urban facts San Francisco

Allgemeine Daten:

Einwohner (2016) 870.887 (Stadt SF)
4.679.166 (SF Metropolitain Area: San Francisco-Oakland-Hayward)
7,68 Mio. (SF Bay Area)
Einwohnerentwicklung 2010-2016 +8,15% (Stadt)
+7,93% (SF Metro Area)
Fläche 121,4 km² (Stadt ohne Wasserfläche von: 479 km²)
6.410 km² (SF Metro Area)
18.040 km² (Bay Area)
Bevölkerungsdichte 7.154 Einw/ km² (Stadt)
727 Einw/km² (SF Metro Area)
Koordinaten 37ᵒ47ˈN
122ᵒ25ˈW
Geographische Höhe 0-285m
Niederschlagsmenge /Regentage / Sonnenstunden pro Jahr 600 mm / 73 / 3.061
Gewässer San Francisco Bay

 

Infrastruktur:

Bürgermeister Edwin Lee (Demokrat; seit 2011)
Verwaltungstechnische Bedeutung City und County
Anzahl Besucher im Jahr 24,6 Mio. (2015)
Platz in der Mercer-Studie 29. (2017) – höchster Platz einer US-City
Global City Status Alpha – (4.Kategorie: z.B. mit Zürich, Buenos Aires oder Lissabon)
Flughafen San Francisco International Airport (SFO; eröffnet 1927; 53,1 Mio; PAX 2016; 2.größter Flughafen der US-Westküste, 7. Größter der USA. ; 4 Landebahnen, 4 Terminals; 21km S der Innenstadt)
weitere Flughäfen in der Bay Area:
Metropolitan Oakland International (OAK; 1927;11,2 Mio; PAX 2015)
Norman Y. Mineta San José International Airport (SJC; 1965; 10,7 Mio; PAX 2015)
ÖPNV BART (Bay Area Rapid Transit): Stadtbahn System auf 5 Linien mit 42 Stationen auf 175km Gleislänge, 124 Mio PAX (2017), eröffnet: 1972
Muni Metro: 6 Linien mit 33 Stationen auf 59km Gleislänge, 56 Mio. PAX (2014), eröffnet: 1980; Vorläufer1912 als SF Municipal Railway
Cable Cars: Kabelstraßenbahn mit 3 Linien bei 62 Haltepunkten auf 17km Streckenlänge, eröffnet 1873, eine Fahrt kostet 7$
Straßenbahnlinien E,F: als eher touristisch genutzte Linien entlang der Market St und Embarcadero
O-Busse: 15 Linien mit ca. 300 O-Bussen, welche am steilsten Stück eine 22% Steigung bewältigen müssen, eröffnet: 1935
ÖPNV Kosten Außer BART werden alle ÖPNVs von der San Francisco Municipal Railway betrieben; eine Fahrt 2,75$, Tagesticket kostet 21$ (inkludiert Cable Cars)
Entfernung nach… Los Angeles LL: 559km (615km Auto: 5h50min, Bus: 7h)
Seattle LL: 1.093km (1.300km Auto: 12h30min, Bahn: 23h 10min)
Dresden LL: 9.257kmnächster Ort über 1000.000: San Jose LL: 67km

 

Kultur / Geschichte:

Anzahl Universitäten University of San Francisco (USF; gegründet 1853 von Jesuiten; seit 1930 unter heutigen Namen privat, 11.000 Studenten)
University of California, San Francisco (UCSF, gegründet 1864, staatlich, nur Medizinstudiengänge)
San Francisco State University (SFSU; gegründet 1899, staatlich, 29.000 Studenten)
Golden Gate University (GGU; gegründet 1901, 5.500 Studenten=
in der Bay Area befinden sich noch die beiden renommierten Universitäten:
University of California, Berkeley (Cal, gegründet 1868; staatlich, 41.000 Studenten)
Stanford University (gegründet 1891; privat, 16.000 Studenten)
Anzahl Museen 52 (laut wikipedia.en)
Sportvereine der Stadt San Francisco 49ers (American Football): gegründet 1946; 5x Superball Sieger; Ø-Zuschauer: 70.178 (2016) @ Levi’s Stadium (75.000; in Santa Clara, ca. 70km S von SF)
San Francisco Giants (Baseball): gegründet 1883 als New York Gothams, seit 1885 Giants, Umzug 1958 nach SF; 8x Sieger der World Series; 23x National League gewonnen (Rekordsieger); Ø-Zuschauer: 40.785 (2017) @ AT&T Park (41.915)
Golden State Warriors (Basketball): gegründet 1946 als Philadelphia Warriors, seit 1962 in SF, seit 1971 im benachbarten Oakland, seit dem GSW; 5x NBA Meister; Ø-Zuschauer (2016/17): 19.596 @ Oracle Arena (19.596 in Oakland gelegen)
Tageszeitung der Stadt (Auflage) San Francisco Chronicle (erscheint seit 1865; 165.000 Exemplare Mo-Sa; 227.000 So)
San Francisco Examiner (erscheint seit 1865; 65.000 Exemplare; sonntags 255.000)
Rolling Stone (gegründet 1967, erscheint 14-tägig, Auflage 1,5 Mio.)
Erste urkundliche Erwähnung 1847
Gegründet von: Mexikanern
Großstadt seit 1863
Das entscheidende Jahr 1849 (Gold Rush)
Meisten Einwohner im Jahr heute
Kneipenviertel: Castro (LGTB), Mission
City Branding bzw. Spitznamen SF”, “Frisco”, “The City by the Bay”, “Golden Gate City”, “San Fran”, “Fog City” oder etwas veraltet: “The Paris of the West”

Wirtschaft / Attraktivität:

Sehenswürdigkeit Nr.1 Golden Gate Bridge
Architektonisches Highlight TransAmerican Pyramid
Prachtstraße Market Street
Höchstes Gebäude Salesforce Tower (326m)
Meist fotografiertes Bauwerk Golden Gate Bridge
Anzahl Starbucks 50
Konzernzentralen von Internet: Salesforce, Dropbox, Airbnb, Uber, Lyft, Wikimedia, Twitter, Mozilla
weitere: Levi Strauss & Co., Gap, Dolby, Pacific Gas and Electric Company
Anzahl Pendler 265.000 inbound
103.000 outbound
Straftaten auf 100.000 Einwohner 6.152 (CA:2.998; US: 2.837)
Kaufkraftindex 53.573$ (für gesamten Ballungsraum SF; 2014)
Verfügbares Einkommen 64.990§ (Einkommen ohne Berechnung der höheren Preise in SF)
Arbeitslosenquote 2.9% (9.2017)

 

Bevölkerungsentwicklung:

1848 1849 1852 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920
1.000 25.000 34.776 56.802 149.473 233.959 298.997 342.782 146.912 506.676

 

1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010
634.394 634.536 775.357 740.314 715.674 678.974 723.959 776.733 805.235

 

Meißen

Einwohner: 27.936 | Fläche: 30,9 km² | Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises | an der Elbe gelegen | 25km NW von Dresden | 75km O von Leipzig

Inhaltliche Gliederung dieses Beitrags: Meißen und die Entstehung der Mark Meißen | Das Meissner Porzellan | Meißen als Symbol: von der Industrialisierung bis heute

Ein des sächsischen Landes nicht Kennender könnte bei oberflächlicher Betrachtung des Dresdner Umlandes schnell zu dem Schluss kommen, Meißen wäre ein rund 25km elbaufwärts gelegener Vorort der Landeshauptstadt. Nichts würde der geschichtlichen Bedeutung dieser Stadt weniger gerecht, denn Meißen gilt gemeinhin als die Wiege Sachsens, als Urkeim der sächsischen Geschichte und mit dem Dom und der Albrechtsburg auf dem Felsen über der Elbe als das in der Landschaft platzierte Symbol des heutigen Freistaates.

Meißen und die Entstehung der Mark Meißen

Im Jahr 929 gründete der deutsche König Heinrich I. von Sachsen die Burg „Misna“ nachdem er einige erfolgreiche Feldzüge gegen die Slawen im Osten der Saale gefochten hatte. Deutsche Ritterheere stießen im 10. Jahrhundert immer weiter nach Osten vor, in ein sehr dünn besiedeltes Land, dass sich noch durch eine große Wildnis auszeichnete. Um das neu gewonnene Territorium zu sichern, wurden von Magdeburg bis nach Meißen Festungen gebaut und in den wichtigsten Zentren kirchliche Institutionen etabliert. Auf der Synode von Ravenna 968 wurde daher das Bistum Meißen begründet (gemeinsam mit denen von Merseburg und Zeitz). Erster Bischof wurde der Benediktiner Burchard, der aus dem Kloster Emmeram in Regensburg stammte. Die ottonischen Kaiser erhoben die drei Bistümer, um Kultur und Glauben zu formen, aber vor allem, um die Herrschaft in den Gebieten östlich der Saale zu festigen. Gerade im 19. Jahrhundert wurde insbesondere das Datum 929 als Gründungsjahr Sachsens zelebriert, denn es symbolisierte nicht nur das Sachsen aus deutscher Hand entstanden ist, sondern gleichfalls ein Sieg des Christentums über die slawischen Heiden war. Tatsächlich ist der Beginn der sächsischen Geschichte jedoch vielschichtiger, kleinteiliger und nicht mit einem Datum festzulegen. Beispielsweise entsteht eine wirklich einschneidende deutsche Besiedlung des Gebietes erst im 12. Jahrhundert.
Was tatsächlich bemerkenswert ist, ist die Gründung der Markgrafschaft Meißen. Zuerst sicherte ein Netz von Burgwarden (freie Edelleute, die sich mit sorbischen Kriegern umgaben) die neuen deutschen Besiedlungen. Als diese jedoch militärisch nicht mehr notwendig waren, erschuf der deutsche Kaiser Otto I. das Markgrafenamt, einem ihm ergebenen Herren, der gleichzeitig militärischer Befehlshaber und oberster Verwaltungsbeamte in der Region war. Im Jahr 1046 wurde erstmals schriftlich die Mark Meißen erwähnt, so dass man annehmen kann, dass dieser auf der hiesigen Burg seinen Sitz hatte. 1089 übernahm der Wettiner Heinrich I. von Eilenburg diese Position und begründete die bis 1918 reichende Herrschaft dieses Adelsgeschlechts über Sachsen. Neben dem Markgrafen saß auch der Burggraf auf der Meißner Burg. Dieser war für den unmittelbaren Schutz der Anlage zuständig. Die dritte wichtige Person auf dem Burgberg, war der Bischof des Bistums. Durch die Anwesenheit dreier mächtiger Herrscher, war dieser Ort das unumstrittene Zentrum der Region.
Bis ins 12. Jahrhundert hinein bleiben die Verhältnisse hier am Rande des deutschen Reiches alles andere als einladend. Nur einzelne ehemalige slawische Siedlungen stachen aus den weiten Waldlandschaften heraus. Kolonisten wurden in dieses menschenleere Gebiet gerufen und in der Mitte des Jahrhunderts begann die Erschließung des Landes. Dörfer wurden von so genannten Lokatoren gegründet, welche Bauern anwarben und ihnen für mehrere Jahre beim Aufbau von Dorfstruktur und Ackerbau behilflich waren, während sie später einen Teil der Erträge bekamen. Diese Grundherren wiederum wurden vom Markgrafen belehnt, der wiederum Treue und militärische Gefolgschaft einforderte. Für die Namen der neuen Siedlungen übernahm man in der Regel die slawischen Begriffe („Misna“ ist ein slawischer Name des Baches am Burgberg, Dresden ist die eingedeutschte slawische Bezeichnung für „Auwaldbewohner“). Bis 1300 verzehnfachte sich die Bevölkerung in der Mark Meißen, wobei die verbliebenen slawischen Bewohner mit den neuen Siedlern zusammenlebten, bis eine Unterscheidung marginal wurde und alle in eine sächsischen Bevölkerung aufgingen.
Unterhalb der Burg entwickelte sich schon vor 1200 eine kleine Stadt, die zu Beginn unter dem Schutz des Burggrafen stand. Dieser darf nicht mit dem Markgrafen verwechselt werden, der als reichsunmittelbarer Landesfürst auftrat. Dem Burggrafen gehörten einzelne Gebiete um den Burgberg herum, sowie auch die 1200 gegründete Stadt Lommatzsch. Als 1426 Burggraf Heinrich II. in der Schlacht bei Aussig gegen die Husiten starb, übernahmen die Wettiner Markgrafen die burggräflichen Gebiete.
Im Triebischtal, östlich der Burg, siedelten sich noch unter burggräflicher Herrschaft Menschen an, unter ihnen auch Juden. Als 1205 der Markgraf eine Rechtsstadt mit Mauer, Markt und Kirche anlegen ließ, sollten die älteren Ansiedlungen außerhalb der neuen Mauern liegen (das Gebiet liegt am heutigen Neumarkt). Interessanterweise versuchte auch der Bischof zu jener Zeit eine eigene Stadt namens Cölln zu gründen und zwar am anderen Ufer der Elbe, was aber nur von sehr bescheidenem Erfolg war. Dies zeigt eindrücklich, wie Stadtgründungen von mächtigen Eliten vorangetrieben worden, wobei es auch immer einen experimentellen Charakter haben konnte, denn die Versuche der Kirche eine eigene Stadt an dieser Stelle zu gründen misslang. Erfolgreicher war der Versuche aber beispielswiese in Bischofswerde, wo noch heute der Name der Stadt auf den Gründer verweist, wenngleich die Stadt heute auf a endet. Der Markgraf von Meißen wiederum ließ es sich nicht nehmen noch weitere Städte zu erheben, so wie Dresden, Pirna, Großenhain und Oschatz.
Um 1250 wurde mit dem Bau des Meißner Doms begonnen, in dessen Fürstenkapelle (welche 1410 erbaut wurde) vier Generationen wettinischer Herrscher liegen (bis die Grablege, in Folge der Reformation, nach Freiberg verlegt wurde). Die Mark Meißen wuchs nicht nur an Einwohnern, sondern auch an Fläche und erreichte bald den Kamm des Erzgebirges und das Pleißeland, trotzdem war die Stadt Meißen nicht die Hauptstadt der Mark, wenn man es nach heutigen Maßstäben bemisst. Bis ins 16. Jahrhundert hinein war der Herrscher eines Territoriums in diesem ständig unterwegs, denn nur dort wo er war, konnte der Markgraf regieren. Trotzdem war Meißen der wichtigste Ort für den Markgrafen, hier verbrachte er Ostern und Pfingsten, wo ihm der Dom einen geeigneten Rahmen für die Festtage gab.
Im Jahr 1423 wurde dem Markgrafen von Meißen, Friedrich dem Streitbaren, die Kurwürde des Herzogtums Sachsen-Wittenberg übergeben. Seitdem war er – und seine Nachfahren – nicht mehr nur Markgrafen, sondern Kurfürsten, was gleichzeitig darin mündete, dass die territorial sich weiterhin ausdehnende Markgrafschaft Meißen nun zum „Kurfürstentum Sachsen“ wurde. Trotzdem hält sich „Meißen“ als Begriff für das sächsische Land noch lange. Die Stadt und der Burgberg sollten schon bald ein prächtiges Schloss bekommen, das eines Kurfürstentums würdig war. Um 1470 beauftragten die beiden Brüder Albrecht und Ernst, die in Personalunion das Kurfürstentum regierten, den Baumeister Arnold von Westfalen mit dem Bau einer Residenz im spätgotischen Stil. Doch schon während der Bauarbeiten wurde klar, dass hier niemals ein Fürst wohnen würde. Nach der Leipziger Teilung Sachsens, zwischen den beiden Brüdern, im Jahr 1485, verlegte Albrecht seine Residenz nach Dresden, während Ernst Wittenberg ausbauen ließ. Das Schloss wurde zu einem gebauten Machtsymbol ohne wirkliche Residenzfunktion. Vielleicht weil es nicht bewohnt wurde, wurden zukünftige Baumaßnahmen hier nachdem historischen Vorbild der Spätgotik weitergeführt, auch nachdem dieser Baustil nicht mehr in Mode war. Erst Kurfürst Johan Georg II. (regierte von 1650 bis 1680) ließ das Schloss „Albrechtsburg“ nennen, in Erinnerung an seinen Ahnen Albrecht, den Begründer der albertinischen Linie nach der Leipziger Teilung, die das heutige Sachsen ausmacht.
Hierin zeigt sich deutlich das Meißen mehr zu einem Symbol für Sachsen geworden war, als zu einem tatsächlichen Handlungsort. Trotzdem geht natürlich die sächsische Geschichte nicht spurlos an der Stadt vorbei. Als die Reformation Luthers eine Transformation des Glaubens bringt, ist es Moritz von Sachsen, der im alten (und nun nicht mehr genutzten) St.Afra Kloster eine von drei neuen Fürstenschulen errichten lässt. Später sollte hier unter anderem Gotthold Ephraim Lessing studieren.
Die Einwohner Meißens lebten zumeist von der Tuchmacherei, die insbesondere in den Zeiten des 30-jährigen Krieges in existentielle Nöte kam.

