urban facts Rom

Allgemeine Daten:

Name in Heimatsprache Roma
Einwohner: Stadt / Ballungsraum / Metroregion 2.872.800 / 3.575.000 / 4.353.000
Einwohnerentwicklung: Stadt /Ballungsraum / Metroregion /1,4% /
Fläche: Stadt /Ballungsraum / Metroregion 1.285 km² / 2.119 km² / 5.352 km²
Bevölkerungsdichte: Stadt /Ballungsraum / Metroregion 2.236 Einw./km² / 1.687 Einw./km² / 1.195 Einw./km²
Koordinaten 41°53‘N, 12° 29‘O
Geographische Höhe 20m
Niederschlagsmenge /Regentage / Sonnenstunden pro Jahr 892 mm / 69 / 2.519
Fluss Tiber

 

Infrastruktur:

Bürgermeister Virginia Raggi (M5E- Bürgerbewegung, seit 2016)
Verwaltungstechnische Bedeutung Hauptstadt Italiens, der Region Latiums und der Provinz Roms
Anzahl Besucher im Jahr 7.8 Mio. Übernachtungsgäste (2015)
Platz in der Mercer-Studie 57. Platz (2018)
Global City Status Beta + (wie z.B. Kopenhagen, Boston, Kapstadt)
Verkehrsfluss – Staugefahr 10. Platz  der staureichsten Städte weltweit; 254min / Jahr im Stau stehend
Flughafen Aeroporto di Roma-Fiumicino “Leonardo da Vinci”  (FCO; eröffnet 1960; 42,95 Mio; PAX 2018; größter Flughafen Italiens ; 3 Landebahnen, 3 Terminals + 1 in Umbau; 30km SW der Innenstadt)
Aeroporto di Roma-Ciampino (CIA; eröffnet 1916;  5,8 Mio. PAX 2018; Benutzung durch Low Cost Airlines; 1 Landebahn, 2 Terminals; 15km SO der Innenstadt
ÖPNV Metro (Metropolitana di Rom): 3 Linien mit 74 Stationen auf 60km Länge; eröffnet 1955; 765k PAX pro Tag (2015)
Straßenbahn: 6 Linien auf 40km Gleislänge, 1877 als Pferdebahn eröffnet, seit 1890 erstmals elektrifiziert; 255k PAX pro Tag
S-Bahn (Ferrovie Laziali – FL): 8 Linien mit 128 Stationen auf 672km Streckenlänge; 373k Pax pro Tag
ÖPNV Kosten 1,50€ Einzelfahrt
7€ Tagesticket
Entfernung nach… Neapel LL: 185km; Auto: 225km; 2h25min; Bahn: 1h10min
Mailand LL: 480km; Auto: 575km, 5h50min; Bahn: 2h45min

nächster Ort über 1.000.000: Neapel (225km)

 

Kultur / Geschichte:

Anzahl Universitäten 4 staatliche Universitäten:
La Sapienza (dt.: „Weißheit“); gegründet: 1303; 112.000 Studierende an elf Fakultäten
Tor Vergata; gegründet: 1982; 38.000 Studenten an sechs Fakultäten
Roma Tre; ausgegründet 1982 aus der la Sapienza; 35.000 Studierende an 8 Fakultäten
Foro Italico; gegründet: 1998 (1928); einzige Sporthochschule Italiens mit 2.000 Studenten
dazu 20 päpstliche und Ordenshochschulen und 16 private Universitäten
Anzahl Museen 208 (laut wikipedia.it)
Größten jährlichen Feste Settimana Santa (Osterwoche)
Sportvereine der Stadt Fußball:
AS Rom (gegründet 1927; 3-facher ital. Meister, 9-facher Pokalsieger; 1xMessestädte Pokal; Ø-Zuschauer: @ Olympiastadion (72.000)
Lazio Rom (gegründet: 1900; 2-facher ital. Meister; 7-facher Pokalsieger; 1x EC2; Ø-Zuschauer @ Olympiastadion
Tageszeitung der Stadt (Auflage) La Repubblica; gegründet 1976; Auflage: 250.000, links-liberal
Il Messaggero; gegründet 1878; Auflage: 90.000, Mitte
Erste urkundliche Erwähnung 753 v.u.Z. (nach antiker Legende)
Gegründet von: Romulus und Remus (nach antiker Legende)
Großstadt seit Rom war bereits in der Antike eine Großstadt
Meisten Einwohner im Jahr Heute
Man trifft sich am: Spanischer Treppe
Kneipenviertel: Trastevere
City Branding Die ewige Stadt

 

Wirtschaft / Attraktivität:

Sehenswürdigkeit Nr.1 Kolosseum
Architektonisches Highlight Pantheon
Prachtstraße Einkaufen:
Aufmärsche:
Höchstes Gebäude Torre Eurosky (120m)
Meist fotografiertes Gebäude Petersdom
Preis fürs Wohnen: Miete: 120m²: 2.600€ Zentrum; 2.200e außerhalb
Kauf: 4.500 – 8.000€ pro m²
Konzernzentralen von Poste Italiane (gegründet: 1862; Mitarbeiter: 135.000; Umsatz: 10 Mrd.€)
Enel (gegründet: 1962; Mitarbeiter: 69.000; Umsatz: 75 Mrd.€; Energiekonzern)
Leonardo (gegründet: 1948; Mitarbeiter: 46.000; Umsatz: 12 Mrd.€; Luftfahrt und Rüstung)
Eni (gegründet: 1953; Mitarbeiter: 30.000; Umsatz: 76 Mrd.€; Energie, Mineralöl)
Verfügbares Einkommen pro Jahr 24.550€ (2014)

 

Bevölkerungsentwicklung:

330 410 530 650 1400 1526 1600 1750 1800 1850
1.000.000 400.000 100.000 20.000 20.000 50.000 100.000 156.000 163.000 175.000

 

1861 1881 1901 1921 1931 1951 1961 1981 2001
194.500 273.952 422.411 660.235 930.921 1.651.754 2.188.160 2.840.259 2.546.804

 

Rom

Petersplatz 5-2

urban facts

Piazza Navonna 5-2

Geschichte Roms

Rom Kolleseum 5-2
Die antike Stadt Rom
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urban facts Rom | Geschichte Roms | Die antike Stadt Rom

Jede Stadt ist etwas Besonderes, in jeder Stadt gibt es etwas zu entdecken, zu erkunden, zu beobachten usw. Es ist insofern blödsinnig zu schreiben, dass diese oder jene Stadt einzigartig sind und doch kann man sich in Rom des Eindrucks nicht erwehren, dass es so eine Stadt nicht mal ansatzweise irgendwo anders gibt.

Rom ist die Hauptstadt Italiens, gleichzeitig beherbergt sie jedoch auch die winzig kleine Vatikanstadt, die ein eigener Staat für sich ist, der kleinste der Welt übrigens, mit Dimensionen von 0,4 km² und rund 1.000 Einwohnern, auf die selbst kleinere Dörfer nicht unbedingt neidisch sein dürften. Augenscheinlich ist der Vatikan, der in seiner heutigen Form erst 1929 aus den Lateransverträgen zwischen Mussolini und dem Papst entstand, kein Staat dessen ökonomische oder militärische Macht eine Wirkmächtigkeit hätte (auch wenn die Schweizer Garde, eine sehr hübsch anzusehende Schutztruppe von immerhin drei Geschwadern ist). Im Vatikan sitzt der heilige Stuhl, die Leitung der katholischen Kirche, die weltweit über 1,2 Milliarden Mitglieder hat, an deren Spitze der Papst steht, der in Form einer Wahlmonarchie an die Macht gelangt. Der Heilige Stuhl ist ein Völkerrechtssubjekt, das mit anderen Staaten Beziehungen aufrecht erhält, die sich jedoch fast ausschließlich auf den geistigen und moralischen Anspruch beziehen.
Der Rest von Rom ist die Hauptstadt Italiens, gleichzeitig größte Stadt des Landes und im Nord-Süd Diskurs des italienischen Staates immer mal wieder das Sorgenkind-Image bekommt, da hier zwar die Regierung sitzt und das Geld verteilt wird, aber eben nicht verdient wird (was mutmaßlich im Norden des Landes passiert). Doch nur wenig von Roms Ruhm in der Welt, von seinem Weltstädtischen, von seiner Wiege der Stadt an sich, hat mit seiner Hauptstadtfunktion zu tun. Rom ist eine Weltstadt, weil sie in ihrer Geschichte scheinbar alles schon mitgenommen hat. In der Antike war sie der Nabel der Welt (zumindest der römischen Welt und diese Welt war ein Weltreich, was es in diesen Dimensionen, sowohl zeitlicher als auch geographischer Natur, so in der Geschichte der Welt kaum nochmals zu finden gab). Nach der Antike wurde daraus ein ziemlich verlassenes Nest und eine erweiterte Baugrube, aus der Wiederum das Zentrum der vielleicht wirkmächtigsten religiösen Gemeinschaft der letzten Jahrhunderte wurde. Auch wenn Rom als Stadt nie wieder wirtschaftlich und politisch so bedeutend wurde, wie in der Antike, so erreichte die Stadt künstlerisch und spirituell, ein Ort von größtmöglicher Ausstrahlungskraft zu sein. Architektonisch gesellten sich zu den Ruinen der Vorväter bald die teilweise gigantischen Projekte des Barocks. Und auch wenn das nicht für Händler und Politiker zu traf, für Künstler und Katholiken wurde Rom der „place-to-be“ und nicht ohne Grund führ(t)en alle Wege genau hierhin.

Neben den obligatorischen Fakten zur Stadt und einer etwas ausführlicheren Geschichte zur Stadt wird ein besonderer Fokus auf das antike Rom gelegt werden, denn wenn man heute durch die Stadt und seine altertümlichen Ruinen wandelt, dann feuert das geradezu die Vorstellungswelt an, wie es in der ersten Millionenstadt des Planeten wohl ausgesehen haben mag.

Hochhäuser in Los Angeles

Es ist eigentlich etwas paradox beim Thema Los Angeles über Hochhäuser zu sprechen, denn wie keine andere Stadt der Welt steht die Metropole an der US-amerikanischen Westküste eigentlich für die Vergrößerung in der Breite, die Autostadt, die Stadt die sich so weit in die Fläche ausgedehnt hat, dass man stundenlang von einem Ende des Großraums zum anderen fahren könnte, die Stadt der Einfamilienhaussiedlungen mit Pool, Garage und Basketballkorb daran. Es ist die Stadt, die einen fast zwingt das Auto zu benutzen und die den Autofahrer wiederum zwingt die Autobahn zu benutzen, die sich wie Lebensadern durch die unendlichen Nachbarschaften ziehen.

Daten und Fakten

Anzahl der Wolkenkratzer (150m und höher): 31

Höchstes Gebäude: Wilshire Grand Center 335m

Höhe der Top 10: 213m

Durchschnittliche Höhe der Top 10: 246m

Gesamthöhe aller Wolkenkratzer: 5.969m

Ranking bei Skyscraper Cities List: 45. Platz (3858 Punkte)

Doch LA hat auch eine deutlich erkennbare Skyline, eine Downtown mit Wolkenkratzern, tatsächlich sogar mit dem höchsten Skyscraper der Westküste der USA. Durch die schon im Artikel zur Geschichte von Los Angeles besprochene Konkurrenz zu anderen Teilen der Stadt befinden sich jedoch bei weitem nicht alle Wolkenkratzer in der Downtown. So ist beispielsweise im Westen der Stadt die Century City in den 1960er Jahren entstanden, ein Geschäftsbezirk mit zahlreichen Hochhäusern, die auf dem ehemaligen Gelände des Filmstudios 20th Century Fox entstand. Dennoch steht die überwiegende Mehrheit der Wolkenkratzer in Downtown, weshalb an dieser Stelle ein kleiner Ausblick auf das Stadtzentrum der Millionenstadt gegeben werden soll.

Im Norden von Downtown liegen die historischen Wurzeln von Los Angeles, etwa in der Höhe der Union Station, dem letzten großangelegten Bahnhofsgebäude der USA. Als es 1939 fertig gestellt wurde, waren die Weichen aber schon einige Zeit für den individuellen Automobilverkehr und gegen den kollektiven Schienenverkehr gestellt worden. In der Downtown von Los Angeles sieht man das noch heute sehr schön, denn die Innenstadt ist tatsächlich in alle vier Richtungen von Autobahnen umgeben, auch wenn die Grenzen der Downtown nicht ganz identisch mit denen der Freeways sind. Diese können symbolisch als Mauern betrachtet werden, welche das Stadtzentrum einsperren. Bis in die 1920er Jahre war die Downtown tatsächlich das Herz des aufstrebenden Los Angeles, aber der Boom des Autos und die gleichzeitige zunehmende Unattraktivität von Straßenbahn und Bus führten dazu, dass Downtown von einem quirligen Geschäfts- und Ausgehbezirk, zu einer Art No-Go Area wurden, die ab der Mitte des 20. Jahrhunderts lieber gemieden wurde. Die Suburbanisierung wird zum neuen Leitfaden für die Stadtentwicklung Los Angeles, vielleicht so deutlich wie in keiner anderen Stadt der Welt. Schon in den 1930er Jahren, beginnen sich die ersten Anzeichen in Downtown LA zu verdichten. Häuser beginnen zu verfallen, statt Neubauten werden Parkplätze eingerichtet, wohlhabendere Bewohner wandern als erste ab, die neuen Vorstädte ziehen wie Magneten Bewohner, Geschäfte und Firmen aus der Innenstadt hinaus.
Dieser Trend wurde erst ab den 1970er Jahren umgekehrt und führte zu einer Neugestaltung der Downtown, im bis dahin nicht wirklich als Kern der Stadt empfunden Bereich. Neue ökonomische Branchen wie Versicherungen oder die Finanzwirtschaft investierten und es folgte ein sprießender Hochhausboom. Die Stadt bekam in wenigen Jahrzehnten die größte und höchste Skyline der Westküste. Tatsächlich ist dieses plötzliche Einsetzen des Wolkenkratzerbaus auch einer städtischen Verordnung geschuldet, die von 1904 bis 1957 verbot, Häuser höher als 46m zu bauen. Eine Reglung die den Geist der Stadt lieber auf breite Flächen, statt auf Verdichtung zu setzen vollkommen gerecht wurde. Lediglich das Rathaus der Stadt bildete eine Ausnahme. Seit den 1970er Jahren schien der Hochhausbau das alles schnell nachholen zu wollen und es entstand die bis heute die höchste Skyline westlich des Mississippi in den USA.
Downtown Los Angeles ist aber mehr als nur Hochhäuser. Hier pendeln täglich rund 500.000 Menschen zu ihrem Arbeitsplatz, wobei die Downtown nur rund ein Zehntel so viele Einwohner hat. Die Innenstadt ist ein riesiges Zerrbild von Reichtum und Armut geworden. Nur wenige Blocks trennen die bis über 300m hohen Glaspaläste auf dem Bunker Hill von der Skid Row, wo Obdachlose ihre Zelte aufgeschlagen haben. Ein eigenartiger Mix aus Museen, Galerien, Konzerthäusern und neuen Kirchen, teilweise von internationalen Stararchitekten ersonnen, sind nur fußläufig von einem Meer an Armut entfernt und dazwischen entstehen neue trendige Restaurants oder überleben großartige Buchläden wie der Last Bookstore of LA.

Tabellarische Übersicht der Hochhäuser in Los Angeles

Hochhäuser von Los Angeles in Bildern

Kurze Beschreibung der Hochhäuser von Los Angeles

Wilshire Grand Center

Das Wilshire Grand Center ist das höchste Bauwerk der Stadt Los Angeles und des Bundesstaates Kalifornien, es ist sogar höher als jedes andere Haus westlich des Mississippi und muss sich nur zwölf anderen Riesen aus New York und Chicago sowie einem Wolkenkratzer aus Philadelphia in punkto Höhe in den gesamten USA geschlagen geben. Seine Höhe von 335m verdankt es aber auch seiner Turmspitze, die den Dachabschluss, welcher bei 285m liegt, um einiges übertrifft. Dieses Merkmal ist im internationalen Hochhausbau üblich, aber in LA tatsächlich eine Seltenheit, denn die Hochhäuser der Stadt haben meist flach abschließende Dächer ohne Spitzen, Antennen oder Masten. Der Grund dafür liegt in einer eigentlichen Feuerschutzmaßnahme, aus dem Jahr 1974 (die sogenannten „Regulation 10“), welche neuen Hochhäusern vorschrieb, einen Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach bereitzustellen. Diese Bestimmung war eine Reaktion auf den Brand im Joelma Building in Sao Paulo im Jahr 1971. Erst die Bauherren des Wilshire Grand Centers haben fast 40 Jahre nach der Gesetzgebung erfolgreich erreicht, dass diese Vorschrift nicht mehr angewendet werden muss, da das neue Hochhaus des Wilshire Grand Central im Inneren einen sicheren Feuerschutz bietet.
Das Bauwerk steht auf historischem Grund, denn hier wurde 1952 das Hotel Statler eröffnet, eines der größten und renommiertesten Häuser der Stadt. Nach zahlreichen Besitzerwechseln erwarb Korean Air 1995 den Komplex und benannte ihn 1999 in Wilshire Grand Hotel um, doch nur etwas mehr als 10 Jahre später wurde das alte Bauwerk abgerissen, um mit dem Neubau eine neue Landmarke in der Stadt zu etablieren, was bisher eher mäßig gelang, denn in den zahlreichen in Los Angeles spielenden Filmen oder Serien spielt dieses Hochhaus keine in Erinnerung bleibende Rolle (bei einigen der nächsten Hochhäuser wird erwähnt werden, in welchen Filmen diese „mitspielen“). So bietet das Wilshire Grand Center heute den Bewohnern und Besuchern der Stadt an, hier zu shoppen, zu essen, zu feiern, oder zu übernachten, in einem sehr hohen, aber architektonisch nicht unbedingt in Erinnerung bleibenden Wolkenkratzer.

