausgangsort der Costa Azahar mit ihren weiten Stränden, aber auch zahlreichen Hochhäusern. Allerdings fiel mehr Schatten als Licht in den letzten Jahren auf die Stadt. Zum einen sind die Stadt und die Region stark von der spanischen Wirtschaftskrise seit 2008 betroffen und Arbeitslosenzahlen von fast 30% gehen nur sehr langsam zurück. Zum anderen sind die Entscheidungen der kommunalen Administration in der Bevölkerung umstritten mit Großereignissen wie der Formel 1 oder dem America’s Cup die Wahrnehmung der Stadt zu erhöhen, gleichzeitig aber dafür nicht unbedingt vorhandenen Gelder einzusetzen. Nicht nur das Metrounglück von 2006 mit 43 Toten, höhlte das Vertrauen in die Autoritäten der städtischen Verwaltung aus, auch die immer wieder auftretenden Korruptionsfälle, wie der Fall „Gürtel“, ließen eine zutiefst gespaltene Bevölkerung zurück und eine Stadt deren Identität zwischen Tradition und Neuerfinden genauso hin und herpendelt wie zwischen  katalanischer und kastillischer (spanischer) Sprache. Auch deshalb wurde 2015 eine neue Stadtregierung gewählt, welche unter anderem den Abriss des in der Zeit des modernisme entstanden Cabanyal-Viertels zu Gunsten von Neubauten gestoppt hat.

 

Geschichte Essens

Die Geschichte Essens geht zurück auf die Stiftsgründung des Bischofs von Hildesheim im Jahr 845. Schon einige Jahrzehnte vorher war, im heute zur Stadt gehörenden Werden, ein Benediktinerkloster gegründet wurden. 842 begann man mit dem Bau der Stiftskirche, auf deren Grund heute noch das Essener Münster steht. 1003 bekam Essen das Marktrecht. Kontinuierlich wurde das Münster erweitert und 1244 wurde die Stadtmauer gebaut. Im 14. Jahrhundert versuchten die Bürger der Stadt die Reichsunmittelbarkeit zu erreichen, was 1377 gelang. In diesem Jahr bestätigte Karl IV. der Stadt Essen den Titel freie Reichsstadt. In diese Zeit gehen ebenso die ersten Kohlefunde zurück, wobei ein erstes Kohlebergwerk 1450 den Betrieb aufnahm. Immer wieder gab es Meinungsverschiedenheiten zwischen der Stadt und dem Stift, die teilweise vom Reichskammergericht entschieden werden mussten. Als das 16. Jahrhundert zu Ende ging, begann die Waffenindustrie in der Stadt zu florieren. Doch dieser Aufschwung währte nur kurz. Der 30-jährige Krieg bringt Unheil, Verfolgung und Tod über die Stadt, auch weil die Stadt evangelischen Glaubens war, der Stift aber zur katholischen Kirche gehörte.

Seit 1822 gehörte Essen dann zur Rheinprovinz Preußens. Der preußische Staat förderte durch reformierte Gesetzgebung die wirtschaftliche Prosperität und den Erfolg der Industrialisierung der gesamten Ruhrregion. Die Industrialisierung die schon am Beginn des 19. Jahrhunderts langsam einsetzte ist nicht nur in Essen eng mit der Familie Krupp verbunden. 1811 wurden die Krupp Gussstahlfabrik gegründet, welche Anfangs aber eher geringen wirtschaftlichen Erfolg hatte, später aber zu einem Weltkonzern aufstieg. Der Kruppkonzern dominierte alsbald den Blick auf die Stadt. Das Fabrikgelände, dass westlich der Altstadt entstand, hatte schon 1873 eine zehnmal größere Fläche als die gesamte Altstadt Essens. Schon zu dieser Zeit prägten neben der Schwerindustrie auch der Bergbau das Bild der Stadt. Viele Zechen förderten Kohle, Eisenbahnen transportierten sie weiter. Essen hatte am Ende des 19. Jahrhunderts das dichteste Eisenbahnnetz des Ruhrgebiets. Noch immer kündet der Reichtum der Familie Krupp in der Villa Hügel, über der Ruhr gelegen mit riesigen Park und einem Haus. Der 1.Weltkrieg, der mit großer Euphorie begann ließ den Bedarf an Waffen enorm anstiegen, wovon natürlich die „Kanonenstadt“ Essen profitierte, wurden doch bei Krupp gewaltige Geschütze, wie die „Dicke Bertha“ gebaut. Doch auch hier machte das Ende des Krieges mit Hunger und Armut keine Ausnahme. 1923 besetzten französische Truppen das Ruhrgebiet, da man dem Deutschen Reich vorwarf, fällige Reparationszahlungen nicht zu zahlen. 1925 endete die Zeit der Besetzung, in die auch die „Karsamstagstragödie“ 1923 fiel, als im Krupp-Werk 13 Arbeiter von französischen Soldaten erschossen wurden. Noch heute zeugen im Ruhrmuseum zahlreiche Pranger-Poster vom Hass auf die Franzosen in den 1920er Jahren. All dies trug aber dem rasanten Wachstum der Stadt keinen Abbruch, schon seit 1896 war Essen eine Großstadt. Einige Eingemeindungen in den 1920er Jahren führten sogar dazu, dass Essen 1929 über 600.000 Einwohner hatte und eine der größten deutschen Städte wurde. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde ein NSDAP-Mann zum Oberbürgermeister ernannt und auch in Essen brannten am 9.November jüdische Einrichtungen. Interessant ist aber, dass die Synagoge der Stadt nicht nur das Pogrom überstand (sie brannte zwar innen aus, äußerlich jedoch blieb sie erhalten), sondern auch die verheerenden Bombenangriffe im 2.Weltkrieg, die 90% der Gebäude zerstörten. Damit ist Essen eine der sehr wenigen Orte in Deutschland die eine Synagoge besitzen, die schon vor 1933 erbaut wurde, wenngleich sie heute nicht mehr als Gotteshaus, sondern als Museum genutzt wird. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass tausende Zwangsarbeiter im 2.Weltkrieg, in den Fabriken der Stadt arbeiten mussten.
Nachdem Krieg folgte der Wiederaufbau, wobei die Rolle als Kohle- und Stahlstadt zunehmend abnahm und später ganz zum erliegen kam, schön zu sehen am Hauptbahnhof, wo dem Besucher der etwas ältere Slogan „Einkaufsstadt Essen“ entgegen leuchtet. Aus der Krupp- und Stahlstadt Essen wurde ein Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum. Zwar finden man immer noch Industriebetriebe in der Stadt, jedoch schlossen schon in den 1950ern die ersten Zechen bis 1986 mit der Zeche Zollverein auch das letzte Kohlebergwerk der Stadt schloss und heute zum Veranstaltungs- und Kulturzentrum umgebaut wurde, dass seit 2001 Weltkulturerbe ist. Auch Stahl wird in Essen nicht mehr hergestellt. Vom riesigen Gebiet der Krupp-Werke ist fast gar nichts mehr in der Stadt zu sehen. Die heutige Konzernzentrale steht zwar auf den alten Krupp-Werken, ist aber erst im Jahr 2010 eröffnet wurden. Doch Essen ist immer noch Heimat zahlreicher Großunternehmen wie eben Thyssen-Krupp, RWE, Evonik, Hochtief oder Aldi-Nord.
Bis 1988 war Essen noch die fünftgrößte Stadt Deutschlands bevor es von Frankfurt am Main überholt wurde. Heute ist Essen nur noch die viertgrößte Stadt Nordrhein-Westfalens und hat seit den 1960ern rund 20% der Bevölkerung verloren. Trotzdem bietet die Stadt kulturell einiges, neben der schon erwähnten Zeche Zollverein mit dem sehenswerten Ruhr-Museum, war die Stadt 2010 Europas Kulturhauptstadt.