Das Meissner Porzellan

Mit der Stadt verbunden ist heute aber ein ganz anderer Wirtschaftszweig, das Meissner Porzellan (seit 1972 wird die Markenbezeichnung „Meissen“ mit Doppel-S geschrieben, damit man auf den intentionalen Märkten besser zu finden ist).  Die Geschichte des Meißner Porzellan beginnt mit der Wende zum 18. Jahrhundert herum. In dieser Zeit transformierten sich die europäischen politischen Systeme in absolutistische Staaten, mit einem dominanten Monarchen und einer in der Regel aufwendigen Hofhaltung (die uns so beeindruckende Paläste und Gärten hinterließen). In diesen Jahrzehnten durfte es an Luxusgütern nicht fehlen und eines davon war Porzellan, dass man für viel Geld aus Japan oder China heranholen musste. So war es auch am sächsischen Hof, dessen Regentschaft 1694 Kurfürst Friedrich August I., genannt „August der Starke“ übernahm. Ein gewinnbringender Gedanke war die Idee, Porzellan nicht zu importieren, sondern selbst produzieren zu können. Die Legende besagt das Johann Friedrich Böttger, ein Apothekergehilfe aus Berlin, der versprochen hatte Gold herzustellen, aus diesem Zwecke vom Kurfürsten eingesperrt wurde bis er dies für seine Majestät tat und schließlich die Porzellan Herstellung in Europa erfand. Diese Legende hört sich zwar spanend an, Tatsache ist nur, dass Friedrich August einen sehr hohen Finanzbedarf hatte, weil er neben seiner Regentschaft als Kurfürst von Sachsen, auch noch polnischer König wurde und sich als solcher in den Nordischen Krieg mit Schweden verwickeln ließ. Eine Expertenkommision wurde 1702 gegründet, bestehend aus Montanwissenschaftlern aus Freiberg, Ehrenfried Walter von Tschirnhaus und eben jenen genannten Böttger, welche zusammen das so beliebte „weiße Gold“ des Porzellans suchten und schließlich nach zahlreichen Experimenten eine erfolgreiche Formel fanden. So wurde 1710 die Porzellanmanufaktur gegründet und diese wurde auf der Albrechtsburg in Meißen eingerichtet, was mehrere Gründen hatte. Zum einen war das Wissen um den Herstellungsprozess sehr kostbar (denn damit konnte man als Einziger europäischer Produzent auftreten) und man wollte den Zugang zu der Manufaktur gut beobachten können, falls Diebe eindringen wöllten. Diese Bewachungsform war auf dem Burgberg gut möglich. Zum anderen war Meißen an der Elbe gelegen und man konnte die Waren einfach und günstig verschiffen. Die Manufaktur entwickelte sich zu einer wahren Geldmaschine, denn die Meissner Porzellan entwickelte sich in Windeseile zu einem Markenbegriff für Luxus (übrigens ist es tatsächlich eine der ältesten Marken der Welt, die heute noch besteht). Meissner Porzellan eroberte die Anwesen der europäischen Elite und füllten die Staatskassen Sachsens. In Meißen selbst zeigte sich der Prunk des Porzellans nicht, dafür wurde in Dresden ein eigenes Porzellanschloss gebaut, das Japanische Palais, dessen Bauarbeiten 1728 begonnen wurde. Es sollte chinesisches und japanische Porzellan ausstellen und als Höhepunkt, stolz die eigenen Leistung der sächsischen Porzellanherstellung präsentieren. Bald schon wurden einzelne Stücke auch als diplomatische Geschenke an andere Fürstenhäuser verschenkt und selbst Erich Honecker brachte bei seinem Staatsbesuch 1981 in Japan dem Gastgeber Meißner Porzellan mit. Noch heute ist die Porzellanmanufaktur im Besitz des Freistaates Sachsens, wenngleich sich der Markt für diese Art von Luxusgütern in den letzten Jahren abgekühlt hat und der Betrieb zu nicht unerheblichen Verlusten führte.

Meißen als Symbol: von der Industrialisierung bis heute

Meißen selbst blieb ein eher beschauliches Städtchen, wobei seit dem 19. Jahrhundert das Triebischtal zunehmend industrialisiert wurde. Hier entstand nicht nur der Neubau der Porzellanmanufaktur, sondern auch zahlreiche weitere Betriebe. Da der Platz in dem einstmals engen und romantischen Tal begrenzt war, siedelten sich neuere Unternehmen auch rechtselbisch an und 1901 wurden die Dörfer Cölln und Niederfähre zur Stadt eingemeindet, wo auch der Bahnhof der Stadt entstand. Meißen wurde sogar bis zum 2.Weltkrieg zu einem Zentrum für den Kachelofenbau in Deutschland.
Allerdings ist der weit über das Elbtal bekannte Ruf der Stadt nicht mit Industrie verbunden, sondern profilierte sich besonders ab dem 19. Jahrhundert damit, die symbolische Wiege Sachsens und eine angesehene Porzellanstadt zu sein. Dazu gehörte es auch, die Porzellanmanufaktur wie bereits erwähnt, in ein eigenes Fabrikgebäude im Triebischtal zu verlegen, um den Burgberg mit Albrechtsburg und Dom zu einem strahlenden Punkt sächsischer Identifizierung zu machen. So wurde bis 1881 die Albrechtsburg restauriert und mit einem Bildprogramm meißnisch-sächsischer Geschichte versehen. Eine weitere, durchaus öffentlich begeistert aufgenommene Aufgabe, war die Herstellung der beiden Domtürme der Kirche, die seit einem Blitzschlag von 1547 fehlten. So gründete sich ein Dombauverein, konservativer Prägung, und verkaufte Lose, die das entsprechende Geld für den Aufbau der beiden gotischen Spitzen erbringen sollte. Tatsächlich gelang es rasch entsprechende Einnahmen zu generieren und von 1903 bis 1908 wurden zwei Türme dem Bild der Stadt hinzugefügt und wirkten schon zur Weihe 1912 als seien sie bereits ewig da. Und so zeigt die Silhouette Meißens auch heute noch große sächsische Geschichte an, deren symbolische Wiege sie gleichsam beherbergt und die bei einem Spaziergang durch die steilen Gassen der Altstadt auf den Berg beschnuppert werden kann.

Palm Springs

Einwohner: 47.689 | Fläche: 244 km² | liegt im Riverside County im US-Bundesstaat Kalifornien

Rund zwei Stunden landeinwärts von Los Angeles liegt Palm Springs, das eine gewisse Berühmtheit dadurch erreichte, dass Hollywood Stars der 1950er und 60er Jahre hier zu erholungszwecken lebten.  Im trocknen Coachella Valley gelegen, ist Palm Springs Umgebung schon von den Ureinwohnern besiedelt worden, da sie hier im Winter heiße Quellen fanden, deren Benutzung im Sommer bei der einsetzenden Hitze sicherlich nicht stattfand. Die hier lebenden Cahuilla nannten die Quellen „Se-Khi“, was „kochendes Wasser“ übersetzt heißt. 1876 wurde den verbliebenen Indianern ein Reservat eingerichtet, dass dann auch „Agua Caliente“ (also „heißes Wasser“) heißt. Da es zu einigen Teilen auf dem Gebiet des heutigen Stadtzentrums von Palm Springs liegt und von den Indianern verpachtet wird, gelten die Einwohner dieses Reservats als wohlhabendster Stamm Kaliforniens.

Der Name der Stadt, Palms Springs, hat mit der spanisch-sprachigen Geschichte der Gegend zu tun. Die Spanier nannten den Ort nämlich „La Palma de la Mano de Dios“ (die „Handfläche Gottes“). Als 1858 die erste englische Karte der Region erschien wurde der Ort Palm Springs genannt, was als eine Mischung aus spanischer und indianischer Benamung angesehen werden kann (denn Palm ist die Handfläche und Springs sind die Quellen).