US Bank Tower

Obwohl eigentlich nur das dritthöchste Haus in Kalifornien ist der US Bank Tower der einzige Wolkenkratzer der Westküste dessen Dach eine Höhe von 1.000 Fuß überragt. Tatsächlich war das Bauwerk seit seiner Fertigstellung 1989 bis ins Jahr 2010 das höchste Haus der Welt mit einem Hubschrauberlandeplatz, der sich ganz oben auf 310m Höhe befindet. Unter diesem liegen 73 Geschosse und zwei Parketagen, welche mit 24 Aufzügen verbunden werden. Anders als das Wilshire Grand Center ist der US Bank Tower ein prominent zu erkennendes Bauwerk der Stadt, was sicherlich auch an seiner abgestuften Architektur liegt, die von Henry N. Cobb vom Büro Pei Cobb Freed & Partners stammt. Gekrönt wird das Haus von einer nachts illuminierten Hochhauskrone. Noch heute benutzen manche Einheimische den Namen Library Tower, um über das Hochhaus zu sprechen, denn es wurde auf dem Grund der 1986 durch ein Feuer zerstörten Bibliothek der Stadt erbaut und war Teil des Los Angeles Library Redevelopment Programs, welches den Wiederaufbau des Geländes plante. Heute findet man hier aber keine Bücherleihe, sondern zahlreiche Firmen, die Bürofläche angemietet haben und die ihr Haus wiederum in zahlreichen Filmen wiederentdecken können, wie in „Beverly Hills Cop“, „Speed“ oder „Falling Down“. Gleichzeitig ist seine Demontage oder besser Zerstörung ein gern benutzter Special Effekt, so wie in „Independance Day“, „The Day after Tomorrow“ oder „2012“.

AON Center

Der Oldie unter den Wolkenkratzern in LA ist das AON Center.  Es wurde 1973 eröffnet und wie viele amerikanische Hochhäuser dieses Alters, hat es insbesondere eine längere Geschichte der Namensgebung. Als United California Bank Building eingeweiht, wurde es später – zu Zeiten der Olympischen Spiele 1984 - in First Interstate Tower (einem wichtigen Sponsor des sportlichen Großereignisses) umbenannt und trägt heute den Namen AON Building, der auch rot am oberen Ende des Wolkenkratzer prangt. Historisch viel wichtiger als die ständigen Umbenennungen, war das First Interstate Tower Fire am 4.5.1988, bei welchem ein Toter und 40 Verletzte zu beklagen waren. Das Feuer wurde im 12. Stock ausgelöst und konnte sich, durch die noch nicht vollständig installierte Sprinkler-Anlage (sie war zu 90% fertiggestellt, hatte aber noch keinen Wasseranschluss) über fünf Etagen ausbreiten und hinterließ außerdem einen finanziellen Schaden von 400 Millionen Dollar. Heute strahlt der 262m hohe Riese wieder mit seiner typischen bronze-dunklen Glasfassade und seinen markanten eingesetzten weißen Ecken, die von Charles Luckman konzipiert wurden.

Two California Plaza

Two California Plaza ist der nach oben hin gerichtete Abschluss des Califonia Plazas Projekt auf dem Bunker Hill in Los Angeles Downtown, in welchem sich auch das Hochhaus One California Plaza (176m) sowie das Los Angeles Museum of Contemporary Art (MoCA), die Colburn School of Performing Arts und das Los Angeles Omni Hotel befinden. Die beiden Hochhäuser (One und Two) stammen vom Büro Arthur Erickson Architects und können mit ihrer blauen Glasfassade und dem Wechsel von runden und eckigen Seiten nicht ganz ihre Herkunft aus den 1990er Jahren verhehlen. Durch die wirtschaftliche Krise der 1990er Jahre waren übrigens erst 10 Jahre nach Eröffnung des 229m hohen Bauwerks ein Großteil der Büroflächen vermietet.

Gas Company Tower

Der Gas Company Tower ist mit 228m nur einen Meter kürzer als das Two California Plaza und es verbindet beide Gebäude auch eine ähnliche zeitliche Entstehung, denn der Gas Company Tower wurde 1991 eröffnet. Ähnlich ist ihm neben der blauen Glasfassade auch die postmoderne Stilrichtung seiner Architektur, die vom Büro SOM hier unter Leitung von Richard Keating erdacht wurde. Unter den abgestuften rechteckigen Körper erscheint ein Ellipsoid aus der Mitte des Baukörpers, als oberer Abschluss zu entspringen. Heute ist der Hauptmieter die Deloitte Wirtschaftsberatung, die sich gleichfalls mit einer Inschrift unter dem Dach verewigen durfte.

 Bank of America Plaza

Das Bank of America Plaza ist ein weiterer Oldie der Skyline der Downtown von LA. Im Jahr 1974 eröffnet, schießt seine Granitfassade auf 224m Höhe hinauf. Mit seiner zurückhaltenden Form und der einfachen horizontalen Linienführung wirkt das Hochhaus auch heute noch zeitlos und recht elegant mit einem Tick zum Monumentalen. Es stammt vom Büro Albert C. Martins und wurde schon als Kulisse für zahlreiche Hollywood Filme verwendet. So war es das Nachbarhaus des „Brennenden Infernos“ (das eigentlich in San Francisco spielen sollte), es war Sitz des Anwaltsbüros in „Pretty Woman“ und es stand auch für das Musical „The Muppets“ als Kulisse zur Verfügung.

777 Tower

Der 777 Tower misst 221m und wurde vom argentinischen Architekten César Pelli entworfen und 1991 fertiggestellt. Mit seiner weißen Metall und Glas Verkleidung und seiner nach oben hin abgetreppten Form und seinen leicht bauchigen Form und seinen raffinierten Ecken wirkt das Haus eleganter als viele andere Wolkenkratzer der 1990er Jahre in New York und man erkennt gleichzeitig die leichte und dynamische Handschrift von Pellis Bauten.    

 Wells Fargo Center

Das Wells Fargo Center ist ein Gebäudekomplex mit einem 220m hohen Hochhaus das im Film „Das fliegende Auge“ aus dem Jahr 1983 auftaucht. Das Haus wurde im gleichen Jahr wie der Film fertiggestellt und es fällt ins Auge des Betrachter wegen seiner schon von Frederic Jameson festgestellten „depthlessness“, daher seiner vollkommen fehlenden Raumtiefe. Lassen wir den großen Kulturkritiker der Linken weiter zu Wort kommen: „a surface which seems to be unsupported by any volume, or whose putative volume (rectangular, trapezoidal?) is ocularly quite undecidable. This great sheet of windows, with its gravity-defying two-dimensionality, momentarily transforms the solid ground on which we climb into the contents of a stereopticon, pasteboard shapes profiling themselves here and there around us. From all sides, the visual effect is the same: as fateful as the great monolith in Kubrick's 2001 which confronts its viewers like an enigmatic destiny, a call to evolutionary mutation.” (zitiert aus Wikipedia.com, dort wiederum aus “Postmodernism, or the Culture of Late Capitalism“).Man muss mit den Worten von Jameson nicht übereinstimmen, aber tatsächlich fällt die flache Oberfläche, die keinerlei Tiefe entwickelt beim Wells Fargo Center deutlich auf und lässt es wie eine rötliche Mauer in den Himmel schießen.    

Figueroa at Wilshire

Das Figueroa at Wilshire misst nicht ganz 220m und reiht sich in eine beachtliche Zahl von Wolkenkratzern ein, die innerhalb einer Höhenlinie von nur 10m liegen. LA hat sechs Hochhäuser mit einer Dachhöhe zwischen 219 und 229m.  Das Figueroa at Wilshire vom Büro Albert C. Martins ähnelt in Farbe und Form etwas dem Frankfurter Messeturm, allerdings ohne die Eleganz der Spitze des wunderschönen Wolkenkratzers in Mainhattan. Wie bei einem postmodernen Gebäude typisch, spielt das Figueroa at Wilshire mit aus dem Baukörper sich herausschälenden geometrischen Formen.

City National Tower

Ebenfalls von Albert C. Martins sind die Zwillingstürme des City National Plaza konzipiert (der nördliche heißt Paul Hastings Tower, der südliche City National Bank Tower), jedoch sind sie fast 20 Jahre älter als das Figueroa at Wilshire, was man wiederum der Architektur der erstgenannten Hochhäuser ansieht, sind sie doch im Stile des International Styles konzipiert worden mit einem klaren Hochhauskubus, der dreimal für Serviceetagen unterbrochen wird und sonst eine glatte und dunkle Glasfassade hat. Wie bei allen höheren Wolkenkratzern der Downtown aus den 1970er hat auch hier sich Hollywood als Kulisse bedient und man findet das City National Plaza beispielsweise im „Omega Mann“ wieder.

Ritz-Carlton Los Angeles

Das Ritz-Carlton Los Angeles gehört zum Entertainment Komplex L.A. Live, der sich am Rande von Downtown am South Park District erschließt. Nach oben hin abgeschlossen wird der Komplex vom 54-stöckigen Hotel, das 1001 Zimmer anbietet und zwei Hotelketten beherbergt, das Ritz-Carlton und das JW Marriott. Der 2009 eröffnete blau schimmernde Wolkenkratzer misst 203m Höhe und entstammt dem Büro Gensler. Damit der schimmernde Effekt der Fassade entsteht wurden 34 verschiedene Sorten Glas verwendet.

Century Plaza Tower

Mit dem Century Plaza Tower verlassen wir die Downtown von Los Angeles und kommen zu seiner (16km weit entfernten) westlichen Alternative nach Century City. Auf dem ehemaligen Studiogelände der 20th Century Fox ist hier seit den 1960er Jahren ein eigener Geschäftsbezirk mit einigen Hochhäusern entstanden. Der Grund wurde vom Filmstudio verkauft, da es sich in den 1960er Jahren in einigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand. Die neuen Besitzer wollten hier eine neue City in der City errichten und die Skyline der Westside erstellen.
Die höchsten Wolkenkratzer dieses Gebiets, das ebenfalls wie Downtown in den 1970er Jahren in den Himmel wuchs sind die beiden Wolkenkratzer der Century Plaza Towers. Architekt Minuro Yamasaki ließ hier bis 1975 zwei Zwillingstürme bauen, die in ihrer Fassadenform sehr dem alten World Trade Center in New York ähneln, die ebenfalls von Yamasaki stammen. Sie haben aber einen dreieckigen Grundriss und sind mit 174m weitaus kleiner als die 412m des ehemaligen WTC.

Sun America Center

Das Sun America Center ist nach den Zwillingstürmen des Century City Plazas das nächsthöchste Bauwerk mit 163m. Es wurde von Johnson Fain geplant und 1990 eröffnet und hat die zu damaliger Zeit populäre Formgebung aus Rundungen und Kanten, wie sie beispielsweise auch bei den California Plaza Towers zu finden ist.

Los Angeles City Hall

Das vielleicht berühmteste Hochhaus der Stadt, mit Sicherheit aber das Älteste, ist das Rathaus von LA, die Los Angeles City Hall. Es wurde von den Architekten John Parkinson, John C. Austin und Albert C. Martin, Senior entworfen und war von 1928 bis 1964 das höchste Gebäude Kaliforniens mit immerhin 138m. Das Rathaus befindet sich in Downtown, aber etwas abseits der anderen Wolkenkratzer im Civic Center. Es war so lange die Dominante einer nicht vorhandenen Skyline lag daran, dass die Stadt Laos Angeles bis in die 1960er Jahre keine Hochhäuser über 150ft (=46m) erlaubte. Das diese Regel nicht auf das Rathaus zutraf, lag an seiner für die Bauzeit in den 1920er Jahren revolutionären Erdbebensicherung, die Erdstöße bis zu einer Stärke von 8,2 auf der Richterskala stand gehalten hätte. Bis heute ist es das höchste Bauwerk der Welt mit einer seismischen Isolierung. Das Haus wurde im damals sehr populären Art Deco Stil erbaut mit einer weißen Fassade aus Terrakotta und Granit. Noch mehr als andere Hochhäuser der Stadt war es als Kulisse in zahlreichen Filmen Hollywoods zu sehen, so unter anderem in „LA Confidental“, „Gangster Squad“ oder „Der fremde Sohn“, oder auch in Videospielen wie „Grand Theft Auto: San Andreas“.

5900 Willshire

Das Hochhaus 5900 Willshire ist das höchste Gebäude der Miracle Mile, einer Nachbarschaft in LA, die mit Museen wie dem LA County Museum aufwarten kann. Das 135m hohe Haus von William R. Perreira wurde 1971 eröffnet, einer Zeit in der scheinbar überall in der Stadt Hochhäuser erbaut wurden. Es findet seinen Weg in diese Aufzählung aber nur, weil es eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Torre Picasso in Madrid hat.

Madrids Straßen

Einleitung | Gran Via | Die drei Paseos: | del Prado | del Recoletos | de la Castellana

Einleitung und kleiner Überblick

Madrid kann eine recht hohe Anzahl von Prachtstraßen für sich gelten machen. Diese äußerst repräsentativen Schneisen durch die Architektur und Landschaft verliehen der spanischen Hauptstadt den Glanz, der europäische Metropolen ausmacht. Wer auf der niemals müden Gran Via entlang spaziert, der wird sich unweigerlich fühlen, in einer pulsierenden Weltstadt zu sein, egal ob man sich Samstagnachmittags an den bummelnden Einkäufern oder den Schlange stehenden Musicalbesuchern vorbeischiebt, oder an einem Montag morgen die letzten Feiernden des Wochenendes begegnet, die sich in der langsam geschäftig werdenden Stadt verlieren.

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Oder man entdeckt einen der drei Paseos für sich, von der eleganten Präsentation historisierender Pracht und Kunst auf dem Paseo del Prado bis hin zum hinauf ragenden Ende der Castellana, die stetig aufwärts führend bei den Wolkenkratzern des CTBA endet. Die unterschiedlichsten Straßen finden sich in Madrid. Kleine und enge Gassen in der Latina, oder in Chueca erinnern an die mittelalterliche Stadt und sind heute beliebte Ausgehpassagen mit Bars, Restaurants und Geschäften. Die größeren Boulevards, besonders im noblen Osten der Stadt, wie Calle Serrano oder Principe de Vergara durchschneiden das quadratische Nobelviertel Salamanca und sind Heimat von Luxusmarken und edlen Boutiquen. Die Hortaleza, die Fuencarral und die Calle San Bernardo ziehen sich wie kleine Ausfallstraßen durch die nördliche Innenstadt und auf, sowie rechts und links von ihnen gibt es viel zu entdecken, die neusten Bars, trendige Restaurants, einschlägige Clubs oder hipster-magnetisierende Bekleidungsgeschäfte. Alle drei genannten Straßen münden in die Calle de Alberto Aguilera, wo das verwinkelte und alte Madrid der Gassen endet und die planvolle Stadt der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts beginnt. Hier liegt die erste Ringstraße (gelb auf der Karte eingezeichnet) von Madrid und nicht wie man vermutet am Autobahnring M-30, der verkehrsreichsten Straße des ganzen Landes. Die M-30 heißt nicht umsonst 30, weil es schon zwei weitere historisch vorher angelegte Ringstraßen, weiter innerhalb der Stadt liegende Boulevards gibt, die gleichfalls einen Ring um das Innerste der Stadt bilden. Der innerste Ring ist dabei schon in der Zeit Philip IV als Umrundung der Stadt entstanden. Man kann ihn heute noch erahnen, wenn man sich vom Bahnhof Atocha nach Osten bis hinter dem Retiro aufmacht um über den Plaza de Colon auf den Boulevards zu kommen, der an jeder größeren Kreuzung seinen Namen zu ändern scheint (erst Genova, dann Sagasta, dann Carranza, schließlich Alberto Aguilera). Bis man in den im Westen etwas orientierungslos wird, denn hier ist er bis hinunter zur Puerta de Toledo etwas unklar. Das gilt eigentümlicherweise auch für den zweiten Ring (dunkelgelb auf der Karte), der im Norden mit der Avenida de la Reina Victoria beginnt und sich in einem größeren Bogen im Osten (über die Calle de Raimundo Fernández Villaverde, Calle de Joaquín Costa, Calle de Francisco Silvela, Calle del Doctor Esquerdo und Calle de Pedro Bosch) bis zur Calle Méndez Álvaró zieht. Im Westen gibt es eigentlich nur die M-30, welche im vielleicht aufregendsten urbanen Bauprojekt der letzten Jahrzehnte in Madrid unterirdisch geführt wird und Platz für den Madrid-Rio Park macht.

Das hier eine Autobahn unter der Erde verschwindet ist zwar kostspielig, aber keinesfalls bedauerlich, denn Schnellstraßen (wie übrigens Tunnel auch) meint man im Großraum Madrid genug zu besitzen. Es gibt freie und zu bezahlende Schnellstraßen und an Tagen, wo die „Operacion Salida“ ausgerufen wird (also beispielsweise vor Ostern, oder zum Beginn der Sommerferien) sollte man sich überlegen, ob die zahlungspflichtigen Autobahnen, die ein R statt eines M in der Bezeichnung tragen, nicht eine bessere Alternative sind, die Stadt zu verlassen, so wie das scheinbar in diesen Momenten auch jeder andere Autobesitzer Madrids zu planen scheint.
Straßen gibt es also genug und in allen möglichen Variationen in Madrid. Als nächstes sollen die oben schon angedeuteten besonderen Prachtstraßen etwas näher beschrieben werden.

Gran Via

Daten: Länge: 1,3km | Breite: 25-35m | Richtungsverlauf: Ost-West| grün auf der Karte verzeichnet

1910 begann man in der spanischen Hauptstadt, einen neuen Prachtboulevard zu errichten, welcher der Stadt ein weltstädtisches Gesicht einer Metropole geben sollte schließlich wollte man auch etwas vom Glanz Paris haben. König Alfons XIII. selbst hatte großen Einfluss darauf genommen, den nördlichen Teil der Innenstadt, mit ihrem verwinkelten Gässchen aus dem Mittelalter zu durchbrechen und eine Verbindung von der Calle Alcalá zur nordwestlichen Stadtausfahrt herzustellen. Zwar sollte die Gran Vía erst 30 Jahre später komplett fertiggestellt sein (von der Calle Alcalá bis zum Plaza de España), doch bis heute erfreut sie sich großer Popularität. Anders als der Paseo de la Castellana (die Nord-Süd Achse der Stadt) ist die Gran Vía keine Straße der Bürogebäude, sondern eine Geschäfts- und Vergnügungsmeile mit Bars, Restaurants, Kinos, Musical-Theatern und den üblichen Bekleidungsgeschäftsketten.