Geschichte Hamburgs

Als im 8. Jahrhundert sich einige Sachsen in der Nähe eines Geestrückens an der Alster niederließen, machten sie dies, weil man hier günstig die Elbe überqueren konnte und damit ein guter Ort gefunden war, der strategisch recht günstig lag, denn weitere mögliche Elbübergänge lagen viele Kilometer entfernt. Neben ein paar bescheidenen Höfen entstanden auch eine erste Befestigungsanlage, eine Hammaburg (Ham kommt wohl von „Sumpf“ bzw. „Ufer“), die dem Ort seinen Namen verlieh. 810 eroberten die Heere Karl des Großen die Gebiete der Sachsen und wurden seinem Reich einverleibt, jedoch blieb die hier beschriebene Siedlung im Grenzgebiet. Im Norden Richtung Skandinavien und nach Osten in Richtung der dort lebenden Slawen war das Reich an sein Ende gekommen. So stammt die erste Erwähnung des Örtchens, aus dem Jahr 831, als Karls Sohn, Ludwig der Fromme, den Mönch Ansgar als Bischof einsetzte, um die angrenzenden Gebiete zu missionieren. Missionierung war damals nicht nur eine Bekehrung zum richtigen Glauben, sondern auch eine Erweiterung des Territoriums. Der neue Erzbischof ließ einen Dom bauen, musste aber miterleben, wie schon 845 dänische Wikinger Kirche und Ort überfielen und verwüsteten. So zog sich Ansgar erst mal in das sichere Bremen zurück. Jedoch wurde gegen 850 die Siedlung neu errichtet und hatte bald schon wieder rund 200 Einwohner, so dass fünf Jahre später ein neuer hölzerner Mariendom gebaut wurde. Jedoch waren auch die nächsten Jahrhunderte immer wieder geprägt von der unsicheren Grenzlage und Angriffen, dann zumeist von Slawen. Ein Wall wurde errichtet, sowie eine erste steinerne Bischofsburg. Das gegen 1045 fertiggestellte Bauwerk, gilt als erstes europäisches Steingebäude nördlich der Elbe.
Das Jahr 1111 hat für Hamburg eine wichtige Bedeutung, denn dem Grafen von Schaumburg wurden die Grafschaften Holstein und Stormarn verliehen und Hamburg wurde ihre Residenz. Neben zahlreichen Neugründungen der Schaumburger, wie beispielsweise der bald florierenden Handelsstadt Lübeck, begann der Handel in der Region zu florieren, was Hamburg natürlich zu Gute kam. Im Jahr 1188 wurde in der Schleife der Alster die Neustadt gegründet, für die man nur ein Jahr später bei Kaiser Friedrich Barbarossa einen Freibrief erwarb, der Hamburg freien Handel auf der Elbe zusicherte. Damit begann der Aufschwung der Stadt Fahrt aufzunehmen und das obwohl man nichts Schriftliches in die Hand bekam, denn bedauerlicherweise ertrank der Kaiser nur drei Tage später. Da die Hamburger aber erfinderisch sind, wenn es um die Sicherung eigener Privilegien geht, fälschten sie im 13. Jahrhundert den Freibrief, der danach tatsächlich anerkannt wurde. Noch heute wird am 7.Mai der Hafengeburtstag gefeiert, der auf die Verleihung dieses Briefs gründet, dessen Legitimität aber heute natürlich keiner mehr ernsthaft anzweifelt. Um die Jahrhundertwende 1200 besaß Hamburg bereits rund 1.500 Einwohner. Die wachsende Stadt benötigte zunehmend mehr Nahrungsmittel und so wurde 1190 ein erster Staudamm an der Alster errichtet, um Wasser für eine Mühle zu erhalten, 1235 folgte ein weiterer Damm. Noch heute prägen die damit entstehende Binnen- und Außenalster das Bild Hamburgs. 1216 vereinigten sich die Altstadt und die Neustadt. In diese Zeit fielen die Verleihung des Stadtrechts und die Ernennung eines eigenen Rats, sowie eigener Gerichtsbarkeit. Immer mehr eigene Macht und Unabhängigkeit festigten die Stellung der Stadt gegenüber den gräflichen Rechten. Im 13. Jahrhundert folgte eine starke Erweiterung der Stadt. Neben der Altstadt, um die Marktkirche St.Petri und der Neustadt die um St. Nikolai wuchs, wurde südlich davon das Katharinenkirchspiel gegründet und um 1250 die östlich gelegene St. Jakobi Kirchgemeinde. Die neuen Gebiete wurden mit Mauer, Gräben und Toren gesichert. 1300 hatte die Stadt bereits 5.000 Einwohner und seit 1290 hatte man ein gemeinsames Rathaus für Altstadt und Neustadt.