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts siedelten die ersten Neu-Kalifornier in der Gegend, die wegen ihrer Tallage als Handelsweg genutzt wurde. Da man um die Jahrhundertwende der trockenen und heißen Wüstenluft heilende Wirkung zusprach (wenngleich nicht im Sommer), entwickelte sich Palm Spirngs zu einem Kurort und die ersten Resorts und Hotels öffneten ihre Pforten. Schon im Jahr 1922 sollen über 20.000 Gäste den Ort besucht haben, der ab den 1930er Jahren auch die ersten Hollywood Stars anzog, offiziell aber sogar erst 1938 als Stadt gegründet wurde. Die Stars leisteten sich hier moderne, zeitgenössische Bauwerke und besonders nach dem 2.Weltkrieg wurde Palm Springs zu einem Ort, wo moderne Wohnhäuser von den angesagten Architekten gebaut wurden, dies wurde sogar unter dem Titel „Desert Modern“ bekannt. Bis in die 1960er Jahre verdoppelte sich die Anzahl an Wohnhäusern in Palm Springs und nicht nur Prominente zogen her, sondern auch Pensionäre, die den klimatisch sehr angenehmen Winter hier verbrachten. Bis in die 1970er Jahre hinein blieb Palm Springs so in den Sommermonaten eine Geisterstadt, da die Temperaturen im Juli und August höllenhaft heiß werden konnten (weit über 40°C sind normal) und noch keine Klimaanlagen für Abkühlung sorgten. Durch die wirtschaftliche Krise in den 70er Jahren zogen sich aber zahlreiche Eigentümer aus der Stadt zurück, insbesondere die Prominenten und die Chicagoer Mafia begann gleichfalls hier zu investieren, was dem Image der Stadt nicht förderlich war.
Doch Palm Springs konnte seit der Jahrtausendwende wieder einen Aufschwung bewerkstelligen und zieht heute nicht nur „Spring Breaker“ an, die schon seit den 1950er Jahren ausgelassen die Frühjahrsferien feiern, sondern gleichzeitig weiterhin Pensionäre. Gleichzeitig machen Homosexuelle aus Palm Springs das Provincetown des Westens (allerdings ist Provincetown um längen schriller und lebendiger). Die Stadt schaffte es ebenso durch zahlreiche über das Jahr verteilte Veranstaltungen immer wieder Gäste anzuziehen und so kommen jährlich über 1,5 Millionen Menschen in diese Oase mitten im trockenen Südosten Kaliforniens.

Malmö

urban facts Malmö

Zugegeben; Malmö ist ein dieser Städte die man „Mit-besucht“. Durch die Öresundbrücke seit 2000 mit Kopenhagen verbunden, sind die beiden Städte nur etwas mehr als eine halbe Stunde Bahn- oder Autofahrt voneinander entfernt. Die drittgrößte schwedische Stadt aber einfach mal so mitzunehmen ist vielleicht sogar etwas unfair, denn Malmö bietet ist tatsächlich ziemlich sehenswert.

1170 wird erstmals eine Landungsstelle erwähnt, die der dänischen König und seine Gefolgschaft benutzte, um weiter ins Landesinnere nach Lund zu gelangen. Damals war die heutige Provinz Schonen noch zu Dänemark gehörend. Der Name Malmö ist wohl dem altschwedischen Wort Malmöughe abzuleiten und bedeutet so etwas wie Sandhaufen. Im 13. Jahrhundert wuchs hier ein Fischerdorf, dass sich durch die guten Fischgründe mit Heringen sehr rasch entwickelte und schon 1353 zur Stadt erhoben wurde. Bald schon übernahm Malmö die Funktionen, die Lund bis dato inne hatte und wurde zur wichtigsten Stadt in Schonen. Aus dieser ersten Epoche der Stadt ist heute noch das Malmöhus slot zu sehen. Zu Zeiten der Hanse war Malmö im deutschen Sprachgebrach übrigens als Elbogen bekannt, denn der Küstenverlauf bei der Stadt erinnert an einen Ellenbogen.

Der dänische Protestantismus wurde in Malmö geboren, denn hier wurde erstmals eine Predigt nach den Geboten Luthers durchgeführt, auch die erste Bibel in dänischer Sprache wurde hier gedruckt. Bald geriet die Stadt in den Interessensbereich der Schweden und wurde mehrmals Gegenstand von schwedischen Eroberungen bis sie schließlich 1658 endgültig schwedisch wurde. Sehr weit im Süden des Landes gelegen (zum Vergleich: die Entfernung Malmös per Luftlinie nach Mailand ist mit rund 1150km, deutlich kürzer als die ins nordschwedische Kiruna mit rund 1400km Luftlinie, gleiches gilt für die Entfernung zur schwedischen Hauptstadt Stockholm und zur deutschen Hauptstadt Berlin) stockte die Entwicklung Malmös. 1775 erhielt sie einen künstlichen Hafen, aber erst die industrielle Revolution schuf einen großen wirtschaftlichen Aufschwung und ein rasches Anwachsen der Stadt. Große Werften siedelten sich hier an (der 135m hohe Kockumskran war ein Wahrzeichen der Stadt, wurde jedoch im Jahr 2002 demontiert), welche allerdings mit ihrem Niedergang in den 1980er Jahren, auch zum Niedergang der Stadt führten. Noch heute hat Malmö eine höhere Arbeitslosigkeit als Stockholm oder Göteborg, obwohl ein rascher wirtschaftlicher Wandel vollzogen wurde. 1998 bekam die Stadt eine Universität, in welcher heute bereits über 20.000 Studenten eingeschrieben sind. Gleichzeitig brachte die 2000 eröffnete Öresundbrücke den Vorteil schnell nach Kopenhagen zu gelangen, wo viele Schweden gut bezahlte Arbeit fanden. Von den 17.000 Fahrzeugen und rund 200 Zügen täglich, nutzen viele die Möglichkeit im etwas billigeren Malmö zu wohnen und jeden Tag über die Brücke auf Arbeit zu fahren. Der Unterschied zu Kopenhagen ist jedoch schnell auffällig, auch wenn man in Malmö gleichfalls viele neue Bauwerke in den letzten Jahren errichten ließ, unter anderem das neue Wahrzeichen der Stadt, den Turning Torso, das höchste Haus Skandinaviens, so sind sowohl die historischen, als auch die Neubauten in Malmö nicht ganz so auffällig wie in der Stadt auf der anderen Seite des Sunds. Ein weiterer Unterschied ist Malmös Migrationsquote von 40%. Um Vorurteile abzubauen, gibt es in der Bibliothek der Stadt eine sehr innovative Idee. Dort kann man sich mehrmals im Jahr „lebende Bücher“ ausleihen, also Menschen, die einer Minderheit angehören (u.a. einen Iman, eine muslimische Frau, eine Lesbe, ein Obdachloser…) und mit ihnen 45 Minuten lang reden.
Malmö bietet also doch schon eine ganze Menge und wenn man sich einen Tag von seinem Kopenhagen Besuch abknapst, um die Stadt zu erkunden wird man schnell feststellen, dass die Heimatstadt des großartigen Fußballers Zlatan Ibrahimovic (der bekanntermaßen eine ebenso großes Selbstvertrauen hat, wie ein Gespür dafür wo das Tor ist) durchaus eine sehr lebenswerte Stadt ist, die sogar einen zweiten, dritten,… Tag besuchenswert ist.

urban facts Malmö

Allgemeine Daten:

Einwohner (Ballungsraum)

301.706 (689.206)

Einwohnerentwicklung

2010-2015: 7,1%

Fläche

77,06 km²

Bevölkerungsdichte

3915 Einw./km

Koordinaten

55°36′N, 13°0′O

Geographische Höhe

16m üNN

Niederschlagsmenge /Regentage / Sonnenstunden pro Jahr

604mm / 169 / 1895

Infrastruktur:

Bürgermeister

Katrin Stjernfeldt Jammeh (Sozialdemokratin) seit 2013

Verwaltungstechnische Bedeutung

Hauptstadt der Provinz Skåne län

Flughafen

Malmö Airport (MMX; eröffnet 1972; 2,2 Mio. PAX 2016; 2 Landebahnen; 20km O der Innenstadt)

Entfernung nach…

Kopenhagen LL:28km, 40km (Auto: 40min, Bahn: 40min)
Stockholm LL: 515km, 615km (Auto: 2h 50min; Bahn: 4h 15min)
Göteborg LL: 245km, 275km (Auto: 5h 50min; Bahn: 2h 20min)
Berlin LL: 345km, 470km (Auto: 7h 10min; Bahn: 7h 25min)

nächster Ort über 500.000: Kopenhagen 40km
nächster Ort über 1000.000: Berlin 470km

Kultur / Geschichte:

Universität

Malmö högskola (gegründet 1998; 24.000 Studenten)

Sportvereine der Stadt

Malmö FF (Fußball; gegründet: 1910; 20x schwed. Meister; 14x schwed. Pokalsieger jeweils Rekordchamp; 1x Finalist Europapokal der Landesmeister; Ø-Zuschauer 2017: 18.088 @ Swedbank Stadion (24.000)

Erste urkundliche Erwähnung

1170

Gegründet von:

Dänen

Großstadt seit

1915

Das entscheidende Jahr

1658: Malmö wird schwedisch

Meisten Einwohner im Jahr

heute

Arbeitslosenquote:

10,1% (2016, für gesamte Region Skåne län)

 

Neues Bauen in Kopenhagen

Wer Kopenhagen 2017 besucht, der sieht eine Stadt in fast rasendem Wachstum. In großer Geschwindigkeit entstehen neue Quartiere, ob nun im Norden oder Süden der dänischen Hauptstadt. Doch nichts ist schnell mal dahin gebaut. Die sich gerade erneuernde Metropole Kopenhagen ist zu einem Zentrum für ausgesuchte, funktionale und detailreiche aber trotzdem sehr ästhetische Architektur geworden. Kein alles andere in den Schatten stellender großer Leuchtturm wie beispielsweise das Guggenheim Museum in Bilbao findet sich hier, sondern eine Vielzahl etwas kleinerer, aber ebenso schönen neuen Wahrzeichen, welche die Stadt heute aufwerten und vollkommen gleichberechtigt neben den historischen Bauwerken stehen. Es ist ein Verdienst der Stadt, dass ihr Maßstab dabei immer stimmig gehalten wird. Die Eingliederung in das Stadtbild erfährt eine hohe Wertschätzung und ist deutlich zu erkennen. Kopenhagen ist dabei eine ökologisch sehr bewusste Stadt, was auch damit zu tun hat, dass das Fahrrad eine maßgebliche Rolle spielt, denn es ist zum wichtigsten Verkehrsträger der Stadt geworden, was angesichts der klimatischen Situation, besonders in der dunkleren Jahreszeit überrascht. Tatsächlich radelt der Kopenhagener aber bei Wind und Wetter und er kann dies durch ein hervorragend ausgebautes und organisiertes Radnetz bequem und sicher tun, welches das Fahrrad als Verkehrsmittel ernst nimmt, aber auch von den Radlern erwartet, sich an die Spuren und Regeln zu halten, schon allein deshalb, weil so viele von ihnen unterwegs sind und sonst Chaos ausbrechen würde.
Was die Stadt heutzutage ebenso ausmacht, ist Kopenhagens Liebe zum Detail, in einer Stadt dessen öffentliche Räume so behandelt werden, als seien sie das Wohnzimmer für alle Bürger. Sie laden ein zu verweilen und in Kopenhagen sagt man sich wohl, wenn wir schon nicht das Wetter des Mittelmeers haben, dann machen wir uns es wenigstens hübsch und lebenswert. Ein gutes Beispiel für das zeitgenössische Bauen in Kopenhagen ist das Nordhavn Projekt. Es ist eines der beiden großen neuen Stadtquartiere (das andere ist Ørestad, im Süden gelegen). Auf dem 200ha großen Gelände wird die alte Hafenstruktur aufrechterhalten. In den nächsten 50 Jahren sollen neue Häuser neben älteren historischen Bauwerken Platz finden. Dieser neue Stadtteil wächst auf mehreren Inseln (und spiegelt damit die Lage der Stadt, die gleichfalls auf Inseln liegt), nach Norden hin, wobei darauf geachtet wird das die Siedlungsstruktur umso grüner wird, umso mehr sie sich vom Kern entfernt, was an den Fingerplan von 1947 erinnert (siehe dazu mehr unter: Geschichte Kopenhagens). Verkehrstechnisch wird hier das Auto klar gegenüber der neuen U-Bahn und natürlich dem Fahrrad benachteiligt (schon jetzt ist das Parken im Zentrum der Stadt so teuer, dass man fast gezwungen ist, seinen Wagen weiter außerhalb zu lassen, kleiner Tipp: oberhalb der S-Bahn Station Svanemøllen wird es kostenlos). Der Zugang zum Wasser soll jedoch für die breite Öffentlichkeit bereitstehen. Dieses Miteinander mit dem angrenzenden Wasser spielt in Kopenhagen eine große Rolle. Immer wieder trifft man auch im Herbst noch auf Badende im bereits kühlem Nass und diese nutzen gern die neuen Stege in der Innenstadt, die gleichfalls auch anderen Wassersportlern, wie Kanufahrern einen Ausgangspunkt für sportliche Betätigung bieten. Genug der Worte, in einigen Bildern soll das neue Kopenhagen vorgestellt werden.