Architektonisch ist die Gran Vía wie eine Reise von den Boulevards Paris bis hin zu den Hochhäusern New Yorks und drückt so auch das wechselnde Lebensgefühl und die unterschiedliche Ideologie der Zeit ihres Entstehens aus. Sie startet mit eleganten Häusern des Belle-Époque Zeitalters, was den historischen Stil der ersten Jahre ihrer Bauzeit repräsentiert. Ein erstes Mal durchbrochen wird dies durch das Telefónica-Hochhaus. Das 1929 fertiggestellte (89m hohe) Hochhaus gilt als einer der ersten Wolkenkratzer Europas. Die Architekten Ignacio de Cárdenas und Louis S. Weeks schufen hier ein Wahrzeichen der Madrider Innenstadt, das besonders im Bürgerkrieg im Brennpunkt der Luftangriffe stand (auch weil es wegen seiner Höhe einen ziemlich guten Markierungspunkt abgab). Der Palacio de la Música von Secundino Zuazo, der sich etwas weiter in Richtung des Platzes Callao befindet ist der architekturhistorische Wendepunkt der Gran Vía. Das 1928 beendete Gebäude steht genau zwischen dem historischen Stil des Belle-Epoche der ersten Häuser und dem nun einsetzenden sachlichen Stil, der bis zum Monumentalen getrieben werden konnte. Hier am Callao angekommen, einem von Madrids geschäftigsten Plätzen, sticht das vielleicht berühmteste Gebäude der Straße in die Augen, das Edificio Carrión mit dem Kino Capitol. 1933 beendet, unter der Leitung der Architekten Luis Martínez Feduchi und Vicente Eced, ist es zwar mit seiner Getränkemarkenwerbung in den letzten Jahren bekannt geworden, aber seine architektonische Qualität liegt hinter dem blinkenden Schildern. Im Stil der modernen Sachlichkeit erbaut und von den runden, sich über Eck ziehenden horizontalen Fensterbänken, bei Erich Mendelsohns sich inspirieren lassend, ist das Edificio Carríon ein elegantes Meisterwerk, das man nicht zuletzt deshalb auch in einigen spanischen Filmen wiederfindet, wie in „El dia de la bestía” (von Alex de la Iglesia) und das 2010 gleichfalls das Logo der 100 Jahresfeier zum Geburtstag der ganzen Straße zierte. Von hier verläuft die Gran Vía – für eine solch breite Straße ungewöhnlich – recht steil bergab bis hin zum Plaza de España. Dort thronen die monumentalen Hochhäuser der frühen Franco-Zeit. Sowohl das 117m hohe im rötlichen Ton gehaltene Edeficio España, als auch der weiße Torre de Madrid (124m) sind beide von den Architektengebrüdern Joaquín und Julián Otamendi. In den 1950er Jahren errichtet, sollen die Hochhäuser die Potenz des „neuen Spaniens” unter Franco zeigen. Auch wenn hier die Gran Via endet ist ihre Erweiterung die Calle de la Princesa der Ausgang aus der Innenstadt, der nochmals einen monumentalen Abschluss am Plaza Moncloa findet mit einer Art eigenem Forum des Franco-Regimes. Dies beinhaltet zum einen das von Luis Gutiérrez Soto geplante Luftfahrtministerium, dass eine zeitgenössische Version des Escorials darstellen soll. Zum anderen ist noch der triumphale Arco de la Victoria, der seit 1956 daran erinnert das das Franco Regime den spanischen Bürgerkrieg gewann.

Im Jahr 2010 wurde stadtmarketingtechnisch hoch professionell ausgedacht, der 100. Geburtstag der Gran Via gefeiert. Das man dafür so viel Aufwand betrieben hat, zeigt schon die Stellung und das Renommee das die Straße in ganz Spanien genießt. Anders als bei Nachbarschaftsfesten, wo die Straße der Ort des Festes ist und die Bewohner des Ortes dort mit ihren Gästen feiern, ist es bei den Festlichkeiten zu „100 Jahre Gran Vía” so gewesen, dass die Straße zelebriert wurde. Ein ganzes Jahr lang stand die Gran Vía im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. TV-Berichte, Ausstellungen und insbesondere, der Ort an für sich, wurden in immer neuen Events in den Vordergrund gehoben. Einen ganz besonderen Anlass erzielte man in Madrid zu San Isidro, dem traditionellen Fest der Stadt. An diesem Tag, dem 15.5. wurde ein blauer Teppich auf der Straße verlegt, um den Autoverkehr für einen Samstag zu verbannen und nur die Menschen auf diesem Teppich laufen zu lassen. Drei verschiedene Bühnen zeigten Konzerte jedweder musikalischer Richtung und zur großen Freude insbesondere aller Restaurantbetreiber, wurde der Genuss, einmal auf der breiten Straße ohne Autoverkehr zu laufen, auch nicht von Imbiss- oder Getränkebuden gestört. Madrid hat es damit geschafft ein Event zu veranstalten, dass die Stadt, ihre Einwohner und Besucher das ganze Jahr beschäftigte, Kommunikation generierte und damit etwas zum Mythos und vielleicht auch zur Aura der Gran Via und damit auch zur Stadt beitrug. In wie weit sich dieses Ereignis ins kulturelle Gedächtnis eingräbt bleibt abzuwarten. Erfreulich ist dabei, dass sich die kommerzielle Nutzung dieses Projektes angenehm zurückhaltend präsentierte und die vielen Ausstellungen und Reportagen durchaus einen Bildungsgedanken in sich trugen, der einen guten Blick auf das letzte Jahrhundert spanischer Geschichte in Madrid zuließ.

In den letzten Jahren wurde die Gran Via dem immer starker werdenden Fußgängerverkehr angepasst und die Bürgersteige gegenüber der Fahrbahn erheblich verbreitert, während der Autoverkehr zunehmend für reine Durchfahrten gesperrt wurde. Das trägt nicht nur dem allgemeinen Trend Rechnung, Innenstädte wieder in die Hände von Fußgängern und Radfahrer zu legen. Ihre Stellung für den Autoverkehr verliert die Gran Via zunehmend und man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass es von Jahr zu Jahr mehr Fußgänger werden, welche die Gran Via zu jeder Tageszeit zu einer quriligen Großstadtmagistrale machen. Doch im Gewirr der Musicalbesucher, afrikanischen Handtaschen und Fußballtrikothändler, Schuhputzer, Selfiestangen tragenden Touristen, gestressten Madrilenen, Flaneuren aller Art und Flagshipstore Bummlern verliert die Straße auch etwas. Das gilt besonders für die Restaurants der Straße. Seit 1981 hier das erste McDonalds Spanien eröffnete, hat sich die Gran Via in ein Sammelbecken von Bar- und Restaurantketten gewandelt, was die Straße zwar einerseits zu einem Musterbeispiel der globalisierten Welt des weltweiten Marktplatzes macht, andererseits aber auch etwas unspannend werden lässt, denn eine traditionelle spanische Bar findet sich auf der ganzen Gran Via nicht mehr.

Die drei Paseos: Prado, Recoletos und Castellana

Madrids Nord-Süd Achse ist ein gewaltiger Straßenzug, der sich vom Hauptbahnhof der Stadt Atocha im Süden bis zum neuen Wolkenkratzergebiet im Norden dem CTBA zieht. Diese über acht Kilometer lange Schneise am früheren östlichen Ende der Stadt, die heute Mitten in Madrid liegt, unterteilt sich in drei unterschiedliche Straßen, deren Gemeinsamkeit im ersten Wort ihrer Namen liegen. Es sind die Paseos … del Prado, …del Recoletos und …de la Castellana (alle in unterschiedlichen blau Tönen auf Karte verzeichnet).

Paseo del Prado

Daten: Länge: 1,1km | vom: Plaza del Emperador Carlos V (S) zum Plaza de Cibeles (N) führend

Der Paseo del Prado ist der historisch erste Abschnitt der Nord-Süd Achse, der zum Zeitpunkt seiner Entstehung aber eher der Ostabschluss der Stadt Madrid war. Früher lag hier ein kleines Tal, dass man noch heute in seiner geographischen Lage erkennt, wenn man vom Retiro-Park abwärts zum Paseo del Prado läuft, ihn überquert und dann die Calle Atocha wiederum steil aufwärts spaziert. Besondere Bedeutung bekam die in diesem Abschnitt entstehenden Straße, als im Laufe des 18. Jahrhunderts das Schloss, der Palacio Real neu aufgebaut werden musste, da das alte Bauwerk 1734 ein Opfer der Flammen wurde. Die königliche Familie verlegte daraufhin ihren Sitz in den heute nicht mehr existierenden Palacio Buen Retiro, von dem quasi nur der Park übrigblieb. Die Nähe der höchstmöglichen Gesellschaft verleitete die feine Madrider Gesellschaft den Paseo zum Flanieren zu benutzen, zum Sehen und Gesehen werden, ob nun mit Kutsche, Pferd oder nur zu Fuß. José de Hermosilla legte 1767 einen Plan für das Projekt „Salón de Prado“ vor, dass eine breite Allee beinhaltete, die von runden Plätzen mit Brunnen unterbrochen wurden, ideal für das städtische Bedürfnis nach aristokratischem Flanieren. Da er aber verstarb, setzte Ventura Rodríguez seine Pläne um und ließ den Kybele Brunnen, (im spanischen „Cibeles“), den Neptunbrunnen (beide je 1782), den Vierjahreszeitenbrunnen, der auch als Apollobrunnen (1802) bekannt ist und den Artischockenbrunnen (1781) bauen. Damals war vollkommen unklar und sicherlich unvorstellbar, dass Cibeles und Neptuno heute für die Siegesfeierlichkeiten der beiden großen Fußballklubs Real und Atletico Madrid benutzt werden und dann als Sammlungspunkt für ausgelassene Feierlichkeiten dienen. Die Arbeiten am neuen „Salón de Prado“ fanden in einer Epoche statt, in welcher der Paseo so etwas wie der erste Ort der Umgestaltung Madrids hin zu einer europäischen Metropole der Aufklärung wurde. Im Geiste dieser Bewegung wurde der Botanische Garten angelegt. 1785 entstand nördlich vom Park ein Bau, der eine wissenschaftliche Akademie aufnehmen sollte, ein Kabinett der Naturgeschichte und ein chemisches Labor. Letztendlich wurde es 1808 fertiggestellt, doch die französische Besetzung Spaniens verhinderte seine Nutzung. Erst 11 Jahre später, am 19. November 1819 wurde der Bau eröffnet, allerdings in vollkommen anderer Nutzung, als Kunstmuseum „Prado“. Heute ist er der Mittelpunkt einer ganzen Ansammlung von Museen, die allesamt Weltruhm genießen. Ganz im Süden des Paseos, entlässt die erst kürzlich umbenannte Metro-Station „Estacion de las Artes“, jede Menge Kunstbegeisterte aus dem Untergrund, welche hier in die bis heute entstandene „Museumsmeile“ einbiegen können. Ob nun in das „Reina Sofia“ (das allerdings nicht mehr auf dem Paseo liegt, aber in unmittelbarer Nachbarschaft), das Caixa Forum, das Thyssen-Bornamiza oder eben den Prado, dem Kunstliebhaber bietet der Paseo del Prado so viel an, wie er es sonst kaum noch in Europa in so einer zusammengeballten Dichte finden kann. Der Ausdruck von Eleganz und Stil, gern im historisierenden Stil (lediglich das Caixa Forum bildet da eine gewisse Ausnahme bei den Bautwerken der Straße) ist das äußerliche Credo des Paseos del Prados. Das zeigt sich architektonisch nicht nur in den Luxushotels am Plaza Neptuno, sondern auch am Bauwerk der Börse oder der spanischen Staatsbank, der Banco de España, die am nördlichen Ende des Paseos thront und Madrids vielleicht repräsentativste Straße abschließt.

Paseo de Recoletos (oder auch nur kurz: Recoletos)

Daten: Länge: 0,7 km | vom Plaza de Cibeles (S) zum Plaza de Colón (N) führend

Immer noch elegant wird am Plaza de Cibeles aus dem Paseo del Prado der Paseo del Recoletos. Sein in der Straßenmitte führender Fußgängerboulevard macht diesen Teil der großen Paseo Nord-Süd-Achse zu einem sehr einladenden Abschnitt für einen Spaziergang. Es finden sich Wasserspiele und Denkmäler, Straßencafes laden zum Verweilen ein und viele Menschen nutzen diesen Mittelteil der Straße zum schlendern (auch weil die an den Straßenseiten angebrachten Fußwege ärgerlich eng sind). So finden auf diesem mittleren Fußgängerboulevard im Laufe des Jahres auch immer wieder kleinere Märkte statt, wie die Bücherstände im Frühjahr und Herbst des Jahres, bei denen man fast vergisst hier eigentlich im Mitten des Madrider Verkehrs zu stehen. Geschichtlich ist Recoletos eng mit dem Paseo del Prado verbunden und quasi eine Erweiterung des Boulevards, den man im kleinen Abroñigal Flusstal baute. Benannt ist dieser Abschnitt nach dem Augustiner-Rekolleten-Kloster welches in dieser Gegend seit 1592 existierte. Die Straße endet schließlich im großen Plaza Colón, dessen Größe nur noch von der auf ihm aufgestellten spanischen Flagge überboten wird.

Paseo de la Castellana (oder auch nur kurz: Castellana)

Daten: Länge: 6,3km | vom Plaza de Colón (S) zur M30 (N) führend

Der Paseo de la Castellana ist die mit Abstand breiteste Straße der Stadt (ausgenommen die Autobahnen der Stadt) und sie bildet den Hauptteil der Nord-Süd Achse Madrids. Anders als auf der Gran Via ist die Castellana aber eine Straße des Autoverkehrs. Nur ausgewiesene Enthusiasten würden die Straße von ihrem Beginn am Plaza de Colón bis zu ihrer Einmündung in die Autobahn M-30 im Norden komplett spazierend abgehen, zumal die Castellana auch anders als die beiden anderen Paseos keinen breiten mittleren Fußgängerweg mehr hat. So finden sich auf der Castellana auch keine Theater (ausgenommen vielleicht vom Estadio Bernabeu, dem Stadion von Real Madrid) sondern hauptsächlich Banken, Botschaften, Bürokomplexe und Hochhäuser. Noch dazu ist die Straße Schauplatz jährlicher Großveranstaltungen, angefangen von der Drei Königsparade am 5.Januar, einem besonders von den Kindern der Stadt überaus geschätzter Termin über Festveranstaltungen zum Nationalfeiertag bis hin zu Sportevents wie der letzten Etappe der Radrundfahrt Vuelta de España.
Die Straße beginnt am Plaza Colón und endet nach rund 6km im Norden der Stadt an der Autobahn M30. Ihre Geschichte ist aber abgekoppelt von den beiden anderen Paseos und beginnt weitaus später. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die Stadt stark nach nördlicher Richtung hinaus, ungefähr bis auf die Höhe des heutigen Komplexes Nuevos Ministerios, wo damals noch eine alte Pferderennbahn stand, die in ihrer schieren Größe das Wachstum der Stadt an dieser Stelle bremste und verlegt wurde. Dafür wurden hier seit 1933 die neuen Ministerien gebaut, ein großzügiger Verwaltungskomplex, der von Secundino Zuazo geplant wurde, aber im Bürgerkrieg gestoppt wurde und schließlich 1942 fertiggestellt wurde. Daran anschließend sollte eine Hauptstraße weiter nach Norden führen, für die schon in den 1930er Jahren Pläne angefertigt wurden. Erst nach dem Bürgerkrieg wurden diese Überlegungen im sogenannten Plan Bidagor umgesetzt. Damit bildet der Paseo de la Castellana (im Volksmund auch nur Castellana) die entscheidende städtebauliche Nord-Süd Achse der spanischen Hauptstadt. Die Castellana wurde dabei als moderne Straße geplant, deren erster Ausdruck das Hochhaus und Verwaltungszentrum AZCA wurde, dem ersten Komplex von Wolkenkratzern in Spanien. Es dauerte aber bis in die 1980er Jahre als die Bauwerke in den Himmel schossen, trotzdem sind hohe Häuser zu einem Erkennungszeichen der weiterführenden Castellana geworden, die sich über den Plaza de Cuzco zum Plaza de Castilla zieht und dort mit den Torres KIO einen vermeintlichen Abschluss findet. Erst nach der Jahrtausendwende entstand noch weiter nördlich das CTBA, ein weiterer – noch höherer – Wolkenkratzerkomplex. (Mehr Informationen zu den Hochhäusern in Madrid finden sich hier)
Wie es sich für eine gute Verkehrsstraße gehört endet die Castellana im Norden einfach damit in die Ringautobahn M-30 zu fließen, was urbanistisch gesehen, äußerst unspektakulär verläuft, aber nur nochmal den Charakter dieser Straße als Autostraße verdeutlicht.

Athen

Geschichte Athens | urban facts | Akropolis

Es gibt in Europa vielleicht nur eine Hand voll Städte die über eine solche Aura der Historie verfügen wie Athen. Es ist neben Rom die Stadt der Antike, der Geburtsort der Demokratie, wenn nicht gar der Stadt als solcher, denn keine Geschichte der Stadtentwicklung kann ohne das antike Athen auskommen. Besucht man heute die historischen Ruinen, begibt sich beispielsweise voller Ehrfurcht im Trott der massenhaften Besucher auf die Akropolis, oder durch die griechische Agora, dann ist man gefangen vom Gefühl hier den Hauch von großartiger Menschheitsgeschichte berühren zu können und dabei übersieht man sehr schnell, dass das heutige Athen eine mehr als 3 Millionen Einwohner zählende Metropole Südosteuropas ist, die aber vom Ende der Antike bis noch vor 200 Jahren in einem solchen Maße verschwand, dass einige Gelehrte in der Renaissance dachten, Athen wäre schon lange untergegangen, im Meer verschwunden oder einem Erdbeben zum Opfer gefallen. Erst mit dem Entstehen des modernen griechischen Staats rückt Athen wieder in den Fokus und 1830 wird der Startschuss für eine neue Stadt gegeben, aus der heute eine eigenwillige, sprudelnd lebendige und teilweise auch sehr heruntergekommene Metropole geworden ist. Das Herz und die Lebensader Griechenlands.