Hamburg wurde Mitglied der Hanse, einen Zusammenschluss von Städten, die den Handel in nordeuropäischen Gewässern koordinierte und kontrollierte und sogar militärisch aktiv eingriff, wenn es sein musste, beispielsweise gegen Seeräuber wie Klaus Störtebeker, der übrigens am 20. Oktober 1400 in Hamburg mit 73 weiteren Piraten enthauptet wurde. Der Handel ließ die Hansestädte florieren, Handelsnetze entstehen, Niederlassungen (Kontore) entstanden in fernen Orten wie London oder Novgorod. Neben einer ständig wachsenden Bevölkerung, um 1450 hatte Hamburg bereits zehn- bis fünfzehntausend Einwohner, zeigten die in die Höhe wachsenden Kirchtürme den Reichtum der Hansestädte an. Gebaut wurden sie in Ermangelung von Sandstein oder Muschelkalk aus eigens hergestellten Steinen aus Lehm und Kalk. Diese Backsteinbauten erreichten erstaunliche Höhen, wie man zum Beispiel an der ersten gotischen Backsteinkathedrale, der Lübecker Marienkirche, sehen kann, deren Dimensionen 1350, ebenso wie heute noch faszinieren. Auch die Hamburger Kirchen zeugen von diesem Reichtum und prägen noch heute mit ihren weit höher als 100m aufragenden Türmen das Bild der Stadt.
1460 starb das Grafengeschlecht der Schaumburger aus und Hamburg gehörte in dessen Folge zur dänischen Krone. Sogleich machte die selbstbewusste Stadt aber auf Ihre Unabhängigkeit aufmerksam und so blieb die dänische Herrschaft, die immerhin bis 1768 formal weiter bestand, für Hamburg und dessen Bürger erträglich. Konflikte entstanden eher innerhalb der Stadt, so wie bei der Einführung der protestantischen Lehre. Zwar stand zu Beginn der um sich greifenden Lehre Luthers, der Rat der Stadt auf Seiten des Domkapitels, konnte letztendlich den Protestantismus aber nicht aufhalten. Nach einer Disputation 1528 im Rathaus wechselte man offiziell zur neuen Glaubensform, was anders als in vielen anderen Städten Europas, aber ohne größere Probleme geschah. Daran hatte insbesondere der beauftragte Pfarrer Johannes Bugenhagen Anteil, der die reformatorische Umgestaltung organisierte. Zu Hamburgs höchster kirchlicher Person wurde der Superintendent (seit 1933 trägt er den Titel Landesbischof), die Köster wurden aufgelöst und in den Kirchspielen wurden Verwaltungen gewählt. Gleichzeitig setzte damit ein Differenzierungsprozess der bürgerlichen Stadtverwaltung ein, bei denen Deputationen für unterschiedliche Aufgaben gegründet wurden.
Das 16. Jahrhundert bedeutete den langsamen Niedergang von Hanse und norddeutschen Handelsstädten, nicht aber den von Hamburgs. Die Entdeckung der Neuen Welt und der beginnende Fernhandel waren günstig für die Stadt, da sie mit ihrer Anbindung an der Nordsee für die neu entstehenden Handelsströme sehr günstig lag. Auch hier zeigt sich wieder einmal deutlich, wie sich geografische Lokationen und ihre strategische Bedeutung über die Zeit hinweg verändern. Hamburg stieg zum bedeutendsten Hafen in den deutschen Landen auf. 1558 wurde die erste deutsche Börse hier errichtet. Hamburg öffnete sich auch für fremde Händler, die weiteren wirtschaftlichen Aufschwung in die Stadt brachten. Die Toleranz hatte jedoch klare Grenzen. Nur Lutheraner konnten Bürgerrechte erwerben. Reformierte oder Mennoniten mussten ins benachbarte Altona, um ihre Religion auszuüben. Neue jüdische Siedler durften das sogar nur privat tun. Der zunehmende Wohlstand der Stadt benötigte mehr Sicherheit, so wurden schon 1547 neue Wallanlagen gebaut, 1616 bekam der niederländische Spezialist Johann von Valckenborgh den Auftrag, eine unüberwindliche Befestigung zu bauen. Diese entstand unter anderem mit mit vier Toren, 22 Bastionen, tiefen Gräben und hohen Mauern bis 1625 und vergrößerte vorausschauend das Stadtgebiet beträchtlich. Der neue Platz für wurde für einen neuen Stadtteil genutzt, der um die neugebaute Michaeliskirche entstand. Der 1669 fertiggestellte Turmhelm dieser Kirche ragte stolze 129m über der Stadt (bis er 1750 vom Blitz getroffen wurde und abbrannte, aber noch höher wiedererrichtet wurde). St. Michaelis wurde jedoch eher zu einem Armenviertel Hamburgs, was auch daran lag, dass man hier keine Fleete (also natürliche Wasserläufe, die Warentransport per Schiff erlauben) benutzen konnte.

Den neuen sicheren Wallanlagen ist es zu verdanken, dass Hamburg den 30-jährigen Krieg fast unbeschadet überstand. Das Wachstum der Stadt stieg immer rasanter an und so sollen sich im 17.Jahrhundert 60.000 Einwohner in der Stadt niedergelassen haben, was in den daraufhin entstehenden Gängevierteln (also besonders eng bebauten Häuserzeilen zumeist im Fachwerkstil) zu schlimmen sozialen und hygienischen Zuständen führte. Währenddessen versuchte der dänische König etwas von den guten Geschäften der Hamburger ab zu bekommen. Er baute den etwas elbabwärts gelegenen Hafen Glücksstadt, dem jedoch nur wenig Glück beschieden war. 1630 kam es zu einem Seekrieg auf der Elbe, den die Hamburger Flotte gegen die neue Stadt für sich entschied. Mehr Erfolg war der holsteinischen Siedlung Altona beschieden, die 1664 zur Stadt erhoben wurde. Nicht nur die größere Toleranz im etwas westlich gelegenen Städtchen ließ dieses erblühen. Der dortige Hafen entwickelte sich schwungvoll, schnell stieg Altona zur zweitgrößten Stadt Dänemarks auf. 1678 erkannte Dänemark dann jedoch schließlich Hamburg als freie Reichstadt an, dessen Recht sie bereits 1615 verliehen bekommen hatte. Hamburg handelte in jener Zeit schon mit fast allen europäischen Häfen, besonders aber mit Holland, Skandinavien und Frankreich. Da das Mittelmeer durch die Piraten der Barbareskenstaaten (Nordafrika) ein gefährliches Gebiet war, entschlossen sich die Hamburger Händler, bewaffnete Begleitschiffe mit den Handelsschiffen auszusenden. Die großen Routen des Fernhandels waren für die Stadt aber nicht erreichbar, da die Kolonialmächte Spanien und England nur eigene Schiffe dahin erlaubten. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lockerten sich die Regeln und Schiffe aus Hamburg segelten dann auch bis nach Amerika.
Das 17. Jahrhundert ist aber nicht nur vom wirtschaftlichen Erfolg der Händler geprägt, auch kulturell erlebte die Stadt einen Aufschwung, der ihren Ruf weit über Norddeutschland hinaus prägte. 1648 wurde hier die erste deutsche Oper gegründet, an der später Georg Philipp Telemann wirkte. Lessing arbeitete am 1767 gegründeten Schauspielhaus. Seine Zeit war jedoch nicht von großen Erfolgen geprägt, allerdings geht daraus der „Anti-Goeze“ hervor, der später Lessings berühmtestes Werk „Nathan der Weiße“ inspirierte und zeigte das religiöse Toleranz im damaligen Hamburg nicht wirklich vorhanden war. Doch sein Werk hatte Konsequenzen. 1785 wurden die Regeln der Religionsausübungen in Hamburg reformiert, Reformierte und Katholiken – nicht aber Juden – durften nun ihren Glauben in der Stadt ausüben. Andere Auswirkungen gab es nur wenige Jahre später für den schon lange nicht mehr benötigten Dom in der Stadt. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 gehörte das bis dato exterritoriale Gebiet nun zur Stadt und diese beschloss das Gotteshaus 1804 abzureißen. Zweifellos ein großer Verlust.