Geschichte Kopenhagens

Erstmals erwähnt wurde das heutige Kopenhagen im Jahr 1043. Damals war von einem Hafen („havn“) geschrieben wurden, die wohl eine kleinere Fischersiedlung in der Gegend beherbergte. Als der Bischof von Roskilde, der damaligen Hauptstadt Dänemarks, den Ort 1160 übernahm, ließ er eine Burg erbauen, den schon damals war die strategische Bedeutung des Ortes aufgefallen, war es doch am engen Öresund zwischen Seeland und Schonen der beste natürliche Anlegepunkt und noch dazu ein Ort mit reichlich Fischgründen, insbesondere Heringen. Nicht zu vergessen ist, dass Havn an einer engen Stelle des Øresunds lag und damit einen guten Übergang zwischen den beiden wichtigen Städten Roskilde und Lund schuf. So wuchs das Örtchen zu einem Handelsort heran und wurde auch bald so genannt, nämlich „Kaufmannshafen“, oder auf Dänisch: „Køpmannæhafn“. Mit rund 5.000 Einwohner bekam der Ort 1254 das Stadtrecht. Gleichwohl war Kopenhagens Lage auch Grund für Rivalität. Die im späten Mittelalter mächtige Hanse, ließ die Stadt im 13.Jahrhundert gleich zweimal Kopenhagen zerstören, wohl auch deshalb, weil die Dänen den Schiffsverkehr der Hanse störten. Doch der Konkurrent war nicht leicht abzuschütteln, Kopenhagen wurde immer wieder aufgebaut. 1413 machte Eric von Pommern die Stadt zu seiner Residenz und 1443 sogar zur dänischen Hauptstadt. Sie beerbte damit Roskilde. Dies und die Gründung der Universität Kopenhagens im Jahr 1479 (damit ist sie die zweitälteste Uni Skandinaviens und eine der Ältesten in Europa) machten die Stadt zu einem bedeutenden Zentrum im Nordeuropa des 16. Jahrhunderts. Den Reichtum der dänischen Könige mehrte sich durch den Öresundzoll, den jedes Schiff zu zahlen hatte, welche den Meeresabschnitt passieren musste.

Bis zur Regierung von Christian IV. (1588-1648) veränderte sich der Grundriss der Stadt kaum. Inzwischen Protestantisch wuchs Kopenhagen, als im südlich gelegenen Zentraleuropa die Wirren des 30-jährigen Krieges mit Verlust, Tod und Niedergang über das Land wehten. Um 1650 sollen bereits 30.000 Menschen in Kopenhagen gelebt haben. Der König ließ die Stadt im großen Stil ausbauen. Schloss Rosenborg entstand nördlich der Stadt als Sommerresidenz (heute liegt es mehr oder weniger im Stadtzentrum), in der Nähe wurde außerhalb der Stadtmauern, das Quartier Nyboder erbaut, ein Wohngebiet für die Angehörigen der Marine. Auf der südlich der Stadt gelegenen Insel Amagar wurde die Stadt Christianshavn erbaut, welche jedoch schon nach 57 Jahren um 1674 eingemeindet wurde. Das Unheil der Gewalt kam erst mit dem zweiten nordische Krieg (1655 bis 1671) ins Land, im Detail mit dem dänisch-schwedischen Krieg, in welcher die Stadt 1658 von den Schweden belagert und ein Jahr später sogar angegriffen wurde, denn den Schweden lag daran ganz Dänemark zu beherrschen. Die darauf folgenden Aufbauarbeiten sahen auch die Erweiterung des nördlich der Stadt erbauten Kastellets vor, einer Einrichtung für ein Heer von 3.000 Mann. Zahlreiche Bastionen wurden angelegt, denn nach dem Krieg lag Kopenhagen nun am östlichen Rande Dänemarks, das auf der anderen Seite des Öresunds gelegene Malmö und die Provinz Schonen wurden von Schweden annektiert. Um als Handelsstandpunkt attraktiv zu bleiben, wurde der Nyhavn angelegt, an dessen nördlichem Ende der repräsentative königliche Platz Kongens Nytorv entstand. Bis zum Jahr 1690 wuchs Kopenhagen weiter stark an und hatte da bereits eine Einwohnerzahl von 60.000 erreicht.
Dieses Wachstum verlangsamte sich im 18. Jahrhundert beträchtlich. Die Pest (1711), und große Stadtbrände (1728 und 1795) warfen die Entwicklung der Stadt zurück. Jedoch wurden in jenem Jahrhundert die großen Schlossanlagen gebaut, die heute noch in und um die Hauptstadt stehen und Einheimische und Gäste gleichermaßen beeindrucken. 1709 wurde das Renaissanceschloss Frederiksberg in Hillerød (etwas 30km NO der Stadt) erweitert, etwas weiter östlich davon entstand das Schloss Fredensborg 1722. Das neue Schloss Christiansborg entstand nach dem Brand 1728, was heute das wichtigste Bauwerk des dänischen Staates ist, denn hier sitzt das Parlament, der oberste Gerichtshof, der Ministerpräsident und hier befinden sich ebenso die königlichen Empfangsräume (allerdings sollte der damalige Bau ein Feuer 1794 nicht überleben, sein Nachfolger fiel ebenso einem Feuer zum Opfer und das heutige Schloss stammt erst aus dem 20. Jahrhundert). Nicht zu vergessen ist Schloss Amalienborg, was als Zentrum des neuen Barock Viertels Frederiksstaden gebaut wurde.
 Kopenhagen wuchs zur Großstadt heran und erreichte 1800 die 100.000 Einwohnermarke. Doch die Auswirkungen der französischen Revolution sollten die Stadt treffen, denn Kopenhagen wurde auf Grund der dänischen Neutralität mit Schweden, Preußen und Russland von der englischen Flotte erst 1801 bombardiert und 1807 gar eingenommen. Die Briten plünderten die Stadt. Noch schlimmer war, dass durch die Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongreß die Stadt ihre Bedeutung als wichtigster Hafen Nordeuropas an die Stadt Hamburg verlor und so auch der Wiederaufbau recht langsam von statten ging und erst ab den 1830er jahren ein langsamer Wirtschaftsaufschwung begann.
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte die industrielle Revolution auch in Dänemark ein. 1847 wurde eine erste Eisenbahnlinie zwischen Kopenhagen und Roskilde eröffnet. Die ländliche Bevölkerung suchte ihr Glück in der Hauptstadt und diese platzte mehr und mehr aus ihren Nähten, hatte sie doch noch eine mittelalterliche Verteidigungsanlage, innerhalb die meisten Menschen wohnten. In den immer beengter werdenden Platzverhältnissen verschlechterten sich die hygienischen Bedingungen dramatisch. 1853 kam es zu einer Cholera-Epidemie, an der 5.000 Menschen starben. Danach folgten zahlreiche Maßnahmen die Stadt für ihre neue Größe anzupassen, 1859 wurde die Frischwasserzufuhr verbessert und ein Gaswerk gebaut, das die Straßen nachts beleuchtete. 1868 schließlich wurden die Stadtmauern geschleift und Kopenhagen wuchs schnell über seine alten Grenzen hinaus. Die Viertel Østerbro (im N), Nørrebro (im W) und Vesterbro (im S) entstanden. Die Lage der alten Stadtgrenzen und ihrer Befestigungsmauern lässt sich heute noch erahnen, liegen doch der Tivoli, sowie die Parks Ørestedparken und Østre Anlæge an ihrer Stelle. Es bedurfte nur wenig Zeit bis Kopenhagen mit der Nachbargemeinde Frederiksberg zusammenwuchs. Noch heute ist die mittlerweile über 100.000 Einwohner zählende Stadt selbstständig wird aber von der Stadt Kopenhagen komplett umschlossen.
Im 2.Weltkrieg wurde Kopenhagen am 9.April 1940 kampflos von der deutschen Wehrmacht eingenommen. Seit dem Dänisch-Deutschen Krieg 1864, der mit erheblichen Territorialverlusten in Schleswig und Holstein für die Dänen endete, präferierte Dänemark eine strenge Neutralitätspolitik gegenüber Deutschland (wie bereits im 1.Weltkrieg), bei der das gesamte Land kampflos an Nazideutschland übergeben wurde. Einige dänische Widerstandskämpfer griffen in den Jahren des Krieges Industrieanlagen an und 1944 kam es zu einem landesweiten Generalstreik, in dessen Folge der SS-Korps Schalburg-Gruppe den Tivoli als Vergeltung zerstörte. Ein Bombardement alliierter Flugzeuge am 21. März 1945 führte zur unbeabsichtigten Zerstörung einer französischen Schule und deren Umfeldes, bei dem mehr als 900 Menschen ihr Leben ließen (ein Kampfflugzeug der Alliierten stürzte versehentlich über der Schule ab und die Explosion wurde von den anderen Flugzeugen als Zeichen betrachtet, die Gegend zu bombardieren). Betrachtet man aber die Ereignisse und Zerstörungen des 2.Weltkrieges insgesamt, so wurde Kopenhagen fast unbeschadet aus diesem schlimmsten aller Kriege. Dazu passte auch das es in ganz Dänemark keine wirkliche Nazifizierung gab, die dänische Regierung unter den gegebenen Umständen relativ selbstständig handeln konnte und man dabei beispielsweise sehr viele jüdische Bürger vor dem Holocaust retten konnte.
Nach 1945 benötigte man einen Plan, wie man mit einer wachsenden Stadt (Kopenhagen hatte 1940 bereits über 700.000 Einwohner und erreichte seinen Höchststand von 768.000 zehn Jahre später) umgehen wollte. Dazu wurde 1947 ein offizieller Stadtentwicklungsplan vorgestellt, der „Fingerplan“. Sein Name nimmt sich ein Beispiel an der Figur einer Hand, von der sich die einzelnen Finger lösen. Die Handfläche ist die Innenstadt und die Finger sind verkehrstechnisch gut angeschlossene Zentren mit Wohn- und Arbeitsgebieten, sowie Freizeiteinrichtungen. In den Leerräumen zwischen den Fingern sollten Grünflächen entstehen. Für die verkehrstechnische Anbindung wurde sich dem 1934 eingeführten S-bahnnetz S-tog bedient. Ziel dieses Stadtentwicklungsplans war der moderne Geist der räumlichen Trennung von Arbeits- und Wohnort bei einer gleichzeitigen Kontrolle des Außenwachstums der Stadt. Auch wenn der Fingerplan, der von Peter Bredsdorff entwickelt wurde, sich mehrfach neuen Realitäten anpassen musste, so ist er als basales Ordnungsprinzip für die Kopenhagener Stadtentwicklung nach dem 2.Weltkrieg elementar. Obwohl der Großraum Kopenhagen noch bis weit in die 1970er Jahre wuchs (während die eigentliche Stadt schon Bevölkerung verlor), hielt man an den grünen Zwischenräumen im Umfeld der Stadt fest. Ab den 1980er Jahren trafen sich vertiefende wirtschaftliche Strukturprobleme mehr und mehr die Stadt. Industriebrachen entstanden und Gründerzeitviertel verarmten. Erst Mitte der 1990er Jahre erholt sich Kopenhagen davon. 1996 kann als Startschuss für das Entstehen der neuen nordischen Metropole Kopenhagen gelten, war man in jenem Jahr doch europäische Kulturhauptstadt. Der Einwohnerverlust wurde gestoppt (1992 zählte man nur noch 464.566 Bürger Kopenhagens) und es erfolgte eine stetige Verbesserung des Anschlusses an das europäische Verkehrsnetz, in Richtung Westen mit der Großen Belt Überquerung und in Richtung Osten mit der unmittelbar an die Stadt grenzenden Öresundbrücke, die seit 2000 Kopenhagen mit dem schwedischen Malmö verbindet. 2002 wurde die Kopenhagener Metro eröffnet, zu deren zwei Linien in den nächsten Jahren zwei weitere hinzukommen werden. Noch mehr zeigt sich das aber an den fast unendlich vielen Bauprojekten die in der Stadt wachsen und die neben zahlreichen Wohn- und Arbeitsquartieren auch einige neue bauliche Wahrzeichen der Stadt bescherten.                 

urban facts Kopenhagen

Allgemeine Daten:

Einwohner (Ballungsraum)

als Københavns Kommune: 591.481 (2016)
als Hauptstadt: 771.312
als Ballungsraum = Hovedstadsområdet : 1.280.371

Öresundregion: 3,8 Mio.