Steht man auf der Akropolis oder auf einem der anderen zahlreichen Berge und Hügel die sich in der Landschaft Attikas verteilen dann fällt schnell auf was für eine riesiges Häusermeer sich vom Horizont bis zum Meer erstreckt. Athens Grenzen scheinen sich zu verwischen, doch tatsächlich hat die Gemeinde Athen nur rund 664.000 Einwohner. Unmittelbar an sie grenzen die Vororte, die sich unter den Regionalbezirken Athen-Nord, Athen-Süd, Athen-West und Athen-Ost zusammenfassen lassen. Nimmt man dann noch die Hafenstadt Piräus dazu kommt man ungefähr auf die Ausmaße Athens, die in allen genannten Gegenden sehr hohe Besiedlungsdichten erreichen und das Häusermeer direkt am Ägäischen Meer ausmachen. Tatsächlich verstehen sich aber alle rund 3,8 Millionen Einwohner der Region Attika als Athener, denn schon in der Antike war Attika das zur griechischen Polis Athen gehörende Land. Hier finden sich weitere geschichtsträchtige Orte wie Marathon oder das Kap Sunion.
Von dieser Geschichte werden die vielen Touristen angezogen, welche die Stadt besuchen, vielleicht auch um von hier auf eine der vielen Inseln des Mittelmeers zu schippern und sich ein wenig wie Odysseus zu fühlen. Und hier macht es sicherlich einen großen Unterschied ob man als Tourist Land und Leute kennenlernt, oder Land und insbesondere Leute selbst ist. Athen sieht man an, erst 1830 als Stadt wiedergeboren worden zu sein. Vieles wirkt hingesetzt, wenig planvoll konzipiert und ein klein wenig aus der Not geboren. Die Innenstadt kann sich in puncto Eleganz und Weltstädtischkeit kaum mit anderen Metropolen ihrer Größe messen und nicht wenige Häuser sind in einem mehr als erbarmungswürdigen Zustand. Trotzdem versprühen viele Ecken einen sehr angenehmen Charme. Läuft man des abends von der Akropolis nach Monastraki herunter und taucht in das Gewirr der kleinen Gassen südlich des Omonia Platzes ein, so findet man viele angenehme Orte zum Verweilen und Entdecken und fragt sich gelegentlich, was die Besucher Athens vor 2.500 Jahren über die Stadt dachten.

urban facts Athen

Allgemeine Daten:

Einwohner: Stadt / Ballungsraum / Metroregion 664.046 (2011) / 3.090.508 (2011) / 3.781.274 (2011)
Einwohnerentwicklung: Stadt /Ballungsraum / Metroregion -12,3% / -2,4% / -0,2% (alle Zeitraum 2001-2011)
Fläche: Stadt /Ballungsraum / Metroregion 38,9 km² / 412 km² / 2928 km²
Bevölkerungsdichte: Stadt /Ballungsraum / Metroregion 17.070 / 7.501 / 1.291
Koordinaten 37°59′02.3″N
23°43′40.1″O
Geographische Höhe 156m (Akropolis)
Niederschlagsmenge /Regentage / Sonnenstunden pro Jahr 416 mm / 87 / 2848
Flüsse Ilisos, Kifisos
KfZ-Kennzeichen Y.. (für Athen, Piräus und Attika) sowie IB, IE, IZ, IH

 

Infrastruktur:

Bürgermeister der Kernstadt Giorgios Kaminis (seit 2011 – unabhängig, links)
Verwaltungstechnische Bedeutung Hauptstadt Griechenlands
Anzahl Besucher im Jahr 5 Mio. (2017)
Platz in der Mercer-Studie 86.
Global City Status Beta + (wie z.B. Kopenhagen / Düsseldorf)
Flughafen Eleftherios-Venizelos-Flughafen Athen  (ATH; eröffnet 2001; 21,7 Mio; PAX 2017; größter Flughafen Griechenlands ; 2 Landebahnen (03/21), 1 Terminal; 25km O der Innenstadt)
ÖPNV Metro Athen (eröffnet 1869 jedoch noch unter Dampf, seit 1904 Strom und ausschließlich Nahverkehr; grundlegender Ausbau bis 2004) 3 Linien mit 61 Stationen auf 79,8 km Streckenlänge, 1,3 Mio PAX pro Tag
Straßenbahn (Pferdebahn: 1882, 1902 elektrisch, 1977 stillgelegt, Neueröffnet 2004) 3 Linien auf 27km Streckenlänge mit 48 Haltestellen, 65.000 PAX pro Tag
ÖPNV Eigentümlichkeiten Eine Fahrt in Metro kostet 1,80€; Tageskarte 4,50€; Fahrt zum Flughafen jedoch 10€
Entfernung nach… Thessaloniki 303,9km (LL) (Auto: 5h5min bei 500km Fahrstrecke; Bahn 5h20min)
Istanbul  560km (LL) (Auto: 12h bei 1100km Fahrstrecke)
Izmir 303,5km (LL) (keine direkten Fährverbindungen möglich, Strecke über Land: 1.300km)
Sofia 525km (LL) (Auto: 7h40min)

Dresden 1650km (LL) (Auto: 20h30min bei 2136km)

nächster Ort über 500.000: Thessaloniki
nächster Ort über 1000.000: Izmir

 

Kultur / Geschichte:

Universitäten Nationale und Kapodistria Universität Athen (gegründet 1837, älteste Uni SO Europas; 104.000 Studenten, größte Präsenzuni Europas)
Nationale Technische Universität (gegründet 1837, 10.000 Studenten)
Pantion Universität (gegründet 1927, 18.000 Studenten, Sozialwissenschaften)
Wirtschaftsuniversität Athen (gegründet 1920, 2.000 Studenten)
Anzahl Museen 48 (laut wikipedia.en) ohne öffentliche Baudenkmäler wie Akropolis, griech. Polis …
Sportvereine der Stadt Olympiakos Piräus gegründet 1925;
Fußball: 44x gr. Meister; 27x gr. Pokalsieger; ø-Zuschauer: 19.113 (17/18) @Karaiskakis Stadion (33.296)
Basketball: 12x gr. Meister, 9x gr. Pokalsieger; 1x Europapokal der Landesmeister; 2x ULEB Euroleague; 1x Intercontinental Cup @ Stadion des Friedens und der Freundschaft (14.490)
AEK Athen gegründet: 1924;
Fußball: 12x gr. Meister, 15x gr. Pokalsieger; Ø-Zuschauer: 15.609 (17/18) @ Olympiastadion (eigenes Stadion in Bau)
Basketball: 8x gr. Meister; 4x gr. Pokalsieger; 2x Saporta Cup; 1x Champions League @ OAKA (18.989 Plätze)
Panathinaikos Athen gegründet 1908;
Fußball: 20x gr. Meister; 18x gr. Pokalsieger; 1x Finale EC1; Ø-Zuschauer: 6.948 @ Apostolos Nikolaidis)
Basketball: 36x gr. Meister, 18x gr. Pokalsieger, 2x EP Landesmeister, 4x ULEB Euroleague (Rekordmeister), 1x Intercontinental Cup @ OAKA (18.989 Plätze)
Biersorte des Ortes: Fix Hellas, Alfa
Erste urkundliche Erwähnung 630 v. Chr. wurde der erste Tempel für Athena Polias gebaut, Besiedlung schon seit ca. 7000 Jahren
Gegründet von: Hellenen
Großstadt seit ca. 1890
Das entscheidende Jahr 1833 wird Athen zur neuen Hauptstadt des unabhängigen Griechenlandes gemacht
Meisten Einwohner im Jahr 1981 (Verlust seitdem: 33,3%)
Man trifft sich am: Syntagma Platz
Kneipenviertel: Monastriaki

 

Wirtschaft / Attraktivität:

Sehenswürdigkeit Nr.1 Akropolis
Architektonisches Highlight Partheon auf der Akropolis
Prachtstraße Panepistimio
Höchstes Gebäude Athens Tower 1 (103m)
Meist fotografiertes Gebäude Akropolis
Kaufkraftindex in EU 129% der EU-27 (gilt für ganz Attika, Wert für 2006, vor der Wirtschaftskrise)
Arbeitslosenquote 18,5% (2018; Zahl für ganz Griechenland)

 

Bevölkerungsentwicklung:

1830 1870 1896 1921 1922 1971 1981 1991 2001 2011
4.000 44.500 123.000 473.000 718.000 867.000 885.000 772.072 745.514 664.046

 

Geschichte Athens

Jede Stadt hat eine Geschichte. Diese zu erzählen kann lang und komplex oder kurz und aufstrebend sein. Stadtgeschichten können nur wenige Jahrzehnte alt sein, oder bis in die Vorzeit reichen, wo nur vage Quellen ausfindig gemacht wurden und Mythos und Fakt bestenfalls annähernd korrespondieren. Große Schicksalsschläge können Städte ereilen, Kämpfe, Seuchen, Zerstörungen, manchmal sogar die vollkommene Auslöschung einer Stadt (denken sie an Karthago). Andere Städte waren blühende Zentren, in ihnen wurden Dinge zum ersten Mal ins Leben gerufen, welche den Lauf der Menschheit veränderten, dann wieder wurde das hell erstrahlende Licht im Laufe der Zeit immer dunkler. Einige Städte fielen der Vergessenheit anheim, andere wurden erinnert und begannen wieder zu leuchten, wenn auch mit einem anderen Licht.
Athen ist eine Stadt, deren Geschichte – und das macht sie so faszinierend - fast alles gerade Gesagte mitbringt.

Athens mythisches Entstehen

Berühmte Städte der Antike haben ihre Gründungsmythen, welche den Ursprung der Stadt erklären und damit die Existenz der Stadt in göttlichen Zusammenhang bringen. So ist dies auch bei Athen der Fall. Die Erwähnung dieser Mythen ist insofern wichtig, weil sie für das Leben in der antiken Stadt durchaus bedeutungsvoll waren. Mythischer Gründer von Athen war Kekrops. Er wurde angeblich aus der Erde geboren und hatte einen schlangenähnlichen Körper. Ihm werden zahlreiche Taten zugeschrieben. Er vereinte die Bewohner Attikas, ließ das Volk zählen, schenkte den Athenern das Alphabet und führte Gesetze ein, wie beispielsweise die Einehe. Seine wichtigste Tat soll der Bau der Burg gewesen sein, die den Namen Kekropia trug und auf dem heutigen Akropolis Hügel stand. Sein Grab soll deshalb im Erechtheion (das wiederum seinen Namen von Erechthus bekam, dem Vater des Kekrops) auf der Akropolis liegen.
In jenen mythischen Tagen im Nebel der Vor-Geschichte fand auch eine Auseinandersetzung zwischen den Göttern Poseidon und Athena statt, die letztere zur bestimmenden mythischen Gestalt, nämlich zur Schutzgöttin der Stadt machte. Was war passiert? Meeresgott Poseidon erhob ebenso wie Athena, die Tochter von Zeus und Nichte Poseidons, Anspruch auf Attika. Man vereinbarte einen Wettstreit, jener sollte das Land bekommen, der den Bürgern Athens das bessere Geschenk machte. Poseidon schlug mit seinem Dreizack in den Stein des Akropolisfelsens und ließ eine Wasserquelle sprudeln, das war beeindruckend. Leider kam – wie beim Meeresgott eventuell zu erwarten war – nur Salzwasser aus der Quelle, was weniger beeindruckte. Athena wiederum ließ ihre Lanze ganz in der Nähe der Quelle fallen und erschuf einen Olivenbaum, welcher angeblich der Ursprung der reichhaltigen Olivenproduktion in der Stadt war. Olivenöl von Athen wurde in der Antike tatsächlich zu einem wirtschaftlichen Schlager. Auf attischen Silbermünzen wurden schon im 5. Jahrhundert v. Chr. der Olivenzweig abgebildet, gern in Verbindung mit einer Eule, welche die Weisheit der Athena symbolisierte. Athena gewann den Wettstreit und von nun an sollte die Stadt Athen hießen, wobei es eigentlich bis heute nicht klar ist, ob die Stadt nach der Göttin, oder die Göttin nach der Stadt benannt ist.[1]

Die Anfänge und der Aufstieg von Athen

Doch nun zurück von den himmlischen Spuren zu den Fakten humanen Lebens. Erste Spuren von menschlichen Siedlungen hat die Archäologie aus dem 4.Jahrtausend v. Chr. (alle Jahresangaben beziehen sich bis auf weiteres auf die Zeit v. Chr.) ausgegraben. Dabei wohnten diese frühen Siedler wohl in der Nähe der Akropolis. In der Blütezeit der mykenischen Kultur – also im 14. und 13. Jahrhundert - gab es auf dem Berg mehrere Gebäude, in welchem ein Priester lebte, Lebensmittel gespeichert wurden und eine Art von Verwaltung fungierte. Gleichzeitig funktionierte das Gebiet als ein Kultplatz, was die Anwesenheit des Priesters erklärt. Eine genaue Lagebeschreibung dieses ersten Palastes ist heute nicht mehr erstellbar, lediglich die Spuren einiger Mauern sind südlich der Propyläen heute noch als Reste identifizierbar. Gleichwohl war die Siedlung in jener Zeit ein unwesentliches Örtchen, im Schatten wichtigerer Handelszentren. Dadurch wurde Athen aber auch von den Umwälzungen nicht erfasst, die sich im ausgehenden 2. Jahrtausend zutrugen. In dieser vermeintlichen „Ruhe“ gedieh beispielsweise die Töpferkunst (zu sehen an der Dipylon Amphora, gefunden in Kerameikos), die anfangs besonders bei Grabbeilagen zum Einsatz kam.


Die Geschichte Athens – und an dieser Stelle muss sich der Blick etwas erweitern - ist immer auch die Geschichte der 2.647km² großen Halbinsel Atikka, wo um das Jahr 900 rund einhundert Siedlungen mit ca. 50.000 Einwohnern existierten. Im Laufe von Jahrhunderten wuchsen diese Gemeinden zu einer politischen Einheit zusammen. Anfangs war Athen dabei unbedeutender als andere Siedlungen, aber die Akropolis erfuhr mehr und mehr Bedeutung und mit ihr die darum herum entstehende Stadt Athen. Immer wieder gab es Auseinandersetzungen und Rivalitäten, die aus dem Machtstreben verschiedener aristokratischer Familien Attikas resultierten. Diese Konflikte wurden in der politischen Form der Tyrannis eingedämmt, in welcher sich eine Herrscherfamilie oder Einzelperson, an die Spitze der Macht stellte. Dies konnte jedoch nur von Dauer sein, wenn der Tyrann sich der Loyalität größerer Teile der (einfacheren) Bevölkerung bewusst war. In Korinth existierte diese Form der politischen Machtausübung schon seit dem 7. Jahrhundert. In der damals viel beachtenswerteren Stadt wurde diese Form der Machtausübung wohl durch den Handel mit den persischen Gebieten als Vorbild übernommen. Tatsächlich profitierten so geführte Städte seinerzeit. Korinth konnte seine Infrastruktur beträchtlich erweitern. In Athen kam es gleichfalls zum Versuch der Etablierung einer Tyrannis, welche jedoch in Person des Kylon scheiterte. Als höchster Beamter der Stadt, aber eben nicht Tyrann, folgte ihm Drakon, der einige Gesetzesreformen vornahm. Er dämmte die häufig ausgeübte Blutrache erfolgreich ein, was in der Folge zu einer Stärkung des Gemeinsinns der Athener (daher aller geeinten Bewohner Attikas) führte.
Es war aber erst Solon, der so etwas wie einen eigenen attischen Staat schuf. Er übernahm 594 das Amt des Archonten, des obersten Beamten, und versuchte eine ausgewogene Gesetzgebung, Eunomie genannt, durchzusetzen. Der schwierigste und größte Schritt dabei war eine Reform der landwirtschaftlichen Besitzverhältnisse, die zuvor in den Händen weniger Aristokraten lag, welche den überwiegenden Teil der Bauern in hohe Verschuldung, Schuldknechtschaft oder gar Sklaverei trieb. Solon erließ die Schulden und definierte die Rolle der (männlichen) Bürger neu. Er etablierte die Gemeinschaft der Bürger (den Demos) und übertrug ihm Rechte und Pflichten, wobei er die vermögende Oberschicht nicht in Frage stellte, denn der Einfluss der Bürger auf die Politik wurde nach ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gestaffelt. Nur die reichsten Athener konnten politische Ämter ausüben. Gegliedert wurde die Einordnung nach dem Ernteertrag, angefangen mit 500 Scheffeln abwärts. Damit trieb Solon die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit enorm voran, da nun eine höhere Motivation herrschte, ökonomisch erfolgreich zu sein, um mit zu entscheiden. Gleichzeitig wurde das Gemeinschaftsbewusstsein weiter gestärkt, den theoretisch war kein Bürger mehr ausgeschlossen vom Schicksal der eigenen Stadt.
Ein wichtiges Element der Integration waren gleichfalls ritualisierte Feste, wie die Panathenäen, kultische Spiele zu Ehren der Stadtgöttin Athena Polias. Ab 566 lud man alle Griechen zu diesen Feierlichkeiten ein, wenngleich ähnliche Veranstaltungen in Olympia, Delphi oder Korinth bei den Griechen angesehener und populärer waren. Jedoch wurden die Sieger der panathenäischen Spiele ebenfalls gebührend gewürdigt. Es gab leichtathletische Disziplinen, Wagen- und Pferderennen und gleichfalls musische Wettbewerbe. Der Sieger bekam athenisches Olivenöl aus extra angefertigten Amphoren. Dabei variierte die Anzahl der zu gewinnenden Amphoren je nach Altersklasse und Disziplin. Ein Sieger im Wagenrennen konnte bis zu 140 Amphoren (umgerechnet rund 5.000 l) als Preis einstreichen, was ein sehr lukrativer Gewinn war. Nur an den Ruhm eines Sieges in Olympia kam ein Sieg bei den Panathenäen nicht heran.
Nur wenige Jahre nach den ersten attischen Wettkämpfen war es Peisistratos, Sohn eines Adelsgeschlechts der attischen Ostküste, der die politische Konstellation einer Tyrannis in Athen wiederherstellte. Seine ersten Versuche der Machtübernahme scheiterten, aber 546 schließlich landete er mit einem Sölderheer in Marathon und übernahm nach kurzer militärischer Auseinandersetzung die Herrschaft. Die Grundlage seiner Gewalt war jedoch das Wohlwollen, welches er bei der Landbevölkerung Attikas erreichte. Er führte Staatshilfen bei Missernten ein und ließ besonders Feste zu Ehren des Gottes Dionysos feiern, welcher bei den Bauern sehr populär war. Am Südhang der Akropolis wurde dafür ein Heiligtum eingerichtet. Die Feste zu Ehren des Gottes boten später den Rahmen für die Aufführungen der auch heute noch geschätzten antiken Dramen (später dazu mehr). Peisistratos vergaß aber auch die Adligen nicht und schuf einen Ausgleich mit ihnen. So blühten in Athen Handel und Handwerk weiter auf und insbesondere die Töpferkunst war weit über die Grenzen Attikas hinaus begehrt. Nach Peisistratos Tod übernahmen seine Söhne Hippias und ferner Hipparchos die Macht. Letzterer wurde 514 Opfer eines Attentates, das wohl weniger politische Gründe hatte, als das es aus einer unglücklichen Liebesbeziehung heraus motiviert war. Allerdings setzte sich im kollektiven Gedächtnis der Athener diese Tat als Tyrannenmord fest, denn in Folge des Todesfalls verschärfte Hippias wiederum seine Tyrannenherrschaft beträchtlich, was wiederum zu großer Ablehnung bei der Bevölkerung führte und schließlich dazu, dass er 510 aus Athen vertrieben wurde.
Seine Nachfolge führte zu innerer politischer Unruhe und ständigen Rivalitäten insbesondere beim Adel. Die Lösung dieses Zustandes kam unter der Leitung des Kleisthenes und war etwas revolutionär Neues; eine demokratische Verfassung! Politische und juristische Entscheidungen sollten vom Volk entscheiden werden, in einer von wehrfähigen Männern Athens (daher keine Frauen oder Fremde und natürlich erst recht nicht Sklaven) aufgestellten Versammlung. Ein Exekutivrat aus 500 Abgeordneten sollte entstehen. Um die alten und verkrusteten Strukturen zu brechen, setzte Kleisthenes eine Reform der vier Stammesverbände (Phylen) durch. Er löste die alten Stämme auf und ersetzte sie mit 10 neue Phylen, welche sich nicht nach Abstammung definierten, sondern nach Territorium. Jeder Stamm erhielt drei Gebiete. Eines in der Stadt Athen, eines am Meer und eines im Binnenland. So wurde erreicht, dass alle Phylen ungefähr gleiche ökonomische und damit auch politische Chancen hatten. Jede Phyle konnte 50 Bürger in die Ratsversammlung entsenden. Gleichzeitig wurden Gerichte eingesetzt, die aber mehr als 100 Mitglieder hatten, damit sie zu groß wurden, um nicht die Mehrheit der Mitglieder zu bestechen. Die Reformen wurden von 507 bis 505 durchgeführt, als in Attika rund 120.000 Menschen lebten, in der Stadt Athen selbst rund 7.500. Für antike Verhältnisse war das Gebiet groß und wohlhabend und daher äußerst attraktiv.
Das sahen auch andere Mächte so. Der nach Persien vertrieben Hyppias schloss sich dem dortigen Heer an, das Athen als lohnendes kriegerisches Ziel ausgemacht hatte und 490 einem Feldzug gegen die Stadt unternahm. Nachdem die Perser schnell und reibungslos Gebiete in der Ägäis eingenommen hatten, gingen sie bei Marathon an Land, wo sie aber auf eine beachtliche Truppe von 9.000 Fußsoldaten der Athener trafen und verloren. Ein glorreicher Sieg für die Griechen. Schnell wurde die Schlacht zum Mythos, in welcher Freiheit gegen Knechtschaft siegte und Demokratie gegen Despotie.
Die Perser jedoch waren nur kurz geschlagen und sollten einen neuen Angriff vorbereiten. Der Großkönig Xerxes führte zehn Jahre später ein gewaltiges Heer über den Hellespont, die heutigen Dardanellen, mit einer Brücke aus 300 aneinander befestigten Schiffen in Richtung Athen. Die Athener waren aber ebenso gewappnet und hatten ihre Strategie geändert. Sie setzten nun auf ihre neu aufgebaute Marine. Tatsächlich zeigte sich aber schnell, dass man auch mit 200 Schiffen nichts gegen die persische Übermacht ausmachen konnte. Die Schiffe wurden benutzt, um die Bevölkerung zu evakuieren. Die Perser besetzten Athen. Sie raubten zahlreiche Kunstwerke, unter anderem die beiden Statuen, die zu Ehren der Tyrannenmörder des Hipparchos erstellt wurden und richteten größere Zerstörungen insbesondere auf der Akropolis an. Es kam nun auf eine zweite Auseinandersetzung an, die als Seeschlacht von Salamis bekannt wurde. Die griechischen Poleis einte die Anstrengung gegen den gemeinsamen Feind und sie siegten. Zu Lande wurde eine Entscheidung, in der Schlacht von Plataiai gesucht, in welcher die restlichen Perser geschlagen wurden und zurück nach Kleinasien flohen. Nach der Rückeroberung der Stadt war es den Athenern ein großes Anliegen die beiden Statuen der Tyrannenmörder schnell wieder zu erbauen und so wurde die Vertreibung der Tyrannis und der Sieg über die Perser nachfolgend als eng miteinander verbundene Ereignisse begriffen, die das attische Selbstbewusstsein stärkten.