Jedoch gab es auch Beispiele für ein einsetzendes offeneres Klima in der Stadt, wie der „Patriotischen Gesellschaft“, die 1765 gegründet wurde und ein Zentrum der Hamburger Aufklärung wurde und 1789 die Französische Revolution enthusiastisch feierte. Die Begeisterung für Frankreich nahm aber stetig ab und schlug ins Gegenteil um, als durch die von Napoleon I. verhängte Kontinentalsperre der Handel der Stadt fast zum erliegen kam. Als 1812 die Franzosen Hamburg besetzten, führten sie zwar den Code Civil ein und setzten den Rat ab, aber die Lebensmittelversorgung wurde immer prekärer, auch weil tausende Soldaten versorgt werden mussten. Die Kosaken eroberten 1813 die Stadt, ihr Erfolg war aber nur von kurzer Dauer und sie mussten Hamburg schnell wieder an die Franzosen aufgeben. Diese trieben den Unmut der Bevölkerung auf die Spitze, als sie um die Weihnachtstage 1813 20.000 hungernde Hamburger aus der Stadt auswiesen, weil diese nichts zu essen hatten. Erstaunlicherweise wurde Hamburg von den Franzosen auch noch nach dem Einmarsch alliierter Truppen in Paris, vom französischen Gouverneur Davout besetzt, der die Stadt erst über einen Monat später im Mai 1814 freigab. Der Wiener Kongress nahm alle bürgerlichen Reformen zurück. Hamburg wurde aber als eine von vier freien Reichsstädten im neugegründeten Deutschen Bund bestätigt. Seit 1819 gab man sich den Titel „Freie und Hansestadt Hamburg“ und die Geschäfte wurden in den Jahren der Restauration wieder bestens betrieben. Einen großen Einschnitt stellt aber das Jahr 1842 dar, als am 6. Mai ein Feuer ausbrach, dass sich zu einer Katastrophe ausweitete und bis zum 8. Mai ein Drittel der Hamburger Altstadt zerstörte. 51 Menschen starben, über 20.000 wurden obdachlos, 1.750 Häuser wurden vernichtet, die Nikolai- und die Petrikirche zerstört, ebenso das Rathaus. Die Katastrophe sorgte für weltweites Aufsehen und von überall her bekamen die Hamburger Hilfe. Sie nutzten die Chance und bauten ihre Stadt neu auf, diesmal im Stil einer entstehenden Großstadt, die Hamburg rechnerisch schon seit 1787 war (was nichts anderes heißt als das die Grenze von 100.000 Einwohnern überschritten wurde). Breite Straßen wurden angelegt, die Alsterarkaden brachten venezianisches Flair, der Neubau der St. Nikolaikirche unter dem Briten Georg Gilbert Scott bekam den damals höchsten Kirchturm der Welt. Der Rathausbau zog sich allerdings in die Länge. Er wurde erst 1897 fertiggestellt. Unter Leitung von Architekt Martin Haller entstand fast schon ein Neorenaissance-Palast, der deutlich den Stolz der Hamburger Bürger herausstellte. Diese wurden seit 1860 mehr in die Politik durch eine neue Verfassung einbezogen, wenngleich immer noch nicht alle Bürger wählen durften. Auch in das Jahr 1860 fiel die Aufhebung der Torsperre. Zwar waren die Befestigungsanlagen schon jahrzehntelang abgerissen und gaben Platz für neue Promenaden und Parks, aber an den Toren mussten weiterhin Abgaben bezahlt werden, um in die Stadt zu kommen. Durch deren Aufheben entwickelten sich schnell neue Vorstädte, wie beispielswiese St.Pauli, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingemeindet wurden. Erste Eisenbahnlinien erreichten die Stadt 1842, jedoch dauert es bis 1872 für eine erste Elbbrücke. So konnten damit Züge von Harburg nach Hamburg fahren und die Stadt wurde mit dem Süden des neuen Deutschen Reiches verbunden.

Seit 1871 war man Teil dieses Reiches, was jedoch auch zolltechnische Konsequenzen hatte, die zwischen Reich und Stadt zu langen Verhandlungen führten, denn Hamburg wollte seine Rolle als freier Hafen nicht verlieren. Hamburgs Hafen sollte vor Zöllen geschützt werden. Händler brachten damals fast von jedem Ort der Welt Waren in die Elbestadt. Seit 1841 bestand sogar eine Dampfschifffahrtslinie für Passagiere nach England, seit 1850 nach New York. Zahlreiche Auswanderer nutzten den Hamburger Hafen, um ihr Glück in der neuen Welt zu suchen. Insgesamt 3,6 Millionen von Ihnen starteten ihr neues Leben hier (zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekamen die Auswanderer sogar ein eigenes Viertel, die Ballin-Stadt, um dort ihre Ausreise zu beginnen). Die Verhandlungen mit dem Reich führten 1888 zu einem Kompromiss und der Beibehaltung eines Freihafens. Südlich der Innenstadt wurden Wohn- und Geschäftsviertel weggerissen und dafür die Speicherstadt errichtet. Für diesen riesigen Lagerkomplex mussten 24.000 Menschen umgesiedelt werden, wie fast immer traf es dabei die arme Bevölkerung am härtesten, welche in neue, entfernte Vorstädte ziehen musste. Auch die neu entstehenden Industriebetriebe erhöhten die Zahl der Arbeiterschaft, die teilweise unter erbärmlichen Bedingungen in den Gängevierteln lebte. 1892 brach dort eine Choleraepidemie aus, an der ca. 8.000 Menschen starben. Der eintreffende Biologe Robert Koch sprach davon, nicht glauben zu können in Europa zu sein, als er die hiesigen Zustände sah. Nachfolgend wurden die Gängeviertel in der Innenstadt abgerissen und darauf später das Kontorviertel erbaut. 1914 wurde die Mönckebergstraße als neue Verkehrsachse zwischen Hauptbahnhof und Rathaus fertig gestellt, noch heute ist sie die Einkaufsmeile in der Hansestadt. Eben jener gerade erwähnte Hauptbahnhof wurde bereits 1906 in Betrieb genommen, dessen Architektur von Heinrich Reinhardt und Georg Süßenguth große Aufmerksamkeit erregte. Ein weiteres technisches Wunderwerk sollte 1911 folgen, als der (heute mittlerweile alte) Elbtunnel eröffnet wurde.

Wie fast überall in Mitteleuropa brachte der 1.Weltkrieg Leid, Tod und Hunger für die Einwohner. Die Geschäfte im Hafen brachen zusammen, junge Männer zogen in den Krieg und kamen nicht wieder. Am 6. November 1918 übernahm ein Arbeiter- und Soldatenrat die Stadt, die Novemberrevolution fegte über Deutschland und vertrieb das Kaiserreich. In der Weimarer Republik erholte sich die Hamburger Wirtschaft langsam. Das politische System wurde aber zunehmend von radikalen Kräften bedroht. Zu ihnen gehörte übrigens auch der Hafenarbeiter Ernst Thälmann, der Anführer der KPD wurde und später in der DDR unbegründeter weise große Verehrung genoss. Im Bereich der Kultur jedoch herrschte ein frischer Wind, schon 1919 wurden die Volkshochschule und die Universität gegründet. Der Hamburger SV sicherte sich mehrere deutsche Fußballmeisterschaften und im Nachtleben wurden die Feste im Curio-Haus legendär. Doch die Weltwirtschaftskrise 1929 radikalisierte die Stimmung zusätzlich, am 17.Juli 1932 kommt es zum Altonaer (das damals allerdings noch nicht zu Hamburg gehörte) Blutsonntag, bei dem es 18 Tote zu beklagen gab und das starke Auswirkungen auf die innere Struktur des Landes Preußen (zudem Altona gehörte) hatte. Wie überall, übernahm 1933 die NSDAP die Macht in Deutschland. Die Umgestaltung in einen totalitären Staat ging schnell, im Oktober 1933 wurde das Länderparlament Hamburgs aufgelöst. Bis August 1934 wurden schon 4661 politische Gegner der NSDAP in Hamburg verhaftet. Rüstungsindustrien, besonders der U-Bootbau wurden angesiedelt. 1937 wurde das lange geplante Groß-Hamburg Gesetz beschlossen. Die Nachbarstädte Altona, Wandsbek und Harburg-Willhelmsburg gliederten sich der Stadt an. Das bedeutete eine Verdopplung der Fläche und 40% mehr Einwohner. 1.700.000 Bewohner hatte die Stadt damit. Erstaunlicherweise ist dies ungefähr auch heute noch so. Allerdings sollten Hamburgs schrecklichsten Tage noch kommen. Seit 1940 gab es Luftangriffe auf die Stadt, doch vom 25. Juli bis zum 3. August 1943 setzte die Operation „Gomorrha“ ein, ein flächendeckender Luftangriff der Westalleierten der einen Feuersturm in der Stadt auslöste, rund 35.000 Menschen tötete und große Teile Hamburgs zerstörte. 51,8% der Wohnungen sollten zu Kriegsende zerstört sein, schlimmer war die Lage nur noch in Köln und Dortmund.