Einwohnerentwicklung

2014-15: +1,84%
2010-15: +8,94%

Fläche

86,2 km²

Bevölkerungsdichte

6.862 Einw./km²

Koordinaten

55°41′N, 12°35′O

Geographische Höhe

24m über dem Meeresspiegel

Niederschlagsmenge /Regentage / Sonnenstunden pro Jahr

613mm / 113 / 1533

 

Infrastruktur:

Bürgermeister

Frank Jensen (Sozialdemokrat, seit 2010)

Verwaltungstechnische Bedeutung

Hauptstadt Dänemarks

Anzahl Besucher im Jahr

ca. 9 Mio. Übernachtungen (2013) in der Hauptstadtregion

Platz in der Mercer-Studie

4. Platz (2017)

Global City Status

Beta +
(5.Kategorie gemeinsam mit u.a.: Berlin oder Houston)

Flughafen

Flughafen Kopenhagen-Kastrup (CPH; eröffnet 1925; 29,0 Mio; PAX 2016; größter Flughafen Skandinaviens ; 3 Landebahnen, 2 Terminals; 8km S der Innenstadt)

ÖPNV

Metro: eröffnet 2002; 2 vollautomatische Linien auf 21km mit 22 Stationen und 50 Mio. PAX (2010); 2 Linien derzeit in Bau
S-Bahn (S-tog): eröffnet 1934, 7 Linien auf 170km Streckenlänge mit 84 Bahnhöfen, täglich 357.000 Fahrgäste (=130 Mio. PAX im Jahr)

ÖPNV Eigentümlichkeiten

S-tog und Metro sind Hauptlastträger des öffentlichen Nahverkehrs mit zusammen über 500k PAX pro Tag;
S-tog hat seit 2008 Wifi; Metro fährt Führerlos

Entfernung nach…

Aarhus: LL: 156km; Straße mit Fähre 186km (Auto: 3h16min; Bahn: 2h 50min)
Odense: LL: 140km; Straße: 165km (Auto: 1h 40min, Bahn: 1h15min)
Hamburg: LL: 288km; Straße mit Fähre: 330km (Auto: 4h 20min; Bahn: 4h 50min)
Berlin: LL: 355km; Straße mit Fähre: 435km (Auto: 6h 10min; Bahn: 6h 37min)
Stockholm: LL: 522km; Straße: 610km (Auto: 6h 10min, Bahn: 5h 10min)
nächster Ort über 500.000: Göteburg (SWE)
nächster Ort über 1.000.000: Hamburg (DE)

Kultur / Geschichte:

Anzahl Universitäten

4, u.a.:
Universität Kopenhagen (1447 gegründet als Universitas Hafniensis; 38.000 Studenten in 6 Fakultäten; 2. größte Uni Dänemarks)
Dänemarks Technische Universität (1829 gegründet; seit 1994 Uni; 10.600 Studenten (2015)

Anzahl Museen

54 laut wikipedia.dk

Sportvereine der Stadt

FC København (gegründet 1992; Vorgängervereine gehen bis ins Jahr 1876zurück; 12x Dän. Meister; 8x Dän. Pokalsieger; Ø-Zuschauer (2016/17): 13.161 @ Telia Parken (38.076 Plätze)
Brøndby IF (gegründet: 1964; 10x Dän. Meister; 6x Pokalsieger; Ø-Zuschauer (16/17): 12.712 @ Brøndby Stadion

Tageszeitung der Stadt (Auflage)

Berlinske (Erstausgabe: 1749; Auflage: 100.000; liberal-konservativ)
Politiken (Erstausgabe: 1884; Auflage: 99.000; liberal)

Biersorte des Ortes:

Carlsberg, Tuborg

Erste urkundliche Erwähnung

1258 (Stadtrecht)

Großstadt seit

1801

Das entscheidende Jahr

1443 wird Kopenhagen Hauptstadt von Dänemark

Meisten Einwohner im Jahr

1950 (768.905)

Einwohnerverlust von Höhepunkt bis heute

23%

Kneipenviertel:

Vesterbro, Nyhavn

Wirtschaft / Attraktivität:

Sehenswürdigkeit Nr.1

Meerjungfrau

Architektonisches Highlight

The Black Diamond

Hauptplatz

Kongens Nytorv

Höchstes Gebäude

Christiansborg (106m)

Meist fotografierte Gebäude

Nyhavn

Anzahl Starbucks

12; andere Kaffehäuser sind durchaus zahlreicher vertreten, z.B. Espresso House mit 21 Filialen

Konzernzentralen von

A.P. Møller-Maersk (weltgrößte Container-Reederei)
Novo-Nordisk (Pharma)
Lundbeck (Pharma)
NKT Holding (Pharma)

Kaufkraftindex in EU (oder Region)

23.442€ pro Kopf Kaufkraft (höchstes in Dänemark)

Arbeitslosenquote

4,2%

Bevölkerungsentwicklung:

1450

1500

1650

1700

1787

1801

1850

1880

1900

1911

4.500

10.000

30.000

65.000

90.032

100.975

129.695

234.850

400.575

462.151

1921

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000

2010

561.344

617.069

700.465

768.105

721.381

622.773

498.850

466.728

495.699

528.208

 

København – Kopenhagen

urban facts Kopenhagen | Geschichte Kopenhagens | Neues Bauen in Kopenhagen

Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen ist mir schon seit meiner Kindheit vertraut, war es doch die Stadt der Olsenbande und ihrer großen Pläne. Diese dort dargestellte Stadt der besonders in der DDR sehr populären Filmreihe war ein bürgerliches Pflaster, das gerne die Unterschiede zwischen (zumeist adliger) Oberklasse und nach Reichtum strebender Unterklasse beschrieb. In den Filmen lernte man die Rathausuhr der Stadt ebenso kennen, wie die Oper, oder das Magasin du Nord, den Einkaufstempel der Stadt. Nur modern wirkte Kopenhagen in den Filmen aus den 1970er und 80er Jahren eigentlich nie und vielleicht war es das zu jener Zeit auch nicht.

Besucht man heute Kopenhagen, so erlebt man eine ganz andere Stadt – eine hochmoderne Metropole Nordeuropas. Kopenhagen scheint im Bauboom zu leben. Gerade am Wasser, wovon man hier genug hat, geht in Kopenhagen ein massiver Stadtum- und Ausbau von statten. Hochmoderne Bauwerke schießen in die vom Øresund getränkte frische Luft. Ziel der zahlreichen Neubauten ist nicht in erster Linie eine ästhetische Verführung der Betrachter, sondern die funktionale Gebrauchsfähigkeit für die Benutzer. Ist man in Deutschland stolz auf Hamburgs Hafencity oder den Düsseldorfer Medienhafen, so sind diese geradezu winzig im Vergleich mit dem was hier an den Kanälen und dem Ufer des Øresunds passiert. Und noch Einiges ist schnell augenfällig. Wie überall in Skandinavien ist Kopenhagen eine teure Stadt, wobei man für die hohen Preise allerdings einen entsprechenden Gegenwert bekommt. Überhaupt ist Kopenhagen die Stadt mit der Liebe zu Detail, insbesondere um den Einwohnern der Stadt das Leben leichter und besser zu machen. Öffentliche Toiletten sind häufig zu finden, sie sind kostenlos, sauber und teilweise haben sie auch Duschen. Kopenhagen ist gleichfalls eine – wenn nicht sogar die – Fahrradstadt. Tausende radeln täglich durch die Stadt auf extra eingerichteten Fahrradwegen. Diese sind extra breit und von der Straße getrennt, um den tatsächlich großen Ansturm zu bewältigen, denn an vielen Orten gibt es mehr Räder auf der Straße als Autos oder Fußgänger. Rund 36% des Pendelverkehrs der Stadt wird mit dem Fahrrad absolviert und die Stadt steht regelmäßig auf den Spitzenplätzen zur fahrradfreundlichsten Metropole der Welt. Im Englischen hat sich dabei sogar das Wort „copenhagenize“ verbreitet, das bedeutet, dass in einer Stadt der Fahrradverkehr bevorzugt wird.
Kopenhagen ist aber auch eine historisch bedeutende Stadt, als Hauptstadt Dänemarks, einem Land das nie zu den ganz großen Mächten des Kontinents gehörte, zweifellos aber nie zu den Kleinen.Das lässt sich an den zahlreichen Schlössern in der Stadt, aber auch im Umland ablesen, dessen größtes und bekanntestes Beispiel sicherlich Schloss Fredericksborg im rund 30km entfernten Hillerød ist. Wirtschaftlich ist Kopenhagen nicht nur das Schwergewicht Dänemarks, sondern auch ein Standort mit Strahlkraft in ganz Nordeuropa. Dazu trägt auch die gute Vernetzung der Stadt bei, die eigentlich am äußersten östlichen Rand des Landes liegt. Aber mit zahlreichen Brückenschlägen ist Kopenhagen zu einem Verkehrsdrehkreuz von Mitteleuropa nach Skandinavien geworden. Bekanntestes Beispiel ist sicherlich die Öresundbrücke, welche es ermöglicht, auf dem Landweg nach Schweden zu gelangen (daher per Bahn oder Auto), ohne das Dänemark und Schweden eine gemeinsame Landgrenze haben. Gleichzeitig ist der Kopenhagener Flughafen das Drehkreuz in Skandinavien.
Trotzdem ist die Stadt nicht spektakulär in einem monumentalen Sinn. Die Stadtsilhouette der Innenstadt ist von historischen Bauwerken geprägt und die Türme der Kirchen, von Schloss Christiansborg und des Rathauses ragen heraus. Hochhäuser, welche jedoch die 100m Marke nicht übersteigen, finden sich eher am Rand der Stadt, wo zahlreiche neue Stadtgebiete entstehen, wie zum Beispiel die Ørestad im Süden Kopenhagens. Im Osten der Innenstadt liegt eine weitere Besonderheit, die Freistadt Christiana, eine ehemaliges Marinegelände, was in den 1970er Jahren als alternatives Wohnquartier entdeckt wurde. Noch heute leben die 800 Einwohner auf dem Fleckchen Erde, dass in unabhängiger Verwaltung operiert, sich als vehement anders definiert und auf dessen Straßen so einiges zum Kauf angeboten wird, was überall in Europa sonst maximal in holländischen Coffeeshops erworben werden kann. Kopenhagen mag auf dem ersten Blick vielleicht etwas unspektakulär wirken, aber ganz schnell erkennt man als Besucher die Vielfältigkeit dieser wunderschönen Stadt Skandinaviens, die zwischen Fahrrädern, hohen Preisen, dänischer Freundlichkeit und Toleranz und einem ungeheuren Sinn für eine funktional-ästhetische Stadt einen in seinen Bann zieht und in der man jederzeit merkt, dass diese Stadt eines, wenn vielleicht nicht die Wichtigste aller städtischen Aufgaben erfüllt, lebensfreundlich zu sein.

Der Platz

Einführung | Der öffentliche Raum | Die Lage des öffentlichen Raumes | Die Größe des Platzes | Die Klassifikation von Plätzen | Der öffentliche Raum heute – zwischen Designerplätzen, Verkehrsinseln und Malls

Einführung

Eines der wichtigsten Elemente in Siedlungen und Städten sind Plätze, also Orte an dem Bauwerke Raum für das öffentliche Leben geben, wo sich Menschen unter freien Himmel treffen und interagieren können. Es sind Plätze, die so etwas wie den bürgerlichen Mittelpunkt einer Stadt ausmachen, den Brennpunkt des Lebens, den Schauplatz des Sozialen. Gern bezeichnet man auch den Platz, als gute Stuben der Stadt. Sie werden von vielen Städten als repräsentative Orte dargestellt, der ein (gelungenes) Abbild oder besser Schaubild der Stadt darstellt, so wie der Theaterplatz in Dresden, der Französische Platz in Berlin oder der Plaza Major in Madrid. Doch Plätze müssen bei weitem nicht immer repräsentativ oder schön sein, sie können ebenso verschmutzt, dreckig und doch voller Geschehnisse, voller Leben sein. Große Geschichte kann auf Plätzen geschrieben werden, Revolutionen beginnen oder Republiken ausgerufen werden. Auf Plätzen kann öffentlich gespielt werden, Paraden abgehalten oder Markt betrieben werden. Plätze können ganz unterschiedlicher Formen haben (rechteckig, dreieckig, rund…), ebenfalls können die Inhalte des urbanen Lebens auf Plätzen und ihre Verwendung große Unterschiedlichkeiten aufweisen. Plätze sind wichtige Elemente in der Stadt, auf den nächsten Zeilen sollen daher städtische Plätze etwas näher untersucht werden.

Etymologisch geht das deutsche Wort „Platz“ auf das griechische Wort „plateĩa“ zurück, das man als „breiter Weg, Straße oder öffentliche Fläche in der Stadt“ ansah. Tatsächlich ist der städtische Platz ohne den öffentlichen Raum nicht denkbar, weshalb als erstes kurz abgeklärt werden muss, was darunter verstanden werden kann.