Athen als Großmacht der griechischen Welt

Im antiken Griechenland existierte nicht ein zusammenhängender Territorialstaat, sondern eine größere Anzahl von einander unabhängigen Stadtstaaten, sogenannten Poleis. Nach dem Sieg gegen die Perser etablierten sich die Polis Athens als eine der führenden Mächte im System der Stadtstaaten.
Der Wiederaufbau der Stadt nach den Verwüstungen durch die Perser gelang schnell und wurde durchaus prachtvoll (mehr dazu im nächsten Kapitel) gestaltet. Seine Stellung in der Welt der griechischen Stadtstaaten festigte Athen mit dem weiteren Ausbau seiner Flotte und wurde so zu einer unumstrittenen Regionalmacht, die darum bemüht war, die Herrschaft über die griechische Inselwelt zu erlangen. Die geeignete Institution dafür war der Attisch-Delische Seebund. Gegründet wurde er im Jahr 477, auf der Insel Delos, der Heimat des Apoll-Kultes, dem sich auch die ionischen Griechen anschließen konnten. Ziel war es, den Druck auf die immer noch als Gefahr wahrgenommenen Perser aufrecht zu erhalten. Athen war sehr einverstanden, dass die Bundeskasse auf der heiligen Insel Delos deponiert wurde, konnte das doch etwas den Eindruck mildern, dass die Athener das Sagen im Bund hatten und Bundesgelder nicht nur für militärische Zwecke, sondern auch zum Ausbau der Stadt ausgaben. Obwohl innerhalb des Stadtstaates die Regeln der Demokratie hochgehalten wurden, war Athen nicht an gleichberechtigter Politik gegenüber den anderen Mitgliedern des Seebundes interessiert, sondern eher darauf, den eigenen Bedarf zu decken. Die attische Polis agierte imperialistisch.
Das wichtigste Problem war das der Getreideversorgung, denn Athen war nicht mehr in der Lage die eigene Polis allein zu versorgen. Schätzungen zeigen dass man rund 84.000 Personen hätte versorgen können, tatsächlich muss die attische Polis im späten 5. Jahrhundert wohl über 300.000 Einwohner gehabt haben.[2] Man kann also davon ausgehen, dass mindestens die Hälfte des Getreides importiert werden musste. Eine große Bedeutung kam dabei der Insel Euböa zu, die gemeinsam mit Lemnos, Lesbos und Thrakien die von Athen systematisch verwalteten Kornkammern waren.
In der griechischen Welt etablierte sich in der Zwischenzeit ein zweiter politisch-militärischer Zusammenschluss, der peloponnesische Bund, der die Städte Südgriechenlands vereinte und von Sparta angeführt wurde. Beide Vereinigungen hatten unterschiedliche Vorgehensweise, wie sie mit ihren Mitgliedern umgingen. Während Sparta versuchte mit seinen Bundesgenossen zusammenzuarbeiten, war der attisch-delische Seebund durch die Herrschaft Athens dominiert, wobei die erfolgreiche attische Führung und der dadurch entstandene Ruhm, die anderen Stadtstaaten so beeindruckte, dass eine attische Dominanz gern in Kauf genommen wurde. Der Bund focht zahlreiche Schlachten gegen die Perser aus, so 466 an der Mündung des Eurymedon und unterstützte Aufstände in Ägypten oder in Zypern.
Eigentlich sollten sich Athen und Sparta, oder eben der attisch-delische und der peloponnesische Bund, nicht in den Weg kommen, denn beide hatten unterschiedliche Interessen. Athen war an der Ägäis, Sparta an der Peloponnes interessiert. Die Probleme starteten, als weniger bedeutende Städte die beiden Stadtstaaten in ihre Konflikte hereinzogen. Ausschlaggebend war Epidamnos, eine strategisch günstig gelegene Stadt an der Adriaküste. Als innenpolitische Probleme in der Stadt zwischen Aristokraten und Demokraten auftauchten, wandten sich die Demokraten an die Mutterstadt Korfu (damals Kerkyra), die wiederum eine Tochterstadt von Korinth ist. Griechische Städte, so muss an dieser Stelle eingeschoben werden, gründeten, wenn sie eine gewisse Größe erreichten, neue Städte bzw. Kolonien, die dann Tochterstädte wurden, was durchaus, wie an diesem Beispiel absehbar, auch über mehrere „Generationen“ weitergeführt werden konnte. Kerkyra lehnte aber das Ansinnen von Epidamnos ab, worauf diese sich an die „Großeltern“ in Korinth wandten. Korinth und Kerkyra wiederum hatten ein sehr unterkühltes Verhältnis, fühlte man in Korinth zu wenig Respekt von Seiten der Tochterstadt, während man dort wiederum die eigenen Leistungen, man war mit 120 Schiffen die zweitgrößte Seemacht Griechenlands hinter Athen, nicht genug gewürdigt sah. Zwischen Stadtstaaten konnte es also durchaus wie in richtigen Familien zugehen. Kerkyra fragte schließlich Athen um Beistand, in dem es um Aufnahme in den attisch-delischen Seebund bat, was Athen wiederum im Gefühl größtmöglicher Machtentfaltung erlaubte. 433 kam es dann zu einer Seeschlacht zwischen Kerkyras Flotte und Schiffen aus Korinth und dessen Verbündeten von der Peloponnes, bis eine Abordnung aus Athen eintraf, die einen solchen Eindruck machte, dass die Korinther sich lieber zurückzogen. Athen, natürlich auch an den wirtschaftlichen bzw. handelspolitischen Möglichkeiten der Adriaküste interessiert, zeigte hiermit deutlich das man sich als Imperialmacht verstand, die einzugreifen gedenkt, wenn ein eigenes Interesse geweckt wäre. Bei einem großen Teil der griechischen Welt traf diese nicht mehr auf großes Gefallen. So zog auch Sparta in den Krieg gegen Athen und den Seebund. Es begann der Peloponnesischer Krieg, der Verwüstung, Grausamkeit, Krankheiten und viele Tote mit sich brachte. Ohne die Tiefe der Auseinandersetzung zu schildern, brach der Krieg bis nach Sizilien hinaus, wo 415 unter anderem die Schlacht um Syrakus stattfand, die Athen verlor. Mit der Schlacht von Aigospotamoi 405 endete der Krieg mit dem fast vollständigen Versenken der athenischen Flotte. Sparta war nun der neue Hegemon in Hellas und setzte eine Schreckensherrschaft aus 30 Tyrannen in Attika ein.           

Der Höhepunkt der athenischen Welt

Der Aufstiegs Athens zur Hegemonialmacht in Griechenland hatte jedoch auch weitreichende innere Entwicklungen in der Polis veranlasst, in welcher sie sich zu einer bis dato noch nie da gewesenen Kulturmetropole mauserte, dessen Erinnerung sich über Jahrhunderte hinweg bis heute gehalten haben. Deshalb folgt jetzt ein Blick zurück, von der Niederlage im Peloponnesischen Krieg hin zum Sieg gegen die Perser.
Der Wiederaufbau nach der Verwüstung durch die Perser löste einen wirtschaftlichen Boom aus. Die Bürger Attikas zogen vermehrt von den ländlichen Regionen der Halbinsel in die Stadt, gleichzeitig wurde der Hafen in Piräus stark ausgebaut, um für die Seemacht Athen dienlich zu sein. Die Anwesenheit in der Stadt war auch der politischen Mitbestimmung geschuldet, denn die Bürgerversammlung und die Gerichte tagten häufig.
Das erforderte zahlreiche Bauaufgaben in der Stadt. Die von Themistokles durchgesetzte Strategie Athen zu einer Seemacht auszubauen, benötigte notwendigerweise den Aufbau eines geeigneten Hafens. Dieser wurde in Piräus, rund vier Kilometer von der Akropolis entfernt an einer geografisch günstigen Stelle erbaut. Von großer Bedeutung war es Hafen und Stadt als Einheit zu verteidigen, womit die Stadtmauern erheblich ausgebaut werden mussten. Ab den 470er Jahren wurden Land- und Seemauern errichtet, die ein Dreieck Athen – Piräus und die Bucht von Phaleron einschlossen. Doch das Gebiet war verteidigungstechnisch zu groß und benötigte zu viele Streitkräfte (die man lieber auf den Schiffen verwendete), um es effektiv zu kontrollieren. So wurde in den 440er Jahren eine dritte Mauer angelegt, die parallel zur Mauer nach Piräus erbaut wurde, die es jedoch ermöglichte eine Transportstraße innerhalb der befestigten Anlage entlang zu führen, bei gleichzeitig geringer Einsatzstärke für das Militär. Die so entstandenen Anlagen wurden die Langen Mauern genannt.
Gleichzeitig zur Stadt an der Akropolis entwickelte sich Piräus damit zu einer (eigenen) wachsenden Stadt, die als Hafen Kaufleute aber insbesondere Schiffsbauer Handwerker anzog.[3] In Athen selbst mussten ebenso neue Häuser erbaut werden, gleichzeitig galt es viele repräsentative Bauaufgaben anzugehen, war man sich doch bewusst, dass man architektonisch seiner Vormachstellung unter den griechischen Poleis Ausdruck verleihen musste. Das bedurfte einer ganzen Reihe von finanziellen Mitteln. Man besann sich einerseits auf die Silberminen in Laureon im Süden von Attika. Diese Minen wurden schon seit dem 3. Jahrtausend genutzt, niemals aber systematisch ausgebeutet, so dass sie volkswirtschaftlich ins Gewicht gefallen wären. Höchstwahrscheinlich fehlten einfach technische Mittel oder ausreichende Arbeitskräfte. Man warb Experten aus Nordgriechenland an, um den Abbau zu forcieren. Der Bergwerksbau, der vom Staat verpachtet wurde, expandierte schnell. Hauptsächlich Sklaven schufteten in den Mienen und schufen damit neuen Reichtum der Polis. Der intensive und auf kurzfristige Einnahmen ausgelegte Bergbau, verursachte mit der Zeit größere Umweltschäden, die sich später im 4. Jahrhundert sehr negativ bemerkbar machten. Viele Gebiete konnten nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden, unverhüttete Silber- und Bleischlacken wirkten sich auf die Gesundheit der Bewohner Athens aus, nicht zuletzt war der Baumbestand in der Region rapide zurück gegangen. Diese Effekte waren aber erst längerfristig bemerkbar. Kurzfristig waren es die Einnahmen die interessierten.
Die andere große Einnahmequelle war die Bundeskasse des attisch-delischen Seebundes, die bis 454 in Delos verblieb, dann aber nach Athen geholt wurde, wo die eingezahlten Bundesgelder noch einfacher für die eigenen städtischen Belange benutzt werden konnte. Der Hegemon zu sein, war zweifellos von Vorteil! In dieser Zeit lebten allein in der Stadt Athen mindestens 35.000 Menschen, was sie zur bevölkerungsreichsten Stadt Griechenlands machte, doch wie schon erwähnt, es war nicht die Größe der Stadt, die uns heute noch beeindruckt, sondern der Beitrag Athens zur Weltkultur.
In jenen Tagen entstanden einige der bedeutendsten Schätze der Menschheitsgeschichte. Herodot veröffentlichte seine Historien, eine erste Universalgeschichte seiner Zeit, die ihm zum „Vater der Geschichtsschreibung“ machten. Aus dem von Peisistratos eingeführten Fest der „Großen Dionysien“ entwickelte sich die griechischen Tragödien. Bei den Festveranstaltungen in der zweiten Märzhälfte wurden in Form eines Wettbewerbs szenische Aufführungen präsentiert, die nicht nur nach ihrem Text, sondern auch nach der Schauspielkunst, der Kostümierung und der Bühnenausstattung beurteilt wurden. Das alles wurde am Südhang der Akropolis in einem rechteckigen Bezirk dargeboten, auf denen hölzerne Bühnen erbaut wurden. Das wohl älteste erhaltene Stück ist Aischylos „Die Perser“ aus dem Jahr 472, in welchem die persische Niederlage aus deren Augen beschrieben wurde. Neu war, dass das Kriegsergebnis nicht als Resultat strategisch-taktischer Fehler aufgeführt wurde, sondern als eine Moralgeschichte welche die Hybris der Perser thematisierte und die Götter erzürnte. Solche Stücke begeisterten das Publikum. Die geschäftstüchtigen athenischen Töpfer produzierten Vasen, welche symbolische Bilder der aufgeführten Stücke wiedergaben und so die zumeist nur ein einziges Mal aufgeführten Werke in Erinnerung hielten. Aischylos Aufführungen erlangten eine so große Popularität, dass einige seiner Tragödien sogar posthum gespielt wurden und Siege bei den Wettbewerben errangen. In seiner Nachfolge agierten Künstler wie Sophokles, dessen Stücke nicht nur politische Themen thematisierten, sondern auch Grundfragen des menschlichen Daseins reflektierten. Noch heute werden seine Werke, wie beispielsweise die Antigone, in Theatern auf der ganzen Welt gespielt. Nicht zu vergessen ist auch der dritte der großen griechischen Tragödiendichter Euripides, der durch seine sozialkritischen Stücke in seiner Heimat Athen nicht die ganz große Popularität erlangte und dessen Aufführungen erst nach seinem Tode euphorisch gefeiert wurden. Rund 100 Jahre später, in der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde unter Lykurg das Theater im Dionysosheiligtum zu einer permanenten Architektur aus Stein erweitert, in welchem 17.000 Personen im halbkreisförmigen Zuschauerraum Platz fanden. Dies zeigt den großen und langfristigen Erfolg der Aufführungen. Am Eingang des Theaters wurden Statuen zu Ehren der drei großen Dramatiker aufgestellt.
Ab der Mitte des 5. Jahrhundertwurde wurde in Athen für die Ewigkeit gebaut. Auf der heiligen Akropolis wurde ein Gebäudeensemble errichtet, dass auch noch heute, rund 2.500 Jahre später, und das als Ruine, die Besucher der Stadt in seinen Bann zieht. Der Initiator des Projektes des Neubaus der Akropolis war Perikles, der mit dem Bau den Anspruch der Stadt bekräftigte, politisches und sakrales Zentrum aller ionischen Griechen zu sein. Diesem architektonischen Meisterwerk der Weltgeschichte soll ein eigener Beitrag gewidmet werden, der hier zu finden ist.
Die Akropolis wurde in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts fertiggestellt, der Blütezeit Athens, in welcher die Stadt sich als die Erzieherin Griechenlands sah. Die gewaltigen Baumaßnahmen erstaunen insbesondere, da die Stadt sich, wie oben beschrieben, des Öfteren im Kriegszustand befand. Zeitgleich mit dem Bau der Akropolis wurde das Hephaiston errichtet, der Tempel für die beiden Götter der Kunstfertigkeit. Der Tempel steht oberhalb der Agora, mit der er über eine Steintreppe verbunden war und bildet in Stein nochmals die künstlerischen Leistungen der Stadt ab, in der nuancenreich und sublim wie noch nie in der Weltgeschichte künstlerische Werke geschaffen wurden. Die Agora, dass städtische Zentrum, war ein offener Platz, auf denen man Gerichtshöfe und Verwaltungsgebäude fand, wobei festzustellen ist, dass die Bürgerversammlungen hier nicht stattfanden, sondern auf dem Pnyx-Hügel, der in etwa, wie ein ansteigendes Theater ausgestaltet war und wo jeder Bürger sein Anliegen vortragen konnte. Das sitzende Publikum konnte hier den Rednern zuhören. Die ekklesia, also die Bürgerversammlung wurde 40 mal im Jahr abgehalten und es war der Ort, wo die Macht der Rhetorik erstmals die Entscheidungen aller Bürger beeinflussen sollte.
Nach der endgültigen Niederlage Athens im Peloponnesischen Krieg verfiel die Vormachtstellung der Stadt in der Welt der griechischen Poleis. Für einige Jahre gab es auch keine Bürgerversammlungen mehr, denn 30 Tyrannen aus Sparta regierten Athen mit teilweise radikalen Säuberungsaktionen unter der Bevölkerung, bevor die Tyrannen letztendlich vertreiben werden konnten und sich wiederum eine demokratische Ordnung durchsetzte. Außenpolitisch nicht mehr bedeutungsvoll, etablierte sich Athen aber als Hort der Bildung neu. Die Geburt der Philosophie, die das Fundament des systematischen und wissenschaftlich orientierten Denkens fand ebenfalls in Athen statt. Sokrates, der in der attischen Demokratie lebte, gilt als der Urvater der Philosophie, der „Meister aller Meister“ (Michel de Montaigne) auch wenn von ihm nur indirekte Quellen vorhanden sind. So stammt alles was wir über bzw. von ihm wissen, aus sekundären Veröffentlichungen seiner Schüler wie Xenophon, oder Platon. Letztgenannter verließ nach dem Todesurteil gegen Sokrates im Jahr 399 Athen, weil ihm ein solches Verdikt alles andere als gerecht vorkam. Er reiste durch die antike Welt und kam schließlich nach Athen zurück, wo er eine kleine Gruppe von Schülern um sich scharte, die er dialogisch von seinen Vorstellungen der Welt unterrichtete. Nördlich der Stadt erwarb er am heiligen Hain des Heros Akademos ein Grundstück und gründete dort eine Schule, die sich nach dem Grundstück Akademie nannte. Daraus entwickelte sich eine Bildungsinstitution, aus der beispielsweise Aristoteles hervorging, welcher später der Lehrer Alexander des Großen wurde.  Als Aristoteles vom makedonischen Königshof nach Athen zurückkehrte, gründete er seine eigene Schule, im Lykeion. Auch Antisthenes, ein anderer Schüler Sokrates eröffnete eine eigene Schule, im folgte Epikur, der sich aus Samos kommend, in Athen niederließ und 306 eine eigene Bildungseinrichtung ins Leben rief, bevor um 300 mit der Stoa die fünfte große Philosophenschule in Athen entstand. Ihr Name entstand aus der Säulenhalle auf dem Hauptplatz der Agora, wo sich Zenon von Kiton mit seinen Schülern traf. Obwohl seiner politischen Bedeutung beraubt wurde Athen so ein Zentrum geistiger Bildung und der Geburtsort der Philosophie.