Der Wiederaufbau erfolgte dann unter britischer Besatzung. Hamburg entwickelte sich schnell zum Medienstandort der Bundesrepublik, 1946 wurde der Axel-Springer-Verlag hier gegründet, als auch „Die Zeit“, seit 1952 erscheint der „Spiegel“ hier. 1949 wurde dann Hamburg ein eigenes Bundesland, Bemühungen von Altona oder Harburg sich von der Stadt zu lösen wurden mit der Zeit immer weniger vernehmbar und sind heute verstummt. Schließlich setzte das westdeutsche Wirtschaftswunder ein, die Industrie und der Konsum expandierten, aber auch die Kultur lebte wieder auf. So wurde Gustav Gründgens Intendant des Schauspielhauses, oder die Beatles feierten im hiesigen Starclub erste Erfolge. Eine weitere Tragöde folgte jedoch auch in jenen Tagen. Die Sturmflut 1962, bei der 315 Menschen ihr Leben verloren. Während sich der damalige Flutkoordinator Helmuth Schmidt zum späteren Bundeskanzler weiter vorarbeitete, entwickelte sich die Stadt ebenso weiter. Große Infrastrukturprojekte wurden angeschoben, wie die Köhlbrandbrücke 1974 oder der neue Elbtunnel 1975. Und auch heute noch halten große Bauprojekte die Stadt und ihre Bürger in Atem, wie bei der momentan entstehenden Hafencity mit ihrer städtebaulichen Krone, der Elbphilharmonie.

Cartagena

urban facts Cartagena

Das erste Mal über Cartagena hörte ich bei einer Quizsendung im Radio. Bei der Frage, wo Hannibal seinen berühmten Feldzug gegen die Römer startete (sie wissen schon, der karthagische Feldherr, der mit Soldaten und Elefanten über die Alpen marschierte) war die mir unbekannte Antwort, Cartagena. Seit diesem Moment ist mir die Existenz der Stadt bewusst und für immer mit großen weit zurückliegenden historischen Ereignissen verbunden. Ein Blick in die Geschichte der Stadt scheint sich also zu lohnen.
Um das Jahr 230 v.u.Z. gründeten die Karthager an der Küste Iberiens, die sie – wenig einfallsreich – auch Karthago nannten und entwickelten sie innerhalb kürzester Zeit zur bedeutendsten Siedlung auf der ganzen iberischen Halbinsel. 218 v.u.Z. startete hier, der eben erwähnte, Hannibal seinen Feldzug, der als zweiter punischer Krieg in den Geschichtsbüchern genauer beschrieben ist. 209 v.u.Z. eroberten die Römer die Stadt und nannten sie von nun an Carthago Nova. Der Ort hatte hohe wirtschaftliche Bedeutung und wurde zur größten Silberabbauregion des gesamten Römischen Reiches. Gehörte die Stadt erst zu den Provinzen Hispania citerior bzw. Tarraconensis wurde sie 297 zur Hauptstadt der nach ihr benannten Provinz Carthaginensis. 425 fielen die Vandalen in die Stadt ein und in den nächsten Jahrhunderten erlebte man vor Ort zahlreiche Herrscherwechsel, ab 475 westgotisch, 554 dann oströmisch, ab 625 wieder westgotisch. Ein Ende hatte dies mit dem Untergang des Westgotenreiches. Ab 756 gehörte Cartagena nach der maurischen Eroberung zum Emirat von Cordoba. Erst Jaume (Jakob) I. eroberte die Stadt 1269 zurück und schloss sie Aragon an. Unter dem Spanier Philip II. wurde die strategisch günstige Lage Cartagenas für einen Militärhafen genutzt und in der Folgezeit kam es immer wieder zu Seeschlachten im Küstenstreifen um die Stadt (so unter anderem im Spanischen Erbfolgekrieg, im Siebenjährigen Krieg, in der ersten spanischen Republik). Die industrielle Revolution brachte einen weiter verstärkten Bergbau in und um Cartagena, das damit einigen Reichtum anhäufte. Noch heute sind einige der Villen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert ein Zeichen dieses Wohlstandes. In diese Zeit fällt auch der Ausbau der Stadt nachdem die Stadtmauern geschliffen und die umliegende Lagune trocken gelegt wurde. Die neuen Teile von Cartagena erheben sich im quadratischen (aus New York bekannten) grid Muster. Im spanischen Bürgerkrieg war Cartagena nicht nur der Hauptmarinehafen der republikanischen Truppen, es war auch die Stadt die als eine der Längsten den Truppen Francos standhielt. Sie fiel erst am 31.März 1939.

Auch heute ist Cartagena noch ein Militärhafen. Wichtiger aber scheint der etwas östlich der Stadt gelegenen Ölhafen Escombreras zu sein. Touristisch versucht sich die Stadt in den letzten Jahren zu etablieren. Sie hat den Ruf, ärmlich und hässlich zu sein und beides kann man nicht unbedingt abstreiten, aber sie hat eine sehr lebendige Historie, die an vielen Orten wunderbar sichtbar ist. Zahlreiche Museen wurden errichtet (die man unmöglich alle an einem Tag sehen kann), um das riesige Erbe der Stadt weiterzugeben.

Geschichte Frankfurt am Mains

Nur wenige Städte in Deutschland können auf eine so bedeutungsvolle Geschichte wie die Stadt Frankfurt verweisen. Schon im Neolithikum war die Gegend zwischen Taunus und Main besiedelt. Die Römer gründeten auf dem Territorium des heutigen Stadtteils Heddernheim die Stadt Nida. In deren Umgebung, auf einer erhöhten Insellage im Main, errichteten sie ebenso im ersten Jahrhundert ein Kastell, genau dort wo heute die Altstadt Frankfurts zu finden ist. Die Besiedlung entwickelte sich von hier aus, heute noch steht auf dem Römerberg das Rathaus der Stadt.