Der öffentliche Raum

Der öffentliche Raum ist der Ort gesellschaftlichen Austausches. Er ist der absichtsvoll errichtete Schauplatz für die Rituale und Interaktionen einer städtischen Gemeinschaft. Der Bürger verlässt sein Haus, um Andere im öffentlichen Raum zu treffen. Was seit Menschengedenken verankertes soziales Verhalten ist, verändert sich zwar in den letzten Jahren und Jahrzehnten mit hoher Geschwindigkeit, ist aber immer noch ein Schlüsselfaktor des Lebens in der Stadt (und wird es hoffentlich auch bleiben, wenn mir dieser kleine Wunsch an dieser Stelle gestattet sein darf). Hier – außerhalb der privaten Mauern des individuellen Daseins – kann man nicht nur andere Menschen treffen, sondern hier können ebenso Gemeinschaften ritualisierten Handlungen nachgehen (die Frage, in wie fern virtueller, öffentlicher Raum heute von Bedeutung ist, kann an dieser Stelle nicht erörtert werden). Hier treffen sich Menschen beispielsweise, um gemeinsame Absichten und politische Veränderungen in Demonstrationen kundtun, hier kann der Staat machtvoll seine Schutzmacht für (und gelegentlich auch gegen) die eigene Bevölkerung demonstrieren, indem er beispielsweise Paraden abhält oder Volksfeste organisiert. Es geht im öffentlichen Raum also um Sinn- und Gemeinschaftsstiftung für die städtische Bevölkerung, auch wenn es durchaus unterschiedliche Sinnstiftungen für die verschiedenen Benutzer des öffentlichen Raumes geben kann (da Plätze historisch ganz unterschiedlich genutzt werden können).

Der Platz im öffentlichen Raum

Der Platz in der Stadt wiederum bietet nun genau das, was er aussagt, er bietet Platz für das öffentliche Leben und somit ist er immer auch ein Ausdruck über das Leben der Menschen. Die Rolle des Platzes in der Stadt ist damit eine Besondere, wenn man die Stadt nicht nur als Verdichtung von bewohnter Fläche betrachtet, sondern (eben auch) als eine besondere Form menschlichen Zusammenlebens. In den spanischen Gesetzen, die zum Aufbau neuer Siedlungen in Amerika ausgearbeitet wurden, den sogenannten „Las Indias“, heißt es deshalb auch, der zu errichtende Hauptplatz soll Ausgangspunkt der neuen Stadt sein. Tatsächlich wurde – wie beispielsweise in Buenos Aires – zuerst ein Platz angelegt und von diesem die Straßen weggeführt. Hier trafen sich später die Bürger der Stadt, die „Porteňos“ von Buenos Aires, und machten ganz maßgeblich Geschichte, aber hier zeigt auch der Staat, wer die Ordnungsmacht besitzt, sei es vor langer Zeit mit dem Bau einer spanischen Burg, oder heute mit dem Bau der „Casa Rosada“, dem Sitz des argentinischen Präsidenten.
Ein Platz hat deshalb auch immer eine symbolische Bedeutung. So ist der Platz nie zu denken, ohne die an ihn angrenzenden oder sogar auf ihm errichteten Architekturen, die in begrenzen, oder ab auf ihm stehen. Statuen der Könige sind nicht unüblich auf Plätzen, um darauf zu verweisen, wer die Macht in letzter Instanz an diesem Ort hat bzw. hatte. Gleichzeitig können Plätze aber auch Schauplätze sein, wo diese Machtansprüche immer wieder in Frage gestellt werden, zumeist von einer größeren Menschenmenge, so wie im Herbst 1989 auf dem Wenzelsplatz in Prag, um nur ein Beispiel von Vielen zu wählen.
Der Platz als städtischer Versammlungsort, ist historisch zuerst in oder bei sakralen Orten zu finden. Teilweise konnten diesem Ort aber auch nicht sakrale Funktionen zufallen. In den Höfen und Vorräumen des städtischen Gotteshauses konnte Markt gehalten werden, Streitereien geklärt oder Unterricht gegebene werden. Der öffentliche Raum wurde damit zu einem Zentrum des bürgerlichen Stadtlebens.

Plätze in islamischen Orten

Doch nicht jeder durfte diese öffentlichen Räume benutzen; Frauen beispielsweise wurde der Zugang zum römischen Forum zwar nicht verwehrt, aber er galt als unsittlich. Gleiches galt für islamische Städte und ihre öffentlichen Räume. Hier waren freie Plätze, wo sich die städtische Gemeinschaft traf nicht vorhanden. Die Gemeinschaft, die „umma“, versammelte sich in der Moschee zum Gebet und auch zur Besprechung von öffentlichen Angelegenheiten. Plätze waren so etwas wie Vorhöfe von größeren Gebäuden, sogenannte „maidans“. Solche kleinen Plätze konnten sich verketten und ganze Stadtstrukturen prägen, wie sie beispielsweise heute noch in den aus maurischer Zeit geprägten Altstädten von Sevilla oder València zu finden sind. Große Plätze waren in islamischen Städten nicht vorgesehen. So wurden häufig die ehemaligen Flächen römischer Foren für den Bau einer Moschee verwendet. Märkte, die bis dato an diesen Orten abgehalten wurden, wurden verlagert, zumeist an den Stadtrand, wo die Gemüsegärten standen, was infrastrukturell durchaus Sinn machte.

Plätze im christlichen Mittelalter

Das christliche Mittelalter in Europa besticht durch seine einflussreichen Klöster und diese hatten auf die Gestaltung der Plätze einen Einfluss und eine ambivalente Geschichte, denn zum einen waren Klöster nicht öffentliche Einrichtungen, hatten aber durchaus ein öffentliches Atrium, das offen stand. Gerade Orden, die sich intensiv mit dem weltlichen Leben beschäftigten, versahen ihren Kirchenbereich mit zusätzlichen Plätzen, um unter freien Himmel für weite Teile der Bevölkerung predigen zu können. Später konnten diese Plätze auch für nicht religiöse Aufgaben genutzt werden. In Siedlungen, die von kirchlichen Orden gegründet wurden, waren diese Plätze später die Hauptplätze des Ortes.

Die Lage des öffentlichen Raumes

Der Platz kann im Laufe der Stadtgeschichte unterschiedliche Funktionen annehmen, welche nicht immer absichtsvoll bestimmt wurden, sondern sich manchmal eher zufällig ergeben konnten. Repräsentative Stadtplätze beispielsweise können erst am Stadtrand liegen und relativ bedeutungslos sein, später aber die wichtigsten Punkte der Stadt markieren (den sogenannten Hauptplatz, wobei große Städte davon gern mehrere haben können, oder es nicht vollkommen klar ist, welcher nun der Bedeutendste ist). So wie beispielsweise die Puerta del Sol in Madrid, die erst am östlichen Stadtrand lag, heute aber den Mittelpunkt der Stadt und sogar ganz Spaniens symbolisiert (tatsächlich befindet sich hier der sogenannte Kilometer 0, der Ausgangspunkt der spanischen Fernstraßen). So kann ein Haupttreffpunkt der Stadt festgelegt und in der Zeit beständig sein, wie der Plaza de Mayo in Buenos Aires, oder sich eben ändern, wie die Puerta del Sol in Madrid. Diese erinnert schon mit ihrem Namen an das ehemalige Stadtor (puerta), das nach Osten zur Sonne (sol) bzw. zum Sonnenaufgang schaute. In Madrid wurde dieses Tor 1570 geschleift, doch schon vorher bildet sich ein größerer Platz auf der städtischen Seite. Als schließlich die „Calle Mayor“ (die „Hauptstraße“) entstand und zu einem Paseo wurde, also zu einer Straße wo man entlang ging oder fuhr, um sehen und gesehen zu werden, diente Sol als Kutschenwendeplatz und wurde immer mehr zum Verkehrsnervenzentrum der Stadt Madrid. Für den Autoverkehr hat Sol heute allerdings keine Bedeutung mehr, aber für den Fußweg durchs Madrids Innenstadt ist er der absolute Mittelpunkt, ebenso für den Nahverkehr, halten hier doch drei U-Bahn Linien und die S-Bahn Cercanias (allesamt unter dem Platz). Und so entwickelte sich die Puerta del Sol zum mit Abstand lebendigsten Platz der Stadt, der immer etwas in Konkurrenz zum repräsentativen Plaza Major stand, welcher wiederum die bewusst angelegte und gestalteten Mitte Madrids sein sollte, die man aber tatsächlich leicht übersehen kann.
Das große und bedeutende Plätze am Stadtrand zu finden sind, ist historisch also nichts Ungewöhnliches. Turnierplätze oder Märkte konnten vor den Stadtmauern liegen, aber innerhalb der nächsten Stadtvergrößerung in das Stadtgebiet eingehen, der Neumarkt Dresdens vor der Frauenkirche gehörte Jahrhundertelang nicht zur Stadt (und ist heute das touristische Zentrum). Ähnlich verhielt es sich in der islamischen Welt, hier diente die musalla, ein Feld vor der medina (der Altstadt) als Versammlungsort oder auch als Exerzier- oder Hinrichtungsplatz. In vielen spanischen Städten lag die „Plaza Mayor“ anfangs außerhalb der Stadtmauern und wurden als Stierkampfplatz oder Ort öffentlicher Versammlungen genutzt. Später, als diese Plätze zur Stadt hinzugefügt wurden, fehlte ihnen dann oftmals das religiöse Element, denn eine Kirche stand (und steht) nur selten auf dem Plaza Major. Selbst in den schon angesprochenen Gesetzen für „Las Indias“ wurde festgeschrieben, dass die Kirche einer neuen Siedlung zwar im Zentrum der Stadt liegen solle, aber nicht direkt am neu zu errichteten Hauptplatz (bedenkt man das diese Gesetze in einem Staat gemacht wurde, der zur damaligen Zeitpunkt die schlimme Maschinerie der Inquisition am Laufen ließ, ist dies schon erstaunlich). Auf dem Hauptplatz sollte der „cabildo“ stehen, sas Haus in dem der Stadtrat sitzt und das auch als Zollhaus dienen konnte.
Die Anlage eines städtischen Hauptplatz wurde bestimmt von seiner zweckmäßigen Lage und des Verkehrs, den er zu bewältigen hatte. So besitzen Hafenstädte gern ihren Hauptplatz in der Nähe des Wassers, wie in Lissabon der Praça de Comércio, der nicht in der Mitte der Altstadt, sondern am Flussufer liegt. In antiken griechischen Städten konnte die Agora nahe am Meer liegen und hatte dann etliche Funktion; sowohl Marktplatz, als auch Versammlungsort der politischen Klasse (daher der freien Männer) zu sein. Jedoch konnte dies durchaus auch an zwei unterschiedlichen Plätzen stattfinden. In Städten mit Residenzen war der Platz vor dem Schloss zumeist ein repräsentativer Hauptplatz. Sie waren Wahrzeichen der Herrschaft, konnten aber im Notfall auch als Verteidigungsgelände gegen den rebellierenden Mob genutzt werden.
In der Renaissance und im Barock wurde viel Wert darauf gelegt, die Anlage eines Platzes in einen Gesamtentwurf der Stadt einzubauen. In neugebauten Stadtteilen wurden Kompositionsregeln angewendet, um Plätze in Sichtachsen einzubeziehen oder als ihre Ausgangspunkte zu verwenden. Ziel war eine Idealstadt nach ästhetischen Gesichtspunkten. In diesen Plänen tauchten zentrale Plätze auf mit symmetrisch angeordneten Nebenplätzen. Dabei können die Plätze eine reiche Gestalt an geometrischen Formen haben. Denkmäler konnten in ihrer Mitte aufgestellt, um die optische Wirkung mit den abgehenden Straßenzügen zu verstärken.