Athen im hellenistischen und römischen Zeitalter

Tatsächlich waren die politischen Realitäten für die Stadt eher trist. 338 geriet Athen unter makedonische Herrschaft und verlor seine vollständige Souveränität. Die neuen Machthaber zeigten sich jedoch als Förderer der Kunst und Bildung und so blieb der Polis der Ruf als Stadt des Geistes. Großzügig wurde Athen von den ptolemäischen Machthabern aus Alexandria unterstützt, die gern an den panathenäischen Spielen teilnahmen. Auch die Könige Pergamons, wie Eumenes I. sahen in Athen ein Vorbild und baute seine Hauptstadt Pergamon danach um. Mit einigen finanziellen Mitteln beteiligte man sich beispielsweise am Ausbau des Dionysostheaters. König Attalos II. beschenkte Athen mit einer Säulenhalle am Ostrand der Agora, die heute von amerikanischen Förderern wiederaufgebaut wurde und besichtigt werden kann. Athen wurde zu einer Art von kulturellem Zentrum der Antike. Als Handelsstadt musste man sich jedoch langsam dem immer bedeutender werdenden Rhodos geschlagen geben, dass zum neuen Zentrum des ägäischen Handelsnetzes wurde und damit auch dem Hafen Piräus Marktanteile abspenstig machte.
Als die Römer zur neuen Hegemonialmacht im Mittelmeer wurden, ernannten diese Delos zu einem Freihafen, um den Handel im widerspenstigen Rhodos zu schädigen. Athen sollte die Verwaltung von Delos übernehmen. Während die Insel prächtig gedieh kam auch Athen zu neuem Wohlstand. Ein heute noch sichtbares Zeichen ist der Turm der Winde, ein 15m hoher Turm, der um 100 gebaut wurde. Auf seiner Spitze befand sich eine Wetterfahne, die über den acht Seiten des Bauwerks sich drehte und damit die acht Windrichtungen anzeigte, die auf den Seiten allegorisch abgebildet wurden und noch heute zu sehen sind. Für die Seefahrerstadt Athen hatte dies auch praktischen Nutzen, denn die Windrichtung war ein elementarer Fakt für den Schiffsverkehr. Der praktische Nutzen des Turms der Winde wurde verstärkt durch eine eigene Sonnenuhr auf jeder der Seiten. Der Clou des Gebäudes war aber eine Wasseruhr im Inneren, welche die damals präziseste Zeitmessung der antiken Welt ermöglichte.
Den Römern, der neuen „Weltmacht“ der antiken Welt, erwuchs in jenen Jahren ein neuer Feind, das Königreich Pontos, dass von der Südküste des Schwarzen Meeres aus, sich kräftig ausbreitete. Dessen König Mithridates VI. konnte seine Macht bis auf die Ägäis erweitern und in Athen war man bereit sich ihm anzuschließen. Nach innerrömischen Streitigkeiten setzte sich dort Lucius Cornelius Sulla durch, der im Jahr 87 mit einer Armee in Attika auftauchte, die Stadt Athen belagerte, sie einnahm und schließlich massiv zerstörte, woran allerdings Piräus mehr litt als Athen selbst. Sulla ließ insbesondere die Verteidigungsmauern abreisen, die bis dato immer noch den Hafen von Piräus eingeschlossen hatten. Der Hafen verlor damit völlig seine Bedeutung und Athen wiederum seine Rolle als wichtiger Handelsplatz. Die nachfolgenden Herrscher Roms schenkten Athen nur wenig Aufmerksamkeit und es war erst Kaiser Augustus und insbesondere sein Weggefährte Agrippa, welche die Stadt wieder mit Beachtung und Güte bedachten. Agrippa ließ das Odeion auf der Agora bauen, einen Vortrags- und Konzertsaal in welchem bis zu 1.000 Besucher Platz fanden. In der Zeit Augustus fand in Rom eine starke Hinwendung der Öffentlichkeit zu klassischer athenischer Kunst statt, so dass nicht wenige Athener Künstler an der kaiserzeitlichen Kunst beteiligt waren. Gleichfalls fiel Athens Ruf als Bildungsstädte bei den Römern auf offene Ohren. Sie sendeten ihre lernbegierigen Kinder in die Stadt, um an den Philosophenschulen zu studieren. Athen blühte wieder auf und das verdankte die Stadt wiederum ihrem Ruf aus der klassischen Vergangenheit, welche um die Zeitenwände tatsächlich schon mehrere hundert Jahre vergangen war. Athen wurde durch diese Anziehungskraft so etwas wie eine kosmopolitische Stadt der Antike. Hier trafen sich Menschen aus ganz unterschiedlichen Herkunftsgebieten. Schön zeigt dies ein heute noch erhaltenes Monument für Gaius Iulius Antiochus Philopappus, dem letzten Nachkommen einer nordsyrischen Königsdynastie. Im wurde wegen seiner Wohltaten um 116 n. Chr. (ab sofort beziehen sich alle nicht weiter definierten Jahrenzahlen in der folgenden Argumentation auf unsere Zeitrechnung) ein Denkmal gesetzt, dass nicht nur seine Wohltaten für die Stadt Athen pries, sondern auch seine Leistung als römischer Konsul würdigte und seine Herkunft aus königlichen Hause der Kommagene anzeigte. Denkmäler die so unterschiedliche Herkünfte und Orte in sich vereinten, waren äußerst selten in der Antike.   
Es war aber insbesondere der römische Kaiser Hadrian, der Athen weiter ausbaute. In seiner Jugend durchlief er eine klassisch griechische Bildung und fühlte sich als Kaiser berufen, die Stadt zu neuem Glanz zu verhelfen. Ein neues Aquädukt wurde gebaut, neue Straßen und Plätze errichtet und er erließ Gesetze, die den Verkauf des athenischen Olivenöls stark verbesserten und somit die wirtschaftliche Situation der Bürger verbesserte. Hadrian lag insbesondere daran den Ruf Athens als Bildungsstadt zu polieren, weshalb er eine neue Hochschule einrichtete. Auf einer Fläche von 90x120m entstand ein Gebäude für Bibliotheken und Hörsälen, so wie den obligatorischen Säulengängen und Grünflächen.
Im Osten der Akropolis ließ Hadrain das Olympieion vollenden, einen Tempel, der bereits unter den Peisistratiden begonnen wurde. Das ganze Projekt wurde vollkommen neu überdacht. Der Kult des Zeus Panhellenios wurde neu eingeführt und das Gebiet zu einem sakralen Zentrum erklärt, um so den Gemeinsinn aller Griechen zu befördern. Dies geschah mit der Durchführung gemeinsamer Spiele, die unter dem Vorsitz Hadrians erstmals 125 abgehalten wurden. Am Eingang zum Bezirk ließen die Athener ein Denkmal bauen, das Hadrianstor, dass den Kaiser in den höchsten Ehren, als eine Art zweitem Stadtgründer, pries.
Ab dem Ende des 2. nachchristlichen Jahrhunderts erlahmte wiederum die Bautätigkeit in Athen. Trotzdem blieb die Stadt wohlhabend und damit ein beliebtes Ziel für Räuber, die dem spätrömischen Reich immer mehr zu schaffen machten. 267 überfielen die Heruler Athen und richteten schwere Verwüstungen an. Als Reaktion darauf wurde der Bau einer neuen Stadtmauer intensiviert, allerdings in ihren Dimensionen viel kleiner als vor der Zerstörung Sullas. Sie umschloss die Akropolis und die Gebiete nördlich davon. Tatsächlich sollte aber diese Stadtmauer bis ins 19. Jahrhundert hinein ausreichend für die Größe der Stadt bleiben. Das Zentrum der Stadt lag nun in der römischen Agora, die etwas weiter östlich der alten griechischen Agora gelegen war und eigentlich schon länger ein Handelsplatz war. Athen konnte sich aber den Ruf als Ort der Bildung bewahren, auch als das römische Reich sich in zwei Hälften spaltete und Athen nun zum byzantinischen Reich gehörte. Byzanz, das christliche Konstantinopel, wurde zum neuen Machtzentrum der griechischen Welt. Das Christentum wurde zur Staatsreligion und auch in Athen entstanden die ersten frühchristlichen Kirchen, bevor der Einfluss der christlichen Kirche beständig zunahm. Ab dem 5. Jahrhundert baute man heidnische Tempel zu Kirchen um, wie dies nicht nur im Pantheon, sondern auch im Erechtheion, den Propyläen oder im Turm der Winde vollzogen wurde. Dramatisch traf die Stadt, dass durch ein Dekret Kaiser Justinians die philosophischen Schulen der Stadt als Orte des Heidentums geschlossen werden mussten. Damit versank Athen nicht nur als Hort der Bildung in die Bedeutungslosigkeit. Es gibt tatsächlich kaum noch Quellen, die in den nächsten Jahrhunderten von der Stadt sprechen. Athens antike Geschichte war damit zu Ende gegangen.

Athens bedeutungslose Jahrhunderte

Die Stadt lebte weiter, aber nur als größeres Dorf im Schatten von Konstantinopel. Im 11. und 12. Jahrhundert wurden einige neue Kirchbauten errichtet, im byzantinischen Baustil gehalten, wie beispielsweise die wundervolle Agii-Apostoli-Kirche. Als 1204 der 4. Kreuzzug das orthodoxe Konstantinopel eroberte, bildeten sich in Griechenland kleinere Staaten, die in den Besitz der Franken kamen, Athen fiel auch darunter. Das byzantinische Reich und insbesondere Konstantinopel waren aber durch den innerchristlichen Streit (katholische gehen orthodoxe Kirche) so geschwächt, dass 1453 die Stadt und fast in einem Atemzug das verbliebene Reich an die neue Macht Kleinasiens und Osteuropas fielen; das osmanische Reich. Nur drei Jahre nach Konstantinopel fiel Athen ebenfalls an die Osmanen, die der Stadt keine Bedeutung zumaßen. Als die Renaissance das mittelalterliche Europa wachküsste, war Athen so vergessen, dass einige Gelehrte annahmen die Stadt sei zerstört und untergegangen. Tatsächlich lebte sie als kleines Städtchen bis ins 19. Jahrhundert weiter vor sich hin. Die Türken ließen sich auf der Akropolis nieder und bauten dort eine Garnison aus, während die Griechen in der Unterstadt, der heutigen Plaka, lebten. Als die Venezianer 1687 die Stadt erfolglos belagern, zerstörte eine Kanonenkugel das Parthenon, das von den Osmanen als Munitionslager genutzt wurde, nur ein weiteres Detail im dramatischen Niedergang.  
Die Idee des antiken Athens mit seinen kulturellen Errungenschaften von der Demokratie bis zur Philosophie blieben aber in Erinnerung und hielten länger als die Steine auf der Akropolis. Als 1821 der griechische Unabhängigkeitskrieg gegen das osmanische Reich ausbrach, sympathisierte der Großteil von Europa mit den Griechen, die schließlich 1830 ihren eigenen Staat ausrufen konnten. Da nach der französischen Revolution, den napoleonischen Kriegen und dem Wiener Kongress die Zeichen in Europa aber so gar nicht nach einer demokratischen Ordnung für den entstehenden Staat aussahen, bestimmten die europäischen Großmächte einen neuen König für den griechischen Staat. Dafür suchte man sich eine eher schwache Monarchie aus und ernannte einen Wittelsbacher, Prinz Otto von Bayern, zum neuen griechischen König. Griechenland bleib nach 368 Jahren osmanischer Herrschaft und einem erfolgreichen Unabhängigkeitskrieg daher de facto weiter fremdbestimmt.

Das neue Athen entsteht

König Otto reiste 1833 erstmals in sein neues Land und erreichte die kleine Stadt Nafplia auf der Peleponnes, die in Mangel an Alternativen zur Übergangshauptstadt ernannt wurde. Schnell entschloss man sich jedoch, Athen zur Hauptstadt zu machen. In jener Zeit lebten rund 5.000 Menschen in der Stadt, an der die großen Kunstepochen wie Romanik, Gotik, Renaissance oder Barock schlicht vorübergezogen sind, ohne Spuren zu hinterlassen.
Die Ernennung zur Hauptstadt Griechenlandes ist der Beginn des modernen, heutigen Athens. Nach den Zerstörungen des griechischen Befreiungskampfes gegen die Osmanen war nun die Möglichkeit geboten, eine neue repräsentative Hauptstadt zu erbauen. An Plänen dafür mangelte es nicht. Der erste Entwurf für „Neu-Athen“ von Stamátios Kleánthes und Eduard Schaubert wurde ebenso wenig angewendet wie eine Revision dieser Pläne von Leo von Kletze. Es war schließlich der bayrische König Ludwig I., der seinem Sohn Otto I. von Griechenland die Entscheidung abnahm, die hauptsächlich darin schwankte, wo das königliche Schloss errichtet werden sollte. Dies wurde dann auf einer Höhe am Syntágma-Platz gebaut. Von hier aus, so sah es schon der Ur-Plan vor, wurde ein dreiecks-förmiges Straßennetz aufgespannt, dass aus drei Hauptstraßen bestand. Auf der Panepistímiou-Straße wurde ein neoklassizistisches Ensemble aus drei repräsentativen Bauwerken erstellt, der Universität, der Akademie und der Nationalbibliothek, die zusammen die Athener Triologie bilden. Doch schon von Beginn an, setzte die Bodenspekulation allen Plänen massiv zu, obwohl das neue Athen anfangs nur langsam wuchs. Ein Ende des Dreiecks, der Omonia-Platz war noch für 50 Jahre das äußere Ende der Stadt.
Nachdem 1863 König Otto abgesetzt wurde, übernahm der dänische Prinz Wilhelm den Thron in Griechenland, dass in den Folgejahren zahlreiche neue Gebiete, wie die ionischen Inseln, Thessalien und Teile von Epirus zugesprochen bekam und damit wuchs. Zum Zeichen, dass die Industrialisierung auch im Südosten Europas Einzug hielt, wurde die erste Eisenbahnverbindung des Landes 1869 zwischen Athen und Piräus eröffnet. Sie ist eine Vorstufe der später weiter ausgebauten Athener U-Bahn. 1880 schließlich zählte die Stadt bereits 100.000 Einwohner und wurde zur Großstadt. 1888 wurde das Kongresszentrum Zappeion in der Nähe des Königsschlosses eröffnet und 1896 die ersten olympischen Spiele der Neuzeit in Athen gefeiert, die jedoch eine durch und durch moderne Version der Spiele darstellten und mit den antiken olympischen Wettkämpfen nur noch sehr wenig zu tun haben. Griechenland als Staat wuchs auch zu Beginn des 20.Jahrhunderts und verleibte sich 1913 nach dem zweiten Balkankrieg den größten Teil von Makedonien und die Hafenstadt Thessaloniki ein. Mit dem Griechisch-Türkischen Krieg von 1919/22 kommt es zur kleinasiatischen Tragödie, als griechische Ideen die Grenzen des alten byzantinischen Reiches für sich wiederzuerlangen kläglich scheitern und die alte Hafenstadt Smyrna (das heutige Izmir) völlig zerstört wurden und an die Türkei fiel. 1923 wurde die Türkei im Vertrag von Lausanne zu einem souveränen Staat erklärt und ein Bevölkerungstausch vereinbart. 500.000 Türken mussten griechische Gebiete verlassen, und 1,5 Millionen Griechen, türkisches Staatsgebiet. Viele siedelten sich in den Vorstädten von Athen an, wo zahlrieche neue Wohnviertel entstanden, die an die alten Städte erinnern (z.B. Nea Smyrni). Das war der Beginn der gewaltigen Ausdehnung der Athener Stadtlandschaft. Gleichzeitig konnte die Stadt sich als Ort von Kunst und Kultur wieder einen Namen machen, 1933 beispielsweise wurde hier die Charta von Athen unterzeichnet, dass Manifest der modernen Architektur.
Der 2. Weltkrieg brachte erst einen italienischen Angriff und dann die deutsche Besetzung des Landes. Nachfolgend zur Unterdrückung kamen Hunger und Tod. In den Kriegswintern 41/42 und 42/43 sollen im Großraum Athen über 100.000 Menschen verhungert sein. Es folgte der griechische Bürgerkrieg von 1944 bis 49, der die griechische Volkswirtschaft an den Rand ihrer Auflösung brachte. Trotzdem, oder vielleicht eher deshalb, zogen verstärkt in 1960er Jahren immer mehr Menschen nach Athen, war dies doch die wirtschaftlich stabilste Region, eines insgesamt rückständigen europäischen Staates, der erst nach dem Ende der Militärjunta 1974 wieder eine Demokratie einführte. Dem langzeitig vollkommen ignorierten Ausbau der städtischen Infrastruktur wurde erstmals in den 1990er Jahren begegnet. Getrieben von der Olympia-Bewerbung für 2004 wurden die U-Bahn, Autobahnen und ein neuer Flughafen ausgebaut. Mit dem Ausrichten der Olympischen Spiele wurden diese Bemühungen nochmals verstärkt. Die Pláka wurde sorgsam renoviert und die antiken Sehenswürdigkeiten zu einem zusammenhängenden Kulturstätten-Areal vereinigt.  So ist Athen auch heute noch eine Stadt, die auf Fremde besonders anziehend wegen seiner historischen Bedeutung und dessen sichtbaren Zeugen ist, aber es ist auch eine moderne Stadt mit viel Leben, die aber noch etwas baufälliger und unaufgeräumter wirkt, als andere „schicke“ europäische Metropolen.        