Das Jahr 794 gilt als Gründungsjahr der Stadt (obwohl der Ort wohl seit der Römerzeit wegen seiner strategisch wichtigen Bedeutung duchgehend besiedelt war) als Karl der Große im „Furt der Franken“ (lat. „Franconovurd“)  eine Reichssynode einberief. Sein Sohn Ludwig der Fromme wählte die Stadt zu seinem Wohnsitz, ließ die Pfalz ausbauen, Mauern errichten und Gräben anlegen, so das auch die neueren, in unmittelbarer Nachbarschaft entstandenen Häuser vor ungebetenen Gästen geschützt wurden.
Mit der Teilung des Frankenreiches durch den Vertrag von Verdun 843 wurde die Stadt zu einem Hauptort des neuen ostfränkischen Reiches (wenn man so will einem, sehr, sehr frühen Vorläufer Deutschlands). Fortan wurden Reichstage in Frankfurt abgehalten, Kirchenversammlungen fanden hier statt und geistliche Stifte wurden gegründet. 1147 wurde in der Pfalzkapelle, Kaiser Konrad III. zur Teilnahme am zweiten Kreuzzug aufgerufen und dieser ließ daraufhin, noch vor seinem Aufbruch seinen 10-jährigen Sohn auf dem Hoftag zum Nachfolger wählen. Da dieser aber tragischer weise noch vor seinem Vater verstarb, wurde 5 Jahre danach wieder ein Kaiser (Friedrich I., genannt Barbarossa) gewählt und dies wiederum am gleichen Ort, wodurch es sich zu einem Brauch verfestigte, die Kaiserwahl in Frankfurt durchzuführen. Die wirtschaftlich erstarkende Stadt wurde in der Stauferzeit (1180) erweitert. Noch heute kann man die Reste dieser Erweiterung an der Staufermauer ablesen. 1221 wurde erstmals eine Brücke über den Main urkundlich erwähnt, es ist jedoch anzunehmen, dass sie schon zahlreiche Jahre vorher errichtet wurde. Sie verband die Kernstadt mit Sachsenhausen auf der anderen Seite des Mains, dass kein eigenständiger Ort war, sondern zu Frankfurt gehörte. Über die Herkunft des Namens Sachsenhausen gibt es keine konkreten Fakten. Die Legende besagt, dass Karl der Große schon zur Gründung der Stadt, am südlichen Ufer geschlagene Sachsen ansiedelte, das gilt jedoch als nicht bewiesen und wenig wahrscheinlich. Vielmehr wird sich der Name wohl von Sassenhusen herleiten, also dem Ort wo die „Beisassen hausten“. 1240 erlangte die Frankfurt das Messeprivileg vom König, was bedeutet, dass alle Besucher der Messe unter königlichen Schutz standen und die Bedeutung der Stadt besonders als Handelsplatz noch weiter erhöhte. 1245 (andere Quellen sprechen von 1372) wurde Frankfurt eine unmittelbare Reichsstadt, sie unterstand nun nur dem Kaiser und bekam damit größere Freiheiten und Privilegien, so durften 10 Stunden von der Stadt weg keine weiteren Zölle erhoben werden und Frankfurt erhielt das Recht eigene Bündnisse zu schließen. Reichstädte, wie Frankfurt, hatten eine eigene Gerichtsbarkeit, waren autonom und mussten ihre Steuern direkt an den Kaiser abführen. Schon um 1333 musste eine neue Mauer, die weiter wachsende Stadt neu umfassen, sie soll 60 Türme gehabt haben (davon erhalten ist einzig der Eschenheimer Turm). Zum weiteren Schutz wurden weit außerhalb der Stadt Landwehre erbaut, eine Anlage aus Dornensträuchern, mit Turmbauten an den Hauptstraßen. Noch heute zu sehen ist davon beispielsweise die Bockenheimer Warte. Mit diesem Schutzsystem wollte man sich auch Einfluss sichern vor streitlustigen Fürsten angrenzender Gebiete. Die Goldene Bulle von 1356 legte Frankfurt dann offiziell als ständige Wahlstadt des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation fest. Frankfurt erwuchs zu großer Blüte, wurde weiterhin ein wichtiger Ort des Tuchhandels und hatte mit fast 10.000 Einwohnern eine Größe erreicht, die sie erst im 16. Jahrhundert wieder erreichen sollte. Mit dem wachsenden Erfolg kam selbstverständlich auch der Neid der umliegenden Gebiete auf, welche sich immer wieder Fehden mit der Stadt lieferten. So musste man 1389 beispielsweise eine heftige Niederlage gegen die Kronberger Ritter hinnehmen. Daraus lernten die Bürger und versuchten Gegner mit Geld und Verpflichtungen in Abhängigkeiten zu bringen, um mittelalterlichen Kriegen aus dem Weg zu gehen. Diese Strategie war bis zur Ausrufung des ewigen Landfriedens durch Kaiser Maximilian I., welche dann das Fehdewesen verbot, recht erfolgreich.
Obwohl im rund 40km entfernten Mainz, Gutenberg den Buchdruck erfand, war diese neue Form des Mediums auch für Frankfurt schnell sehr wichtig geworden, schon im 15. Jahrhundert wurde hier eine bedeutende Buchmesse abgehalten. Ebenso fand die Reformation in der Stadt ihren Niederschlag. Durch den schon europaweit bedeutenden Handel in Frankfurt kam aus auch zu Problemen. Unterschiedliche Währungen waren im Umlauf, zahlreiche Betrügereien verbanden sich damit, so dass man sich 1585 erstmals auf feste Wechselkurse zwischen den Währungen einigen konnte, damit die Messegeschäfte problemlos über die Bühne gehen konnten. Dies war die Geburtsstunde der Frankfurter Börse. Im 30-jährigen Krieg bewahrte Frankfurt seine Neutralität, was der Stadt nur wenige Kriegsverluste brachte, allerdings wurde sie auch von einer schweren Pestepidemie heimgesucht, wie weite Teile Europas. Als der Krieg mit dem Westfälischen Frieden beendet wurde konnte Frankfurt sich als freie Reichsstadt behaupten und schnell wieder zu altem Wohlstand zurückkehren. Eine lange Friedensperiode stellte sich ein und kulturelle Ereignisse von Bedeutung trugen sich in Frankfurt zu. Nicht nur wurde hier 1749 Goethe geboren (was an und für sich noch kein kulturelles Ereignis war und Goethes größte Schaffensjahre auch eher in Weimar beheimatet sind), Georg Philip Telemann war mehrere Jahre (1712-21) Musikdirektor an der Katharinenkirche, Mozart spielte hier und 1784 wurde Schillers „Kabale und Liebe“ in Frankfurt uraufgeführt. Kulturelle Großereignisse stellten auch immer noch die Kaiserkrönungen dar, die mit einigem Pomp inszeniert wurden.
Die Jahre nach der Französischen Revolution wurden aber wieder sehr wechselhaft. 1792 besetzten die Franzosen die Stadt wurden aber am Ende des Jahres von Preußen und Hessen vertrieben. 1796 beschossen die Franzosen erneut die Stadt und richteten schwere Schäden insbesondere in der Judengasse an, dem mittlerweile 300 Jahre altem Ghetto. Dies entstand in der Mitte des 15. Jahrhunderts, als die Stadtväter die seit der Gründung der Stadt ansässigen Juden in ein Straßenviertel am östlichen Stadtrand drängten. Mit der Zerstörung war dann aber das Ende der Ghettoisierung gekommen. Frankfurt musste aber Hohe Tributzahlungen leisten (zum zweiten Mal nach 1792), was aber den Vorteil hatte, dass die Stadt freie Reichstadt bleiben durfte und alle auf seinem Gebiet liegenden geistlichen Besitzungen erhielt. Doch auch dies hielt nur einige Jahre, bis 1806, als Frankfurt erneut besetzt wurde. Wiederum erzwangen die Franzosen hohe Tributzahlungen und die Stadt musste sich dem Rheinbund anschließen. Damit verbanden sich aber auch (zahlreiche positive) Veränderungen für die Bürgerrechte, die jetzt jeder Bürger erhielt (und damit auch die Juden). Ebenso gab es massive städtebauliche Veränderungen in jener Zeit. So wurden die Befestigungsmauern abgetragen und in Parkanlagen umgewandelt. Ein neues Stadtviertel im Osten der Stadt entstand, das Fischerfeld, dass hauptsächlich klassizistisch bebaut wurde und der Stadt damals den Ruf einbrachte, eine der schönste Städte Deutschlands zu sein. Leider ist von dieser klassizistischen Bebauung nur noch das Literaturhaus übrig geblieben.
Frankfurt ging 1810 im Großherzogtum Frankfurt auf und war für kurze Zeit deren Hauptstadt, denn nach der Völkerschlacht 1813 löste sich das Großherzogtum (das nur eine Idee der französischen Besatzer war) wieder auf und Frankfurt sollte seine alten Rechte wiederbekommen. Der Wiener Kongress legte Frankfurt nicht nur wieder als freie Stadt fest (mit Ihr gab es in Deutschland nur noch: Hamburg, Bremen und Lübeck), sondern ließ auch den Bundestag hier residieren, im (heute leider nur nachgebauten) Thurn und Taxis Palais. Damals war der Bundestag eine Vertretung der Machthaber der einzelnen deutschen Staaten (nicht wie heute das demokratisch gewählte Parlament des deutschen Volkes) und so kann man sagen Frankfurt wurde so etwas wie die heimliche Hauptstadt Deutschlands, denn einen einheitlichen Staat gab es immer noch nicht. Im Gegenteil um die Freie Stadt Frankfurt befanden sich vier Staaten: das Großfürstentum Hessen, das Kurfürstentum Hessen, das Herzogtum Nassau und die Landgrafschaft Hessen-Homburg die aus nicht viel mehr als der Stadt Bad Homburg vor der Höhe bestand. Das behinderte auch den Eisenbahnbau erheblich, trotzdem erhielt Frankfurt schon 1839 Eisenbahnanschluss, als die Taunusbahn eröffnet wurde, die auf 41km nach Wiesbaden führt (die erste Zugfahrt endete in Höchst, das damals zum Herzogtum Nassau gehörte.
Politisch sollte die Stadt aber ab 1848 ins Rampenlicht treten, als die Märzrevolution über die Gebiete des Deutschen Bundes ausbrach. Unwillig die Politik der Restauration nach dem Wiener Kongress mitzutragen erfasste eine bürgerlich-demokratische und auf die deutsche Einheit abzielende Bewegung das Land. In Frankfurt konstituierte sich am 18. Mai 1848 die Nationalversammlung, das erste frei gewählte Parlament für ganz Deutschland bzw. die Nachfolgerstaaten des 1806 untergegangenen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Schauplatz dafür war die Paulskirche, wenn man so will, der Geburtsort der deutschen Demokratie. In ihr wurde kontrovers über eine Verfassung gestritten und schließlich 1849 ein Entwurf dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. vorgelegt, der ihm zum Kaiser Deutschlands machen sollte, was dieser jedoch ablehnte. Schon etwas mehr als ein Jahr nach der ersten Sitzung war dieses politische Experiment jedoch wieder Geschichte. Der Deutsche Krieg 1866 (vereinfacht: Preußen gegen Österreich) beendete die Frankfurter Unabhängigkeit, denn die siegreichen Preußen verleibten die Stadt in ihr Territorium ein. Frankfurt wurde vom Status her zur Provinzstadt degradiert. In der preußischen Provinz Hessen-Nassau wurde man weder Hauptstadt noch nicht mal stand man einem Regierungsbezirk vor (wie auch heute übrigens noch).
Doch der Eintritt in das Gebiet Preußens hatte auch Vorteile. Frankfurt war, wie so viele Städte jener Tage der Urbanisierung, eine rasant wachsende Stadt. 1875 wurde man Großstadt (also hatte die Stadt 100.000 Einwohner, damit war man die 9. Stadt in Deutschland) und es ergab sich die Möglichkeit anliegende Dörfer und Städte nun einzugemeinden. Schon nach dem Fall der  Wallanlagen dehnten sich Vorstädte aus. Das Westend wurde seit 1850 planvoll erschlossen. Der Palmengarten, einer der Attraktionen auch der heutigen Stadt wurde hier unter Leitung des Bockenheimer Gärtners Franz Heinrich Siesmayer angelegt. Er entstand aus dem Erbe des Herzogs Adolph von Nassau, der als politischer Verlierer des Krieges 1866 seine Pflanzensammlung in Wiesbaden aufgeben musste. Die Stadt wuchs in jener Zeit konzentrisch um den alten Stadtkern herum. 1877 wurde das Dorf Bornheim eingemeindet, was die erste von zahlreichen Eingemeindungen werden sollte, dadurch entwickelte sich auch das Nordend auf dessen Boden schon seit 1828 der Hauptfriedhof angelegt wurde. Technologisch ist zu bemerken, dass das erste Telefon der Welt von Philipp Reis in der Stadt präsentiert wurde (1861). Drei „preußische“ Bürgermeister prägten bis 1914 das Schicksal der Stadt. Daniel Heinrich Mumm (aus der Sektdynastie) ließ Mainbrücken bauen, die städtische Kanalisation anlegen und zahlreiche Straßendurchbrüche anlegen, wie die Kaiserstraße oder die Zeil. Er ließ ebenso die Oper bauen, die sich aber finanziell zu einem Desaster entwickelte. Ähnlich der Elbphilharmonie in Hamburg sollten Sponsoren den Bau bezahlen, hinterließen aber letztendlich der Stadt 4,5 Millionen Reichsmark Schulden. Als das Bauwerk 1880 fertiggestellt wurde, kam schon Mumms Nachfolger Johannes von Miquel an die Macht, der eine Sparpolitik einführen musste. Trotzdem gelangen ihm in seinen zehn Jahren als Bürgermeister zahlreiche Errungenschaften. So entsteht die erste Kläranlage Deutschlands und die Stadt bekommt Anschluss an die Rheinschifffahrt und einen neuen Hauptbahnhof, dessen Bauherr aber der preußische Staat ist. Franz Adicke, der ab 1890 Bürgermeister für 22 Jahre wurde schaffte dann die Grundlagen zur Entwicklung einer modernen Großstadt. Unter ihm wurde eine allgemeine Bauordnung eingeführt, er ließ gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften gründen und öffentliche Verkehrsmittel ausbauen (schon 1884 hatte Frankfurt die erste kommerziell betriebene Straßenbahn Deutschlands, seit 1898 beteiligte sich die Stadt Frankfurt an den Straßenbahnen), nahm weitere Eingemeindungen vor (z.B. 1895 Bockenheim) und gründete mit Hilfe von Stiftern und des Unternehmers Wilhelm Merton 1912 die Universität Frankfurt, die zwei Jahre später eröffnet wurde, als jedoch schon der 1.Weltkrieg über Europa wütete. Frankfurt hatte bis zu diesem Zeitpunkt schon weit über 400.000 Einwohner (1910 lag man an 8.Stelle in Deutschland hinter: Berlin, Hamburg, München, Leipzig, Dresden, Köln und Breslau).
Die 1920er Jahre brachten der Stadt eine neue Blütezeit, die hauptsächlich mit dem Namen des Bürgermeisters Ludwig Landmann verbunden ist. Große Stadtplanungsprogramme wurden umgesetzt, die unter dem Titel das „neue Frankfurt“ bekannt wurden. Den Bürgern der Stadt sollten mit Mitteln des „neuen Bauens“ moderne Wohnungen zur Verfügung gestellt werden. Unter dem Stadtbaudirekter Ernst May, der zahlreiche avantgardistische Architekten um sich scharte, wurden in nur 5 Jahren 20 Siedlungen mit ca. 12.000 Wohneinheiten errichtet. Erstmals wuchs die Stadt nicht mehr konzentrisch vom Kern nach außen, sondern von außen nach innen, als neue Siedlungen an eingemeindete Ortschaften angegliedert wurden. In Frankfurt entstanden zahlreiche Gebäude der Moderne, was die Stadt auch heute noch zu einem bedeutenden Ort  für die Baukunst der 1920er Jahre macht. Noch heute beeindrucken  Bauwerke wie die Großmarkthalle (jetzt im Verbund mit der neuen EZB) oder das I.G. Farbenhaus, die vom Glanz des damaligen Bauens zeugen. Landmann sorgte aber auch dafür, dass Frankfurts Bedeutung als Verkehrsdrehkreuz weiter wuchs. Er schaltete sich bei den Planungen für die Autolinien ein, so dass sich die heutigen Autobahnen A3 und A5 in Frankfurt kreuzten, er baute die Messe aus und eröffnete 1926 den Rebstockflughafen, den Vorläufer des heutigen Rhein Main Airports, der dann aber unter den Nationalsozialisten auf der anderen Mainseite angelegt wurde.
Mit dem Machterhalt für die Nationalsozialisten und der im März durchgeführten Kommunalwahl wurde der jüdische-stämmige Landmann aus dem Amt entfernt. Die Umgestaltung und das Einsetzen des Terrors kamen sehr schnell. Frankfurt, wegen eines verhältnismäßig hohen Anteils an jüdischer Bevölkerung, verächtlich auch Jerusalem am Main genannt verbot schon im März städtische Bedienstete mit jüdischen Glauben, die allesamt aus den Ämtern entlassen wurden. Von den 29.000 Juden, die in den 1920er Jahren die Stadt wohnten (unter anderem wurde 1929 hier Anne Frank geboren), lebten nach dem Ende des 2.Weltkriegs noch 140 in Frankfurt. Doch der Schrecken des Krieges traf auch die Zivilbevölkerung. Noch vor dem Krieg wurde ein bestehendes Bunkersystem in der Altstadt ausgebaut, das zahlreiche Straßenzüge miteinander verband und einigen Menschen in den Nächten der Bombardierung das Leben rettete. Trotzdem starben rund 4.800 Zivilisten bei den Bombardements. 90% der Innenstadt wurden zerstört, vom dem am meisten erhaltenen gotischen Stadtkern in Europa blieb nichts mehr übrig.
Nach dem Krieg wurde Frankfurt Sitz der Trizone, also der vereinigten drei westlichen Besatzungszonen. So machte man sich auch einige Hoffnungen, Bundeshauptstadt zu werden (Landeshauptstadt von Hessen wollte man nicht sein, die Stadtväter sahen damals keinen historischen Bezug dazu) und baute auch dafür geschwind die Paulskirche wieder auf und auch gleich einen Plenarsaal. Doch bei der Abstimmung setzte sich Bonn durch. Frankfurt wurde zwar nicht Hauptstadt, übernahm aber gleich mehrere andere Rollen in der neuen Bundesrepublik. Durch seine zentrale Lage in der BRD wurde es zum Verkehrsknotenpunkt, sei es per Bahn, per Zug oder per Flugzeug. Frankfurt mauserte sich zur international höchst bedeutenden Messestadt (auch durch den Wegfall von Leipzig). Die Bundesbank beheimatete sich hier und mit ihr zog sie alle wichtigen deutschen Finanzinstitute an, die Börse wuchs zum zweitwichtigsten Handelsplatz Europas an. 1998 beschloss man dann die Europäische Zentralbank in die mittlerweile sprießende Finanzmetropole zu platzieren, womit Frankfurt heute der wichtigste Finanzplatz auf dem europäischen Festland ist.  Politisch steht die Stadt in den 1960er Jahren im Mittelpunkt der Beachtung, als die Auschwitzprozesse hier stattfanden.