Die Größe des Platzes

Wie groß ein Platz werden soll, daher welche Fläche er einnimmt, ist eine Frage die sich zumeist nur in neugeplanten Siedlungen stellt, da in vorhandenen Orten enge Grenzen der bereits vorhandenen Bausubstanz vorhanden sind. In den schon erwähnten spanischen Gesetzen, den „Las Indias“, dem Leitfaden für den Bau neuer Städte in Südamerika, wurde bemerkt, dass der Platz im Verhältnis zur zukünftigen Größe und dem Wachstum der Stadt stehen soll (heute – Jahrhunderte später – merken wir wie angenehm naiv die Vorstellung ist ein städtisches Wachstum zum Gründungsdatum abschätzen zu wollen). Soll der Platz beispielsweise einmal als Exerzierplatz genutzt werden, muss er verhältnismäßig groß angelegt werden, um den entsprechenden militärischen Garden Raum zu bieten. Auch andere Überlegungen spielten eine Rolle. Nach dem Erdbeben von 1693 schlugen z.B. die Behörden von Catania vor, einen zentralen Platz zu errichten, wo die gesamte Bevölkerung sicher lagern könne, im Falle einer erneuten Katastrophe.
Daran anschließend kam es zu Fragen, wie die Größe in eine Form gegossen werden sollte. Schon der Renaissance-Denker Leon Battista Alberti, einer der ersten Architekturtheoretiker überhaupt, gab Ratschläge für die ästhetisch anspruchsvolle Umsetzung eines Platzes. Er sieht einen doppelt so lang, wie breiten Platz als grundsätzlich erstrebenswert an, allerdings immer unter der Maßgabe, welche Gebäude an ihn grenzen, daher wie hoch diese Bauten sind. „Die richtige Höhe für Bauten um einen Platz ist ein Drittel oder zumindest ein Sechstel der Breite der unbebauten Fläche.“ (aus Kostoff S. 137).
Besonders mit den Stadterweiterungen, die durch die massive Urbanisierung der europäischen Städte im 19. Jahrhundert vorangetrieben wurden, waren neue Platzdimensionen denkbar, die aber schon Zeitgenossen zu massiver Kritik veranlassten. Der Wiener Camilo Sitte beispielsweise fand in der neu angelegten Ringstraßenarchitektur seiner Stadt mit seinen riesigen Freiflächen (wie beispielsweise dem Heldenplatz) nur noch Vakuum wieder ohne eigenes Leben.
Sitte kritisierte ebenso die Freilegung bedeutender Gebäude im Stadtraum, das heißt das Herausheben von Bauwerken, durch vor ihnen erlangte Freiflächen. Kirchen beispielsweise sollten aus ihrem Umfeld herausstechen, dafür konnte auch der darum herum liegende Raum verändert werden (was im Grunde nichts anders heißt, als das die Häuser die stören, abgerissen wurden). Es entstanden vielerlei Plätze, um besondere Gebäude herum, um diese im Stadtraum zu inszenieren. In diesem Zusammenhang steht auch die radikale Umgestaltung von Paris unter Baron Hausmann, der neue Alleen als Sichtachsen durch die Stadt führte und so das mittelalterliche Paris, mit seinen engen Gassen abreisen ließ. Besonders gegen Ende des 19. Jahrhunderts erreichte die Beleibtheit der Freilegungsbewegung einen Höhepunkt, der sich danach aber langsam erwachender Kritik (auch eben jener von Sitte) erwehren musste. Lediglich in den Zeiten der totalitären Diktaturen des 20. Jahrhunderts kamen nochmals monumentale Freilegungsgedanken zur Geltung, die Raum schaffen wollten für eine ins radikal Monumentale gewandelten Idee einer Massenvolksgemeinschaft, welche einer koordinierten Führung unterliegt (siehe so beispielsweise in den Plänen zur neuen Reichshauptstadt Germania oder beim Reichsparteitagsgelände in Nürnberg).

Die Klassifikation von Plätzen

Das Einordnen von Plätzen kann anhand von zwei entscheidenden Kriterien geschehen, zum einen die Form des Platzes und zum anderen seine Funktion. Gleiche Funktionen können ganz unterschiedliche Platzformen annehmen (ein Marktplatz kann auf einem runden, dreieckigen oder rechteckigen Grundriss liegen). Plätze können gleichfalls, obwohl räumlich gleichbleibend, im Laufe ihrer Geschichte neue und veränderte Nutzungsfunktionen bekommen. Je unspezifischer die Form eines Platzes ist, desto reichhaltigeren Zwecken kann er unterliegen. Unspezifische Formen erhöhen daher die Nutzungsmöglichkeiten. Auf den Plaza Majores in Spanien beispielsweise, gab es zumeist keine Denkmäler (wie auf Frankreichs Königsplätzen) oder Grünanlagen (wie auf englischen Plätzen), so dass sie für Märkte ebenso wie für Hinrichtungen, Feste oder Stierkämpfe Platz boten.
Klassifizierungsversuche von Plätzen stammen zumeist von Architekten oder Stadtplanern. Eine immer noch bemerkenswerte Arbeit stammt von Joseph Stübben, welche er in seinem Lehrbuch „Der Städtebau“ (1890) veröffentlichte. Er unterscheidet Straßenplätze bzw. Kreuzungen, Nutzplätze (zum Markttreiben, für Feste etc.), Schmuckplätze (beispielsweise mit parkähnlicher Anlage darauf) und architektonische Plätze, welche wiederum in Vorplätze wichtiger Bauwerke, bebauter Platz (von freistehenden Gebäuden beherrscht), Denkmalplatz oder umbauter Platz unterschieden werden können. Eine andere Klassifikation bietet Rob Krier in seinem Werk „Stadtraum in Theorie und Praxis“ (1975) an, wobei er geometrische Typen unterscheidet und in drei Hauptgruppen teilt: rechteckige, kreisförmige und dreieckige Plätze. Ob diese Plätze organisch im Laufe der historischen Stadtentwicklung gewachsen sind, oder geplant und angelegt wurden, unterscheidet Krier nicht.

Die Formen von Plätzen

Spiro Kostofs Klassifikationssystem der Plätzen, welches er in seinem Buch „Die Anatomie der Stadt“ (1991) vorlegt und an dem sich dieser Artikel orientiert, soll etwas näher beschrieben werden. Plätze werden hier als erstes nach Formen aufteilt. Dabei betont Kostof, das regelmäßige geometrische Plätze nur bei Stadterweiterungen vorkommen, während bei historische gewachsenen Plätzen, die er „organisch“ nennt, die Form des Platzes in ein historisches Ensemble quasi hineingewachsen ist. Bei Plätzen in mittelalterlichen Städten beispielsweise war deren Form zumeist geprägt von den altertümlichen Verkehrswegen, die im Regelfall älter waren als die Plätze selbst, als auch von der Dichte der angrenzenden Nachbarschaften. Dreieckige Plätze entstanden oft, wenn zwei oder gar drei Landstraßen aufeinander trafen. Ein neu angelegter Barockplatz jedoch folgt lediglich der Theorie der Gestaltung, welche die äußere Gestalt nur nach ästhetischen Ansprüchen regelt. Die folgende Tabelle gibt einen groben Überblick:

Das Dreieck

Ein dreieckiger Platz besteht fast immer aus einer historisch gewachsenen Vergrößerung einer Kreuzung, die zum Anlegen von Märkten benutzt wurde, weshalb solche Plätze auch oft in mittelalterlichen Städten auffindbar waren (und sind). Eine geometrisch reine Form ist selten und zumeist nur bei extra so angelegten Plätzen, wie dem Place Dauphine in Paris aufzufinden.

Das Trapez

Die Form des Trapez kommt besonders in der italienischen Renaissance vor, bei dieser Form ist es zumeist ein bedeutendes Bauwerk, das mit seiner Fassade in einem dreieckigen Platz hineindrängt.

Das Rechteck

Ein rechteckiger Platz ist einer der häufigsten anzutreffendsten Formen. Mit dieser Formgebung ist es möglich, dass bedeutendste Bauwerk des Platzes gut in die Sichtachsen einzusetzen. Wirklich quadratische Plätze sind eher selten. Sie können beispielsweise entstehen, wenn eine Stadt gitterförmig angelegt ist und man ein Quadrat als Hauptplatz frei lässt.

L-förmige Plätze

Wenn zwei benachbarte rechteckige Plätze zusammengeführt werden können L-förmige Plätze entstehen, oder wenn ein besonderes Bauwerk von zwei Seiten sichtbar gemacht werden soll. Der Winkel des Platzes wird hier zum kritischen Punkt für den ästhetischen Eindruck des Platzes.

Kreis und Ellipse

Die Antike kannte kaum kreisförmige Plätze. Ellipsenartige Plätze wurden im Mittelalter angelegt und sind dann meist Überreste eines ehemaligen römischen Amphitheaters, dessen Zuschauerränge bebaut wurden und wo die Bühne als Platz übrig blieb. Auch auf spanischen Plaza Majores können ellipsenartige Plätze gefunden werden, wie in der kleinen Stadt Chinchón, da diese Plätze gleichzeitig für Freilichtaufführungen oder Stierkämpfe genutzt wurden. In der Renaissance wurden geschwungene Bauformen im Hochbau aus der Antike wiederentdeckt. Ende des 17. Jahrhunderts entstand mit dem Place de Victoires in Paris der erste Platz in Kreisform. Die Kreisform findet sich natürlich auch im Kreisverkehr wieder. Dieser entstand historisch aus der Landschaftsarchitektur und kommt vom französischen rond-point, eine kreisförmige Lichtung mit runder Grasfläche. In England tauchte die Kreis-Form als circus auf, erstmals in Bath, der eine bewusste Nachahmung des Amphitheaters war. Später wurden damit aber auch große und abgerundete Kreuzungen bezeichnet. Im Neoklassizismus kam es erneut zu einem Aufleben vom kreisförmigen Plätzen.

Der Halbkreis

Der Halbkreis entstand aus einer eingebuchteten Platzform vor einem bedeutenden Gebäude, wie z. B. einer Kirche. Er diente dazu die Straße vor dem Bauwerk zu verbreitern und seiner Fassade mehr Wirkung zu geben. Später ergeben sich daraus drei Formen von Halbkreisen:
Im offenen Halbkreis ist eine Seite des Platzes geöffnet und lässt die Perspektive auf den Raum zu. Der geschlossene Halbkreis ist so etwas wie der soeben erwähnte Vorplatz, der sanft geschwungen eine Ausbuchtung des Raumes vornimmt. Führt von dieser Einbuchtung eine Straße weg, so erhält man ein Mittelding aus offenen und geschlossenen Halbkreisplatz. Diese Form war Funktional für den Platz vor dem Stadttor relevant, wo man Besucher empfangen konnte und sie gleichzeitig in die Innenstadt weiterleitete. Der englische crescent ist eher halbmondförmig (wie in Bath) und wurde in Großbritannien zum einem sehr beliebten Mittel der Stadtgestaltung. In der Moderne kommt ebenso die Halbkreisform zum Tragen, am eindrucksvollsten in der Hufeisensiedlung von Bruno Taut in Berlin.

Plätze und ihre Funktionen

Neben der Betonung der Form der Plätze, können diese gleichfalls nach ihrer Nutzung unterschieden werden. Bei diesem Punkt konzentriert man sich mehr auf die Geschichte einer Stadt. Bereits vorher hatten wir erwähnt, dass Stadtplätze durchaus unterschiedliche Nutzungsformen haben und diese sich gleichfalls im Laufe der Stadt verändern können. In Anlehnung an Kostof können daher unterschiedliche Funktionstypen von Plätzen klassifiziert werden, jedoch sind diese eben nicht „eingebrannt“ im Platz und für alle Zeit vorgegeben, sondern durchaus veränderbar.

Das Bürgerforum. Es gibt zwei Hauptnutzungsformen von öffentlichen Räumen in der Stadt; zum einen als Markt und zum anderen als Bürgerforum. Man kann davon ausgehen, dass beide Formen anfangs durchaus auf dem gleichen Platz abgehalten wurden. Erst als die Stadt sich vergrößerte, wurde eine Trennung von beiden Funktionen vorgenommen.
Das Bürgerforum ist ein „Ort zur Erledigung öffentlicher Angelegenheiten und zur Präsentation der Insignien der jeweiligen Macht“ (Kostoff S. 153). Dieser Funktionstyp ist nicht überall auf der Welt zu finden. Im chinesischen Reich fehlt er vollkommen und auch in mittelalterlichen Städten in Europa, konnten die öffentlichen Verhandlungen und auch die Märkte durchaus auch nur auf der Hauptstraße abgehalten werden. Das historische Vorbild für das Bürgerforum ist natürlich die griechische Agora. Auf ihr wurde erstmals in der Geschichte, auf einem freien öffentlichen Platz, gemeinsam politische Macht ausgeübt. Wenn eine neue Kolonie gegründet werden sollte, so wurde dort als erstes die Agora und der Tempel geplant. Die Schutzgötter der Agora sind die des Redens und genau das stand daher ursächlich im Mittelpunkt dieses städtischen Platzes, das Reden. Es geht auf der Agora um die politische Rede, welche Entscheidungen für die Stadt beredet, nicht um eine gewerbliche Marktfunktion in welchem Lebensmittel verkauft werden. Als die Selbstverwaltung der griechischen Stadt später zerfällt, so verliert auch die Agora ihre Bedeutung und kann architektonisch umgebaut oder gar wegrationalisiert werden. Die Idee jedoch zieht historisch weiter und so nimmt sich das römische Forum dieser an, erweitert es aber. Hier werden nun bürgerliche Belange besprochen, religiöse Zusammenkünfte abgehalten oder Markt betrieben. Für den regulären Marktbetrieb lag zumeist das Haus der Maße und Gewichte, die mensa ponderaria, am Forum, um dem Markttreiben ein regelgeleitete Grundlage zu geben. Gleichzeitig gaben auf dem Platz die Meister der Rhetorik Unterricht. Die Rechtsprechung wurde ebenso auf dem Forum erledigt, wie auch Lobreden auf den städtischen Führer gehalten oder Jungen in das Erwachsenenalter mit dem Brauch der toga virilis eingeführt wurden. In republikanischen Zeiten wurden Spiele auf dem Forum veranstaltet, später Gedenk- oder Mahnmäler aufgestellt, um der glorreichen Geschichte der Stadt und seiner Herrscher zu erinnern.
Im Mittelalter, mit der Genese der italienischen Stadtstaaten, sollte das Bürgerforum wieder eine wichtige Rolle spielen und entstand ab dem 12. Jahrhundert erneut, nachdem es in den Zeiten der Völkerwanderungen und des frühen Mittelalters keine Rolle spielte. Allerdings nun unter etwas neuen Vorzeichen, denn während in der Antike Religion und politische Handlungen noch auf ein und demselben Platz stattfinden konnten, wurde jetzt auf Grund der Mächtigkeit der Institution Kirche eine räumliche Trennung vorgenommen. In den Städten gab damit den Domplatz und einen separaten Rathausplatz, auch wenn diese direkte Nachbarn sein konnten, waren es doch zwei separate Plätze. Später, ab dem 14. Jahrhundert, erfolgte eine weitere Veränderung mit dem Aufkommen von mächtigen politischen Dynastien, welche Piazzas ausgestalten ließen, die der Herrschaft des Fürsten verbunden waren. Diese Piazzas waren übersichtlich gestaltet und nicht darauf angelegt bürgerliche Belange zu erledigen, sondern mit prunkvollen Rahmen dem Monarchen zu huldigen.
Mit dem Einsetzen von demokratischen Bewegungen ab dem 19. Jahrhundert verteilten sich die Energien des Bürgerforums auf unterschiedliche Plätze der ständig wachsenden Städte. Neue Bürokratien, wie Gerichtspaläste bekamen Vorplätze, ebenso kulturelle Einrichtungen, wie beispielsweise die Oper (ein wunderschönes Beispiel ist der Dresdner Theaterplatz). Sehr eindrucksvoll ist das an der platzartigen Architektur der Wiener Ringstraße zu sehen, wo sich die wichtigsten Einrichtungen des Staates auf monumentaler Fläche aneinanderreihen.