Literaturempfehlungen:

Ulrich Sinn „Athen. Geschichte und Archäologie“ (2004); eine kurze und übersichtliche Einleitung in die Geschichte der Stadt insbesondere in der Antike

Klaus Gallas „Reclams Städteführer Athen“ (2013); ein hervorragendes Büchlein für jeden Athen-Reisenden, starke Orientierung an den archäologischen Sehenswürdigkeiten, aber sehr fundiert und erhellend geschrieben

Colin McEvedy „Städte der klassischen Antike“ (2011); in diesem Buch werden 120 Städte der Antike vorgestellt, u.a. auch Athen und Piräus, ein Reiseführer in die Vergangenheit

Richard Sennett „Fleisch und Stein. Der Körper und die Zivilisation in der westlichen Welt“ (1997); in diesem Buch werden das Körperbewusstsein, Rituale und kulturelle Muster in verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte beleuchtet, u.a. auch im Athen zu Zeiten Perikles 

David Abulafia „Das Mittelmeer. Eine Biographie“ (2013); auch in Abulafias wundervoller Biographie der Geschichte des Mittelmeers ist selbstverständlich das klassische Athen und besonders seine Auseinandersetzungen mit anderen Polei vertreten

 

Anmerkungen:

[1] Der Name der Stadt wurde bis in die letzten Jahrzehnte hinein immer im Plural verwendet (Athēnai; im Englischen übrigens heißt die Stadt heute noch Athens) und erst in den 1960er Jahren setzte sich im Griechischen die Einzahl Athína mehr und mehr durch.   

[2] Siehe genauer bei Albulafia, David „Das Mittelmeer. Eine Biographie“ S. 197

[3] Noch heute gehört Piräus nicht zum Stadtgebiet Athens und ist eine eigenständige Stadt.

Krakow (Krakau)

Geschichte der Stadt Krakau | urban facts Krakau

Die alte Hauptstadt Polens ist vielleicht die schönste Stadt des Landes und wird gern in einem Atemzug mit Prag und Budapest genannt, wenn es um die sehenswertesten Orte Zentralosteuropas geht. Kurz nach der Wende war Krakau eine Art Geheimtipp, als alle in den Westen fuhren, gab es in Osteuropa viel zu entdecken und der Satz: „Krakau musst du gesehen haben“ war eine quasi-alternative Gegenbewegung. Heute ist Krakau sicherlich kein Geheimtipp mehr, dafür sind die Zeiten des Städtetourismus zu stark geworden in der fast kein Ort mehr unentdeckt bleibt. Das soll aber keinesfalls heißen, die Stadt im Süden Polens wäre nicht sehr sehenswert.

Die Hauptstadt der Provinz Kleinpolens hat sich heute zur vielleicht bedeutendsten touristischen Städtedestination in ganz Polen entwickelt. An der Weichsel gelegen (dem bedeutendsten Fluss des Landes), thront hier die alte Königsburg Wawel auf einem mächtigen Felsen über dem Strom. Krakau ist zwar nicht mehr Hauptstadt Polens, doch auch hier scheint das Herz der Nation deutlich vernehmbar zu schlagen, so ist doch der Wawel vielleicht die bedeutendste Adresse einer Nation, die nationalen Heiligtümern durchaus zugeneigt erscheint.

Hinter der Burg breitet sich die hervorragend erhaltene Altstadt Krakaus aus, was umso mehr überrascht welche historischen Katastrophen in den letzten Jahrhunderten über das Land rauschten. Beeindruckend ist der mächtige Zentralplatz, der Rynek, der sicherlich einer der schönsten Plätze Osteuropas ist, wobei man als Deutscher (und damit als sich selbst quasi im Kern Mitteleuropas liegender Betrachter) sich in Krakau immer wieder fragt, welchen Teil des Kontinents man hier im Osten Polens betritt, ist das noch Mitteleuropa, oder schon Osteuropa? Zentralosteuropa ist eine etwas sperrig klingende Alternative, die aber nicht unpassend erscheint.

Deutlich kann man Krakaus stolze Geschichte in den Straßen und auf den Plätzen erkennen, So auch im jüdischen Viertel, in welchem man sich (und hier insbesondere wieder als deutscher Besucher) dem Gedanken stellen muss, dass Auschwitz gerade mal 70km westlich der Stadt liegt, was auch zahlreiche Tourenanbieter in der Stadt deutlich machen.

Krakau ist einerseits eine alte Stadt, weil hier zahlreiche Bauwerke den historische Charakter erkennen und das altehrwürdige erinnern lassen, gleichzeitig ist es aber auch eine junge Stadt im Aufbruch. Junge Polen, unter ihnen sehr viele Studenten, strömen ebenso durch die Gassen der Innenstadt, wie die vielen Touristen aus zahlreichen Ländern Und auch landschaftlich reizvoll wird es insbesondere südlich der Stadt, wo es immer hügeliger wird, bis dann – in einiger Entfernung von über 100km allerdings – die Hohe Tatra sich aufstellt, das höchste Gebirge der Karpaten.

Geschichte der Stadt Krakau

Der Wawelhügel, wo heute die Burg thront ist gleichzeitig das historische Zentrum der ganzen Region, denn hier sollen schon vor 20.000 Jahren erste Menschen gesiedelt haben, wenngleich für viele Jahrtausende von einer Stadt natürlich keine Rede sein konnte. Die Geschichte dieser beginnt mit der ersten Erwähnung Krakaus in einem Dokument. 965 schrieb der arabisch-jüdische Kaufmann Ibrahim ibn Yaqub, der aus dem damals muslimischen Tortosa (im heutigen Katalonien) stammte, seine Reiseberichte durch Mitteleuropa und erwähnte dabei die Stadt, die seinerzeit zu Böhmen gehörte. 999 wurde das Gebiet aber von Bolesław I. von Polen erobert und gehörte damit zum Reich der Polanen und der Herrscherdynastie der Piasten. Die Stadt muss damals schon einige Bedeutung besessen haben und wurde zum Bischofssitz erhoben. Das erste steinerne Gebäude, damals alles andere als eine Selbstverständlichkeit, wurde auf dem Wawel-Hügel erbaut. Schon 1039 machte Kasimir I. Krakau zur polnischen Hauptstadt, wobei die administrative Wirkung einer solchen Entscheidung natürlich nicht mit unseren Zeiten vergleichbar ist. Trotzdem führte dies zu einem Aufblühen des Ortes. Streit, Absetzungen und sogar Tod zwischen den Mächtigen des Landes begünstigte jedoch vielerlei Wirrnisse und zwischenzeitlich musste Krakau auch seine Hauptstadtfunktion an Płock abtreten, doch gewann diese 1138 zurück. Da die Krakauer Fürsten eine bedeutende Rolle in Polen spielten und die Stadt auch dadurch ziemlich attraktiv war, wanderten viele Juden und Deutsche in jener Zeit nach Krakau ein. Doch diese Attraktivität zog auch Feinde an. Die Mongolen mit der Armee der Goldenen Horde griffen 1241 Krakau an und zerstörten die Stadt, wobei sich die Bürger versuchten in der Burg zu schützen.
Nach der leider sehr umfassenden Zerstörung wurde Krakau wieder aufgebaut und bekam 1257 das Magdeburger Stadtrecht zugesprochen. Marktplätze wurden wieder angelegt und die Straßen in einem Schachbrettmuster angelegt. Bolesław V. ließ den Salzabbau in der Umgebung fördern, was insbesondere im weiteren Verlauf des Mittelalters zu einer sehr einträglichen Quelle des Wohlstandes für Krakau werden sollte. 1335 wurde in direkter Nachbarschaft der Stadt Kazimierz das Magdeburger Stadtrecht verliehen und diese neue Stadt trat in Konkurrenz zu Krakau. Erst 1800 wurde Kazimierz eingemeindet und noch heute befindet sich hier das Jüdische Viertel, dass allerdings erst 1494 an diesem Ort angelegt wurde, als die Juden in Krakau Pogromen zum Opfer fielen und dadurch die Stadt verlassen mussten. Kazimierz wurde dadurch zu einem Zentrum des jüdischen Lebens in Polen.
1364 wurde aus der seit 1150 existierenden Lateinschule des Bistums die Krakauer Akademie gegründet, aus der später die Jagiellonen-Universität hervorging. Damit hat die Stadt nach Prag die zweitälteste Universität in Mitteleuropa, an der heute fast 50.000 Studenten immatrikuliert sind. Die Universität bekam übrigens schon früh großen finanziellen Zuspruch, denn Hedwig von Anjou wurde 1384 „König“ (nicht Königin!) von Polen und heiratete zwei Jahre später Władysław II. Jagiełło den Großfürsten von Litauen, womit das Großreich Polen-Litauen entstand. Hedwig wiederum vermachte nach ihrem frühen Tod ihr Erbe der Universität. Krakau wurde nun als Universitätsstadt und Hauptstadt eines der größten Territorialreiche des damaligen Europas zu einer bedeutenden Metropole des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Die Stadt trat der Hanse bei und viele Gelehrte wurden vom geistigen Klima Krakaus angezogen. Nikolaus Kopernikus beispielsweise, studierte an der hiesigen Universität. Die Druckerpresse, ein Werkzeug von revolutionärer Breitenwirkung hielt schon kurz nach ihrer Erfindung durch Gutenberg Einzug in der Stadt. Der Humanist Conrad Celtis gründete die „Sodalitas litteraria Vistulana“, eine polnische Akademie des Renaissance-Humanismus. Um 1500 soll Krakau rund 30.000 Einwohner (wohl aber mit Vorstädten) gehabt haben und damit zu den größeren Städten Europas gehört haben. Kirchen wuchsen in den Himmel und die heute noch zu bestaunenden Meisterwerke aus Gotik und Renaissance entstanden, das wohl beeindruckenste Beispiel dafür ist das Königsschloss, dass Sigismund I. von italienischen Baumeistern erbauen ließ und deren Sigismund Kapelle auch heute noch zu einem der schönsten Bauwerke der italienischen Renaissance außerhalb Italiens gezählt wird. Die Stadtmauer wurde nach den neuesten Ansprüchen der Verteidigung erweitert.
Wohlstand und Reichtum der Stadt zogen sich noch durch das ganze 16.Jahrhundert bis Sigismund III. Wasa 1596 Warschau zu seiner neuen Hauptstadt machte. Obwohl noch einige barocke Bauprojekte in der Stadt durchgeführt wurden, nahm Krakaus Bedeutung durch diese Entscheidung rapide ab. Fremde Armeen plünderten im 17. Jahrhundert die Stadt, noch schlimmer war eine Pestepidemie, die zu tausenden Opfern führte. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte Krakau (allerdings ohne Vorstädte) nicht mal mehr 10.000 Einwohner.
1795 wurde Polen zum dritten Mal zwischen den Großmächten Preußen, Österreich und Russland geteilt und damit aufgelöst. Krakau wurde so Teil des Kronlandes Galiziens, dass der Habsburgermonarchie angehörte. Danach kam es zu raschen Veränderungen der Machtkonstellationen. Napoleon Bonaparte teilte Krakau zum Herzogtum Warschau zu. Nachdem Wiener Kongress wurde der Stadtstaat Republik Krakau gegründet, der sich bis 1846 hielt und unter der gemeinsamen Kontrolle Österreichs, Preußens und Russlands stand. In Folge eines Aufstandes in Posen, rebellierte auch die Krakauer Bevölkerung am 18. Februar 1846 für einen eigenen polnischen Staat. Der Aufstand wurde rasch niedergeschlagen und Krakau kam wieder zum Kornland Galizien, wiederum unter österreichische Kontrolle. Krakau entwickelte sich jedoch zu einem Zentrum für polnische Kunst und Geisteshaltung, auch bedingt durch eine relative Unabhängigkeit, welche die k.u.k. Monarchie Österreich-Ungarn, Galizien zustand. Seit 1856 war es mit der Nordbahn mit Wien per Eisenbahn verbunden und wurde gerade um die Jahrhundertwende 1900 herum stark modernisiert.
Nach dem Ende des 1.Weltkriegs gelangte ganz Galizien und damit auch Krakau zum neu gegründeten polnischen Staat und wurde neben Warschau und Lemberg zu einem Zentrum des neuen Landes. Doch schon 1939 endete die freiheitliche Zeit wieder mit dem Polenfeldzug Deutschlands und der kampflosen Einnahme der Stadt am 6.September 1939. Die Nationalsozialisten gründeten eine neue Verwaltungszone mit dem Generalgouvernement, auf dessen Gebiet sie einige Konzentrationslager errichten ließen, wie das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, in dem allein rund 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden und das wohl das schlimmste Zeitdokument industriellen Mordens der Menschheitsgeschichte ist. In Krakau selbst (etwas 70km östlich davon), wurde ein Ghetto angelegt, dass sich aber nicht in Kazimierz, sondern im Stadtteil Podgórze auf der anderen Seite der Weichsel befand. Späte Berühmtheit erlangte hier Oskar Schindler, der in seiner Emailefabrik rund 1.200 Juden das Leben rettete, in dem er sie vor der Auslieferung an die Vernichtungslager bewahrte.
Obwohl Krakau von Bombenangriffen im 2.Weltkrieg verschont blieb verlor es rund die Hälfte seiner Einwohner und fast seine gesamte jüdische Bevölkerung. Vor der Befreiung der Stadt durch die Rote Armee im Januar 1945 flohen fast alle deutschen Einwohner der Stadt, wie auch die Truppen der Wehrmacht. Daher konnte die Sowjetarmee Krakau ohne Zerstörung einnehmen. Zusammen mit dem Fakt das Krakau nicht Opfer von Bombardements ist dies das große Glück für die erhalten gebliebene Architektur der Stadt.
In unmittelbarer Nachbarschaft Krakaus entstand ab 1949 der Stadtteil Nowa Hutta, in welchem das damals weltgrößte Stahlwerk gebaut wurde. Später war es gerade hier zu einem größeren Erfolg der Solidarność Bewegung gekommen, welche das bestehende sozialistische System Polens kritisierte. Geradezu revolutionär und der anti-kommunistischen Stimmung im Land starken auftrieb gebend, war kurz vorher schon die Wahl des Erzbischofs von Krakau, Karol Wojtyła, zum neuen Papst im Jahr 1978. Im gleichen Jahr übrigens, als die Altstadt von Krakau zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Das lag auch am glücklichen Umstand, dass es seit der Zerstörung im Tartarensturm des 13.Jahrhunderts in der Stadt keine weitreichenden kriegerischen Verwüstungen gab und es damit eine baugeschichtlich weit zurückreichende Architekturlandschaft in Krakau erhalten blieb.

urban facts Krakau

Allgemeine Daten:

Einwohner: Stadt / Metroregion

Stadt: 766.739 (2017)
Metro: 1.498.499

Einwohnerentwicklung: Stadt

2010-2017: +1,4%

Fläche: Stadt / Metroregion

Stadt: 327 km²
Metro: 4.065 km²

Bevölkerungsdichte: Stadt / Metroregion

Stadt: 2.342
Metro: 370

Koordinaten

50°4‘N, 19°56‘ O

Geographische Höhe

219m

Niederschlagsmenge /Regentage / Sonnenstunden pro Jahr

670mm / 148 / 1396

Fluss

Weichsel

KfZ-Kennzeichen

KR

Infrastruktur:

Bürgermeister

Jacek Majchrowski (Bund der demokratischen Linken) seit 2002

Verwaltungstechnische Bedeutung

Hauptstadt der Woiwodschaft Kleinpolen

Anzahl Besucher im Jahr

12 Millionen (2016)

Global City Status

High Sufficiency

Verkehrsfluss – Staugefahr

122. Platz weltweit; 36 h pro Jahr im Stau

Flughafen

Międzynarodowy Port Lotniczy im. Jana Pawła II Kraków-Balice (KRK; eröffnet 1968; 5,8 Mio; PAX 2017; 2.größter Flughafen Polens ; 1 Landebahn (07/25), 2 Terminals; 11km W der Innenstadt)