Die nach dem Krieg arg zerstörte Stadt wurde zwar unter Beibehaltung historischer Straßenzüge wiederaufgebaut, aber im Stil der damals zeitgenössischen Moderne. Breitere Schneisen wie die Berliner Straße entstanden. Sie sollte eine Ost-West Achse durch die Innenstadt führen. Neubauten, meist nicht höher als fünf Stockwerke entstanden, das Mainufer wurde fast durchgängig nur mit Wohnhäusern bebaut. Zahlreiche Meisterwerke der modernen Architektur der 1950er sind noch heute zu sehen, wie das Junior-Haus, das Bienenkorbhaus oder das Bayer-Haus. Ein Wiederaufbau der gotischen Innenstadt wurde aber nur partiell am Römerberg vorgenommen und das auch erst in den 1980er Jahren (hier lohnt ein Vergleich mit dem Dresdner Neumarkt, der historisierend auch erst ab den 1990er Jahren aufgebaut wurde). Die Ausfallstraßen bekamen eher Torcharakter mit hoher Bebauung an ihren markanten Punkten. Die Hochhäuser kamen nach und nach dazu. Erste hohe Häuser sind schon am Ende der 1920er Jahre in Frankfurt gebaut wurden. Nachdem Krieg war es vor allem das Zürich-Hochhaus, 1957 eingeweiht das mit 68m Höhe neue Maßstäbe setzte (heute, und das ist für Frankfurt typisch wurde das Hochhaus durch ein noch viel höheres Hochhaus ersetzt, den 170m hohen OpernTurm). In den 1960 und 1970er Jahren folgten weitere Hochhäuser, mit dem WestEnd Gate ging der Titel höchstes Haus Deutschlands erstmals nach Frankfurt. Die Hochhäuser dominieren heute die Stadt, 31 sind höher als 100m. Sie konzentrieren sich vor allem um die Taunusanlage und am Messegelände. Heute sind die Wolkenkratzer das Markenzeichen der Stadt.