Die place d’armes
. Die Aufstellung der bewaffneten Kräfte im öffentlichen Raum hatte eine Doppelfunktion in der Geschichte der Stadt. Zum einen diente es dazu den Bürgern anzuzeigen, dass für ihre Verteidigung gesorgt wurde, zum anderen war der Platz gleichzeitig dafür da, den Bürgern anzuzeigen, das die bestehenden Machtverhältnisse besser nicht herausgefordert werden sollten. Diese Funktionen wurden gern auf den Plätzen vor den Palästen des Monarchen aufgeführt. So konnte später extra umgebaute Paradeplätze gigantische Dimensionen erhalten. (Beispiel St.Petersburgs Winterpalais und Generalstabsgebäude) oder gleich ganz vor die Tore der Stadt verlegt werden, wo für Manöverplätze genügend Raum vorhanden war. Diese Form der Plätze haben in Europa nur in abgewandelter Form überlebt, denn das Militär ist fast unsichtbar in den Städten geworden. Lediglich im Namen, wird an die militärische Nutzung der Vergangenheit erinnert, oder in Wien auf dem Heldenplatz, dessen Fläche früher tatsächlich als Paradeplatz genutzt wurde.

Der Platz der Spiele.
Wo heute Veranstaltungshallen oder Multifunktionsarenen in den Städten gebaut werden, um Spiele und Unterhaltung aller Art den Bürgern zu präsentieren, wurden diese früher im öffentlichen Raum ausgetragen. Dabei waren diese Spiele ritualisierte Ereignisse gewesen, die auch als Ventile für politische Unzufriedenheit genutzt werden konnten. Gab es keine geeigneten Orte, um diese Spiele auszuführen, konnten städtische Plätze dafür benutzt werden. Das Amphitheater ist der erste Bau der Menschheitsgeschichte, der den Spielen ein eigenes Bauwerk gab. Wiederum die bereits vorher öfter erwähnte Plaza Mayor in Madrid ist ein schönes Beispiel, wie Spiele im öffentlichen Raum ausgetragen werden konnten. Auf diesem Platz (wie auf vielen anderen Plaza Mayores in Spanien) konnte man Stierkämpfe erleben. Diese waren anfangs ein eher aristokratisches Vergnügen und wurden vor den Toren der Stadt abgehalten. Später wurden die Regeln und die Räumlichkeiten verfeinert und der Stierkampf innerhalb eines fest umrissenen Geländes auch in der Stadt ausgetragen, wobei dafür Straßen und Plätze extra abgesperrt wurden, so wie es auch heute noch zu sehen ist, am berühmtesten sicherlich bei San Fermin in Pamplona. Im 17. Jahrhundert wurden Plätze dann bereits unter der Idee angelegt, sie könnten auch für Stierkämpfe nutzbar sein. Juan Gomes de Mora jedenfalls konstruierte mit dem Plaza Mayor in Madrid ein Rechteck von 151m mal 117m in die Mitte der eher verwinkelten spanischen Hauptstadt. Darum wurden Häuser mit der einheitlichen Höhe von vier Etagen gebaut, die mit Arkaden für Läden und mit Balkonen gesäumt waren, damit auch von gehobener Perspektive auf den Platz und sein geschehen geschaut werden konnte. So wird davon ausgegangen, dass bis zu 50.000 Zuschauer hier Platz fanden (was zur damaligen Zeit rund die Hälfte der Einwohner der Stadt waren). Mit dem Ende des aristokratischen Interesses am Stierkampf und der Verbreitung als Volkssport und Vergnügen wurden später Arenen erbaut, um Einzelkämpfe durchzuführen, die dann vom interessierten Publikum mit einem Eintrittsgeld bezahlt wurden. 1745 entstand so die erste Stierkampfarena in Madrid.
Verkehrsplätze. Seit ihrer Entstehung führen Plätze Verkehr aller Art zusammen und verteilen ihn wieder auseinander. Natürlich ist der Durchfluss des Verkehrs konträr zu anderen Platzfunktionen, wie beispielsweise dem Aspekt der Bürgerversammlung, welche ungestört beraten möchte. Schon deshalb war das römische Forum für den Verkehr gesperrt und wurde direkt neben der Kreuzung der beiden Hauptstraßen angelegt, welche sich in römischen Städten in der Stadtmitte begegneten. Auch im Mittelalter finden sich immer wieder Plätze, die nicht für den Verkehr freigegeben waren, so auch in der Renaissance, wo Plätze mit Ketten abgesperrt werden konnten. Der englische square wurde im Regelfall nie für den Verkehr geöffnet und schuf eine kleine Parkanlage Mitten in der Stadt. So war schon dem vorher bereits erwähnten Alberti die Problematik zwischen Verkehrsaufteilung und sozialen Versammlungsort bewusst, denn der Verkehr musste fließen können, gleichfalls durfte er jedoch nicht den sozialen Aspekt an den Rand drängen. Mit dem Aufkommen des Massenverkehrs erlangen die Verkehrsplätze eine vollkommen neue Bedeutung und sind zu Orten des Transits und zu Kreuzungen geworden. Sie werden dann bestenfalls zu quirligen Plätzen, auf welchen sich Autos, der Nahverkehr und eilig herumlaufende Passanten auf Straßenhändler oder sich zufällig treffende Bekannte treffen.
Wohnplatz. Im Mittelalter wohnten Handwerker über ihren Läden, diese wiederum sollten möglichst in der Stadtmitte zu finden sein, am besten in der Nähe des Marktplatzes, daher war die Gestaltung um einige Plätze auch eine Frage, wie man die Wohnungen herum anordnet. Wohnplätze entstanden wenn einheitliche (und exklusive) Wohnungen in einheitlicher Planung, um einen Platz herum angelegt wurden. Solche Wohnplätze konnten durchaus für die Öffentlichkeit beschränkt zugänglich sein. Es war auch möglich, dass sie von Adligen finanziert wurden und dann beispielsweise mit einem Denkmal zur Verherrlichung des Aristokraten ausgestaltet wurden.

Der öffentliche Raum heute – zwischen Designerplätzen, Verkehrsinseln und Malls

Die Funktionalität von öffentlichen Plätzen hat sich in den letzten Jahrhunderten stark gewandelt, insbesondere seit dem Aufkommen der Moderne, als nicht nur die Städte ganz neue Dimensionen annahmen, sondern auch das soziale Leben in der Stadt sich radikal veränderte. Das gesellschaftliche Leben ist teilweise von den Plätzen abgewandert. Waren es erst Massenkommunikationsmittel wie Zeitungen, Radio und Fernsehen, welche Neuigkeiten und Nachrichten und ebenso deren Interpretation direkt in die heimische Wohnung lieferten und damit nicht mehr den Austausch von Neuigkeiten im öffentlichen Raum befeuerten, so ist es heute das Internet im Handy, dass überall und zu jederzeit dem Impuls der Welt weiterreicht. Damit einher geht eine schleichende, aber heute deutlich zu Tage tretende Veränderung des Platzes ein her. Das ästhetische Erlebnis eines Platzes ist wichtiger geworden als die gesellschaftlichen Erfahrungen, die man auf ihm aufnimmt. „Designerplätze“, wie Kostof sie nennt, entstehen und verlangen danach, dass Plätze um ihrer selbst willen genossen werden, als wären sie kleine Erlebnisparks. Es entstehen neuartige Plätze, die in ihrer Bauform ihre eigene Legitimation angeben, z.B. als statusgeladene Kunstlandschaft, wie am Platz im Rockefeller Center, in New York City. Gerade die Architektur der Hochhäuser hat den Platz und seine Funktion verändert. Plätze wurden an die Wolkenkratzer gesetzt, um Bauvorschriften zu umgehen (so wie am Seagram Building in New York City). Sie wurden aber auch zu einer Art von Podium für das Hochhaus, damit dies dann entsprechend wirken kann. Ihre Ausgestaltung ist dabei aber eher bescheiden und ihr Wert zum Verweilen überschaubar. Eine andere Entwicklung der Moderne ist, dass menschliche Rituale aus öffentlichen Plätzen entfernt und in privatisierte öffentliche Plätze verlagert werden, so wie es beim Marktplatz geschehen ist, der nun im Einkaufszentrum (vorher im beginnenden 20. Jahrhundert in der Markthalle) liegt. Die Shopping Malls in unseren Städten sind teilweise riesige öffentliche Plätze mit Überdachung, die aber unter der Kontrolle eines Besitzer stehen und deshalb eigentlich nur teil-öffentliche Plätze sind. So bleibt für die heutige Zeit festzuhalten; wenn Plätze unsere gemeinsame Geschichte repräsentieren, wenn sie uns ein Gefühl gemeinsamen Schicksals erlauben, dann ist zu fragen, was im individualisierten Einkauf in der Mall davon noch übrig ist. Ein schönes Beispiel für diese Individualisierung bietet Woody Allen Film „Scenes From a Mall (Deutsch: „Ein ganz normaler Hochzeitstag“), der komplett in einem Einkaufszentrum spielt, dass überall auf der Welt stehen könnte. Heute, nochmal ein Vierteljahrhundert nach der Veröffentlichung dieses Films wandelt sich die Form des Lebens in der Öffentlichkeit scheinbar immer rasanter. Plätze, werden zu Lokationen, um sich mit einem Selfie für die digitale Ewigkeit festzuhalten, sie dienen als Marker, individueller Ereignisse, die von einer Öffentlichkeit im digitalen Raum kommentiert werden können. Wie häufig findet man in den sozialen Netzwerken Bilder von lächelnden Gesichtern auf den Plätzen dieser Welt, verbunden mit dem Namen der Stadt und einem Hashtag, der Platz wird dabei aber nur noch zur Kulisse der eigenen Selbstdarstellung, die wiederum den eigentlich Platz überschreitet und in die digitalen Weiten hinaus eilt. Der Platz hat hierbei kein Leben mehr, sondern ist die Kulisse der eigenen Selbstdarstellung. Trotzdem sind auch heute noch städtische Plätze wichtige soziale Funktionsträger in den Städten, immer noch werden Märkte (wenn auch keine mehr für Lebens-notwendige-Mittel) auf ihnen abgehalten, werden Demonstrationen und Feste auf ihnen aufgeführt oder neuste Bewegungsformen von Jugendgruppen ausprobiert. Und so sind auch heute noch Plätze, Orte wo städtisches Leben ausgetragen wird und was kann es angenehmeres geben als in einem Cafe zu sitzen, auf einen vorliegenden Platz zu schauen und das das urbane Leben zu genießen, dass sich wie auf einer Bühne vor einen ausbreitet.

Literatur:
Dieser Artikel ist sehr stark beeinflusst von Spiro Kostofs Buch „Die Anatomie der Städte“ (Campus; 1991)