ÖPNV

Straßenbahn:
eröffnet 1882; 27 Linien auf 97km Streckenlänge (Linienlänge 343km) und 185 Mio. PAX pro Jahr (2010)

Entfernung nach…

Breslau 270km (LL: 235km; Auto: 2h55min; Bahn: 3h 30min)
Warschau 295km (LL:252km; Auto: 3h55min; Bahn: 2h15min)
Lemberg 326km (LL: 294km; Auto: 3h30min; Bahn: 5h20min)
Dresden 520km (LL: 450km; Auto: 5h; Bahn: 8h25min)
Wien 450km (LL:330km; Auto: 5h; Bahn: 7h55min)

nächster Ort über 500.000: Breslau 270km
nächster Ort über 1000.000: Warschau 295km

Kultur / Geschichte:

Universitäten

Krakau hat 11 Hochschulen mit ca. 210.000 Studenten, die Wichtigsten sind:
Uniwersytet Jagielloński (Jagiellonen-Universität); UJ; gegründet 1364; älteste polnische und zweitälteste Universität Mitteleuropas: 43.000 Studenten (2017)
Politechnika Krakowska im. Tadeusza Kościuszki (TU Krakau); PK; gegründet 1946 mit ca. 17.000 Studenten
Akademia Górniczo-Hutnicza im. Stanisława Staszica w Krakowie (Wissenschaftlich-Technische Universität); AGH; geründet 1919; 35.000 Studenten (2014)

Anzahl Museen

28 (laut wikipedia.de)

Sportvereine der Stadt

Fußball:
Wisła Kraków; gegründet 1906; 13x Poln.Meister; 4x Pokalsieger; Ø-Zuschauer: 14.421 @ Henryk-Reyman-Stadion (33.326) 2017/18
KS Cracovia; gegründet 1906; 5x Poln. Meister (letztmalig 1948); Ø-Zuschauer: 4.870 @
Marszałek Piłsudski Stadion (15.016) 2017/18; die Eishockey Abteilung wurde 12x Poln. Meister
Beide Vereine gälten als älteste Fußballklubs Polens und sind große Rivalen

Erste urkundliche Erwähnung

965

Gegründet von:

Slawen

Großstadt seit

ca. 1904

Das entscheidende Jahr

1596 verliert Krakau den Titel polnische Hauptstadt an Warschau

Meisten Einwohner im Jahr

heute

Man trifft sich am:

Brunnen vor der Marienbasilika

Wirtschaft / Attraktivität:

Sehenswürdigkeit Nr.1

Wawel

Architektonisches Highlight

Wawel-Kathedrale

Pracht-Straße / Platz

Rynek Glowny

Höchstes Gebäude

Cracovia Business Center (103m)

Meist fotografiertes Gebäude

Marienkirche am Rynek

Konzernzentralen von

Comarch (Software; 5.300 Angestellte weltweit)

Verfügbares Einkommen

4.547 zł (im Nicht-Finanzbereich) = 1.063€

Arbeitslosenquote

4,9 % (gilt für Woiwodschaft Kleinpolen 5/2018)

Bevölkerungsentwicklung:

1100

1300

1400

1550

1791

1835

1870

1900

1910

1921

5000

10000

14000

18000

23.591

36.000

49.800

85.300

137.592

184.300

1939

1945

1955

1965

1975

1985

1995

2005

2015

259.000

298.500

428.321

520.145

684.600

740.120

744.987

756.629

762.508

 

Naxos

Daten

Größe: 429 km² |
Nord-Süd Ausdehnung: 32km |
Ost-West Ausdehnung: 23km |
Küstenlinie: 148 km |
höchster Punkt: Zaz (1002m) |
17.900 Einwohner | Hauptort: Chora |
Teil des Archipels der Kykladen | Entfernung nach Athen: 185 km Luftlinie

Naxos ist die größte Insel des Archipels der Kykladen, welche sich im Ägäischen Meer befinden und zu Griechenland gehören. Naxos steht etwas im Schatten von Mykonos und Santorini, den bekanntesten Inseln der Kykladen, was den großen Vorteil hat, dass es hier weitaus ruhiger zugeht als im eher hektisch touristischen Mykonos beispielsweise. Zwar kann auch das Leben in Naxos sprudeln, hauptsächlich in der Chora, der Hauptstadt der Insel, mit ihren engen weißen Gassen an den Hängen der Burganlage. Sobald man jedoch nur einige Kilometer davon entfernt ist, transformiert sich Naxos schnell in eine sehr entspannte Insel mit vielen Facetten. Es kann teilweise sehr rau werden, wie im Bergland, um den Zaz (den Zeus), der mit 1001m immerhin der höchste Berg der gesamten Kykladen ist, wo nach sich sowohl alte Anlagen des Schmiergelbergbaus finden, als auch verträumte Dörfchen, wie Aparathos, oder alte Kirchenbauten. Auch der Strand- und Meerestourist trifft in Naxos sowohl auf gut ausgebaute Badestrände, wie in Plaka, aber auch auf abgelegene Buchten, wie in Ormos Kalandou, wo man teilweise über schlimme Schotterpisten zum nächsten Strand preschen muss. Wer dazu noch nach einer weit in die Vergangenheit reichende Geschichte sucht, die man an einigen Stellen noch nachvollziehen kann, wie bei den drei Kourosfiguren oder in den Tempelanlagen Iria oder Dymitra, der kann auf Naxos einiges erleben.

Naxos als Teil der Kykladen

Naxos ist nur als Bestandteil der Inselkette der Kykladen wirklich zu verstehen. Wie an einer Perlenschnur in der Ägäis aufgereiht (die Nachbarinsel Paros zum Beispiel an der engsten Stelle nur 5km weit von Naxos entfernt) liegen die insgesamt 220 Inseln (wobei wirklich bedeutend nur knapp 30 sind und beim antiken Autor Strabon nur 12 Inseln zu den Kykladen gezählt wurden) und schon der Name des Archipels weist auf einen gemeinsamen Zusammenhang hin. Dafür entscheidend ist die in der Antike wichtigste Insel der Kykladen, Delos. Seit vielen Jahrhunderten verlassen, ist das heute unbewohnte Eiland ein Freilichtmuseum. In der Antike aber war es mit seinem Apollonheiligtum ein blühender Ort der Heiligenverehrung und des Handels, der als Geburtsort von Artemis und Apollon eine hohe mythische Bedeutung besaß. Delos galt als Mittelpunkt der griechischen Inselwelt, weshalb die Kykladen auch als der Kreis (kyklos = Kreis) um Delos angesehen wurden und so das Archipel zu seinem Namen kam.

Die Mythenwelt auf Naxos

Naxos hat in der mythischen Götterwelt der Antike als Jugendort von Zeus Bedeutung, der hier eine Liebesnacht mit der Sterblichen Sémeli verbrachte, was diese mit Schwangerschaft und Tod bezahlen musste, denn kein Sterblicher konnte den Anblick der Götter überleben. Zeus jedoch nahm sich des Fötus an und pflanzte ihn sich in den Schenkel. Nach seiner „zweiten“ und nun richtigen Geburt bekam das göttliche Wesen den Namen Diónysos. Der Zögling wurde auf dem Berg Nysa von drei Nymphen aufgezogen (wobei je nach Zuschreibung der Berg Nysa auch an einem völlig anderen Orten der Antike liegen könnte und nicht zwangsläufig auf Naxos). Heute als Weingott bekannt, feierte Diónysos auf der Insel Naxos seine orgiastischen Feste. Die Gestalt des Diónysos inspirierte noch viele Jahrhunderte lang Künstler und Denker, sein Mythos findet sich auf zahlreichen Gemälden wieder und Friedrich Nietzsche beschreibt die menschliche Existenz aus dem Gegensatz des rauschhaft Dionysischen und dem ästhetisch kontemplativen Apollinischen. Nicht zuletzt auf der Dresdner Semperoper thront er zusammen mit Ariadne als Figur der Panther-Quadriga. Eben jene Ariadne ist ebenfalls mit Naxos verbunden. 
Die als Fruchtbarkeitsgöttin verehrte Ariadne ist ein gleichfalls ein noch heute gern genutztes Sujet. Über 40 Opern, Balladen und Dramen wurden um und über ihre Figur geschrieben. Die mythologische Geschichte der Antike beschreibt wie Theséus aus Kreta zurückkehrt, wo er mit dem Stiermenschen Minotaurus rang und ihn schließlich tötete, aber auch seine Geliebte Ariadne zurückließ. Warum, das ist Bestandteil vieler unterschiedlicher Erzählungen. In der Odyssee wird beschrieben, wie die Tier und Todesgöttin Artemis Ariadne tötete, weil diese ihrem verbundenen Diónysos untreu wurde. In der Zeit des Hellenismus wurde die Geschichte jedoch anders erzählt, hier verließ Theséus die Ariadne, mal wegen eines geheimen Zaubers, mal wegen einer anderen Geliebten oder aber weil Diónyseus Ariadne begehrte und beide sich verheirateten. Er ließ ihr ein prächtiges Tor bauen, wo heute das Tempeltor in Naxos steht. Theséus jedenfalls nahm der Verlust von Ariadne ziemlich mit und segelte zerknirscht nach Athen, wo er kurz vor seiner Ankunft jedoch vergaß weiße Segel zu hissen. Diese wären für seinen Vater das Zeichen gewesen, dass sein Sohn wohlbehalten in die Heimat zurückkäme. Der Vater jedoch sieht das Schiff, aber nicht die weißen Segel und vor lauter Kram, das sein Sohn vermeintlich beim Kampf mit Minotaurus gestorben sei, stürzte sich Aigéus ins Meer, was seit jenem Tagen nach ihm benannt ist, das Ägäische Meer.

Geschichte Naxos: Von der Kykladenkultur bis in die späte Antike

In jenes Meer also, wo auch Naxos zu finden ist. Die ältesten Spuren tatsächlich existierenden Lebens auf der Insel gehen zurück ins 4.Jahrtausend v. Chr.  Bei vielen archäologischen Fundstücken handelt es sich um Marmor-Idole, die der Zeit der sogenannten Kykladenkultur zugerechnet werden. Anfangs entstanden geigenförmigen Figuren, die im Laufe der Jahrtausende (!) sich zu Figuren wandelten, die Menschen mit gekreuzten Armen zeigten und immer größere Dimensionen erlangten. In der Mitte des 2. Jahrhunderts v.Chr. erreichten sie die Größe von damaligen Menschen (ca. 1,50m). In diesem sehr langen Zeitraum (wir sprechen hier über eine Periode die länger ist als vom Leben Jesus Christus bis heute) wechselten sich Siedler und Herrscher auf den Kykladen ab. Erst sollen die Thraker vom Festland eingewandert sein, ihnen folgte die Karer, nach deren ersten Anführer die Insel Naxos ihren Namen hat, dann Phönizier und danach Minoer, schließlich die Mykener.
Ab dem Jahr 1000, wohlgemerkt weiterhin vor unserer Zeitrechnung, kann man konkretere Aussagen zur Geschichte machen. In jener Zeit lebten die Ionier auf vielen Kykladeninseln. Da Naxos nicht nur die größte Insel des Archipels ist, sondern auch Bodenschätze wie Marmor und Schmiergel besaß, entwickelte sich die Insel wirtschaftlich gut. Die griechische Bildhauerkunst der klassischen Antike erfährt große Einflüsse von Naxos aus. Das kann man tatsächlich heute noch sehen. Auf der Insel liegen drei Kouros-Statuen. Es handelt es sich dabei um monumental große (6-8m) Figuren von jungen Männern, die in der archaischen Zeit (also von ca. 700- 500 v. Chr.) aus Stein gehauen worden. Auf Naxos kann man drei dieser Jünglingsstatuen entdecken. Das sie überhaupt heute noch sichtbar sind, ist dem Umstand geschuldet, dass sie zur Zeit ihrer Produktion Ausschuss darstellten. Alle drei hatten einen Fehler und wurden deshalb nicht weiterbearbeitet. Am Beispiel des Kouros von Flerió kann man noch heute sehen, dass bei seiner Herstellung wohl das rechte Bein abbrach, weshalb man das angefangene Kunstwerk liegen ließ. So liegt er noch heute da, nun von einer kleinen Mauer vom Wind abgeschirmt und unter dem kühlenden Schatten der Bäume (nicht das er etwas davon wirklich bräuchte). Nur 15 min Fußweg von ihm findet man einen zweiten Kouros, relativ frei an einem Hang liegend. Im Norden der Insel ist sogar ein 10m hoher Kouros zu finden, ebenfalls rund 2500 Jahre alt. Seine Größe ist beeindruckend, dafür ist er jedoch ein recht unfertiger Klotz, bei dem man nur Konturen erkennen kann. Es ist wahrscheinlich, dass es bei diesem Kouros beim Herauslösen des Gesteins Probleme gab und man ihn hier deshalb so liegen ließ. Wären diese Figuren nicht misslungen, wären sie wohl weiter verfrachtet wurden. Entweder auf die heilige Insel Delos, wo die Naxioten zahlreiche Bauwerke errichten ließen (natürlich auch um politischen Einfluss zu gewinnen), oder aber in Délphi oder Athen, wo ebenfalls sehr häufig die gefragten Steinprodukte aus Naxos aufgestellt wurden.
In jener Zeit war der Einfluss, den die Insel in der antiken Welt des Mittelmeeres ausübte gar nicht mal klein. In Sizilien gründeten einige Naxianer sogar eine Kolonie (unter dem heutigen Namen Giordani Naxos). Das Wahrzeichen von Naxos, das Tempel Tor am Hafen stammt ebenfalls aus jenen Tagen. Es wurde wohl vom Tyrannen Lygdamis erbaut, gemeinsam mit einem riesigen Tempel. Naxos war politisch eng mit Athen verbunden (Lygdamis war ein enger Freund des athenischen Tyrannen Peisistratos), litt dabei aber gleichfalls unter den Perserkriegen 490 v. Chr., gewann aber im attisch-delischen Seebund (ab 477 v. Chr.) wieder an Einfluss in der Inselwelt, um aber schließlich gemeinsam mit Athen im peloponnesischen Krieg 404 v. Chr. zu verlieren.
Die Insel fiel darauf erst an die Mazedonier (338 v. Chr.), später an die ägyptischen Ptolemäer und danach an die Römer. Als das römische Reich in Ost und West geteilt wurde, kamen die Kykladen zum byzantinischen Reich, dass vom damalig so genannten Konstantinopel aus regiert wurde. Diese Einflüsse sind auch heute noch sehr gut zu sehen auf Naxos, am eindrucksvollsten an der Panagia Drosiani, einer orthodoxen Kirche, die im 6. Jahrhundert erbaut wurde.

Geschichte Naxos: Vom Mittelalter bis heute

1207 eroberte das Königreich Venedig, die aufstrebende Seemacht im Mittelmeer, Naxos. Die Venezianer hatten es dabei nicht wirklich schwer, denn immer wieder wurden die Kykladen von Piraten heimgefallen und hatten eine nur unzureichende Verteidigung. So wurde das Herzogtum Naxos gegründet, dass aus 17 Inseln bestand. Bis weit in das 16. Jahrhundert hinein behielt Venedig die Oberhoheit über die Ägäis. Insbesondere auf Naxos sind davon noch oftmals Einflüsse zu bewundern. Dazu gehört die Festung, die heute noch die Altstadt überragt und als zentraler Herrschaftsort des lokalen Herzogtums galt. Weiterhin entstanden zahlreiche Pýrgi, Wohntürme mit stattlichen Wehranlagen, in welchen venezianische Siedler wohnten. Diese Häuser wurden vom 13. – 17. Jahrhundert gebaut. Naxos ist so etwas wie die Insel der Pýrgi, denn es gibt auf der Insel außergewöhnlich viele zu entdecken. Diese zumeist freistehenden Häuser haben dicken Mauern, Zinnen und Schießscharten und sehen aus und funktionierten wie kleine Burgen, weshalb sie an gut zu verteidigenden Punkten gebaut wurden, statt in urbaner Besiedlung. Ebenfalls wie bei Burgen, waren ihre Bewohner und Besitzer Feudalherren, welche das umliegende Territorium als Lehen übertragen bekamen. Lediglich die Zuflucht zu einem Pýrgos gab den Bewohnern genügend Schutz, wenn Piraten die Inseln enterten. Heute finden sich noch 30 erhaltene Wohntürme, vom komplett restaurierten Bazeos / Timos Stavrós, der als Kunstmuseum dient bis zum verfallenen bis zum zerfallenen Agia.           
1537 eroberten die Osmanen die Insel, waren aber eigentlich nur an sprudelnden Steuerabgaben interessiert, wodurch die venezianischen Familien größtenteils an der Macht blieben. Die türkische Macht wurde als Fremdherrschaft empfunden, gegen die sich die Bevölkerung zeitweise auflehnte. So nahm auch Naxos am griechischen Unabhängigkeitskrieg ab 1821 teil und bekam 1830 seinen Platz im neu gegründeten griechischen Staat, zudem es bekannterweise auch heute noch gehört.
In den turbulenten Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Insel, wie fast der gesamte Kontinent, Zeuge von Flucht und Vertreibung (wie beim großen Bevölkerungsaustausch in den 1920er Jahren, als Millionen Griechen aus der Türkei und Bulgarien nach Griechenland umsiedeln mussten und Türken und Bulgarien in ihre Nationen verfrachtet wurden, geregelt wurde dies in den Verträgen von Neuilly und Lausanne) oder Krieg (Naxos war im 2. Weltkrieg erst von 200 italienischen, später von 70 deutschen Soldaten besetzt gehalten wurden).
Eine weitreichende Veränderung brachte der einsetzende Tourismus ab den 1990er Jahren mit sich. Viele neue Häuser wurden bis zur Griechenland-Krise 2008 gebaut, jedoch keine hohen Hotelburgen, sondern zumeist kleinere Anlagen, die sich eher im Westen und Süden der Insel befinden. Viele einheimische Familien haben mittlerweile ihren Haupterwerb im Tourismus gefunden. 2018 hat man als Gast das Gefühl der Tourismus-Sektor habe sich auf Naxos erholt. Viele Übernachtungsmöglichkeiten sind neu, aber insbesondere im Vergleich zu Mykonos weitaus preiswerter. So stellt Naxos heute sich als Insel dar, in der man Strand, höhere Berge, erlebbare Geschichte, gutes Wetter, freundliche Menschen, gutes Essen, enge und verschlungene Gassen mit sprudelnden urbanen (und stark touristisch gefärbten) Leben, aber auch einsame Bergdörfer und scheinbar verlassene Buchten finden kann.