2014 ist die Stadt einzigartig in Deutschland. Nirgends gibt es so viele Bänker (rund 80.000) wie hier, die Reichtum  anhäufen und auch gern zur Schau stellen. Nirgendwo ist die multikulturelle Gesellschaft statistisch erfassbarer als hier, 2004 lebten rund 200.000 Menschen mit Migrationshintergrund in der Stadt, wobei die Unterschiede von Stadtteil zu Stadtteil fast schon dramatisch wechseln (spazieren sie einfach mal vom Westend über Bockenheim nach Rödelheim). Nirgendwo wird so hoch gebaut, so schnell weggerissen und etwas Neues gebaut, keine andere deutsche Stadt verfügt auch nur ansatzweise über so eine Skyline wie Frankfurt (die zehn höchsten Wolkenkratzer der Republik stehen alle in Mainhattan). Nirgendwo ist die Kriminalität höher als in hier, wobei zwei Sachen deutlich zu vermerken sind; erstens zählt der Flughafen mit ins Stadtgebiet und jedes Zollvergehen zählt als Delikt, was die Statistik für Frankfurt ebenso negativ beeinflusst, wie die 300.000 Pendler die jeden Tag in die Stadt strömen und aus einer eigentlich beschaulichen mittlerweile über 700.000 Einwohnerstadt eine Metropole machen und sicherlich eine der interessantesten Städte Europas.